Abschlussbericht infas - Landschaftsverband Rheinland
Abschlussbericht infas - Landschaftsverband Rheinland
Abschlussbericht infas - Landschaftsverband Rheinland
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Fortbildungsreihe für Lehrerinnen<br />
und Lehrer an Förderschulen<br />
zur Verbesserung des Übergangs Schule-Beruf<br />
für behinderte Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>Abschlussbericht</strong><br />
der wissenschaftlichen Begleitforschung
Bericht für:<br />
<strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong> (LVR)<br />
<strong>Landschaftsverband</strong> Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Ansprechpartner:<br />
Norbert Wosnitzka (LVR)<br />
Telefon: 0221 809-4390<br />
Rita Watermeier (LWL)<br />
Telefon: 0251 591-5825<br />
Vorgelegt von:<br />
<strong>infas</strong> Institut für angewandte Soziawissenschaft GmbH<br />
Friedrich-Wilhelm-Straße 18<br />
53113 Bonn<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Psych. Janina Belz<br />
Dr. Helmut Schröder<br />
Telefon.: 0228 3822-0<br />
PN: 3839<br />
Bonn, im August 2009
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Vorwort zum <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Von Jugendlichen mit Behinderung wird der Wunsch nach Arbeit ebenso selbstverständlich<br />
geäußert wie von nicht behinderten Schülerinnen und Schülern. Auch für<br />
Menschen mit Behinderungen ist die Möglichkeit einer Erwerbstätigkeit von herausragender<br />
existentieller Bedeutung. In dem Maße, in dem durch Eingliederung auf dem<br />
Arbeitsmarkt Berufstätigkeit gelingt, ist eine weitgehend selbstbestimmte Lebensführung<br />
möglich. Persönliche und institutionelle Abhängigkeiten können reduziert oder<br />
teilweise ganz vermieden werden.<br />
Fakt ist, dass beinahe schon traditionell für viele schwerbehinderte Schülerinnen und<br />
Schüler der Weg nach der Schule direkt in die Werkstatt für behinderte Menschen<br />
führt, obwohl für einen nicht unbeträchtlichen Teil die betrieblichen Möglichkeiten der<br />
beruflichen Integration nicht hinreichend geprüft werden.<br />
Allgemeingültig kann für die letzten Jahre gesagt werden, dass außerhalb von Modellprojekten<br />
bei den körperbehinderten Schülerinnen und Schülern nur ein bis drei Prozent<br />
der Abgängerinnen und Abgänger einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt finden.<br />
Auch bei Schülerinnen und Schülern mit einer geistigen Behinderung ist davon auszugehen,<br />
dass nur sehr vereinzelt der direkte Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
geschafft wird. Berufsvorbereitende Maßnahmen werden für diese Zielgruppen nur in<br />
den seltensten Fällen durchgeführt.<br />
Die (überwiegend) mangelnde Ausbildungsfähigkeit der Betroffenen, die hohe Zahl der<br />
arbeitslosen Menschen, die Vorbehalte der Arbeitgeber gegenüber dem Personenkreis<br />
und die schlechte Eignung hergebrachter Vermittlungsmethoden sind nur einige der<br />
Gründe dafür, dass die meisten Schülerinnen und Schüler in den Werkstätten für behinderte<br />
Menschen (WfbM) Aufnahme finden. Natürlich ist es utopisch zu glauben,<br />
dass alle Schulabgänger einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt finden könnten;<br />
Fakt ist jedoch, dass auch diejenigen keinen finden, die sich dort behaupten könnten.<br />
Ziel der Bemühungen der Integrationsämter ist es daher, diesem Personenkreis diejenigen<br />
Hilfen zukommen zu lassen, die erforderlich sind, um einen Arbeitsplatz zu erlangen.<br />
Bereits im Rahmen der 1995 begonnenen und erfolgreich abgeschlossenen Modellprojekte<br />
zum Übergang Schule – Beruf durch die Integrationsämter der Landschaftsverbände<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen-Lippe und ebenso in nachfolgenden Untersuchungen<br />
wurde festgestellt, dass eine früh einsetzende, intensive Beratung der Beteiligten am<br />
Berufsfindungsprozess zur nachhaltigen Platzierung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
und damit verbunden einer weitgehend selbstbestimmten Lebensplanung positiv beiträgt.<br />
Daher ist es sinnvoll und notwendig, mit der Berufsorientierung und der zielgerichteten<br />
Berufswahlvorbereitung noch während der Schulzeit zu beginnen.<br />
Eine Verzahnung der schulischen Lerninhalte mit Anforderungsprofilen der Arbeitswelt<br />
wird zunehmend als notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsorientie-<br />
i
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
rung und damit der Vorbereitung einer Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
anerkannt und deshalb aktuell in vielfältigen kleineren Projekten und Strategiemaßnahmen<br />
umgesetzt.<br />
Grundlagen und Planung<br />
Bei diesen Überlegungen geraten natürlicherweise die Schulen selbst ins Blickfeld. Es<br />
stellt sich die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler optimal auf die Arbeitswelt vorbereitet<br />
werden können und ob dazu den Lehrerinnen und Lehrern weitere Hilfen an<br />
die Hand gegeben werden müssen.<br />
Die Verweilzeit an Sonderschulen variiert zwischen elf und 18 Jahren. Diese Schulzeit<br />
wird ohne Wechsel an ein und derselben Schule verbracht – bemerkenswert deswegen,<br />
weil über einen langen Zeitraum hinweg Betreuung und Förderung weder einen<br />
räumlichen noch einen nennenswerten personellen Wechsel erleben. Im Umkehrschluss<br />
heißt das, dass innerhalb dieser ganzen Zeit auch keinerlei neue Anpassungsleistung<br />
von den Kindern/Jugendlichen oder deren Eltern verlangt wird. Vertrautheit,<br />
Nähe, lange Zeit mit einer unveränderten Tagesstruktur und über allem die sonderpädagogisch<br />
wohlwollende, innige Atmosphäre einer „großen Familie“ (mitunter in Konkurrenz<br />
zu der eigenen „kleinen Familie“) prägen den schulischen Alltag.<br />
Der Übergang der Mädchen und Jungen in die Abschlussstufen der Schulen kommt für<br />
alle Beteiligten in diesem Szenario anscheinend immer unverhofft, „viel zu früh“ und<br />
häufig als Anstoß, darüber nachdenken zu müssen, dass die Schulzeit endlich ist –<br />
und das zu einem jetzt greifbaren Zeitpunkt. Den oben beschriebenen Status quo aufgeben<br />
zu müssen, provoziert unterschiedliche Reaktionen:<br />
• Unsicherheit, Angst und ein Aufwallen der elterlichen Sorge, sich schützend vor<br />
ihre Tochter/ihren Sohn stellen zu müssen, um sie vor den als bedrohlich empfundenen<br />
Realitäten außerhalb der Schonräume Elternhaus und Schule zu bewahren.<br />
• Die Sorge der Eltern, ihre Tochter/ihren Sohn in einer Einrichtung – und hier im<br />
Besonderen der WfbM – wiederzufinden, ohne die Chance, tatsächlich abklären<br />
zu können, ob diese Möglichkeit die einzige für ihr Kind darstellt.<br />
Die elterlichen Gefühle ähneln der Besorgnis der Lehrerinnen und Lehrer, ihre „Schützlinge“<br />
aus dem behütenden Kontext der Schulen zu entlassen. Es findet sich eine Situation<br />
wieder, in der viele arbeitsweltrelevante Informationen notwendig sind, ohne dass<br />
tatsächlich kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Es fehlt jemand, der<br />
auch außerhalb von Förderplänen oder Schulberichten die Person in der beruflichen<br />
Vorbereitung erlebt und begleitet.<br />
Informationen über den Übergang von der Schule in eine berufliche Förderung oder<br />
Tätigkeit werden in der Regel über die Lehrerinnen und Lehrer an die Eltern weitergegeben.<br />
Förderpläne und Gutachten der Schule werden zur Information der Rehabilitationsberater<br />
der Agenturen für Arbeit genutzt. Zur einen wie zur anderen Seite sind die<br />
Lehrerinnen und Lehrer Ansprechpartner und Informanten, ohne jedoch wirklich über<br />
ii
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
das notwendige Know-how zu verfügen. Der Prozess der beruflichen Vorbereitung findet<br />
in den Curricula der Lehrerausbildung, in den Richtlinien der Schulen oder den<br />
Schulprogrammen bislang zu wenig Beachtung und ist damit beliebig.<br />
Ziele und Grundsätze<br />
Im Ergebnis geht es also darum, den Jugendlichen eigene Wahlmöglichkeiten zu erschließen<br />
und sie in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen.<br />
Hierbei erweisen sich folgende Grundsätze als zwingend notwendig:<br />
► Individualisierung und Flexibilisierung<br />
Ausgangspunkt muss der behinderte Mensch sein, eine Analyse seiner Fähigkeiten<br />
und Möglichkeiten sowie eine Auseinandersetzung mit seinen Vorstellungen über seine<br />
Erwerbsbiographie. Auf dieser Basis muss gemeinsam mit allen Beteiligten ein Berufswegeplan<br />
(Teilhabeplan) entwickelt werden, der dann schrittweise realisiert wird –<br />
ein Element ist die Berufswegekonferenz.<br />
Die Kernfrage muss lauten:<br />
„Was braucht der behinderte Mensch für die Realisierung seiner beruflichen Teilhabe?“<br />
► Frühzeitigkeit<br />
Das Angebot muss frühzeitig erfolgen. Es empfiehlt sich, mit den Leistungen bereits<br />
zwei Jahre vor Schulentlassung zu beginnen, da ansonsten schon sehr frühzeitig die<br />
Weichen in eine bestimmte Richtung gestellt werden (z.B. Aufnahmeantrag an eine<br />
WfbM, Anmeldung bei einem BBW). Ein Beginn der Aktivitäten bereits zwei Jahre vor<br />
Schulentlassung ermöglicht eine Prüfung und Erprobung ohne Zeitdruck sowie das<br />
frühzeitige Hinarbeiten auf die nachschulische Perspektive.<br />
► Betriebsorientierung<br />
Die Erfahrung zeigt, dass je höher die betrieblichen Anteile an einer beruflichen Vorbereitung<br />
sind, desto besser gelingt die spätere berufliche Integration. Dies ist nicht nur<br />
wegen der Vermittlung von realistischen Anforderungen in einem Betrieb wichtig; mindestens<br />
genauso wichtig sind die informellen Lernprozesse, die sich nur in einem Betrieb<br />
ergeben können (wie verhalte ich mich korrekt gegenüber meinem Vorgesetzten,<br />
aber auch meinen Kollegen gegenüber, welche betriebsinternen Regeln muss ich beachten<br />
etc.).<br />
Insofern müssen alle Maßnahmen dahingehend überprüft werden, wie man Vorbereitung,<br />
Ausbildung und Arbeit in betrieblicher Verantwortung sichern kann.<br />
iii
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
► Kontinuität und Verlässlichkeit<br />
Sowohl der Betrieb (Arbeitgeber/Kolleginnen und Kollegen) als auch die Schülerin/der<br />
Schüler benötigen bei dem Prozess der betrieblichen Integration eine professionelle<br />
Unterstützung, z.B. durch einen Integrationsfachdienst. Es muss eine am Einzelfall<br />
konzipierte berufliche Begleitung installiert werden. Im Verlauf der Begleitung sind für<br />
Arbeitgeber die beiden Kriterien „Kontinuität“ und „Verlässlichkeit“ von zentraler Bedeutung.<br />
► Anteil der Schule<br />
Ein wesentlicher Anteil zur Verbesserung des Übergangs von der Schule ins Erwerbsleben<br />
muss von der Schule geleistet werden. Folgende Punkte sind dabei wesentlich:<br />
• Es ist wichtig, dass in den Schulen ein fester Ansprechpartner benannt wird, der<br />
für den Übergang in das Erwerbsleben zuständig ist.<br />
• Das „Gesamtsystem Schule“ sollte sich für die außerschulische Realität öffnen,<br />
um den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zu geben, sich auf die Zeit nach<br />
der Schule vorzubereiten.<br />
• Die Klassenlehrer müssen in die Lage versetzt werden, die arbeitsrelevanten Fähigkeiten<br />
der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern. Hier sind die<br />
Fähigkeiten gemeint, die für die Ausübung von Erwerbsarbeit von zentraler Bedeutung<br />
und als Schlüsselqualifikationen bekannt sind: z.B. Antrieb, Auffassung, Ausdauer,<br />
Konzentration, kritische Kontrolle, Kritisierbarkeit, Pünktlichkeit und Sorgfalt.<br />
► Netzwerkorientierung<br />
Der gesamte Prozess der Berufsinformation, Berufsberatung und Berufsvorbereitung<br />
der (schwer)behinderten Schülerinnen und Schüler wird erheblich optimiert, wenn eine<br />
enge Kooperation zwischen den Eltern, den Lehrpersonen, der Schulaufsicht, den zuständigen<br />
Fachkräften der Arbeitsagentur und dem IFD erfolgt.<br />
Gemäß § 104 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX hat die Bundesagentur für Arbeit die Aufgabe der<br />
Berufsberatung, Ausbildungsvermittlung und Arbeitsvermittlung schwerbehinderter<br />
Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />
Zur Ergänzung und Vertiefung einer zielgerichteten beruflichen Integration definiert der<br />
Integrationsfachdienst sein Leistungsangebot auf der Basis des § 109 SGB IX.<br />
Nach § 110 Abs. 1 Nr. 1a SGB IX kann der Integrationsfachdienst die Bundesagentur<br />
für Arbeit auf deren Anforderung bei der Berufsorientierung und Berufsberatung in den<br />
Schulen einschließlich der auf jeden Jugendlichen bezogenen Dokumentation der Ergebnisse<br />
unterstützen.<br />
Es hat keinen Sinn, diesen Weg nach Schulentlassung zu beginnen. Wenn, wie beschrieben,<br />
die bisherige Praxis der beruflichen Beratung sich auf die WfbM/BBW-<br />
iv
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Varianten beschränkt, so sind hiermit zwar fast alle Schülerinnen und Schüler versorgt,<br />
und Schule und Agentur für Arbeit sind bemüht, niemanden ins Leere laufen zu lassen.<br />
Ist aber die betriebliche Einmündung als Variante im Übergang Schule – Beruf gewollt,<br />
müssen die entsprechenden Bemühungen vor dem Ende der Schulzeit einsetzen. Die<br />
Lehrerinnen und Lehrer müssen anders eingebunden werden als dies bisher der Fall<br />
war. Darüber hinaus muss es gelingen, Anstöße für Veränderungen sowohl in der<br />
Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung als auch daraus resultierend<br />
in der „Schulphilosophie“ zu geben.<br />
Diesem Ziel fühlen sich die Integrationsämter der Landschaftsverbände mit dem Angebot<br />
der Lehrerfortbildungsreihe verpflichtet.<br />
Konkretisierung<br />
Unter Beteiligung eines Arbeitskreises von Lehrerinnen und Lehrern an westfälischen<br />
Förderschulen mit dem Schwerpunkt KME wurde ein Curriculum zur Fortbildung von<br />
Lehrkräften in Abgangsklassen/-stufen entwickelt.<br />
Da sowohl im <strong>Rheinland</strong> als auch in Westfalen die Notwendigkeit gesehen wird, sich im<br />
Bereich „Übergang Schule – Beruf“ zu engagieren, fiel im Januar 2006 die Entscheidung,<br />
das Projekt gemeinsam in Form eines Modellvorhabens der Integrationsämter<br />
des LVR und des LWL anzugehen.<br />
Die Ziele der Fortbildungsreihe waren zum einen die Verbesserung des Handlungswissens<br />
von Lehrerinnen und Lehrern in diesem Aufgabenfeld, zum anderen der Aufbau<br />
von festen und kompetenten Ansprechpartnern in den Schulen als Teil des zu bildenden<br />
oben beschriebenen Netzwerks.<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer nahmen an acht Wochenenden (à zwei Tage) an der modularen<br />
Fortbildungsreihe teil. Vermittelt wurden neben rechtlichen Grundlagen, Fördermöglichkeiten<br />
und Möglichkeiten der Arbeitsdiagnostik vor allem Themen aus der<br />
Arbeitswelt, wie zum Beispiel Denken und Handeln im betrieblichen Kontext oder auch<br />
ganz praktische Übungen wie „Vorstellungsgespräche aus Sicht eines Personalverantwortlichen“.<br />
Fortbildungsmodule im pädagogischen Kontext befassten sich mit Bereichen<br />
wie der Öffnung von Schule für das Thema Arbeit, der Kooperation in örtlichen<br />
Netzwerken, der Behinderungsverarbeitung und der Elternarbeit.<br />
Evaluation<br />
Um Inhalte und Wirkung der Reihe überprüfen zu können, stellte sich die Frage nach<br />
einer Auswertung der Module, der Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
und der Umsetzbarkeit im schulischen Alltag. Die üblicherweise in Fortbildungsveranstaltungen<br />
benutzten Beurteilungsbögen bieten hier keine ausreichende Hilfestellung<br />
und Aussagekraft.<br />
Die Integrationsämter haben daher entschieden, die Pilotreihe gemeinsam evaluieren<br />
zu lassen.<br />
v
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Bilanz und Ausblick<br />
Die Erfahrungen dieser Fortbildungsreihe haben eindeutig gezeigt, dass die Erfolg versprechendste<br />
Anbahnung auf eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt in einem sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsverhältnis genau über diesen Weg zu erreichen ist:<br />
berufliche Vorbereitung während der Schulzeit, sich ausprobieren in verschiedenen<br />
Praktika, passgenaue Vermittlung in eine individuelle betriebliche Vorbereitung, zur<br />
Ausbildung oder Anlerntätigkeit oder bei entsprechender Leistungsfähigkeit direkt in<br />
Ausbildung oder Arbeit.<br />
Es hat sich zudem als sehr sinnvoll erwiesen, die o.g. Zielsetzung der Netzwerkorientierung<br />
zu verfolgen und die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer auch als regionale<br />
Netzwerkpartner zu verstehen und sie entsprechend zu schulen.<br />
Inzwischen sind erste Veränderungen in den Schulabläufen und -organisationen zu<br />
beobachten: Schulen öffnen sich behutsam den neuen Kooperationspartnern Integrationsfachdienst<br />
und Betriebe. Intern beginnt eine stufenübergreifende Kommunikation zu<br />
gemeinsamen Zielen, zu denen die ergebnisoffene Vorbereitung auf Arbeit und Leben<br />
nach der Schule gehört. An einigen wenigen Orten finden bereits regionale Vernetzungen<br />
langsam ihre Realisierung an ersten runden Tischen, die regelmäßig stattfinden<br />
und den unterschiedlichen Akteuren eine gemeinsame Plattform bieten können.<br />
Dieser Prozess ist hier und da angestoßen, aber bei weitem noch nicht vollendet. Es<br />
bedarf nun einer flächendeckenden Zusammenarbeit aller relevanten Leistungsträger,<br />
um ein Übergangskonzept „aus einer Hand“ verbindlich in NRW etablieren zu können.<br />
Hierzu ist es genauso notwendig, die Lehrerfortbildungsreihe fortzusetzen, um weitere<br />
Multiplikatoren zu gewinnen, die sich im Übergang Schule – Beruf der neuen Herausforderung<br />
stellen, ihren Schülerinnen und Schülern berufliche Wahlmöglichkeiten zu<br />
eröffnen.<br />
Dr. Helga Seel Ulrich Adlhoch<br />
LVR-Integrationsamt LWL-Integrationsamt Westfalen<br />
vi
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Ergebnistelegramm ............................................................................................. I<br />
1 Untersuchungsauftrag und Anlage der Evaluation ....................................... 1<br />
1.1 Einordnung der Weiterbildungsreihe.................................................................................. 1<br />
1.2 Zielsetzung und Anlage der Begleituntersuchung ............................................................. 4<br />
1.3 Zum vorliegenden <strong>Abschlussbericht</strong>.................................................................................. 9<br />
2 Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006........................... 10<br />
2.1 Zusammensetzung der Teilnehmer ................................................................................. 10<br />
2.2 Informationen über und Motivation zur Teilnahme an der Weiterbildung........................ 13<br />
2.3 Erwartungen an die Fortbildungsreihe ............................................................................. 16<br />
2.4 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung.......................................................... 19<br />
2.5 Vorstellungen über die Rolle der Schule bei der Berufswahlvorbereitung der Schüler... 22<br />
2.6 Informationsstand über die Themen der Weiterbildungsreihe......................................... 27<br />
2.7 Zusammenfassung: Ausgangslage vor Beginn der Reihe............................................... 31<br />
3 Spontane Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule ....................... 32<br />
3.1 Gesamtbewertungen der Seminare im Überblick ............................................................ 34<br />
3.2 Bewertung der organisatorischen Aspekte im Überblick ................................................. 36<br />
3.3 Bewertung von Zeit und Ressourcen im Überblick.......................................................... 37<br />
3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Seminarbewertungen .......................................... 39<br />
4 Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007.......... 41<br />
4.1 Zufriedenheit mit dem Rahmenkonzept der Fortbildungsreihe........................................ 42<br />
4.2 Ergänzende Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte............................. 44<br />
4.3 Erste Auswirkungen der Fortbildungsreihe an den Schulen............................................ 47<br />
4.3.1 Zugewinn an Informationen über die Themen der Fortbildungsreihe........................ 47<br />
4.3.2 Erste Aktivitäten der Umsetzung der Inhalte in den Schulen .................................... 49<br />
4.3.3 Ansatzpunkte für Aktivitäten außerhalb der Schule................................................... 52<br />
4.3.4 Meinungen und Haltungen bezüglich Schule und Lehrerrolle................................... 53<br />
4.4 Zusammenfassung: Erste Erfahrungen der Teilnehmer.................................................. 56<br />
5 Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008 ..... 57<br />
5.1 Abschließende Bewertung der Fortbildungsreihe............................................................ 58<br />
5.2 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte ................................................ 63<br />
5.3 Meinungen zur Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt .............................. 69<br />
5.4 Zusammenfassung: Erfahrungen ein Jahr nach Abschluss der Reihe............................ 73<br />
vii
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Übersichtsverzeichnis<br />
Übersicht 1-1 Überblick: Seminare der Fortbildungsreihe........................................ 4<br />
Übersicht 1-2 Ziele der Evaluation........................................................................... 5<br />
Übersicht 1-3 Anlage der Evaluation ....................................................................... 6<br />
Übersicht 2-1 Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe............... 11<br />
Übersicht 2-2 Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe im<br />
<strong>Rheinland</strong> und im Münsterland ........................................................ 12<br />
Übersicht 2-3 Informationsquellen über die Fortbildungsreihe ............................... 13<br />
Übersicht 2-4 Anstoß für die Anmeldung zur Fortbildungsreihe ............................. 14<br />
Übersicht 2-5 Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung .................................. 15<br />
Übersicht 2-6 Weitere Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung (offene<br />
Nennung) ........................................................................................ 15<br />
Übersicht 2-7 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 17<br />
Übersicht 2-8 Erwartungen der Teilnehmer an die Fortbildung (offene Nennung).. 18<br />
Übersicht 2-9 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule I:<br />
Schulinterne Vorbereitung ............................................................... 20<br />
Übersicht 2-10 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule II:<br />
Mitwirkung von Arbeitsmarktakteuren.............................................. 20<br />
Übersicht 2-11 Zusammenarbeit der Schule mit Einrichtungen ............................... 22<br />
Übersicht 2-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt.......................................... 23<br />
Übersicht 2-13 Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt.......................... 24<br />
Übersicht 2-14 Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten .......................................................... 25<br />
Übersicht 2-15 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen Laufbahnentscheidungen<br />
der Schüler im Übergang mit zu gestalten ..... 26<br />
Übersicht 2-16 Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildungen und<br />
Wichtigkeit der Themen I................................................................. 27<br />
Übersicht 2-17 Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildungen und<br />
Wichtigkeit der Themen II................................................................ 28<br />
Übersicht 2-18 Index: Informationsstand der Lehrer über alle Themen der<br />
Fortbildungsreihe............................................................................. 29<br />
Übersicht 2-19 Weiterer Fortbildungsbedarf zu Themen, die in der Reihe noch nicht<br />
genügend berücksichtigt sind .......................................................... 30<br />
Übersicht 3-1 Überblick: Abfolge der Seminare in den beiden<br />
Landschaftsverbänden .................................................................... 32<br />
viii
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Übersicht 3-2 Gesamtzufriedenheit mit den Seminarmodulen bzw. Seminartagen 34<br />
Übersicht 3-3 Zufriedenheit mit der allgemeinen Seminardurchführung................. 36<br />
Übersicht 3-4 Zufriedenheit mit den weiteren Rahmenbedingungen d. Seminare.. 37<br />
Übersicht 3-5 Besonderheiten in der Wahrnehmung von Zeit und Ressourcen ..... 38<br />
Übersicht 4-1 Anzahl der besuchten Seminare...................................................... 41<br />
Übersicht 4-2 Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Fortbildungsreihe.. 42<br />
Übersicht 4-3 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 44<br />
Übersicht 4-4 Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte .................. 45<br />
Übersicht 4-5 Wichtigkeit eines Fortbildungsmoduls zum Umsetzungsprozess ..... 46<br />
Übersicht 4-6 Informationsgewinn durch die Fortbildung I ..................................... 47<br />
Übersicht 4-7 Informationsgewinn durch die Fortbildung II .................................... 48<br />
Übersicht 4-8 Informationsaustausch zur Fortbildungsreihe an der Schule............ 50<br />
Übersicht 4-9 Resonanz in der Schule auf die Fortbildungsmaßnahme................. 51<br />
Übersicht 4-10 Ansatzpunkte für Veränderungen in der schulischen Arbeit............. 52<br />
Übersicht 4-11 Meinungen über Schule und Arbeitswelt I........................................ 54<br />
Übersicht 4-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt II....................................... 54<br />
Übersicht 4-13 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer im Übergangsprozess ...... 55<br />
Übersicht 5-1 Teilnehmerzahlen der drei telefonischen Befragungswellen ............ 57<br />
Übersicht 5-2 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 58<br />
Übersicht 5-3 Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe insgesamt .......................... 59<br />
Übersicht 5-4 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer ......................................... 60<br />
Übersicht 5-5 Weiterempfehlung der Teilnahme an der Fortbildungsreihe............. 61<br />
Übersicht 5-6 Abschließende Bewertung der Fortbildungsmodule......................... 62<br />
Übersicht 5-7 Durchgeführte Aktivitäten zur Umsetzung der Fortbildungsreihe ..... 64<br />
Übersicht 5-8 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte ................. 65<br />
Übersicht 5-9 Einschätzungen von Erfolgen und Hindernissen bei d. Umsetzung . 67<br />
Übersicht 5-10 Zusage der Schulleitung zur Betreuung einer Abschluss-Stufe........ 68<br />
Übersicht 5-11 Meinungen über Schule und Arbeitswelt I........................................ 69<br />
Übersicht 5-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt II....................................... 70<br />
Übersicht 5-13 Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt.......................... 71<br />
Übersicht 5-14 Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten .......................................................... 72<br />
ix
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> I<br />
Ergebnistelegramm<br />
Anlage der Untersuchung<br />
Die Integrationsämter der beiden Landschaftsverbände in NRW führten im Schuljahr<br />
2006/2007 eine gemeinsame Lehrerweiterbildungsreihe durch. Im Rahmen von acht<br />
Unterrichtsmodulen wurden Lehrer an Förderschulen (überwiegend Schwerpunkt körperliche<br />
und motorische Entwicklung) mit Kenntnissen und Fähigkeiten vertraut gemacht,<br />
die für die Unterstützung ihrer Schüler beim Übergang von der Schule in die<br />
Arbeitswelt von Nutzen sein sollen. In abgeschlossenen Unterrichtsmodulen werden<br />
jeweils zentrale Aspekte der Berufswahl, des Übergangs in die Arbeitswelt und die Unterstützung<br />
dabei thematisiert. Das Ziel war, Lehrer für die Übergangsproblematik der<br />
Jugendlichen in der Abschluss-Stufe zu schulen, die schulischen Kräfte für die Unterstützung<br />
der Jugendlichen zu mobilisieren und Hilfen für die schulische Praxis zu geben.<br />
Über das Lehrertraining wirken die Integrationsämter indirekt auf die Rahmenbedingungen<br />
ein, unter denen behinderte Schüler in die Arbeitswelt einmünden.<br />
Das <strong>infas</strong> Institut für angewandte Sozialwissenschaft führte die Begleitforschung zu<br />
dieser Fortbildungsreihe durch. Konzipiert wurde eine Prozessevaluation, die auf Erhebungen<br />
zu unterschiedlichen Messzeitpunkten vor Beginn, begleitend und nach Abschluss<br />
der Fortbildungsreihe beruhte und die folgenden Bausteine umfasste:<br />
• schriftliche Erhebung der Seminarinhalte und -ziele bei den Auftraggebern und bei<br />
den Dozenten (2006),<br />
• telefonische standardisierte Eingangsbefragung der teilnehmenden Lehrer (2006),<br />
• Monitoring der einzelnen Unterrichtsmodule anhand von schriftlichen Selbstausfüllern<br />
im direkten Anschluss an die jeweilige Veranstaltung (2006/2007),<br />
• telefonische erste Nachbefragung zu den Erfahrungen mit der Fortbildung (2007),<br />
• telefonische zweite Nachbefragung zur Nachhaltigkeit (2008).<br />
Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006<br />
Der Teilnehmerkreis dieser ersten Weiterbildungsreihe setzte sich vergleichsweise<br />
heterogen zusammen. Sowohl der Erfahrungshorizont bezüglich der Anforderungen in<br />
einer Abschluss-Stufe als auch der Informationsstand über die geplanten Themen der<br />
Fortbildungsreihe waren breit gestreut. Die Veranstalter und Lehrkräfte standen zu<br />
Beginn vor der Aufgabe, diese Unterschiede entsprechend zu überbrücken und den<br />
Teilnehmerkreis zu integrieren.<br />
Die Motivation aller Teilnehmer, aber auch ihre Erwartungen an die Weiterbildung waren<br />
hoch. Im Wesentlichen verbanden die Teilnehmer drei Zielsetzungen mit ihrem<br />
Veranstaltungsbesuch: Erweiterung der persönlichen Qualifikationen, Anregung für die<br />
organisatorische Umsetzung, Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen<br />
Schüler.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> II<br />
Eine Triebkraft für die Teilnahme war offenkundig der persönliche Wille, den behinderten<br />
Schülern bei ihrem äußerst schweren Zugang in die Arbeitswelt die notwendige<br />
Unterstützung zu geben. Normale Ausbildungen oder eine ungelernte Tätigkeit auf<br />
dem ersten Arbeitsmarkt schlossen die Lehrer für ihre Schüler weitgehend aus. Geförderte<br />
Ausbildungen in Sondereinrichtungen waren nach Einschätzung der beteiligten<br />
Lehrer auch eher für einen kleineren Teil der Schüler geeignet. Vor diesem Hintergrund<br />
kam in der Wahrnehmung der Beteiligten vor allem die Werkstatt für behinderte Menschen<br />
als alternative, geschützte Beschäftigungsmöglichkeit in Betracht.<br />
Die Berufswahl-vorbereitenden Aktivitäten der Schulen waren nach Darstellung der<br />
Teilnehmer breit angelegt und es bestand ein Netzwerk an externen Akteuren, die an<br />
der Berufsvorbereitung mitwirkten. Offensichtlich lag ein Bestreben der Lehrer darin,<br />
dieses Angebot und die Kooperationsnetze weiter zu verbessern resp. sich für diese<br />
Anforderungen zu qualifizieren.<br />
Differenzierte Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule<br />
Die Seminare beider Veranstaltungsreihen wurden mittels schriftlicher Nachbefragung<br />
sofortig im Anschluss an die jeweilige Veranstaltung differenziert beurteilt. Aus den<br />
Resultaten lässt sich ableiten, dass der Bedarf der Zielgruppe an der Vermittlung von<br />
Faktenwissen und Kenntnissen zu bestimmten Sachgebieten offenkundig groß war. All<br />
jene Seminare sind gut bewertet worden, die sich beispielsweise mit betrieblichen und<br />
wirtschaftlichen Zusammenhängen, Bewerbungen, Förderrecht und beteiligten Institutionen<br />
sowie mit Verfahren zur Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten befassten<br />
(z.B. M6, M4, M5). Gerade vor dem Hintergrund, dass sich die Teilnehmer häufig an<br />
ihren Schulen als „Einzelkämpfer“ im Hinblick auf den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt<br />
erlebten, wird die Motivation der Teilnehmer verständlich, ihren Informationsstand,<br />
ihre Kenntnisse oder instrumentellen Fertigkeiten zu solchen Sachthemen zu<br />
erweitern, die bei der Umsetzung der geplanten Aufgaben im schulischen Alltag die<br />
eigene Sicherheit steigern können. Dies ließ sich im Übrigen für beide Gruppen in gleichem<br />
Maße festhalten.<br />
Unterstützung erfuhren die Lehrer durch die Veranstaltungsreihe auch dort, wo sie in<br />
ihren bisherigen Erfahrungen bekräftigt wurden, wie beispielsweise zum Thema „Elternarbeit“<br />
(M7), zu dem die Lehrer sich durch das Seminar zumeist bestätigt und verstanden<br />
sahen.<br />
Diejenigen Seminare der Fortbildungsreihe, in denen es stärker um die eigene Rolle<br />
als Lehrer im Übergangsprozess ging, sei es bei der Behinderungsverarbeitung (M3)<br />
oder bei dem Kennenlernen möglicher Ansätze für die Methode der persönlichen Zukunftsplanung<br />
(M2), sind kritischer beurteilt worden. Dass die Urteile hierzu zwischen<br />
der Gruppe in Westfalen und der Gruppe im <strong>Rheinland</strong> deutlich auseinander fielen, hat<br />
möglicherweise mit den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Lehrer bei der Betreuung<br />
von Abschluss-Stufen und mit ihrer Berufserfahrung zu tun. Offenbar sprachen<br />
diese Seminare eher die Gruppe aus Westfalen an, die insgesamt jünger war und über<br />
vergleichsweise geringere Erfahrungen im Beruf bzw. mit Abschluss-Stufen verfügte.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> III<br />
Es ist daher zu prüfen, ob und wie diese Inhalte auch erfahrenen Teilnehmern näher<br />
gebracht werden können.<br />
An den vergleichsweise schlechten Ergebnissen zu Modul 5 „Arbeitsplatzgestaltung“<br />
zeichnete sich schließlich ab, dass eine stärkere Differenzierung dieses Themas nach<br />
dem Schwerpunkt der jeweiligen Schulen (körperliche und motorische Entwicklung/<br />
Sehen/ Hören und Kommunikation) vorteilhaft wäre, sofern dies inhaltlich und organisatorisch<br />
möglich ist.<br />
Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007<br />
Kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe wurde im Herbst 2007 eine zusammenfassende<br />
Bewertung der Fortbildung telefonisch erhoben sowie die ersten Erfahrungen<br />
der Lehrer bei der Umsetzung in der Praxis untersucht.<br />
Das Gesamtkonzept und die Rahmenbedingungen der Reihe wurden auch zu diesem<br />
Messzeitpunkt sehr positiv bewertet und die Zielsetzung der Fortbildung wurde nach<br />
wie vor von den Teilnehmern getragen. Darüber hinaus wurden differenzierte Wünsche<br />
bezüglich der inhaltlichen Ausgestaltung der Module geäußert. Aus den Angaben wurde<br />
zudem deutlich, dass noch eine relative Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der<br />
Inhalte in der Schule bestand.<br />
Die Fortbildungsreihe hat den Informationsstand der Teilnehmer je nach Thema in unterschiedlichem<br />
Ausmaß erweitern können. Den größten Informationszugewinn erlebten<br />
die Teilnehmer bezüglich ihrer Kenntnisse der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />
und Agentur für Arbeit. Eine deutliche Steigerung des eigenen<br />
Informationsstands wurde auch bei gesetzlichen Fördermöglichkeiten im Übergang von<br />
Schule in Ausbildung und Beruf wahrgenommen sowie bezüglich der Grundlagen betrieblicher<br />
Abläufe.<br />
Die Lehrer waren zu diesem Zeitpunkt an ihren Schulen bereits in vielfältige Kommunikation<br />
über einzelne Inhalte und Umsetzungsmöglichkeiten der Fortbildungsreihe getreten.<br />
Sie fühlten sich durch die Schulleitung und Kollegen der Abschluss-Stufe insgesamt<br />
positiv bestärkt. Kollegen außerhalb der Abschluss-Stufe und die Eltern wurden<br />
noch eher situativ und informell einbezogen. Die konkreten Aktivitäten der Teilnehmer<br />
wiesen darauf hin, dass Netzwerke zu den klassischen Akteuren von Arbeitsmarkt und<br />
Förderung (Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienst und Betriebe) in der Regel bereits<br />
geknüpft wurden. Die Intensivierung der Kontakte zum Integrationsamt und zu den<br />
Eltern gehörte zu den geplanten weiteren Maßnahmen der Umsetzung.<br />
Veränderungen der Haltungen und Meinungen über Schule und Arbeitswelt zeigten<br />
sich vor allen Dingen in einer veränderten Sicht auf die Chancen und Möglichkeiten der<br />
WfbM. Die Vorbereitung auf die nächste Förderinstanz wurde erheblich seltener ins<br />
Auge gefasst als vor der Fortbildungsteilnahme. In ihrer Rolle erlebten sich die Lehrer<br />
gestärkt, der eigene Handlungsspielraum wurde größer wahrgenommen als zuvor.<br />
Zwischen den beiden Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen waren<br />
insgesamt nur geringe Unterschiede festzuhalten. Wo punktuelle Abweichungen
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> IV<br />
festgestellt werden konnten, betrafen diese die Weitergabe der Fortbildungsinhalte an<br />
den Schulen, bereits durchgeführte Aktivitäten der Umsetzung und die vorhandenen<br />
Unterstützungsstrukturen an den Schulen der Teilnehmergruppen.<br />
Als Ausblick nutzte etwa ein Drittel der Teilnehmer die Möglichkeit eines ergänzenden<br />
Kommentars zur Fortbildungsreihe. Einige Teilnehmer sprachen sich dabei für eine<br />
Fortsetzung der Reihe aus, d.h. für eine Wiederholung der Reihe für neue Teilnehmer.<br />
Andere würden den Ausbau der Fortbildungsreihe für die jetzigen Absolventen im Sinne<br />
eines Folgetreffens, Nachtreffens zum Erfahrungsaustausch oder sogar als Aufbaumodul<br />
bzw. -reihe begrüßen. Auch einzelne kritische Stimmen bezüglich der Realisierbarkeit<br />
der Ziele und bezüglich der Begleitforschung wurden zu Protokoll gegeben.<br />
Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008<br />
Die letzte Befragung der Teilnehmer fand ein Jahr nach Beendigung der Fortbildungsreihe<br />
in 2008 statt und hatte im Wesentlichen die folgenden Erfolgsindikatoren im Fokus:<br />
die abschließende Bewertungen der Fortbildungsreihe selbst, die konkreten Umsetzungsbemühungen<br />
an der Schule, die eigene Sicht auf die Wirksamkeit der Bemühungen<br />
sowie Einstellungen bezüglich der Rolle von Schule und Lehrer sowie bezüglich<br />
der Eignung bestimmter Beschäftigungsformen für die eigenen Schüler.<br />
Die Resultate der Abschlussbefragung zeigen, dass mit dem zeitlichen Abstand die<br />
erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer gewissen Ernüchterung, aber auch<br />
Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat. Trotz insgesamt leichtem Rückgang<br />
der Bewertungen ist die Zustimmung zur Fortbildungsreihe noch immer hoch, die Zielsetzung<br />
wird in hohem Umfang getragen und auch die konkrete Zufriedenheit mit der<br />
Veranstaltungsreihe liegt trotz geringer Einbußen noch immer auf einem hohen Niveau.<br />
Dies wird gestützt durch die hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung der Fortbildungsteilnahme<br />
an Kolleginnen und Kollegen.<br />
Etwas deutlicher ist der Rückgang der Meinungen darüber, wie gut die Seminar-Reihe<br />
die spezifischen Anforderungen an die Lehrer beim Übergang der Schüler in den ersten<br />
Arbeitsmarkt vermitteln konnte und wie diese Anforderungen im Einzelnen erfüllt<br />
werden können. Auch der wahrgenommene eigene Handlungsspielraum der Lehrer bei<br />
der Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt hat sich nicht nachhaltig vergrößert.<br />
Der detaillierte Blick darauf, wie hilfreich die einzelnen Fortbildungsmodule aus Sicht<br />
der Lehrer beurteilt werden, stützt im Wesentlichen die Befunde, die sich auch bereits<br />
zeitnah zur Reihe abzeichneten. Dies betrifft insbesondere die betrieblich und wirtschaftlich<br />
orientierten Fortbildungsmodule, die zu allen Befragungszeitpunkten in hohem<br />
Maße als hilfreich empfunden wurden. Andere Seminare hatten in 2007 zunächst<br />
bessere Resonanzen erzielt, haben sich aber in der schulischen Praxis offenbar bislang<br />
nur für einen Teil der Lehrer als hilfreich erwiesen: Förderrecht, MELBA (LVR) und<br />
Elternarbeit. Wieder andere Themen – Zukunftswerkstatt und die Behinderungsverar-
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> V<br />
beitung – wurden aus Sicht der Lehrer sowohl kurzfristig als auch mittelfristig als wenig<br />
bis gar nicht hilfreich bezeichnet.<br />
Unter den konkreten Aktivitäten, die die Lehrer zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />
inzwischen unternommen haben, wurden am häufigsten die Mobilisierung der Schulleitung<br />
bzw. der Kollegen an der Schule genannt, das Überdenken der eigenen Herangehensweise<br />
als Lehrer und die Vertiefung der Kontakte zum Integrationsfachdienst.<br />
Letzteren Aspekt bezeichneten die Lehrer sogar als den für sie persönlich wichtigsten<br />
Ansatzpunkt. Darüber hinaus ist eine breite Varianz der unternommenen Aktivitäten zu<br />
verzeichnen. Diese konzentrieren sich stärker auf die innerschulischen Ansatzpunkte<br />
(eigener Unterricht, Eltern, klassenübergreifende Aktivitäten, Einzelfallberatung von<br />
Schülern). Kontakte zu außerschulischen Institutionen und Einrichtungen werden demgegenüber<br />
seltener zum Gegenstand der Bemühungen (Agentur für Arbeit, Betriebe,<br />
Integrationsamt, WfbM, andere Schulen). Dabei bleibt offen, ob es sich hierbei bereits<br />
um ein endgültiges Muster handelt oder ob die Institutionen und Einrichtungen in längerfristiger<br />
Hinsicht stärker noch als bisher von den Lehrern in ihre Aktivitäten einbezogen<br />
werden.<br />
Insgesamt berichten die Lehrer über überwiegend positive Erfahrungen bei der Umsetzung<br />
der ihnen jeweils wichtigsten Ansatzpunkte aus der Fortbildung. Allerdings ist<br />
gerade die Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen aus Sicht der Lehrer offenbar<br />
mit größeren Problemen oder Hindernissen behaftet, denn es wird verhältnismäßig<br />
häufig über negative Erfahrungen berichtet. Hinzu kommt, dass neun von zehn Lehrer<br />
von Hindernissen unterschiedlicher Art bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte an<br />
ihrer Schule berichten, so etwa über personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />
Probleme mit der Schulleitung und den Kollegen oder mangelnde Flexibilität auch<br />
der Eltern. Bereits in 2007 signalisierten die Lehrer Bedarf an Hilfestellung bei dem<br />
Umsetzungsprozess in der Schule – ein Aspekt, der nach allen Befunden stärker noch<br />
als bisher in die Fortbildung integriert werden sollte.<br />
Etwa je zwei Drittel der Lehrer sehen auch bereits erste Erfolge ihrer Bemühungen für<br />
ihre Schüler selbst bzw. in den entsprechenden Veränderungen des Schulkonzepts.<br />
Genannt werden hier beispielsweise verstärkte Praktika, die persönliche Vermittlung<br />
von einzelnen Schülern, die Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt, Gestaltung von<br />
Projekttagen, betriebliche Partnerschaften, Struktur der Berufsorientierung oder der<br />
Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe.<br />
Anhand unterschiedlicher Meinungsindikatoren zeigt sich, dass die Lehrer ihren Schülern<br />
trotz aller Probleme, die sie in der Zwischenzeit bei ihren Aktivitäten erfahren haben,<br />
insgesamt höhere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt einräumen als dies vor<br />
Beginn der Fortbildung der Fall war. Einen Zuwachs an Chancen sehen die Lehrer<br />
insbesondere bei der regulären Vollausbildung oder der abgestuften Ausbildung im<br />
Betrieb, bei individuellen betrieblichen Einzelmaßnahmen sowie bezüglich Förderlehrgängen<br />
bei überbetrieblichen Einrichtungen. Im Vergleich zu 2006 hat sich die Haltung<br />
der Lehrer zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
leicht positiv verändert oder ist zumindest konstant geblieben.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> VI<br />
Die Bedeutung der WfbM scheint aus Sicht der Mehrheit der Teilnehmer eher gesunken<br />
zu sein. Zwar wird die WfbM auch in 2008 als die am besten geeignete Form der<br />
Beschäftigung für die meisten Schüler gesehen, jedoch ist der Grad der Zustimmung<br />
hierzu im Vergleich zur Erstbefragung leicht rückläufig. Zudem sehen seit 2006 kontinuierlich<br />
weniger Befragte die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrichtung<br />
und als präferiertes Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen<br />
Betrieb. Andererseits werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische<br />
Vorteile in der Vorbereitung auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch<br />
im letzten Jahr unter dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen<br />
worden waren.<br />
Zusammenfassend hat sich die Fortbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände als<br />
Veranstaltungsreihe erwiesen, die auch über die unterschiedlichen Zielgruppen hinweg<br />
wirkt. Dabei lassen sich durchaus Unterschiede der Wahrnehmung der Fortbildung im<br />
Hinblick auf das Lebensalter oder die Vorab-Erfahrungen der Teilnehmer oder im Hinblick<br />
auf die spezifischen Teilnehmerstrukturen in den beiden Gruppen aus Westfalen<br />
und dem <strong>Rheinland</strong> festhalten. Eine Empfehlung bei der Planung der Fortsetzung dieser<br />
Fortbildungsreihe ist daher, die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen<br />
stärker noch als bisher zu berücksichtigen und die im Rahmen dieser Begleitforschung<br />
aufgezeigten Ansätze zur Optimierung der einzelnen Module sowie des Gesamtkonzepts<br />
zu prüfen und zu integrieren.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 1<br />
1 Untersuchungsauftrag und Anlage der Evaluation<br />
1.1 Einordnung der Weiterbildungsreihe<br />
Die Integrationsämter der beiden Landschaftsverbände in NRW führten im Schuljahr<br />
2006/2007 eine gemeinsame Lehrerweiterbildungsreihe durch. Im Rahmen von acht<br />
Unterrichtsmodulen wurden Lehrer an Förderschulen mit Kenntnissen und Fähigkeiten<br />
vertraut gemacht, die für die Unterstützung ihrer Schüler beim Übergang von der Schule<br />
in die Arbeitswelt von Nutzen sein sollen. In abgeschlossenen Unterrichtsmodulen<br />
werden jeweils zentrale Aspekte der Berufswahl, des Übergangs in die Arbeitswelt und<br />
die Unterstützung dabei thematisiert. Das Ziel ist, Lehrer für die Übergangsproblematik<br />
der Jugendlichen in der Abschluss-Stufe zu schulen, die schulischen Kräfte für die Unterstützung<br />
der Jugendlichen zu mobilisieren und Hilfen für die schulische Praxis zu<br />
geben. Über das Lehrertraining wirken die Integrationsämter indirekt auf die Rahmenbedingungen<br />
ein, unter denen behinderte Schüler in die Arbeitswelt einmünden.<br />
Die Integrationsämter setzen damit einen Weg der vernetzten Hilfen bei der beruflichen<br />
Erstintegration fort. In den neunziger Jahren zielten beide Integrationsämter insbesondere<br />
mit der modellhaften Gründung von berufsbegleitenden Diensten, die heute als<br />
Integrationsfachdienste rechtlich verankert sind, auf eine assistierte Berufseinmündung<br />
speziell von behinderten Jugendlichen. 1 Mit den Schulungen von Lehrern erweitern sie<br />
den Wirkungsbereich, indem die Berufsvorbereitung in der Abschluss-Stufe der Förderschulen<br />
und die Unterstützungsfunktion der Lehrkräfte bei der Berufswahl und Berufseinmündung<br />
ihrer Schüler gestärkt werden.<br />
Die Landschaftsverbände nehmen damit eine Zielsetzung auf, die seit Mitte der 70er-<br />
Jahre vor allem in der Sekundarstufe I institutionalisiert wurde. Nachdem die Arbeitsverwaltung<br />
in den 70er-Jahren über die Rahmenvereinbarung mit der Schulministerkonferenz<br />
den frühzeitigen Zugang zum Schulunterricht in Form von Schulbesprechungen<br />
und Gruppenberatungen in der Schule gewonnen hatte 2 , erfolgte in der ersten<br />
Hälfte der 80er-Jahre verstärkt die Entwicklung von Berufswahl-unterstützendem Unterricht<br />
und Begleitung durch die Schule. 3 Das Ziel war, die Jugendlichen auf den<br />
Übergang in die Arbeitswelt vorzubereiten und bereits in der Berufswahlphase eine<br />
Vernetzung zu den Akteuren der beruflichen Ausbildung, Arbeit und Vermittlung herzustellen.<br />
Ansatzweise wurden diese Versuche später auch im Bereich der Sekundarstu-<br />
1 Schartmann, D., H. Schröder, J. Steinwede: Übergänge von der Sonderschule/WfB in das Erwerbsleben. Ergebnisbe-<br />
richt. Köln: <strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong> 2000.<br />
2 Vgl. Bundesanstalt für Arbeit: Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung. ANBA<br />
1971, H3; Bundesanstalt für Arbeit: Vorläufiger Lernzielkatalog der Berufsberatung für die Berufswahlvorbereitung.<br />
ANBA, 1975, H9: 777-782. Zur unterstützenden Funktion der Zusammenarbeit mit der Schule vgl. auch Schröder, H.:<br />
Die Funktion und Rolle des Berufsberaters. Eine Mehrebenenanalyse seiner Aufgaben bei der Berufsallokation. Nürn-<br />
berg 1989 (BeitrAB 132): 121ff.<br />
3 Vgl. Friedrich, H. und I. Müller: Berufswahlunterricht Sekundarstufe I. Düsseldorf 1980.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 2<br />
fe II und der Sonderschulen 4 verfolgt. Systematische Evaluationen des Berufswahlunterrichts<br />
5 und der schulischen Aktivitäten der Berufsberatung (Schulbesprechungen,<br />
Gruppeninformationen, Gruppenberatungen, Elternabend) 6 belegen, dass die Unterstützung<br />
Anfang der 80er-Jahre (damals ebenfalls in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit)<br />
von den Jugendlichen als hilfreich und in Bezug auf die Berufswahl und<br />
-einmündung als effektiv eingeschätzt wurden.<br />
Die Studien zeigten aber auch, dass die Bemühungen um eine „realistische Wende der<br />
Pädagogik“ (Klafki) seinerzeit nicht von allen Lehrern mitgetragen wurden. Insbesondere<br />
Lehrer, die sich als Vermittler von Bildung im Humboldtschen Sinne verstanden,<br />
blendeten das spätere Arbeitsleben stärker aus als ein sozial-integrativ orientiertes<br />
Kollegium. Dieses Selbstverständnis wurde selbst an Schulen mit Berufswahlunterricht<br />
und enger Vernetzung zu den Markt- und Vermittlungsakteuren konfliktär zu dem eher<br />
sozial-integrativen Verständnis speziell der Vertreter von Arbeitslehre und Sozialkunde<br />
ausgetragen.<br />
Nach unserer Wahrnehmung hat sich die zum Teil stürmische Entwicklung von Konzepten<br />
in den 80er-Jahren später zu einem Standardkonzept auf kleinstem Nenner<br />
entwickelt. Das Schülerbetriebspraktikum ist heute im Lehrplan verankert und wird an<br />
nahezu allen Schulen praktiziert. Auch das Schreiben von Bewerbungen gehört heutzutage<br />
zum Unterrichtskonzept.<br />
Die Bemühungen der Arbeitsverwaltung, bereits im schulischen Raum Kontakte zu den<br />
zukünftigen Schulabgängern und ihren Eltern herzustellen, wurden ebenfalls relativ fest<br />
verankert. Mit der Neuausrichtung der Bundesagentur für Arbeit ist allerdings ein deutlicher<br />
Rückbau der Berufsberatung zu beobachten. Praktiker weisen warnend darauf<br />
hin, die Bemühungen der Vernetzung zwischen den Marktakteuren dem derzeit dominierenden<br />
Effizienzdenken zu opfern.<br />
4 Vgl. u.a. Kanter, G.O., H. Wocken u. F. Jabsen: Lernbehinderte Schüler auf dem Wege zum Beruf. Empirische Unter-<br />
suchungen zur Verwendung und Wirksamkeit der Berufsorientierungsschrift „Auf dem Wege zum Beruf – Ausgabe A für<br />
Abgänger der Schule für Lernbehinderte. Nürnberg 1981; Jacobs, K.: Berufsvorbereitung in der Sonderschule. Ein<br />
didaktischer Beitrag zur Existenzsicherung Lernbehinderter. Berlin 1979; Vgl. auch Schröder, H.: Die Berufseinmündung<br />
von Sonderschülern. In: Klein, K. u.a. (Hg.): Jugend‚ 85. Mülheim 1985: 149-178; Ders.: Die Berufseinmündung von<br />
Lernbehinderten. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 38, 1987, H2: 109-122; 3; Ders.: Sonderschüler auf dem Weg in die<br />
Arbeitswelt. Eine Analyse zur Berufseinmündung von Lernbehinderten. Köln 1984 (Arbeitspapiere zur Wirtschaftswis-<br />
senschaft und Wirtschaftsdidaktik).<br />
5 Bewyl, W., H. Friedrich und W. Geise (unter Mitarbeit von S. Jaspert, I. Müller, H. Schröder): Evaluation von Berufs-<br />
wahlunterricht. Fallstudie zur responsiven Evaluation. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987: 290-314.<br />
6 Zur Evaluierung der Schularbeit der Berufsberatung vgl. u.a. Lange, E.: Evaluierung der Berufsberatung der Bundes-<br />
anstalt für Arbeit. Theoretischer und methodischer Ansatz. MittAB, 1981, H3, S. 289-300; Lange, E. und H. Neuser: Die<br />
Berufswahlvorbereitung durch Berufsberatung und Schule: Bestandsaufnahme und Ansätze zur Weiterentwicklung. Teil<br />
I u. II. MittAB, 1985, H2: 233-246, H3, 369-389. Vgl. auch Schröder, H.: Der Nutzen der beruflichen Beratung aus Sicht<br />
der Berufswähler. Anmerkungen zu einem Forschungsdesiderat. In: Schober, K. und M. Gaworek (Hg.): Berufswahl:<br />
Sozialisations- und Selektionsprozesse an der ersten Schwelle. Ein Workshop von BiBB, DJI und IAB. Nürnberg,<br />
BeitrAB 202: 287 – 308.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 3<br />
Trotz deutlich verbesserter Konjunktur ist die Arbeitsmarktlage für Leistungsschwächere<br />
sehr angespannt. Schulabgänger von Förderschulen haben es schwer, sich in einer<br />
Ausbildung oder Erwerbstätigkeit zu platzieren. Die Begleitung der Berufsorientierungsphase<br />
dieser Schüler ist deshalb eine wichtige Unterstützungsleistung der Förderschulen.<br />
Die Weiterbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände zielt darauf, die<br />
besonderen Zielgruppen des SGB IX präventiv zu unterstützen, indem Hilfen und Unterstützungspotenziale<br />
an den Förderschulen für behinderte Jugendliche gestärkt werden.<br />
Die Weiterbildungsreihe zielt auf die Stärkung der Unterstützungskompetenz der Lehrer<br />
und des Kollegiums an den Förderschulen, um auf diesem Wege auch der Zielgruppe<br />
der behinderten Menschen zu helfen. Die Weiterbildung greift deshalb unterschiedliche<br />
Aspekte auf, die nach Vorstellung der Veranstalter für Hilfestellungen und<br />
die Begleitung von Berufswahleinmündungsprozessen bedeutsam sind. Im Fokus der<br />
Veranstaltung stehen folgende Themen:<br />
• Das Rollenverständnis von Lehrer und Schule als Unterstützer bei der Berufseinmündung<br />
und Bestandteil des Unterstützungsnetzwerks.<br />
• Die besonderen Probleme von behinderten Jugendlichen als Berufswähler und<br />
Berufseinmünder.<br />
• Möglichkeiten zur Stärkung der Planungsfähigkeit dieser Jugendlichen.<br />
• Instrumente zur Feststellung der individuellen Stärken und Schwächen sowie Auseinandersetzung<br />
mit einem geeigneten Arbeitsplatz.<br />
• Kenntnis der betrieblichen Anforderungen an Bewerber und Berücksichtigung bei<br />
der Bewerbung.<br />
• Kenntnis der Förderinstrumente und Förderinstitutionen zur Unterstützung der<br />
beruflichen Integration.<br />
In der systemischen Verknüpfung sollte die Veranstaltungsreihe Kenntnisse vermitteln,<br />
mit denen Lehrer als Moderatoren die Fähigkeiten ihrer Schüler fördern oder unterstützen<br />
können. Die Veranstaltung vermittelt Kenntnisse und reflektiert die sozialen Strukturen,<br />
in denen sich die Berufseinmündung der Schüler vollzieht.<br />
Die Weiterbildungsreihe setzt sich aus acht Modulen mit insgesamt elf Themenblöcken<br />
zusammen (vgl. Übersicht 1-1). Verteilt über rund zehn Monate wurden diese acht Module<br />
jeweils an einem Wochenende von Freitagmittag bis Samstagnachmittag vermittelt.<br />
Mit dem Ziel, die räumliche Nähe zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu<br />
erhöhen, wurden zeitlich parallel zwei Veranstaltungen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen<br />
eingerichtet. Für die Durchführung der Module wurden Experten gewonnen, die in der<br />
Regel jeweils ein Modul im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen durchführten. Aus organisatorischen<br />
Gründen hatten die beiden Veranstaltungsreihen demzufolge eine unterschiedliche<br />
Abfolge der Weiterbildungsmodule.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 4<br />
Übersicht 1-1<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Überblick: Seminare der Fortbildungsreihe<br />
M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
M2: Zukunftswerkstatt<br />
M3: Behinderungsverarbeitung<br />
M4: Förderrecht<br />
M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />
M5: Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten:<br />
MELBA (LVR) bzw. DIA-TRAIN (LWL)<br />
M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />
M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />
M6: Bewerbungstraining<br />
M7: Elternarbeit<br />
M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />
1.2 Zielsetzung und Anlage der Begleituntersuchung<br />
Für die Integrationsämter sind diese Aktivitäten zwar nicht völlig neu; die Einbeziehung<br />
von Schulen und Veranstaltungen für Lehrer standen auch bisher schon vereinzelt auf<br />
dem Veranstaltungsplan. Neu ist allerdings die Art, Kenntnisse und Fertigkeiten im<br />
Rahmen eines einheitlichen Curriculums der beiden Landschaftsverbände mit der Zielsetzung<br />
der Entwicklung von Unterstützungsstrukturen zu vermitteln. Wie dieses Curriculum<br />
bei den teilnehmenden Lehrern aufgenommen wird und ob es die erhofften Anstöße<br />
für die Weiterentwicklung der schulischen Hilfen und Unterstützungsleistungen<br />
für behinderte Berufswähler gibt, sollte mittels einer wissenschaftlichen Begleitung untersucht<br />
werden.<br />
Die wissenschaftliche Prozessevaluation ist breit angelegt. Sie untersucht auf der<br />
Grundlage empirischer Daten die Eingangsbedingungen der Teilnehmer bei Beginn der<br />
Veranstaltungsreihe, die Durchführung der Veranstaltungen und erfasst zweimal die<br />
Bewertung der Teilnehmer nach Abschluss der Veranstaltungsreihe (vgl. Übersicht 1-<br />
2).
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 5<br />
Übersicht 1-2<br />
Die Evaluation soll Auskunft geben zu folgenden Fragen:<br />
Wie ist die Ausgangssituation der teilnehmenden Lehrer in Bezug auf<br />
die Motive der Teilnahme, Akzeptanz der Fortbildung im Schulumfeld,<br />
Kenntnisstand über die Inhalte der Fortbildungsreihe und eigenes<br />
Rollenverständnis bei der Integration der Schüler/-innen?<br />
Wie werden die Inhalte der Fortbildungen im Detail bewertet und wie<br />
wird die Reihe in ihrer inhaltlichen, zeitlichen und organisatorischen<br />
Gesamtkonzeption aufgenommen?<br />
Welche Verbesserungsmöglichkeiten bezüglich der Inhalte oder<br />
Organisation der Fortbildungsreihe zeichnen sich ab?<br />
Wie schätzen die Teilnehmer die Übertragbarkeit der vermittelten<br />
Inhalte in den schulischen Alltag ein, welche konkreten Erfahrungen<br />
werden im Zeitverlauf der Evaluation gemacht? Lassen sich Hinweise<br />
für mögliche Multiplikatorenwirkungen der Lehrer gewinnen?<br />
Wie ist letztendlich die Effizienz und Nachhaltigkeit der<br />
Fortbildungsreihe einzuschätzen?<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Ziele der Evaluation<br />
Die empirische Datenbasis für die Bewertung bilden mehrere Untersuchungsbausteine.<br />
Sie sollten Transparenz schaffen über die Weiterbildungsziele und -inhalte, die Teilnehmer,<br />
die Durchführung der Veranstaltungsmodule und die Einschätzungen der<br />
Teilnehmer über den Nutzen der Veranstaltungsreihe im Schulalltag. Zur Erhebung der<br />
erforderlichen Daten wurde ein Mix unterschiedlicher quantifizierender und qualitativer<br />
Methoden eingesetzt (vgl. Übersicht 1-3). Die Begleitforschung fußt auf fünf Untersuchungsmodulen.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 6<br />
Übersicht 1-3<br />
Wissenschaftliche Begleitforschung der Lehrerfortbildungsreihe in<br />
fünf Modulen der Erhebung:<br />
Erhebung der Seminarinhalte und –ziele (2006):<br />
schriftliche Befragung der jeweiligen Dozenten im Vorfeld ihrer<br />
Seminardurchführung zu den geplanten Seminarinhalten und –zielen<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Anlage der Evaluation<br />
differenzierte Seminarbewertungen (kontinuierlich 2006 bis 2007):<br />
schriftliche Befragung der Seminarteilnehmer/-innen in direktem Anschluss<br />
an jedes besuchte Seminar<br />
Teilstandardisierte telefonische Befragung der<br />
Fortbildungsteilnehmer/-innen :<br />
- kurz vor Beginn der Fortbildungsreihe (August 2006)<br />
- direkt nach Ende der Fortbildungsreihe (Oktober 2007)<br />
- etwa ein Jahr nach Ende der Fortbildungsreihe (Juni 2008)<br />
Baustein 1: Erhebung der Seminarinhalte und -ziele<br />
Die Inhalte für die begleitende Beobachtung der Fortbildungsreihe gab das Rahmencurriculum<br />
der durchführenden Landschaftsverbände vor. Die Analyse und Dokumentation<br />
der Lernziele bildet dabei die Grundlage für die Instrumentenentwicklung. Um zu<br />
messen, ob die Ziele der Veranstaltungsreihe erreicht wurden, müssen diese im Detail<br />
benannt und in messbare Operationen überführt werden. Erst auf der Grundlage dieser<br />
Operationalisierung ist eine differenzierte Bewertung der Veranstaltungen möglich.<br />
Um die Feinplanung der Ziele bzw. die detaillierte Ausformulierung der Unterrichtsinhalte<br />
als Grundlage für die Evaluation herauszuarbeiten, wurden die Veranstalter der<br />
Fortbildungsreihe und die Lehrenden der einzelnen Module gebeten, ihre Lernziele so<br />
konkret wie möglich zu explizieren und zu dokumentieren. In einem Abstimmungsgespräch<br />
mit den beiden Veranstaltern der Landschaftsverbände wurden dann die Ergebnisse<br />
gemeinsam diskutiert, ggf. ergänzt und korrigiert.<br />
Das Ergebnis bildete ein Lernzielkatalog, der die Grundlage für die weitere Instrumentenentwicklung<br />
darstellte, und im Wesentlichen in das Monitoring der Unterrichtsbausteine<br />
in Form der schriftlichen Seminarbewertungen einging.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 7<br />
Baustein 2: Eingangsbefragung der teilnehmenden Lehrer<br />
Noch vor Beginn der Auftaktveranstaltung wurden die 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
telefonisch befragt. Inhalte der Erhebung waren die aktuelle Situation der Berufseinmündungshilfen<br />
an der Schule, die Haltung des Kollegiums und die „Schulphilosophie“<br />
zu Fragen der Berufsvorbereitung, die persönliche Motivation zur Teilnahme<br />
sowie die Vorerfahrungen der Teilnehmer bezüglich der Veranstaltungsthemen. Ein<br />
besonderes Interesse war auch auf die Erwartungen an die Veranstaltungsreihe gerichtet.<br />
Die Erhebung erfolgte mittels halbstandardisierter Interviews. Sie bestanden aus einem<br />
Mix von standardisierten Einstellungs-, Wissens- und Faktfragen kombiniert mit offenen<br />
Fragen, auf die unstandardisierte Antworten gegeben werden konnten. Aus der Kombination<br />
von quantifizierender und qualitativer Messung erwachsen vergleichende<br />
Auswertungsmöglichkeiten wie auch differenzierende und vertiefende Angaben.<br />
Alle Teilnehmer waren vorab bereits im Zusammenhang mit der Buchung der Veranstaltung<br />
schriftlich durch den Veranstalter über die Begleitforschung informiert worden.<br />
Mit der Annahme der Buchung wurde auch die Genehmigung erteilt, Namen, Anschrift,<br />
Telefonnummer und ggf. auch E-Mail-Adresse der Teilnehmenden für Zwecke der Begleitforschung<br />
an <strong>infas</strong> zu übergeben. Dieses Verfahren entsprach den datenschutzrechtlichen<br />
Belangen. Vor Feldbeginn hat die Begleitforschung dann noch einmal mit<br />
einem persönlichen Anschreiben Kontakt aufgenommen, das Verfahren erläutert und<br />
eine Erklärung zum Datenschutz abgegeben.<br />
Baustein 3: Monitoring der Unterrichtsmodule<br />
Ein zentraler Baustein der Begleitforschung ist die Bewertung der Veranstaltungsdurchführung.<br />
Sie fußt auf der Selbstbeobachtung und Bewertung der Veranstaltungsteilnehmer<br />
unmittelbar im Anschluss an jeden der elf Themenblöcke. Idealerweise hätte<br />
man diese subjektive Wahrnehmung der Teilnehmer durch eine objektivierte systematische<br />
Beobachtung von unabhängigen Externen ergänzt. Unter Abwägung von<br />
Kosten und Nutzen wurde dieser zusätzliche Einsatz von Beobachtern jedoch als unverhältnismäßig<br />
eingeschätzt. Die Erfahrungen und Einschätzungen der Mitarbeiter<br />
wurden somit mittels standardisierter Bewertungsbögen systematisch erfasst und dokumentiert.<br />
Alle elf Themenbereiche beurteilten die Teilnehmer bezüglich der Inhalte und der Qualität<br />
der Unterrichtsdurchführung. Diese Bewertung erfolgte zeitnah im Anschluss an<br />
jeden Themenblock, um die noch frischen Eindrücke zu nutzen. Im Anschluss an jedes<br />
Unterrichtsmodul gab der jeweilige Veranstalter einen zweiseitigen Fragebogen aus<br />
und bat um sofortige Beantwortung und Rückgabe in einem beiliegenden Umschlag.<br />
Die Fragebögen wurden noch vor Ort eingesammelt und nur in Einzelfällen wurde ein<br />
Fragebogen später von den Teilnehmern ausgefüllt und mit Hilfe einer Rücksendetasche<br />
direkt an <strong>infas</strong> zurückgeschickt.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 8<br />
Der Selbstausfüller gliederte sich in eine Bewertung des Unterrichtsgeschehens und<br />
der organisatorischen Rahmenfaktoren der jeweiligen Seminardurchführung. Mittels<br />
einer standardisierten Skala wurden die Dozenten, die Lehrmethode, die eingesetzten<br />
Medien, die Lerngruppe (Lernklima) und die räumlichen Bedingungen durch die Teilnehmer<br />
bewertet. Ein zweiter Bestandteil war die Bewertung der Unterrichtsinhalte im<br />
Hinblick auf die Art der Vermittlung derselben sowie ihre Nützlichkeit. Die Inhalte der<br />
Module sollten entlang der spezifischen Unterrichtsziele bewertet werden. Ergänzend<br />
wurden offene Kommentare zu den Seminaren erhoben. Nach Abschluss der elf Themenblöcke<br />
sollten optimalerweise also elf solcher Fragebögen für alle Teilnehmer vorliegen.<br />
Da nicht immer alle Teilnehmer zu allen Terminen vollzählig waren, manchmal<br />
auch jemand vor Abschluss der Veranstaltung aufbrechen musste, variiert die Fallzahl<br />
jeweils um einige Fälle.<br />
Baustein 4: Erste Nachbefragung zum Ende der Veranstaltungsreihe<br />
Nach der letzten Veranstaltung erfolgte eine telefonische Nachbefragung der Teilnehmer,<br />
welche die Bewertungen der gesamten Fortbildungsreihe thematisierte. Die Fragen<br />
zielten auf eine erste Bilanz, die in 2008 durch eine zweite Nachbefragung noch<br />
vertieft wurde. Darüber hinaus nahm die Erhebung in einigen Teilen zu Vergleichszwecken<br />
Indikatoren aus der Eingangsbefragung wieder auf. Anhand der Vergleiche zwischen<br />
den Messzeitpunkten lassen sich Veränderungen auf den unterschiedlichen<br />
Messdimensionen abbilden.<br />
Baustein 5: Zweite Nachbefragung zur Nachhaltigkeit<br />
Mit Hilfe der dichten Abfolge von Messzeitpunkten wurde versucht, die Veränderungen<br />
aufgrund der Veranstaltungsreihe mittels Vorher-, Zwischen- und Nachher-Messungen<br />
empirisch nachzuzeichnen, soweit die Indikatoren mit den verfügbaren Methoden<br />
messbar und die Operationalisierung der Lernzielerreichung leistbar war. Einige Änderungen<br />
und Erfahrungen zeichnen sich zwangsläufig erst in einer mittelfristigen Perspektive<br />
ab, weil man den Teilnehmern Zeit für die Umsetzung in der Schulpraxis lassen<br />
muss. Die Bewährung von neu erworbenem Wissen und Handlungskompetenzen<br />
findet im Schulalltag der Lehrer statt. Hier muss sich im schulischen Kontext, in der<br />
Auseinandersetzung mit den Berufswahl- und Berufseinmündungsproblemen der<br />
Schüler, im Kontext des Kollegiums und des Schulklimas erweisen, ob die erlernten<br />
Inhalte praxisadäquat sind. Mit dem Ziel, für die Nachhaltigkeitsbetrachtung Transparenz<br />
zu schaffen, war eine zweite Nachbefragung geplant, die im letzten Quartal des<br />
laufenden Schuljahres (Juni 2008), also ein Jahr nach Abschluss der Fortbildungsreihe<br />
stattfand. Im Fokus standen Umsetzungsfragen in der Schule, Wirkungen auf die Kollegen<br />
und die „Unterstützungskultur“ in Fragen der Berufseinmündung. Auch bei dieser<br />
Erhebung wurden wiederum möglichst vergleichbare Indikatoren wie in der Eingangs-<br />
und der ersten Nachbefragung verwendet. Außerdem wurde ein letztes Mal mit fast<br />
einem Jahr Distanz die Fortbildungsreihe nach den verschiedenen Zieldimensionen<br />
bewertet.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 9<br />
1.3 Zum vorliegenden <strong>Abschlussbericht</strong><br />
Mit diesem <strong>Abschlussbericht</strong> stellt <strong>infas</strong> die erhobenen Befunde aus allen fünf Untersuchungsbausteinen<br />
vor. Im nachfolgenden zweiten Kapitel wird der Kreis der 42 Veranstaltungsteilnehmer<br />
vorgestellt. Neben den strukturellen Merkmalen werden insbesondere<br />
die Motivation der Teilnahme, die schulische Praxis der Berufsvorbereitung sowie<br />
die Vorkenntnisse zu den Themenblöcken der Veranstaltung beschrieben.<br />
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Bewertungen der elf Themenblöcke. Hier stehen<br />
insbesondere die Bewertungen der Inhalte im Mittelpunkt der Betrachtung. Dargelegt<br />
werden auch die dokumentierten Wahrnehmungen der Teilnehmer zur Organisation<br />
und Durchführung der Module.<br />
Das vierte Kapitel ist den Ergebnissen der ersten Nachbefragung gewidmet. Hier werden<br />
die ersten Erfahrungen berichtet, die unmittelbar nach Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />
erhoben wurden.<br />
Das abschließende fünfte Kapitel fasst die Resultate der Abschlussbefragung zusammen<br />
und gibt Auskunft über die Situation der Lehrer etwa ein Jahr nach Beendigung<br />
der Fortbildungsreihe.<br />
Die Ausführungen basieren auf der oben skizzierten Datenbasis. Wegen der insgesamt<br />
geringen Fallzahl konzentriert sich die Ergebnisdarstellung weitgehend auf die Gesamtgruppe<br />
aller Teilnehmer. Dort, wo signifikante Unterschiede zwischen Gruppen<br />
von Teilnehmern belegt sind, verweist der Text darauf. Ergänzend werden in separat<br />
vorgelegten Tabellenbänden alle Ergebnisse der Erhebungsbausteine tabellarisch differenziert<br />
nach Merkmalen der Teilnehmer ausgewiesen. Es sollte dabei in Betracht<br />
gezogen werden, dass angesichts der sehr kleinen Grundgesamtheit die Datenaufbrüche<br />
zum Teil auf gering besetzten Zellen basieren. Um dem Leser eine Hilfestellung zu<br />
geben, haben wir uns entschieden, trotz der geringen Fallzahlen die Daten zu prozentuieren<br />
und nicht mit absoluten Zahlen zu operieren. Bei der Dateninterpretation sollte<br />
stets in Betracht gezogen werden, dass das Konfidenzintervall bei geringer Fallzahl<br />
groß ist und deshalb Unterschiede zwischen den Analysegruppen mit entsprechender<br />
Vorsicht ausgewertet werden sollten.<br />
Abschließend noch eine Anmerkung zu Genderaspekten. Die Begleitforschung fand in<br />
einem „natürlichen“ Versuch mit geringen Fallzahlen statt. Auf Basis dieser kleinen<br />
Fallzahl Schlussfolgerungen für unterschiedliche Bewertungen von Frauen und Männern<br />
zu ziehen, verbietet sich angesichts der unkontrollierten Heterogenität geradezu.<br />
Für solche Analysen sind größere Fallzahlen erforderlich. Dort, wo die Geschlechtszugehörigkeit<br />
für die Dateninterpretation eine Rolle spielt, wird im Text darauf verwiesen.<br />
Bewusst wurde im Sinne der Lesbarkeit der Texte auch auf das „Gendern“ von Kategorialbegriffen<br />
verzichtet. Wenn von „Teilnehmern“ oder “Teilnehmenden“, „Lehrern“ oder<br />
„Lehrenden bzw. “Schülern“ die Rede ist, sind stets sowohl Männer als auch Frauen<br />
gemeint.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 10<br />
2 Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006<br />
Zielgruppe der Weiterbildungsveranstaltung waren Lehrer an Förderschulen. Beide<br />
Landschaftsverbände informierten die Förderschulen in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />
über das Weiterbildungsprogramm und warben um die Teilnahme an der Bildungsreihe.<br />
Angesprochen wurden alle Arten von Förderschulen mit Ausnahme der Förderschulen<br />
für geistig behinderte Menschen. Um die Durchführung der neu konzipierten<br />
Weiterbildungsreihe nicht noch durch eine zusätzlich hohe Heterogenität der Teilnehmenden<br />
zu erschweren, entschied man sich bei diesem ersten Durchlauf gegen die<br />
Einbeziehung dieser Schulen. Mittelfristig ist allerdings geplant, Lehrer dieser Förderschulen<br />
einzubeziehen.<br />
Die Informationskampagne traf auf ein nachhaltiges Interesse der Schulen. Binnen<br />
kurzer Zeit waren 42 Lehrerinnen und Lehrer als Teilnehmer angemeldet. Davon besuchten<br />
22 Personen die Veranstaltungsreihe, die im <strong>Rheinland</strong> durchgeführt wurde,<br />
und 20 Personen die Veranstaltung in Westfalen.<br />
Dieser Kreis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern 7 wurde gleich zu Beginn der Veranstaltungsreihe<br />
im Rahmen einer Eingangsbefragung kontaktiert. Das telefonische<br />
Interview zielte darauf, die Struktur des Teilnehmerkreises in Hinblick auf Vorerfahrungen,<br />
die schulische Position sowie soziodemografische Merkmale zu beschreiben.<br />
Darüber hinaus interessierte die Motivation für die Teilnahme an der Veranstaltung<br />
sowie die Berufsvorbereitung, die an den Schulen der Teilnehmer praktiziert wird. Die<br />
im Folgenden dargelegten Ergebnisse dieser Eingangsbefragung beschreiben die<br />
Ausgangslage auf Teilnehmerseite zu Beginn der Weiterbildungsreihe. Sie bilden<br />
gleichzeitig den Punkt, an dem die Veranstalter und die Lehrenden ihre Teilnehmer<br />
abholen und gemeinsam zum erfolgreichen Abschluss der Veranstaltungsreihe führen<br />
mussten.<br />
2.1 Zusammensetzung der Teilnehmer<br />
Der Teilnehmerkreis setzte sich zu rund zwei Dritteln aus Frauen und zu gut einem<br />
Drittel aus Männern zusammen. Vier von fünf teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern 8<br />
arbeiteten an einer Schule mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.<br />
Das restliche Fünftel unterrichtete sinnesbehinderte Schüler: 19 Prozent arbeiteten<br />
im Förderschwerpunkt Sehen, eine Person (zwei Prozent) 9 im Schwerpunkt Hören<br />
7 Im Sinne der Lesbarkeit wird im Folgenden der geschlechtsneutrale Kategorialbegriff „Teilnehmer“ verwendet. Ge-<br />
meint sind damit selbstverständig stets beide Geschlechter.<br />
8 Im Folgenden wird der geschlechtsneutrale Kategorialbegriff „Lehrer“ verwendet.<br />
9 Bei einer kleinen Gesamtzahl von 42 Teilnehmern stellt sich die Frage, ob die Angaben nach statistischen Gepflogen-<br />
heiten in absoluten Zahlen berichtet werden sollten. Wir haben uns im Sinne einer einfacheren Vergleichbarkeit und<br />
Lesbarkeit für den Leser entschieden, die Zahlen nicht absolut auszuweisen, sondern standardisiert als Prozentwerte.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 11<br />
und Kommunikation (vgl. Übersicht 2-1). Bei 80 Prozent dieser Schulen war der höchste<br />
Schulabschluss der Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder 10. An einem Fünftel<br />
dieser Schulen konnte die mittlere Reife erworben werden.<br />
Nur ein Fünftel dieser Schulen hatte ein Kollegium, das kleiner als 40 Lehrer war. Im<br />
Durchschnitt umfasste das Kollegium 56 Kolleginnen und Kollegen. An den Schulen<br />
wurden im Durchschnitt rd. 200 Schüler unterrichtet. Nur ein Sechstel der Schulen hatte<br />
weniger als 150 Schüler.<br />
Übersicht 2-1<br />
Angaben in Prozent<br />
gesamt n = 42<br />
Förderschwerpunkt<br />
der Schule<br />
Hören und<br />
Kommunikation<br />
Sehen<br />
körperliche<br />
und<br />
motorische<br />
Entwicklung<br />
79<br />
2<br />
93<br />
7<br />
19<br />
Lehrer/in einer<br />
Abschlussstufe<br />
nein<br />
ja<br />
Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
38<br />
bis 10<br />
Jahre<br />
Anzahl der<br />
Berufsjahre<br />
24<br />
11 bis<br />
20<br />
Jahre<br />
eher<br />
wenig<br />
einige<br />
38<br />
Geschlecht<br />
62<br />
Erfahrung in der<br />
Begleitung von<br />
Abschluss-Stufen<br />
Die Teilnehmer unterrichteten bis auf wenige Ausnahmen (drei Personen) in einer Abschluss-Stufe.<br />
Sie verfügten durchgängig über erhebliche Berufserfahrungen (nicht nur<br />
in der aktuellen Schule): Mehr als ein Drittel arbeitete bereits seit über 20 Jahren im<br />
Beruf, etwa ein Viertel zwischen zehn und 20 Jahren, weitere knapp 40 Prozent waren<br />
seit bis zu zehn Jahren im Beruf. Über die Hälfte der Teilnehmer hatte nach eigenem<br />
Bekunden viel Erfahrung mit der Begleitung von Abschluss-Stufen. Ein Viertel gestand<br />
sich einiges an Erfahrung zu. Nur jeder Sechste schätzte sich als wenig erfahren ein.<br />
Oberflächlich betrachtet war der Teilnehmerkreis durchmischt bezüglich seiner beruflichen<br />
Anforderungen und Erfahrungen. Eine differenzierte Betrachtung der Teilnehmer<br />
an den beiden Veranstaltungsreihen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen zeigte allerdings<br />
einige bemerkenswerte Unterschiede.<br />
32<br />
21 und<br />
mehr<br />
Jahre<br />
26<br />
17<br />
57<br />
viel
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 12<br />
Da hieraus später auch einige Unterschiede bei der Bewertung der Veranstaltungen<br />
und der gesamten Weiterbildungsreihe resultieren, seien an dieser Stelle die Unterschiede<br />
kurz benannt (vgl. dazu Übersicht 2-2):<br />
• In den Veranstaltungen im <strong>Rheinland</strong> war das Verhältnis zwischen Männern und<br />
Frauen relativ ausgeglichen, während in Westfalen von den zwanzig Teilnehmern<br />
14 weiblich und sieben männlich waren.<br />
• Im <strong>Rheinland</strong> kamen neun von zehn Teilnehmern aus einer Förderschule für körperbehinderte<br />
Menschen; nur drei Teilnehmer unterrichteten an einer Schule für<br />
sehbehinderte Schüler. In Westfalen arbeiteten dagegen etwas mehr Lehrer an einer<br />
Schule mit Förderschwerpunkt Sehen und Hören.<br />
• Die Teilnehmer im <strong>Rheinland</strong> verfügten im Durchschnitt über etwas mehr Erfahrung<br />
mit Abschluss-Stufen als ihre Kollegen in der westfälischen Veranstaltungsreihe.<br />
Übersicht 2-2<br />
Angaben in Prozent<br />
LVR<br />
n = 22<br />
LWL<br />
n = 20<br />
Förderschwerpunkt<br />
der Schule<br />
86<br />
70<br />
14<br />
Sehen<br />
körperliche und<br />
motorische Entwicklung<br />
Hören und<br />
Kommunikation<br />
Sehen<br />
5<br />
25<br />
körperliche und<br />
motorische Entwicklung<br />
Geschlecht<br />
45<br />
30<br />
Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe<br />
im <strong>Rheinland</strong> und im Münsterland<br />
55<br />
70<br />
Anzahl der<br />
Berufsjahre<br />
28 27<br />
bis 10<br />
Jahre<br />
Lehrer/in einer<br />
Abschluss-Stufe<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
50<br />
bis 10<br />
Jahre<br />
11 bis<br />
20<br />
Jahre<br />
20<br />
11 bis<br />
20<br />
Jahre<br />
46<br />
21 und<br />
mehr<br />
Jahre<br />
30<br />
21 und<br />
mehr<br />
Jahre<br />
91<br />
95<br />
nein<br />
9<br />
nein<br />
5<br />
ja<br />
ja<br />
Erfahrung in der<br />
Begleitung von<br />
Abschluss-Stufen<br />
einige<br />
eher<br />
wenig<br />
18<br />
eher<br />
wenig<br />
35<br />
einige<br />
18<br />
15<br />
viel<br />
64<br />
viel<br />
50
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 13<br />
2.2 Informationen über und Motivation zur Teilnahme an der Weiterbildung<br />
Die beiden Landschaftsverbände hatten im Vorfeld der Weiterbildungsreihe die Informationen<br />
breit über die Schulleitungen in die Schulen gegeben. Im Falle der teilnehmenden<br />
Lehrerinnen und Lehrer hat die Weitergabe der Informationen an das Kollegium<br />
offensichtlich geklappt. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer ist gezielt durch die<br />
Schulleitung angesprochen worden und in der Hälfte der Fälle gab die Schulleitung<br />
eine schriftliche Information an das Kollegium (vgl. Übersicht 2-3). Jeder fünfte Teilnehmer<br />
erfuhr im Rahmen einer Konferenz von dem Weiterbildungsangebot und jeder<br />
zehnte über Kollegen. Bemerkenswert war, dass knapp die Hälfte der Teilnehmer auch<br />
über einen Arbeitskreis (z.B. AST) informiert wurde.<br />
Die breite Streuung der Informationen über das neue Angebot spiegelte sich auch in<br />
diesen vielfältigen Informationsquellen wider, welche die Teilnehmer erreicht haben.<br />
Die Entscheidung für die Teilnahme ging allerdings nach Bekunden der Befragten in<br />
der Mehrzahl von ihnen selber aus. 83 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie sich aufgrund<br />
eines eigenen Anstoßes angemeldet haben (Übersicht 2-4). Bei einem Fünftel<br />
der Fälle gab die Schulleitung den Anstoß zur Anmeldung. Kollegen und andere Personen<br />
haben nur bei wenigen Teilnehmern den Anstoß gegeben.<br />
Übersicht 2-3<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich,<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Informationsquellen über die Fortbildungsreihe<br />
auf Fortbildungsreihe aufmerksam geworden oder hierüber informiert durch...<br />
schriftliche Information durch<br />
die Schulleitung an das Kollegium<br />
Information im Rahmen einer Konferenz<br />
gezielte Ansprache einzelner<br />
Kollegen durch die Schulleitung<br />
Informationen durch Kolleginnen<br />
oder Kollegen anderer Schulen<br />
Informationen durch einen<br />
Arbeitskreis, z.B. AST<br />
andere Formen der<br />
Informationsverbreitung<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
12<br />
10<br />
19<br />
45<br />
52<br />
57
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 14<br />
Übersicht 2-4<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Anstoß ging von mir aus/<br />
habe mich gemeldet<br />
Anstoß ging eher<br />
von Schulleitung aus<br />
Anstoß ging eher<br />
von Kollegen aus<br />
Anstoß ging von<br />
anderen Personen aus<br />
Anstoß für die Anmeldung zur Fortbildungsreihe<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7<br />
10<br />
19<br />
jeweils Anteil „trifft zu“<br />
Unter den Motiven für die Teilnahme zeichneten sich zwei Muster ab (Übersicht 2-5).<br />
Alle Teilnehmer fanden die Inhalte der Reihe so interessant, dass sie mehr darüber<br />
erfahren wollten. Und fast alle erhofften sich von der Teilnahme Anregungen für den<br />
schulischen Alltag. Diese eher instrumentellen, an der eigenen Qualifikation orientierten<br />
Motive wurden ergänzt durch eine soziale Dimension. Nahezu alle Teilnehmer sind<br />
auch einer Empfehlung der Schulleitung oder von Kollegen gefolgt. Sie sahen darin<br />
eine soziale Verbindlichkeit diesen Personen gegenüber.<br />
Neben diesen beiden dominierenden Motiven spielten andere eine eher untergeordnete<br />
Rolle. Konkrete Anregungen für die Unterrichtspraxis oder die Unterstützung der<br />
Schüler bei ihrem Übergang in die Arbeitswelt versprach sich nur ein Teil der Teilnehmer.<br />
Nahezu bedeutungslos war auch das Argument der Entsendung im Auftrag der<br />
Schule: Nur vier Teilnehmer gaben an, die Veranstaltung zu besuchen, damit jemand<br />
aus der Schule vertreten sei.<br />
83
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 15<br />
Übersicht 2-5<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Ich fand die Inhalte interessant<br />
und möchte mehr darüber erfahren.<br />
Ich hoffe auf Anregungen<br />
für den schulischen Alltag.<br />
Ich hoffe zu lernen, wie ich meine Schüler besser<br />
bei ihrem Übergang in die Erwerbstätigkeit<br />
unterstützen kann.<br />
Ich verspreche mir konkrete<br />
Anregungen für die Unterrichtspraxis.<br />
Ich habe mich zur Teilnahme bereit<br />
erklärt, damit in dieser Fortbildungsreihe<br />
jemand aus unserer Schule vertreten ist.<br />
Ich bin einer Empfehlung der Schulleitung<br />
bzw. von Kollegen gefolgt.<br />
Ich bin es der Schulleitung<br />
und den Kollegen schuldig.<br />
Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung<br />
jeweils Anteil „trifft zu“<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
10<br />
Übersicht 2-6 Weitere Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung (offene Nennung)<br />
• Ich werde vermutlich zukünftig für die Werkstufe (Abschluss-Stufe) zuständig sein.<br />
• Das Interesse, etwas mehr über den Integrationsfachdienst zu erfahren, und um zu sehen, ob ich für meine Schüler da etwas<br />
erfahren kann, was ihnen weiterhilft.<br />
• Ehemaliges Projekt hatte den gleichen Schwerpunkt, mein Interesse gilt der Frage, ob bestimmte Aspekte aus der Fortbildung<br />
auch schulübergreifend bzw. behinderungsübergreifend angewendet werden können.<br />
• Mir persönlich geht es darum, vor allem für meine Schüler Neues zu erfahren und die neuesten Entwicklungen kennen zu lernen.<br />
• Kann mir den Platz in der Arbeitsstufe meiner Schule dadurch sichern.<br />
• Ich koordiniere die Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern und den Werkstätten.<br />
• Spezielle Ausrichtung auf Menschen mit Körperbehinderungen.<br />
• Das Angebot ist erstmalig eine Summe sehr vieler Aspekte und eine sehr umfassende Summe unserer Arbeit.<br />
• Konzept der Fortbildung ist interessant, fand es von daher wichtig, dass jemand teilnimmt (trotz zeitlich ungünstiger Terminierung<br />
am Wochenende).<br />
• Ich verspreche mir für unsere Schule und vor allem aber für die Schüler konkrete Hilfe für eine bessere Hilfestellung für deren<br />
Zukunft.<br />
• Ganz persönliches Interesse, weil mich die Referenten und die Fragestellung interessieren.<br />
• Möchte mehr für meine Schüler tun können, um an den ersten Arbeitsmarkt zu kommen (an unserer Schule ändert sich die<br />
Schülerschaft derzeit).<br />
• Meine wenigen Erfahrungen bisher.<br />
• Wir sind dabei, die Schule neu zu strukturieren und ich bin in der Arbeitsgruppe Hauptschule und Lernbehinderte; wir wissen<br />
wenig, was für Möglichkeiten für die Schüler bestehen.<br />
• Austausch mit Kollegen aus anderen Schulen.<br />
• Um Kontakte zu schließen, um die Belange meiner Schüler verbessert wahrzunehmen.<br />
• Kontakt zu anderen Schulen, Kontakte zur Wirtschaft.<br />
• Basisausbildung für die zukünftige Berufsvorbereitung.<br />
• Aktuelle Situation und Veränderung bezüglich nachschulischer Versorgung der Schüler, Austausch mit anderen Kollegen, neue<br />
Gedanken und Ideen für berufliche Eingliederung.<br />
• Ich möchte mehr Struktur und Systematik in meinen beruflichen Alltag bringen. Außerdem hat sich unser Klientel geändert und<br />
braucht bessere Vorbereitung auf den Übergang in die Erwerbswelt.<br />
• Persönliche Weiterqualifizierung in diesem Bereich.<br />
• Mehr Wissen über die Integrationsämter für eine bessere Zusammenarbeit.<br />
• Multiplikatorenfunktion, Möglichkeit des Einbringens der Anregungen im Kollegium bzw. ins Schulkonzept.<br />
31<br />
55<br />
90<br />
100<br />
95<br />
95
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 16<br />
Die Primärmotivation zur Teilnahme wurde auch in den ungestützten, offenen Angaben<br />
der Teilnehmer deutlich, die von 23 Teilnehmern gemacht wurden (Übersicht 2-6).<br />
Mehrfach sprachen diese Befragten die Hoffnung an, ihren Schülern Hinweise auf unterstützende<br />
Angebote (z.B. Integrationsfachdienste) und Orientierungsmöglichkeiten<br />
geben zu können. Einige Nennungen verwiesen auch darauf, dass Lehrer der Werkstufe<br />
von der Veranstaltung mehr Aufschluss über die Organisation und Koordination zur<br />
Arbeitsverwaltung, den Werkstätten für behinderte Menschen und den Integrationsfachdiensten<br />
erwarteten. Nicht zuletzt wurde aber auch der Austausch mit Kollegen<br />
anderer Schulen als Grund für die Teilnahme angegeben (vgl. auch Abschnitt 2.7).<br />
2.3 Erwartungen an die Fortbildungsreihe<br />
Die Zielsetzung der Fortbildungsreihe wurde von den Lehrern, die sich zur Teilnahme<br />
entschlossen hatten, erwartungsgemäß als höchst sinnvoll erachtet (Übersicht 2.6).<br />
Dieses Ergebnis war zu erwarten, wenn Berufstätige Zeit „opfern“, um über ein ganzes<br />
Jahr verteilt an einer Veranstaltungsreihe teilzunehmen. Bemerkenswert war allerdings,<br />
dass die Teilnehmer auch davon berichteten, dass ihre Schulleitungen die Veranstaltung<br />
genauso hoch bewerteten. Und auch das Kollegium unterstützte die Teilnehmer<br />
in dieser Hinsicht offensichtlich, indem es die Zielsetzung der Veranstaltung<br />
als sinnvoll einschätzte.<br />
Zwischen den Teilnehmern gab es hinsichtlich ihrer Bewertung der Zielsetzungen nur<br />
wenig Varianz. Interessant waren einige Besonderheiten:<br />
• Lehrer von Schulen mit Förderschwerpunkt Sehen und Hören betonten den Sinn<br />
der Veranstaltungsreihe ganz besonders.<br />
• Lehrer, die im Moment keine Werkklasse hatten, sich aber offensichtlich auf die<br />
Übernahme vorbereiteten, urteilten noch positiver als die Kolleginnen und Kollegen.<br />
• Damit korrespondierte, dass gerade Lehrer mit (nach eigenem Bekunden) wenig<br />
Erfahrung die Weiterbildung für besonders sinnvoll hielten.<br />
• Teilnehmer werteten extrem positiv, wenn sie sich hinsichtlich der Veranstaltungsreihe<br />
im Konsens mit der Schulleitung sahen.<br />
Das Weiterbildungsangebot stand zu Beginn der Veranstaltungsreihe offensichtlich<br />
unter der Erwartung, dass die Qualifikation im Umgang mit den besonderen Anforderungen<br />
der Abschlussklassen gestärkt resp. entwickelt würde. Diese Einschätzung<br />
wurde eindrucksvoll gestützt durch die in eigenen Worten formulierten Erwartungen der<br />
Teilnehmer an die Fortbildung. Diese offenen, ungestützten Nennungen kreisen um<br />
drei Sachverhalte:
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 17<br />
Übersicht 2-7<br />
Mittelwerte<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Bewertung der Fortbildungsreihe<br />
durch Teilnehmer selbst<br />
vermutete Bewertung<br />
durch die Schulleitung<br />
vermutete Bewertung<br />
durch das Kollegium<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
sinnvoll<br />
Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7,3<br />
8,5<br />
8,3<br />
in höchstem<br />
Maße<br />
sinnvoll<br />
Erweiterung der persönlichen Qualifikationen. Die Teilnehmer erwarteten durchgängig<br />
mehr Informationen und Hintergrundwissen, um die persönliche Kompetenz in<br />
Fragen des schwierigen Übergangs von Förderschülern in den Arbeitsmarkt zu erweitern<br />
und zu stärken. Wiederholt fiel das Stichwort „mehr Sicherheit“ im Umgang mit den<br />
Fragestellungen und der Problematik (vgl. dazu Übersicht 2-8).<br />
Anregung für die organisatorische Umsetzung. Diese Nennungen zielten auf pragmatische<br />
Fragen, die den Aufbau von Kontakten und Netzwerken zu Eltern, Trägern,<br />
Behörden und Betrieben betraf. Die Erwartung stand im Raum, neue Möglichkeiten zur<br />
Umsetzung in der Schulpraxis zu bekommen und dieses Wissen auch als Multiplikator<br />
an der Schule zu transformieren (vgl. dazu Übersicht 2-8).<br />
Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen Schüler. Teilnehmer<br />
beabsichtigten, einen besseren Überblick über die Marktprobleme zu bekommen und<br />
die Fördermöglichkeiten für ihre Schüler besser kennen zu lernen. Davon sollte der<br />
Unterricht profitieren und die Fähigkeit geschärft werden, Schüler auf die Schwierigkeiten<br />
und rechtlichen Probleme, aber auch auf die Unterstützungsmöglichkeiten vorzubereiten<br />
(vgl. Übersicht 2-8).
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 18<br />
Übersicht 2-8 Erwartungen der Teilnehmer an die Fortbildung (offene Nennung)<br />
Erweiterung der persönlichen Qualifikationen<br />
• Allgemeines Update und Überblick, Kennenlernen geeigneter diagnostischer Instrumente, Tipps und Strategien, Kooperation<br />
zwischen Schule - Elternhaus und nachschulischer Institutionen und eine bessere Motivation der Schüler hinsichtlich des Berufsorientierungsprozesses.<br />
• Neue Kenntnisse und Anpassen vorhandener Kenntnisse an den beruflichen Alltag, auf dem Laufenden bleiben.<br />
• Umfassenderen Überblick über das, was geht bzw. sein kann.<br />
• Mehr Befähigung für meine tägliche Arbeit in der Abschluss-Stufe. Verbleib in dieser Stufe.<br />
• Umfassenderes Bild über die Möglichkeiten, welche Institutionen ich nutzen kann, welche Mittel zur Verfügung stehen. (Auch im<br />
Hinblick auf die Umstrukturierung unserer Schülerklientel.)<br />
• Viele verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, um meine Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Inhalte der Fortbildung<br />
an meine Kollegen weitergeben können. Der Austausch mit anderen Fortbildungsteilnehmern.<br />
• Dass ich das, was ich lerne, im Alltag umsetzen kann.<br />
• Mehr Sicherheit im beruflichen Alltag und dass man mit neueren und aktuelleren Informationen in Zukunft besser arbeiten kann.<br />
• Besser informiert zu sein über Bereiche wie z.B. Wirtschaft. Vermittlung eines Grundstocks an Wissen.<br />
• Austausch mit den Kollegen, neue Ideen und Themeninhalte, mehr Informationen in einigen Bereichen.<br />
• Größere Kompetenz in meiner täglichen Arbeit, das Kennenlernen von anderen Kollegen, Aufbau eines Netzwerks.<br />
• Anregungen für den Unterricht, meinen Unterricht besser gestalten.<br />
• Nutzen als Multiplikator für die Kollegen, Beratungskompetenz für die Eltern und die Schüler. Bessere Kenntnisse über die<br />
gesetzlichen Vorgaben und die Ansprüche, die ein behinderter Schüler hat, damit man bessere Kontakte zu voraussichtlichen<br />
Ausbildungsbetrieben und zukünftigen Arbeitgebern aufbauen kann in Verbindung mit anderen Institutionen (IFD, Agentur für<br />
Arbeit).<br />
• Qualifizierung im Sinne von Anregung für die alltägliche Arbeit, Anregung für die mittelfristige Planung, Ideen für konzeptionell<br />
Neues, Kompetenzzuwachs in den Fortbildungsbereichen, Netzwerk zu den anderen Beteiligten im Arbeitsbereich.<br />
• Wachsen der Kompetenz, den Übergang der Schüler ins Berufsleben sinnvoll zu gestallten, Möglichkeit einer sinnvollen Vermittlung<br />
der erlangten Kenntnisse.<br />
• Auffrischung der Informationen über Einrichtungen, Stellen und rechtliche Grundlagen. Methodische Tipps für den Unterricht.<br />
Verzahnung von Informationen aus dem ganzen Land (NRW).<br />
Anregung für die organisatorische Umsetzung<br />
• Austausch mit den Kollegen, neue Ideen und Themeninhalte, mehr Informationen in einigen Bereichen.<br />
• Dass man mit den Eltern arbeiten kann und mit den Betrieben in Kontakt treten kann. Dass man den Behinderten gerecht wird.<br />
• Kontakte zu übergeordneten Trägern, Austausch von Know-how und Informationen.<br />
• Fundierte und breite Information, Möglichkeit, diese an der Schule zu multiplizieren.<br />
• Konkretisierung der Beruforientierung an der Schule. Erstellen eines schuleigenen Plans, Entwicklung von verbindlichen Modulen,<br />
Kontakte zu anderen Schulen im Hinblick auf Organisation von außerschulischen Veranstaltungen bezüglich der Berufsvorbereitung,<br />
kollegialer Austausch im Hinblick auf Berufsvorbereitung, Kontakt zu Betrieben.<br />
• Mehr Unterstützung für die Schule, das Gesamtschulkonzept, Eltern und Schüler.<br />
• Mehr konkrete Ideen für die Umsetzung der Berufsvorbereitung in der Schule.<br />
• Schulprogrammarbeit, Umsetzung im Unterricht, Anregung von Projekten, Verstärkung der Zusammenarbeit mit anderen außerschulischen<br />
Institutionen, Möglichkeiten, die Wirtschaft gezielter anzusprechen.<br />
• Umsetzbarkeit in die schulische Arbeit. Die Arbeit macht mehr Spaß und wird vorangetrieben.<br />
• Die Verbesserung der Kontakte nach außen, um Schülern einen besseren Zugang zu ermöglichen und Kontakte zu schaffen für<br />
die weitere Zukunft. Vor allem auch Nachhaltigkeit der Kontakte von außen, vielleicht besser zu halten.<br />
• Die Qualität meiner Arbeit verbessern. Damit verbunden die Hoffnung, einen Sitz in einem Gremium unserer Schule mit Arbeitgebern,<br />
Agentur für Arbeit und Schulen (allen Schulformen) zu bekommen.<br />
• Pragmatische Umsetzung dessen, was durch die Vielzahl der verschieden Inputs entsteht.<br />
• Werde als Koordinatorin von Kollegen häufig gefragt, erhoffe mir Möglichkeiten der Weitergabe von Informationen an Kollegen,<br />
speziell im innerschulischen Arbeitskreis Abschluss-Stufe.<br />
• Impulse für die Unterrichtsarbeit, Anregungen für die praktische Umsetzung der Kooperation mit außerschulischen Institutionen<br />
bzw. Betrieben.<br />
• Wesentlich besser informiert zu sein, Kollegen innerhalb der Abschluss-Stufe zu informieren und entsprechend für die Schüler<br />
umsetzen zu können.<br />
Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen Schüler<br />
• Bessere Förderungsmöglichkeiten für meine Schüler. Mehr Beratung für Eltern.<br />
• Modul der rechtlichen und sozialen Gesetzgebung, direkter Kontakt mit Behörden. Wie bringe ich einen Schüler dazu, ein realistisches<br />
Bild von sich selbst zu akzeptieren und wie bringe ich Eltern dazu, diese Behinderung in ihren Auswirkungen auf die nachschulischen<br />
Dinge zu verarbeiten.<br />
• Neue Möglichkeiten der Umsetzung in die Praxis bei Elternarbeit, Kontakten zu Ämtern und Diensten und vor allem mit den<br />
Betrieben.<br />
• Einen größeren Überblick zu bekommen, wie man am besten Schülerinnen und Schüler am ersten Arbeitsmarkt unterbringen<br />
kann und welche Möglichkeiten überhaupt noch weiter bestehen, die uns so (noch) nicht bekannt sind.<br />
• Konkrete Anregungen, um mit den Schülern das Thema nachschulische Situation zu besprechen und um die Eltern besser<br />
beraten zu können.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 19<br />
2.4 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung<br />
Die persönliche Entscheidung für die Teilnahme an der Veranstaltungsreihe begründete<br />
ein großer Teil der Lehrer mit der Verantwortung in der Werkstufe, der Weiterqualifizierung<br />
für diese Aufgaben und die Weiterentwicklung von Strukturen innerhalb der<br />
Schule und mit dem Netzwerk am Arbeitsmarkt. Die Teilnahmemotive setzten also auf<br />
der schulischen Praxis der Berufsvorbereitung von Schülern in den Abschlussklassen<br />
auf. Die teilnehmenden Lehrer wurden deshalb über die Angebote ihrer Schule zur<br />
beruflichen Orientierung in der Werkstufe bzw. in der Abschluss-Stufe gefragt.<br />
Die Schulen, an denen die Teilnehmer tätig sind, boten im Rahmen ihres Unterrichts<br />
(fast) alle einen Grundkanon an Orientierungs-, Entscheidungs- und Bewerbungshilfen<br />
an (vgl. Übersicht 2-9). Es wurden an nahezu allen vertretenen Schulen den Schülern<br />
Hilfestellungen gegeben, die Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt kennen zu<br />
lernen und die eigenen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen.<br />
Nach Bekunden der Lehrer wurden an allen Schulen Informationsveranstaltungen<br />
zusammen mit den Eltern durchgeführt und konkrete Hilfestellungen bei der<br />
Wahl der Erwerbsarbeit oder Ausbildung gegeben.<br />
Bei gut acht von zehn Schulen wurde im Unterricht auch die Bewerbung trainiert. Rund<br />
drei Viertel der Teilnehmer berichteten auch von Projektarbeiten zur Unterstützung der<br />
Berufswahl und –orientierung. Bei sieben von zehn Schulen konnten Schüler Erfahrungen<br />
mit schulinternen Betriebsprojekten, z.B. einer Schuldruckerei, Cafeteria oder ähnlichem,<br />
sammeln. Maßnahmen für die Zukunftsplanung des Einzelnen wurden dagegen<br />
nur bei einem kleinen Teil der Schulen praktiziert.<br />
Der berufsvorbereitende Unterricht wurde ergänzt durch Orientierungsmaßnahmen<br />
zusammen mit den Arbeitsmarktakteuren und fortführenden Fördereinrichtungen. So<br />
waren Schülerbetriebspraktika und Praktika in der Werkstatt für behinderte Menschen<br />
für alle Schulen ein fester Bestandteil der Vorbereitung. Knapp drei Viertel der Schulen<br />
boten auch Betriebserkundungen an.<br />
Die Einrichtungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt kamen offensichtlich in alle vertretenen<br />
Schulen, um Information und Orientierung zu geben. Dazu gehörten die<br />
Schulbesprechung der Berufsberatung, Informationsveranstaltungen der fortführenden<br />
Fördereinrichtungen und nicht zuletzt auch das Angebot von Einzelberatungen durch<br />
die Berufsberatung. Gemeinsame Veranstaltungen bei der Berufsberatung (z.B. Besuch<br />
des Berufsinformationszentrums (BIZ) oder mit den Berufsschulen wurden nach<br />
Bekunden der Teilnehmer nur von einem Teil ihrer Schulen durchgeführt.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 20<br />
Übersicht 2-9<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule I:<br />
Schulinterne Vorbereitung<br />
„Wie häufig haben Schüler der Abschluss-Stufe<br />
im Laufe ihrer schulischen Laufbahn die folgenden Angebote absolviert?“<br />
Hilfestellung beim Erwerb realistischer Einschätzungen<br />
der eigenen Fähigkeiten/Entwicklungsmöglichkeiten<br />
konkrete Hilfestellungen bei der Wahl<br />
einer Erwerbstätigkeit oder Ausbildung<br />
Informationsveranstaltungen oder Beratung für Eltern über<br />
den Berufswahlprozess und mögliche Fördermaßnahmen<br />
Bewerbungstraining, Bewerbungssimulation<br />
Projektarbeit zu Berufswünschen und Berufsorientierung<br />
schulinterne Betriebsprojekte<br />
Organisation/Beteiligung an sog. Zukunftskonferenzen<br />
oder anderen Methoden der individuellen Zukunftsplanung<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Übersicht 2-10<br />
Vermittlung von Kenntnissen über die<br />
Wirtschafts- und Arbeitswelt an die Schüler<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Anteil „immer“ oder „meistens“<br />
19<br />
Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule II:<br />
Mitwirkung von Arbeitsmarktakteuren<br />
„Wie häufig haben Schüler der Abschluss-Stufe<br />
im Laufe ihrer schulischen Laufbahn die folgenden Angebote absolviert?“<br />
Durchführung von Schülerbetriebspraktika<br />
Praktika oder Arbeitserfahrungen in Werkstätten<br />
für behinderte Menschen (WfbM)<br />
schulische Informationsveranstaltungen mit der<br />
Berufsberatung der Agentur für Arbeit<br />
Informationsveranstaltungen mit oder bei<br />
fortführenden Fördereinrichtungen<br />
Organisation von Einzelberatungen der<br />
Agentur für Arbeit in der Schule<br />
Betriebserkundungen für Schüler<br />
Veranstaltungen in Zusammenarbeit<br />
mit der Arbeitsagentur<br />
gemeinsame Veranstaltungen der Schule<br />
mit Berufsschulen<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
71<br />
Anteil „immer“ oder „meistens“<br />
17<br />
50<br />
71<br />
74<br />
86<br />
95<br />
95<br />
93<br />
95<br />
93<br />
93<br />
98<br />
98<br />
98
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 21<br />
Als ein Motiv, die Veranstaltungsreihe des LVR und des LWL zu besuchen, führten<br />
eine Reihe von teilnehmenden Lehrern, insbesondere jene mit größerer Erfahrung in<br />
der Werkstufe, an, man wolle die Netzwerke zu den Arbeitsmarktakteuren und den<br />
fördernden Einrichtungen verbessern. Es ist deshalb interessant, zumindest einen groben<br />
Einblick in die praktischen Vernetzungen bei der Berufsorientierungsaufgabe zu<br />
gewinnen (vgl. Übersicht 2-11). Die intensivste Zusammenarbeit pflegten die Schulen<br />
offensichtlich mit den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). Diese Zusammenarbeit<br />
mit den WfbM wurde von drei Viertel der teilnehmenden Lehrer als sehr förderlich<br />
eingeschätzt; jeder Zehnte bewertete die Zusammenarbeit als förderlich. Auch<br />
die Zusammenarbeit mit den Eltern wurde als äußerst intensiv bewertet; sie wurde als<br />
ausgesprochen förderlich für die Schüler eingeschätzt.<br />
Die Agentur für Arbeit war der drittwichtigste Partner der Schulen bei der Berufsorientierung.<br />
Die Zusammenarbeit wurde überwiegend sehr intensiv praktiziert. Über ein<br />
Drittel der befragten Lehrer bewerteten diese Zusammenarbeit als förderlich, 50 Prozent<br />
sogar als sehr förderlich. Sehr intensiv war auch das Zusammenwirken mit den<br />
Berufsbildungswerken, die nach Ende der Schulzeit ein Teil der Schulabgänger im<br />
Rahmen der beruflichen Ersteingliederung besuchen würde. Die Zusammenarbeit wurde<br />
ähnlich eingeschätzt wie die mit der Berufsberatung.<br />
Der Integrationsfachdienst (IFD) ist noch ein vergleichsweise junges Unterstützungsinstrument<br />
für behinderte Jugendliche auf dem Weg in die Arbeitswelt. Die Zusammenarbeit<br />
war aber bei den meisten Schulen der Veranstaltungsteilnehmer gegeben, wenn<br />
auch nicht mit derselben Intensität wie bei den schon genannten Akteuren. Das liegt<br />
vermutlich daran, dass der IFD einzelfallorientiert beauftragt wird. Die Mitwirkung des<br />
IFD wurde von den Lehrern allerdings als äußerst förderlich bewertet.<br />
Eine deutlich größere Distanz ließen die Aussagen der Teilnehmer in Hinblick auf die<br />
Zusammenarbeit mit Betrieben erkennen. Hier war das Netzwerk offensichtlich weniger<br />
gut ausgeprägt, auch wenn die Kooperation mit Betrieben als sehr positiv eingestuft<br />
wurde. Noch deutlich weniger Zusammenarbeit gab es nach Bekunden der Lehrer mit<br />
fortführenden Berufsschulen bzw. Sonderberufsschulen. Dies hat sicherlich auch damit<br />
zu tun, dass die Lehrer ihre Schüler als überwiegend arbeitsmarktfern einschätzten<br />
und deshalb eher auf Fördereinrichtungen orientiert waren (vgl. dazu den folgenden<br />
Abschnitt 2.5).<br />
Die Zusammenarbeit mit Behinderten- und Elternverbänden spielte bei der Berufsorientierung<br />
der Schulen nach Einschätzung der teilnehmenden Lehrer eine ganz untergeordnete<br />
Rolle: Die Zusammenarbeit war nicht sonderlich ausgeprägt und wurde<br />
auch nicht als so zielführend eingeschätzt wie die mit den anderen Kooperationspartnern.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 22<br />
Übersicht 2-11<br />
Zusammenarbeit: Mittelwerte; Zufriedenheit: Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Zusammenarbeit mit...<br />
...Betrieben<br />
...Berufsschulen bzw. Sonderberufsschulen<br />
...Agentur für Arbeit<br />
...Integrationsfachdienst (IFD)<br />
...Behindertenverbänden<br />
...Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)<br />
...Berufsbildungswerken<br />
...Eltern der Schüler<br />
...Elternverbänden oder -initiativen 2,8<br />
Zusammenarbeit der Schule mit Einrichtungen<br />
Intensität der<br />
Zusammenarbeit<br />
gar nicht<br />
0 5 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
2,7<br />
4,2<br />
5,3<br />
sehr intensiv<br />
6,1<br />
6,9<br />
7,8<br />
8,5<br />
8,2<br />
wenig<br />
förderlich<br />
16<br />
14<br />
14<br />
17<br />
38<br />
10 13<br />
8<br />
28<br />
35<br />
Bewertung der<br />
Kooperation<br />
22<br />
14<br />
40<br />
39<br />
36<br />
förderlich<br />
29<br />
35<br />
59<br />
66<br />
75<br />
sehr<br />
förderlich<br />
2.5 Vorstellungen über die Rolle der Schule bei der Berufswahlvorbereitung<br />
der Schüler<br />
Die Frage, wie sehr die Förderschule ihre Schüler bei der Berufswahl und dem Übergang<br />
in die Arbeitswelt unterstützen soll, haben die Teilnehmer für sich weitgehend<br />
eindeutig beantwortet. Einhellig teilten sie das Verständnis, dass die Schüler im Interesse<br />
einer selbstverantwortlichen Berufswahlentscheidung unterstützt werden müssen.<br />
Es sei deshalb Aufgabe der Schule, ihre Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />
vorzubereiten (vgl. Übersicht 2-12). Mit diesem Verständnis sahen sich die<br />
Teilnehmer überwiegend im Konsens mit dem Kollegium ihrer Schule. Allerdings deuteten<br />
die Einschätzungen auch darauf hin, dass diese Haltung nicht von allen Kolleginnen<br />
und Kollegen geteilt würde.<br />
Sehr heterogen waren die Rollenvorstellungen im Teilnehmerkreis hinsichtlich der<br />
nachfolgenden Förderinstitutionen, die ein Teil der Schüler durchlaufen würde. Zwei<br />
Drittel der Lehrer in der Veranstaltungsreihe stimmten zwar zu, dass es eine vordringliche<br />
Aufgabe der Schule sei, auf die nächsten Förderinstitutionen vorzubereiten. Allerdings<br />
stand die Zustimmung unter deutlich erkennbaren Einschränkungen.<br />
73<br />
43<br />
50<br />
50<br />
29<br />
26
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 23<br />
Übersicht 2-12<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre Schüler<br />
auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten.<br />
Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen, selbstverantwortlich<br />
eine Berufswahlentscheidung zu treffen.<br />
Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre Schüler auf<br />
eine Erwerbsarbeit auf d. ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />
Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht darin,<br />
ihre Schüler auf d. nächste Förderinstitution vorzubereiten.<br />
WfbM bieten einen Schutzraum, den<br />
behinderte Menschen benötigen.<br />
Die WfbM hat viel bessere Möglichkeiten, unsere<br />
Absolventen auf eine Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />
Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />
einer WfbM unterzubringen als ihn den Unsicherheiten in<br />
einem normalen Betrieb zu überlassen.<br />
Die WfbM kann bestenfalls Ersatzlösung sein für Abgänger,<br />
die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />
2 5<br />
5<br />
14<br />
7<br />
12<br />
21<br />
10<br />
5<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Meinungen über Schule und Arbeitswelt<br />
persönliche Meinung<br />
teile ich voll und ganz<br />
teile ich überwiegend<br />
19<br />
31<br />
29<br />
36<br />
33<br />
19<br />
21<br />
48<br />
26<br />
55<br />
29<br />
45<br />
71<br />
81<br />
38<br />
36<br />
38<br />
60<br />
Zustimmung des Kollegiums<br />
teilen fast alle<br />
teilt die Mehrheit d. Kollegiums<br />
Die Mehrheit der Teilnehmer sah die Vorbereitung auf eine Erwerbsarbeit am ersten<br />
Arbeitsmarkt als eine der Aufgaben der Förderschule. Nur sieben Prozent waren der<br />
Ansicht, dass dies nicht die Aufgabe der Förderschule sei. Bemerkenswert war, dass<br />
die befragten Lehrer bei einem nennenswerten Teil ihres Kollegiums andere Erwartungen<br />
verspürten: 38 Prozent mutmaßten, dass die Mehrheit ihrer Kollegen keine Vorbereitung<br />
auf eine Erwerbsarbeit am ersten Arbeitsmarkt anziele.<br />
Die Alternative am zweiten Arbeitsmarkt, ein geschützter Arbeitsplatz in einer Werkstatt<br />
für behinderte Menschen, wurde im Teilnehmerkreis und offensichtlich auch in den<br />
Kollegien durchaus unterschiedlich betrachtet. Für acht von zehn Teilnehmern bildete<br />
die WfbM einen Schutzraum, den behinderte Menschen benötigten. Nach Wahrnehmung<br />
der Teilnehmer sah dies ihr Kollegium ähnlich. Aus dem hohen Anteil an eingeschränkter<br />
Zustimmung wird allerdings sichtbar, dass hier auch Vorbehalte bestanden.<br />
Dies wird auch bei den nachfolgenden Einschätzungen deutlich:<br />
• Nur vier von zehn Teilnehmern meinten, dass die Werkstätten bessere Möglichkeiten<br />
haben, auf die Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />
• Genauso viele sahen die WfbM als echte Alternativen zum ersten Arbeitsmarkt: Es<br />
sei im Zweifelsfalle besser, einen Schulabsolventen in einer WfbM unterzubringen<br />
als ihn den Unsicherheiten in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarkts auszusetzen.<br />
48<br />
33<br />
43<br />
26<br />
17
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 24<br />
• Dagegen bewertete jeder dritte Teilnehmer die WfbM lediglich als Ersatzlösung für<br />
Schulabsolventen, die sich nicht auf den ersten Arbeitsmarkt platzieren können.<br />
Bei allen drei Einschätzungen sahen sich die Teilnehmer der Veranstaltungsreihe nicht<br />
immer im Konsens mit den Kolleginnen und Kollegen.<br />
Bemerkenswert ist an dieser Stelle die differenzierte Einschätzung von Lehrern mit<br />
unterschiedlichen Förderschwerpunkten. Unter dem Vorbehalt der sehr geringen Fallzahlen<br />
zeichnete sich doch eine Tendenz ab, dass bei Lehrern mit Förderschwerpunkt<br />
körperliche und motorische Entwicklung die Werkstatt für behinderte Menschen etwas<br />
häufiger als Schutzraum für ihre Schüler gesehen wurde. Von diesen Lehrern wurde<br />
die Aufgabe der Schule, auf Fördereinrichtungen vorzubereiten, stärker betont als von<br />
ihren Kollegen anderer Schulen.<br />
Übersicht 2-13<br />
Angaben in Prozent;<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
Nach Ansicht der Befragten hätten unter ihren Schülern<br />
realistische Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt...<br />
alle Schüler<br />
etwa die Hälfte<br />
etwa ein Viertel<br />
weniger als ein Viertel<br />
gar kein Schüler<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
2<br />
5<br />
14<br />
57<br />
21<br />
Der Hintergrund für die beschriebene Haltung der Lehrer wird greifbar, wenn man die<br />
Einschätzungen nach den Berufschancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
hinzuzieht (vgl. Übersicht 2-13). Jeder fünfte Teilnehmer ging davon aus, dass seine<br />
Schüler keinerlei Möglichkeit hätten, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu platzieren.<br />
Mehr als die Hälfte der Veranstaltungsteilnehmer erwartete, dass weniger als ein Viertel<br />
der Schüler realistische Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt hätte. Lediglich ein<br />
Fünftel der Lehrer sah für mehr als ein Viertel der Schüler eine entsprechende Chance.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 25<br />
Diese Einschätzungen erklären, weshalb die Schule auch nicht als Vorbereitung für<br />
eine betriebliche Arbeitswelt gesehen wurde. Auf eine direkte Nachfrage erklärten lediglich<br />
vier der 42 Lehrer ihre Schüler mehrheitlich als geeignet für eine reguläre betriebliche<br />
Ausbildung. Zwei Drittel erachteten dagegen eine duale Ausbildung für völlig<br />
ungeeignet. Ein Viertel sah zumindest für eine Minderheit eine entsprechende Chance.<br />
Selbst eine abgestufte Ausbildung unterhalb von § 28 BBiG betrachtete nur jeder<br />
Sechste als geeignet für die Mehrheit seiner Schüler. Zumindest wurde dies aber als<br />
eine Maßnahme für einen kleineren Teil der Schüler gesehen. Und selbst eine ungelernte<br />
Tätigkeit in einem Betrieb war nur für jeden Siebten eine Alternative für die Mehrheit<br />
der Schüler. Die besten Chancen, die Schulabsolventen am ersten Arbeitsmarkt zu<br />
platzieren, lagen nach Ermessen der Lehrkräfte in betrieblichen Einzelmaßnahmen.<br />
Übersicht 2-14<br />
Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Geeignet ist ...<br />
reguläre Vollausbildung in<br />
einem Betrieb ...<br />
reguläre Vollausbildung in einer<br />
überbetrieblichen Einrichtung ...<br />
abgestufte Ausbildung in einer überbetrieblichen<br />
Einrichtung (keine Vollausbildung) ...<br />
Aufnahme einer Arbeit ohne<br />
Berufsausbildung ...<br />
abgestufte Ausbildung in einem Betrieb<br />
(keine Vollausbildung) ...<br />
Förderlehrgang bei einer überbetrieblichen<br />
Einrichtung ...<br />
individuelle innerbetriebliche<br />
Einzelmaßnahme ...<br />
für keinen bzw.<br />
fast keinen<br />
Schüler<br />
Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) ...<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
20<br />
31<br />
33<br />
26<br />
14<br />
67<br />
33<br />
für eine Minderheit<br />
ihrer<br />
Schüler<br />
69<br />
57<br />
62<br />
52<br />
55<br />
40<br />
10<br />
26<br />
17<br />
5<br />
10<br />
12<br />
12<br />
12<br />
für die Mehrheit<br />
ihrer<br />
Schüler<br />
2<br />
21<br />
19<br />
2<br />
2<br />
5<br />
2<br />
7<br />
57<br />
für alle<br />
oder fast<br />
alle ihrer<br />
Schüler<br />
Auch die Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungs- und Reha-Einrichtungen wurde<br />
nur für einen Teil der Schüler als Chance erachtet. So bewerteten rund zwei Drittel der<br />
Lehrer eine abgestufte, behindertengerechte Ausbildung, z.B. in einem Berufsbildungswerk,<br />
für einen Teil der Schüler als denkbare Alternative. Ähnlich hoch war der<br />
Anteil der Teilnehmer, die einen Förderlehrgang als geeignete Maßnahme sahen.<br />
Selbst für die Sonderausbildungseinrichtungen war nach überwiegend geteilter Meinung<br />
der Lehrer nur ein Teil der Schüler geeignet.<br />
17
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 26<br />
Vor dem Hintergrund dieser ernüchternden Einschätzung verwundert es wenig, dass<br />
fast drei Viertel der befragten Lehrer eine Chance für die Mehrheit ihrer Schüler in der<br />
Werkstatt für behinderte Menschen sahen. Dies erklärt auch, warum die Werkstätten<br />
im Kooperationsnetzwerk eine so große Bedeutung hatten und haben (vgl. Übersicht 2-<br />
11) und ein bemerkenswert großer Anteil der Lehrer die WfbM als Schutzraum und<br />
geschützten Arbeitsmarkt betrachtete (Übersicht 2-12).<br />
In dieser Einschätzung, abgegeben zu Beginn der Veranstaltungsreihe, kam eine gewisse<br />
Ohnmacht der Teilnehmer zum Ausdruck. Auf eine direkte Frage, wie groß ihr<br />
Handlungsspielraum bei der Gestaltung der Laufbahnentscheidungen und der Übergangsprozesse<br />
ihrer Schüler sei, schätzten die Teilnehmenden diesen nicht sonderlich<br />
hoch ein. Auf einer Skala von 1 („überhaupt kein Spielraum“) bis 10 („sehr großer<br />
Spielraum“) lag der Mittelwert für alle Teilnehmer bei 5,9. Allerdings gab es zwei sehr<br />
bemerkenswerte Unterschiede:<br />
• Lehrer mit viel Erfahrung aus der Arbeit mit Abschluss-Stufen bewerteten ihre<br />
Handlungsspielräume signifikant größer als solche mit wenig Erfahrung.<br />
• Jüngere Lehrer unter 40 Jahre sahen ebenfalls deutlich größere Handlungsmöglichkeiten<br />
als ihre älteren Kollegen.<br />
Übersicht 2-15<br />
Mittelwerte<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
nach Erfahrung mit<br />
Abschluss-Stufen:<br />
Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />
Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />
Gesamt<br />
..viel Erfahrung<br />
..einige bis wenig Erfahrung<br />
nach Altersgruppen:<br />
bis 40 Jahre<br />
zwischen 40 und 50 Jahren<br />
51 Jahre und älter<br />
Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />
überhaupt kein<br />
Spielraum<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
4,9<br />
5,3<br />
5,5<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
5,9<br />
6,3<br />
7,0<br />
sehr großer<br />
Spielraum<br />
Eine spannende Frage war, ob die Veranstaltung zu einer Veränderung dieser Einschätzungen<br />
beitragen könnte. Erweiterten sich möglicherweise die Perspektiven für
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 27<br />
die Teilnehmer? Oder relativierten sich die Hoffnungen vielleicht sogar angesichts der<br />
Fakten? Diese Frage wurde zum Ende des Vorhabens noch einmal aufgeworfen.<br />
2.6 Informationsstand über die Themen der Weiterbildungsreihe<br />
Die beiden Landschaftsverbände hatten die Veranstaltungsreihe auf der Basis ihrer<br />
breiten Erfahrungen aus der beruflichen Integration von behinderten jungen Menschen<br />
konzipiert. Ob sie damit das Bedürfnis der Teilnehmer trafen, war deshalb gleich zu<br />
Beginn der Weiterbildung eine erste wichtige Bewertungsfrage. Im Rahmen der Eingangsbefragung<br />
wurden die Teilnehmer deshalb gebeten, für jeden der geplanten Themenbereiche<br />
anzugeben, wie wichtig er für sie selber ist und wie hoch der eigene Informationsstand<br />
dazu ist (vgl. Übersichten 2-16 und 2-17).<br />
Durchgängig wurden alle Themenbereiche der Veranstaltung als wichtig oder sehr<br />
wichtig bewertet. Nur bei wenigen Themen ließ eine kleine Gruppe von Teilnehmern<br />
erkennen, dass sie diesem Thema etwas weniger Gewicht beimaßen. Im Großen und<br />
Ganzen trafen die Veranstaltungsplaner ganz offensichtlich das Interesse ihres Auditoriums.<br />
Übersicht 2-16<br />
Informiertheit: Mittelwerte; Wichtigkeit: Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Möglichkeiten unterschiedlicher Kooperationen von Schule im<br />
Prozess des Übergangs in Ausbildung und Erwerbsleben<br />
Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildung<br />
und Wichtigkeit der Themen I<br />
Nutzen der Kooperationen mit diesen Institutionen<br />
für den Übergangsprozess der Schüler<br />
Grundsätze und Methode der sogenannten Zukunftswerkstatt<br />
zur Unterstützungder persönlichen Zukunftsplanung<br />
Einsatzmöglichkeiten der Methode der<br />
Zukunftswerkstatt in der schulischen Arbeit<br />
Auswirkungen und Erleben von Behinderung,<br />
insbesondere bei Schülern im Jugendalter<br />
Möglichkeiten und Chancen im Arbeitsleben<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
Gesetzliche Fördermöglichkeiten beim Übergang von der<br />
Schule in Ausbildung u. Erwerbsleben, z.B. nach SGB II, III, IX<br />
Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />
und Agentur für Arbeit<br />
Grundlagen betriebswirtschaftlicher Abläufe, wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen und ökonomische Trends<br />
Geeignete Strategien für den<br />
schulischen Kontakt zu Arbeitgebern<br />
Informiertheit Wichtigkeit des Themas<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
2,9<br />
2,4<br />
4,9<br />
4,9<br />
4,4<br />
4,1<br />
6,1<br />
6,3<br />
5,8<br />
7,6<br />
sehr<br />
gut<br />
0 5 10<br />
2<br />
2<br />
2<br />
5<br />
17<br />
12<br />
5<br />
wenig<br />
wichtig<br />
14<br />
40<br />
31<br />
45<br />
43<br />
50<br />
36<br />
33<br />
31<br />
38<br />
52<br />
wichtig<br />
60<br />
67<br />
50<br />
45<br />
52<br />
57<br />
60<br />
62<br />
sehr<br />
wichtig<br />
Der eigene Informationsstand zu den Themen wurde, gemessen auf einer Skala von 1<br />
(„überhaupt nicht informiert“) bis 10 („sehr gut informiert“), sehr unterschiedlich eingeschätzt.<br />
So fühlten sich die Lehrenden besonders gut informiert über die Auswirkungen<br />
48<br />
36
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 28<br />
von Behinderung auf Jugendliche. Auch die typischen Verhaltensmuster in Familien mit<br />
behinderten Jugendlichen waren ihnen vertraut. Entsprechend waren ihre Kenntnisse<br />
bezüglich der Unterstützungsmöglichkeiten von Eltern nach eigenem Bekunden vergleichsweise<br />
gut.<br />
Am wenigsten informiert zeigten sich die befragten Lehrer bezüglich der Methoden der<br />
Zukunftsplanung und ihrer Einsatzmöglichkeiten in der Schule. Auch die Diagnoseverfahren<br />
MELBA (im <strong>Rheinland</strong>) und Dia-Train (in Westfalen) waren den meisten relativ<br />
unbekannt.<br />
Übersicht 2-17<br />
Informiertheit: Mittelwerte; Wichtigkeit: Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildung<br />
und Wichtigkeit der Themen II<br />
Das MELBA-Verfahren zur<br />
Feststellung von Fähigkeiten (nur LVR)<br />
Das Dia-Train-Verfahren zur Erhebung<br />
oder Feststellung von Fähigkeiten (nur LWL)<br />
Andere Verfahren zur Erhebung<br />
oder Feststellung von Fähigkeiten<br />
Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
Durchführung von professionellen persönlichen, telefonischen<br />
oder schriftlichen Bewerbungen<br />
Umgang mit Handicaps<br />
im Bewerbungsprozess<br />
Geeignete Argumente für die Einstellung von<br />
schwerbehinderten Menschen aus betrieblicher Sicht<br />
Typische Verhaltensmuster und Systeme<br />
in Familien mit behinderten Jugendlichen<br />
Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im Loslösungsprozess<br />
anzuregen und zu begleiten<br />
Möglichkeiten für Lehrer, die eigene Rolle beim Übergang der<br />
Schüler ins Erwerbsleben stärker wahrzunehmen und zu<br />
gestalten<br />
Informiertheit Wichtigkeit des Themas<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
1,6<br />
3,2<br />
4,5<br />
4,1<br />
5,2<br />
6,2<br />
5,6<br />
6,8<br />
6,5<br />
5,7<br />
sehr<br />
gut<br />
0 5 10<br />
15<br />
12<br />
5<br />
14<br />
14<br />
7<br />
7<br />
7<br />
wenig<br />
wichtig<br />
19<br />
50<br />
33<br />
29<br />
33<br />
33<br />
43<br />
43<br />
wichtig<br />
55<br />
55<br />
43<br />
sehr<br />
wichtig<br />
Alle anderen Themenbereiche waren im Durchschnitt aller Teilnehmergruppen im mittleren<br />
Bereich platziert. Es gab also bereits in vielen Themen Vorkenntnisse, die man<br />
aber offensichtlich mit Hilfe der Veranstaltungsreihe weiter verbessern wollte. Inwieweit<br />
das gelingen würde, wurde später anhand der Nachbefragungen untersucht.<br />
Die beiden vorangestellten Übersichten geben die jeweiligen Mittelwerte für alle Teilnehmer<br />
wieder. Dahinter stehen natürlich individuelle Unterschiede und Varianzen zwischen<br />
Gruppen von Teilnehmern.<br />
Um den individuellen Informationsstand zusammenfassend zu beschreiben, wurde für<br />
jede Person aus den Selbsteinschätzungen des Informationsstands zu den 19 abgefragten<br />
Inhalten ein Summenindex gebildet und der Mittelwert berechnet. Diese Mittelwerte<br />
wurden dann gruppiert: Lag der Mittelwert unter vier, so wurde der Informations-<br />
45<br />
60<br />
52<br />
62<br />
60<br />
15<br />
50<br />
50<br />
31<br />
38
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 29<br />
stand als „gering“ eingestuft, bei Werten von sechs und mehr als „hoch“ und der Zwischenbereich<br />
als „mittel“ (vgl. Übersicht 2-18). Nach dieser Indizierung wies die Selbsteinschätzung<br />
der Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltungsreihe eine hohe Varianz<br />
auf. 29 Prozent der Teilnehmer hatten einen vergleichsweise hohen Informationsstand<br />
über die relevanten Themen, rund die Hälfte einen mittleren und ein Viertel einen niedrigen.<br />
Die Teilnehmergruppe war also insgesamt heterogen zusammengesetzt. Diese<br />
Selbsteinschätzung korrespondierte mit den Erfahrungen mit Abschluss-Stufen: Lehrer,<br />
die vor Fortbildungsbeginn eine Abschlussklasse hatten und nach eigener Einschätzung<br />
über viel Erfahrung mit Abgangsklassen verfügten, wiesen auch einen insgesamt<br />
höheren Informationsstand auf. Wie eingangs gezeigt wurde, unterschieden sich die<br />
beiden Veranstaltungsreihen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen insbesondere bei diesen<br />
beiden Merkmalen. Insofern verwundert es nicht, dass die rheinischen Lehrer einen<br />
höheren durchschnittlichen Informationsstand aufwiesen als ihre Kollegen in der Veranstaltungsreihe<br />
in Westfalen. Es wird gezeigt werden, dass dies durchaus auch in die<br />
späteren Bewertungen der Veranstaltungen und der Veranstaltungsreihe einfloss.<br />
Übersicht 2-18<br />
Angaben in Prozent<br />
Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />
Index: Informationsstand der Lehrer über alle Themen der Fortbildungsreihe<br />
Index: Informationsstand über Themen der Fortbildungsreihe<br />
gering<br />
mittel<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
26<br />
45<br />
29<br />
hoch<br />
Variable „Informationsstand über alle Themen der Fortbildungsreihe“ wurde nicht direkt erhoben,<br />
sondern als Index aus den Antworten zu den 19 vorgestellten Seminarinhalten in folgenden Schritten gebildet:<br />
1) Intraindividuelle Summenbildung über die 10-er Skala von 1 „überhaupt nicht informiert“ bis 10 „sehr gut informiert“<br />
über alle 19 Inhalte,<br />
2) Bildung von Mittelwerten je Befragter/Befragtem<br />
3) Gruppierung der Mittelwerte:<br />
Skalenmittelwert unter 4 = gering, Skalenmittelwert von 4 bis unter 6 = mittel, Skalenmittelwert von 6 und darüber = hoch.<br />
Skalenmittelwerte von 2 und darunter sowie Werte über 8 wurden empirisch nicht erzielt.<br />
Ergänzend zu der standardisierten Einschätzung der Themenbereiche hatten die Teilnehmer<br />
auch Gelegenheit, noch Themen zu benennen, die aus ihrer Sicht in der Fortbildungsreihe<br />
nicht ausreichend berücksichtigt seien (vgl. dazu Übersicht 2-19). Es<br />
wurden von sieben Teilnehmern neun Nennungen gemacht:
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 30<br />
• Vier dieser Nennungen thematisierten die besondere Problematik von Schwerst-<br />
und Mehrfachbehinderten. Genannt wurden die Übergangsmöglichkeiten dieser<br />
Gruppe in Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt und in die WfbM sowie die rechtlichen<br />
Voraussetzungen für eine Beschäftigung in der WfbM. Zu diesem Komplex<br />
zählte auch die Frage der Richtlinien der Förderschule bezüglich einer Eingliederung<br />
in die WfbM.<br />
• Zwei Nennungen entfielen auf den Themenbereich Betriebe. Diese Teilnehmer<br />
mochten mehr über Aspekte der regionalen Wirtschaft erfahren und Kontakte zu<br />
Betrieben thematisieren.<br />
• Eine Nennung setzte sich für den Einsatz von unterstützenden Unterrichtsmaterialien<br />
ein.<br />
• Eine Nennung verwies auf die Folgen der finanziellen Umstrukturierung und Budgetierung<br />
im Eingliederungsprozess.<br />
Übersicht 2-19<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Ja<br />
(insgesamt<br />
7 Angaben)<br />
nein<br />
17<br />
76<br />
weiterer Fortbildungsbedarf zu Themen,<br />
die in der Reihe noch nicht genügend berücksichtigt sind<br />
• Problematik der Aufnahme von Schwerstbehinderten in die Wirtschaft,<br />
mehrfach behinderte Schüler, die sowohl Schwierigkeiten beim Sehen<br />
haben und beim Lernen, also blind und lernbehindert sind<br />
• Stärker auf die Schwerstbehinderten eingehen, rechtliche<br />
Voraussetzungen, um Schwerstmehrfachbehinderte in die WfbM zu<br />
integrieren.<br />
• Aspekte der Wirtschaft und der Betriebe im Geltungsbereich<br />
<strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />
• Ganz wichtig: Kontakt zu Betrieben.<br />
• Einsatz von Materialien, die unterstützend im Unterricht<br />
eingesetzt werden können.<br />
• Folgen der finanziellen Umstrukturierung/Budgetierung auf<br />
Eingliederungsprozesse<br />
• Mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Lehrer bei der beruflichen<br />
Eingliederung der Schüler.<br />
• Bedeutung des Richtlinienbezugs der Förderschule, geistige<br />
Entwicklung oder Lernen für die Eingliederung in die WfBM.<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 31<br />
2.7 Zusammenfassung: Ausgangslage vor Beginn der Reihe<br />
Der Teilnehmerkreis dieser ersten Weiterbildungsreihe setzte sich vergleichsweise<br />
heterogen zusammen. Sowohl der Erfahrungshorizont bezüglich der Anforderungen in<br />
einer Abschluss-Stufe als auch der Informationsstand über die geplanten Themen der<br />
Fortbildungsreihe waren breit gestreut. Die Veranstalter und Lehrkräfte standen zu<br />
Beginn vor der Aufgabe, diese Unterschiede entsprechend zu überbrücken und den<br />
Teilnehmerkreis zu integrieren.<br />
Die Motivation aller Teilnehmer, aber auch ihre Erwartungen an die Weiterbildung waren<br />
hoch. Im Wesentlichen verbanden die Teilnehmer drei Zielsetzungen mit ihrem<br />
Veranstaltungsbesuch: Erweiterung der persönlichen Qualifikationen, Anregung für die<br />
organisatorische Umsetzung, Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen<br />
Schüler.<br />
Eine Triebkraft für die Teilnahme war offenkundig der persönliche Wille, den behinderten<br />
Schülern bei ihrem äußerst schweren Zugang in die Arbeitswelt die notwendige<br />
Unterstützung zu geben. Normale Ausbildungen oder eine ungelernte Tätigkeit auf<br />
dem ersten Arbeitsmarkt schlossen die Lehrer für ihre Schüler weitgehend aus. Geförderte<br />
Ausbildungen in Sondereinrichtungen waren nach Einschätzung der beteiligten<br />
Lehrer auch eher für einen kleineren Teil der Schüler geeignet. Vor diesem Hintergrund<br />
kam in der Wahrnehmung der Beteiligten vor allem die Werkstatt für behinderte Menschen<br />
als alternative, geschützte Beschäftigungsmöglichkeit in Betracht.<br />
Die Berufswahl vorbereitenden Aktivitäten der Schulen waren nach Darstellung der<br />
Teilnehmer breit angelegt und es bestand ein Netzwerk an externen Akteuren, die an<br />
der Berufsvorbereitung mitwirkten. Offensichtlich lag ein Bestreben der Lehrer darin,<br />
dieses Angebot und die Kooperationsnetze weiter zu verbessern resp. sich für diese<br />
Anforderungen zu qualifizieren.<br />
Inwieweit die Veranstaltungsreihe diese Erwartungen erfüllte und welchen Beitrag sie<br />
lieferte, den Informationsstand der Lehrenden zu verbessern, bewerteten die Teilnehmer<br />
im Anschluss an die Reihe.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 32<br />
3 Spontane Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule<br />
Von September 2006 bis Juni 2007 fand die Fortbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände<br />
statt. Diese Reihe war so konzipiert worden, dass die inhaltsgleichen Seminare<br />
weitestgehend von denselben Dozenten durchgeführt werden konnten. Ausnahmen<br />
waren wenige Module, die u.a. mit eigenem Personal der Landschaftsverbände<br />
oder durch unterschiedliche Referenten bestritten wurden (M4: Förderrecht, M5: Arbeitsplatzeinrichtung,<br />
M5: MELBA). Durch den Wunsch, die Dozenten für beide Seminarreihen<br />
zu verpflichten, ergab sich notwendigerweise, dass die beiden Reihen nach<br />
unterschiedlichen inhaltlichen Abfolgen der Module aufgebaut werden mussten. Ob<br />
sich im Rahmen der Evaluation Hinweise auf eine günstigere oder weniger günstige<br />
Abfolge der Fortbildungsinhalte ableiten lassen, ist dabei ein interessanter Nebeneffekt<br />
dieser zunächst organisatorischen Notwendigkeit.<br />
Die Übersichten enthalten der Kürze halber die Abkürzungen LVR für die Gruppe aus<br />
dem <strong>Rheinland</strong> und LWL für die Gruppe aus Westfalen.<br />
Übersicht 3-1<br />
Überblick: Abfolge der Seminare in den beiden Landschaftsverbänden<br />
M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
M2: Zukunftswerkstatt<br />
M3: Behinderungsverarbeitung<br />
M4: Förderrecht<br />
M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />
M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />
M5: Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten:<br />
MELBA (nur LVR)<br />
M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />
M6: Bewerbungstraining<br />
M7: Elternarbeit<br />
M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />
Nr. + Termine<br />
LVR<br />
(1) September 2006<br />
(7) April 2007<br />
(3) Oktober 2006<br />
(4) Dezember 2006<br />
(2) September 2006<br />
(5) Januar 2007<br />
(6) März 2007<br />
(8) Juni 2007<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Nr. + Termine<br />
LWL<br />
(1) September 2006<br />
(2) September 2006<br />
(4) Dezember 2006<br />
(3) Oktober 2006<br />
(6) März 2007<br />
(5) Februar 2007<br />
(7) April 2007<br />
(8) Juni 2007<br />
Wie eingangs bereits erörtert, sollte die Evaluation die Inhalte der Seminare anhand<br />
der vorbereitenden Befragungen der Dozenten und Veranstalter differenziert erheben<br />
und diese Inhalte aus Sicht der Teilnehmer detailliert bewerten. Um spontane und direkte<br />
Informationen und Bewertungen über die einzelnen Seminarmodule zu erhalten,<br />
wurde jedes der einzelnen Seminarmodule anhand eines schriftlichen Selbstausfüllers
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 33<br />
direkt im Anschluss an die Veranstaltung einer spontanen Bewertung unterzogen. Über<br />
die Gesamtbewertung der Reihe wird als Ergebnis der telefonischen Nachbefragung in<br />
Kapitel 4 berichtet.<br />
Die schriftlichen Fragebögen wurden von den Veranstaltern ausgegeben, von ihnen<br />
wieder eingesammelt und an <strong>infas</strong> weitergeleitet. Die Antwortbereitschaft der Teilnehmer<br />
war hoch. Alle Auswertungen basieren auf den jeweils ausgefüllten Fragebögen<br />
und auf den hierin gültigen Angaben. Aufgrund der üblichen und erwartbaren krankheitsbedingten<br />
Ausfälle lagen für die Seminare nicht immer alle Fragebögen vollständig<br />
vor. Zudem reduzierte sich die ursprüngliche Teilnehmerzahl im Laufe des Fortbildungsjahres<br />
um insgesamt drei Personen auf 39 Teilnehmer.<br />
Der Fragebogen war jeweils so aufgebaut, dass zunächst einige organisatorische Aspekte<br />
und Rahmenbedingungen, aber auch qualifikatorische Aspekte der Dozenten<br />
Gegenstand waren, dann die geplanten Inhalte der Seminare und die Zielsetzungen<br />
bewertet werden sollten und abschließend die Gesamtzufriedenheit mit dem Seminar<br />
erfasst wurde. Außerdem bestand die Möglichkeit zu einem offenen Kommentar.<br />
Im folgenden Kapitel 3 dieses Berichts sind die zentralen Ergebnisse in zusammengefasster<br />
Form dargestellt. Neben den vorgestellten Ergebnissen liegen aus den ausgefüllten<br />
Fragebögen eine Reihe umfassender Detailbewertungen der Teilnehmer zu den<br />
postulierten Lernzielen und den einzelnen Seminarinhalten vor, die in die Gesamtbewertung<br />
der einzelnen Module mit integriert wurden.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 34<br />
3.1 Gesamtbewertungen der Seminare im Überblick<br />
Um einen ersten Überblick über die Teilnehmersicht der Seminare zu gewinnen, ist die<br />
Gesamtzufriedenheit der Teilnehmer mit den einzelnen Seminaren ein geeigneter Indikator.<br />
Dabei werden die Seminare getrennt nach ihrem Veranstaltungsort <strong>Rheinland</strong><br />
oder Westfalen betrachtet; nur die gemeinsam durchgeführten Seminare werden gemeinsam<br />
ausgewertet.<br />
Zunächst lässt sich festhalten, dass die Bandbreite der spontanen Seminarbewertungen<br />
erstaunlich hoch ausfiel. Sowohl zwischen den einzelnen Seminarmodulen als<br />
auch zwischen den Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen unterschieden<br />
sich die Bewertungen erheblich.<br />
Übersicht 3-2<br />
Mittelwerte<br />
Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />
M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
Gesamtzufriedenheit mit den Seminarmodulen bzw. Seminartagen<br />
M2: Zukunftswerkstatt 1,1<br />
M3: Behinderungsverarbeitung<br />
M4: Betr. Denken und Handeln I<br />
M4: Förderrecht<br />
M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />
M5: MELBA (nur LVR)<br />
M6: Betr. Denken und Handeln II<br />
M6: Bewerbungstraining<br />
M7: Elternarbeit<br />
M8: Moderation Übergangsprozess<br />
sehr<br />
unzufrieden<br />
LVR gesamt LWL<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
4,1<br />
4,4<br />
gesamt<br />
6,9<br />
6,9<br />
7,7<br />
LVR 7,9 LWL<br />
6,6<br />
gesamt<br />
8,2<br />
8,4<br />
8,3<br />
8,7<br />
9,0<br />
8,8<br />
8,8 9,4<br />
8,7<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
9,6 9,6<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Aus beiden Regionen gleichermaßen positiv wurden die Seminare zum Modul 6, nämlich<br />
zum 2. Teil der Veranstaltung Betriebliches Denken und Handeln, sowie zum<br />
Bewerbungstraining beurteilt. Mit durchschnittlichen Bewertungen von 9,6 bzw. 9,4<br />
und 8,8 äußerten sich die Teilnehmer in hohem Maße zufrieden.<br />
Fast ebenso hoch war auch die Zufriedenheit mit dem ersten Teil der Veranstaltung<br />
zum Betrieblichen Denken und Handeln, der - von derselben Dozentin - im Rahmen<br />
des Moduls 4 bearbeitet wurde.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 35<br />
Gut aufgenommen wurde auch der Seminartag zu Modul 5 MELBA, der jedoch nur für<br />
die Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> angeboten wurde. Die Parallelveranstaltung für die<br />
Gruppe aus Westfalen (DIATRAIN) entfiel aus krankheitsbedingten Gründen.<br />
Auch die Gesamtbewertungen zu den gemeinsam durchgeführten Eingangs- und Abschlussveranstaltungen<br />
Modul 1 und 8 fanden positiven Rückhall, wobei die Abschlussveranstaltung<br />
sogar im Vergleich noch ein wenig besser abschnitt.<br />
Modul 7 Elternarbeit und Modul 4 Förderrecht wurden insgesamt noch recht positiv<br />
bewertet, allerdings mit besseren Bewertungen bezüglich der rheinischen Veranstaltung<br />
als bezüglich des westfälischen Seminars.<br />
Es zeichneten sich allerdings drei kritisch zu betrachtende Seminare ab:<br />
• Modul 5 Arbeitsplatzeinrichtung: Hier lagen beide Gruppen nur im mittleren Bewertungsbereich;<br />
dabei fiel die Bewertung der Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> noch<br />
deutlich schlechter als bei der Gruppe aus Westfalen aus.<br />
• Modul 3 Behinderungsverarbeitung: Hierzu lagen die Bewertungen aus Westfalen<br />
mit einem durchschnittlichen Urteil von 8,7 im sehr guten Bereich, während die<br />
Bewertungen aus dem <strong>Rheinland</strong> mit einem durchschnittlichen Urteil von 4,1 erhebliche<br />
Kritik ausdrückten.<br />
• Zu Modul 2 Zukunftswerkstatt fielen die Meinungen schließlich vollständig auseinander:<br />
Während die Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> im Schnitt nur eine 1,1<br />
vergaben und damit ganz massiv ihren Unmut kundtaten, wurde das inhaltsgleiche<br />
Seminar von den Teilnehmern aus Westfalen mit einem Wert von 7,9 durchaus<br />
positiv bewertet.<br />
Die Fortbildungsreihe wurde insgesamt gut aufgenommen. Die Antworten der Teilnehmer<br />
ließen Differenzierungen zwischen den Seminaren zu und ergaben erste Hinweise<br />
über Module, die weiter optimiert werden sollten. Zudem zeichnete sich ab, dass die<br />
Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> in ihren Urteilen etwas stärker in die positive oder negative<br />
Richtung polarisierten. Auch dieser Aspekt wird im Folgenden weiter beleuchtet.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 36<br />
3.2 Bewertung der organisatorischen Aspekte im Überblick<br />
Für jedes Seminar wurden einige allgemeine Aspekte der Seminardurchführung sowie<br />
deren Rahmenbedingungen untersucht. Dabei ging es um Fragen des Seminaraufbaus,<br />
der Didaktik, der fachlichen Fähigkeiten der Dozenten, aber auch des Praxisbezugs,<br />
der Aktualität und Impulskraft der Themen sowie schließlich des Medieneinsatzes<br />
und der räumlichen Ausstattung.<br />
Im Aggregat über alle Seminare wurden insbesondere die fachlichen Fähigkeiten der<br />
Dozenten, die Aktualität der Inhalte und die Verständlichkeit der Beispiele und Übungen<br />
als sehr positiv wahrgenommen. Auch mit den übrigen erfragten Rahmenbedingungen<br />
waren die Teilnehmer im Schnitt recht zufrieden. Etwas zurückhaltender war<br />
die Einschätzung der Teilnehmer bezüglich der Impulskraft der vermittelten Inhalte für<br />
die eigene schulische Arbeit.<br />
Insgesamt lassen die Ergebnisse auf eine unproblematische Durchführung der Seminare<br />
schließen. Relevante Ausreißer-Ergebnisse werden, soweit vorhanden, bei der<br />
Besprechung der jeweiligen Module ausgewiesen. Die vollständigen seminarspezifischen<br />
Darstellungen finden sich im Anhang, Abschnitt 3.<br />
Übersicht 3-3<br />
Mittelwerte<br />
Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />
inhaltlicher Aufbau des Seminars<br />
Praxisbezug der Inhalte<br />
Verständlichkeit der Bespiele/Übungen<br />
Aktualität der Inhalte<br />
Impulskraft der Inhalte für<br />
Ihre beruflichen Aufgaben<br />
fachliche Fähigkeiten der Dozenten<br />
Einsatz von Medien<br />
didaktisches Geschick der Dozenten<br />
Ausrichtung auf den Erfahrungshintergrund<br />
der Teilnehmer<br />
Ausstattung der Seminarräume<br />
Zufriedenheit mit der allgemeinen Seminardurchführung:<br />
Durchschnitt über alle Module/Seminartage<br />
sehr<br />
unzufrieden<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7,5<br />
7,6<br />
7,4<br />
7,6<br />
7,8<br />
7,6<br />
7,7<br />
8,3<br />
8,6<br />
8,5<br />
sehr<br />
zufrieden
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 37<br />
3.3 Bewertung von Zeit und Ressourcen im Überblick<br />
Zusätzlich zu den inhaltlichen Aspekten der Seminardurchführung wurde der Zeitrahmen,<br />
die Teilnehmerzahl, der Umfang der Beispiele bzw. Übungen sowie die Gelegenheit<br />
zur Diskussion bzw. zum Erfahrungsaustausch in einer standardisierten Frage<br />
untersucht. Die Teilnehmer sollten Auskunft darüber geben, ob sie diese Aspekte als<br />
genau richtig, als zu wenig oder als zu viel erachten.<br />
Übersicht 3-4<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />
Zeitrahmen des Seminars im Hinblick<br />
auf dieses Seminarthema<br />
Teilnehmerzahl im Hinblick auf<br />
dieses Seminarthema<br />
Umfang der Beispiele bzw. Übungen<br />
Gelegenheit zur Diskussion bzw.<br />
zum Erfahrungsaustausch<br />
Zufriedenheit mit Zeitrahmen und Ressourcen<br />
Durchschnitt über alle Module/Seminartage<br />
zu wenig genau richtig zu viel<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
26<br />
18<br />
19<br />
Die Mehrheit der Befragten war mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen für Beispiele<br />
und Übungen sowie für Diskussionen durchaus zufrieden; allerdings wünschte<br />
sich ein Viertel insgesamt mehr Zeit für Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Bezüglich<br />
des Zeitrahmens für die Seminare ergab sich ein geteiltes Bild. Jeweils etwa 20<br />
Prozent betrachteten den Zeitrahmen bezogen auf das Einzelseminar als zu kurz oder<br />
als zu lang. Die Anzahl der Teilnehmer wurde von der überwiegenden Mehrheit für<br />
passend befunden. Allerdings bekundeten zu den beiden gemeinsam veranstalteten<br />
Seminaren je etwa zwei Drittel der Befragten, dass sie die Zahl der Teilnehmer als zu<br />
hoch empfanden.<br />
Auch bezüglich dieser Inhalte ergaben sich Unterschiede zwischen den Seminaren, die<br />
den Einzeldarstellungen im Anhang, Abschnitt 3 entnommen werden können. In der<br />
folgenden Tabelle werden einige besonders markante Abweichungen zu den Durch-<br />
1<br />
62<br />
73<br />
70<br />
85<br />
20<br />
4<br />
9<br />
14
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 38<br />
schnittswerten zusammengefasst. Nicht dargestellte Seminare und nicht ausgefüllte<br />
Felder entsprechen in ihren Verteilungen eher den durchschnittlichen Ergebnissen.<br />
Übersicht 3-5 Besonderheiten in der Wahrnehmung von Zeit und Ressourcen<br />
M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
(LVR+LWL)<br />
M2: Zukunftswerkstatt<br />
(LVR)<br />
M3: Behinderungsverarbeitung<br />
(LVR)<br />
Zeitrahmen<br />
Seminar<br />
M4: Förderrecht (LVR) zu wenig, aber<br />
auch zu viel<br />
Teilnehmerzahl<br />
zu viel<br />
Beispiele/<br />
Übungen<br />
zu viel zu viel<br />
Diskussion/<br />
Erfahrungsaustausch<br />
zu wenig, aber<br />
auch zu viel<br />
zu wenig zu wenig<br />
zu wenig<br />
M4: Förderrecht (LWL) zu wenig zu wenig<br />
M4: Betr. Denken und<br />
Handeln I (LWL)<br />
M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />
(LVR)<br />
M7: Elternarbeit (LWL) zu viel<br />
M8: Moderation des<br />
Übergangsprozesses<br />
(LVR+LWL)<br />
zu wenig zu wenig<br />
zu viel zu wenig<br />
zu viel<br />
Für die mögliche zukünftige Gestaltung der Fortbildungsreihe ergeben sich hieraus<br />
Hinweise darauf, bei welchen Seminaren ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet<br />
werden sollte, einen adäquaten Umfang an Beispielen, Übungen, Erfahrungsaustausch<br />
oder Diskussion zu gewährleisten. Dabei ist die Wahrnehmung des gesamten Zeitrahmens<br />
für ein Seminar allein noch wenig aussagekräftig, wenn nicht weitere Indikatoren<br />
der Zufriedenheit hinzugezogen werden: ein „zu viel“ an gesamtem Zeitrahmen für ein<br />
Modul gewinnt am Beispiel des M5 Arbeitsplatzeinrichtung zusammen mit einem „zu<br />
wenig“ an Beispielen und Übungen an Bedeutung. Wie die Teilnehmerwünsche zu<br />
interpretieren sind, wird im Zusammenhang mit den nachfolgenden Bewertungen der<br />
Seminarinhalte und –ziele transparenter.<br />
Für die beiden Rahmenseminare ist nach den vorliegenden Ergebnissen die Frage zu<br />
klären, ob diese auch in Zukunft mit zwei Gruppen gemeinsam oder lieber je Gruppe<br />
separat stattfinden sollten, da die Gelegenheit zum Erfahrungstransfer zwischen den<br />
Gruppen doch vergleichsweise gering ausfällt, wie auch die offenen Kommentare zu<br />
diesen Seminaren bestätigten.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 39<br />
3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Seminarbewertungen<br />
Resümierend kann noch einmal festgehalten werden, dass die Seminare durch beide<br />
Teilnehmergruppen (LVR und LWL) im sofortigen Anschluss an die jeweilige Veranstaltung<br />
sehr gut angenommen wurden. Nach den bisherigen Erkenntnissen können die<br />
Seminare wie folgt gruppiert werden:<br />
Seminare, mit denen beide Gruppen in hohem Maße zufrieden waren<br />
• M6: Bewerbungstraining<br />
• M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />
• M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />
• M5: MELBA (nur LVR)<br />
• M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />
• M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
Seminare, zu denen die Meinungen zwischen den beiden Veranstaltungen unterschiedlich<br />
ausfielen, jedoch insgesamt noch auf einem guten Niveau lagen<br />
• M4: Förderrecht<br />
• M7: Elternarbeit<br />
Seminare, zu denen die Meinungen zwischen den beiden Veranstaltungen erheblich<br />
auseinander fielen und zu denen sowohl sehr gute als auch sehr schlechte<br />
Bewertungen vorlagen<br />
• M2: Zukunftswerkstatt<br />
• M3: Behinderungsverarbeitung<br />
Seminare, die von beiden Gruppen vergleichsweise schlecht beurteilt wurden<br />
• M5: Arbeitsplatzgestaltung<br />
Übergreifend lässt sich festhalten, dass der Bedarf der Zielgruppe an der Vermittlung<br />
von Faktenwissen und Kenntnissen zu bestimmten Sachgebieten offenkundig groß<br />
war. All jene Seminare sind gut bewertet worden, die sich beispielsweise mit betrieblichen<br />
und wirtschaftlichen Zusammenhängen, Bewerbungen, Förderrecht und beteiligten<br />
Institutionen sowie mit Verfahren zur Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten<br />
(MELBA) befassten. Wie in Kap. 2.5 beschrieben, erlebten sich die Teilnehmer häufig<br />
an ihren Schulen als „Einzelkämpfer“ im Hinblick auf den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt.<br />
Gerade vor diesem Hintergrund wird die Motivation der Teilnehmer verständlich,<br />
ihren Informationsstand, ihre Kenntnisse oder instrumentellen Fertigkeiten zu<br />
solchen Sachthemen zu erweitern, die bei der Umsetzung der geplanten Aufgaben im
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 40<br />
schulischen Alltag die eigene Sicherheit steigern können. Dies lässt sich im Übrigen für<br />
beide Gruppen in gleichem Maße festhalten.<br />
Unterstützung wurde auch dort vermittelt, wo Lehrer in ihren bisherigen Erfahrungen<br />
bekräftigt werden, wie beispielsweise zum Thema „Elternarbeit“, zu dem die Lehrer<br />
sich durch das Seminar u.a. bestätigt und verstanden sahen.<br />
Diejenigen Seminare der Fortbildungsreihe, in denen es stärker um die eigene Rolle<br />
als Lehrer im Übergangsprozess ging, sei es bei der Behinderungsverarbeitung oder<br />
bei dem Kennenlernen möglicher Ansätze für die persönliche Zukunftsplanung, sind<br />
problematischer bewertet worden. Dass die Urteile hierzu zwischen der Gruppe in<br />
Westfalen und der Gruppe im <strong>Rheinland</strong> so sehr auseinander fielen, hat möglicherweise<br />
auch mit den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Lehrer bei der Betreuung von<br />
Abschluss-Stufen und mit ihrer Berufserfahrung zu tun. Offenbar sprachen diese Seminare<br />
eher die Gruppe aus Westfalen an, die insgesamt jünger war und über vergleichsweise<br />
geringere Erfahrungen im Beruf bzw. mit Abschluss-Stufen verfügte. Hier<br />
wäre seitens der Veranstalter zu prüfen, ob und wie diese Inhalte auch erfahreneren<br />
Teilnehmern näher gebracht werden können.<br />
An den vergleichsweise schlechten Ergebnissen zu Modul 5 „Arbeitsplatzgestaltung“<br />
zeichnete sich schließlich ab, dass eine stärkere Differenzierung dieses Themas nach<br />
dem Schwerpunkt der jeweiligen Schulen (körperliche und motorische Entwicklung,<br />
Sehen bzw. Hören und Kommunikation) vorteilhaft wäre, sofern dies inhaltlich und organisatorisch<br />
möglich ist.<br />
Im folgenden Kapitel werden die telefonisch erhobenen Befragungsergebnisse zum<br />
Gesamtkonzept der Fortbildungsreihe vorgestellt und es wird über erste Erfahrungen<br />
und Aktivitäten der Lehrer zur Umsetzung der erworbenen Kenntnisse in ihren Schulen<br />
berichtet.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 41<br />
4 Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007<br />
Die telefonische Nachbefragung der Teilnehmer fand im Oktober 2007 statt, nachdem<br />
die ersten Wochen des neuen Schuljahres verstrichen waren. Von den 39 verbliebenen<br />
Fortbildungsteilnehmern konnten 37 für die Teilnahme an dieser telefonischen Wiederholungsbefragung<br />
gewonnen werden. Das Interview hatte zum Ziel, das Gesamtkonzept<br />
der Fortbildung zu überprüfen, weitere Anregungen für die zukünftige Gestaltung<br />
der Reihe als Ganzes zu gewinnen, und erste Indikatoren für den möglichen Erfolg<br />
oder Misserfolg der Teilnahme zu erheben. Für Letzteres wurden u.a. mögliche Veränderungen<br />
im Hinblick auf Informationsstand, Meinungen und konkrete Aktivitäten im<br />
schulischen Alltag untersucht.<br />
Das Interview enthielt eine Reihe offener Fragen und dauerte im Schnitt eine halbe<br />
Stunde. Die Erfahrungen der Teilnehmer stützen sich dabei auf eine durchschnittliche<br />
Teilnahme an 7,5 besuchten Modulen. Dabei hatte kein Teilnehmer nach eigener Auskunft<br />
weniger als sechs Seminare besucht, und immerhin die Hälfte der Befragten hatte<br />
an allen Fortbildungsmodulen teilnehmen können.<br />
Übersicht 4-1<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
6 Seminare<br />
7 Seminare<br />
8 Seminare<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
11<br />
Durchschnitt 7,1<br />
Anzahl der besuchten Seminare<br />
Anzahl der besuchten Seminare<br />
41<br />
49
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 42<br />
4.1 Zufriedenheit mit dem Rahmenkonzept der Fortbildungsreihe<br />
Zunächst wurden die Zufriedenheit mit einigen ausgewählten Rahmenbedingungen der<br />
Fortbildungsreihe sowie die Gesamtzufriedenheit erhoben. Die Gesamtzufriedenheit<br />
war bei den meisten Befragten hoch: Es wurde ein Wert von 8,9 erzielt; wieder auf der<br />
bekannten Skala von 1 „gar nicht zufrieden“ bis 10 „sehr zufrieden“.<br />
Der gewählte Fortbildungszeitraum von etwa einem Jahr fand fast überall positiven<br />
Rückhall, ebenso die Anzahl der Module. Bezüglich der Auswahl der Seminartage, der<br />
Reihenfolge der Module zueinander und der Art der Seminardokumentation waren die<br />
Rückmeldungen etwas zurückhaltender, jedoch insgesamt als gute Resultate zu bezeichnen.<br />
Bemerkenswert war, dass beide Veranstaltungsreihen diesbezüglich recht<br />
ähnlich wahrgenommen wurden und dass trotz unterschiedlicher Abfolgen der Seminare<br />
die Stimmen aus beiden Teilnehmergruppen recht nah beieinander lagen.<br />
Im Folgenden werden die Resultate zu beiden Veranstaltungsreihen daher zusammenfassend<br />
betrachtet und nur dort wird auf Unterschiede hingewiesen, wo diese auf<br />
maßgebliche Abweichungen schließen lassen.<br />
Übersicht 4-2<br />
Mittelwerte<br />
Auswahl der Tage<br />
Freitag und Samstag<br />
Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Fortbildungsreihe<br />
LVR<br />
n =19<br />
Anzahl der Module 8,6<br />
Reihenfolge der Module<br />
zueinander<br />
Art der<br />
Seminardokumentation<br />
Zeitraum der Fortbildungsreihe<br />
für ein Jahr<br />
Zufriedenheit mit der<br />
Fortbildungsreihe insgesamt<br />
gar nicht<br />
zufrieden<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7,2<br />
7,7<br />
7,4<br />
8,5<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
9,3<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
gar nicht<br />
zufrieden<br />
LWL<br />
n = 18<br />
7,7<br />
8,3<br />
8,0<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
8,8<br />
9,3<br />
9,2<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 43<br />
Alle Teilnehmer, die sich zu einzelnen Punkten weniger zufrieden äußerten (bei einem<br />
jeweiligen Urteilswert von „7“ und darunter), wurden in spezifischen Nachfragen darum<br />
gebeten, ihr Urteil näher zu begründen. Grundsätzlich lässt sich festhalten:<br />
• Von Lehrern, die mit der Auswahl der Veranstaltungstage nicht in vollem Ausmaß<br />
zufrieden waren, wurde häufig der Wunsch geäußert, dass sich die Fortbildung<br />
lieber auf die Wochentage der regulären Arbeitswoche beziehen und möglichst<br />
nicht in den Ferien stattfinden solle. Dabei wurden als präferierte Tage in<br />
einzelnen Nennungen die Wochentage Donnerstag und Freitag genannt.<br />
• Unter den Teilnehmern, die die Anzahl der Module als nicht optimal empfanden,<br />
gab es sowohl Befürworter einer reduzierten Anzahl an Modulen (häufig genannt:<br />
6 Module) als auch Befürworter einer höheren Zahl an Modulen (bspw. 12 Module,<br />
für jeden Monat im Jahr bzw. 2-3 zusätzliche Module, die noch fehlten).<br />
• Bezüglich der Reihenfolge der Inhalte wurde vor allen Dingen aus dem rheinischen<br />
Teilnehmerkreis der Wunsch geäußert, das Modul „Zukunftswerkstatt“ nach<br />
vorne zu ziehen, und sich auch in der Abfolge stärker an der offiziellen Reihenfolge<br />
der Module, wie im Curriculum der Fortbildung vorgesehen, zu orientieren. Zudem<br />
wurde der Wunsch geäußert, dass die Seminare stärker aufeinander aufbauen<br />
und auch eine hinreichende Abwechslung an „Bekanntem“ und „Neuem“ bieten<br />
sollten. Module, die als inhaltlich ähnlich empfunden wurden, sollten möglichst<br />
nicht in direkter Abfolge zueinander stehen, sondern stattdessen lieber zusammengefasst<br />
werden.<br />
• Wenn bezüglich der Seminardokumentation nach Ansicht der Teilnehmer noch<br />
Verbesserungsbedarf bestand, wurde Folgendes genannt: Schriftliche Dokumentationen<br />
wurden durchaus von den Teilnehmern begrüßt, diese sollten jedoch<br />
noch vollständiger sein. Zudem würden auch gedruckte Fassungen der Vorträge<br />
begrüßt. Insbesondere die in den Seminaren durch die Teilnehmer erarbeiteten<br />
Ergebnisse seien nicht hinreichend dokumentiert bzw. zusammengefasst worden.<br />
Zusätzlich wurden weitere Materialien gewünscht, um auch den Kollegen an der<br />
Schule die Inhalte vorstellen zu können, beispielsweise in Form von Praxismaterialien,<br />
Präsentationen in PowerPoint, auf CD-Rom oder als Folien.<br />
Die Zufriedenheit mit bestimmten Aspekten der Durchführung der Fortbildung ist ein<br />
wichtiger Indikator. Zudem ist jedoch auch von Interesse, in welchem Maße die Teilnehmer<br />
zur eigentlichen Zielsetzung der Fortbildung standen, nachdem sie diese absolviert<br />
hatten. Zielsetzung war mithin, den Lehrern neue und andere Wege aufzuzeigen,<br />
wie sie ihre Schüler in die Arbeitswelt begleiten und unterstützen können, und<br />
somit die Integrationschancen der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zu erhöhen.<br />
Der Zuspruch zu dieser Zielsetzung fiel mit einem Urteilswert von 8,6 hoch aus (vgl.<br />
Übersicht 4-3). Ein maßgeblicher Zuwachs gegenüber der Vorab-Befragung konnte<br />
allerdings nicht erzielt werden, da das Resultat für diese 37 Teilnehmer auch vor der<br />
Fortbildungsreihe bereits den Wert von 8,6 aufwies.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 44<br />
Die Fortbildungsbildungsreihe konnte darüber hinaus gut vermitteln, welche spezifischen<br />
Anforderungen an die Lehrer bei der Vorbereitung ihrer Schüler auf den ersten<br />
Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Wie diese Anforderungen erfüllt werden sollen bzw. wie<br />
Lehrer diesen Anforderungen begegnen sollen, ist demgegenüber etwas weniger gut<br />
vermittelt worden - aber auch diese Bewertung lag noch immer auf einem hohen Niveau.<br />
Übersicht 4-3<br />
Mittelwerte<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Bewertung der Fortbildungsreihe<br />
durch Teilnehmer selbst<br />
Vermittlung der Anforderungen<br />
an Lehrer beim Übergang der<br />
Schüler in den 1. Arbeitsmarkt<br />
Vermittlung von Ansätzen zur<br />
Erfüllung dieser Anforderungen<br />
an Lehrer beim Übergang der<br />
Schüler in den 1.Arbeitsmarkt<br />
Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
sinnvoll<br />
überhaupt<br />
nicht erfolgt<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7,7<br />
8,2<br />
in höchstem<br />
Maße<br />
sinnvoll<br />
8,6<br />
sehr gut<br />
erfolgt<br />
4.2 Ergänzende Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />
Die Teilnehmer wurden nach ihren Wünschen bezüglich inhaltlicher Streichungen, Kürzungen,<br />
Neu-Hinzunahmen und Ergänzungen der Seminarinhalte bzw. Module gefragt.<br />
Insgesamt teilten sich die Meinungen: Es gab sowohl Stimmen für mögliche Straffungen<br />
des Programms als auch für Erweiterungen. Etwa jeder Vierte und gut die Hälfte<br />
der Befragten nannten Themen, die sie lieber gestrichen bzw. gekürzt sehen würden.<br />
Etwa ein Drittel nannte Themen, die bislang noch vollkommen fehlten und etwa sieben<br />
von zehn Befragten wünschten sich die inhaltliche Ausweitung bestimmter Themen.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 45<br />
Übersicht 4-4<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Gab es Inhalte oder Module, die…<br />
…vollkommen gestrichen werden sollten<br />
…deutlich gekürzt werden sollten<br />
…noch vollkommen fehlen<br />
…erweitert werden sollten<br />
Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />
Jeweils Anteil „Ja“<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Die offenen Nennungen zu diesen Inhalten waren umfangreich; sie können jedoch wie<br />
folgt gebündelt werden.<br />
Einzelne Themen oder Module, die zu den Streichungen bzw. Kürzungen wiederholt<br />
genannt werden, betrafen das Modul 2 „Zukunftswerkstatt“, Modul 3 „Behinderungsverarbeitung“<br />
und Modul 7 „Elternarbeit“, aber auch einzelne Nennungen zu Modul 5<br />
„Arbeitsplatzgestaltung“ und „Förderrecht“. Die Gründe hierfür waren je nach Modul<br />
unterschiedlich gelagert und betrafen einerseits die Qualität der Seminare oder andererseits<br />
die vorhandenen Vorinformationen der Teilnehmer.<br />
Erweiterungsbedürftig waren aus Teilnehmersicht viele Inhalte. 70 Prozent der Lehrer<br />
machten hierzu eine Angabe. Im Vordergrund stand dabei vor allem der Wunsch<br />
nach Vertiefung von wirtschaftlichen Themen im Sinne von betrieblichen und wirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen, Kontakten zu Unternehmen und Bewerbungstrainings.<br />
Der Wunsch nach Hilfestellung bei der Vernetzung und Kooperation bezog sich vereinzelt<br />
auch auf andere außerschulische Institutionen wie die Agentur für Arbeit oder das<br />
Integrationsamt.<br />
Aufschlussreich waren auch die Angaben zu Themen, die nach Ansicht der Teilnehmer<br />
noch vollkommen fehlten. Neben einzelnen rechtlichen und finanzierungsbezogenen<br />
Fragen wurden mehrfach Aspekte angesprochen, die bei der Umsetzung der Inhalte im<br />
schulischen Alltag behilflich sein können: Moderatorentraining, Konfliktmanagement,<br />
Ansatzpunkte für die Integration der Inhalte in den Lehrplan, Medieneinsatz bei der<br />
32<br />
41<br />
54<br />
73
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 46<br />
unterrichtlichen Bearbeitung der Inhalte, Begleitung der Lehrer und Feedback durch<br />
Psychologen bei der Anwendung der Inhalte.<br />
So verwundert es nicht, dass nahezu alle Befragten ein Fortbildungsmodul begrüßten,<br />
das sich mit dem Umsetzungsprozess in der Schule befasste, beispielsweise mit Verfahren<br />
und Strategien zur Organisation, Kooperation und Gewinnung von Unterstützung<br />
innerhalb der Schule. Dieser große Unterstützungsbedarf betraf im Übrigen die<br />
Teilnehmer beider Veranstaltungsreihen in gleichem Maße. Dabei kann festgehalten<br />
werden, dass sich jüngere Teilnehmer und diejenigen mit geringerer Erfahrung mit Abschluss-Stufen<br />
insgesamt am stärksten für ein solches Modul aussprachen. Aber auch<br />
bei Lehrern mit größerer Lebens- und Berufserfahrung war die überwiegende Mehrheit<br />
von der Relevanz eines solchen Themas überzeugt.<br />
Übersicht 4-5<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Wichtigkeit eines Fortbildungsmoduls zum Umsetzungsprozess<br />
„Wie wichtig wäre Ihnen ein Fortbildungsmodul, das sich besonders mit dem Umsetzungsprozess<br />
der Fortbildungsinhalte in der Schule (z.B. Verfahren und Strategien zur Organisation, Kooperation und<br />
Gewinnung von Unterstützung innerhalb der Schule) befasst?“<br />
Gesamt<br />
nach Erfahrungen mit Abschluss-Stufen:<br />
…viel Erfahrung<br />
…einige bis wenig Erfahrung<br />
nach Altersgruppen:<br />
bis 40 Jahre<br />
41 bis 50 Jahre<br />
51 Jahre und älter<br />
überhaupt nicht<br />
wichtig<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
20<br />
10<br />
5<br />
8<br />
14<br />
15<br />
10<br />
wichtig<br />
sehr wichtig<br />
70<br />
86<br />
76<br />
100<br />
100<br />
85
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 47<br />
4.3 Erste Auswirkungen der Fortbildungsreihe an den Schulen<br />
Die Ziele der Seminarreihe liegen vordergründig in der Vermittlung von Informationen<br />
und in der Erweiterung von Kenntnissen. Nachgelagert sind entsprechende Auswirkungen<br />
auf die Haltungen und Meinungen der Lehrer, auf ihr Rollenverständnis sowie<br />
letztendlich auf ihr Verhalten und ihre Aktivitäten im schulischen Alltag beabsichtigt. Zu<br />
allen genannten Aspekten wurden Indikatoren erhoben, die in den folgenden Abschnitten<br />
vorgestellt werden.<br />
4.3.1 Zugewinn an Informationen über die Themen der Fortbildungsreihe<br />
Inwiefern konnten die Seminare den Informationsstand der Teilnehmer über die zu<br />
vermittelnden Inhalte und Themen erhöhen? Hierüber geben die beiden folgenden<br />
Übersichten 4-6 und 4-7 Auskunft. Sie stellen die subjektive Einschätzung der Lehrer<br />
über ihren Informationszugewinn in Folge der Fortbildungsteilnahme jeweils in Bezug<br />
zum Informationsstand vor der Fortbildung dar (vgl. Kap. 2.6). In der Erhebung wurde<br />
der Fokus bewusst auf Inhalte und nicht auf Module gelegt. Die beschriebenen Inhalte<br />
lassen sich schwerpunktmäßig zwar bestimmten Modulen der Fortbildungsreihe zuordnen,<br />
allerdings ist zu berücksichtigen, dass einige Inhalte in mehreren Modulen behandelt<br />
wurden.<br />
Übersicht 4-6<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Kooperationsmöglichkeiten von Schule im<br />
Übergang in Ausbildung und Erwerbsleben<br />
Nutzen dieser Kooperationen für den<br />
Übergangsprozess der Schüler<br />
Grundsätze und Methode der<br />
persönlichen Zukunftsplanung<br />
Einsatzmöglichkeiten persönlicher<br />
Zukunftsplanung in der schulischen Arbeit<br />
Auswirkung und Erleben von Behinderung<br />
Möglichkeiten und Chancen im Arbeitsleben<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
gesetzliche Fördermöglichkeiten beim Übergang<br />
von Schule in Ausbildung und Erwerbsleben<br />
Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />
und Agentur für Arbeit<br />
Grundlagen betriebswirtschaftlicher Abläufe<br />
Informationsgewinn durch die Fortbildung I<br />
Vergleich Informationsstand vor und nach der Fortbildung<br />
Informationsstand vor Fortbildung Veränderung nach Fortbildung<br />
überhaupt<br />
nicht informiert<br />
3 8<br />
3 8 57<br />
0 5 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
2,8<br />
2,4<br />
4,9<br />
4,4<br />
4,1<br />
4,9<br />
6,0<br />
sehr gut<br />
informiert<br />
6,4<br />
7,6<br />
gar nicht<br />
besser<br />
informiert<br />
11<br />
8<br />
8<br />
8<br />
8<br />
5<br />
5 3<br />
5<br />
11<br />
24<br />
32 57<br />
35<br />
32<br />
32<br />
wenig<br />
besser<br />
informiert<br />
30<br />
46<br />
41<br />
etwas<br />
besser<br />
informiert<br />
38<br />
70<br />
59<br />
57<br />
54<br />
46<br />
41<br />
sehr viel<br />
besser<br />
informiert<br />
32<br />
19
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 48<br />
Den größten Informationszugewinn erlebten die Teilnehmer bezüglich ihrer Kenntnisse<br />
der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst und Agentur für Arbeit. Eine<br />
deutliche Steigerung des eigenen Informationsstands wurde auch bei gesetzlichen<br />
Fördermöglichkeiten im Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf (beides M4:<br />
Förderrecht) wahrgenommen.<br />
Auch bezüglich der Grundlagen betrieblicher Abläufe war der Informationszugewinn<br />
nach Selbsteinschätzung der Teilnehmer hoch (M4 und M6: Denken und Handeln im<br />
betrieblichen Kontext I und II).<br />
Das Thema der Kooperationsmöglichkeiten von Schule im Übergangsprozess der<br />
Schüler in Ausbildung und Erwerbsleben war nicht nur Schwerpunkt des Moduls 1,<br />
sondern auch in anderen Modulen Thema. Dies zeigt sich auch darin, dass sich die<br />
Teilnehmer bezüglich dieses umfassenden Gesamtthemas als deutlich besser informiert<br />
beschrieben als dies vor der Fortbildung der Fall war.<br />
Inhalte, zu denen der Informationsstand vorab besonders niedrig gewesen war, waren<br />
bspw. die Themen des Moduls 2: Zukunftswerkstatt (Grundsätze und Einsatzmöglichkeiten<br />
der persönlichen Zukunftsplanung). Die Gesamtwerte bezüglich des Informationszugewinns<br />
sind indes nur schwer interpretierbar, da die Resultate für die westfälische<br />
und die Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> sehr unterschiedlich ausfielen. Aus der westfälischen<br />
Gruppe empfanden sich über diese beiden Themen je etwa zwei Drittel als<br />
„sehr viel besser informiert“, während dies für die Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> nur zu 47<br />
Prozent (bzgl. Grundsätze) bzw. 16 Prozent (bzgl. Einsatzmöglichkeiten) der Fall war.<br />
Übersicht 4-7<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
geeignete Strategien für den schulischen<br />
Kontakt zu Arbeitgebern<br />
MELBA-Verfahren zur Feststellung von<br />
Fähigkeiten<br />
Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
Durchführung von professionellen<br />
Bewerbungen<br />
Umgang mit Handicaps im Bewerbungsprozess<br />
Argumente für d. Einstellung schwerbehinderter<br />
Menschen aus betrieblicher Sicht<br />
typische Verhaltensmuster in Familien mit<br />
behinderten Jugendlichen<br />
Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im<br />
Loslösungsprozess anzuregen und zu begleiten<br />
Informationsgewinn durch die Fortbildung II<br />
Vergleich Informationsstand vor und nach der Fortbildung<br />
Informationsstand vor Fortbildung Veränderung nach Fortbildung<br />
überhaupt<br />
nicht informiert<br />
Möglichkeiten für Lehrer, die eigene Rolle beim<br />
Übergang der Schüler ins Erwerbsleben stärker<br />
zu gestalten<br />
5,7<br />
0 5 10<br />
8 46<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
3,1<br />
6,0<br />
5,7<br />
5,1<br />
6,1<br />
5,6<br />
sehr gut<br />
informiert<br />
6,7<br />
6,4<br />
gar nicht<br />
besser<br />
informiert<br />
3<br />
5<br />
5 5<br />
3 8<br />
5 8<br />
3 5<br />
11<br />
14<br />
14<br />
11<br />
26<br />
38<br />
27<br />
wenig<br />
besser<br />
informiert<br />
49<br />
46<br />
43<br />
43<br />
etwas<br />
besser<br />
informiert<br />
49 35<br />
38<br />
47<br />
51<br />
32<br />
41<br />
41<br />
41<br />
43<br />
sehr viel<br />
besser<br />
informiert<br />
11<br />
19
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 49<br />
Bemerkenswert ist auch, dass der Informationszugewinn bezüglich der Durchführung<br />
von professionellen Bewerbungen und des Umgangs mit Handicaps im Bewerbungsprozess<br />
nicht in dem Maße gestiegen ist wie die überaus hohe Zufriedenheit der Teilnehmer<br />
mit diesem Modul hätte erwarten lassen. Allerdings ist die reine Informationsvermittlung<br />
möglicherweise auch für dieses Teilmodul nicht das vorrangige Ziel gewesen,<br />
sondern eher das Kennenlernen und Erfahren von praktischen Übungen und Beispielen<br />
zur Vertiefung der vorhandenen Kenntnisse.<br />
Nur geringe Veränderungen ihres Informationsstands erkannten die Lehrer im Hinblick<br />
auf die Inhalte des Moduls 7, das sich mit den typischen Verhaltensmustern in Familien<br />
mit behinderten Jugendlichen und Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im Loslösungsprozess<br />
anzuregen und zu begleiten, befasste. Der Informationsstand der Teilnehmer<br />
war jedoch bereits vorab hoch und, wie einzelne Teilnehmer in den offenen Kommentaren<br />
vermerkten, hat dieses Seminar eher bestätigend und bekräftigend gewirkt.<br />
Es kann festgehalten werden, dass die subjektive Wahrnehmung des Informationsstands<br />
zu den Fortbildungsinhalten insgesamt deutlich angestiegen ist. Ein vermutbarer<br />
direkter Zusammenhang von Vorkenntnissen und Zuwachs an Informationen lässt<br />
sich allerdings nicht unmittelbar nachweisen. Welche Inhalte oder Module sich für die<br />
praktische Umsetzung im schulischen Alltag dabei als besonders hilfreich erweisen,<br />
wurde in der Abschlussbefragung eingehender thematisiert.<br />
4.3.2 Erste Aktivitäten der Umsetzung der Inhalte in den Schulen<br />
Damit die Inhalte der Fortbildung in den schulischen Alltag einfließen können, ist die<br />
Einbindung der Schule notwendig. Fast 90 Prozent der befragten Lehrer hatten sich zu<br />
diesem Messzeitpunkt bereits informell mit ihrer Schulleitung oder mit anderen Kollegen<br />
der Abschluss-Stufe über die Fortbildungsreihe ausgetauscht (Übersicht 4-8). Etwa<br />
zwei Drittel hatten auch bereits in der Stufenkonferenz über die Fortbildungsreihe<br />
berichtet. Etwa gut die Hälfte der Befragten hatte entsprechende Informationen innerhalb<br />
von Arbeitsgruppen weitergegeben. Kollegen, die nicht mit der Abschluss-Stufe<br />
arbeiten und Eltern wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht systematisch in die Kommunikation<br />
über die Fortbildungsreihe eingebunden.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 50<br />
Übersicht 4-8<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
informeller Austausch mit der Schulleitung<br />
Informationsaustausch zur Fortbildungsreihe an der Schule<br />
informeller Austausch mit<br />
Kollegen der Abschluss-Stufe<br />
informeller Austausch mit Kollegen,<br />
die nicht in der Abschluss-Stufe arbeiten<br />
Vortrag in der Gesamtkonferenz<br />
Vortrag in der Stufenkonferenz<br />
Information in der Arbeitsgruppe<br />
Elterninformationen<br />
andere Arten des Austauschs<br />
jeweils Anteil „stattgefunden“<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
8<br />
Etwa knapp die Hälfte der Befragten berichtete auch über weitere Formen des überwiegend<br />
informellen Austausches, z.B. im privaten Kreis, in gezielten Elterngesprächen,<br />
in Gesprächen mit einzelnen Kollegen, im Austausch mit anderen Förderschulen,<br />
in übergreifenden Arbeitskreisen, mit Ansprechpartnern von Integrationsfachdienst,<br />
Agentur für Arbeit oder Werkstätten für behinderte Menschen. Bemerkenswerterweise<br />
nannte jedoch nur ein Lehrer die Schüler selbst als Adressaten seiner Bemühungen<br />
und Informationsvermittlung an der Schule.<br />
Unterschiede zwischen den beiden Lehrergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen<br />
bestanden nur in punktuellen Verschiebungen: Im <strong>Rheinland</strong> wurde der informelle<br />
Austausch zu Kollegen, die nicht in der Abschluss-Stufe arbeiten, vergleichsweise häufiger<br />
genannt als in Westfalen (Anteil 42 Prozent im <strong>Rheinland</strong> gegenüber 17 Prozent<br />
in Westfalen). In Westfalen wiederum spielte die Informationsvermittlung in der Arbeitsgruppe<br />
eine größere Rolle als im <strong>Rheinland</strong> (Anteil 67 Prozent in Westfalen gegenüber<br />
42 Prozent im <strong>Rheinland</strong>).<br />
Von nahezu allen teilnehmenden Lehrern wurden an ihren Schulen Inhalte oder Kenntnisse<br />
aus einzelnen Modulen weitergegeben (92 Prozent - ohne Abbildung). Drei Viertel<br />
der Lehrer gaben in ihrer Schule einen Überblick über die Fortbildung als Ganzes<br />
(73 Prozent). Genau so viele erörterten auch bereits die Möglichkeiten der Umsetzung<br />
der Fortbildungsinhalte an ihrer Schule (73 Prozent). Ein Drittel der Befragten machte<br />
darüber hinaus gehende Angaben zur Art des erfolgten Informationsaustausches. Einige<br />
Lehrer berichteten beispielsweise über die Anbahnung einer Kooperation mit loka-<br />
24<br />
30<br />
46<br />
54<br />
65<br />
89<br />
89
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 51<br />
len Betrieben, eine Projektwoche, die Erarbeitung von Strukturen zur Integration der<br />
Fortbildungsinhalte in den schulischen Alltag, die Koordination des Übergangsprozesses.<br />
Dabei diskutierten einzelne Lehrer an ihrer Schule auch kontrovers darüber, ob<br />
die Anregungen aus der Fortbildung möglicherweise nur auf einen bestimmten Ausschnitt<br />
der Schüler anwendbar seien und welche potenziellen negativen Folgen sich<br />
hieraus für die Schule ergeben könnten.<br />
Übersicht 4-9<br />
Angaben in Prozent;<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Resonanz der...<br />
Schulleitung<br />
35<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
27<br />
57 54<br />
3<br />
3<br />
3<br />
Resonanz in der Schule auf die Fortbildungsmaßnahme<br />
Kollegen der<br />
Abschlussstufe<br />
14<br />
3<br />
3<br />
übrigen<br />
Kollegen<br />
3<br />
41<br />
8<br />
22<br />
24<br />
sehr positiv<br />
eher positiv<br />
eher negativ<br />
noch abwartend/<br />
unterschiedlich<br />
weiß nicht<br />
Erfreulich ist, dass fast alle Lehrer über eine positive oder sehr positive Resonanz ihrer<br />
Schulleitung auf die Fortbildungsreihe berichteten. Auch unter den Kollegen der Abschluss-Stufe,<br />
die von der Thematik des Übergangs ihrer Schüler in Ausbildung und<br />
Beruf gleichermaßen betroffen waren, nahmen die Lehrer eine überwiegend positive<br />
Resonanz wahr. Dies traf jedoch für etwa einen von sieben Lehrern nicht zu. Diese<br />
Gruppe bezeichnete die Resonanz aus der Abschluss-Stufe als eher negativ. Eine größere<br />
Zurückhaltung vermuteten die Lehrer allerdings unter den übrigen Kollegen, die<br />
nicht in Abschluss-Stufen unterrichten. Knapp die Hälfte der Befragten nahm diese<br />
Kollegen als abwartend wahr bzw. konnte deren Resonanz nicht einschätzen. Dies<br />
Resultat trägt vermutlich dem Umstand Rechnung, dass die übrigen Kollegen der Lehrer<br />
nicht zur engeren Zielgruppe für eine derartige Fortbildung zählen.<br />
Im Vergleich der beiden Fortbildungsreihen schätzten die Lehrer aus dem <strong>Rheinland</strong><br />
die Resonanz der Schulleitung als positiver ein (100 Prozent „eher oder sehr positiv“)<br />
als dies in Westfalen der Fall war (83 Prozent „eher oder sehr positiv“). In Westfalen
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 52<br />
hingegen wurde die Resonanz der Kollegen der Abschluss-Stufe günstiger eingestuft<br />
als im <strong>Rheinland</strong> (89 Prozent „eher oder sehr positiv“ gegenüber 74 Prozent).<br />
4.3.3 Ansatzpunkte für Aktivitäten außerhalb der Schule<br />
Im Folgenden geht es um konkrete Ansatzpunkte zur Veränderung der schulischen<br />
Arbeit. Die Teilnehmer wurden danach gefragt, welche der ausgewählten Aktivitäten<br />
sie in Folge der Fortbildung geplant hatten, bereits unternommen hatten bzw. welche<br />
sie möglicherweise gar nicht einplanen würden. Es zeigt sich, dass viele der vorgestellten<br />
Aktivitäten bereits kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe unternommen wurden<br />
oder zumindest geplant waren. Ob es sich dabei um neue Kontakte handelte oder<br />
um bereits bestehende Kontakte, die aufgrund der Fortbildung vertieft wurden, war von<br />
nachgeordnetem Interesse.<br />
Übersicht 4-10<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />
Kontakte knüpfen<br />
oder vertiefen…<br />
Ansatzpunkte für Veränderungen in der schulischen Arbeit<br />
…zum Integrationsfachdienst<br />
…zu den Fürsorgestellen<br />
…zum Integrationsamt<br />
…zur Agentur für Arbeit<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
38<br />
Organisation von Betriebspraktika intensivieren<br />
Kommunikation mit den Eltern vertiefen<br />
…zu anderen Einrichtungen<br />
nicht eingeplant<br />
32<br />
3<br />
5<br />
14<br />
24<br />
geplant<br />
32<br />
43<br />
41<br />
41<br />
49<br />
schon durchgeführt<br />
Die zentralen Institutionen bzgl. Arbeitsmarkt und Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben<br />
wurden von der Mehrheit der Lehrer eingebunden. Die entsprechenden Kontakte<br />
zur Agentur für Arbeit, zum Integrationsfachdienst und zu Betrieben lagen vor und wurden<br />
gepflegt. Wo dies noch nicht der Fall war, waren diesbezügliche Aktivitäten zumindest<br />
geplant. Die vertiefte Kommunikation mit Eltern und die Kontakte zum Integrationsamt<br />
waren demgegenüber noch etwas weniger etabliert, gehörten jedoch auch zu<br />
16<br />
86<br />
14<br />
73<br />
49<br />
68<br />
59
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 53<br />
den geplanten Maßnahmen. Welche Maßnahmen im Einzelnen die Lehrer im Hinblick<br />
auf Betriebe, Eltern oder andere Einrichtungen durchführten oder planten, wurde wiederum<br />
in offenen Fragen erfasst. Kontakte zu Fürsorgestellen gehörten schließlich für<br />
knapp 40 Prozent der Befragten nicht zu ihren anvisierten Aktionsfeldern.<br />
Die größten Unterschiede zwischen den Lehrern der beiden Fortbildungsreihen bestanden<br />
in zweierlei Hinsicht: Kontakte zum Integrationsamt waren unter den Kollegen<br />
in Westfalen offenbar von größerer Bedeutung (Anteil 72 Prozent „schon durchgeführt“)<br />
als im <strong>Rheinland</strong> (Anteil 26 Prozent „schon durchgeführt“). Die Organisation von Betriebspraktika<br />
hatte sich wiederum im <strong>Rheinland</strong> bereits stärker etabliert (Anteil 68 Prozent<br />
„schon durchgeführt“) als in Westfalen (Anteil 33 Prozent „schon durchgeführt“).<br />
Die Abschlussbefragung brachte ergänzende Aufschlüsse darüber, welche Aktivitäten<br />
die Lehrer im folgenden Jahr weiter verfolgten und intensivierten und welche Erfahrungen<br />
sie dabei machten.<br />
4.3.4 Meinungen und Haltungen bezüglich Schule und Lehrerrolle<br />
Die Studie untersucht neben den Aspekten der Kommunikation und Netzwerkarbeit<br />
auch Indikatoren für eventuelle Meinungsänderungen und Veränderungen der eigenen<br />
Rollenwahrnehmung. Zum Zweck dieser Veränderungsmessung wurden einige Fragen<br />
bezüglich ausgewählter Meinungen und Haltungen zu Schule, Arbeitswelt und zum<br />
Stellenwert der Werkstatt für behinderte Menschen (vgl. Übersichten 4-11 und 4-12)<br />
wiederholt gestellt, die auch bereits vor Fortbildungsbeginn erhoben worden waren.<br />
Die grundsätzliche Haltung der Lehrer, die Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />
vorbereiten zu wollen und sie dabei zu unterstützen, selbstverantwortliche Berufswahlentscheidungen<br />
zu treffen, wurde sowohl vor wie nach der Fortbildungsteilnahme<br />
in vollem Maße befürwortet.<br />
Im Vergleich zur Erstbefragung wandelte sich bei diesen 37 Teilnehmern vor allen Dingen<br />
die Bewertung der WfbM und diesbezüglich auch der Förderschule, wie sich an<br />
verschiedenen Einzelergebnissen festhalten lässt:<br />
• Die Rolle der Förderschule wurde weniger in der Vorbereitung auf die nächste<br />
Förderstufe gesehen als dies noch im Vorjahr der Fall war;<br />
• der WfbM wurden erheblich seltener die geeigneten Möglichkeiten zugeschrieben,<br />
die Schüler auf eine Erwerbsarbeit vorzubereiten;<br />
• die WfbM wurde seltener als Schutzraum gesehen, den behinderte Menschen<br />
benötigen würden;<br />
• zudem fand das Argument seltener Unterstützung, einen Schüler im Zweifelsfalle<br />
lieber in einer WfbM unterzubringen als ihn den Unsicherheiten eines normalen<br />
Betriebs zu überlassen.<br />
• Häufiger indes wurde betont, dass die WfbM bestenfalls eine Ersatzlösung bieten<br />
könne für Schüler, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt nicht schafften.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 54<br />
Übersicht 4-11<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
2007 n = 37<br />
Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre<br />
Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />
vorzubereiten.<br />
Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen,<br />
selbstverantwortlich eine Berufswahlentscheidung zu<br />
treffen.<br />
Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht<br />
darin, ihre Schüler auf die nächste Förderinstitution<br />
vorzubereiten.<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Übersicht 4-12<br />
Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre<br />
Schüler auf eine Erwerbsarbeit auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
2006 n = 37<br />
2007 n = 37<br />
2006 n = 37<br />
Die Werkstatt für behinderte Menschen hat viel<br />
bessere Möglichkeiten, unsere Absolventen auf eine<br />
Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />
Die Werkstatt für behinderte Menschen kann bestenfalls<br />
Ersatzlösung sein für Abgänger, die den Sprung auf den<br />
ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />
Werkstätten für behinderte Menschen bieten einen<br />
Schutzraum, den behinderte Menschen benötigen.<br />
Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />
einer Werkstatt für behinderte Menschen unterzubringen<br />
als ihn den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb zu<br />
überlassen.<br />
Meinungen über Schule und Arbeitswelt I<br />
11<br />
8<br />
persönliche Meinung 2007<br />
(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />
persönliche Meinung 2006<br />
(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
54<br />
68<br />
100<br />
100<br />
100<br />
Meinungen über Schule und Arbeitswelt II<br />
8<br />
27<br />
25<br />
38<br />
43<br />
41<br />
65<br />
81<br />
97<br />
persönliche Meinung 2007<br />
(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />
persönliche Meinung 2006<br />
(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 55<br />
In der Summe war die Meinungsänderung sehr deutlich. Es wurde der Wunsch dahinter<br />
erkennbar, Alternativen zur WfbM für die eigenen Schüler ins Auge zu fassen. Inwiefern<br />
dies gelingen würde, war sicherlich auch abhängig davon, wie die Lehrer den<br />
eigenen Handlungsspielraum im Übergangsprozess und ihre Gestaltungsmöglichkeiten<br />
hierin wahrnahmen.<br />
Übersicht 4-13<br />
Mittelwerte<br />
Gesamtstichprobe:<br />
Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />
Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />
bis 40 Jahre<br />
zwischen 40 und 50 Jahren<br />
überhaupt kein<br />
Spielraum<br />
Gesamt<br />
n=37<br />
Erfahrung mit Abschlussstufen<br />
Alter<br />
..viel Erfahrung<br />
..einige bis wenig Erfahrung<br />
51 Jahre und älter<br />
Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
4,7<br />
5,9 6,4<br />
5,6<br />
6,2 6,6<br />
5,5 6,1<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
5,9<br />
6,6<br />
6,9<br />
6,8<br />
sehr großer<br />
Spielraum<br />
2007 (n = 37)<br />
2006 (n = 37)<br />
Im Vergleich zum Vorjahr wurde der eigene Handlungsspielraum, die beruflichen Laufbahnentscheidungen<br />
der Schüler im Übergang mit zu gestalten, im Schnitt als deutlich<br />
größer wahrgenommen. Die entsprechenden Ergebnisse lagen bei einem Wert von 6,4<br />
gegenüber einem Vorjahreswert von 5,9 auf der Skala von 1 „überhaupt kein Spielraum“<br />
bis 10 „sehr großer Spielraum“. Dabei partizipierten sowohl Lehrer mit umfangreichen<br />
Erfahrungen mit Abschluss-Stufen als auch Lehrer mit geringeren Erfahrungen<br />
an dieser Entwicklung, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Die Steigerung fiel<br />
bei Lehrern mit weniger Erfahrungen deutlicher aus als bei den Lehrern mit mehr Erfahrungen,<br />
die ihren Spielraum ohnehin größer sahen. Interessanterweise war der Effekt<br />
bezüglich des Alters weniger eindeutig: Die Altersgruppen ab 40 Jahre verzeichneten<br />
den größten Zuwachs an subjektivem Handlungsspielraum. Bei den Teilnehmern<br />
unter 40 Jahre, die im Vorjahr besonders optimistisch gestartet waren, ließ sich indes<br />
sogar ein Rückgang der antizipierten Gestaltungsmöglichkeiten ablesen. Hier trug<br />
möglicherweise die Teilnahme an der Fortbildung und die intensive Beschäftigung mit<br />
dem Übergangsprozess und allen hiermit verbundenen Erfordernissen zu einer vorsichtigeren<br />
Bewertung der eigenen Rolle bei.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 56<br />
4.4 Zusammenfassung: Erste Erfahrungen der Teilnehmer<br />
Kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe wurde im Herbst 2007 eine zusammenfassende<br />
Bewertung der Fortbildung telefonisch erhoben sowie die ersten Erfahrungen<br />
der Lehrer bei der Umsetzung in der Praxis untersucht. Das Gesamtkonzept und die<br />
Rahmenbedingungen der Reihe wurden auch zu diesem Messzeitpunkt sehr positiv<br />
bewertet und die Zielsetzung der Fortbildung wurde nach wie vor von den Teilnehmern<br />
getragen. Darüber hinaus wurden differenzierte Wünsche bezüglich der inhaltlichen<br />
Ausgestaltung der Module oder fehlender Inhalte geäußert. Aus den Angaben wurde<br />
zudem deutlich, dass noch eine relative Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der<br />
Inhalte in der Schule bestand.<br />
Die Fortbildungsreihe konnte den Informationsstand der Teilnehmer je Thema in unterschiedlichem<br />
Ausmaß erweitern. Den größten Informationszugewinn erlebten die Teilnehmer<br />
bezüglich ihrer Kenntnisse der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />
und Agentur für Arbeit. Eine deutliche Steigerung des Informationsstands<br />
wurde auch bei gesetzlichen Fördermöglichkeiten im Übergang von Schule in Ausbildung<br />
und Beruf wahrgenommen sowie bezüglich der Grundlagen betrieblicher Abläufe.<br />
Die Lehrer waren zu diesem Zeitpunkt an ihren Schulen bereits in vielfältige Kommunikation<br />
über einzelne Inhalte und Umsetzungsmöglichkeiten der Fortbildungsreihe getreten.<br />
Sie fühlten sich durch die Schulleitung und Kollegen der Abschluss-Stufe insgesamt<br />
positiv bestärkt. Kollegen außerhalb der Abschluss-Stufe und die Eltern wurden<br />
noch eher situativ und informell einbezogen. Die konkreten Aktivitäten der Teilnehmer<br />
weisen darauf hin, dass Netzwerke zu den klassischen Akteuren von Arbeitsmarkt und<br />
Förderung (Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienst und Betriebe) in der Regel bereits<br />
geknüpft wurden. Die Intensivierung der Kontakte zum Integrationsamt und zu den<br />
Eltern gehörten zu den geplanten weiteren Maßnahmen der Umsetzung.<br />
Veränderungen der Haltungen und Meinungen über Schule und Arbeitswelt zeigten<br />
sich vor allen Dingen in einer veränderten Sicht auf die Chancen und Möglichkeiten der<br />
WfbM. Die Vorbereitung auf die nächste Förderinstanz wurde erheblich seltener ins<br />
Auge gefasst als vor der Fortbildungsteilnahme. In ihrer Rolle erlebten sich die Lehrer<br />
gestärkt, der eigene Handlungsspielraum wurde größer wahrgenommen als zuvor.<br />
Zwischen den beiden Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen waren<br />
insgesamt nur geringe Unterschiede festzuhalten. Wo punktuelle Abweichungen<br />
festgestellt werden konnten, betrafen diese die Weitergabe der Fortbildungsinhalte an<br />
den Schulen, bereits durchgeführte Aktivitäten der Umsetzung und die vorhandenen<br />
Unterstützungsstrukturen an den Schulen der Teilnehmergruppen.<br />
Als Ausblick nutzte etwa ein Drittel der Teilnehmer die Möglichkeit eines ergänzenden<br />
Kommentars zur Fortbildungsreihe. Einige Teilnehmer sprachen sich dabei für eine<br />
Fortsetzung der Reihe aus, d.h. für eine Wiederholung der Reihe für neue Teilnehmer.<br />
Andere würden den Ausbau der Fortbildungsreihe für die jetzigen Absolventen im Sinne<br />
eines Folgetreffens, Nachtreffens zum Erfahrungsaustausch oder sogar als Aufbaumodul<br />
bzw. -reihe begrüßen. Auch einzelne kritische Stimmen bezüglich der Realisierbarkeit<br />
der Ziele und bezüglich der Begleitforschung wurden zu Protokoll gegeben.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 57<br />
5 Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008<br />
Wurden bislang die eher kurzfristigen Resonanzen der Teilnehmer auf die Fortbildungsteilnahme<br />
untersucht, ist das abschließende, letzte Untersuchungsmodul der<br />
Frage gewidmet, wie die Einschätzung der Lehrer ausfällt, wenn erste Umsetzungsversuche<br />
gemacht sind und umfassendere eigene Erfahrungen der Lehrer hierzu vorliegen.<br />
Um dieser Frage nachzugehen, wurden die Fortbildungsteilnehmer im Juni 2008<br />
zur Teilnahme an der letzten der drei telefonischen Befragungen gebeten.<br />
Die Fortbildungsreihe war zu diesem Zeitpunkt für alle Lehrer bereits seit einem Jahr<br />
abgeschlossen und sie hatten im Laufe eines gesamten Schuljahres die Gelegenheit,<br />
Erfahrungen zu sammeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Befunde zeigen,<br />
dass mit dem zeitlichen Abstand die erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer<br />
gewissen Ernüchterung, aber auch Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat.<br />
Das vorliegende Kapitel fasst die Resultate der Abschlussbefragung zusammen. Diese<br />
wurden – wo dies möglich war – wiederum mit den Ergebnissen der Vorgängerwellen<br />
gespiegelt. Auch in dieser letzten Befragungswelle konnte eine gute Teilnahmebereitschaft<br />
erzielt werden. Über die drei Erhebungswellen verteilen sich insgesamt die Teilnehmerzahlen<br />
wie folgt:<br />
Übersicht 5-1 Teilnehmerzahlen der drei telefonischen Befragungswellen<br />
Messzeitpunkt Einsatzstichprobe:Fortbildungsteilnehmer<br />
Realisierte<br />
Stichprobe:<br />
Teilnehmer an<br />
der Befragung<br />
darunter<br />
LVR<br />
darunter<br />
LWL<br />
Erstbefragung August 2006: n = 42 n = 42 n = 22 n = 20<br />
Zweitbefragung Oktober 2007: n = 39 n = 37 n = 19 n = 18<br />
Abschlussbefragung Juni 2008 n = 39 n = 34 n = 17 n = 17<br />
Die höchste Teilnahmequote an der jeweiligen Einsatzstichprobe lag für die Erstbefragung<br />
vor (100 Prozent); fast ebenso hoch war die Quote für die Zweitbefragung im<br />
Oktober 2007 (95 Prozent). Ein Jahr später waren noch 34 Personen wiederum zum<br />
Interview bereit (87 Prozent, gemessen an der jeweiligen Einsatzstichprobe der im Modell<br />
verbliebenen Lehrer). Damit fiel die Teilnahmebereitschaft zwar relativ betrachtet<br />
etwas geringer aus als in den beiden Vorgängerwellen. Insgesamt betrachtet ist jedoch<br />
die so genannte Panel-Mortalität eher gering und es kann von einer hohen Teilnahmebereitschaft<br />
und einer verlässlichen Datenbasis gesprochen werden.<br />
Die unterschiedlichen Fallzahlen führen anlässlich der Vergleiche über die Befragungszeiträume<br />
dazu, dass rückwirkend auch die Ergebnisse der Vorgängerwellen auf<br />
diejenigen Fälle reduziert werden, die auch an der Abschlussbefragung teilgenommen<br />
haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich keine Verzerrungen der Ergebnisse<br />
aufgrund der unterschiedlichen Teilnahmebereitschaft ergeben. Im Einzelfall kann
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 58<br />
dies jedoch dazu führen, dass die in diesem Kapitel berichteten stichprobenreduzierten<br />
Ergebnisse der Erst- oder Zweitbefragung leicht von den bereits berichteten Ergebnissen<br />
bei vollem Stichprobenumfang abweichen. Zwei der Teilnehmer an der Abschlussbefragung<br />
hatten schließlich ein Jahr zuvor an der Zweitbefragung nicht teilnehmen<br />
können.<br />
5.1 Abschließende Bewertung der Fortbildungsreihe<br />
Übersicht 5-2 fasst zunächst die Gesamtbewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />
aus Sicht der Teilnehmer im Vergleich zweier Zeitpunkte zusammen - im Jahr<br />
2007 direkt nach Abschluss der Fortbildungsreihe und im Jahr 2008, ein Jahr danach.<br />
Übersicht 5-2<br />
Mittelwerte<br />
Bewertung der Fortbildungsreihe<br />
durch Teilnehmer selbst<br />
Vermittlung der Anforderungen<br />
an Lehrer beim Übergang der<br />
Schüler in den 1. Arbeitsmarkt<br />
Vermittlung von Ansätzen zur<br />
Erfüllung der Anforderungen<br />
an Lehrer beim Übergang der<br />
Schüler in den 1.Arbeitsmarkt<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
sinnvoll<br />
überhaupt<br />
nicht erfolgt<br />
Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />
7,0 7,7<br />
in höchstem<br />
Maße<br />
sinnvoll<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7,6<br />
8,4<br />
8,7<br />
sehr gut<br />
erfolgt<br />
8,3<br />
2008 (n = 34)<br />
2007 (n = 34)<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer die Fortbildungsreihe auch mit zeitlicher<br />
Distanz als sehr sinnvoll erachten. Der Mittelwert von 8,4 kann hier als eine hohe<br />
Wertschätzung betrachtet werden. Es zeigt sich jedoch auch, dass die positive Stimmung,<br />
die direkt im Anschluss an die Reihe herrschte, nicht im vollen Ausmaß über<br />
das erste Jahr und die eigenen Erfahrungen bei der Umsetzung der Inhalte erhalten<br />
blieb. So lag die mittlere Bewertung im Jahr zuvor mit 8,7 noch etwas höher als in<br />
2008.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 59<br />
Ähnliches gilt auch für die Sicht der Lehrer darauf, wie gut die Fortbildungsreihe die<br />
Anforderungen an sie bei der Begleitung der Schüler in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln<br />
konnte, und welche Ansätze insbesondere vermittelt wurden, um diesen Anforderungen<br />
zu begegnen. Die Bewertungen hierzu fielen bereits in 2007 in unmittelbarem<br />
Anschluss an die Veranstaltungsreihe etwas zurückhaltender aus als die allgemeine<br />
Zustimmung zur Fortbildungsreihe. Ein Jahr später lässt sich auch hier ein leichter<br />
Rückgang festhalten, wenngleich sich die Ergebnisse noch immer auf einem hohen<br />
Niveau befinden.<br />
Wie die folgende Übersicht verdeutlicht, ist auch die Gesamtzufriedenheit der Lehrer<br />
mit der Fortbildungsreihe mit einer durchschnittlichen Bewertung von 8,4 ein Jahr danach<br />
sehr hoch. Aber auch hier zeigt sich ein gewisser „Ernüchterungseffekt“ seit der<br />
letzten Messung in 2007. Dies lässt sich insbesondere für die Teilnehmer aus Westfalen<br />
festhalten, die sich im letzten Jahr noch deutlich zufriedener äußerten als ihre Kollegen<br />
aus dem <strong>Rheinland</strong>.<br />
Übersicht 5-3<br />
Mittelwerte<br />
bis 40 Jahre<br />
zwischen 40 und 50 Jahren<br />
gar nicht<br />
zufrieden<br />
Gesamt<br />
Erfahrung mit Abschlussstufen<br />
Alter<br />
LVR<br />
LWL<br />
..viel Erfahrung<br />
..einige bis wenig Erfahrung<br />
51 Jahre und älter<br />
Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe insgesamt<br />
Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
8,4<br />
8,2<br />
8,2<br />
8,3<br />
8,3<br />
8,6<br />
8,6<br />
8,4<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
2008 (n = 34)<br />
2007 (n = 34)<br />
Teilnehmer, die über umfangreiche Erfahrungen mit Abschluss-Stufen berichteten,<br />
waren in 2007 zurückhaltender in ihrer Gesamteinschätzung und sind in 2008 noch<br />
nahezu genauso zufrieden. Teilnehmer mit einiger bis weniger Erfahrung mit Abschluss-Stufen<br />
hatten sich in 2007 durch eine besonders positive Sicht ausgezeichnet,
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 60<br />
die in 2008 vergleichsweise deutlicher gesunken ist, jedoch immer noch auf einem sehr<br />
hohen Niveau liegt.<br />
Ähnlich fallen die Bewertungen der jüngsten Gruppe der Teilnehmer bis 40 Jahre aus:<br />
Aus dieser Gruppe fiel die Zufriedenheit in 2007 am höchsten aus, ist jedoch in 2008<br />
auch am deutlichsten gesunken. Im Vergleich der Altersgruppen erweist sich die Gruppe<br />
der 41- bis 50-jährigen Teilnehmer am konstantesten in ihren Bewertungen zwischen<br />
den beiden Erhebungsjahren.<br />
Ein weiteres zentrales Ziel der Fortbildungsreihe war es, die Teilnehmer in der Wahrnehmung<br />
ihres eigenen Handlungsspielraumes bei der Gestaltung der Laufbahnentscheidungen<br />
der Schüler zu stärken und ihnen neue Informationen, aber auch Handlungsmöglichkeiten<br />
zu eröffnen.<br />
Übersicht 5-4<br />
Mittelwerte<br />
nach Erfahrung mit<br />
Abschluss-Stufen:<br />
Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />
Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />
bis 40 Jahre<br />
zwischen 40 und 50 Jahren<br />
überhaupt kein<br />
Spielraum<br />
Gesamt<br />
..viel Erfahrung<br />
..einige bis wenig Erfahrung<br />
nach Altersgruppen:<br />
LVR<br />
LWL<br />
51 Jahre und älter<br />
Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
4,9<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
6,0<br />
5,9<br />
6,1<br />
6,0<br />
5,9<br />
6,1<br />
7,1<br />
sehr großer<br />
Spielraum<br />
2008 (n = 34)<br />
2007 (n = 32)<br />
2006 (n = 34)<br />
Im Gesamten kann vorab festgehalten werden, dass in 2008 in etwa wieder das Ausgangsniveau<br />
erzielt wurde wie in 2006, also kurz vor Beginn der Fortbildung. Damals<br />
wie in 2008 lag die durchschnittliche Einschätzung des persönlichen Spielraumes bei<br />
einem Skalenwert von 6 auf der Skala zwischen 1 „überhaupt kein Spielraum“ und 10<br />
„sehr großer Spielraum“. Hier sprechen die Ergebnisse für sehr stabile Einschätzungen,<br />
die als Gesamtergebnisse für alle Teilnehmer durch die Teilnahme an der Fortbildung<br />
offenbar nicht beeinflusst wurden. Im Detail ergeben sich jedoch unterschiedliche<br />
Entwicklungen für verschiedene Teilnehmergruppen.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 61<br />
So hat sich für die rheinische Gruppe der Spielraum nach ihrer subjektiven Wahrnehmung<br />
gegenüber 2006 und 2007 (beide 5,5) ein wenig vergrößert (jetzt 5,9), für die<br />
westfälische Gruppe lassen sich mit einem aktuellen Wert von 6,1 nach einem leichten<br />
Aufschwung in 2007 (6,4) eher konstante Ergebnisse zu 2006 (6,2) festhalten.<br />
Die Teilnehmer mit einiger bis wenig Erfahrung mit Abschluss-Stufen berichten aktuell<br />
im Vergleich zu den Vorjahren über einen deutlich größeren Handlungsspielraum. Dies<br />
ist ein erfreuliches Ergebnis. Die Gruppe mit umfassenderen Vor-Erfahrungen ist in<br />
ihren Einschätzungen eher konstant geblieben, so dass insgesamt betrachtet beide<br />
Gruppen in 2008 zu ähnlichen Bewertungen kommen.<br />
Im Altersvergleich fand die größte Entwicklung in der mittleren Gruppe zwischen 41<br />
und 50 Jahren statt. Insbesondere im letzten Jahr scheint diese Gruppe einen deutlichen<br />
Zuwachs an persönlichem Handlungsspielraum erlebt zu haben. Dies trifft jedoch<br />
leider nicht auf die jüngste Gruppe unter 40 Jahre zu, die eine umgekehrte Entwicklung<br />
mit sinkenden Werten aufweist. Möglicherweise haben sich manche (der hohen) persönlichen<br />
Erwartungen an die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten nach den ersten Erfahrungen<br />
im schulischen Alltag nicht in der erhofften Form bestätigen lassen. Teilnehmer<br />
ab 51 Jahre hingegen sind von vornherein von insgesamt eher niedrigen Gestaltungsspielräumen<br />
ausgegangen und haben diese Einschätzung auch beibehalten.<br />
Neben den vorgestellten, unterschiedlichen Indikatoren für die Teilnehmerzufriedenheit<br />
wird in der Marktforschung häufig mit der Weiterempfehlungsabsicht eine ergänzende<br />
Betrachtung der Akzeptanz und Bindung vorgenommen.<br />
Übersicht 5-5<br />
Angaben in Prozent,<br />
zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />
Weiterempfehlung der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />
Würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen empfehlen,<br />
an dieser Fortbildungsreihe teilzunehmen?<br />
nur mit Einschränkungen empfehlen<br />
durchaus empfehlen<br />
32<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
12<br />
56<br />
sehr empfehlen
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 62<br />
Nach diesem Resultat würden 56 Prozent der Befragten ihren Kollegen und Kolleginnen<br />
sehr empfehlen, an der Fortbildungsreihe teilzunehmen. Ein weiteres Drittel (32<br />
Prozent) würde dies durchaus empfehlen. Nur etwa jeder zehnte Teilnehmer würde<br />
den Kollegen nur mit Einschränkungen zur Teilnahme raten wollen. Damit liegen weitere<br />
Anhaltspunkte für eine hohe Akzeptanz der Fortbildungsreihe vor, sowie für den<br />
Wunsch nach einer breiteren Basis der Informationen zur Unterstützung der Schüler<br />
bei der beruflichen Integration an den Schulen.<br />
Als wie hilfreich werden die einzelnen Module der Fortbildungsreihe mit entsprechendem<br />
zeitlichen Abstand gesehen? Die Ergebnisse stützen im Wesentlichen die Befunde,<br />
die sich auch bereits kurz nach Fortbildungsabschluss abzeichneten.<br />
Übersicht 5-6<br />
Angaben in Prozent<br />
zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />
Modul 1: Schule trifft Arbeitswelt<br />
Modul 2: Zukunftswerkstatt<br />
Modul 3: Behinderungsverarbeitung<br />
Modul 4: Förderrecht<br />
Modul 4: Denken u. Handeln im betrieblichen Kontext I<br />
Modul 5: MELBA (nur LVR)<br />
Modul 5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />
Modul 6: Bewerbungstraining<br />
Modul 6: Denken u. Handeln im betrieblichen Kontext II<br />
Modul 7: Elternarbeit<br />
Abschließende Bewertung der Fortbildungsmodule<br />
weiß<br />
nicht<br />
6<br />
Modul 8: Moderation des Übergangsprozesses<br />
Bewertung der Module<br />
gar nicht wenig<br />
hilfreich hilfreich hilfreich<br />
3 12<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
sehr<br />
hilfreich<br />
Modul 6, in dem es um Bewerbungstraining und um betriebliche und wirtschaftliche<br />
Inhalte ging, wird insgesamt von fast allen Befragten als sehr hilfreich bzw. hilfreich<br />
bewertet. Dieses Modul hat sich aus Teilnehmersicht somit auch längerfristig mit Abstand<br />
am besten bewährt. Besonders hilfreich empfinden die Lehrer zudem den in Modul<br />
4 dargebotenen ersten Teil zum „betrieblichen Denken und Handeln“.<br />
Die Gesamtsicht auf die beiden problematischeren Seminare zur Zukunftswerkstatt<br />
und zur Behinderungsverarbeitung hat sich auch ein Jahr nach Abschluss der Reihe<br />
eher verfestigt. Insbesondere das Seminar zur Behinderungsverarbeitung hat sich als<br />
nur wenig bis gar nicht hilfreich erwiesen.<br />
9<br />
12<br />
11 6<br />
47<br />
3<br />
32<br />
3<br />
12<br />
15<br />
3 9<br />
26<br />
24<br />
21<br />
12<br />
6<br />
3<br />
3<br />
26<br />
24<br />
21<br />
32<br />
32<br />
47<br />
47<br />
44<br />
44<br />
12<br />
59<br />
56<br />
26<br />
18<br />
15<br />
65<br />
76<br />
35<br />
65<br />
47<br />
18<br />
21
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 63<br />
Modul 5 „Arbeitsplatzeinrichtung“ war bereits in der spontanen Seminarbewertung unmittelbar<br />
im Anschluss an den Veranstaltungstermin eher schlecht wahrgenommen<br />
worden. Daher verwundert nicht, dass das Seminar auch längerfristig als weniger hilfreich<br />
beurteilt wird als andere Seminarmodule.<br />
Andere Module wiederum haben im direkten Anschluss an das jeweilige Seminar eine<br />
höhere Zufriedenheit erzielt, werden langfristig jedoch als eher weniger hilfreich erachtet.<br />
Hierzu zählen das Modul 4 „Förderrecht“, das Modul 5 „Melba“ (nur LVR) und das<br />
Modul 7 zur „Elternarbeit“. Insbesondere zum Modul 4 „Förderrecht“ hatte sich in 2007<br />
zudem der deutlichste Wissenszuwachs ergeben. Offenbar stiftet zu diesem komplexen<br />
Thema allein der Wissenszuwachs jedoch noch nicht Handlungssicherheit bzw.<br />
ergeben sich möglicherweise auch noch zu wenig Anlässe, die Kenntnisse einzusetzen.<br />
Bemerkenswert ist außerdem, dass von den beiden Rahmenseminaren die Auftaktveranstaltung<br />
(Modul 1) hilfreicher als die Abschlussveranstaltung (Modul 8) wahrgenommen<br />
wird. Die Abschlussveranstaltung liefert den Teilnehmern aus entsprechender<br />
zeitlicher Distanz zwar überwiegend hilfreiche Informationen aber offenbar noch keine<br />
optimale Unterstützung. Das erklärte Ziel der Abschlussveranstaltung, Hilfestellungen<br />
der Lehrer für die konkrete Umsetzung zu liefern und in diesem Zusammenhang eine<br />
Reflexion der Lehrerrolle anzustoßen, ist dabei nach wie vor als besonders wichtig<br />
einzustufen. Gerade der Übergang zwischen Fortbildung und praktischer Umsetzung<br />
hat sich für die Lehrer als schwierige Herausforderung dargestellt, für die sie sich noch<br />
intensivere Begleitung gewünscht hätten (vgl. auch Kapitel 4).<br />
5.2 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />
Neben den reinen Indikatoren der Zufriedenheit und der Bewertung der Fortbildungsreihe<br />
gelten besondere Augenmerke der Abschlussbefragung den konkreten Aktivitäten,<br />
die die Lehrerinnen und Lehrer an ihren Schulen zwischenzeitlich durchgeführt<br />
haben und den Erfahrungen, die sie hierbei gewonnen haben.<br />
Zu diesem Zweck sollten die Teilnehmer zunächst anhand einer Liste möglicher Aktivitäten<br />
angeben, welche der genannten sie bereits persönlich seit ihrer Fortbildungsteilnehmer<br />
zur Umsetzung der Inhalte durchgeführt haben.<br />
Übersicht 5-6 zeigt die Ergebnisse dieser Frage, sortiert nach der Häufigkeit der Nennungen.<br />
Zur Interpretation sei vorangestellt, dass hiermit zunächst lediglich das Vorkommen<br />
bestimmter Aktivitäten zu Protokoll gegeben wird, nicht deren Intensität oder<br />
Bedeutsamkeit.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 64<br />
Übersicht 5-7<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />
zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />
Durchgeführte Aktivitäten zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />
Schulleitung/Kollegium mobilisieren<br />
eigene Herangehensweise als Lehrer überdenken<br />
Kontakte zum Integrationsfachdienst intensivieren/ verändern<br />
Eltern verstärkt informieren/anders einbeziehen<br />
eigenen Unterricht überarbeiten<br />
schulinterne klassenübergreifende Aktivitäten betreiben<br />
Beratung einzelner Schüler<br />
Kontakte zur Agentur für Arbeit intensivieren/ verändern<br />
Kontakte zu Betrieben intensivieren/ verändern<br />
Kontakte zum Integrationsamt zu intensivieren/ verändern<br />
Kontakte zu Werkstätten für behinderte Menschen<br />
zu intensivieren/verändern<br />
Kooperationen zwischen Schulen anregen<br />
Kontakte zu Fürsorgestellen intensivieren/ verändern<br />
andere, als die genannten Aktivitäten<br />
Anteil jeweils „bereits durchgeführt“<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
3<br />
24<br />
44<br />
47<br />
47<br />
56<br />
62<br />
71<br />
76<br />
76<br />
79<br />
79<br />
82<br />
91<br />
Reihenfolge:<br />
Wichtigkeit<br />
des Aspekts<br />
Insgesamt haben 9 von 10 Lehrern bereits Bemühungen unternommen, die Schulleitung<br />
bzw. die Kollegen ihrer Schule zu mobilisieren. 8 von 10 Lehrern haben die Kontakte<br />
zum Integrationsfachdienst intensiviert oder verändert. Etwa genauso viele haben<br />
die Eltern verstärkt oder anders als bisher informiert. Unter den am häufigsten genannten<br />
Aspekten finden sich auch das Überdenken der eigenen Herangehensweise als<br />
Lehrer in bestimmten Aspekten der Förderung der Schüler beim Übergang in die Arbeitswelt,<br />
die entsprechende Überarbeitung des eigenen Unterrichts und die Durchführung<br />
schulinterner klassenübergreifender Aktivitäten.<br />
Weitere Institutionen haben die Lehrer im Vergleich dazu eher seltener im Fokus ihrer<br />
bisherigen Aktivitäten zu Kontakten, Kooperationen und Netzwerken gehabt. Darunter<br />
werden noch am häufigsten die Agentur für Arbeit sowie Betriebe angeführt, eher seltener<br />
dann Integrationsamt, WfbM, sowie andere Schulen. Fürsorgestellen sind nach<br />
bisherigem Stand nicht Gegenstand von Aktivitäten der Lehrer gewesen.<br />
In einem weiteren Bewertungsschritt wurden die Lehrer dann um die Angabe gebeten,<br />
welche der von ihnen unternommenen Aktivitäten die für sie persönlich wichtigsten drei<br />
Aspekte waren. In der Summe wird als wichtigster Aspekt die Veränderung oder Intensivierung<br />
des Kontakts zum Integrationsfachdienst bezeichnet, an zweiter Stelle folgt<br />
die Mobilisierung der Schulleitung bzw. der Kollegen und an dritter Stelle das Überdenken<br />
der eigenen Lehrerrolle.<br />
2<br />
3<br />
1
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 65<br />
Welche Erfahrungen haben die Lehrer bei der Umsetzung der ihnen besonders wichtigen<br />
Fortbildungsinhalte gewonnen? Hierzu fand im Interview aufgrund der Vielzahl der<br />
unternommenen Aktivitäten eine Fokussierung auf die jeweils persönlich wichtigsten<br />
Aspekte statt. Da die Fallzahl der Lehrer, die über entsprechende Erfahrungen zu den<br />
einzelnen Themen berichten, notwendigerweise klein ist, enthält die folgende Übersicht<br />
zusätzlich zu den prozentualen Verteilungen auch die Fallzahlen, auf die sich diese<br />
jeweils beziehen.<br />
Übersicht 5-8<br />
Angaben in Prozent<br />
zweite Nachbefragung 2008<br />
Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte,<br />
Basis: Befragte, denen der jeweilige Aspekt besonders wichtig war<br />
weiß<br />
nicht<br />
alle wichtigsten Aktivitäten<br />
insgesamt (n = 94 Angaben)<br />
Schulleitung/Kollegium<br />
mobilisieren (n=14 Angaben)<br />
eigene Herangehensweise als Lehrer<br />
überdenken (n=12 Angaben)<br />
Kontakte z. Integrationsfachdienst<br />
intensivieren/ verändern (n=19 Angaben)<br />
übrige Aktivitäten (n=49 Angaben<br />
zu neun verschiedenen Kategorien)<br />
3<br />
eher<br />
negativ<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
7<br />
sowohl positiv<br />
als auch negativ<br />
3 3<br />
57<br />
8<br />
21<br />
25<br />
5 16<br />
4<br />
2 12<br />
21<br />
32<br />
eher<br />
positiv<br />
43<br />
14<br />
50<br />
51<br />
ausschließlich<br />
positiv<br />
30<br />
17<br />
47<br />
31<br />
Reihenfolge:<br />
Wichtigkeit<br />
des Aspekts<br />
Ein zentrales Ergebnis ist zunächst, dass die Erfahrungen, die die Lehrer bei der Umsetzung<br />
der ihnen wichtigen Aspekte gemacht haben, insgesamt überwiegend positiv<br />
waren, und dies zu einem großen Anteil ohne jede Einschränkung. Erfreulich ist auch,<br />
dass keine Fälle von ausschließlich negativen Erfahrungen vorliegen. Nur ein sehr geringer<br />
Anteil hat überhaupt negative Erfahrungen gemacht. Sowohl positive als auch<br />
negative Erfahrungen liegen hingegen für einige der genannten Aspekte durchaus vor.<br />
Gerade bei der Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen haben die Lehrer im<br />
Vergleich zu den übrigen Aktivitäten offenbar die größten Probleme oder Hindernisse<br />
verspürt. Hierzu berichten die Lehrer häufig über sowohl positive wie negative Erfahrungen,<br />
und der Anteil der (eher) positiven Meldungen fällt mit einem Anteil von etwa<br />
einem Drittel verhältnismäßig gering aus.<br />
2<br />
3<br />
1
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 66<br />
Über das Überdenken der eigenen Lehrerrolle werden indes überwiegend positive Erfahrungen<br />
berichtet. Allerdings berichtet ein kleinerer Teil auch über ein geteiltes Erfahrungsbild,<br />
das sowohl positive als auch negative Eindrücke umfasst.<br />
Deutlich positiver noch sind die Erfahrungen bei Kontakten zum Integrationsfachdienst.<br />
Dies Resultat ist umso bedeutsamer, als dass diese Kontakte für die vergleichsweise<br />
größte Zahl der Lehrer zu den wichtigen Aspekten zählen.<br />
Die Breite der übrigen, von den Lehrern als weniger wichtig bezeichneten Aktivitäten<br />
wurde wegen der geringen Anzahl an entsprechenden Nennungen nur zusammengefasst<br />
ausgezählt. Das Erfahrungsbild der Lehrer hierzu gestaltet sich mit einem Anteil<br />
von über 80 Prozent positiver Rückmeldungen außerordentlich unproblematisch. Im<br />
Detail lassen sich folgende Unterschiede zwischen den verschiedenen Aktivitäten beschreiben:<br />
Die Überarbeitung des eigenen Unterrichts und die Beratung von einzelnen<br />
Schülern gestalten sich aus Sicht der Lehrer sehr unproblematisch. Bei schulinternen<br />
klassenübergreifenden Aktivitäten wird auch vereinzelt über negative Erfahrungen berichtet.<br />
Zu negativen Einzelerfahrungen führt ebenfalls die veränderte oder intensivierte<br />
Einbeziehung der Eltern. Bezüglich der Netzwerkarbeit mit der Agentur für Arbeit, dem<br />
Integrationsamt und mit Schulen liegen überwiegend positive Erfahrungen vor, insgesamt<br />
werden diese Aspekte jedoch kaum als persönlich wichtig bezeichnet. Erfreulich<br />
ist schließlich, dass die Intensivierung der wichtigen Kontakte zu Betrieben auch ganz<br />
überwiegend von positiven Erfahrungen begleitet wurde.<br />
Zusammengefasst bereiten offenbar gerade die subjektiv wichtigsten Aufgaben, denen<br />
sich die Lehrer bei der Umsetzung der Fortbildung widmen, häufig neben positiven<br />
auch negative Erfahrungen. Wie auch an anderer Stelle bereits deutlich wurde, signalisieren<br />
die Lehrer Unterstützungsbedarf bei der Verbreitung und Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />
und -ziele bei der Schulleitung und bei den Kollegen ihrer Schule. Gerade<br />
bezüglich dieser schulinternen Aktivitäten sollte eine zukünftige Fortsetzung der<br />
Fortbildung hinreichende Unterstützungsangebote liefern, die bereits als wichtiger Bestandteil<br />
in die Fortbildung integriert werden sollte.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 67<br />
Übersicht 5-9<br />
Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />
Einschätzungen von Erfolgen und Hindernissen bei der Umsetzung<br />
Aktivitäten bereits erfolgreich<br />
für die Schüler?<br />
Änderungen am Schulkonzept<br />
durch Fortbildungsteilnahme?<br />
Hindernisse bei der Umsetzung der<br />
Fortbildungsinhalte an der Schule?<br />
Vorhandensein negativer<br />
Folgewirkungen durch<br />
Fortbildungsteilnahme?<br />
Weitere Unterstützung durch<br />
Integrationsamt gewünscht?<br />
nein ja<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
85<br />
Weitere Indikatoren für die Wirksamkeit der Fortbildungsreihe stellen die persönlichen<br />
Selbsteinschätzungen der Lehrer über ihre ersten Erfolge und über mögliche Hindernisse<br />
ihrer bisherigen Bemühungen dar:<br />
• Etwa knapp zwei Drittel der Teilnehmer sind der Ansicht, dass sich bereits erste<br />
Erfolge ihrer Bemühungen für die Schüler zeigen. Hier werden in den offenen<br />
Kommentaren vor allen Dingen die verstärkte Teilnahme an Praktika, auch Tagespraktika<br />
genannt, sowie ein steigender persönlicher Vermittlungserfolg von Schülern<br />
in die Arbeitswelt, der sich jedoch häufig bislang nur auf Einzelfälle bezieht und<br />
die große Breite der Schüler noch nicht erfasst hat. Auch die Zusammenarbeit mit<br />
dem Integrationsfachdienst hat in diesem Zusammenhang schon zu ersten Erfolgen<br />
geführt.<br />
• Genauso groß ist der Anteil der Lehrer, die auch bereits Veränderungen des<br />
Schulkonzepts sehen, die sie auf ihre Fortbildungsteilnahme zurückführen, etwa in<br />
Bezug auf die Gestaltung von Projekttagen oder Projektwochen, betriebliche Partnerschaften,<br />
die Struktur der Berufsorientierung innerhalb der Schule sowie den<br />
Verbleib von Lehrern in der Abschluss-Stufe, um nur einige Aspekte zu nennen.<br />
• Allerdings berichten auch 9 von 10 Teilnehmern über Hindernisse bei der Umsetzung<br />
der Inhalte an der Schule. Die genannten Argumente hierzu sind sehr breit<br />
gefächert und betreffen sowohl personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />
die auch durch den Lehrplan bedingt sind, als auch Probleme mit der Schulleitung<br />
und den Kollegen, mangelnde Flexibilität auch der Eltern, Probleme mit Institu-<br />
32<br />
35<br />
35<br />
6<br />
12<br />
62<br />
62<br />
65<br />
91
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 68<br />
tionen (z.B. Agentur für Arbeit) sowie die spezifische Zusammensetzung der Schülerschaft,<br />
für die die Inhalte kaum umsetzbar erscheinen. Auch in dem teilweise<br />
großen Einzugsgebiet der Schulen bzw. Schüler werden Hindernisse für die Aktivitäten<br />
der Lehrer zur Begleitung der Integration gesehen.<br />
• Es sehen sich jedoch konkret nur 12 Prozent negativen Folgewirkungen durch<br />
die Fortbildungsteilnahme ausgesetzt, die sich im Wesentlichen auf Arbeitsausfälle<br />
und ein erhöhtes persönliches Arbeitspensum beziehen.<br />
• Konkrete weitere Unterstützungswünsche an das Integrationsamt äußern<br />
schließlich 65 Prozent der Befragten, hierunter beispielsweise Wünsche nach mehr<br />
Information über Modelle zur vertieften Berufsorientierung, Beratung über Fördermöglichkeiten,<br />
Betreuung, Vermittlung von Kontakten zu Betrieben oder von konkreten<br />
Stellen, Begleitung von Schülern, Arbeitsassistenz sowie einzelne weitere<br />
Sondermaßnahmen. Auch hier zeigt sich wieder, dass zusätzlich zu den schon bestehenden<br />
Aktivitäten gerade im Hinblick auf die betrieblichen Kontakte noch Unterstützungsbedarf<br />
gegeben ist.<br />
Im Zusammenhang mit einem möglicherweise veränderten Schulkonzept interessiert<br />
insbesondere die Frage, ob sich Veränderungen in den schulspezifischen Regelungen<br />
zum Verbleib der Lehrer in Abschluss-Stufen ergeben haben und worauf diese zurückzuführen<br />
sind.<br />
Übersicht 5-10<br />
Angaben in Prozent, zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />
Es gibt keine<br />
solche Zusage<br />
seitens der<br />
Schulleitung<br />
29<br />
Ich arbeite noch an<br />
einer solchen Zusage<br />
Gibt es eine längerfristige Zusage<br />
Ihrer Schulleitung, dass Sie in<br />
der Abschluss-Stufe verbleiben<br />
werden bzw. in eine Abschluss-<br />
Klasse kommen werden?<br />
Gesamt<br />
n = 34<br />
weiß nicht<br />
24<br />
3<br />
Zusage der Schulleitung zur Betreuung einer Abschluss-Stufe<br />
29<br />
15<br />
Es gibt diese<br />
Zusage ohnehin<br />
Es gibt diese Zusage<br />
auf mein Betreiben hin<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Ist dies bereits ein Effekt der<br />
Fortbildung oder ist dies<br />
unabhängig davon der Fall?<br />
Gesamt<br />
n = 15<br />
13<br />
87<br />
Ist eine<br />
Folge davon<br />
Ist unabhängig<br />
davon der Fall
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 69<br />
Zusagen der Schulleitung, dass die Fortbildungsnehmer in der Abschluss-Stufe<br />
verbleiben werden, liegen in 44 Prozent der Fälle vor. Teilweise gab es diese Zusage<br />
bereits, teilweise wurde sie auf Betreiben des jeweiligen Teilnehmers erwirkt. Wo eine<br />
solche Zusage vorliegt, wird diese jedoch mehrheitlich nicht als Effekt der Fortbildungsteilnahme,<br />
sondern unabhängig davon gesehen. Ein weiteres Viertel der Teilnehmer<br />
arbeitete zum Befragungszeitpunkt noch an einer solchen Zusage, die übrigen 30 Prozent<br />
berichten weder über eine solche Zusage noch über entsprechende Bemühungen<br />
ihrerseits.<br />
Nach diesen Resultaten ist der Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe nach eigener<br />
Einschätzung nicht primär mit der Fortbildung verknüpft. Unabhängig davon, worauf<br />
die Regelungen im Einzelnen beruhen, kann der Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe<br />
als eine wichtige Voraussetzung für die Amortisierung der Bildungsinvestitionen<br />
und für die nachhaltige Wirkung der Fortbildungsreihe betrachtet werden. Insofern<br />
erscheint empfehlenswert, die Teilnehmer und betroffenen Schulleitungen für dieses<br />
Thema noch stärker zu sensibilisieren und in ihren Bemühungen zu bekräftigen.<br />
5.3 Meinungen zur Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt<br />
Wie auch in den beiden Befragungen zuvor wurden die Teilnehmer darum gebeten,<br />
ihre Haltung zu einigen ausgewählten Meinungen über die Aufgaben von Schule und<br />
Arbeitswelt deutlich zu machen (siehe Übersichten 5-11 und 5-12).<br />
Übersicht 5-11<br />
Angaben in Prozent<br />
2007 n = 32<br />
2006 n = 34<br />
Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre<br />
Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />
vorzubereiten.<br />
Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen,<br />
selbstverantwortlich eine Berufswahlentscheidung zu<br />
treffen.<br />
Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht<br />
darin, ihre Schüler auf die nächste Förderinstitution<br />
vorzubereiten.<br />
Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre<br />
Schüler auf eine Erwerbsarbeit auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Meinungen über Schule und Arbeitswelt I<br />
jeweils Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz<br />
2008 n = 34 persönliche Meinung 2008<br />
15<br />
13<br />
9<br />
persönliche Meinung 2007<br />
persönliche Meinung 2006<br />
58<br />
56<br />
74<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
97
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 70<br />
Übersicht 5-12<br />
Angaben in Prozent<br />
2007 n = 32<br />
2006 n = 34<br />
Die Werkstatt für behinderte Menschen hat viel<br />
bessere Möglichkeiten, unsere Absolventen auf eine<br />
Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />
Die Werkstatt für behinderte Menschen kann bestenfalls<br />
Ersatzlösung sein für Abgänger, die den Sprung auf den<br />
ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />
Werkstätten für behinderte Menschen bieten einen<br />
Schutzraum, den behinderte Menschen benötigen.<br />
Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />
einer Werkstatt für behinderte Menschen unterzubringen<br />
als ihn den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb zu<br />
überlassen.<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
Meinungen über Schule und Arbeitswelt II<br />
jeweils Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz<br />
2008 n = 34 persönliche Meinung 2008<br />
9<br />
15<br />
persönliche Meinung 2007<br />
persönliche Meinung 2006<br />
24<br />
21<br />
28<br />
44<br />
36<br />
41<br />
41<br />
65<br />
75<br />
82<br />
Einhellige Unterstützung und über die Zeit konstant hohe Zustimmung finden Aussagen,<br />
dass Schule und Lehrer die Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten<br />
und bei der Berufswahlentscheidung unterstützen sollen. Die Auffassung, dass<br />
es nicht Aufgabe der Förderschule sei, die Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten,<br />
vertritt außerdem in allen drei Erhebungswellen jeweils nur eine kleine Minderheit.<br />
Etwa 60 Prozent der Befragten sehen die vordringlichste Aufgabe der Förderschule in<br />
der Vorbereitung auf die nächste Förderinstitution – in der Regel die WfbM. Dies sind<br />
in etwa genau so viele wie in 2007 und insgesamt deutlich weniger als vor Fortbildungsbeginn.<br />
Interessante Entwicklungen zeichnen sich in den konkreten Aussagen zur Werkstatt für<br />
behinderte Menschen ab. Einerseits sehen seit 2006 kontinuierlich weniger Befragte<br />
die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrichtung und als präferiertes<br />
Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb. Andererseits<br />
werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische Vorteile in der Vorbereitung<br />
auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch im letzten Jahr unter<br />
dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen worden waren.<br />
Zudem sehen im Vergleich zu den beiden Vorjahren weniger Befragte die WfbM bestenfalls<br />
als Ersatzlösung für solche Schüler, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt<br />
nicht schaffen.
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 71<br />
Insgesamt scheint die Bedeutung der WfbM für die Mehrheit der Teilnehmer jedoch<br />
merklich gesunken zu sein. In welchem Umfang die Lehrer ihren Schülern Chancen auf<br />
dem ersten Arbeitsmarkt einräumen, verdeutlicht folgende Übersicht.<br />
Übersicht 5-13<br />
Angaben in Prozent<br />
Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
Nach Ansicht der Befragten hätten unter ihren Schülern<br />
realistische Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt...<br />
alle Schüler<br />
etwa die Hälfte<br />
etwa ein Viertel<br />
weniger als ein Viertel<br />
gar kein Schüler<br />
3 3<br />
6<br />
9<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
12<br />
56<br />
24<br />
15<br />
68<br />
Vorabbefragung 2006 (n=34) 2008 (n=34)<br />
In 2008 schätzen die Lehrer trotz aller Probleme und Hindernisse, die sie in der Zwischenzeit<br />
im schulischen Alltag möglicherweise erfahren haben, die Chancen ihrer<br />
Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt als deutlich höher ein als dies vor der Fortbildung<br />
noch der Fall war. So ist kaum noch ein Lehrer der Ansicht, dass die Option des ersten<br />
Arbeitsmarktes für keinen ihrer Schüler realistisch sei, während in 2006 dies noch<br />
knapp ein Viertel der Teilnehmenden so sah.<br />
Auf der anderen Seite bleibt es zwar bei einem ebenfall sehr kleinen Anteil der Lehrer,<br />
die für jeden ihrer Schüler eine solche Chance sehen. Insgesamt sind jedoch die Anteile<br />
derer, die entsprechende Chancen für etwa die Hälfte oder ein Viertel ihrer Schüler<br />
gegeben sehen, deutlich gestiegen und unterstützen auch hier den positiven Trend.<br />
Abschließend soll die Frage beantwortet werden, welche Art der Ausbildung und Beschäftigung<br />
die Teilnehmer für ihre Schüler insgesamt als am besten geeignet empfinden<br />
und ob sich diese Perspektive seit 2006 möglicherweise verändert hat.<br />
3
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 72<br />
Übersicht 5-14<br />
Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
Angaben in Prozent;<br />
an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />
Werkstatt für behinderte Menschen ist geeignet ...<br />
Förderlehrgang bei überbetrieblicher<br />
Einrichtung ist geeignet ...<br />
abgestufte Ausbildung in überbetrieblicher<br />
Einrichtung (keine Vollausbildung), ist geeignet ...<br />
abgestufte Ausbildung im Betrieb<br />
(keine Vollausbildung) ist geeignet ...<br />
individuelle innerbetriebliche<br />
Einzelmaßnahme ist geeignet ...<br />
Aufnahme einer Arbeit ohne<br />
Berufsausbildung ist geeignet ...<br />
reguläre Vollausbildung in überbetrieblicher<br />
Einrichtung ist geeignet ...<br />
reguläre Vollausbildung im Betrieb<br />
ist geeignet ...<br />
Vorabbefragung 2006 (n= 34) 2008 (n=34)<br />
für keinen bzw.<br />
fast keinen Schüler<br />
65<br />
41<br />
35<br />
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />
24<br />
29<br />
9 12<br />
12<br />
12<br />
38<br />
29<br />
65<br />
59<br />
50<br />
59<br />
71<br />
6<br />
80<br />
21<br />
für eine Minderheit<br />
ihrer Schüler<br />
15<br />
15<br />
12<br />
24<br />
15<br />
59<br />
38<br />
15<br />
18<br />
24<br />
29<br />
für die Mehrheit, alle oder fast<br />
alle ihrer Schüler<br />
In der Bewertung der Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten kommt der WfbM<br />
aus Sicht der Lehrer nach wie vor die maßgebliche Bedeutung bei: 70 Prozent halten<br />
diese für die Mehrzahl bzw. für alle oder fast alle der eigenen Schüler für geeignet und<br />
weitere 15 Prozent sehen die Eignung immerhin für eine Minderheit. Diese Anteile lagen<br />
in 2006 ähnlich hoch. Keine andere Form der Ausbildung oder Beschäftigung wird<br />
für einen so großen Anteil der Schüler als geeignet empfunden.<br />
An zweiter Stelle steht der Förderlehrgang bei einer überbetrieblichen Einrichtung. Diese<br />
Option wird allerdings in der Regel nur für eine Minderheit der Schüler für geeignet<br />
betrachtet. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt nach Ansicht der Teilnehmer die abgestufte<br />
Ausbildung in überbetrieblicher Einrichtung oder im Betrieb.<br />
Demgegenüber werden die individuelle betriebliche Einzelmaßnahme und die Aufnahme<br />
einer Arbeit ohne Berufsausbildung als etwas weniger relevant eingestuft. Bezüglich<br />
der regulären Vollausbildung sind schließlich große Teile der Befragten der Ansicht,<br />
dass diese für keinen bzw. fast keinen ihrer Schüler geeignet sei, und zwar weder<br />
in überbetrieblicher Einrichtung (38 Prozent) noch im Betrieb (59 Prozent).<br />
Im Vergleich zu 2006 lässt sich zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
ein leichter Zuwachs oder zumindest ein konstantes Ergebnis der<br />
zugeschriebenen Eignung für die Schüler festhalten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass bei allen betrieblichen Formen der Ausbildung oder Förderung, sei<br />
es als betriebliche Vollausbildung, als abgestufte Ausbildung oder als individuelle Ein-<br />
6 15<br />
3<br />
35<br />
71<br />
71<br />
68<br />
59<br />
59<br />
53<br />
3<br />
71<br />
6<br />
12<br />
6<br />
12<br />
12<br />
24
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 73<br />
zelmaßnahme eine Tendenz zu leicht optimistischerer Einschätzung über die Zeit abgelesen<br />
werden kann.<br />
Weniger chancenreich als noch zwei Jahre zuvor sehen die Lehrer indes die reguläre<br />
Vollausbildung in überbetrieblicher Einrichtung; hier geben sie sich in ihren Antworten<br />
deutlich bedeckter als in 2006. Auch bezüglich der WfbM sind - trotz nach wie vor hohem<br />
Gesamtzuspruch - die Anteile derer gesunken, die diese für die Mehrheit oder<br />
sogar alle Schüler als geeignet empfinden.<br />
5.4 Zusammenfassung: Erfahrungen ein Jahr nach Abschluss der Reihe<br />
Die letzte Befragung der Teilnehmer fand ein Jahr nach Beendigung der Fortbildungsreihe<br />
in 2008 statt und hatte im Wesentlichen die folgenden Erfolgsindikatoren im Fokus:<br />
die abschließende Bewertungen der Fortbildungsreihe selbst, die konkreten Umsetzungsbemühungen<br />
an der Schule, die eigene Sicht auf die Wirksamkeit der Bemühungen<br />
sowie Einstellungen bezüglich der Rolle von Schule und Lehrer sowie bezüglich<br />
der Eignung bestimmter Beschäftigungsformen für die eigenen Schüler.<br />
Die Resultate der Abschlussbefragung zeigen, dass mit dem zeitlichen Abstand die<br />
erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer gewissen Ernüchterung, aber auch<br />
Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat. Trotz insgesamt leichtem Rückgang<br />
der Bewertungen ist die Zustimmung zur Fortbildungsreihe jedoch noch immer hoch,<br />
die Zielsetzung wird in hohem Umfang getragen und auch die konkrete Zufriedenheit<br />
mit der Veranstaltungsreihe liegt trotz geringer Einbußen noch immer auf einem hohen<br />
Niveau. Dies wird gestützt durch die hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung der Fortbildungsteilnahme<br />
an Kollegen und Kolleginnen.<br />
Etwas deutlicher ist der Rückgang der Meinungen darüber, wie gut die Seminar-Reihe<br />
die spezifischen Anforderungen an die Lehrer beim Übergang der Schüler in den ersten<br />
Arbeitsmarkt vermitteln konnte und wie diese Anforderungen im Einzelnen erfüllt<br />
werden können. Auch der wahrgenommene eigene Handlungsspielraum der Lehrer bei<br />
der Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt hat sich nicht nachhaltig vergrößert.<br />
Der detaillierte Blick darauf, wie hilfreich die einzelnen Fortbildungsmodule aus Sicht<br />
der Lehrer beurteilt werden, stützt im Wesentlichen die Befunde, die sich auch bereits<br />
zeitnah zur Reihe abzeichneten. Dies betrifft insbesondere die betrieblich und wirtschaftlich<br />
orientierten Fortbildungsmodule, die zu allen Befragungszeitpunkten in hohem<br />
Maße als hilfreich empfunden wurden. Andere Seminare hatten in 2007 zunächst<br />
bessere Resonanzen erzielt, haben sich aber in der schulischen Praxis offenbar bislang<br />
nur für einen Teil der Lehrer als hilfreich erwiesen: Förderrecht, MELBA (LVR) und<br />
Elternarbeit. Wieder andere Themen – Zukunftswerkstatt und die Behinderungsverarbeitung<br />
– wurden aus Sicht der Lehrer sowohl kurzfristig als auch mittelfristig als wenig<br />
bis gar nicht hilfreich bezeichnet.<br />
Unter den konkreten Aktivitäten, die die Lehrer zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />
inzwischen unternommen haben, wurden am häufigsten die Mobilisierung der Schullei-
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 74<br />
tung bzw. der Kollegen an der Schule genannt, das Überdenken der eigenen Herangehensweise<br />
als Lehrer und die Vertiefung der Kontakte zum Integrationsfachdienst.<br />
Letzteren Aspekt bezeichneten die Lehrer sogar als den für sie persönlich wichtigsten<br />
Ansatzpunkt. Darüber hinaus ist eine breite Varianz der unternommenen Aktivitäten zu<br />
verzeichnen. Diese konzentrieren sich stärker auf die innerschulischen Ansatzpunkte<br />
(eigener Unterricht, Eltern, klassenübergreifende Aktivitäten, Einzelfallberatung von<br />
Schülern). Kontakte zu außerschulischen Institutionen und Einrichtungen werden demgegenüber<br />
seltener zum Gegenstand der Bemühungen (Agentur für Arbeit, Betriebe,<br />
Integrationsamt, WfbM, andere Schulen). Dabei bleibt offen, ob es sich hierbei bereits<br />
um ein endgültiges Muster handelt oder ob die Institutionen und Einrichtungen in längerfristiger<br />
Hinsicht stärker noch als bisher von den Lehrern in ihre Aktivitäten einbezogen<br />
werden.<br />
Insgesamt berichten die Lehrer über überwiegend positive Erfahrungen bei der Umsetzung<br />
der ihnen jeweils wichtigsten Ansatzpunkte aus der Fortbildung. Allerdings ist<br />
gerade die Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen aus Sicht der Lehrer offenbar<br />
mit größeren Problemen oder Hindernissen behaftet, denn es wird verhältnismäßig<br />
häufig über negative Erfahrungen berichtet. Hinzu kommt, dass neun von zehn Lehrer<br />
von Hindernissen unterschiedlicher Art bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte an<br />
ihrer Schule berichten, so etwa über personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />
Probleme mit der Schulleitung und den Kollegen oder mangelnde Flexibilität auch<br />
der Eltern. Bereits in 2007 signalisierten die Lehrer Bedarf an Hilfestellung bei dem<br />
Umsetzungsprozess in der Schule - ein Aspekt, der nach allen Befunden stärker noch<br />
als bisher in die Fortbildung integriert werden sollte.<br />
Etwa je zwei Drittel der Lehrer sehen auch bereits erste Erfolge ihrer Bemühungen für<br />
ihre Schüler selbst bzw. in den entsprechenden Veränderungen des Schulkonzepts.<br />
Genannt werden hier beispielsweise verstärkte Praktika, die persönliche Vermittlung<br />
von einzelnen Schülern, die Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt, Gestaltung von<br />
Projekttagen, betriebliche Partnerschaften, Struktur der Berufsorientierung oder der<br />
Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe.<br />
Anhand unterschiedlicher Meinungsindikatoren zeigt sich, dass die Lehrer ihren Schülern<br />
trotz aller Probleme, die sie in der Zwischenzeit bei ihren Aktivitäten erfahren haben,<br />
insgesamt höhere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt einräumen als dies vor<br />
Beginn der Fortbildung der Fall war. Einen Zuwachs an Chancen sehen die Lehrer<br />
insbesondere bei der regulären Vollausbildung oder der abgestuften Ausbildung im<br />
Betrieb, bei individuellen betrieblichen Einzelmaßnahmen sowie bezüglich Förderlehrgängen<br />
bei überbetrieblichen Einrichtungen. Im Vergleich zu 2006 hat sich die Haltung<br />
der Lehrer zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
leicht positiv verändert oder ist zumindest konstant geblieben.<br />
Die Bedeutung der WfbM scheint aus Sicht der Mehrheit der Teilnehmer eher gesunken<br />
zu sein. Zwar wird die WfbM auch in 2008 als die am besten geeignete Form der<br />
Beschäftigung für die meisten Schüler gesehen, jedoch ist der Grad der Zustimmung<br />
hierzu im Vergleich zur Erstbefragung leicht rückläufig. Zudem sehen seit 2006 kontinuierlich<br />
weniger Befragte die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrich-
Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 75<br />
tung und als präferiertes Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen<br />
Betrieb. Andererseits werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische<br />
Vorteile in der Vorbereitung auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch<br />
im letzten Jahr unter dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen<br />
worden waren.<br />
Zusammenfassend hat sich die Fortbildung der beiden Landschaftsverbände als Veranstaltungsreihe<br />
erwiesen, die auch über die unterschiedlichen Zielgruppen hinweg<br />
wirkt. Dabei lassen sich durchaus Unterschiede der Wahrnehmung der Fortbildung im<br />
Hinblick auf das Lebensalter oder die Vorab-Erfahrungen der Teilnehmer oder im Hinblick<br />
auf die spezifischen Teilnehmerstrukturen in den beiden Gruppen aus Westfalen<br />
und dem <strong>Rheinland</strong> festhalten. Eine Empfehlung hinsichtlich der Fortsetzung dieser<br />
Fortbildungsreihe ist daher, die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen stärker<br />
noch als bisher zu berücksichtigen und die im Rahmen dieser Begleitforschung aufgezeigten<br />
Ansätze zur Optimierung der einzelnen Module sowie des Gesamtkonzepts zu<br />
prüfen und zu integrieren.