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Abschlussbericht infas - Landschaftsverband Rheinland

Abschlussbericht infas - Landschaftsverband Rheinland

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Fortbildungsreihe für Lehrerinnen<br />

und Lehrer an Förderschulen<br />

zur Verbesserung des Übergangs Schule-Beruf<br />

für behinderte Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>Abschlussbericht</strong><br />

der wissenschaftlichen Begleitforschung


Bericht für:<br />

<strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong> (LVR)<br />

<strong>Landschaftsverband</strong> Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Ansprechpartner:<br />

Norbert Wosnitzka (LVR)<br />

Telefon: 0221 809-4390<br />

Rita Watermeier (LWL)<br />

Telefon: 0251 591-5825<br />

Vorgelegt von:<br />

<strong>infas</strong> Institut für angewandte Soziawissenschaft GmbH<br />

Friedrich-Wilhelm-Straße 18<br />

53113 Bonn<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Psych. Janina Belz<br />

Dr. Helmut Schröder<br />

Telefon.: 0228 3822-0<br />

PN: 3839<br />

Bonn, im August 2009


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Vorwort zum <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Von Jugendlichen mit Behinderung wird der Wunsch nach Arbeit ebenso selbstverständlich<br />

geäußert wie von nicht behinderten Schülerinnen und Schülern. Auch für<br />

Menschen mit Behinderungen ist die Möglichkeit einer Erwerbstätigkeit von herausragender<br />

existentieller Bedeutung. In dem Maße, in dem durch Eingliederung auf dem<br />

Arbeitsmarkt Berufstätigkeit gelingt, ist eine weitgehend selbstbestimmte Lebensführung<br />

möglich. Persönliche und institutionelle Abhängigkeiten können reduziert oder<br />

teilweise ganz vermieden werden.<br />

Fakt ist, dass beinahe schon traditionell für viele schwerbehinderte Schülerinnen und<br />

Schüler der Weg nach der Schule direkt in die Werkstatt für behinderte Menschen<br />

führt, obwohl für einen nicht unbeträchtlichen Teil die betrieblichen Möglichkeiten der<br />

beruflichen Integration nicht hinreichend geprüft werden.<br />

Allgemeingültig kann für die letzten Jahre gesagt werden, dass außerhalb von Modellprojekten<br />

bei den körperbehinderten Schülerinnen und Schülern nur ein bis drei Prozent<br />

der Abgängerinnen und Abgänger einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt finden.<br />

Auch bei Schülerinnen und Schülern mit einer geistigen Behinderung ist davon auszugehen,<br />

dass nur sehr vereinzelt der direkte Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

geschafft wird. Berufsvorbereitende Maßnahmen werden für diese Zielgruppen nur in<br />

den seltensten Fällen durchgeführt.<br />

Die (überwiegend) mangelnde Ausbildungsfähigkeit der Betroffenen, die hohe Zahl der<br />

arbeitslosen Menschen, die Vorbehalte der Arbeitgeber gegenüber dem Personenkreis<br />

und die schlechte Eignung hergebrachter Vermittlungsmethoden sind nur einige der<br />

Gründe dafür, dass die meisten Schülerinnen und Schüler in den Werkstätten für behinderte<br />

Menschen (WfbM) Aufnahme finden. Natürlich ist es utopisch zu glauben,<br />

dass alle Schulabgänger einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt finden könnten;<br />

Fakt ist jedoch, dass auch diejenigen keinen finden, die sich dort behaupten könnten.<br />

Ziel der Bemühungen der Integrationsämter ist es daher, diesem Personenkreis diejenigen<br />

Hilfen zukommen zu lassen, die erforderlich sind, um einen Arbeitsplatz zu erlangen.<br />

Bereits im Rahmen der 1995 begonnenen und erfolgreich abgeschlossenen Modellprojekte<br />

zum Übergang Schule – Beruf durch die Integrationsämter der Landschaftsverbände<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen-Lippe und ebenso in nachfolgenden Untersuchungen<br />

wurde festgestellt, dass eine früh einsetzende, intensive Beratung der Beteiligten am<br />

Berufsfindungsprozess zur nachhaltigen Platzierung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

und damit verbunden einer weitgehend selbstbestimmten Lebensplanung positiv beiträgt.<br />

Daher ist es sinnvoll und notwendig, mit der Berufsorientierung und der zielgerichteten<br />

Berufswahlvorbereitung noch während der Schulzeit zu beginnen.<br />

Eine Verzahnung der schulischen Lerninhalte mit Anforderungsprofilen der Arbeitswelt<br />

wird zunehmend als notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsorientie-<br />

i


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

rung und damit der Vorbereitung einer Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

anerkannt und deshalb aktuell in vielfältigen kleineren Projekten und Strategiemaßnahmen<br />

umgesetzt.<br />

Grundlagen und Planung<br />

Bei diesen Überlegungen geraten natürlicherweise die Schulen selbst ins Blickfeld. Es<br />

stellt sich die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler optimal auf die Arbeitswelt vorbereitet<br />

werden können und ob dazu den Lehrerinnen und Lehrern weitere Hilfen an<br />

die Hand gegeben werden müssen.<br />

Die Verweilzeit an Sonderschulen variiert zwischen elf und 18 Jahren. Diese Schulzeit<br />

wird ohne Wechsel an ein und derselben Schule verbracht – bemerkenswert deswegen,<br />

weil über einen langen Zeitraum hinweg Betreuung und Förderung weder einen<br />

räumlichen noch einen nennenswerten personellen Wechsel erleben. Im Umkehrschluss<br />

heißt das, dass innerhalb dieser ganzen Zeit auch keinerlei neue Anpassungsleistung<br />

von den Kindern/Jugendlichen oder deren Eltern verlangt wird. Vertrautheit,<br />

Nähe, lange Zeit mit einer unveränderten Tagesstruktur und über allem die sonderpädagogisch<br />

wohlwollende, innige Atmosphäre einer „großen Familie“ (mitunter in Konkurrenz<br />

zu der eigenen „kleinen Familie“) prägen den schulischen Alltag.<br />

Der Übergang der Mädchen und Jungen in die Abschlussstufen der Schulen kommt für<br />

alle Beteiligten in diesem Szenario anscheinend immer unverhofft, „viel zu früh“ und<br />

häufig als Anstoß, darüber nachdenken zu müssen, dass die Schulzeit endlich ist –<br />

und das zu einem jetzt greifbaren Zeitpunkt. Den oben beschriebenen Status quo aufgeben<br />

zu müssen, provoziert unterschiedliche Reaktionen:<br />

• Unsicherheit, Angst und ein Aufwallen der elterlichen Sorge, sich schützend vor<br />

ihre Tochter/ihren Sohn stellen zu müssen, um sie vor den als bedrohlich empfundenen<br />

Realitäten außerhalb der Schonräume Elternhaus und Schule zu bewahren.<br />

• Die Sorge der Eltern, ihre Tochter/ihren Sohn in einer Einrichtung – und hier im<br />

Besonderen der WfbM – wiederzufinden, ohne die Chance, tatsächlich abklären<br />

zu können, ob diese Möglichkeit die einzige für ihr Kind darstellt.<br />

Die elterlichen Gefühle ähneln der Besorgnis der Lehrerinnen und Lehrer, ihre „Schützlinge“<br />

aus dem behütenden Kontext der Schulen zu entlassen. Es findet sich eine Situation<br />

wieder, in der viele arbeitsweltrelevante Informationen notwendig sind, ohne dass<br />

tatsächlich kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Es fehlt jemand, der<br />

auch außerhalb von Förderplänen oder Schulberichten die Person in der beruflichen<br />

Vorbereitung erlebt und begleitet.<br />

Informationen über den Übergang von der Schule in eine berufliche Förderung oder<br />

Tätigkeit werden in der Regel über die Lehrerinnen und Lehrer an die Eltern weitergegeben.<br />

Förderpläne und Gutachten der Schule werden zur Information der Rehabilitationsberater<br />

der Agenturen für Arbeit genutzt. Zur einen wie zur anderen Seite sind die<br />

Lehrerinnen und Lehrer Ansprechpartner und Informanten, ohne jedoch wirklich über<br />

ii


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

das notwendige Know-how zu verfügen. Der Prozess der beruflichen Vorbereitung findet<br />

in den Curricula der Lehrerausbildung, in den Richtlinien der Schulen oder den<br />

Schulprogrammen bislang zu wenig Beachtung und ist damit beliebig.<br />

Ziele und Grundsätze<br />

Im Ergebnis geht es also darum, den Jugendlichen eigene Wahlmöglichkeiten zu erschließen<br />

und sie in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen.<br />

Hierbei erweisen sich folgende Grundsätze als zwingend notwendig:<br />

► Individualisierung und Flexibilisierung<br />

Ausgangspunkt muss der behinderte Mensch sein, eine Analyse seiner Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten sowie eine Auseinandersetzung mit seinen Vorstellungen über seine<br />

Erwerbsbiographie. Auf dieser Basis muss gemeinsam mit allen Beteiligten ein Berufswegeplan<br />

(Teilhabeplan) entwickelt werden, der dann schrittweise realisiert wird –<br />

ein Element ist die Berufswegekonferenz.<br />

Die Kernfrage muss lauten:<br />

„Was braucht der behinderte Mensch für die Realisierung seiner beruflichen Teilhabe?“<br />

► Frühzeitigkeit<br />

Das Angebot muss frühzeitig erfolgen. Es empfiehlt sich, mit den Leistungen bereits<br />

zwei Jahre vor Schulentlassung zu beginnen, da ansonsten schon sehr frühzeitig die<br />

Weichen in eine bestimmte Richtung gestellt werden (z.B. Aufnahmeantrag an eine<br />

WfbM, Anmeldung bei einem BBW). Ein Beginn der Aktivitäten bereits zwei Jahre vor<br />

Schulentlassung ermöglicht eine Prüfung und Erprobung ohne Zeitdruck sowie das<br />

frühzeitige Hinarbeiten auf die nachschulische Perspektive.<br />

► Betriebsorientierung<br />

Die Erfahrung zeigt, dass je höher die betrieblichen Anteile an einer beruflichen Vorbereitung<br />

sind, desto besser gelingt die spätere berufliche Integration. Dies ist nicht nur<br />

wegen der Vermittlung von realistischen Anforderungen in einem Betrieb wichtig; mindestens<br />

genauso wichtig sind die informellen Lernprozesse, die sich nur in einem Betrieb<br />

ergeben können (wie verhalte ich mich korrekt gegenüber meinem Vorgesetzten,<br />

aber auch meinen Kollegen gegenüber, welche betriebsinternen Regeln muss ich beachten<br />

etc.).<br />

Insofern müssen alle Maßnahmen dahingehend überprüft werden, wie man Vorbereitung,<br />

Ausbildung und Arbeit in betrieblicher Verantwortung sichern kann.<br />

iii


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

► Kontinuität und Verlässlichkeit<br />

Sowohl der Betrieb (Arbeitgeber/Kolleginnen und Kollegen) als auch die Schülerin/der<br />

Schüler benötigen bei dem Prozess der betrieblichen Integration eine professionelle<br />

Unterstützung, z.B. durch einen Integrationsfachdienst. Es muss eine am Einzelfall<br />

konzipierte berufliche Begleitung installiert werden. Im Verlauf der Begleitung sind für<br />

Arbeitgeber die beiden Kriterien „Kontinuität“ und „Verlässlichkeit“ von zentraler Bedeutung.<br />

► Anteil der Schule<br />

Ein wesentlicher Anteil zur Verbesserung des Übergangs von der Schule ins Erwerbsleben<br />

muss von der Schule geleistet werden. Folgende Punkte sind dabei wesentlich:<br />

• Es ist wichtig, dass in den Schulen ein fester Ansprechpartner benannt wird, der<br />

für den Übergang in das Erwerbsleben zuständig ist.<br />

• Das „Gesamtsystem Schule“ sollte sich für die außerschulische Realität öffnen,<br />

um den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zu geben, sich auf die Zeit nach<br />

der Schule vorzubereiten.<br />

• Die Klassenlehrer müssen in die Lage versetzt werden, die arbeitsrelevanten Fähigkeiten<br />

der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern. Hier sind die<br />

Fähigkeiten gemeint, die für die Ausübung von Erwerbsarbeit von zentraler Bedeutung<br />

und als Schlüsselqualifikationen bekannt sind: z.B. Antrieb, Auffassung, Ausdauer,<br />

Konzentration, kritische Kontrolle, Kritisierbarkeit, Pünktlichkeit und Sorgfalt.<br />

► Netzwerkorientierung<br />

Der gesamte Prozess der Berufsinformation, Berufsberatung und Berufsvorbereitung<br />

der (schwer)behinderten Schülerinnen und Schüler wird erheblich optimiert, wenn eine<br />

enge Kooperation zwischen den Eltern, den Lehrpersonen, der Schulaufsicht, den zuständigen<br />

Fachkräften der Arbeitsagentur und dem IFD erfolgt.<br />

Gemäß § 104 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX hat die Bundesagentur für Arbeit die Aufgabe der<br />

Berufsberatung, Ausbildungsvermittlung und Arbeitsvermittlung schwerbehinderter<br />

Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

Zur Ergänzung und Vertiefung einer zielgerichteten beruflichen Integration definiert der<br />

Integrationsfachdienst sein Leistungsangebot auf der Basis des § 109 SGB IX.<br />

Nach § 110 Abs. 1 Nr. 1a SGB IX kann der Integrationsfachdienst die Bundesagentur<br />

für Arbeit auf deren Anforderung bei der Berufsorientierung und Berufsberatung in den<br />

Schulen einschließlich der auf jeden Jugendlichen bezogenen Dokumentation der Ergebnisse<br />

unterstützen.<br />

Es hat keinen Sinn, diesen Weg nach Schulentlassung zu beginnen. Wenn, wie beschrieben,<br />

die bisherige Praxis der beruflichen Beratung sich auf die WfbM/BBW-<br />

iv


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Varianten beschränkt, so sind hiermit zwar fast alle Schülerinnen und Schüler versorgt,<br />

und Schule und Agentur für Arbeit sind bemüht, niemanden ins Leere laufen zu lassen.<br />

Ist aber die betriebliche Einmündung als Variante im Übergang Schule – Beruf gewollt,<br />

müssen die entsprechenden Bemühungen vor dem Ende der Schulzeit einsetzen. Die<br />

Lehrerinnen und Lehrer müssen anders eingebunden werden als dies bisher der Fall<br />

war. Darüber hinaus muss es gelingen, Anstöße für Veränderungen sowohl in der<br />

Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung als auch daraus resultierend<br />

in der „Schulphilosophie“ zu geben.<br />

Diesem Ziel fühlen sich die Integrationsämter der Landschaftsverbände mit dem Angebot<br />

der Lehrerfortbildungsreihe verpflichtet.<br />

Konkretisierung<br />

Unter Beteiligung eines Arbeitskreises von Lehrerinnen und Lehrern an westfälischen<br />

Förderschulen mit dem Schwerpunkt KME wurde ein Curriculum zur Fortbildung von<br />

Lehrkräften in Abgangsklassen/-stufen entwickelt.<br />

Da sowohl im <strong>Rheinland</strong> als auch in Westfalen die Notwendigkeit gesehen wird, sich im<br />

Bereich „Übergang Schule – Beruf“ zu engagieren, fiel im Januar 2006 die Entscheidung,<br />

das Projekt gemeinsam in Form eines Modellvorhabens der Integrationsämter<br />

des LVR und des LWL anzugehen.<br />

Die Ziele der Fortbildungsreihe waren zum einen die Verbesserung des Handlungswissens<br />

von Lehrerinnen und Lehrern in diesem Aufgabenfeld, zum anderen der Aufbau<br />

von festen und kompetenten Ansprechpartnern in den Schulen als Teil des zu bildenden<br />

oben beschriebenen Netzwerks.<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer nahmen an acht Wochenenden (à zwei Tage) an der modularen<br />

Fortbildungsreihe teil. Vermittelt wurden neben rechtlichen Grundlagen, Fördermöglichkeiten<br />

und Möglichkeiten der Arbeitsdiagnostik vor allem Themen aus der<br />

Arbeitswelt, wie zum Beispiel Denken und Handeln im betrieblichen Kontext oder auch<br />

ganz praktische Übungen wie „Vorstellungsgespräche aus Sicht eines Personalverantwortlichen“.<br />

Fortbildungsmodule im pädagogischen Kontext befassten sich mit Bereichen<br />

wie der Öffnung von Schule für das Thema Arbeit, der Kooperation in örtlichen<br />

Netzwerken, der Behinderungsverarbeitung und der Elternarbeit.<br />

Evaluation<br />

Um Inhalte und Wirkung der Reihe überprüfen zu können, stellte sich die Frage nach<br />

einer Auswertung der Module, der Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

und der Umsetzbarkeit im schulischen Alltag. Die üblicherweise in Fortbildungsveranstaltungen<br />

benutzten Beurteilungsbögen bieten hier keine ausreichende Hilfestellung<br />

und Aussagekraft.<br />

Die Integrationsämter haben daher entschieden, die Pilotreihe gemeinsam evaluieren<br />

zu lassen.<br />

v


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Bilanz und Ausblick<br />

Die Erfahrungen dieser Fortbildungsreihe haben eindeutig gezeigt, dass die Erfolg versprechendste<br />

Anbahnung auf eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt in einem sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsverhältnis genau über diesen Weg zu erreichen ist:<br />

berufliche Vorbereitung während der Schulzeit, sich ausprobieren in verschiedenen<br />

Praktika, passgenaue Vermittlung in eine individuelle betriebliche Vorbereitung, zur<br />

Ausbildung oder Anlerntätigkeit oder bei entsprechender Leistungsfähigkeit direkt in<br />

Ausbildung oder Arbeit.<br />

Es hat sich zudem als sehr sinnvoll erwiesen, die o.g. Zielsetzung der Netzwerkorientierung<br />

zu verfolgen und die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer auch als regionale<br />

Netzwerkpartner zu verstehen und sie entsprechend zu schulen.<br />

Inzwischen sind erste Veränderungen in den Schulabläufen und -organisationen zu<br />

beobachten: Schulen öffnen sich behutsam den neuen Kooperationspartnern Integrationsfachdienst<br />

und Betriebe. Intern beginnt eine stufenübergreifende Kommunikation zu<br />

gemeinsamen Zielen, zu denen die ergebnisoffene Vorbereitung auf Arbeit und Leben<br />

nach der Schule gehört. An einigen wenigen Orten finden bereits regionale Vernetzungen<br />

langsam ihre Realisierung an ersten runden Tischen, die regelmäßig stattfinden<br />

und den unterschiedlichen Akteuren eine gemeinsame Plattform bieten können.<br />

Dieser Prozess ist hier und da angestoßen, aber bei weitem noch nicht vollendet. Es<br />

bedarf nun einer flächendeckenden Zusammenarbeit aller relevanten Leistungsträger,<br />

um ein Übergangskonzept „aus einer Hand“ verbindlich in NRW etablieren zu können.<br />

Hierzu ist es genauso notwendig, die Lehrerfortbildungsreihe fortzusetzen, um weitere<br />

Multiplikatoren zu gewinnen, die sich im Übergang Schule – Beruf der neuen Herausforderung<br />

stellen, ihren Schülerinnen und Schülern berufliche Wahlmöglichkeiten zu<br />

eröffnen.<br />

Dr. Helga Seel Ulrich Adlhoch<br />

LVR-Integrationsamt LWL-Integrationsamt Westfalen<br />

vi


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Ergebnistelegramm ............................................................................................. I<br />

1 Untersuchungsauftrag und Anlage der Evaluation ....................................... 1<br />

1.1 Einordnung der Weiterbildungsreihe.................................................................................. 1<br />

1.2 Zielsetzung und Anlage der Begleituntersuchung ............................................................. 4<br />

1.3 Zum vorliegenden <strong>Abschlussbericht</strong>.................................................................................. 9<br />

2 Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006........................... 10<br />

2.1 Zusammensetzung der Teilnehmer ................................................................................. 10<br />

2.2 Informationen über und Motivation zur Teilnahme an der Weiterbildung........................ 13<br />

2.3 Erwartungen an die Fortbildungsreihe ............................................................................. 16<br />

2.4 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung.......................................................... 19<br />

2.5 Vorstellungen über die Rolle der Schule bei der Berufswahlvorbereitung der Schüler... 22<br />

2.6 Informationsstand über die Themen der Weiterbildungsreihe......................................... 27<br />

2.7 Zusammenfassung: Ausgangslage vor Beginn der Reihe............................................... 31<br />

3 Spontane Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule ....................... 32<br />

3.1 Gesamtbewertungen der Seminare im Überblick ............................................................ 34<br />

3.2 Bewertung der organisatorischen Aspekte im Überblick ................................................. 36<br />

3.3 Bewertung von Zeit und Ressourcen im Überblick.......................................................... 37<br />

3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Seminarbewertungen .......................................... 39<br />

4 Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007.......... 41<br />

4.1 Zufriedenheit mit dem Rahmenkonzept der Fortbildungsreihe........................................ 42<br />

4.2 Ergänzende Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte............................. 44<br />

4.3 Erste Auswirkungen der Fortbildungsreihe an den Schulen............................................ 47<br />

4.3.1 Zugewinn an Informationen über die Themen der Fortbildungsreihe........................ 47<br />

4.3.2 Erste Aktivitäten der Umsetzung der Inhalte in den Schulen .................................... 49<br />

4.3.3 Ansatzpunkte für Aktivitäten außerhalb der Schule................................................... 52<br />

4.3.4 Meinungen und Haltungen bezüglich Schule und Lehrerrolle................................... 53<br />

4.4 Zusammenfassung: Erste Erfahrungen der Teilnehmer.................................................. 56<br />

5 Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008 ..... 57<br />

5.1 Abschließende Bewertung der Fortbildungsreihe............................................................ 58<br />

5.2 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte ................................................ 63<br />

5.3 Meinungen zur Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt .............................. 69<br />

5.4 Zusammenfassung: Erfahrungen ein Jahr nach Abschluss der Reihe............................ 73<br />

vii


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Übersichtsverzeichnis<br />

Übersicht 1-1 Überblick: Seminare der Fortbildungsreihe........................................ 4<br />

Übersicht 1-2 Ziele der Evaluation........................................................................... 5<br />

Übersicht 1-3 Anlage der Evaluation ....................................................................... 6<br />

Übersicht 2-1 Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe............... 11<br />

Übersicht 2-2 Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe im<br />

<strong>Rheinland</strong> und im Münsterland ........................................................ 12<br />

Übersicht 2-3 Informationsquellen über die Fortbildungsreihe ............................... 13<br />

Übersicht 2-4 Anstoß für die Anmeldung zur Fortbildungsreihe ............................. 14<br />

Übersicht 2-5 Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung .................................. 15<br />

Übersicht 2-6 Weitere Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung (offene<br />

Nennung) ........................................................................................ 15<br />

Übersicht 2-7 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 17<br />

Übersicht 2-8 Erwartungen der Teilnehmer an die Fortbildung (offene Nennung).. 18<br />

Übersicht 2-9 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule I:<br />

Schulinterne Vorbereitung ............................................................... 20<br />

Übersicht 2-10 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule II:<br />

Mitwirkung von Arbeitsmarktakteuren.............................................. 20<br />

Übersicht 2-11 Zusammenarbeit der Schule mit Einrichtungen ............................... 22<br />

Übersicht 2-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt.......................................... 23<br />

Übersicht 2-13 Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt.......................... 24<br />

Übersicht 2-14 Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten .......................................................... 25<br />

Übersicht 2-15 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen Laufbahnentscheidungen<br />

der Schüler im Übergang mit zu gestalten ..... 26<br />

Übersicht 2-16 Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildungen und<br />

Wichtigkeit der Themen I................................................................. 27<br />

Übersicht 2-17 Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildungen und<br />

Wichtigkeit der Themen II................................................................ 28<br />

Übersicht 2-18 Index: Informationsstand der Lehrer über alle Themen der<br />

Fortbildungsreihe............................................................................. 29<br />

Übersicht 2-19 Weiterer Fortbildungsbedarf zu Themen, die in der Reihe noch nicht<br />

genügend berücksichtigt sind .......................................................... 30<br />

Übersicht 3-1 Überblick: Abfolge der Seminare in den beiden<br />

Landschaftsverbänden .................................................................... 32<br />

viii


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Übersicht 3-2 Gesamtzufriedenheit mit den Seminarmodulen bzw. Seminartagen 34<br />

Übersicht 3-3 Zufriedenheit mit der allgemeinen Seminardurchführung................. 36<br />

Übersicht 3-4 Zufriedenheit mit den weiteren Rahmenbedingungen d. Seminare.. 37<br />

Übersicht 3-5 Besonderheiten in der Wahrnehmung von Zeit und Ressourcen ..... 38<br />

Übersicht 4-1 Anzahl der besuchten Seminare...................................................... 41<br />

Übersicht 4-2 Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Fortbildungsreihe.. 42<br />

Übersicht 4-3 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 44<br />

Übersicht 4-4 Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte .................. 45<br />

Übersicht 4-5 Wichtigkeit eines Fortbildungsmoduls zum Umsetzungsprozess ..... 46<br />

Übersicht 4-6 Informationsgewinn durch die Fortbildung I ..................................... 47<br />

Übersicht 4-7 Informationsgewinn durch die Fortbildung II .................................... 48<br />

Übersicht 4-8 Informationsaustausch zur Fortbildungsreihe an der Schule............ 50<br />

Übersicht 4-9 Resonanz in der Schule auf die Fortbildungsmaßnahme................. 51<br />

Übersicht 4-10 Ansatzpunkte für Veränderungen in der schulischen Arbeit............. 52<br />

Übersicht 4-11 Meinungen über Schule und Arbeitswelt I........................................ 54<br />

Übersicht 4-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt II....................................... 54<br />

Übersicht 4-13 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer im Übergangsprozess ...... 55<br />

Übersicht 5-1 Teilnehmerzahlen der drei telefonischen Befragungswellen ............ 57<br />

Übersicht 5-2 Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe............................ 58<br />

Übersicht 5-3 Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe insgesamt .......................... 59<br />

Übersicht 5-4 Eigener Handlungsspielraum der Lehrer ......................................... 60<br />

Übersicht 5-5 Weiterempfehlung der Teilnahme an der Fortbildungsreihe............. 61<br />

Übersicht 5-6 Abschließende Bewertung der Fortbildungsmodule......................... 62<br />

Übersicht 5-7 Durchgeführte Aktivitäten zur Umsetzung der Fortbildungsreihe ..... 64<br />

Übersicht 5-8 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte ................. 65<br />

Übersicht 5-9 Einschätzungen von Erfolgen und Hindernissen bei d. Umsetzung . 67<br />

Übersicht 5-10 Zusage der Schulleitung zur Betreuung einer Abschluss-Stufe........ 68<br />

Übersicht 5-11 Meinungen über Schule und Arbeitswelt I........................................ 69<br />

Übersicht 5-12 Meinungen über Schule und Arbeitswelt II....................................... 70<br />

Übersicht 5-13 Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt.......................... 71<br />

Übersicht 5-14 Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten .......................................................... 72<br />

ix


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> I<br />

Ergebnistelegramm<br />

Anlage der Untersuchung<br />

Die Integrationsämter der beiden Landschaftsverbände in NRW führten im Schuljahr<br />

2006/2007 eine gemeinsame Lehrerweiterbildungsreihe durch. Im Rahmen von acht<br />

Unterrichtsmodulen wurden Lehrer an Förderschulen (überwiegend Schwerpunkt körperliche<br />

und motorische Entwicklung) mit Kenntnissen und Fähigkeiten vertraut gemacht,<br />

die für die Unterstützung ihrer Schüler beim Übergang von der Schule in die<br />

Arbeitswelt von Nutzen sein sollen. In abgeschlossenen Unterrichtsmodulen werden<br />

jeweils zentrale Aspekte der Berufswahl, des Übergangs in die Arbeitswelt und die Unterstützung<br />

dabei thematisiert. Das Ziel war, Lehrer für die Übergangsproblematik der<br />

Jugendlichen in der Abschluss-Stufe zu schulen, die schulischen Kräfte für die Unterstützung<br />

der Jugendlichen zu mobilisieren und Hilfen für die schulische Praxis zu geben.<br />

Über das Lehrertraining wirken die Integrationsämter indirekt auf die Rahmenbedingungen<br />

ein, unter denen behinderte Schüler in die Arbeitswelt einmünden.<br />

Das <strong>infas</strong> Institut für angewandte Sozialwissenschaft führte die Begleitforschung zu<br />

dieser Fortbildungsreihe durch. Konzipiert wurde eine Prozessevaluation, die auf Erhebungen<br />

zu unterschiedlichen Messzeitpunkten vor Beginn, begleitend und nach Abschluss<br />

der Fortbildungsreihe beruhte und die folgenden Bausteine umfasste:<br />

• schriftliche Erhebung der Seminarinhalte und -ziele bei den Auftraggebern und bei<br />

den Dozenten (2006),<br />

• telefonische standardisierte Eingangsbefragung der teilnehmenden Lehrer (2006),<br />

• Monitoring der einzelnen Unterrichtsmodule anhand von schriftlichen Selbstausfüllern<br />

im direkten Anschluss an die jeweilige Veranstaltung (2006/2007),<br />

• telefonische erste Nachbefragung zu den Erfahrungen mit der Fortbildung (2007),<br />

• telefonische zweite Nachbefragung zur Nachhaltigkeit (2008).<br />

Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006<br />

Der Teilnehmerkreis dieser ersten Weiterbildungsreihe setzte sich vergleichsweise<br />

heterogen zusammen. Sowohl der Erfahrungshorizont bezüglich der Anforderungen in<br />

einer Abschluss-Stufe als auch der Informationsstand über die geplanten Themen der<br />

Fortbildungsreihe waren breit gestreut. Die Veranstalter und Lehrkräfte standen zu<br />

Beginn vor der Aufgabe, diese Unterschiede entsprechend zu überbrücken und den<br />

Teilnehmerkreis zu integrieren.<br />

Die Motivation aller Teilnehmer, aber auch ihre Erwartungen an die Weiterbildung waren<br />

hoch. Im Wesentlichen verbanden die Teilnehmer drei Zielsetzungen mit ihrem<br />

Veranstaltungsbesuch: Erweiterung der persönlichen Qualifikationen, Anregung für die<br />

organisatorische Umsetzung, Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen<br />

Schüler.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> II<br />

Eine Triebkraft für die Teilnahme war offenkundig der persönliche Wille, den behinderten<br />

Schülern bei ihrem äußerst schweren Zugang in die Arbeitswelt die notwendige<br />

Unterstützung zu geben. Normale Ausbildungen oder eine ungelernte Tätigkeit auf<br />

dem ersten Arbeitsmarkt schlossen die Lehrer für ihre Schüler weitgehend aus. Geförderte<br />

Ausbildungen in Sondereinrichtungen waren nach Einschätzung der beteiligten<br />

Lehrer auch eher für einen kleineren Teil der Schüler geeignet. Vor diesem Hintergrund<br />

kam in der Wahrnehmung der Beteiligten vor allem die Werkstatt für behinderte Menschen<br />

als alternative, geschützte Beschäftigungsmöglichkeit in Betracht.<br />

Die Berufswahl-vorbereitenden Aktivitäten der Schulen waren nach Darstellung der<br />

Teilnehmer breit angelegt und es bestand ein Netzwerk an externen Akteuren, die an<br />

der Berufsvorbereitung mitwirkten. Offensichtlich lag ein Bestreben der Lehrer darin,<br />

dieses Angebot und die Kooperationsnetze weiter zu verbessern resp. sich für diese<br />

Anforderungen zu qualifizieren.<br />

Differenzierte Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule<br />

Die Seminare beider Veranstaltungsreihen wurden mittels schriftlicher Nachbefragung<br />

sofortig im Anschluss an die jeweilige Veranstaltung differenziert beurteilt. Aus den<br />

Resultaten lässt sich ableiten, dass der Bedarf der Zielgruppe an der Vermittlung von<br />

Faktenwissen und Kenntnissen zu bestimmten Sachgebieten offenkundig groß war. All<br />

jene Seminare sind gut bewertet worden, die sich beispielsweise mit betrieblichen und<br />

wirtschaftlichen Zusammenhängen, Bewerbungen, Förderrecht und beteiligten Institutionen<br />

sowie mit Verfahren zur Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten befassten<br />

(z.B. M6, M4, M5). Gerade vor dem Hintergrund, dass sich die Teilnehmer häufig an<br />

ihren Schulen als „Einzelkämpfer“ im Hinblick auf den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt<br />

erlebten, wird die Motivation der Teilnehmer verständlich, ihren Informationsstand,<br />

ihre Kenntnisse oder instrumentellen Fertigkeiten zu solchen Sachthemen zu<br />

erweitern, die bei der Umsetzung der geplanten Aufgaben im schulischen Alltag die<br />

eigene Sicherheit steigern können. Dies ließ sich im Übrigen für beide Gruppen in gleichem<br />

Maße festhalten.<br />

Unterstützung erfuhren die Lehrer durch die Veranstaltungsreihe auch dort, wo sie in<br />

ihren bisherigen Erfahrungen bekräftigt wurden, wie beispielsweise zum Thema „Elternarbeit“<br />

(M7), zu dem die Lehrer sich durch das Seminar zumeist bestätigt und verstanden<br />

sahen.<br />

Diejenigen Seminare der Fortbildungsreihe, in denen es stärker um die eigene Rolle<br />

als Lehrer im Übergangsprozess ging, sei es bei der Behinderungsverarbeitung (M3)<br />

oder bei dem Kennenlernen möglicher Ansätze für die Methode der persönlichen Zukunftsplanung<br />

(M2), sind kritischer beurteilt worden. Dass die Urteile hierzu zwischen<br />

der Gruppe in Westfalen und der Gruppe im <strong>Rheinland</strong> deutlich auseinander fielen, hat<br />

möglicherweise mit den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Lehrer bei der Betreuung<br />

von Abschluss-Stufen und mit ihrer Berufserfahrung zu tun. Offenbar sprachen<br />

diese Seminare eher die Gruppe aus Westfalen an, die insgesamt jünger war und über<br />

vergleichsweise geringere Erfahrungen im Beruf bzw. mit Abschluss-Stufen verfügte.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> III<br />

Es ist daher zu prüfen, ob und wie diese Inhalte auch erfahrenen Teilnehmern näher<br />

gebracht werden können.<br />

An den vergleichsweise schlechten Ergebnissen zu Modul 5 „Arbeitsplatzgestaltung“<br />

zeichnete sich schließlich ab, dass eine stärkere Differenzierung dieses Themas nach<br />

dem Schwerpunkt der jeweiligen Schulen (körperliche und motorische Entwicklung/<br />

Sehen/ Hören und Kommunikation) vorteilhaft wäre, sofern dies inhaltlich und organisatorisch<br />

möglich ist.<br />

Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007<br />

Kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe wurde im Herbst 2007 eine zusammenfassende<br />

Bewertung der Fortbildung telefonisch erhoben sowie die ersten Erfahrungen<br />

der Lehrer bei der Umsetzung in der Praxis untersucht.<br />

Das Gesamtkonzept und die Rahmenbedingungen der Reihe wurden auch zu diesem<br />

Messzeitpunkt sehr positiv bewertet und die Zielsetzung der Fortbildung wurde nach<br />

wie vor von den Teilnehmern getragen. Darüber hinaus wurden differenzierte Wünsche<br />

bezüglich der inhaltlichen Ausgestaltung der Module geäußert. Aus den Angaben wurde<br />

zudem deutlich, dass noch eine relative Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der<br />

Inhalte in der Schule bestand.<br />

Die Fortbildungsreihe hat den Informationsstand der Teilnehmer je nach Thema in unterschiedlichem<br />

Ausmaß erweitern können. Den größten Informationszugewinn erlebten<br />

die Teilnehmer bezüglich ihrer Kenntnisse der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />

und Agentur für Arbeit. Eine deutliche Steigerung des eigenen<br />

Informationsstands wurde auch bei gesetzlichen Fördermöglichkeiten im Übergang von<br />

Schule in Ausbildung und Beruf wahrgenommen sowie bezüglich der Grundlagen betrieblicher<br />

Abläufe.<br />

Die Lehrer waren zu diesem Zeitpunkt an ihren Schulen bereits in vielfältige Kommunikation<br />

über einzelne Inhalte und Umsetzungsmöglichkeiten der Fortbildungsreihe getreten.<br />

Sie fühlten sich durch die Schulleitung und Kollegen der Abschluss-Stufe insgesamt<br />

positiv bestärkt. Kollegen außerhalb der Abschluss-Stufe und die Eltern wurden<br />

noch eher situativ und informell einbezogen. Die konkreten Aktivitäten der Teilnehmer<br />

wiesen darauf hin, dass Netzwerke zu den klassischen Akteuren von Arbeitsmarkt und<br />

Förderung (Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienst und Betriebe) in der Regel bereits<br />

geknüpft wurden. Die Intensivierung der Kontakte zum Integrationsamt und zu den<br />

Eltern gehörte zu den geplanten weiteren Maßnahmen der Umsetzung.<br />

Veränderungen der Haltungen und Meinungen über Schule und Arbeitswelt zeigten<br />

sich vor allen Dingen in einer veränderten Sicht auf die Chancen und Möglichkeiten der<br />

WfbM. Die Vorbereitung auf die nächste Förderinstanz wurde erheblich seltener ins<br />

Auge gefasst als vor der Fortbildungsteilnahme. In ihrer Rolle erlebten sich die Lehrer<br />

gestärkt, der eigene Handlungsspielraum wurde größer wahrgenommen als zuvor.<br />

Zwischen den beiden Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen waren<br />

insgesamt nur geringe Unterschiede festzuhalten. Wo punktuelle Abweichungen


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> IV<br />

festgestellt werden konnten, betrafen diese die Weitergabe der Fortbildungsinhalte an<br />

den Schulen, bereits durchgeführte Aktivitäten der Umsetzung und die vorhandenen<br />

Unterstützungsstrukturen an den Schulen der Teilnehmergruppen.<br />

Als Ausblick nutzte etwa ein Drittel der Teilnehmer die Möglichkeit eines ergänzenden<br />

Kommentars zur Fortbildungsreihe. Einige Teilnehmer sprachen sich dabei für eine<br />

Fortsetzung der Reihe aus, d.h. für eine Wiederholung der Reihe für neue Teilnehmer.<br />

Andere würden den Ausbau der Fortbildungsreihe für die jetzigen Absolventen im Sinne<br />

eines Folgetreffens, Nachtreffens zum Erfahrungsaustausch oder sogar als Aufbaumodul<br />

bzw. -reihe begrüßen. Auch einzelne kritische Stimmen bezüglich der Realisierbarkeit<br />

der Ziele und bezüglich der Begleitforschung wurden zu Protokoll gegeben.<br />

Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008<br />

Die letzte Befragung der Teilnehmer fand ein Jahr nach Beendigung der Fortbildungsreihe<br />

in 2008 statt und hatte im Wesentlichen die folgenden Erfolgsindikatoren im Fokus:<br />

die abschließende Bewertungen der Fortbildungsreihe selbst, die konkreten Umsetzungsbemühungen<br />

an der Schule, die eigene Sicht auf die Wirksamkeit der Bemühungen<br />

sowie Einstellungen bezüglich der Rolle von Schule und Lehrer sowie bezüglich<br />

der Eignung bestimmter Beschäftigungsformen für die eigenen Schüler.<br />

Die Resultate der Abschlussbefragung zeigen, dass mit dem zeitlichen Abstand die<br />

erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer gewissen Ernüchterung, aber auch<br />

Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat. Trotz insgesamt leichtem Rückgang<br />

der Bewertungen ist die Zustimmung zur Fortbildungsreihe noch immer hoch, die Zielsetzung<br />

wird in hohem Umfang getragen und auch die konkrete Zufriedenheit mit der<br />

Veranstaltungsreihe liegt trotz geringer Einbußen noch immer auf einem hohen Niveau.<br />

Dies wird gestützt durch die hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung der Fortbildungsteilnahme<br />

an Kolleginnen und Kollegen.<br />

Etwas deutlicher ist der Rückgang der Meinungen darüber, wie gut die Seminar-Reihe<br />

die spezifischen Anforderungen an die Lehrer beim Übergang der Schüler in den ersten<br />

Arbeitsmarkt vermitteln konnte und wie diese Anforderungen im Einzelnen erfüllt<br />

werden können. Auch der wahrgenommene eigene Handlungsspielraum der Lehrer bei<br />

der Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt hat sich nicht nachhaltig vergrößert.<br />

Der detaillierte Blick darauf, wie hilfreich die einzelnen Fortbildungsmodule aus Sicht<br />

der Lehrer beurteilt werden, stützt im Wesentlichen die Befunde, die sich auch bereits<br />

zeitnah zur Reihe abzeichneten. Dies betrifft insbesondere die betrieblich und wirtschaftlich<br />

orientierten Fortbildungsmodule, die zu allen Befragungszeitpunkten in hohem<br />

Maße als hilfreich empfunden wurden. Andere Seminare hatten in 2007 zunächst<br />

bessere Resonanzen erzielt, haben sich aber in der schulischen Praxis offenbar bislang<br />

nur für einen Teil der Lehrer als hilfreich erwiesen: Förderrecht, MELBA (LVR) und<br />

Elternarbeit. Wieder andere Themen – Zukunftswerkstatt und die Behinderungsverar-


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> V<br />

beitung – wurden aus Sicht der Lehrer sowohl kurzfristig als auch mittelfristig als wenig<br />

bis gar nicht hilfreich bezeichnet.<br />

Unter den konkreten Aktivitäten, die die Lehrer zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />

inzwischen unternommen haben, wurden am häufigsten die Mobilisierung der Schulleitung<br />

bzw. der Kollegen an der Schule genannt, das Überdenken der eigenen Herangehensweise<br />

als Lehrer und die Vertiefung der Kontakte zum Integrationsfachdienst.<br />

Letzteren Aspekt bezeichneten die Lehrer sogar als den für sie persönlich wichtigsten<br />

Ansatzpunkt. Darüber hinaus ist eine breite Varianz der unternommenen Aktivitäten zu<br />

verzeichnen. Diese konzentrieren sich stärker auf die innerschulischen Ansatzpunkte<br />

(eigener Unterricht, Eltern, klassenübergreifende Aktivitäten, Einzelfallberatung von<br />

Schülern). Kontakte zu außerschulischen Institutionen und Einrichtungen werden demgegenüber<br />

seltener zum Gegenstand der Bemühungen (Agentur für Arbeit, Betriebe,<br />

Integrationsamt, WfbM, andere Schulen). Dabei bleibt offen, ob es sich hierbei bereits<br />

um ein endgültiges Muster handelt oder ob die Institutionen und Einrichtungen in längerfristiger<br />

Hinsicht stärker noch als bisher von den Lehrern in ihre Aktivitäten einbezogen<br />

werden.<br />

Insgesamt berichten die Lehrer über überwiegend positive Erfahrungen bei der Umsetzung<br />

der ihnen jeweils wichtigsten Ansatzpunkte aus der Fortbildung. Allerdings ist<br />

gerade die Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen aus Sicht der Lehrer offenbar<br />

mit größeren Problemen oder Hindernissen behaftet, denn es wird verhältnismäßig<br />

häufig über negative Erfahrungen berichtet. Hinzu kommt, dass neun von zehn Lehrer<br />

von Hindernissen unterschiedlicher Art bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte an<br />

ihrer Schule berichten, so etwa über personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />

Probleme mit der Schulleitung und den Kollegen oder mangelnde Flexibilität auch<br />

der Eltern. Bereits in 2007 signalisierten die Lehrer Bedarf an Hilfestellung bei dem<br />

Umsetzungsprozess in der Schule – ein Aspekt, der nach allen Befunden stärker noch<br />

als bisher in die Fortbildung integriert werden sollte.<br />

Etwa je zwei Drittel der Lehrer sehen auch bereits erste Erfolge ihrer Bemühungen für<br />

ihre Schüler selbst bzw. in den entsprechenden Veränderungen des Schulkonzepts.<br />

Genannt werden hier beispielsweise verstärkte Praktika, die persönliche Vermittlung<br />

von einzelnen Schülern, die Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt, Gestaltung von<br />

Projekttagen, betriebliche Partnerschaften, Struktur der Berufsorientierung oder der<br />

Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe.<br />

Anhand unterschiedlicher Meinungsindikatoren zeigt sich, dass die Lehrer ihren Schülern<br />

trotz aller Probleme, die sie in der Zwischenzeit bei ihren Aktivitäten erfahren haben,<br />

insgesamt höhere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt einräumen als dies vor<br />

Beginn der Fortbildung der Fall war. Einen Zuwachs an Chancen sehen die Lehrer<br />

insbesondere bei der regulären Vollausbildung oder der abgestuften Ausbildung im<br />

Betrieb, bei individuellen betrieblichen Einzelmaßnahmen sowie bezüglich Förderlehrgängen<br />

bei überbetrieblichen Einrichtungen. Im Vergleich zu 2006 hat sich die Haltung<br />

der Lehrer zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

leicht positiv verändert oder ist zumindest konstant geblieben.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> VI<br />

Die Bedeutung der WfbM scheint aus Sicht der Mehrheit der Teilnehmer eher gesunken<br />

zu sein. Zwar wird die WfbM auch in 2008 als die am besten geeignete Form der<br />

Beschäftigung für die meisten Schüler gesehen, jedoch ist der Grad der Zustimmung<br />

hierzu im Vergleich zur Erstbefragung leicht rückläufig. Zudem sehen seit 2006 kontinuierlich<br />

weniger Befragte die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrichtung<br />

und als präferiertes Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen<br />

Betrieb. Andererseits werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische<br />

Vorteile in der Vorbereitung auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch<br />

im letzten Jahr unter dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen<br />

worden waren.<br />

Zusammenfassend hat sich die Fortbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände als<br />

Veranstaltungsreihe erwiesen, die auch über die unterschiedlichen Zielgruppen hinweg<br />

wirkt. Dabei lassen sich durchaus Unterschiede der Wahrnehmung der Fortbildung im<br />

Hinblick auf das Lebensalter oder die Vorab-Erfahrungen der Teilnehmer oder im Hinblick<br />

auf die spezifischen Teilnehmerstrukturen in den beiden Gruppen aus Westfalen<br />

und dem <strong>Rheinland</strong> festhalten. Eine Empfehlung bei der Planung der Fortsetzung dieser<br />

Fortbildungsreihe ist daher, die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen<br />

stärker noch als bisher zu berücksichtigen und die im Rahmen dieser Begleitforschung<br />

aufgezeigten Ansätze zur Optimierung der einzelnen Module sowie des Gesamtkonzepts<br />

zu prüfen und zu integrieren.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 1<br />

1 Untersuchungsauftrag und Anlage der Evaluation<br />

1.1 Einordnung der Weiterbildungsreihe<br />

Die Integrationsämter der beiden Landschaftsverbände in NRW führten im Schuljahr<br />

2006/2007 eine gemeinsame Lehrerweiterbildungsreihe durch. Im Rahmen von acht<br />

Unterrichtsmodulen wurden Lehrer an Förderschulen mit Kenntnissen und Fähigkeiten<br />

vertraut gemacht, die für die Unterstützung ihrer Schüler beim Übergang von der Schule<br />

in die Arbeitswelt von Nutzen sein sollen. In abgeschlossenen Unterrichtsmodulen<br />

werden jeweils zentrale Aspekte der Berufswahl, des Übergangs in die Arbeitswelt und<br />

die Unterstützung dabei thematisiert. Das Ziel ist, Lehrer für die Übergangsproblematik<br />

der Jugendlichen in der Abschluss-Stufe zu schulen, die schulischen Kräfte für die Unterstützung<br />

der Jugendlichen zu mobilisieren und Hilfen für die schulische Praxis zu<br />

geben. Über das Lehrertraining wirken die Integrationsämter indirekt auf die Rahmenbedingungen<br />

ein, unter denen behinderte Schüler in die Arbeitswelt einmünden.<br />

Die Integrationsämter setzen damit einen Weg der vernetzten Hilfen bei der beruflichen<br />

Erstintegration fort. In den neunziger Jahren zielten beide Integrationsämter insbesondere<br />

mit der modellhaften Gründung von berufsbegleitenden Diensten, die heute als<br />

Integrationsfachdienste rechtlich verankert sind, auf eine assistierte Berufseinmündung<br />

speziell von behinderten Jugendlichen. 1 Mit den Schulungen von Lehrern erweitern sie<br />

den Wirkungsbereich, indem die Berufsvorbereitung in der Abschluss-Stufe der Förderschulen<br />

und die Unterstützungsfunktion der Lehrkräfte bei der Berufswahl und Berufseinmündung<br />

ihrer Schüler gestärkt werden.<br />

Die Landschaftsverbände nehmen damit eine Zielsetzung auf, die seit Mitte der 70er-<br />

Jahre vor allem in der Sekundarstufe I institutionalisiert wurde. Nachdem die Arbeitsverwaltung<br />

in den 70er-Jahren über die Rahmenvereinbarung mit der Schulministerkonferenz<br />

den frühzeitigen Zugang zum Schulunterricht in Form von Schulbesprechungen<br />

und Gruppenberatungen in der Schule gewonnen hatte 2 , erfolgte in der ersten<br />

Hälfte der 80er-Jahre verstärkt die Entwicklung von Berufswahl-unterstützendem Unterricht<br />

und Begleitung durch die Schule. 3 Das Ziel war, die Jugendlichen auf den<br />

Übergang in die Arbeitswelt vorzubereiten und bereits in der Berufswahlphase eine<br />

Vernetzung zu den Akteuren der beruflichen Ausbildung, Arbeit und Vermittlung herzustellen.<br />

Ansatzweise wurden diese Versuche später auch im Bereich der Sekundarstu-<br />

1 Schartmann, D., H. Schröder, J. Steinwede: Übergänge von der Sonderschule/WfB in das Erwerbsleben. Ergebnisbe-<br />

richt. Köln: <strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong> 2000.<br />

2 Vgl. Bundesanstalt für Arbeit: Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung. ANBA<br />

1971, H3; Bundesanstalt für Arbeit: Vorläufiger Lernzielkatalog der Berufsberatung für die Berufswahlvorbereitung.<br />

ANBA, 1975, H9: 777-782. Zur unterstützenden Funktion der Zusammenarbeit mit der Schule vgl. auch Schröder, H.:<br />

Die Funktion und Rolle des Berufsberaters. Eine Mehrebenenanalyse seiner Aufgaben bei der Berufsallokation. Nürn-<br />

berg 1989 (BeitrAB 132): 121ff.<br />

3 Vgl. Friedrich, H. und I. Müller: Berufswahlunterricht Sekundarstufe I. Düsseldorf 1980.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 2<br />

fe II und der Sonderschulen 4 verfolgt. Systematische Evaluationen des Berufswahlunterrichts<br />

5 und der schulischen Aktivitäten der Berufsberatung (Schulbesprechungen,<br />

Gruppeninformationen, Gruppenberatungen, Elternabend) 6 belegen, dass die Unterstützung<br />

Anfang der 80er-Jahre (damals ebenfalls in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit)<br />

von den Jugendlichen als hilfreich und in Bezug auf die Berufswahl und<br />

-einmündung als effektiv eingeschätzt wurden.<br />

Die Studien zeigten aber auch, dass die Bemühungen um eine „realistische Wende der<br />

Pädagogik“ (Klafki) seinerzeit nicht von allen Lehrern mitgetragen wurden. Insbesondere<br />

Lehrer, die sich als Vermittler von Bildung im Humboldtschen Sinne verstanden,<br />

blendeten das spätere Arbeitsleben stärker aus als ein sozial-integrativ orientiertes<br />

Kollegium. Dieses Selbstverständnis wurde selbst an Schulen mit Berufswahlunterricht<br />

und enger Vernetzung zu den Markt- und Vermittlungsakteuren konfliktär zu dem eher<br />

sozial-integrativen Verständnis speziell der Vertreter von Arbeitslehre und Sozialkunde<br />

ausgetragen.<br />

Nach unserer Wahrnehmung hat sich die zum Teil stürmische Entwicklung von Konzepten<br />

in den 80er-Jahren später zu einem Standardkonzept auf kleinstem Nenner<br />

entwickelt. Das Schülerbetriebspraktikum ist heute im Lehrplan verankert und wird an<br />

nahezu allen Schulen praktiziert. Auch das Schreiben von Bewerbungen gehört heutzutage<br />

zum Unterrichtskonzept.<br />

Die Bemühungen der Arbeitsverwaltung, bereits im schulischen Raum Kontakte zu den<br />

zukünftigen Schulabgängern und ihren Eltern herzustellen, wurden ebenfalls relativ fest<br />

verankert. Mit der Neuausrichtung der Bundesagentur für Arbeit ist allerdings ein deutlicher<br />

Rückbau der Berufsberatung zu beobachten. Praktiker weisen warnend darauf<br />

hin, die Bemühungen der Vernetzung zwischen den Marktakteuren dem derzeit dominierenden<br />

Effizienzdenken zu opfern.<br />

4 Vgl. u.a. Kanter, G.O., H. Wocken u. F. Jabsen: Lernbehinderte Schüler auf dem Wege zum Beruf. Empirische Unter-<br />

suchungen zur Verwendung und Wirksamkeit der Berufsorientierungsschrift „Auf dem Wege zum Beruf – Ausgabe A für<br />

Abgänger der Schule für Lernbehinderte. Nürnberg 1981; Jacobs, K.: Berufsvorbereitung in der Sonderschule. Ein<br />

didaktischer Beitrag zur Existenzsicherung Lernbehinderter. Berlin 1979; Vgl. auch Schröder, H.: Die Berufseinmündung<br />

von Sonderschülern. In: Klein, K. u.a. (Hg.): Jugend‚ 85. Mülheim 1985: 149-178; Ders.: Die Berufseinmündung von<br />

Lernbehinderten. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 38, 1987, H2: 109-122; 3; Ders.: Sonderschüler auf dem Weg in die<br />

Arbeitswelt. Eine Analyse zur Berufseinmündung von Lernbehinderten. Köln 1984 (Arbeitspapiere zur Wirtschaftswis-<br />

senschaft und Wirtschaftsdidaktik).<br />

5 Bewyl, W., H. Friedrich und W. Geise (unter Mitarbeit von S. Jaspert, I. Müller, H. Schröder): Evaluation von Berufs-<br />

wahlunterricht. Fallstudie zur responsiven Evaluation. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987: 290-314.<br />

6 Zur Evaluierung der Schularbeit der Berufsberatung vgl. u.a. Lange, E.: Evaluierung der Berufsberatung der Bundes-<br />

anstalt für Arbeit. Theoretischer und methodischer Ansatz. MittAB, 1981, H3, S. 289-300; Lange, E. und H. Neuser: Die<br />

Berufswahlvorbereitung durch Berufsberatung und Schule: Bestandsaufnahme und Ansätze zur Weiterentwicklung. Teil<br />

I u. II. MittAB, 1985, H2: 233-246, H3, 369-389. Vgl. auch Schröder, H.: Der Nutzen der beruflichen Beratung aus Sicht<br />

der Berufswähler. Anmerkungen zu einem Forschungsdesiderat. In: Schober, K. und M. Gaworek (Hg.): Berufswahl:<br />

Sozialisations- und Selektionsprozesse an der ersten Schwelle. Ein Workshop von BiBB, DJI und IAB. Nürnberg,<br />

BeitrAB 202: 287 – 308.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 3<br />

Trotz deutlich verbesserter Konjunktur ist die Arbeitsmarktlage für Leistungsschwächere<br />

sehr angespannt. Schulabgänger von Förderschulen haben es schwer, sich in einer<br />

Ausbildung oder Erwerbstätigkeit zu platzieren. Die Begleitung der Berufsorientierungsphase<br />

dieser Schüler ist deshalb eine wichtige Unterstützungsleistung der Förderschulen.<br />

Die Weiterbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände zielt darauf, die<br />

besonderen Zielgruppen des SGB IX präventiv zu unterstützen, indem Hilfen und Unterstützungspotenziale<br />

an den Förderschulen für behinderte Jugendliche gestärkt werden.<br />

Die Weiterbildungsreihe zielt auf die Stärkung der Unterstützungskompetenz der Lehrer<br />

und des Kollegiums an den Förderschulen, um auf diesem Wege auch der Zielgruppe<br />

der behinderten Menschen zu helfen. Die Weiterbildung greift deshalb unterschiedliche<br />

Aspekte auf, die nach Vorstellung der Veranstalter für Hilfestellungen und<br />

die Begleitung von Berufswahleinmündungsprozessen bedeutsam sind. Im Fokus der<br />

Veranstaltung stehen folgende Themen:<br />

• Das Rollenverständnis von Lehrer und Schule als Unterstützer bei der Berufseinmündung<br />

und Bestandteil des Unterstützungsnetzwerks.<br />

• Die besonderen Probleme von behinderten Jugendlichen als Berufswähler und<br />

Berufseinmünder.<br />

• Möglichkeiten zur Stärkung der Planungsfähigkeit dieser Jugendlichen.<br />

• Instrumente zur Feststellung der individuellen Stärken und Schwächen sowie Auseinandersetzung<br />

mit einem geeigneten Arbeitsplatz.<br />

• Kenntnis der betrieblichen Anforderungen an Bewerber und Berücksichtigung bei<br />

der Bewerbung.<br />

• Kenntnis der Förderinstrumente und Förderinstitutionen zur Unterstützung der<br />

beruflichen Integration.<br />

In der systemischen Verknüpfung sollte die Veranstaltungsreihe Kenntnisse vermitteln,<br />

mit denen Lehrer als Moderatoren die Fähigkeiten ihrer Schüler fördern oder unterstützen<br />

können. Die Veranstaltung vermittelt Kenntnisse und reflektiert die sozialen Strukturen,<br />

in denen sich die Berufseinmündung der Schüler vollzieht.<br />

Die Weiterbildungsreihe setzt sich aus acht Modulen mit insgesamt elf Themenblöcken<br />

zusammen (vgl. Übersicht 1-1). Verteilt über rund zehn Monate wurden diese acht Module<br />

jeweils an einem Wochenende von Freitagmittag bis Samstagnachmittag vermittelt.<br />

Mit dem Ziel, die räumliche Nähe zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu<br />

erhöhen, wurden zeitlich parallel zwei Veranstaltungen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen<br />

eingerichtet. Für die Durchführung der Module wurden Experten gewonnen, die in der<br />

Regel jeweils ein Modul im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen durchführten. Aus organisatorischen<br />

Gründen hatten die beiden Veranstaltungsreihen demzufolge eine unterschiedliche<br />

Abfolge der Weiterbildungsmodule.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 4<br />

Übersicht 1-1<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Überblick: Seminare der Fortbildungsreihe<br />

M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

M2: Zukunftswerkstatt<br />

M3: Behinderungsverarbeitung<br />

M4: Förderrecht<br />

M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />

M5: Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten:<br />

MELBA (LVR) bzw. DIA-TRAIN (LWL)<br />

M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />

M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />

M6: Bewerbungstraining<br />

M7: Elternarbeit<br />

M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />

1.2 Zielsetzung und Anlage der Begleituntersuchung<br />

Für die Integrationsämter sind diese Aktivitäten zwar nicht völlig neu; die Einbeziehung<br />

von Schulen und Veranstaltungen für Lehrer standen auch bisher schon vereinzelt auf<br />

dem Veranstaltungsplan. Neu ist allerdings die Art, Kenntnisse und Fertigkeiten im<br />

Rahmen eines einheitlichen Curriculums der beiden Landschaftsverbände mit der Zielsetzung<br />

der Entwicklung von Unterstützungsstrukturen zu vermitteln. Wie dieses Curriculum<br />

bei den teilnehmenden Lehrern aufgenommen wird und ob es die erhofften Anstöße<br />

für die Weiterentwicklung der schulischen Hilfen und Unterstützungsleistungen<br />

für behinderte Berufswähler gibt, sollte mittels einer wissenschaftlichen Begleitung untersucht<br />

werden.<br />

Die wissenschaftliche Prozessevaluation ist breit angelegt. Sie untersucht auf der<br />

Grundlage empirischer Daten die Eingangsbedingungen der Teilnehmer bei Beginn der<br />

Veranstaltungsreihe, die Durchführung der Veranstaltungen und erfasst zweimal die<br />

Bewertung der Teilnehmer nach Abschluss der Veranstaltungsreihe (vgl. Übersicht 1-<br />

2).


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 5<br />

Übersicht 1-2<br />

Die Evaluation soll Auskunft geben zu folgenden Fragen:<br />

Wie ist die Ausgangssituation der teilnehmenden Lehrer in Bezug auf<br />

die Motive der Teilnahme, Akzeptanz der Fortbildung im Schulumfeld,<br />

Kenntnisstand über die Inhalte der Fortbildungsreihe und eigenes<br />

Rollenverständnis bei der Integration der Schüler/-innen?<br />

Wie werden die Inhalte der Fortbildungen im Detail bewertet und wie<br />

wird die Reihe in ihrer inhaltlichen, zeitlichen und organisatorischen<br />

Gesamtkonzeption aufgenommen?<br />

Welche Verbesserungsmöglichkeiten bezüglich der Inhalte oder<br />

Organisation der Fortbildungsreihe zeichnen sich ab?<br />

Wie schätzen die Teilnehmer die Übertragbarkeit der vermittelten<br />

Inhalte in den schulischen Alltag ein, welche konkreten Erfahrungen<br />

werden im Zeitverlauf der Evaluation gemacht? Lassen sich Hinweise<br />

für mögliche Multiplikatorenwirkungen der Lehrer gewinnen?<br />

Wie ist letztendlich die Effizienz und Nachhaltigkeit der<br />

Fortbildungsreihe einzuschätzen?<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Ziele der Evaluation<br />

Die empirische Datenbasis für die Bewertung bilden mehrere Untersuchungsbausteine.<br />

Sie sollten Transparenz schaffen über die Weiterbildungsziele und -inhalte, die Teilnehmer,<br />

die Durchführung der Veranstaltungsmodule und die Einschätzungen der<br />

Teilnehmer über den Nutzen der Veranstaltungsreihe im Schulalltag. Zur Erhebung der<br />

erforderlichen Daten wurde ein Mix unterschiedlicher quantifizierender und qualitativer<br />

Methoden eingesetzt (vgl. Übersicht 1-3). Die Begleitforschung fußt auf fünf Untersuchungsmodulen.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 6<br />

Übersicht 1-3<br />

Wissenschaftliche Begleitforschung der Lehrerfortbildungsreihe in<br />

fünf Modulen der Erhebung:<br />

Erhebung der Seminarinhalte und –ziele (2006):<br />

schriftliche Befragung der jeweiligen Dozenten im Vorfeld ihrer<br />

Seminardurchführung zu den geplanten Seminarinhalten und –zielen<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Anlage der Evaluation<br />

differenzierte Seminarbewertungen (kontinuierlich 2006 bis 2007):<br />

schriftliche Befragung der Seminarteilnehmer/-innen in direktem Anschluss<br />

an jedes besuchte Seminar<br />

Teilstandardisierte telefonische Befragung der<br />

Fortbildungsteilnehmer/-innen :<br />

- kurz vor Beginn der Fortbildungsreihe (August 2006)<br />

- direkt nach Ende der Fortbildungsreihe (Oktober 2007)<br />

- etwa ein Jahr nach Ende der Fortbildungsreihe (Juni 2008)<br />

Baustein 1: Erhebung der Seminarinhalte und -ziele<br />

Die Inhalte für die begleitende Beobachtung der Fortbildungsreihe gab das Rahmencurriculum<br />

der durchführenden Landschaftsverbände vor. Die Analyse und Dokumentation<br />

der Lernziele bildet dabei die Grundlage für die Instrumentenentwicklung. Um zu<br />

messen, ob die Ziele der Veranstaltungsreihe erreicht wurden, müssen diese im Detail<br />

benannt und in messbare Operationen überführt werden. Erst auf der Grundlage dieser<br />

Operationalisierung ist eine differenzierte Bewertung der Veranstaltungen möglich.<br />

Um die Feinplanung der Ziele bzw. die detaillierte Ausformulierung der Unterrichtsinhalte<br />

als Grundlage für die Evaluation herauszuarbeiten, wurden die Veranstalter der<br />

Fortbildungsreihe und die Lehrenden der einzelnen Module gebeten, ihre Lernziele so<br />

konkret wie möglich zu explizieren und zu dokumentieren. In einem Abstimmungsgespräch<br />

mit den beiden Veranstaltern der Landschaftsverbände wurden dann die Ergebnisse<br />

gemeinsam diskutiert, ggf. ergänzt und korrigiert.<br />

Das Ergebnis bildete ein Lernzielkatalog, der die Grundlage für die weitere Instrumentenentwicklung<br />

darstellte, und im Wesentlichen in das Monitoring der Unterrichtsbausteine<br />

in Form der schriftlichen Seminarbewertungen einging.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 7<br />

Baustein 2: Eingangsbefragung der teilnehmenden Lehrer<br />

Noch vor Beginn der Auftaktveranstaltung wurden die 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

telefonisch befragt. Inhalte der Erhebung waren die aktuelle Situation der Berufseinmündungshilfen<br />

an der Schule, die Haltung des Kollegiums und die „Schulphilosophie“<br />

zu Fragen der Berufsvorbereitung, die persönliche Motivation zur Teilnahme<br />

sowie die Vorerfahrungen der Teilnehmer bezüglich der Veranstaltungsthemen. Ein<br />

besonderes Interesse war auch auf die Erwartungen an die Veranstaltungsreihe gerichtet.<br />

Die Erhebung erfolgte mittels halbstandardisierter Interviews. Sie bestanden aus einem<br />

Mix von standardisierten Einstellungs-, Wissens- und Faktfragen kombiniert mit offenen<br />

Fragen, auf die unstandardisierte Antworten gegeben werden konnten. Aus der Kombination<br />

von quantifizierender und qualitativer Messung erwachsen vergleichende<br />

Auswertungsmöglichkeiten wie auch differenzierende und vertiefende Angaben.<br />

Alle Teilnehmer waren vorab bereits im Zusammenhang mit der Buchung der Veranstaltung<br />

schriftlich durch den Veranstalter über die Begleitforschung informiert worden.<br />

Mit der Annahme der Buchung wurde auch die Genehmigung erteilt, Namen, Anschrift,<br />

Telefonnummer und ggf. auch E-Mail-Adresse der Teilnehmenden für Zwecke der Begleitforschung<br />

an <strong>infas</strong> zu übergeben. Dieses Verfahren entsprach den datenschutzrechtlichen<br />

Belangen. Vor Feldbeginn hat die Begleitforschung dann noch einmal mit<br />

einem persönlichen Anschreiben Kontakt aufgenommen, das Verfahren erläutert und<br />

eine Erklärung zum Datenschutz abgegeben.<br />

Baustein 3: Monitoring der Unterrichtsmodule<br />

Ein zentraler Baustein der Begleitforschung ist die Bewertung der Veranstaltungsdurchführung.<br />

Sie fußt auf der Selbstbeobachtung und Bewertung der Veranstaltungsteilnehmer<br />

unmittelbar im Anschluss an jeden der elf Themenblöcke. Idealerweise hätte<br />

man diese subjektive Wahrnehmung der Teilnehmer durch eine objektivierte systematische<br />

Beobachtung von unabhängigen Externen ergänzt. Unter Abwägung von<br />

Kosten und Nutzen wurde dieser zusätzliche Einsatz von Beobachtern jedoch als unverhältnismäßig<br />

eingeschätzt. Die Erfahrungen und Einschätzungen der Mitarbeiter<br />

wurden somit mittels standardisierter Bewertungsbögen systematisch erfasst und dokumentiert.<br />

Alle elf Themenbereiche beurteilten die Teilnehmer bezüglich der Inhalte und der Qualität<br />

der Unterrichtsdurchführung. Diese Bewertung erfolgte zeitnah im Anschluss an<br />

jeden Themenblock, um die noch frischen Eindrücke zu nutzen. Im Anschluss an jedes<br />

Unterrichtsmodul gab der jeweilige Veranstalter einen zweiseitigen Fragebogen aus<br />

und bat um sofortige Beantwortung und Rückgabe in einem beiliegenden Umschlag.<br />

Die Fragebögen wurden noch vor Ort eingesammelt und nur in Einzelfällen wurde ein<br />

Fragebogen später von den Teilnehmern ausgefüllt und mit Hilfe einer Rücksendetasche<br />

direkt an <strong>infas</strong> zurückgeschickt.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 8<br />

Der Selbstausfüller gliederte sich in eine Bewertung des Unterrichtsgeschehens und<br />

der organisatorischen Rahmenfaktoren der jeweiligen Seminardurchführung. Mittels<br />

einer standardisierten Skala wurden die Dozenten, die Lehrmethode, die eingesetzten<br />

Medien, die Lerngruppe (Lernklima) und die räumlichen Bedingungen durch die Teilnehmer<br />

bewertet. Ein zweiter Bestandteil war die Bewertung der Unterrichtsinhalte im<br />

Hinblick auf die Art der Vermittlung derselben sowie ihre Nützlichkeit. Die Inhalte der<br />

Module sollten entlang der spezifischen Unterrichtsziele bewertet werden. Ergänzend<br />

wurden offene Kommentare zu den Seminaren erhoben. Nach Abschluss der elf Themenblöcke<br />

sollten optimalerweise also elf solcher Fragebögen für alle Teilnehmer vorliegen.<br />

Da nicht immer alle Teilnehmer zu allen Terminen vollzählig waren, manchmal<br />

auch jemand vor Abschluss der Veranstaltung aufbrechen musste, variiert die Fallzahl<br />

jeweils um einige Fälle.<br />

Baustein 4: Erste Nachbefragung zum Ende der Veranstaltungsreihe<br />

Nach der letzten Veranstaltung erfolgte eine telefonische Nachbefragung der Teilnehmer,<br />

welche die Bewertungen der gesamten Fortbildungsreihe thematisierte. Die Fragen<br />

zielten auf eine erste Bilanz, die in 2008 durch eine zweite Nachbefragung noch<br />

vertieft wurde. Darüber hinaus nahm die Erhebung in einigen Teilen zu Vergleichszwecken<br />

Indikatoren aus der Eingangsbefragung wieder auf. Anhand der Vergleiche zwischen<br />

den Messzeitpunkten lassen sich Veränderungen auf den unterschiedlichen<br />

Messdimensionen abbilden.<br />

Baustein 5: Zweite Nachbefragung zur Nachhaltigkeit<br />

Mit Hilfe der dichten Abfolge von Messzeitpunkten wurde versucht, die Veränderungen<br />

aufgrund der Veranstaltungsreihe mittels Vorher-, Zwischen- und Nachher-Messungen<br />

empirisch nachzuzeichnen, soweit die Indikatoren mit den verfügbaren Methoden<br />

messbar und die Operationalisierung der Lernzielerreichung leistbar war. Einige Änderungen<br />

und Erfahrungen zeichnen sich zwangsläufig erst in einer mittelfristigen Perspektive<br />

ab, weil man den Teilnehmern Zeit für die Umsetzung in der Schulpraxis lassen<br />

muss. Die Bewährung von neu erworbenem Wissen und Handlungskompetenzen<br />

findet im Schulalltag der Lehrer statt. Hier muss sich im schulischen Kontext, in der<br />

Auseinandersetzung mit den Berufswahl- und Berufseinmündungsproblemen der<br />

Schüler, im Kontext des Kollegiums und des Schulklimas erweisen, ob die erlernten<br />

Inhalte praxisadäquat sind. Mit dem Ziel, für die Nachhaltigkeitsbetrachtung Transparenz<br />

zu schaffen, war eine zweite Nachbefragung geplant, die im letzten Quartal des<br />

laufenden Schuljahres (Juni 2008), also ein Jahr nach Abschluss der Fortbildungsreihe<br />

stattfand. Im Fokus standen Umsetzungsfragen in der Schule, Wirkungen auf die Kollegen<br />

und die „Unterstützungskultur“ in Fragen der Berufseinmündung. Auch bei dieser<br />

Erhebung wurden wiederum möglichst vergleichbare Indikatoren wie in der Eingangs-<br />

und der ersten Nachbefragung verwendet. Außerdem wurde ein letztes Mal mit fast<br />

einem Jahr Distanz die Fortbildungsreihe nach den verschiedenen Zieldimensionen<br />

bewertet.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 9<br />

1.3 Zum vorliegenden <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Mit diesem <strong>Abschlussbericht</strong> stellt <strong>infas</strong> die erhobenen Befunde aus allen fünf Untersuchungsbausteinen<br />

vor. Im nachfolgenden zweiten Kapitel wird der Kreis der 42 Veranstaltungsteilnehmer<br />

vorgestellt. Neben den strukturellen Merkmalen werden insbesondere<br />

die Motivation der Teilnahme, die schulische Praxis der Berufsvorbereitung sowie<br />

die Vorkenntnisse zu den Themenblöcken der Veranstaltung beschrieben.<br />

Das dritte Kapitel befasst sich mit den Bewertungen der elf Themenblöcke. Hier stehen<br />

insbesondere die Bewertungen der Inhalte im Mittelpunkt der Betrachtung. Dargelegt<br />

werden auch die dokumentierten Wahrnehmungen der Teilnehmer zur Organisation<br />

und Durchführung der Module.<br />

Das vierte Kapitel ist den Ergebnissen der ersten Nachbefragung gewidmet. Hier werden<br />

die ersten Erfahrungen berichtet, die unmittelbar nach Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />

erhoben wurden.<br />

Das abschließende fünfte Kapitel fasst die Resultate der Abschlussbefragung zusammen<br />

und gibt Auskunft über die Situation der Lehrer etwa ein Jahr nach Beendigung<br />

der Fortbildungsreihe.<br />

Die Ausführungen basieren auf der oben skizzierten Datenbasis. Wegen der insgesamt<br />

geringen Fallzahl konzentriert sich die Ergebnisdarstellung weitgehend auf die Gesamtgruppe<br />

aller Teilnehmer. Dort, wo signifikante Unterschiede zwischen Gruppen<br />

von Teilnehmern belegt sind, verweist der Text darauf. Ergänzend werden in separat<br />

vorgelegten Tabellenbänden alle Ergebnisse der Erhebungsbausteine tabellarisch differenziert<br />

nach Merkmalen der Teilnehmer ausgewiesen. Es sollte dabei in Betracht<br />

gezogen werden, dass angesichts der sehr kleinen Grundgesamtheit die Datenaufbrüche<br />

zum Teil auf gering besetzten Zellen basieren. Um dem Leser eine Hilfestellung zu<br />

geben, haben wir uns entschieden, trotz der geringen Fallzahlen die Daten zu prozentuieren<br />

und nicht mit absoluten Zahlen zu operieren. Bei der Dateninterpretation sollte<br />

stets in Betracht gezogen werden, dass das Konfidenzintervall bei geringer Fallzahl<br />

groß ist und deshalb Unterschiede zwischen den Analysegruppen mit entsprechender<br />

Vorsicht ausgewertet werden sollten.<br />

Abschließend noch eine Anmerkung zu Genderaspekten. Die Begleitforschung fand in<br />

einem „natürlichen“ Versuch mit geringen Fallzahlen statt. Auf Basis dieser kleinen<br />

Fallzahl Schlussfolgerungen für unterschiedliche Bewertungen von Frauen und Männern<br />

zu ziehen, verbietet sich angesichts der unkontrollierten Heterogenität geradezu.<br />

Für solche Analysen sind größere Fallzahlen erforderlich. Dort, wo die Geschlechtszugehörigkeit<br />

für die Dateninterpretation eine Rolle spielt, wird im Text darauf verwiesen.<br />

Bewusst wurde im Sinne der Lesbarkeit der Texte auch auf das „Gendern“ von Kategorialbegriffen<br />

verzichtet. Wenn von „Teilnehmern“ oder “Teilnehmenden“, „Lehrern“ oder<br />

„Lehrenden bzw. “Schülern“ die Rede ist, sind stets sowohl Männer als auch Frauen<br />

gemeint.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 10<br />

2 Ausgangslage vor Beginn der Weiterbildungsreihe 2006<br />

Zielgruppe der Weiterbildungsveranstaltung waren Lehrer an Förderschulen. Beide<br />

Landschaftsverbände informierten die Förderschulen in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />

über das Weiterbildungsprogramm und warben um die Teilnahme an der Bildungsreihe.<br />

Angesprochen wurden alle Arten von Förderschulen mit Ausnahme der Förderschulen<br />

für geistig behinderte Menschen. Um die Durchführung der neu konzipierten<br />

Weiterbildungsreihe nicht noch durch eine zusätzlich hohe Heterogenität der Teilnehmenden<br />

zu erschweren, entschied man sich bei diesem ersten Durchlauf gegen die<br />

Einbeziehung dieser Schulen. Mittelfristig ist allerdings geplant, Lehrer dieser Förderschulen<br />

einzubeziehen.<br />

Die Informationskampagne traf auf ein nachhaltiges Interesse der Schulen. Binnen<br />

kurzer Zeit waren 42 Lehrerinnen und Lehrer als Teilnehmer angemeldet. Davon besuchten<br />

22 Personen die Veranstaltungsreihe, die im <strong>Rheinland</strong> durchgeführt wurde,<br />

und 20 Personen die Veranstaltung in Westfalen.<br />

Dieser Kreis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern 7 wurde gleich zu Beginn der Veranstaltungsreihe<br />

im Rahmen einer Eingangsbefragung kontaktiert. Das telefonische<br />

Interview zielte darauf, die Struktur des Teilnehmerkreises in Hinblick auf Vorerfahrungen,<br />

die schulische Position sowie soziodemografische Merkmale zu beschreiben.<br />

Darüber hinaus interessierte die Motivation für die Teilnahme an der Veranstaltung<br />

sowie die Berufsvorbereitung, die an den Schulen der Teilnehmer praktiziert wird. Die<br />

im Folgenden dargelegten Ergebnisse dieser Eingangsbefragung beschreiben die<br />

Ausgangslage auf Teilnehmerseite zu Beginn der Weiterbildungsreihe. Sie bilden<br />

gleichzeitig den Punkt, an dem die Veranstalter und die Lehrenden ihre Teilnehmer<br />

abholen und gemeinsam zum erfolgreichen Abschluss der Veranstaltungsreihe führen<br />

mussten.<br />

2.1 Zusammensetzung der Teilnehmer<br />

Der Teilnehmerkreis setzte sich zu rund zwei Dritteln aus Frauen und zu gut einem<br />

Drittel aus Männern zusammen. Vier von fünf teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern 8<br />

arbeiteten an einer Schule mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.<br />

Das restliche Fünftel unterrichtete sinnesbehinderte Schüler: 19 Prozent arbeiteten<br />

im Förderschwerpunkt Sehen, eine Person (zwei Prozent) 9 im Schwerpunkt Hören<br />

7 Im Sinne der Lesbarkeit wird im Folgenden der geschlechtsneutrale Kategorialbegriff „Teilnehmer“ verwendet. Ge-<br />

meint sind damit selbstverständig stets beide Geschlechter.<br />

8 Im Folgenden wird der geschlechtsneutrale Kategorialbegriff „Lehrer“ verwendet.<br />

9 Bei einer kleinen Gesamtzahl von 42 Teilnehmern stellt sich die Frage, ob die Angaben nach statistischen Gepflogen-<br />

heiten in absoluten Zahlen berichtet werden sollten. Wir haben uns im Sinne einer einfacheren Vergleichbarkeit und<br />

Lesbarkeit für den Leser entschieden, die Zahlen nicht absolut auszuweisen, sondern standardisiert als Prozentwerte.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 11<br />

und Kommunikation (vgl. Übersicht 2-1). Bei 80 Prozent dieser Schulen war der höchste<br />

Schulabschluss der Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder 10. An einem Fünftel<br />

dieser Schulen konnte die mittlere Reife erworben werden.<br />

Nur ein Fünftel dieser Schulen hatte ein Kollegium, das kleiner als 40 Lehrer war. Im<br />

Durchschnitt umfasste das Kollegium 56 Kolleginnen und Kollegen. An den Schulen<br />

wurden im Durchschnitt rd. 200 Schüler unterrichtet. Nur ein Sechstel der Schulen hatte<br />

weniger als 150 Schüler.<br />

Übersicht 2-1<br />

Angaben in Prozent<br />

gesamt n = 42<br />

Förderschwerpunkt<br />

der Schule<br />

Hören und<br />

Kommunikation<br />

Sehen<br />

körperliche<br />

und<br />

motorische<br />

Entwicklung<br />

79<br />

2<br />

93<br />

7<br />

19<br />

Lehrer/in einer<br />

Abschlussstufe<br />

nein<br />

ja<br />

Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

38<br />

bis 10<br />

Jahre<br />

Anzahl der<br />

Berufsjahre<br />

24<br />

11 bis<br />

20<br />

Jahre<br />

eher<br />

wenig<br />

einige<br />

38<br />

Geschlecht<br />

62<br />

Erfahrung in der<br />

Begleitung von<br />

Abschluss-Stufen<br />

Die Teilnehmer unterrichteten bis auf wenige Ausnahmen (drei Personen) in einer Abschluss-Stufe.<br />

Sie verfügten durchgängig über erhebliche Berufserfahrungen (nicht nur<br />

in der aktuellen Schule): Mehr als ein Drittel arbeitete bereits seit über 20 Jahren im<br />

Beruf, etwa ein Viertel zwischen zehn und 20 Jahren, weitere knapp 40 Prozent waren<br />

seit bis zu zehn Jahren im Beruf. Über die Hälfte der Teilnehmer hatte nach eigenem<br />

Bekunden viel Erfahrung mit der Begleitung von Abschluss-Stufen. Ein Viertel gestand<br />

sich einiges an Erfahrung zu. Nur jeder Sechste schätzte sich als wenig erfahren ein.<br />

Oberflächlich betrachtet war der Teilnehmerkreis durchmischt bezüglich seiner beruflichen<br />

Anforderungen und Erfahrungen. Eine differenzierte Betrachtung der Teilnehmer<br />

an den beiden Veranstaltungsreihen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen zeigte allerdings<br />

einige bemerkenswerte Unterschiede.<br />

32<br />

21 und<br />

mehr<br />

Jahre<br />

26<br />

17<br />

57<br />

viel


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 12<br />

Da hieraus später auch einige Unterschiede bei der Bewertung der Veranstaltungen<br />

und der gesamten Weiterbildungsreihe resultieren, seien an dieser Stelle die Unterschiede<br />

kurz benannt (vgl. dazu Übersicht 2-2):<br />

• In den Veranstaltungen im <strong>Rheinland</strong> war das Verhältnis zwischen Männern und<br />

Frauen relativ ausgeglichen, während in Westfalen von den zwanzig Teilnehmern<br />

14 weiblich und sieben männlich waren.<br />

• Im <strong>Rheinland</strong> kamen neun von zehn Teilnehmern aus einer Förderschule für körperbehinderte<br />

Menschen; nur drei Teilnehmer unterrichteten an einer Schule für<br />

sehbehinderte Schüler. In Westfalen arbeiteten dagegen etwas mehr Lehrer an einer<br />

Schule mit Förderschwerpunkt Sehen und Hören.<br />

• Die Teilnehmer im <strong>Rheinland</strong> verfügten im Durchschnitt über etwas mehr Erfahrung<br />

mit Abschluss-Stufen als ihre Kollegen in der westfälischen Veranstaltungsreihe.<br />

Übersicht 2-2<br />

Angaben in Prozent<br />

LVR<br />

n = 22<br />

LWL<br />

n = 20<br />

Förderschwerpunkt<br />

der Schule<br />

86<br />

70<br />

14<br />

Sehen<br />

körperliche und<br />

motorische Entwicklung<br />

Hören und<br />

Kommunikation<br />

Sehen<br />

5<br />

25<br />

körperliche und<br />

motorische Entwicklung<br />

Geschlecht<br />

45<br />

30<br />

Zusammensetzung der Teilnehmer der Fortbildungsreihe<br />

im <strong>Rheinland</strong> und im Münsterland<br />

55<br />

70<br />

Anzahl der<br />

Berufsjahre<br />

28 27<br />

bis 10<br />

Jahre<br />

Lehrer/in einer<br />

Abschluss-Stufe<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

50<br />

bis 10<br />

Jahre<br />

11 bis<br />

20<br />

Jahre<br />

20<br />

11 bis<br />

20<br />

Jahre<br />

46<br />

21 und<br />

mehr<br />

Jahre<br />

30<br />

21 und<br />

mehr<br />

Jahre<br />

91<br />

95<br />

nein<br />

9<br />

nein<br />

5<br />

ja<br />

ja<br />

Erfahrung in der<br />

Begleitung von<br />

Abschluss-Stufen<br />

einige<br />

eher<br />

wenig<br />

18<br />

eher<br />

wenig<br />

35<br />

einige<br />

18<br />

15<br />

viel<br />

64<br />

viel<br />

50


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 13<br />

2.2 Informationen über und Motivation zur Teilnahme an der Weiterbildung<br />

Die beiden Landschaftsverbände hatten im Vorfeld der Weiterbildungsreihe die Informationen<br />

breit über die Schulleitungen in die Schulen gegeben. Im Falle der teilnehmenden<br />

Lehrerinnen und Lehrer hat die Weitergabe der Informationen an das Kollegium<br />

offensichtlich geklappt. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer ist gezielt durch die<br />

Schulleitung angesprochen worden und in der Hälfte der Fälle gab die Schulleitung<br />

eine schriftliche Information an das Kollegium (vgl. Übersicht 2-3). Jeder fünfte Teilnehmer<br />

erfuhr im Rahmen einer Konferenz von dem Weiterbildungsangebot und jeder<br />

zehnte über Kollegen. Bemerkenswert war, dass knapp die Hälfte der Teilnehmer auch<br />

über einen Arbeitskreis (z.B. AST) informiert wurde.<br />

Die breite Streuung der Informationen über das neue Angebot spiegelte sich auch in<br />

diesen vielfältigen Informationsquellen wider, welche die Teilnehmer erreicht haben.<br />

Die Entscheidung für die Teilnahme ging allerdings nach Bekunden der Befragten in<br />

der Mehrzahl von ihnen selber aus. 83 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie sich aufgrund<br />

eines eigenen Anstoßes angemeldet haben (Übersicht 2-4). Bei einem Fünftel<br />

der Fälle gab die Schulleitung den Anstoß zur Anmeldung. Kollegen und andere Personen<br />

haben nur bei wenigen Teilnehmern den Anstoß gegeben.<br />

Übersicht 2-3<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich,<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Informationsquellen über die Fortbildungsreihe<br />

auf Fortbildungsreihe aufmerksam geworden oder hierüber informiert durch...<br />

schriftliche Information durch<br />

die Schulleitung an das Kollegium<br />

Information im Rahmen einer Konferenz<br />

gezielte Ansprache einzelner<br />

Kollegen durch die Schulleitung<br />

Informationen durch Kolleginnen<br />

oder Kollegen anderer Schulen<br />

Informationen durch einen<br />

Arbeitskreis, z.B. AST<br />

andere Formen der<br />

Informationsverbreitung<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

12<br />

10<br />

19<br />

45<br />

52<br />

57


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 14<br />

Übersicht 2-4<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Anstoß ging von mir aus/<br />

habe mich gemeldet<br />

Anstoß ging eher<br />

von Schulleitung aus<br />

Anstoß ging eher<br />

von Kollegen aus<br />

Anstoß ging von<br />

anderen Personen aus<br />

Anstoß für die Anmeldung zur Fortbildungsreihe<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7<br />

10<br />

19<br />

jeweils Anteil „trifft zu“<br />

Unter den Motiven für die Teilnahme zeichneten sich zwei Muster ab (Übersicht 2-5).<br />

Alle Teilnehmer fanden die Inhalte der Reihe so interessant, dass sie mehr darüber<br />

erfahren wollten. Und fast alle erhofften sich von der Teilnahme Anregungen für den<br />

schulischen Alltag. Diese eher instrumentellen, an der eigenen Qualifikation orientierten<br />

Motive wurden ergänzt durch eine soziale Dimension. Nahezu alle Teilnehmer sind<br />

auch einer Empfehlung der Schulleitung oder von Kollegen gefolgt. Sie sahen darin<br />

eine soziale Verbindlichkeit diesen Personen gegenüber.<br />

Neben diesen beiden dominierenden Motiven spielten andere eine eher untergeordnete<br />

Rolle. Konkrete Anregungen für die Unterrichtspraxis oder die Unterstützung der<br />

Schüler bei ihrem Übergang in die Arbeitswelt versprach sich nur ein Teil der Teilnehmer.<br />

Nahezu bedeutungslos war auch das Argument der Entsendung im Auftrag der<br />

Schule: Nur vier Teilnehmer gaben an, die Veranstaltung zu besuchen, damit jemand<br />

aus der Schule vertreten sei.<br />

83


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 15<br />

Übersicht 2-5<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Ich fand die Inhalte interessant<br />

und möchte mehr darüber erfahren.<br />

Ich hoffe auf Anregungen<br />

für den schulischen Alltag.<br />

Ich hoffe zu lernen, wie ich meine Schüler besser<br />

bei ihrem Übergang in die Erwerbstätigkeit<br />

unterstützen kann.<br />

Ich verspreche mir konkrete<br />

Anregungen für die Unterrichtspraxis.<br />

Ich habe mich zur Teilnahme bereit<br />

erklärt, damit in dieser Fortbildungsreihe<br />

jemand aus unserer Schule vertreten ist.<br />

Ich bin einer Empfehlung der Schulleitung<br />

bzw. von Kollegen gefolgt.<br />

Ich bin es der Schulleitung<br />

und den Kollegen schuldig.<br />

Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung<br />

jeweils Anteil „trifft zu“<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

10<br />

Übersicht 2-6 Weitere Gründe für die Teilnahme an der Fortbildung (offene Nennung)<br />

• Ich werde vermutlich zukünftig für die Werkstufe (Abschluss-Stufe) zuständig sein.<br />

• Das Interesse, etwas mehr über den Integrationsfachdienst zu erfahren, und um zu sehen, ob ich für meine Schüler da etwas<br />

erfahren kann, was ihnen weiterhilft.<br />

• Ehemaliges Projekt hatte den gleichen Schwerpunkt, mein Interesse gilt der Frage, ob bestimmte Aspekte aus der Fortbildung<br />

auch schulübergreifend bzw. behinderungsübergreifend angewendet werden können.<br />

• Mir persönlich geht es darum, vor allem für meine Schüler Neues zu erfahren und die neuesten Entwicklungen kennen zu lernen.<br />

• Kann mir den Platz in der Arbeitsstufe meiner Schule dadurch sichern.<br />

• Ich koordiniere die Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern und den Werkstätten.<br />

• Spezielle Ausrichtung auf Menschen mit Körperbehinderungen.<br />

• Das Angebot ist erstmalig eine Summe sehr vieler Aspekte und eine sehr umfassende Summe unserer Arbeit.<br />

• Konzept der Fortbildung ist interessant, fand es von daher wichtig, dass jemand teilnimmt (trotz zeitlich ungünstiger Terminierung<br />

am Wochenende).<br />

• Ich verspreche mir für unsere Schule und vor allem aber für die Schüler konkrete Hilfe für eine bessere Hilfestellung für deren<br />

Zukunft.<br />

• Ganz persönliches Interesse, weil mich die Referenten und die Fragestellung interessieren.<br />

• Möchte mehr für meine Schüler tun können, um an den ersten Arbeitsmarkt zu kommen (an unserer Schule ändert sich die<br />

Schülerschaft derzeit).<br />

• Meine wenigen Erfahrungen bisher.<br />

• Wir sind dabei, die Schule neu zu strukturieren und ich bin in der Arbeitsgruppe Hauptschule und Lernbehinderte; wir wissen<br />

wenig, was für Möglichkeiten für die Schüler bestehen.<br />

• Austausch mit Kollegen aus anderen Schulen.<br />

• Um Kontakte zu schließen, um die Belange meiner Schüler verbessert wahrzunehmen.<br />

• Kontakt zu anderen Schulen, Kontakte zur Wirtschaft.<br />

• Basisausbildung für die zukünftige Berufsvorbereitung.<br />

• Aktuelle Situation und Veränderung bezüglich nachschulischer Versorgung der Schüler, Austausch mit anderen Kollegen, neue<br />

Gedanken und Ideen für berufliche Eingliederung.<br />

• Ich möchte mehr Struktur und Systematik in meinen beruflichen Alltag bringen. Außerdem hat sich unser Klientel geändert und<br />

braucht bessere Vorbereitung auf den Übergang in die Erwerbswelt.<br />

• Persönliche Weiterqualifizierung in diesem Bereich.<br />

• Mehr Wissen über die Integrationsämter für eine bessere Zusammenarbeit.<br />

• Multiplikatorenfunktion, Möglichkeit des Einbringens der Anregungen im Kollegium bzw. ins Schulkonzept.<br />

31<br />

55<br />

90<br />

100<br />

95<br />

95


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 16<br />

Die Primärmotivation zur Teilnahme wurde auch in den ungestützten, offenen Angaben<br />

der Teilnehmer deutlich, die von 23 Teilnehmern gemacht wurden (Übersicht 2-6).<br />

Mehrfach sprachen diese Befragten die Hoffnung an, ihren Schülern Hinweise auf unterstützende<br />

Angebote (z.B. Integrationsfachdienste) und Orientierungsmöglichkeiten<br />

geben zu können. Einige Nennungen verwiesen auch darauf, dass Lehrer der Werkstufe<br />

von der Veranstaltung mehr Aufschluss über die Organisation und Koordination zur<br />

Arbeitsverwaltung, den Werkstätten für behinderte Menschen und den Integrationsfachdiensten<br />

erwarteten. Nicht zuletzt wurde aber auch der Austausch mit Kollegen<br />

anderer Schulen als Grund für die Teilnahme angegeben (vgl. auch Abschnitt 2.7).<br />

2.3 Erwartungen an die Fortbildungsreihe<br />

Die Zielsetzung der Fortbildungsreihe wurde von den Lehrern, die sich zur Teilnahme<br />

entschlossen hatten, erwartungsgemäß als höchst sinnvoll erachtet (Übersicht 2.6).<br />

Dieses Ergebnis war zu erwarten, wenn Berufstätige Zeit „opfern“, um über ein ganzes<br />

Jahr verteilt an einer Veranstaltungsreihe teilzunehmen. Bemerkenswert war allerdings,<br />

dass die Teilnehmer auch davon berichteten, dass ihre Schulleitungen die Veranstaltung<br />

genauso hoch bewerteten. Und auch das Kollegium unterstützte die Teilnehmer<br />

in dieser Hinsicht offensichtlich, indem es die Zielsetzung der Veranstaltung<br />

als sinnvoll einschätzte.<br />

Zwischen den Teilnehmern gab es hinsichtlich ihrer Bewertung der Zielsetzungen nur<br />

wenig Varianz. Interessant waren einige Besonderheiten:<br />

• Lehrer von Schulen mit Förderschwerpunkt Sehen und Hören betonten den Sinn<br />

der Veranstaltungsreihe ganz besonders.<br />

• Lehrer, die im Moment keine Werkklasse hatten, sich aber offensichtlich auf die<br />

Übernahme vorbereiteten, urteilten noch positiver als die Kolleginnen und Kollegen.<br />

• Damit korrespondierte, dass gerade Lehrer mit (nach eigenem Bekunden) wenig<br />

Erfahrung die Weiterbildung für besonders sinnvoll hielten.<br />

• Teilnehmer werteten extrem positiv, wenn sie sich hinsichtlich der Veranstaltungsreihe<br />

im Konsens mit der Schulleitung sahen.<br />

Das Weiterbildungsangebot stand zu Beginn der Veranstaltungsreihe offensichtlich<br />

unter der Erwartung, dass die Qualifikation im Umgang mit den besonderen Anforderungen<br />

der Abschlussklassen gestärkt resp. entwickelt würde. Diese Einschätzung<br />

wurde eindrucksvoll gestützt durch die in eigenen Worten formulierten Erwartungen der<br />

Teilnehmer an die Fortbildung. Diese offenen, ungestützten Nennungen kreisen um<br />

drei Sachverhalte:


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 17<br />

Übersicht 2-7<br />

Mittelwerte<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Bewertung der Fortbildungsreihe<br />

durch Teilnehmer selbst<br />

vermutete Bewertung<br />

durch die Schulleitung<br />

vermutete Bewertung<br />

durch das Kollegium<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

sinnvoll<br />

Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7,3<br />

8,5<br />

8,3<br />

in höchstem<br />

Maße<br />

sinnvoll<br />

Erweiterung der persönlichen Qualifikationen. Die Teilnehmer erwarteten durchgängig<br />

mehr Informationen und Hintergrundwissen, um die persönliche Kompetenz in<br />

Fragen des schwierigen Übergangs von Förderschülern in den Arbeitsmarkt zu erweitern<br />

und zu stärken. Wiederholt fiel das Stichwort „mehr Sicherheit“ im Umgang mit den<br />

Fragestellungen und der Problematik (vgl. dazu Übersicht 2-8).<br />

Anregung für die organisatorische Umsetzung. Diese Nennungen zielten auf pragmatische<br />

Fragen, die den Aufbau von Kontakten und Netzwerken zu Eltern, Trägern,<br />

Behörden und Betrieben betraf. Die Erwartung stand im Raum, neue Möglichkeiten zur<br />

Umsetzung in der Schulpraxis zu bekommen und dieses Wissen auch als Multiplikator<br />

an der Schule zu transformieren (vgl. dazu Übersicht 2-8).<br />

Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen Schüler. Teilnehmer<br />

beabsichtigten, einen besseren Überblick über die Marktprobleme zu bekommen und<br />

die Fördermöglichkeiten für ihre Schüler besser kennen zu lernen. Davon sollte der<br />

Unterricht profitieren und die Fähigkeit geschärft werden, Schüler auf die Schwierigkeiten<br />

und rechtlichen Probleme, aber auch auf die Unterstützungsmöglichkeiten vorzubereiten<br />

(vgl. Übersicht 2-8).


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 18<br />

Übersicht 2-8 Erwartungen der Teilnehmer an die Fortbildung (offene Nennung)<br />

Erweiterung der persönlichen Qualifikationen<br />

• Allgemeines Update und Überblick, Kennenlernen geeigneter diagnostischer Instrumente, Tipps und Strategien, Kooperation<br />

zwischen Schule - Elternhaus und nachschulischer Institutionen und eine bessere Motivation der Schüler hinsichtlich des Berufsorientierungsprozesses.<br />

• Neue Kenntnisse und Anpassen vorhandener Kenntnisse an den beruflichen Alltag, auf dem Laufenden bleiben.<br />

• Umfassenderen Überblick über das, was geht bzw. sein kann.<br />

• Mehr Befähigung für meine tägliche Arbeit in der Abschluss-Stufe. Verbleib in dieser Stufe.<br />

• Umfassenderes Bild über die Möglichkeiten, welche Institutionen ich nutzen kann, welche Mittel zur Verfügung stehen. (Auch im<br />

Hinblick auf die Umstrukturierung unserer Schülerklientel.)<br />

• Viele verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, um meine Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Inhalte der Fortbildung<br />

an meine Kollegen weitergeben können. Der Austausch mit anderen Fortbildungsteilnehmern.<br />

• Dass ich das, was ich lerne, im Alltag umsetzen kann.<br />

• Mehr Sicherheit im beruflichen Alltag und dass man mit neueren und aktuelleren Informationen in Zukunft besser arbeiten kann.<br />

• Besser informiert zu sein über Bereiche wie z.B. Wirtschaft. Vermittlung eines Grundstocks an Wissen.<br />

• Austausch mit den Kollegen, neue Ideen und Themeninhalte, mehr Informationen in einigen Bereichen.<br />

• Größere Kompetenz in meiner täglichen Arbeit, das Kennenlernen von anderen Kollegen, Aufbau eines Netzwerks.<br />

• Anregungen für den Unterricht, meinen Unterricht besser gestalten.<br />

• Nutzen als Multiplikator für die Kollegen, Beratungskompetenz für die Eltern und die Schüler. Bessere Kenntnisse über die<br />

gesetzlichen Vorgaben und die Ansprüche, die ein behinderter Schüler hat, damit man bessere Kontakte zu voraussichtlichen<br />

Ausbildungsbetrieben und zukünftigen Arbeitgebern aufbauen kann in Verbindung mit anderen Institutionen (IFD, Agentur für<br />

Arbeit).<br />

• Qualifizierung im Sinne von Anregung für die alltägliche Arbeit, Anregung für die mittelfristige Planung, Ideen für konzeptionell<br />

Neues, Kompetenzzuwachs in den Fortbildungsbereichen, Netzwerk zu den anderen Beteiligten im Arbeitsbereich.<br />

• Wachsen der Kompetenz, den Übergang der Schüler ins Berufsleben sinnvoll zu gestallten, Möglichkeit einer sinnvollen Vermittlung<br />

der erlangten Kenntnisse.<br />

• Auffrischung der Informationen über Einrichtungen, Stellen und rechtliche Grundlagen. Methodische Tipps für den Unterricht.<br />

Verzahnung von Informationen aus dem ganzen Land (NRW).<br />

Anregung für die organisatorische Umsetzung<br />

• Austausch mit den Kollegen, neue Ideen und Themeninhalte, mehr Informationen in einigen Bereichen.<br />

• Dass man mit den Eltern arbeiten kann und mit den Betrieben in Kontakt treten kann. Dass man den Behinderten gerecht wird.<br />

• Kontakte zu übergeordneten Trägern, Austausch von Know-how und Informationen.<br />

• Fundierte und breite Information, Möglichkeit, diese an der Schule zu multiplizieren.<br />

• Konkretisierung der Beruforientierung an der Schule. Erstellen eines schuleigenen Plans, Entwicklung von verbindlichen Modulen,<br />

Kontakte zu anderen Schulen im Hinblick auf Organisation von außerschulischen Veranstaltungen bezüglich der Berufsvorbereitung,<br />

kollegialer Austausch im Hinblick auf Berufsvorbereitung, Kontakt zu Betrieben.<br />

• Mehr Unterstützung für die Schule, das Gesamtschulkonzept, Eltern und Schüler.<br />

• Mehr konkrete Ideen für die Umsetzung der Berufsvorbereitung in der Schule.<br />

• Schulprogrammarbeit, Umsetzung im Unterricht, Anregung von Projekten, Verstärkung der Zusammenarbeit mit anderen außerschulischen<br />

Institutionen, Möglichkeiten, die Wirtschaft gezielter anzusprechen.<br />

• Umsetzbarkeit in die schulische Arbeit. Die Arbeit macht mehr Spaß und wird vorangetrieben.<br />

• Die Verbesserung der Kontakte nach außen, um Schülern einen besseren Zugang zu ermöglichen und Kontakte zu schaffen für<br />

die weitere Zukunft. Vor allem auch Nachhaltigkeit der Kontakte von außen, vielleicht besser zu halten.<br />

• Die Qualität meiner Arbeit verbessern. Damit verbunden die Hoffnung, einen Sitz in einem Gremium unserer Schule mit Arbeitgebern,<br />

Agentur für Arbeit und Schulen (allen Schulformen) zu bekommen.<br />

• Pragmatische Umsetzung dessen, was durch die Vielzahl der verschieden Inputs entsteht.<br />

• Werde als Koordinatorin von Kollegen häufig gefragt, erhoffe mir Möglichkeiten der Weitergabe von Informationen an Kollegen,<br />

speziell im innerschulischen Arbeitskreis Abschluss-Stufe.<br />

• Impulse für die Unterrichtsarbeit, Anregungen für die praktische Umsetzung der Kooperation mit außerschulischen Institutionen<br />

bzw. Betrieben.<br />

• Wesentlich besser informiert zu sein, Kollegen innerhalb der Abschluss-Stufe zu informieren und entsprechend für die Schüler<br />

umsetzen zu können.<br />

Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen Schüler<br />

• Bessere Förderungsmöglichkeiten für meine Schüler. Mehr Beratung für Eltern.<br />

• Modul der rechtlichen und sozialen Gesetzgebung, direkter Kontakt mit Behörden. Wie bringe ich einen Schüler dazu, ein realistisches<br />

Bild von sich selbst zu akzeptieren und wie bringe ich Eltern dazu, diese Behinderung in ihren Auswirkungen auf die nachschulischen<br />

Dinge zu verarbeiten.<br />

• Neue Möglichkeiten der Umsetzung in die Praxis bei Elternarbeit, Kontakten zu Ämtern und Diensten und vor allem mit den<br />

Betrieben.<br />

• Einen größeren Überblick zu bekommen, wie man am besten Schülerinnen und Schüler am ersten Arbeitsmarkt unterbringen<br />

kann und welche Möglichkeiten überhaupt noch weiter bestehen, die uns so (noch) nicht bekannt sind.<br />

• Konkrete Anregungen, um mit den Schülern das Thema nachschulische Situation zu besprechen und um die Eltern besser<br />

beraten zu können.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 19<br />

2.4 Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung<br />

Die persönliche Entscheidung für die Teilnahme an der Veranstaltungsreihe begründete<br />

ein großer Teil der Lehrer mit der Verantwortung in der Werkstufe, der Weiterqualifizierung<br />

für diese Aufgaben und die Weiterentwicklung von Strukturen innerhalb der<br />

Schule und mit dem Netzwerk am Arbeitsmarkt. Die Teilnahmemotive setzten also auf<br />

der schulischen Praxis der Berufsvorbereitung von Schülern in den Abschlussklassen<br />

auf. Die teilnehmenden Lehrer wurden deshalb über die Angebote ihrer Schule zur<br />

beruflichen Orientierung in der Werkstufe bzw. in der Abschluss-Stufe gefragt.<br />

Die Schulen, an denen die Teilnehmer tätig sind, boten im Rahmen ihres Unterrichts<br />

(fast) alle einen Grundkanon an Orientierungs-, Entscheidungs- und Bewerbungshilfen<br />

an (vgl. Übersicht 2-9). Es wurden an nahezu allen vertretenen Schulen den Schülern<br />

Hilfestellungen gegeben, die Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt kennen zu<br />

lernen und die eigenen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen.<br />

Nach Bekunden der Lehrer wurden an allen Schulen Informationsveranstaltungen<br />

zusammen mit den Eltern durchgeführt und konkrete Hilfestellungen bei der<br />

Wahl der Erwerbsarbeit oder Ausbildung gegeben.<br />

Bei gut acht von zehn Schulen wurde im Unterricht auch die Bewerbung trainiert. Rund<br />

drei Viertel der Teilnehmer berichteten auch von Projektarbeiten zur Unterstützung der<br />

Berufswahl und –orientierung. Bei sieben von zehn Schulen konnten Schüler Erfahrungen<br />

mit schulinternen Betriebsprojekten, z.B. einer Schuldruckerei, Cafeteria oder ähnlichem,<br />

sammeln. Maßnahmen für die Zukunftsplanung des Einzelnen wurden dagegen<br />

nur bei einem kleinen Teil der Schulen praktiziert.<br />

Der berufsvorbereitende Unterricht wurde ergänzt durch Orientierungsmaßnahmen<br />

zusammen mit den Arbeitsmarktakteuren und fortführenden Fördereinrichtungen. So<br />

waren Schülerbetriebspraktika und Praktika in der Werkstatt für behinderte Menschen<br />

für alle Schulen ein fester Bestandteil der Vorbereitung. Knapp drei Viertel der Schulen<br />

boten auch Betriebserkundungen an.<br />

Die Einrichtungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt kamen offensichtlich in alle vertretenen<br />

Schulen, um Information und Orientierung zu geben. Dazu gehörten die<br />

Schulbesprechung der Berufsberatung, Informationsveranstaltungen der fortführenden<br />

Fördereinrichtungen und nicht zuletzt auch das Angebot von Einzelberatungen durch<br />

die Berufsberatung. Gemeinsame Veranstaltungen bei der Berufsberatung (z.B. Besuch<br />

des Berufsinformationszentrums (BIZ) oder mit den Berufsschulen wurden nach<br />

Bekunden der Teilnehmer nur von einem Teil ihrer Schulen durchgeführt.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 20<br />

Übersicht 2-9<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule I:<br />

Schulinterne Vorbereitung<br />

„Wie häufig haben Schüler der Abschluss-Stufe<br />

im Laufe ihrer schulischen Laufbahn die folgenden Angebote absolviert?“<br />

Hilfestellung beim Erwerb realistischer Einschätzungen<br />

der eigenen Fähigkeiten/Entwicklungsmöglichkeiten<br />

konkrete Hilfestellungen bei der Wahl<br />

einer Erwerbstätigkeit oder Ausbildung<br />

Informationsveranstaltungen oder Beratung für Eltern über<br />

den Berufswahlprozess und mögliche Fördermaßnahmen<br />

Bewerbungstraining, Bewerbungssimulation<br />

Projektarbeit zu Berufswünschen und Berufsorientierung<br />

schulinterne Betriebsprojekte<br />

Organisation/Beteiligung an sog. Zukunftskonferenzen<br />

oder anderen Methoden der individuellen Zukunftsplanung<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Übersicht 2-10<br />

Vermittlung von Kenntnissen über die<br />

Wirtschafts- und Arbeitswelt an die Schüler<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Anteil „immer“ oder „meistens“<br />

19<br />

Angebote der Schule zur beruflichen Orientierung an der Schule II:<br />

Mitwirkung von Arbeitsmarktakteuren<br />

„Wie häufig haben Schüler der Abschluss-Stufe<br />

im Laufe ihrer schulischen Laufbahn die folgenden Angebote absolviert?“<br />

Durchführung von Schülerbetriebspraktika<br />

Praktika oder Arbeitserfahrungen in Werkstätten<br />

für behinderte Menschen (WfbM)<br />

schulische Informationsveranstaltungen mit der<br />

Berufsberatung der Agentur für Arbeit<br />

Informationsveranstaltungen mit oder bei<br />

fortführenden Fördereinrichtungen<br />

Organisation von Einzelberatungen der<br />

Agentur für Arbeit in der Schule<br />

Betriebserkundungen für Schüler<br />

Veranstaltungen in Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsagentur<br />

gemeinsame Veranstaltungen der Schule<br />

mit Berufsschulen<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

71<br />

Anteil „immer“ oder „meistens“<br />

17<br />

50<br />

71<br />

74<br />

86<br />

95<br />

95<br />

93<br />

95<br />

93<br />

93<br />

98<br />

98<br />

98


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 21<br />

Als ein Motiv, die Veranstaltungsreihe des LVR und des LWL zu besuchen, führten<br />

eine Reihe von teilnehmenden Lehrern, insbesondere jene mit größerer Erfahrung in<br />

der Werkstufe, an, man wolle die Netzwerke zu den Arbeitsmarktakteuren und den<br />

fördernden Einrichtungen verbessern. Es ist deshalb interessant, zumindest einen groben<br />

Einblick in die praktischen Vernetzungen bei der Berufsorientierungsaufgabe zu<br />

gewinnen (vgl. Übersicht 2-11). Die intensivste Zusammenarbeit pflegten die Schulen<br />

offensichtlich mit den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). Diese Zusammenarbeit<br />

mit den WfbM wurde von drei Viertel der teilnehmenden Lehrer als sehr förderlich<br />

eingeschätzt; jeder Zehnte bewertete die Zusammenarbeit als förderlich. Auch<br />

die Zusammenarbeit mit den Eltern wurde als äußerst intensiv bewertet; sie wurde als<br />

ausgesprochen förderlich für die Schüler eingeschätzt.<br />

Die Agentur für Arbeit war der drittwichtigste Partner der Schulen bei der Berufsorientierung.<br />

Die Zusammenarbeit wurde überwiegend sehr intensiv praktiziert. Über ein<br />

Drittel der befragten Lehrer bewerteten diese Zusammenarbeit als förderlich, 50 Prozent<br />

sogar als sehr förderlich. Sehr intensiv war auch das Zusammenwirken mit den<br />

Berufsbildungswerken, die nach Ende der Schulzeit ein Teil der Schulabgänger im<br />

Rahmen der beruflichen Ersteingliederung besuchen würde. Die Zusammenarbeit wurde<br />

ähnlich eingeschätzt wie die mit der Berufsberatung.<br />

Der Integrationsfachdienst (IFD) ist noch ein vergleichsweise junges Unterstützungsinstrument<br />

für behinderte Jugendliche auf dem Weg in die Arbeitswelt. Die Zusammenarbeit<br />

war aber bei den meisten Schulen der Veranstaltungsteilnehmer gegeben, wenn<br />

auch nicht mit derselben Intensität wie bei den schon genannten Akteuren. Das liegt<br />

vermutlich daran, dass der IFD einzelfallorientiert beauftragt wird. Die Mitwirkung des<br />

IFD wurde von den Lehrern allerdings als äußerst förderlich bewertet.<br />

Eine deutlich größere Distanz ließen die Aussagen der Teilnehmer in Hinblick auf die<br />

Zusammenarbeit mit Betrieben erkennen. Hier war das Netzwerk offensichtlich weniger<br />

gut ausgeprägt, auch wenn die Kooperation mit Betrieben als sehr positiv eingestuft<br />

wurde. Noch deutlich weniger Zusammenarbeit gab es nach Bekunden der Lehrer mit<br />

fortführenden Berufsschulen bzw. Sonderberufsschulen. Dies hat sicherlich auch damit<br />

zu tun, dass die Lehrer ihre Schüler als überwiegend arbeitsmarktfern einschätzten<br />

und deshalb eher auf Fördereinrichtungen orientiert waren (vgl. dazu den folgenden<br />

Abschnitt 2.5).<br />

Die Zusammenarbeit mit Behinderten- und Elternverbänden spielte bei der Berufsorientierung<br />

der Schulen nach Einschätzung der teilnehmenden Lehrer eine ganz untergeordnete<br />

Rolle: Die Zusammenarbeit war nicht sonderlich ausgeprägt und wurde<br />

auch nicht als so zielführend eingeschätzt wie die mit den anderen Kooperationspartnern.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 22<br />

Übersicht 2-11<br />

Zusammenarbeit: Mittelwerte; Zufriedenheit: Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Zusammenarbeit mit...<br />

...Betrieben<br />

...Berufsschulen bzw. Sonderberufsschulen<br />

...Agentur für Arbeit<br />

...Integrationsfachdienst (IFD)<br />

...Behindertenverbänden<br />

...Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)<br />

...Berufsbildungswerken<br />

...Eltern der Schüler<br />

...Elternverbänden oder -initiativen 2,8<br />

Zusammenarbeit der Schule mit Einrichtungen<br />

Intensität der<br />

Zusammenarbeit<br />

gar nicht<br />

0 5 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

2,7<br />

4,2<br />

5,3<br />

sehr intensiv<br />

6,1<br />

6,9<br />

7,8<br />

8,5<br />

8,2<br />

wenig<br />

förderlich<br />

16<br />

14<br />

14<br />

17<br />

38<br />

10 13<br />

8<br />

28<br />

35<br />

Bewertung der<br />

Kooperation<br />

22<br />

14<br />

40<br />

39<br />

36<br />

förderlich<br />

29<br />

35<br />

59<br />

66<br />

75<br />

sehr<br />

förderlich<br />

2.5 Vorstellungen über die Rolle der Schule bei der Berufswahlvorbereitung<br />

der Schüler<br />

Die Frage, wie sehr die Förderschule ihre Schüler bei der Berufswahl und dem Übergang<br />

in die Arbeitswelt unterstützen soll, haben die Teilnehmer für sich weitgehend<br />

eindeutig beantwortet. Einhellig teilten sie das Verständnis, dass die Schüler im Interesse<br />

einer selbstverantwortlichen Berufswahlentscheidung unterstützt werden müssen.<br />

Es sei deshalb Aufgabe der Schule, ihre Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />

vorzubereiten (vgl. Übersicht 2-12). Mit diesem Verständnis sahen sich die<br />

Teilnehmer überwiegend im Konsens mit dem Kollegium ihrer Schule. Allerdings deuteten<br />

die Einschätzungen auch darauf hin, dass diese Haltung nicht von allen Kolleginnen<br />

und Kollegen geteilt würde.<br />

Sehr heterogen waren die Rollenvorstellungen im Teilnehmerkreis hinsichtlich der<br />

nachfolgenden Förderinstitutionen, die ein Teil der Schüler durchlaufen würde. Zwei<br />

Drittel der Lehrer in der Veranstaltungsreihe stimmten zwar zu, dass es eine vordringliche<br />

Aufgabe der Schule sei, auf die nächsten Förderinstitutionen vorzubereiten. Allerdings<br />

stand die Zustimmung unter deutlich erkennbaren Einschränkungen.<br />

73<br />

43<br />

50<br />

50<br />

29<br />

26


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 23<br />

Übersicht 2-12<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre Schüler<br />

auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten.<br />

Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen, selbstverantwortlich<br />

eine Berufswahlentscheidung zu treffen.<br />

Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre Schüler auf<br />

eine Erwerbsarbeit auf d. ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />

Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht darin,<br />

ihre Schüler auf d. nächste Förderinstitution vorzubereiten.<br />

WfbM bieten einen Schutzraum, den<br />

behinderte Menschen benötigen.<br />

Die WfbM hat viel bessere Möglichkeiten, unsere<br />

Absolventen auf eine Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />

Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />

einer WfbM unterzubringen als ihn den Unsicherheiten in<br />

einem normalen Betrieb zu überlassen.<br />

Die WfbM kann bestenfalls Ersatzlösung sein für Abgänger,<br />

die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />

2 5<br />

5<br />

14<br />

7<br />

12<br />

21<br />

10<br />

5<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Meinungen über Schule und Arbeitswelt<br />

persönliche Meinung<br />

teile ich voll und ganz<br />

teile ich überwiegend<br />

19<br />

31<br />

29<br />

36<br />

33<br />

19<br />

21<br />

48<br />

26<br />

55<br />

29<br />

45<br />

71<br />

81<br />

38<br />

36<br />

38<br />

60<br />

Zustimmung des Kollegiums<br />

teilen fast alle<br />

teilt die Mehrheit d. Kollegiums<br />

Die Mehrheit der Teilnehmer sah die Vorbereitung auf eine Erwerbsarbeit am ersten<br />

Arbeitsmarkt als eine der Aufgaben der Förderschule. Nur sieben Prozent waren der<br />

Ansicht, dass dies nicht die Aufgabe der Förderschule sei. Bemerkenswert war, dass<br />

die befragten Lehrer bei einem nennenswerten Teil ihres Kollegiums andere Erwartungen<br />

verspürten: 38 Prozent mutmaßten, dass die Mehrheit ihrer Kollegen keine Vorbereitung<br />

auf eine Erwerbsarbeit am ersten Arbeitsmarkt anziele.<br />

Die Alternative am zweiten Arbeitsmarkt, ein geschützter Arbeitsplatz in einer Werkstatt<br />

für behinderte Menschen, wurde im Teilnehmerkreis und offensichtlich auch in den<br />

Kollegien durchaus unterschiedlich betrachtet. Für acht von zehn Teilnehmern bildete<br />

die WfbM einen Schutzraum, den behinderte Menschen benötigten. Nach Wahrnehmung<br />

der Teilnehmer sah dies ihr Kollegium ähnlich. Aus dem hohen Anteil an eingeschränkter<br />

Zustimmung wird allerdings sichtbar, dass hier auch Vorbehalte bestanden.<br />

Dies wird auch bei den nachfolgenden Einschätzungen deutlich:<br />

• Nur vier von zehn Teilnehmern meinten, dass die Werkstätten bessere Möglichkeiten<br />

haben, auf die Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />

• Genauso viele sahen die WfbM als echte Alternativen zum ersten Arbeitsmarkt: Es<br />

sei im Zweifelsfalle besser, einen Schulabsolventen in einer WfbM unterzubringen<br />

als ihn den Unsicherheiten in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarkts auszusetzen.<br />

48<br />

33<br />

43<br />

26<br />

17


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 24<br />

• Dagegen bewertete jeder dritte Teilnehmer die WfbM lediglich als Ersatzlösung für<br />

Schulabsolventen, die sich nicht auf den ersten Arbeitsmarkt platzieren können.<br />

Bei allen drei Einschätzungen sahen sich die Teilnehmer der Veranstaltungsreihe nicht<br />

immer im Konsens mit den Kolleginnen und Kollegen.<br />

Bemerkenswert ist an dieser Stelle die differenzierte Einschätzung von Lehrern mit<br />

unterschiedlichen Förderschwerpunkten. Unter dem Vorbehalt der sehr geringen Fallzahlen<br />

zeichnete sich doch eine Tendenz ab, dass bei Lehrern mit Förderschwerpunkt<br />

körperliche und motorische Entwicklung die Werkstatt für behinderte Menschen etwas<br />

häufiger als Schutzraum für ihre Schüler gesehen wurde. Von diesen Lehrern wurde<br />

die Aufgabe der Schule, auf Fördereinrichtungen vorzubereiten, stärker betont als von<br />

ihren Kollegen anderer Schulen.<br />

Übersicht 2-13<br />

Angaben in Prozent;<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

Nach Ansicht der Befragten hätten unter ihren Schülern<br />

realistische Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt...<br />

alle Schüler<br />

etwa die Hälfte<br />

etwa ein Viertel<br />

weniger als ein Viertel<br />

gar kein Schüler<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

2<br />

5<br />

14<br />

57<br />

21<br />

Der Hintergrund für die beschriebene Haltung der Lehrer wird greifbar, wenn man die<br />

Einschätzungen nach den Berufschancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

hinzuzieht (vgl. Übersicht 2-13). Jeder fünfte Teilnehmer ging davon aus, dass seine<br />

Schüler keinerlei Möglichkeit hätten, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu platzieren.<br />

Mehr als die Hälfte der Veranstaltungsteilnehmer erwartete, dass weniger als ein Viertel<br />

der Schüler realistische Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt hätte. Lediglich ein<br />

Fünftel der Lehrer sah für mehr als ein Viertel der Schüler eine entsprechende Chance.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 25<br />

Diese Einschätzungen erklären, weshalb die Schule auch nicht als Vorbereitung für<br />

eine betriebliche Arbeitswelt gesehen wurde. Auf eine direkte Nachfrage erklärten lediglich<br />

vier der 42 Lehrer ihre Schüler mehrheitlich als geeignet für eine reguläre betriebliche<br />

Ausbildung. Zwei Drittel erachteten dagegen eine duale Ausbildung für völlig<br />

ungeeignet. Ein Viertel sah zumindest für eine Minderheit eine entsprechende Chance.<br />

Selbst eine abgestufte Ausbildung unterhalb von § 28 BBiG betrachtete nur jeder<br />

Sechste als geeignet für die Mehrheit seiner Schüler. Zumindest wurde dies aber als<br />

eine Maßnahme für einen kleineren Teil der Schüler gesehen. Und selbst eine ungelernte<br />

Tätigkeit in einem Betrieb war nur für jeden Siebten eine Alternative für die Mehrheit<br />

der Schüler. Die besten Chancen, die Schulabsolventen am ersten Arbeitsmarkt zu<br />

platzieren, lagen nach Ermessen der Lehrkräfte in betrieblichen Einzelmaßnahmen.<br />

Übersicht 2-14<br />

Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Geeignet ist ...<br />

reguläre Vollausbildung in<br />

einem Betrieb ...<br />

reguläre Vollausbildung in einer<br />

überbetrieblichen Einrichtung ...<br />

abgestufte Ausbildung in einer überbetrieblichen<br />

Einrichtung (keine Vollausbildung) ...<br />

Aufnahme einer Arbeit ohne<br />

Berufsausbildung ...<br />

abgestufte Ausbildung in einem Betrieb<br />

(keine Vollausbildung) ...<br />

Förderlehrgang bei einer überbetrieblichen<br />

Einrichtung ...<br />

individuelle innerbetriebliche<br />

Einzelmaßnahme ...<br />

für keinen bzw.<br />

fast keinen<br />

Schüler<br />

Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) ...<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

20<br />

31<br />

33<br />

26<br />

14<br />

67<br />

33<br />

für eine Minderheit<br />

ihrer<br />

Schüler<br />

69<br />

57<br />

62<br />

52<br />

55<br />

40<br />

10<br />

26<br />

17<br />

5<br />

10<br />

12<br />

12<br />

12<br />

für die Mehrheit<br />

ihrer<br />

Schüler<br />

2<br />

21<br />

19<br />

2<br />

2<br />

5<br />

2<br />

7<br />

57<br />

für alle<br />

oder fast<br />

alle ihrer<br />

Schüler<br />

Auch die Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungs- und Reha-Einrichtungen wurde<br />

nur für einen Teil der Schüler als Chance erachtet. So bewerteten rund zwei Drittel der<br />

Lehrer eine abgestufte, behindertengerechte Ausbildung, z.B. in einem Berufsbildungswerk,<br />

für einen Teil der Schüler als denkbare Alternative. Ähnlich hoch war der<br />

Anteil der Teilnehmer, die einen Förderlehrgang als geeignete Maßnahme sahen.<br />

Selbst für die Sonderausbildungseinrichtungen war nach überwiegend geteilter Meinung<br />

der Lehrer nur ein Teil der Schüler geeignet.<br />

17


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 26<br />

Vor dem Hintergrund dieser ernüchternden Einschätzung verwundert es wenig, dass<br />

fast drei Viertel der befragten Lehrer eine Chance für die Mehrheit ihrer Schüler in der<br />

Werkstatt für behinderte Menschen sahen. Dies erklärt auch, warum die Werkstätten<br />

im Kooperationsnetzwerk eine so große Bedeutung hatten und haben (vgl. Übersicht 2-<br />

11) und ein bemerkenswert großer Anteil der Lehrer die WfbM als Schutzraum und<br />

geschützten Arbeitsmarkt betrachtete (Übersicht 2-12).<br />

In dieser Einschätzung, abgegeben zu Beginn der Veranstaltungsreihe, kam eine gewisse<br />

Ohnmacht der Teilnehmer zum Ausdruck. Auf eine direkte Frage, wie groß ihr<br />

Handlungsspielraum bei der Gestaltung der Laufbahnentscheidungen und der Übergangsprozesse<br />

ihrer Schüler sei, schätzten die Teilnehmenden diesen nicht sonderlich<br />

hoch ein. Auf einer Skala von 1 („überhaupt kein Spielraum“) bis 10 („sehr großer<br />

Spielraum“) lag der Mittelwert für alle Teilnehmer bei 5,9. Allerdings gab es zwei sehr<br />

bemerkenswerte Unterschiede:<br />

• Lehrer mit viel Erfahrung aus der Arbeit mit Abschluss-Stufen bewerteten ihre<br />

Handlungsspielräume signifikant größer als solche mit wenig Erfahrung.<br />

• Jüngere Lehrer unter 40 Jahre sahen ebenfalls deutlich größere Handlungsmöglichkeiten<br />

als ihre älteren Kollegen.<br />

Übersicht 2-15<br />

Mittelwerte<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

nach Erfahrung mit<br />

Abschluss-Stufen:<br />

Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />

Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />

Gesamt<br />

..viel Erfahrung<br />

..einige bis wenig Erfahrung<br />

nach Altersgruppen:<br />

bis 40 Jahre<br />

zwischen 40 und 50 Jahren<br />

51 Jahre und älter<br />

Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />

überhaupt kein<br />

Spielraum<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

4,9<br />

5,3<br />

5,5<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

5,9<br />

6,3<br />

7,0<br />

sehr großer<br />

Spielraum<br />

Eine spannende Frage war, ob die Veranstaltung zu einer Veränderung dieser Einschätzungen<br />

beitragen könnte. Erweiterten sich möglicherweise die Perspektiven für


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 27<br />

die Teilnehmer? Oder relativierten sich die Hoffnungen vielleicht sogar angesichts der<br />

Fakten? Diese Frage wurde zum Ende des Vorhabens noch einmal aufgeworfen.<br />

2.6 Informationsstand über die Themen der Weiterbildungsreihe<br />

Die beiden Landschaftsverbände hatten die Veranstaltungsreihe auf der Basis ihrer<br />

breiten Erfahrungen aus der beruflichen Integration von behinderten jungen Menschen<br />

konzipiert. Ob sie damit das Bedürfnis der Teilnehmer trafen, war deshalb gleich zu<br />

Beginn der Weiterbildung eine erste wichtige Bewertungsfrage. Im Rahmen der Eingangsbefragung<br />

wurden die Teilnehmer deshalb gebeten, für jeden der geplanten Themenbereiche<br />

anzugeben, wie wichtig er für sie selber ist und wie hoch der eigene Informationsstand<br />

dazu ist (vgl. Übersichten 2-16 und 2-17).<br />

Durchgängig wurden alle Themenbereiche der Veranstaltung als wichtig oder sehr<br />

wichtig bewertet. Nur bei wenigen Themen ließ eine kleine Gruppe von Teilnehmern<br />

erkennen, dass sie diesem Thema etwas weniger Gewicht beimaßen. Im Großen und<br />

Ganzen trafen die Veranstaltungsplaner ganz offensichtlich das Interesse ihres Auditoriums.<br />

Übersicht 2-16<br />

Informiertheit: Mittelwerte; Wichtigkeit: Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Möglichkeiten unterschiedlicher Kooperationen von Schule im<br />

Prozess des Übergangs in Ausbildung und Erwerbsleben<br />

Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildung<br />

und Wichtigkeit der Themen I<br />

Nutzen der Kooperationen mit diesen Institutionen<br />

für den Übergangsprozess der Schüler<br />

Grundsätze und Methode der sogenannten Zukunftswerkstatt<br />

zur Unterstützungder persönlichen Zukunftsplanung<br />

Einsatzmöglichkeiten der Methode der<br />

Zukunftswerkstatt in der schulischen Arbeit<br />

Auswirkungen und Erleben von Behinderung,<br />

insbesondere bei Schülern im Jugendalter<br />

Möglichkeiten und Chancen im Arbeitsleben<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

Gesetzliche Fördermöglichkeiten beim Übergang von der<br />

Schule in Ausbildung u. Erwerbsleben, z.B. nach SGB II, III, IX<br />

Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />

und Agentur für Arbeit<br />

Grundlagen betriebswirtschaftlicher Abläufe, wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen und ökonomische Trends<br />

Geeignete Strategien für den<br />

schulischen Kontakt zu Arbeitgebern<br />

Informiertheit Wichtigkeit des Themas<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

2,9<br />

2,4<br />

4,9<br />

4,9<br />

4,4<br />

4,1<br />

6,1<br />

6,3<br />

5,8<br />

7,6<br />

sehr<br />

gut<br />

0 5 10<br />

2<br />

2<br />

2<br />

5<br />

17<br />

12<br />

5<br />

wenig<br />

wichtig<br />

14<br />

40<br />

31<br />

45<br />

43<br />

50<br />

36<br />

33<br />

31<br />

38<br />

52<br />

wichtig<br />

60<br />

67<br />

50<br />

45<br />

52<br />

57<br />

60<br />

62<br />

sehr<br />

wichtig<br />

Der eigene Informationsstand zu den Themen wurde, gemessen auf einer Skala von 1<br />

(„überhaupt nicht informiert“) bis 10 („sehr gut informiert“), sehr unterschiedlich eingeschätzt.<br />

So fühlten sich die Lehrenden besonders gut informiert über die Auswirkungen<br />

48<br />

36


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 28<br />

von Behinderung auf Jugendliche. Auch die typischen Verhaltensmuster in Familien mit<br />

behinderten Jugendlichen waren ihnen vertraut. Entsprechend waren ihre Kenntnisse<br />

bezüglich der Unterstützungsmöglichkeiten von Eltern nach eigenem Bekunden vergleichsweise<br />

gut.<br />

Am wenigsten informiert zeigten sich die befragten Lehrer bezüglich der Methoden der<br />

Zukunftsplanung und ihrer Einsatzmöglichkeiten in der Schule. Auch die Diagnoseverfahren<br />

MELBA (im <strong>Rheinland</strong>) und Dia-Train (in Westfalen) waren den meisten relativ<br />

unbekannt.<br />

Übersicht 2-17<br />

Informiertheit: Mittelwerte; Wichtigkeit: Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Informiertheit über die geplanten Themen der Fortbildung<br />

und Wichtigkeit der Themen II<br />

Das MELBA-Verfahren zur<br />

Feststellung von Fähigkeiten (nur LVR)<br />

Das Dia-Train-Verfahren zur Erhebung<br />

oder Feststellung von Fähigkeiten (nur LWL)<br />

Andere Verfahren zur Erhebung<br />

oder Feststellung von Fähigkeiten<br />

Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung<br />

für Menschen mit Behinderungen<br />

Durchführung von professionellen persönlichen, telefonischen<br />

oder schriftlichen Bewerbungen<br />

Umgang mit Handicaps<br />

im Bewerbungsprozess<br />

Geeignete Argumente für die Einstellung von<br />

schwerbehinderten Menschen aus betrieblicher Sicht<br />

Typische Verhaltensmuster und Systeme<br />

in Familien mit behinderten Jugendlichen<br />

Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im Loslösungsprozess<br />

anzuregen und zu begleiten<br />

Möglichkeiten für Lehrer, die eigene Rolle beim Übergang der<br />

Schüler ins Erwerbsleben stärker wahrzunehmen und zu<br />

gestalten<br />

Informiertheit Wichtigkeit des Themas<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

1,6<br />

3,2<br />

4,5<br />

4,1<br />

5,2<br />

6,2<br />

5,6<br />

6,8<br />

6,5<br />

5,7<br />

sehr<br />

gut<br />

0 5 10<br />

15<br />

12<br />

5<br />

14<br />

14<br />

7<br />

7<br />

7<br />

wenig<br />

wichtig<br />

19<br />

50<br />

33<br />

29<br />

33<br />

33<br />

43<br />

43<br />

wichtig<br />

55<br />

55<br />

43<br />

sehr<br />

wichtig<br />

Alle anderen Themenbereiche waren im Durchschnitt aller Teilnehmergruppen im mittleren<br />

Bereich platziert. Es gab also bereits in vielen Themen Vorkenntnisse, die man<br />

aber offensichtlich mit Hilfe der Veranstaltungsreihe weiter verbessern wollte. Inwieweit<br />

das gelingen würde, wurde später anhand der Nachbefragungen untersucht.<br />

Die beiden vorangestellten Übersichten geben die jeweiligen Mittelwerte für alle Teilnehmer<br />

wieder. Dahinter stehen natürlich individuelle Unterschiede und Varianzen zwischen<br />

Gruppen von Teilnehmern.<br />

Um den individuellen Informationsstand zusammenfassend zu beschreiben, wurde für<br />

jede Person aus den Selbsteinschätzungen des Informationsstands zu den 19 abgefragten<br />

Inhalten ein Summenindex gebildet und der Mittelwert berechnet. Diese Mittelwerte<br />

wurden dann gruppiert: Lag der Mittelwert unter vier, so wurde der Informations-<br />

45<br />

60<br />

52<br />

62<br />

60<br />

15<br />

50<br />

50<br />

31<br />

38


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 29<br />

stand als „gering“ eingestuft, bei Werten von sechs und mehr als „hoch“ und der Zwischenbereich<br />

als „mittel“ (vgl. Übersicht 2-18). Nach dieser Indizierung wies die Selbsteinschätzung<br />

der Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltungsreihe eine hohe Varianz<br />

auf. 29 Prozent der Teilnehmer hatten einen vergleichsweise hohen Informationsstand<br />

über die relevanten Themen, rund die Hälfte einen mittleren und ein Viertel einen niedrigen.<br />

Die Teilnehmergruppe war also insgesamt heterogen zusammengesetzt. Diese<br />

Selbsteinschätzung korrespondierte mit den Erfahrungen mit Abschluss-Stufen: Lehrer,<br />

die vor Fortbildungsbeginn eine Abschlussklasse hatten und nach eigener Einschätzung<br />

über viel Erfahrung mit Abgangsklassen verfügten, wiesen auch einen insgesamt<br />

höheren Informationsstand auf. Wie eingangs gezeigt wurde, unterschieden sich die<br />

beiden Veranstaltungsreihen im <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen insbesondere bei diesen<br />

beiden Merkmalen. Insofern verwundert es nicht, dass die rheinischen Lehrer einen<br />

höheren durchschnittlichen Informationsstand aufwiesen als ihre Kollegen in der Veranstaltungsreihe<br />

in Westfalen. Es wird gezeigt werden, dass dies durchaus auch in die<br />

späteren Bewertungen der Veranstaltungen und der Veranstaltungsreihe einfloss.<br />

Übersicht 2-18<br />

Angaben in Prozent<br />

Vorabbefragung 2006, gesamt n = 42<br />

Index: Informationsstand der Lehrer über alle Themen der Fortbildungsreihe<br />

Index: Informationsstand über Themen der Fortbildungsreihe<br />

gering<br />

mittel<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

26<br />

45<br />

29<br />

hoch<br />

Variable „Informationsstand über alle Themen der Fortbildungsreihe“ wurde nicht direkt erhoben,<br />

sondern als Index aus den Antworten zu den 19 vorgestellten Seminarinhalten in folgenden Schritten gebildet:<br />

1) Intraindividuelle Summenbildung über die 10-er Skala von 1 „überhaupt nicht informiert“ bis 10 „sehr gut informiert“<br />

über alle 19 Inhalte,<br />

2) Bildung von Mittelwerten je Befragter/Befragtem<br />

3) Gruppierung der Mittelwerte:<br />

Skalenmittelwert unter 4 = gering, Skalenmittelwert von 4 bis unter 6 = mittel, Skalenmittelwert von 6 und darüber = hoch.<br />

Skalenmittelwerte von 2 und darunter sowie Werte über 8 wurden empirisch nicht erzielt.<br />

Ergänzend zu der standardisierten Einschätzung der Themenbereiche hatten die Teilnehmer<br />

auch Gelegenheit, noch Themen zu benennen, die aus ihrer Sicht in der Fortbildungsreihe<br />

nicht ausreichend berücksichtigt seien (vgl. dazu Übersicht 2-19). Es<br />

wurden von sieben Teilnehmern neun Nennungen gemacht:


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 30<br />

• Vier dieser Nennungen thematisierten die besondere Problematik von Schwerst-<br />

und Mehrfachbehinderten. Genannt wurden die Übergangsmöglichkeiten dieser<br />

Gruppe in Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt und in die WfbM sowie die rechtlichen<br />

Voraussetzungen für eine Beschäftigung in der WfbM. Zu diesem Komplex<br />

zählte auch die Frage der Richtlinien der Förderschule bezüglich einer Eingliederung<br />

in die WfbM.<br />

• Zwei Nennungen entfielen auf den Themenbereich Betriebe. Diese Teilnehmer<br />

mochten mehr über Aspekte der regionalen Wirtschaft erfahren und Kontakte zu<br />

Betrieben thematisieren.<br />

• Eine Nennung setzte sich für den Einsatz von unterstützenden Unterrichtsmaterialien<br />

ein.<br />

• Eine Nennung verwies auf die Folgen der finanziellen Umstrukturierung und Budgetierung<br />

im Eingliederungsprozess.<br />

Übersicht 2-19<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Ja<br />

(insgesamt<br />

7 Angaben)<br />

nein<br />

17<br />

76<br />

weiterer Fortbildungsbedarf zu Themen,<br />

die in der Reihe noch nicht genügend berücksichtigt sind<br />

• Problematik der Aufnahme von Schwerstbehinderten in die Wirtschaft,<br />

mehrfach behinderte Schüler, die sowohl Schwierigkeiten beim Sehen<br />

haben und beim Lernen, also blind und lernbehindert sind<br />

• Stärker auf die Schwerstbehinderten eingehen, rechtliche<br />

Voraussetzungen, um Schwerstmehrfachbehinderte in die WfbM zu<br />

integrieren.<br />

• Aspekte der Wirtschaft und der Betriebe im Geltungsbereich<br />

<strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />

• Ganz wichtig: Kontakt zu Betrieben.<br />

• Einsatz von Materialien, die unterstützend im Unterricht<br />

eingesetzt werden können.<br />

• Folgen der finanziellen Umstrukturierung/Budgetierung auf<br />

Eingliederungsprozesse<br />

• Mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Lehrer bei der beruflichen<br />

Eingliederung der Schüler.<br />

• Bedeutung des Richtlinienbezugs der Förderschule, geistige<br />

Entwicklung oder Lernen für die Eingliederung in die WfBM.<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 31<br />

2.7 Zusammenfassung: Ausgangslage vor Beginn der Reihe<br />

Der Teilnehmerkreis dieser ersten Weiterbildungsreihe setzte sich vergleichsweise<br />

heterogen zusammen. Sowohl der Erfahrungshorizont bezüglich der Anforderungen in<br />

einer Abschluss-Stufe als auch der Informationsstand über die geplanten Themen der<br />

Fortbildungsreihe waren breit gestreut. Die Veranstalter und Lehrkräfte standen zu<br />

Beginn vor der Aufgabe, diese Unterschiede entsprechend zu überbrücken und den<br />

Teilnehmerkreis zu integrieren.<br />

Die Motivation aller Teilnehmer, aber auch ihre Erwartungen an die Weiterbildung waren<br />

hoch. Im Wesentlichen verbanden die Teilnehmer drei Zielsetzungen mit ihrem<br />

Veranstaltungsbesuch: Erweiterung der persönlichen Qualifikationen, Anregung für die<br />

organisatorische Umsetzung, Verbesserung der Förderungsmöglichkeiten für die eigenen<br />

Schüler.<br />

Eine Triebkraft für die Teilnahme war offenkundig der persönliche Wille, den behinderten<br />

Schülern bei ihrem äußerst schweren Zugang in die Arbeitswelt die notwendige<br />

Unterstützung zu geben. Normale Ausbildungen oder eine ungelernte Tätigkeit auf<br />

dem ersten Arbeitsmarkt schlossen die Lehrer für ihre Schüler weitgehend aus. Geförderte<br />

Ausbildungen in Sondereinrichtungen waren nach Einschätzung der beteiligten<br />

Lehrer auch eher für einen kleineren Teil der Schüler geeignet. Vor diesem Hintergrund<br />

kam in der Wahrnehmung der Beteiligten vor allem die Werkstatt für behinderte Menschen<br />

als alternative, geschützte Beschäftigungsmöglichkeit in Betracht.<br />

Die Berufswahl vorbereitenden Aktivitäten der Schulen waren nach Darstellung der<br />

Teilnehmer breit angelegt und es bestand ein Netzwerk an externen Akteuren, die an<br />

der Berufsvorbereitung mitwirkten. Offensichtlich lag ein Bestreben der Lehrer darin,<br />

dieses Angebot und die Kooperationsnetze weiter zu verbessern resp. sich für diese<br />

Anforderungen zu qualifizieren.<br />

Inwieweit die Veranstaltungsreihe diese Erwartungen erfüllte und welchen Beitrag sie<br />

lieferte, den Informationsstand der Lehrenden zu verbessern, bewerteten die Teilnehmer<br />

im Anschluss an die Reihe.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 32<br />

3 Spontane Bewertungen der einzelnen Fortbildungsmodule<br />

Von September 2006 bis Juni 2007 fand die Fortbildungsreihe der beiden Landschaftsverbände<br />

statt. Diese Reihe war so konzipiert worden, dass die inhaltsgleichen Seminare<br />

weitestgehend von denselben Dozenten durchgeführt werden konnten. Ausnahmen<br />

waren wenige Module, die u.a. mit eigenem Personal der Landschaftsverbände<br />

oder durch unterschiedliche Referenten bestritten wurden (M4: Förderrecht, M5: Arbeitsplatzeinrichtung,<br />

M5: MELBA). Durch den Wunsch, die Dozenten für beide Seminarreihen<br />

zu verpflichten, ergab sich notwendigerweise, dass die beiden Reihen nach<br />

unterschiedlichen inhaltlichen Abfolgen der Module aufgebaut werden mussten. Ob<br />

sich im Rahmen der Evaluation Hinweise auf eine günstigere oder weniger günstige<br />

Abfolge der Fortbildungsinhalte ableiten lassen, ist dabei ein interessanter Nebeneffekt<br />

dieser zunächst organisatorischen Notwendigkeit.<br />

Die Übersichten enthalten der Kürze halber die Abkürzungen LVR für die Gruppe aus<br />

dem <strong>Rheinland</strong> und LWL für die Gruppe aus Westfalen.<br />

Übersicht 3-1<br />

Überblick: Abfolge der Seminare in den beiden Landschaftsverbänden<br />

M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

M2: Zukunftswerkstatt<br />

M3: Behinderungsverarbeitung<br />

M4: Förderrecht<br />

M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />

M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />

M5: Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten:<br />

MELBA (nur LVR)<br />

M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />

M6: Bewerbungstraining<br />

M7: Elternarbeit<br />

M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />

Nr. + Termine<br />

LVR<br />

(1) September 2006<br />

(7) April 2007<br />

(3) Oktober 2006<br />

(4) Dezember 2006<br />

(2) September 2006<br />

(5) Januar 2007<br />

(6) März 2007<br />

(8) Juni 2007<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Nr. + Termine<br />

LWL<br />

(1) September 2006<br />

(2) September 2006<br />

(4) Dezember 2006<br />

(3) Oktober 2006<br />

(6) März 2007<br />

(5) Februar 2007<br />

(7) April 2007<br />

(8) Juni 2007<br />

Wie eingangs bereits erörtert, sollte die Evaluation die Inhalte der Seminare anhand<br />

der vorbereitenden Befragungen der Dozenten und Veranstalter differenziert erheben<br />

und diese Inhalte aus Sicht der Teilnehmer detailliert bewerten. Um spontane und direkte<br />

Informationen und Bewertungen über die einzelnen Seminarmodule zu erhalten,<br />

wurde jedes der einzelnen Seminarmodule anhand eines schriftlichen Selbstausfüllers


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 33<br />

direkt im Anschluss an die Veranstaltung einer spontanen Bewertung unterzogen. Über<br />

die Gesamtbewertung der Reihe wird als Ergebnis der telefonischen Nachbefragung in<br />

Kapitel 4 berichtet.<br />

Die schriftlichen Fragebögen wurden von den Veranstaltern ausgegeben, von ihnen<br />

wieder eingesammelt und an <strong>infas</strong> weitergeleitet. Die Antwortbereitschaft der Teilnehmer<br />

war hoch. Alle Auswertungen basieren auf den jeweils ausgefüllten Fragebögen<br />

und auf den hierin gültigen Angaben. Aufgrund der üblichen und erwartbaren krankheitsbedingten<br />

Ausfälle lagen für die Seminare nicht immer alle Fragebögen vollständig<br />

vor. Zudem reduzierte sich die ursprüngliche Teilnehmerzahl im Laufe des Fortbildungsjahres<br />

um insgesamt drei Personen auf 39 Teilnehmer.<br />

Der Fragebogen war jeweils so aufgebaut, dass zunächst einige organisatorische Aspekte<br />

und Rahmenbedingungen, aber auch qualifikatorische Aspekte der Dozenten<br />

Gegenstand waren, dann die geplanten Inhalte der Seminare und die Zielsetzungen<br />

bewertet werden sollten und abschließend die Gesamtzufriedenheit mit dem Seminar<br />

erfasst wurde. Außerdem bestand die Möglichkeit zu einem offenen Kommentar.<br />

Im folgenden Kapitel 3 dieses Berichts sind die zentralen Ergebnisse in zusammengefasster<br />

Form dargestellt. Neben den vorgestellten Ergebnissen liegen aus den ausgefüllten<br />

Fragebögen eine Reihe umfassender Detailbewertungen der Teilnehmer zu den<br />

postulierten Lernzielen und den einzelnen Seminarinhalten vor, die in die Gesamtbewertung<br />

der einzelnen Module mit integriert wurden.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 34<br />

3.1 Gesamtbewertungen der Seminare im Überblick<br />

Um einen ersten Überblick über die Teilnehmersicht der Seminare zu gewinnen, ist die<br />

Gesamtzufriedenheit der Teilnehmer mit den einzelnen Seminaren ein geeigneter Indikator.<br />

Dabei werden die Seminare getrennt nach ihrem Veranstaltungsort <strong>Rheinland</strong><br />

oder Westfalen betrachtet; nur die gemeinsam durchgeführten Seminare werden gemeinsam<br />

ausgewertet.<br />

Zunächst lässt sich festhalten, dass die Bandbreite der spontanen Seminarbewertungen<br />

erstaunlich hoch ausfiel. Sowohl zwischen den einzelnen Seminarmodulen als<br />

auch zwischen den Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen unterschieden<br />

sich die Bewertungen erheblich.<br />

Übersicht 3-2<br />

Mittelwerte<br />

Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />

M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

Gesamtzufriedenheit mit den Seminarmodulen bzw. Seminartagen<br />

M2: Zukunftswerkstatt 1,1<br />

M3: Behinderungsverarbeitung<br />

M4: Betr. Denken und Handeln I<br />

M4: Förderrecht<br />

M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />

M5: MELBA (nur LVR)<br />

M6: Betr. Denken und Handeln II<br />

M6: Bewerbungstraining<br />

M7: Elternarbeit<br />

M8: Moderation Übergangsprozess<br />

sehr<br />

unzufrieden<br />

LVR gesamt LWL<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

4,1<br />

4,4<br />

gesamt<br />

6,9<br />

6,9<br />

7,7<br />

LVR 7,9 LWL<br />

6,6<br />

gesamt<br />

8,2<br />

8,4<br />

8,3<br />

8,7<br />

9,0<br />

8,8<br />

8,8 9,4<br />

8,7<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

9,6 9,6<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Aus beiden Regionen gleichermaßen positiv wurden die Seminare zum Modul 6, nämlich<br />

zum 2. Teil der Veranstaltung Betriebliches Denken und Handeln, sowie zum<br />

Bewerbungstraining beurteilt. Mit durchschnittlichen Bewertungen von 9,6 bzw. 9,4<br />

und 8,8 äußerten sich die Teilnehmer in hohem Maße zufrieden.<br />

Fast ebenso hoch war auch die Zufriedenheit mit dem ersten Teil der Veranstaltung<br />

zum Betrieblichen Denken und Handeln, der - von derselben Dozentin - im Rahmen<br />

des Moduls 4 bearbeitet wurde.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 35<br />

Gut aufgenommen wurde auch der Seminartag zu Modul 5 MELBA, der jedoch nur für<br />

die Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> angeboten wurde. Die Parallelveranstaltung für die<br />

Gruppe aus Westfalen (DIATRAIN) entfiel aus krankheitsbedingten Gründen.<br />

Auch die Gesamtbewertungen zu den gemeinsam durchgeführten Eingangs- und Abschlussveranstaltungen<br />

Modul 1 und 8 fanden positiven Rückhall, wobei die Abschlussveranstaltung<br />

sogar im Vergleich noch ein wenig besser abschnitt.<br />

Modul 7 Elternarbeit und Modul 4 Förderrecht wurden insgesamt noch recht positiv<br />

bewertet, allerdings mit besseren Bewertungen bezüglich der rheinischen Veranstaltung<br />

als bezüglich des westfälischen Seminars.<br />

Es zeichneten sich allerdings drei kritisch zu betrachtende Seminare ab:<br />

• Modul 5 Arbeitsplatzeinrichtung: Hier lagen beide Gruppen nur im mittleren Bewertungsbereich;<br />

dabei fiel die Bewertung der Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> noch<br />

deutlich schlechter als bei der Gruppe aus Westfalen aus.<br />

• Modul 3 Behinderungsverarbeitung: Hierzu lagen die Bewertungen aus Westfalen<br />

mit einem durchschnittlichen Urteil von 8,7 im sehr guten Bereich, während die<br />

Bewertungen aus dem <strong>Rheinland</strong> mit einem durchschnittlichen Urteil von 4,1 erhebliche<br />

Kritik ausdrückten.<br />

• Zu Modul 2 Zukunftswerkstatt fielen die Meinungen schließlich vollständig auseinander:<br />

Während die Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> im Schnitt nur eine 1,1<br />

vergaben und damit ganz massiv ihren Unmut kundtaten, wurde das inhaltsgleiche<br />

Seminar von den Teilnehmern aus Westfalen mit einem Wert von 7,9 durchaus<br />

positiv bewertet.<br />

Die Fortbildungsreihe wurde insgesamt gut aufgenommen. Die Antworten der Teilnehmer<br />

ließen Differenzierungen zwischen den Seminaren zu und ergaben erste Hinweise<br />

über Module, die weiter optimiert werden sollten. Zudem zeichnete sich ab, dass die<br />

Teilnehmer aus dem <strong>Rheinland</strong> in ihren Urteilen etwas stärker in die positive oder negative<br />

Richtung polarisierten. Auch dieser Aspekt wird im Folgenden weiter beleuchtet.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 36<br />

3.2 Bewertung der organisatorischen Aspekte im Überblick<br />

Für jedes Seminar wurden einige allgemeine Aspekte der Seminardurchführung sowie<br />

deren Rahmenbedingungen untersucht. Dabei ging es um Fragen des Seminaraufbaus,<br />

der Didaktik, der fachlichen Fähigkeiten der Dozenten, aber auch des Praxisbezugs,<br />

der Aktualität und Impulskraft der Themen sowie schließlich des Medieneinsatzes<br />

und der räumlichen Ausstattung.<br />

Im Aggregat über alle Seminare wurden insbesondere die fachlichen Fähigkeiten der<br />

Dozenten, die Aktualität der Inhalte und die Verständlichkeit der Beispiele und Übungen<br />

als sehr positiv wahrgenommen. Auch mit den übrigen erfragten Rahmenbedingungen<br />

waren die Teilnehmer im Schnitt recht zufrieden. Etwas zurückhaltender war<br />

die Einschätzung der Teilnehmer bezüglich der Impulskraft der vermittelten Inhalte für<br />

die eigene schulische Arbeit.<br />

Insgesamt lassen die Ergebnisse auf eine unproblematische Durchführung der Seminare<br />

schließen. Relevante Ausreißer-Ergebnisse werden, soweit vorhanden, bei der<br />

Besprechung der jeweiligen Module ausgewiesen. Die vollständigen seminarspezifischen<br />

Darstellungen finden sich im Anhang, Abschnitt 3.<br />

Übersicht 3-3<br />

Mittelwerte<br />

Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />

inhaltlicher Aufbau des Seminars<br />

Praxisbezug der Inhalte<br />

Verständlichkeit der Bespiele/Übungen<br />

Aktualität der Inhalte<br />

Impulskraft der Inhalte für<br />

Ihre beruflichen Aufgaben<br />

fachliche Fähigkeiten der Dozenten<br />

Einsatz von Medien<br />

didaktisches Geschick der Dozenten<br />

Ausrichtung auf den Erfahrungshintergrund<br />

der Teilnehmer<br />

Ausstattung der Seminarräume<br />

Zufriedenheit mit der allgemeinen Seminardurchführung:<br />

Durchschnitt über alle Module/Seminartage<br />

sehr<br />

unzufrieden<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7,5<br />

7,6<br />

7,4<br />

7,6<br />

7,8<br />

7,6<br />

7,7<br />

8,3<br />

8,6<br />

8,5<br />

sehr<br />

zufrieden


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 37<br />

3.3 Bewertung von Zeit und Ressourcen im Überblick<br />

Zusätzlich zu den inhaltlichen Aspekten der Seminardurchführung wurde der Zeitrahmen,<br />

die Teilnehmerzahl, der Umfang der Beispiele bzw. Übungen sowie die Gelegenheit<br />

zur Diskussion bzw. zum Erfahrungsaustausch in einer standardisierten Frage<br />

untersucht. Die Teilnehmer sollten Auskunft darüber geben, ob sie diese Aspekte als<br />

genau richtig, als zu wenig oder als zu viel erachten.<br />

Übersicht 3-4<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Seminarbewertungen zu allen Seminaren<br />

Zeitrahmen des Seminars im Hinblick<br />

auf dieses Seminarthema<br />

Teilnehmerzahl im Hinblick auf<br />

dieses Seminarthema<br />

Umfang der Beispiele bzw. Übungen<br />

Gelegenheit zur Diskussion bzw.<br />

zum Erfahrungsaustausch<br />

Zufriedenheit mit Zeitrahmen und Ressourcen<br />

Durchschnitt über alle Module/Seminartage<br />

zu wenig genau richtig zu viel<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

26<br />

18<br />

19<br />

Die Mehrheit der Befragten war mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen für Beispiele<br />

und Übungen sowie für Diskussionen durchaus zufrieden; allerdings wünschte<br />

sich ein Viertel insgesamt mehr Zeit für Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Bezüglich<br />

des Zeitrahmens für die Seminare ergab sich ein geteiltes Bild. Jeweils etwa 20<br />

Prozent betrachteten den Zeitrahmen bezogen auf das Einzelseminar als zu kurz oder<br />

als zu lang. Die Anzahl der Teilnehmer wurde von der überwiegenden Mehrheit für<br />

passend befunden. Allerdings bekundeten zu den beiden gemeinsam veranstalteten<br />

Seminaren je etwa zwei Drittel der Befragten, dass sie die Zahl der Teilnehmer als zu<br />

hoch empfanden.<br />

Auch bezüglich dieser Inhalte ergaben sich Unterschiede zwischen den Seminaren, die<br />

den Einzeldarstellungen im Anhang, Abschnitt 3 entnommen werden können. In der<br />

folgenden Tabelle werden einige besonders markante Abweichungen zu den Durch-<br />

1<br />

62<br />

73<br />

70<br />

85<br />

20<br />

4<br />

9<br />

14


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 38<br />

schnittswerten zusammengefasst. Nicht dargestellte Seminare und nicht ausgefüllte<br />

Felder entsprechen in ihren Verteilungen eher den durchschnittlichen Ergebnissen.<br />

Übersicht 3-5 Besonderheiten in der Wahrnehmung von Zeit und Ressourcen<br />

M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

(LVR+LWL)<br />

M2: Zukunftswerkstatt<br />

(LVR)<br />

M3: Behinderungsverarbeitung<br />

(LVR)<br />

Zeitrahmen<br />

Seminar<br />

M4: Förderrecht (LVR) zu wenig, aber<br />

auch zu viel<br />

Teilnehmerzahl<br />

zu viel<br />

Beispiele/<br />

Übungen<br />

zu viel zu viel<br />

Diskussion/<br />

Erfahrungsaustausch<br />

zu wenig, aber<br />

auch zu viel<br />

zu wenig zu wenig<br />

zu wenig<br />

M4: Förderrecht (LWL) zu wenig zu wenig<br />

M4: Betr. Denken und<br />

Handeln I (LWL)<br />

M5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />

(LVR)<br />

M7: Elternarbeit (LWL) zu viel<br />

M8: Moderation des<br />

Übergangsprozesses<br />

(LVR+LWL)<br />

zu wenig zu wenig<br />

zu viel zu wenig<br />

zu viel<br />

Für die mögliche zukünftige Gestaltung der Fortbildungsreihe ergeben sich hieraus<br />

Hinweise darauf, bei welchen Seminaren ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet<br />

werden sollte, einen adäquaten Umfang an Beispielen, Übungen, Erfahrungsaustausch<br />

oder Diskussion zu gewährleisten. Dabei ist die Wahrnehmung des gesamten Zeitrahmens<br />

für ein Seminar allein noch wenig aussagekräftig, wenn nicht weitere Indikatoren<br />

der Zufriedenheit hinzugezogen werden: ein „zu viel“ an gesamtem Zeitrahmen für ein<br />

Modul gewinnt am Beispiel des M5 Arbeitsplatzeinrichtung zusammen mit einem „zu<br />

wenig“ an Beispielen und Übungen an Bedeutung. Wie die Teilnehmerwünsche zu<br />

interpretieren sind, wird im Zusammenhang mit den nachfolgenden Bewertungen der<br />

Seminarinhalte und –ziele transparenter.<br />

Für die beiden Rahmenseminare ist nach den vorliegenden Ergebnissen die Frage zu<br />

klären, ob diese auch in Zukunft mit zwei Gruppen gemeinsam oder lieber je Gruppe<br />

separat stattfinden sollten, da die Gelegenheit zum Erfahrungstransfer zwischen den<br />

Gruppen doch vergleichsweise gering ausfällt, wie auch die offenen Kommentare zu<br />

diesen Seminaren bestätigten.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 39<br />

3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Seminarbewertungen<br />

Resümierend kann noch einmal festgehalten werden, dass die Seminare durch beide<br />

Teilnehmergruppen (LVR und LWL) im sofortigen Anschluss an die jeweilige Veranstaltung<br />

sehr gut angenommen wurden. Nach den bisherigen Erkenntnissen können die<br />

Seminare wie folgt gruppiert werden:<br />

Seminare, mit denen beide Gruppen in hohem Maße zufrieden waren<br />

• M6: Bewerbungstraining<br />

• M6: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext II<br />

• M4: Denken und Handeln im betrieblichen Kontext I<br />

• M5: MELBA (nur LVR)<br />

• M8: Moderation des Übergangsprozesses<br />

• M1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

Seminare, zu denen die Meinungen zwischen den beiden Veranstaltungen unterschiedlich<br />

ausfielen, jedoch insgesamt noch auf einem guten Niveau lagen<br />

• M4: Förderrecht<br />

• M7: Elternarbeit<br />

Seminare, zu denen die Meinungen zwischen den beiden Veranstaltungen erheblich<br />

auseinander fielen und zu denen sowohl sehr gute als auch sehr schlechte<br />

Bewertungen vorlagen<br />

• M2: Zukunftswerkstatt<br />

• M3: Behinderungsverarbeitung<br />

Seminare, die von beiden Gruppen vergleichsweise schlecht beurteilt wurden<br />

• M5: Arbeitsplatzgestaltung<br />

Übergreifend lässt sich festhalten, dass der Bedarf der Zielgruppe an der Vermittlung<br />

von Faktenwissen und Kenntnissen zu bestimmten Sachgebieten offenkundig groß<br />

war. All jene Seminare sind gut bewertet worden, die sich beispielsweise mit betrieblichen<br />

und wirtschaftlichen Zusammenhängen, Bewerbungen, Förderrecht und beteiligten<br />

Institutionen sowie mit Verfahren zur Erhebung und Feststellung von Fähigkeiten<br />

(MELBA) befassten. Wie in Kap. 2.5 beschrieben, erlebten sich die Teilnehmer häufig<br />

an ihren Schulen als „Einzelkämpfer“ im Hinblick auf den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt.<br />

Gerade vor diesem Hintergrund wird die Motivation der Teilnehmer verständlich,<br />

ihren Informationsstand, ihre Kenntnisse oder instrumentellen Fertigkeiten zu<br />

solchen Sachthemen zu erweitern, die bei der Umsetzung der geplanten Aufgaben im


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 40<br />

schulischen Alltag die eigene Sicherheit steigern können. Dies lässt sich im Übrigen für<br />

beide Gruppen in gleichem Maße festhalten.<br />

Unterstützung wurde auch dort vermittelt, wo Lehrer in ihren bisherigen Erfahrungen<br />

bekräftigt werden, wie beispielsweise zum Thema „Elternarbeit“, zu dem die Lehrer<br />

sich durch das Seminar u.a. bestätigt und verstanden sahen.<br />

Diejenigen Seminare der Fortbildungsreihe, in denen es stärker um die eigene Rolle<br />

als Lehrer im Übergangsprozess ging, sei es bei der Behinderungsverarbeitung oder<br />

bei dem Kennenlernen möglicher Ansätze für die persönliche Zukunftsplanung, sind<br />

problematischer bewertet worden. Dass die Urteile hierzu zwischen der Gruppe in<br />

Westfalen und der Gruppe im <strong>Rheinland</strong> so sehr auseinander fielen, hat möglicherweise<br />

auch mit den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Lehrer bei der Betreuung von<br />

Abschluss-Stufen und mit ihrer Berufserfahrung zu tun. Offenbar sprachen diese Seminare<br />

eher die Gruppe aus Westfalen an, die insgesamt jünger war und über vergleichsweise<br />

geringere Erfahrungen im Beruf bzw. mit Abschluss-Stufen verfügte. Hier<br />

wäre seitens der Veranstalter zu prüfen, ob und wie diese Inhalte auch erfahreneren<br />

Teilnehmern näher gebracht werden können.<br />

An den vergleichsweise schlechten Ergebnissen zu Modul 5 „Arbeitsplatzgestaltung“<br />

zeichnete sich schließlich ab, dass eine stärkere Differenzierung dieses Themas nach<br />

dem Schwerpunkt der jeweiligen Schulen (körperliche und motorische Entwicklung,<br />

Sehen bzw. Hören und Kommunikation) vorteilhaft wäre, sofern dies inhaltlich und organisatorisch<br />

möglich ist.<br />

Im folgenden Kapitel werden die telefonisch erhobenen Befragungsergebnisse zum<br />

Gesamtkonzept der Fortbildungsreihe vorgestellt und es wird über erste Erfahrungen<br />

und Aktivitäten der Lehrer zur Umsetzung der erworbenen Kenntnisse in ihren Schulen<br />

berichtet.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 41<br />

4 Erste Erfahrungen der Teilnehmer nach Abschluss der Reihe 2007<br />

Die telefonische Nachbefragung der Teilnehmer fand im Oktober 2007 statt, nachdem<br />

die ersten Wochen des neuen Schuljahres verstrichen waren. Von den 39 verbliebenen<br />

Fortbildungsteilnehmern konnten 37 für die Teilnahme an dieser telefonischen Wiederholungsbefragung<br />

gewonnen werden. Das Interview hatte zum Ziel, das Gesamtkonzept<br />

der Fortbildung zu überprüfen, weitere Anregungen für die zukünftige Gestaltung<br />

der Reihe als Ganzes zu gewinnen, und erste Indikatoren für den möglichen Erfolg<br />

oder Misserfolg der Teilnahme zu erheben. Für Letzteres wurden u.a. mögliche Veränderungen<br />

im Hinblick auf Informationsstand, Meinungen und konkrete Aktivitäten im<br />

schulischen Alltag untersucht.<br />

Das Interview enthielt eine Reihe offener Fragen und dauerte im Schnitt eine halbe<br />

Stunde. Die Erfahrungen der Teilnehmer stützen sich dabei auf eine durchschnittliche<br />

Teilnahme an 7,5 besuchten Modulen. Dabei hatte kein Teilnehmer nach eigener Auskunft<br />

weniger als sechs Seminare besucht, und immerhin die Hälfte der Befragten hatte<br />

an allen Fortbildungsmodulen teilnehmen können.<br />

Übersicht 4-1<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

6 Seminare<br />

7 Seminare<br />

8 Seminare<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

11<br />

Durchschnitt 7,1<br />

Anzahl der besuchten Seminare<br />

Anzahl der besuchten Seminare<br />

41<br />

49


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 42<br />

4.1 Zufriedenheit mit dem Rahmenkonzept der Fortbildungsreihe<br />

Zunächst wurden die Zufriedenheit mit einigen ausgewählten Rahmenbedingungen der<br />

Fortbildungsreihe sowie die Gesamtzufriedenheit erhoben. Die Gesamtzufriedenheit<br />

war bei den meisten Befragten hoch: Es wurde ein Wert von 8,9 erzielt; wieder auf der<br />

bekannten Skala von 1 „gar nicht zufrieden“ bis 10 „sehr zufrieden“.<br />

Der gewählte Fortbildungszeitraum von etwa einem Jahr fand fast überall positiven<br />

Rückhall, ebenso die Anzahl der Module. Bezüglich der Auswahl der Seminartage, der<br />

Reihenfolge der Module zueinander und der Art der Seminardokumentation waren die<br />

Rückmeldungen etwas zurückhaltender, jedoch insgesamt als gute Resultate zu bezeichnen.<br />

Bemerkenswert war, dass beide Veranstaltungsreihen diesbezüglich recht<br />

ähnlich wahrgenommen wurden und dass trotz unterschiedlicher Abfolgen der Seminare<br />

die Stimmen aus beiden Teilnehmergruppen recht nah beieinander lagen.<br />

Im Folgenden werden die Resultate zu beiden Veranstaltungsreihen daher zusammenfassend<br />

betrachtet und nur dort wird auf Unterschiede hingewiesen, wo diese auf<br />

maßgebliche Abweichungen schließen lassen.<br />

Übersicht 4-2<br />

Mittelwerte<br />

Auswahl der Tage<br />

Freitag und Samstag<br />

Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Fortbildungsreihe<br />

LVR<br />

n =19<br />

Anzahl der Module 8,6<br />

Reihenfolge der Module<br />

zueinander<br />

Art der<br />

Seminardokumentation<br />

Zeitraum der Fortbildungsreihe<br />

für ein Jahr<br />

Zufriedenheit mit der<br />

Fortbildungsreihe insgesamt<br />

gar nicht<br />

zufrieden<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7,2<br />

7,7<br />

7,4<br />

8,5<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

9,3<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

gar nicht<br />

zufrieden<br />

LWL<br />

n = 18<br />

7,7<br />

8,3<br />

8,0<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

8,8<br />

9,3<br />

9,2<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 43<br />

Alle Teilnehmer, die sich zu einzelnen Punkten weniger zufrieden äußerten (bei einem<br />

jeweiligen Urteilswert von „7“ und darunter), wurden in spezifischen Nachfragen darum<br />

gebeten, ihr Urteil näher zu begründen. Grundsätzlich lässt sich festhalten:<br />

• Von Lehrern, die mit der Auswahl der Veranstaltungstage nicht in vollem Ausmaß<br />

zufrieden waren, wurde häufig der Wunsch geäußert, dass sich die Fortbildung<br />

lieber auf die Wochentage der regulären Arbeitswoche beziehen und möglichst<br />

nicht in den Ferien stattfinden solle. Dabei wurden als präferierte Tage in<br />

einzelnen Nennungen die Wochentage Donnerstag und Freitag genannt.<br />

• Unter den Teilnehmern, die die Anzahl der Module als nicht optimal empfanden,<br />

gab es sowohl Befürworter einer reduzierten Anzahl an Modulen (häufig genannt:<br />

6 Module) als auch Befürworter einer höheren Zahl an Modulen (bspw. 12 Module,<br />

für jeden Monat im Jahr bzw. 2-3 zusätzliche Module, die noch fehlten).<br />

• Bezüglich der Reihenfolge der Inhalte wurde vor allen Dingen aus dem rheinischen<br />

Teilnehmerkreis der Wunsch geäußert, das Modul „Zukunftswerkstatt“ nach<br />

vorne zu ziehen, und sich auch in der Abfolge stärker an der offiziellen Reihenfolge<br />

der Module, wie im Curriculum der Fortbildung vorgesehen, zu orientieren. Zudem<br />

wurde der Wunsch geäußert, dass die Seminare stärker aufeinander aufbauen<br />

und auch eine hinreichende Abwechslung an „Bekanntem“ und „Neuem“ bieten<br />

sollten. Module, die als inhaltlich ähnlich empfunden wurden, sollten möglichst<br />

nicht in direkter Abfolge zueinander stehen, sondern stattdessen lieber zusammengefasst<br />

werden.<br />

• Wenn bezüglich der Seminardokumentation nach Ansicht der Teilnehmer noch<br />

Verbesserungsbedarf bestand, wurde Folgendes genannt: Schriftliche Dokumentationen<br />

wurden durchaus von den Teilnehmern begrüßt, diese sollten jedoch<br />

noch vollständiger sein. Zudem würden auch gedruckte Fassungen der Vorträge<br />

begrüßt. Insbesondere die in den Seminaren durch die Teilnehmer erarbeiteten<br />

Ergebnisse seien nicht hinreichend dokumentiert bzw. zusammengefasst worden.<br />

Zusätzlich wurden weitere Materialien gewünscht, um auch den Kollegen an der<br />

Schule die Inhalte vorstellen zu können, beispielsweise in Form von Praxismaterialien,<br />

Präsentationen in PowerPoint, auf CD-Rom oder als Folien.<br />

Die Zufriedenheit mit bestimmten Aspekten der Durchführung der Fortbildung ist ein<br />

wichtiger Indikator. Zudem ist jedoch auch von Interesse, in welchem Maße die Teilnehmer<br />

zur eigentlichen Zielsetzung der Fortbildung standen, nachdem sie diese absolviert<br />

hatten. Zielsetzung war mithin, den Lehrern neue und andere Wege aufzuzeigen,<br />

wie sie ihre Schüler in die Arbeitswelt begleiten und unterstützen können, und<br />

somit die Integrationschancen der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt zu erhöhen.<br />

Der Zuspruch zu dieser Zielsetzung fiel mit einem Urteilswert von 8,6 hoch aus (vgl.<br />

Übersicht 4-3). Ein maßgeblicher Zuwachs gegenüber der Vorab-Befragung konnte<br />

allerdings nicht erzielt werden, da das Resultat für diese 37 Teilnehmer auch vor der<br />

Fortbildungsreihe bereits den Wert von 8,6 aufwies.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 44<br />

Die Fortbildungsbildungsreihe konnte darüber hinaus gut vermitteln, welche spezifischen<br />

Anforderungen an die Lehrer bei der Vorbereitung ihrer Schüler auf den ersten<br />

Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Wie diese Anforderungen erfüllt werden sollen bzw. wie<br />

Lehrer diesen Anforderungen begegnen sollen, ist demgegenüber etwas weniger gut<br />

vermittelt worden - aber auch diese Bewertung lag noch immer auf einem hohen Niveau.<br />

Übersicht 4-3<br />

Mittelwerte<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Bewertung der Fortbildungsreihe<br />

durch Teilnehmer selbst<br />

Vermittlung der Anforderungen<br />

an Lehrer beim Übergang der<br />

Schüler in den 1. Arbeitsmarkt<br />

Vermittlung von Ansätzen zur<br />

Erfüllung dieser Anforderungen<br />

an Lehrer beim Übergang der<br />

Schüler in den 1.Arbeitsmarkt<br />

Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

sinnvoll<br />

überhaupt<br />

nicht erfolgt<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7,7<br />

8,2<br />

in höchstem<br />

Maße<br />

sinnvoll<br />

8,6<br />

sehr gut<br />

erfolgt<br />

4.2 Ergänzende Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />

Die Teilnehmer wurden nach ihren Wünschen bezüglich inhaltlicher Streichungen, Kürzungen,<br />

Neu-Hinzunahmen und Ergänzungen der Seminarinhalte bzw. Module gefragt.<br />

Insgesamt teilten sich die Meinungen: Es gab sowohl Stimmen für mögliche Straffungen<br />

des Programms als auch für Erweiterungen. Etwa jeder Vierte und gut die Hälfte<br />

der Befragten nannten Themen, die sie lieber gestrichen bzw. gekürzt sehen würden.<br />

Etwa ein Drittel nannte Themen, die bislang noch vollkommen fehlten und etwa sieben<br />

von zehn Befragten wünschten sich die inhaltliche Ausweitung bestimmter Themen.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 45<br />

Übersicht 4-4<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Gab es Inhalte oder Module, die…<br />

…vollkommen gestrichen werden sollten<br />

…deutlich gekürzt werden sollten<br />

…noch vollkommen fehlen<br />

…erweitert werden sollten<br />

Wünsche der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />

Jeweils Anteil „Ja“<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Die offenen Nennungen zu diesen Inhalten waren umfangreich; sie können jedoch wie<br />

folgt gebündelt werden.<br />

Einzelne Themen oder Module, die zu den Streichungen bzw. Kürzungen wiederholt<br />

genannt werden, betrafen das Modul 2 „Zukunftswerkstatt“, Modul 3 „Behinderungsverarbeitung“<br />

und Modul 7 „Elternarbeit“, aber auch einzelne Nennungen zu Modul 5<br />

„Arbeitsplatzgestaltung“ und „Förderrecht“. Die Gründe hierfür waren je nach Modul<br />

unterschiedlich gelagert und betrafen einerseits die Qualität der Seminare oder andererseits<br />

die vorhandenen Vorinformationen der Teilnehmer.<br />

Erweiterungsbedürftig waren aus Teilnehmersicht viele Inhalte. 70 Prozent der Lehrer<br />

machten hierzu eine Angabe. Im Vordergrund stand dabei vor allem der Wunsch<br />

nach Vertiefung von wirtschaftlichen Themen im Sinne von betrieblichen und wirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen, Kontakten zu Unternehmen und Bewerbungstrainings.<br />

Der Wunsch nach Hilfestellung bei der Vernetzung und Kooperation bezog sich vereinzelt<br />

auch auf andere außerschulische Institutionen wie die Agentur für Arbeit oder das<br />

Integrationsamt.<br />

Aufschlussreich waren auch die Angaben zu Themen, die nach Ansicht der Teilnehmer<br />

noch vollkommen fehlten. Neben einzelnen rechtlichen und finanzierungsbezogenen<br />

Fragen wurden mehrfach Aspekte angesprochen, die bei der Umsetzung der Inhalte im<br />

schulischen Alltag behilflich sein können: Moderatorentraining, Konfliktmanagement,<br />

Ansatzpunkte für die Integration der Inhalte in den Lehrplan, Medieneinsatz bei der<br />

32<br />

41<br />

54<br />

73


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 46<br />

unterrichtlichen Bearbeitung der Inhalte, Begleitung der Lehrer und Feedback durch<br />

Psychologen bei der Anwendung der Inhalte.<br />

So verwundert es nicht, dass nahezu alle Befragten ein Fortbildungsmodul begrüßten,<br />

das sich mit dem Umsetzungsprozess in der Schule befasste, beispielsweise mit Verfahren<br />

und Strategien zur Organisation, Kooperation und Gewinnung von Unterstützung<br />

innerhalb der Schule. Dieser große Unterstützungsbedarf betraf im Übrigen die<br />

Teilnehmer beider Veranstaltungsreihen in gleichem Maße. Dabei kann festgehalten<br />

werden, dass sich jüngere Teilnehmer und diejenigen mit geringerer Erfahrung mit Abschluss-Stufen<br />

insgesamt am stärksten für ein solches Modul aussprachen. Aber auch<br />

bei Lehrern mit größerer Lebens- und Berufserfahrung war die überwiegende Mehrheit<br />

von der Relevanz eines solchen Themas überzeugt.<br />

Übersicht 4-5<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Wichtigkeit eines Fortbildungsmoduls zum Umsetzungsprozess<br />

„Wie wichtig wäre Ihnen ein Fortbildungsmodul, das sich besonders mit dem Umsetzungsprozess<br />

der Fortbildungsinhalte in der Schule (z.B. Verfahren und Strategien zur Organisation, Kooperation und<br />

Gewinnung von Unterstützung innerhalb der Schule) befasst?“<br />

Gesamt<br />

nach Erfahrungen mit Abschluss-Stufen:<br />

…viel Erfahrung<br />

…einige bis wenig Erfahrung<br />

nach Altersgruppen:<br />

bis 40 Jahre<br />

41 bis 50 Jahre<br />

51 Jahre und älter<br />

überhaupt nicht<br />

wichtig<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

20<br />

10<br />

5<br />

8<br />

14<br />

15<br />

10<br />

wichtig<br />

sehr wichtig<br />

70<br />

86<br />

76<br />

100<br />

100<br />

85


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 47<br />

4.3 Erste Auswirkungen der Fortbildungsreihe an den Schulen<br />

Die Ziele der Seminarreihe liegen vordergründig in der Vermittlung von Informationen<br />

und in der Erweiterung von Kenntnissen. Nachgelagert sind entsprechende Auswirkungen<br />

auf die Haltungen und Meinungen der Lehrer, auf ihr Rollenverständnis sowie<br />

letztendlich auf ihr Verhalten und ihre Aktivitäten im schulischen Alltag beabsichtigt. Zu<br />

allen genannten Aspekten wurden Indikatoren erhoben, die in den folgenden Abschnitten<br />

vorgestellt werden.<br />

4.3.1 Zugewinn an Informationen über die Themen der Fortbildungsreihe<br />

Inwiefern konnten die Seminare den Informationsstand der Teilnehmer über die zu<br />

vermittelnden Inhalte und Themen erhöhen? Hierüber geben die beiden folgenden<br />

Übersichten 4-6 und 4-7 Auskunft. Sie stellen die subjektive Einschätzung der Lehrer<br />

über ihren Informationszugewinn in Folge der Fortbildungsteilnahme jeweils in Bezug<br />

zum Informationsstand vor der Fortbildung dar (vgl. Kap. 2.6). In der Erhebung wurde<br />

der Fokus bewusst auf Inhalte und nicht auf Module gelegt. Die beschriebenen Inhalte<br />

lassen sich schwerpunktmäßig zwar bestimmten Modulen der Fortbildungsreihe zuordnen,<br />

allerdings ist zu berücksichtigen, dass einige Inhalte in mehreren Modulen behandelt<br />

wurden.<br />

Übersicht 4-6<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Kooperationsmöglichkeiten von Schule im<br />

Übergang in Ausbildung und Erwerbsleben<br />

Nutzen dieser Kooperationen für den<br />

Übergangsprozess der Schüler<br />

Grundsätze und Methode der<br />

persönlichen Zukunftsplanung<br />

Einsatzmöglichkeiten persönlicher<br />

Zukunftsplanung in der schulischen Arbeit<br />

Auswirkung und Erleben von Behinderung<br />

Möglichkeiten und Chancen im Arbeitsleben<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

gesetzliche Fördermöglichkeiten beim Übergang<br />

von Schule in Ausbildung und Erwerbsleben<br />

Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />

und Agentur für Arbeit<br />

Grundlagen betriebswirtschaftlicher Abläufe<br />

Informationsgewinn durch die Fortbildung I<br />

Vergleich Informationsstand vor und nach der Fortbildung<br />

Informationsstand vor Fortbildung Veränderung nach Fortbildung<br />

überhaupt<br />

nicht informiert<br />

3 8<br />

3 8 57<br />

0 5 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

2,8<br />

2,4<br />

4,9<br />

4,4<br />

4,1<br />

4,9<br />

6,0<br />

sehr gut<br />

informiert<br />

6,4<br />

7,6<br />

gar nicht<br />

besser<br />

informiert<br />

11<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

5<br />

5 3<br />

5<br />

11<br />

24<br />

32 57<br />

35<br />

32<br />

32<br />

wenig<br />

besser<br />

informiert<br />

30<br />

46<br />

41<br />

etwas<br />

besser<br />

informiert<br />

38<br />

70<br />

59<br />

57<br />

54<br />

46<br />

41<br />

sehr viel<br />

besser<br />

informiert<br />

32<br />

19


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 48<br />

Den größten Informationszugewinn erlebten die Teilnehmer bezüglich ihrer Kenntnisse<br />

der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst und Agentur für Arbeit. Eine<br />

deutliche Steigerung des eigenen Informationsstands wurde auch bei gesetzlichen<br />

Fördermöglichkeiten im Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf (beides M4:<br />

Förderrecht) wahrgenommen.<br />

Auch bezüglich der Grundlagen betrieblicher Abläufe war der Informationszugewinn<br />

nach Selbsteinschätzung der Teilnehmer hoch (M4 und M6: Denken und Handeln im<br />

betrieblichen Kontext I und II).<br />

Das Thema der Kooperationsmöglichkeiten von Schule im Übergangsprozess der<br />

Schüler in Ausbildung und Erwerbsleben war nicht nur Schwerpunkt des Moduls 1,<br />

sondern auch in anderen Modulen Thema. Dies zeigt sich auch darin, dass sich die<br />

Teilnehmer bezüglich dieses umfassenden Gesamtthemas als deutlich besser informiert<br />

beschrieben als dies vor der Fortbildung der Fall war.<br />

Inhalte, zu denen der Informationsstand vorab besonders niedrig gewesen war, waren<br />

bspw. die Themen des Moduls 2: Zukunftswerkstatt (Grundsätze und Einsatzmöglichkeiten<br />

der persönlichen Zukunftsplanung). Die Gesamtwerte bezüglich des Informationszugewinns<br />

sind indes nur schwer interpretierbar, da die Resultate für die westfälische<br />

und die Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> sehr unterschiedlich ausfielen. Aus der westfälischen<br />

Gruppe empfanden sich über diese beiden Themen je etwa zwei Drittel als<br />

„sehr viel besser informiert“, während dies für die Gruppe aus dem <strong>Rheinland</strong> nur zu 47<br />

Prozent (bzgl. Grundsätze) bzw. 16 Prozent (bzgl. Einsatzmöglichkeiten) der Fall war.<br />

Übersicht 4-7<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

geeignete Strategien für den schulischen<br />

Kontakt zu Arbeitgebern<br />

MELBA-Verfahren zur Feststellung von<br />

Fähigkeiten<br />

Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

Durchführung von professionellen<br />

Bewerbungen<br />

Umgang mit Handicaps im Bewerbungsprozess<br />

Argumente für d. Einstellung schwerbehinderter<br />

Menschen aus betrieblicher Sicht<br />

typische Verhaltensmuster in Familien mit<br />

behinderten Jugendlichen<br />

Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im<br />

Loslösungsprozess anzuregen und zu begleiten<br />

Informationsgewinn durch die Fortbildung II<br />

Vergleich Informationsstand vor und nach der Fortbildung<br />

Informationsstand vor Fortbildung Veränderung nach Fortbildung<br />

überhaupt<br />

nicht informiert<br />

Möglichkeiten für Lehrer, die eigene Rolle beim<br />

Übergang der Schüler ins Erwerbsleben stärker<br />

zu gestalten<br />

5,7<br />

0 5 10<br />

8 46<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

3,1<br />

6,0<br />

5,7<br />

5,1<br />

6,1<br />

5,6<br />

sehr gut<br />

informiert<br />

6,7<br />

6,4<br />

gar nicht<br />

besser<br />

informiert<br />

3<br />

5<br />

5 5<br />

3 8<br />

5 8<br />

3 5<br />

11<br />

14<br />

14<br />

11<br />

26<br />

38<br />

27<br />

wenig<br />

besser<br />

informiert<br />

49<br />

46<br />

43<br />

43<br />

etwas<br />

besser<br />

informiert<br />

49 35<br />

38<br />

47<br />

51<br />

32<br />

41<br />

41<br />

41<br />

43<br />

sehr viel<br />

besser<br />

informiert<br />

11<br />

19


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 49<br />

Bemerkenswert ist auch, dass der Informationszugewinn bezüglich der Durchführung<br />

von professionellen Bewerbungen und des Umgangs mit Handicaps im Bewerbungsprozess<br />

nicht in dem Maße gestiegen ist wie die überaus hohe Zufriedenheit der Teilnehmer<br />

mit diesem Modul hätte erwarten lassen. Allerdings ist die reine Informationsvermittlung<br />

möglicherweise auch für dieses Teilmodul nicht das vorrangige Ziel gewesen,<br />

sondern eher das Kennenlernen und Erfahren von praktischen Übungen und Beispielen<br />

zur Vertiefung der vorhandenen Kenntnisse.<br />

Nur geringe Veränderungen ihres Informationsstands erkannten die Lehrer im Hinblick<br />

auf die Inhalte des Moduls 7, das sich mit den typischen Verhaltensmustern in Familien<br />

mit behinderten Jugendlichen und Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder im Loslösungsprozess<br />

anzuregen und zu begleiten, befasste. Der Informationsstand der Teilnehmer<br />

war jedoch bereits vorab hoch und, wie einzelne Teilnehmer in den offenen Kommentaren<br />

vermerkten, hat dieses Seminar eher bestätigend und bekräftigend gewirkt.<br />

Es kann festgehalten werden, dass die subjektive Wahrnehmung des Informationsstands<br />

zu den Fortbildungsinhalten insgesamt deutlich angestiegen ist. Ein vermutbarer<br />

direkter Zusammenhang von Vorkenntnissen und Zuwachs an Informationen lässt<br />

sich allerdings nicht unmittelbar nachweisen. Welche Inhalte oder Module sich für die<br />

praktische Umsetzung im schulischen Alltag dabei als besonders hilfreich erweisen,<br />

wurde in der Abschlussbefragung eingehender thematisiert.<br />

4.3.2 Erste Aktivitäten der Umsetzung der Inhalte in den Schulen<br />

Damit die Inhalte der Fortbildung in den schulischen Alltag einfließen können, ist die<br />

Einbindung der Schule notwendig. Fast 90 Prozent der befragten Lehrer hatten sich zu<br />

diesem Messzeitpunkt bereits informell mit ihrer Schulleitung oder mit anderen Kollegen<br />

der Abschluss-Stufe über die Fortbildungsreihe ausgetauscht (Übersicht 4-8). Etwa<br />

zwei Drittel hatten auch bereits in der Stufenkonferenz über die Fortbildungsreihe<br />

berichtet. Etwa gut die Hälfte der Befragten hatte entsprechende Informationen innerhalb<br />

von Arbeitsgruppen weitergegeben. Kollegen, die nicht mit der Abschluss-Stufe<br />

arbeiten und Eltern wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht systematisch in die Kommunikation<br />

über die Fortbildungsreihe eingebunden.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 50<br />

Übersicht 4-8<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

informeller Austausch mit der Schulleitung<br />

Informationsaustausch zur Fortbildungsreihe an der Schule<br />

informeller Austausch mit<br />

Kollegen der Abschluss-Stufe<br />

informeller Austausch mit Kollegen,<br />

die nicht in der Abschluss-Stufe arbeiten<br />

Vortrag in der Gesamtkonferenz<br />

Vortrag in der Stufenkonferenz<br />

Information in der Arbeitsgruppe<br />

Elterninformationen<br />

andere Arten des Austauschs<br />

jeweils Anteil „stattgefunden“<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

8<br />

Etwa knapp die Hälfte der Befragten berichtete auch über weitere Formen des überwiegend<br />

informellen Austausches, z.B. im privaten Kreis, in gezielten Elterngesprächen,<br />

in Gesprächen mit einzelnen Kollegen, im Austausch mit anderen Förderschulen,<br />

in übergreifenden Arbeitskreisen, mit Ansprechpartnern von Integrationsfachdienst,<br />

Agentur für Arbeit oder Werkstätten für behinderte Menschen. Bemerkenswerterweise<br />

nannte jedoch nur ein Lehrer die Schüler selbst als Adressaten seiner Bemühungen<br />

und Informationsvermittlung an der Schule.<br />

Unterschiede zwischen den beiden Lehrergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen<br />

bestanden nur in punktuellen Verschiebungen: Im <strong>Rheinland</strong> wurde der informelle<br />

Austausch zu Kollegen, die nicht in der Abschluss-Stufe arbeiten, vergleichsweise häufiger<br />

genannt als in Westfalen (Anteil 42 Prozent im <strong>Rheinland</strong> gegenüber 17 Prozent<br />

in Westfalen). In Westfalen wiederum spielte die Informationsvermittlung in der Arbeitsgruppe<br />

eine größere Rolle als im <strong>Rheinland</strong> (Anteil 67 Prozent in Westfalen gegenüber<br />

42 Prozent im <strong>Rheinland</strong>).<br />

Von nahezu allen teilnehmenden Lehrern wurden an ihren Schulen Inhalte oder Kenntnisse<br />

aus einzelnen Modulen weitergegeben (92 Prozent - ohne Abbildung). Drei Viertel<br />

der Lehrer gaben in ihrer Schule einen Überblick über die Fortbildung als Ganzes<br />

(73 Prozent). Genau so viele erörterten auch bereits die Möglichkeiten der Umsetzung<br />

der Fortbildungsinhalte an ihrer Schule (73 Prozent). Ein Drittel der Befragten machte<br />

darüber hinaus gehende Angaben zur Art des erfolgten Informationsaustausches. Einige<br />

Lehrer berichteten beispielsweise über die Anbahnung einer Kooperation mit loka-<br />

24<br />

30<br />

46<br />

54<br />

65<br />

89<br />

89


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 51<br />

len Betrieben, eine Projektwoche, die Erarbeitung von Strukturen zur Integration der<br />

Fortbildungsinhalte in den schulischen Alltag, die Koordination des Übergangsprozesses.<br />

Dabei diskutierten einzelne Lehrer an ihrer Schule auch kontrovers darüber, ob<br />

die Anregungen aus der Fortbildung möglicherweise nur auf einen bestimmten Ausschnitt<br />

der Schüler anwendbar seien und welche potenziellen negativen Folgen sich<br />

hieraus für die Schule ergeben könnten.<br />

Übersicht 4-9<br />

Angaben in Prozent;<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Resonanz der...<br />

Schulleitung<br />

35<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

27<br />

57 54<br />

3<br />

3<br />

3<br />

Resonanz in der Schule auf die Fortbildungsmaßnahme<br />

Kollegen der<br />

Abschlussstufe<br />

14<br />

3<br />

3<br />

übrigen<br />

Kollegen<br />

3<br />

41<br />

8<br />

22<br />

24<br />

sehr positiv<br />

eher positiv<br />

eher negativ<br />

noch abwartend/<br />

unterschiedlich<br />

weiß nicht<br />

Erfreulich ist, dass fast alle Lehrer über eine positive oder sehr positive Resonanz ihrer<br />

Schulleitung auf die Fortbildungsreihe berichteten. Auch unter den Kollegen der Abschluss-Stufe,<br />

die von der Thematik des Übergangs ihrer Schüler in Ausbildung und<br />

Beruf gleichermaßen betroffen waren, nahmen die Lehrer eine überwiegend positive<br />

Resonanz wahr. Dies traf jedoch für etwa einen von sieben Lehrern nicht zu. Diese<br />

Gruppe bezeichnete die Resonanz aus der Abschluss-Stufe als eher negativ. Eine größere<br />

Zurückhaltung vermuteten die Lehrer allerdings unter den übrigen Kollegen, die<br />

nicht in Abschluss-Stufen unterrichten. Knapp die Hälfte der Befragten nahm diese<br />

Kollegen als abwartend wahr bzw. konnte deren Resonanz nicht einschätzen. Dies<br />

Resultat trägt vermutlich dem Umstand Rechnung, dass die übrigen Kollegen der Lehrer<br />

nicht zur engeren Zielgruppe für eine derartige Fortbildung zählen.<br />

Im Vergleich der beiden Fortbildungsreihen schätzten die Lehrer aus dem <strong>Rheinland</strong><br />

die Resonanz der Schulleitung als positiver ein (100 Prozent „eher oder sehr positiv“)<br />

als dies in Westfalen der Fall war (83 Prozent „eher oder sehr positiv“). In Westfalen


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 52<br />

hingegen wurde die Resonanz der Kollegen der Abschluss-Stufe günstiger eingestuft<br />

als im <strong>Rheinland</strong> (89 Prozent „eher oder sehr positiv“ gegenüber 74 Prozent).<br />

4.3.3 Ansatzpunkte für Aktivitäten außerhalb der Schule<br />

Im Folgenden geht es um konkrete Ansatzpunkte zur Veränderung der schulischen<br />

Arbeit. Die Teilnehmer wurden danach gefragt, welche der ausgewählten Aktivitäten<br />

sie in Folge der Fortbildung geplant hatten, bereits unternommen hatten bzw. welche<br />

sie möglicherweise gar nicht einplanen würden. Es zeigt sich, dass viele der vorgestellten<br />

Aktivitäten bereits kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe unternommen wurden<br />

oder zumindest geplant waren. Ob es sich dabei um neue Kontakte handelte oder<br />

um bereits bestehende Kontakte, die aufgrund der Fortbildung vertieft wurden, war von<br />

nachgeordnetem Interesse.<br />

Übersicht 4-10<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

erste Nachbefragung 2007, gesamt n = 37<br />

Kontakte knüpfen<br />

oder vertiefen…<br />

Ansatzpunkte für Veränderungen in der schulischen Arbeit<br />

…zum Integrationsfachdienst<br />

…zu den Fürsorgestellen<br />

…zum Integrationsamt<br />

…zur Agentur für Arbeit<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

38<br />

Organisation von Betriebspraktika intensivieren<br />

Kommunikation mit den Eltern vertiefen<br />

…zu anderen Einrichtungen<br />

nicht eingeplant<br />

32<br />

3<br />

5<br />

14<br />

24<br />

geplant<br />

32<br />

43<br />

41<br />

41<br />

49<br />

schon durchgeführt<br />

Die zentralen Institutionen bzgl. Arbeitsmarkt und Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben<br />

wurden von der Mehrheit der Lehrer eingebunden. Die entsprechenden Kontakte<br />

zur Agentur für Arbeit, zum Integrationsfachdienst und zu Betrieben lagen vor und wurden<br />

gepflegt. Wo dies noch nicht der Fall war, waren diesbezügliche Aktivitäten zumindest<br />

geplant. Die vertiefte Kommunikation mit Eltern und die Kontakte zum Integrationsamt<br />

waren demgegenüber noch etwas weniger etabliert, gehörten jedoch auch zu<br />

16<br />

86<br />

14<br />

73<br />

49<br />

68<br />

59


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 53<br />

den geplanten Maßnahmen. Welche Maßnahmen im Einzelnen die Lehrer im Hinblick<br />

auf Betriebe, Eltern oder andere Einrichtungen durchführten oder planten, wurde wiederum<br />

in offenen Fragen erfasst. Kontakte zu Fürsorgestellen gehörten schließlich für<br />

knapp 40 Prozent der Befragten nicht zu ihren anvisierten Aktionsfeldern.<br />

Die größten Unterschiede zwischen den Lehrern der beiden Fortbildungsreihen bestanden<br />

in zweierlei Hinsicht: Kontakte zum Integrationsamt waren unter den Kollegen<br />

in Westfalen offenbar von größerer Bedeutung (Anteil 72 Prozent „schon durchgeführt“)<br />

als im <strong>Rheinland</strong> (Anteil 26 Prozent „schon durchgeführt“). Die Organisation von Betriebspraktika<br />

hatte sich wiederum im <strong>Rheinland</strong> bereits stärker etabliert (Anteil 68 Prozent<br />

„schon durchgeführt“) als in Westfalen (Anteil 33 Prozent „schon durchgeführt“).<br />

Die Abschlussbefragung brachte ergänzende Aufschlüsse darüber, welche Aktivitäten<br />

die Lehrer im folgenden Jahr weiter verfolgten und intensivierten und welche Erfahrungen<br />

sie dabei machten.<br />

4.3.4 Meinungen und Haltungen bezüglich Schule und Lehrerrolle<br />

Die Studie untersucht neben den Aspekten der Kommunikation und Netzwerkarbeit<br />

auch Indikatoren für eventuelle Meinungsänderungen und Veränderungen der eigenen<br />

Rollenwahrnehmung. Zum Zweck dieser Veränderungsmessung wurden einige Fragen<br />

bezüglich ausgewählter Meinungen und Haltungen zu Schule, Arbeitswelt und zum<br />

Stellenwert der Werkstatt für behinderte Menschen (vgl. Übersichten 4-11 und 4-12)<br />

wiederholt gestellt, die auch bereits vor Fortbildungsbeginn erhoben worden waren.<br />

Die grundsätzliche Haltung der Lehrer, die Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />

vorbereiten zu wollen und sie dabei zu unterstützen, selbstverantwortliche Berufswahlentscheidungen<br />

zu treffen, wurde sowohl vor wie nach der Fortbildungsteilnahme<br />

in vollem Maße befürwortet.<br />

Im Vergleich zur Erstbefragung wandelte sich bei diesen 37 Teilnehmern vor allen Dingen<br />

die Bewertung der WfbM und diesbezüglich auch der Förderschule, wie sich an<br />

verschiedenen Einzelergebnissen festhalten lässt:<br />

• Die Rolle der Förderschule wurde weniger in der Vorbereitung auf die nächste<br />

Förderstufe gesehen als dies noch im Vorjahr der Fall war;<br />

• der WfbM wurden erheblich seltener die geeigneten Möglichkeiten zugeschrieben,<br />

die Schüler auf eine Erwerbsarbeit vorzubereiten;<br />

• die WfbM wurde seltener als Schutzraum gesehen, den behinderte Menschen<br />

benötigen würden;<br />

• zudem fand das Argument seltener Unterstützung, einen Schüler im Zweifelsfalle<br />

lieber in einer WfbM unterzubringen als ihn den Unsicherheiten eines normalen<br />

Betriebs zu überlassen.<br />

• Häufiger indes wurde betont, dass die WfbM bestenfalls eine Ersatzlösung bieten<br />

könne für Schüler, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt nicht schafften.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 54<br />

Übersicht 4-11<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

2007 n = 37<br />

Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre<br />

Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />

vorzubereiten.<br />

Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen,<br />

selbstverantwortlich eine Berufswahlentscheidung zu<br />

treffen.<br />

Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht<br />

darin, ihre Schüler auf die nächste Förderinstitution<br />

vorzubereiten.<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Übersicht 4-12<br />

Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre<br />

Schüler auf eine Erwerbsarbeit auf dem ersten<br />

Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

2006 n = 37<br />

2007 n = 37<br />

2006 n = 37<br />

Die Werkstatt für behinderte Menschen hat viel<br />

bessere Möglichkeiten, unsere Absolventen auf eine<br />

Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />

Die Werkstatt für behinderte Menschen kann bestenfalls<br />

Ersatzlösung sein für Abgänger, die den Sprung auf den<br />

ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />

Werkstätten für behinderte Menschen bieten einen<br />

Schutzraum, den behinderte Menschen benötigen.<br />

Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />

einer Werkstatt für behinderte Menschen unterzubringen<br />

als ihn den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb zu<br />

überlassen.<br />

Meinungen über Schule und Arbeitswelt I<br />

11<br />

8<br />

persönliche Meinung 2007<br />

(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />

persönliche Meinung 2006<br />

(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

54<br />

68<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Meinungen über Schule und Arbeitswelt II<br />

8<br />

27<br />

25<br />

38<br />

43<br />

41<br />

65<br />

81<br />

97<br />

persönliche Meinung 2007<br />

(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)<br />

persönliche Meinung 2006<br />

(Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz)


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 55<br />

In der Summe war die Meinungsänderung sehr deutlich. Es wurde der Wunsch dahinter<br />

erkennbar, Alternativen zur WfbM für die eigenen Schüler ins Auge zu fassen. Inwiefern<br />

dies gelingen würde, war sicherlich auch abhängig davon, wie die Lehrer den<br />

eigenen Handlungsspielraum im Übergangsprozess und ihre Gestaltungsmöglichkeiten<br />

hierin wahrnahmen.<br />

Übersicht 4-13<br />

Mittelwerte<br />

Gesamtstichprobe:<br />

Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />

Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />

bis 40 Jahre<br />

zwischen 40 und 50 Jahren<br />

überhaupt kein<br />

Spielraum<br />

Gesamt<br />

n=37<br />

Erfahrung mit Abschlussstufen<br />

Alter<br />

..viel Erfahrung<br />

..einige bis wenig Erfahrung<br />

51 Jahre und älter<br />

Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

4,7<br />

5,9 6,4<br />

5,6<br />

6,2 6,6<br />

5,5 6,1<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

5,9<br />

6,6<br />

6,9<br />

6,8<br />

sehr großer<br />

Spielraum<br />

2007 (n = 37)<br />

2006 (n = 37)<br />

Im Vergleich zum Vorjahr wurde der eigene Handlungsspielraum, die beruflichen Laufbahnentscheidungen<br />

der Schüler im Übergang mit zu gestalten, im Schnitt als deutlich<br />

größer wahrgenommen. Die entsprechenden Ergebnisse lagen bei einem Wert von 6,4<br />

gegenüber einem Vorjahreswert von 5,9 auf der Skala von 1 „überhaupt kein Spielraum“<br />

bis 10 „sehr großer Spielraum“. Dabei partizipierten sowohl Lehrer mit umfangreichen<br />

Erfahrungen mit Abschluss-Stufen als auch Lehrer mit geringeren Erfahrungen<br />

an dieser Entwicklung, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Die Steigerung fiel<br />

bei Lehrern mit weniger Erfahrungen deutlicher aus als bei den Lehrern mit mehr Erfahrungen,<br />

die ihren Spielraum ohnehin größer sahen. Interessanterweise war der Effekt<br />

bezüglich des Alters weniger eindeutig: Die Altersgruppen ab 40 Jahre verzeichneten<br />

den größten Zuwachs an subjektivem Handlungsspielraum. Bei den Teilnehmern<br />

unter 40 Jahre, die im Vorjahr besonders optimistisch gestartet waren, ließ sich indes<br />

sogar ein Rückgang der antizipierten Gestaltungsmöglichkeiten ablesen. Hier trug<br />

möglicherweise die Teilnahme an der Fortbildung und die intensive Beschäftigung mit<br />

dem Übergangsprozess und allen hiermit verbundenen Erfordernissen zu einer vorsichtigeren<br />

Bewertung der eigenen Rolle bei.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 56<br />

4.4 Zusammenfassung: Erste Erfahrungen der Teilnehmer<br />

Kurz nach Abschluss der Fortbildungsreihe wurde im Herbst 2007 eine zusammenfassende<br />

Bewertung der Fortbildung telefonisch erhoben sowie die ersten Erfahrungen<br />

der Lehrer bei der Umsetzung in der Praxis untersucht. Das Gesamtkonzept und die<br />

Rahmenbedingungen der Reihe wurden auch zu diesem Messzeitpunkt sehr positiv<br />

bewertet und die Zielsetzung der Fortbildung wurde nach wie vor von den Teilnehmern<br />

getragen. Darüber hinaus wurden differenzierte Wünsche bezüglich der inhaltlichen<br />

Ausgestaltung der Module oder fehlender Inhalte geäußert. Aus den Angaben wurde<br />

zudem deutlich, dass noch eine relative Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der<br />

Inhalte in der Schule bestand.<br />

Die Fortbildungsreihe konnte den Informationsstand der Teilnehmer je Thema in unterschiedlichem<br />

Ausmaß erweitern. Den größten Informationszugewinn erlebten die Teilnehmer<br />

bezüglich ihrer Kenntnisse der Aufgaben von Integrationsamt, Integrationsfachdienst<br />

und Agentur für Arbeit. Eine deutliche Steigerung des Informationsstands<br />

wurde auch bei gesetzlichen Fördermöglichkeiten im Übergang von Schule in Ausbildung<br />

und Beruf wahrgenommen sowie bezüglich der Grundlagen betrieblicher Abläufe.<br />

Die Lehrer waren zu diesem Zeitpunkt an ihren Schulen bereits in vielfältige Kommunikation<br />

über einzelne Inhalte und Umsetzungsmöglichkeiten der Fortbildungsreihe getreten.<br />

Sie fühlten sich durch die Schulleitung und Kollegen der Abschluss-Stufe insgesamt<br />

positiv bestärkt. Kollegen außerhalb der Abschluss-Stufe und die Eltern wurden<br />

noch eher situativ und informell einbezogen. Die konkreten Aktivitäten der Teilnehmer<br />

weisen darauf hin, dass Netzwerke zu den klassischen Akteuren von Arbeitsmarkt und<br />

Förderung (Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienst und Betriebe) in der Regel bereits<br />

geknüpft wurden. Die Intensivierung der Kontakte zum Integrationsamt und zu den<br />

Eltern gehörten zu den geplanten weiteren Maßnahmen der Umsetzung.<br />

Veränderungen der Haltungen und Meinungen über Schule und Arbeitswelt zeigten<br />

sich vor allen Dingen in einer veränderten Sicht auf die Chancen und Möglichkeiten der<br />

WfbM. Die Vorbereitung auf die nächste Förderinstanz wurde erheblich seltener ins<br />

Auge gefasst als vor der Fortbildungsteilnahme. In ihrer Rolle erlebten sich die Lehrer<br />

gestärkt, der eigene Handlungsspielraum wurde größer wahrgenommen als zuvor.<br />

Zwischen den beiden Teilnehmergruppen aus dem <strong>Rheinland</strong> und aus Westfalen waren<br />

insgesamt nur geringe Unterschiede festzuhalten. Wo punktuelle Abweichungen<br />

festgestellt werden konnten, betrafen diese die Weitergabe der Fortbildungsinhalte an<br />

den Schulen, bereits durchgeführte Aktivitäten der Umsetzung und die vorhandenen<br />

Unterstützungsstrukturen an den Schulen der Teilnehmergruppen.<br />

Als Ausblick nutzte etwa ein Drittel der Teilnehmer die Möglichkeit eines ergänzenden<br />

Kommentars zur Fortbildungsreihe. Einige Teilnehmer sprachen sich dabei für eine<br />

Fortsetzung der Reihe aus, d.h. für eine Wiederholung der Reihe für neue Teilnehmer.<br />

Andere würden den Ausbau der Fortbildungsreihe für die jetzigen Absolventen im Sinne<br />

eines Folgetreffens, Nachtreffens zum Erfahrungsaustausch oder sogar als Aufbaumodul<br />

bzw. -reihe begrüßen. Auch einzelne kritische Stimmen bezüglich der Realisierbarkeit<br />

der Ziele und bezüglich der Begleitforschung wurden zu Protokoll gegeben.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 57<br />

5 Erfahrungen der Teilnehmer ein Jahr nach Abschluss der Reihe 2008<br />

Wurden bislang die eher kurzfristigen Resonanzen der Teilnehmer auf die Fortbildungsteilnahme<br />

untersucht, ist das abschließende, letzte Untersuchungsmodul der<br />

Frage gewidmet, wie die Einschätzung der Lehrer ausfällt, wenn erste Umsetzungsversuche<br />

gemacht sind und umfassendere eigene Erfahrungen der Lehrer hierzu vorliegen.<br />

Um dieser Frage nachzugehen, wurden die Fortbildungsteilnehmer im Juni 2008<br />

zur Teilnahme an der letzten der drei telefonischen Befragungen gebeten.<br />

Die Fortbildungsreihe war zu diesem Zeitpunkt für alle Lehrer bereits seit einem Jahr<br />

abgeschlossen und sie hatten im Laufe eines gesamten Schuljahres die Gelegenheit,<br />

Erfahrungen zu sammeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Befunde zeigen,<br />

dass mit dem zeitlichen Abstand die erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer<br />

gewissen Ernüchterung, aber auch Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat.<br />

Das vorliegende Kapitel fasst die Resultate der Abschlussbefragung zusammen. Diese<br />

wurden – wo dies möglich war – wiederum mit den Ergebnissen der Vorgängerwellen<br />

gespiegelt. Auch in dieser letzten Befragungswelle konnte eine gute Teilnahmebereitschaft<br />

erzielt werden. Über die drei Erhebungswellen verteilen sich insgesamt die Teilnehmerzahlen<br />

wie folgt:<br />

Übersicht 5-1 Teilnehmerzahlen der drei telefonischen Befragungswellen<br />

Messzeitpunkt Einsatzstichprobe:Fortbildungsteilnehmer<br />

Realisierte<br />

Stichprobe:<br />

Teilnehmer an<br />

der Befragung<br />

darunter<br />

LVR<br />

darunter<br />

LWL<br />

Erstbefragung August 2006: n = 42 n = 42 n = 22 n = 20<br />

Zweitbefragung Oktober 2007: n = 39 n = 37 n = 19 n = 18<br />

Abschlussbefragung Juni 2008 n = 39 n = 34 n = 17 n = 17<br />

Die höchste Teilnahmequote an der jeweiligen Einsatzstichprobe lag für die Erstbefragung<br />

vor (100 Prozent); fast ebenso hoch war die Quote für die Zweitbefragung im<br />

Oktober 2007 (95 Prozent). Ein Jahr später waren noch 34 Personen wiederum zum<br />

Interview bereit (87 Prozent, gemessen an der jeweiligen Einsatzstichprobe der im Modell<br />

verbliebenen Lehrer). Damit fiel die Teilnahmebereitschaft zwar relativ betrachtet<br />

etwas geringer aus als in den beiden Vorgängerwellen. Insgesamt betrachtet ist jedoch<br />

die so genannte Panel-Mortalität eher gering und es kann von einer hohen Teilnahmebereitschaft<br />

und einer verlässlichen Datenbasis gesprochen werden.<br />

Die unterschiedlichen Fallzahlen führen anlässlich der Vergleiche über die Befragungszeiträume<br />

dazu, dass rückwirkend auch die Ergebnisse der Vorgängerwellen auf<br />

diejenigen Fälle reduziert werden, die auch an der Abschlussbefragung teilgenommen<br />

haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich keine Verzerrungen der Ergebnisse<br />

aufgrund der unterschiedlichen Teilnahmebereitschaft ergeben. Im Einzelfall kann


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 58<br />

dies jedoch dazu führen, dass die in diesem Kapitel berichteten stichprobenreduzierten<br />

Ergebnisse der Erst- oder Zweitbefragung leicht von den bereits berichteten Ergebnissen<br />

bei vollem Stichprobenumfang abweichen. Zwei der Teilnehmer an der Abschlussbefragung<br />

hatten schließlich ein Jahr zuvor an der Zweitbefragung nicht teilnehmen<br />

können.<br />

5.1 Abschließende Bewertung der Fortbildungsreihe<br />

Übersicht 5-2 fasst zunächst die Gesamtbewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />

aus Sicht der Teilnehmer im Vergleich zweier Zeitpunkte zusammen - im Jahr<br />

2007 direkt nach Abschluss der Fortbildungsreihe und im Jahr 2008, ein Jahr danach.<br />

Übersicht 5-2<br />

Mittelwerte<br />

Bewertung der Fortbildungsreihe<br />

durch Teilnehmer selbst<br />

Vermittlung der Anforderungen<br />

an Lehrer beim Übergang der<br />

Schüler in den 1. Arbeitsmarkt<br />

Vermittlung von Ansätzen zur<br />

Erfüllung der Anforderungen<br />

an Lehrer beim Übergang der<br />

Schüler in den 1.Arbeitsmarkt<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

sinnvoll<br />

überhaupt<br />

nicht erfolgt<br />

Bewertung der Zielsetzung der Fortbildungsreihe<br />

7,0 7,7<br />

in höchstem<br />

Maße<br />

sinnvoll<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7,6<br />

8,4<br />

8,7<br />

sehr gut<br />

erfolgt<br />

8,3<br />

2008 (n = 34)<br />

2007 (n = 34)<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer die Fortbildungsreihe auch mit zeitlicher<br />

Distanz als sehr sinnvoll erachten. Der Mittelwert von 8,4 kann hier als eine hohe<br />

Wertschätzung betrachtet werden. Es zeigt sich jedoch auch, dass die positive Stimmung,<br />

die direkt im Anschluss an die Reihe herrschte, nicht im vollen Ausmaß über<br />

das erste Jahr und die eigenen Erfahrungen bei der Umsetzung der Inhalte erhalten<br />

blieb. So lag die mittlere Bewertung im Jahr zuvor mit 8,7 noch etwas höher als in<br />

2008.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 59<br />

Ähnliches gilt auch für die Sicht der Lehrer darauf, wie gut die Fortbildungsreihe die<br />

Anforderungen an sie bei der Begleitung der Schüler in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln<br />

konnte, und welche Ansätze insbesondere vermittelt wurden, um diesen Anforderungen<br />

zu begegnen. Die Bewertungen hierzu fielen bereits in 2007 in unmittelbarem<br />

Anschluss an die Veranstaltungsreihe etwas zurückhaltender aus als die allgemeine<br />

Zustimmung zur Fortbildungsreihe. Ein Jahr später lässt sich auch hier ein leichter<br />

Rückgang festhalten, wenngleich sich die Ergebnisse noch immer auf einem hohen<br />

Niveau befinden.<br />

Wie die folgende Übersicht verdeutlicht, ist auch die Gesamtzufriedenheit der Lehrer<br />

mit der Fortbildungsreihe mit einer durchschnittlichen Bewertung von 8,4 ein Jahr danach<br />

sehr hoch. Aber auch hier zeigt sich ein gewisser „Ernüchterungseffekt“ seit der<br />

letzten Messung in 2007. Dies lässt sich insbesondere für die Teilnehmer aus Westfalen<br />

festhalten, die sich im letzten Jahr noch deutlich zufriedener äußerten als ihre Kollegen<br />

aus dem <strong>Rheinland</strong>.<br />

Übersicht 5-3<br />

Mittelwerte<br />

bis 40 Jahre<br />

zwischen 40 und 50 Jahren<br />

gar nicht<br />

zufrieden<br />

Gesamt<br />

Erfahrung mit Abschlussstufen<br />

Alter<br />

LVR<br />

LWL<br />

..viel Erfahrung<br />

..einige bis wenig Erfahrung<br />

51 Jahre und älter<br />

Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe insgesamt<br />

Zufriedenheit mit der Fortbildungsreihe<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

8,4<br />

8,2<br />

8,2<br />

8,3<br />

8,3<br />

8,6<br />

8,6<br />

8,4<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

2008 (n = 34)<br />

2007 (n = 34)<br />

Teilnehmer, die über umfangreiche Erfahrungen mit Abschluss-Stufen berichteten,<br />

waren in 2007 zurückhaltender in ihrer Gesamteinschätzung und sind in 2008 noch<br />

nahezu genauso zufrieden. Teilnehmer mit einiger bis weniger Erfahrung mit Abschluss-Stufen<br />

hatten sich in 2007 durch eine besonders positive Sicht ausgezeichnet,


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 60<br />

die in 2008 vergleichsweise deutlicher gesunken ist, jedoch immer noch auf einem sehr<br />

hohen Niveau liegt.<br />

Ähnlich fallen die Bewertungen der jüngsten Gruppe der Teilnehmer bis 40 Jahre aus:<br />

Aus dieser Gruppe fiel die Zufriedenheit in 2007 am höchsten aus, ist jedoch in 2008<br />

auch am deutlichsten gesunken. Im Vergleich der Altersgruppen erweist sich die Gruppe<br />

der 41- bis 50-jährigen Teilnehmer am konstantesten in ihren Bewertungen zwischen<br />

den beiden Erhebungsjahren.<br />

Ein weiteres zentrales Ziel der Fortbildungsreihe war es, die Teilnehmer in der Wahrnehmung<br />

ihres eigenen Handlungsspielraumes bei der Gestaltung der Laufbahnentscheidungen<br />

der Schüler zu stärken und ihnen neue Informationen, aber auch Handlungsmöglichkeiten<br />

zu eröffnen.<br />

Übersicht 5-4<br />

Mittelwerte<br />

nach Erfahrung mit<br />

Abschluss-Stufen:<br />

Eigener Handlungsspielraum der Lehrer, die beruflichen<br />

Laufbahnentscheidungen der Schüler im Übergang mit zu gestalten<br />

bis 40 Jahre<br />

zwischen 40 und 50 Jahren<br />

überhaupt kein<br />

Spielraum<br />

Gesamt<br />

..viel Erfahrung<br />

..einige bis wenig Erfahrung<br />

nach Altersgruppen:<br />

LVR<br />

LWL<br />

51 Jahre und älter<br />

Subjektive Einschätzung des eigenen Handlungsspielraums...<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

4,9<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

6,0<br />

5,9<br />

6,1<br />

6,0<br />

5,9<br />

6,1<br />

7,1<br />

sehr großer<br />

Spielraum<br />

2008 (n = 34)<br />

2007 (n = 32)<br />

2006 (n = 34)<br />

Im Gesamten kann vorab festgehalten werden, dass in 2008 in etwa wieder das Ausgangsniveau<br />

erzielt wurde wie in 2006, also kurz vor Beginn der Fortbildung. Damals<br />

wie in 2008 lag die durchschnittliche Einschätzung des persönlichen Spielraumes bei<br />

einem Skalenwert von 6 auf der Skala zwischen 1 „überhaupt kein Spielraum“ und 10<br />

„sehr großer Spielraum“. Hier sprechen die Ergebnisse für sehr stabile Einschätzungen,<br />

die als Gesamtergebnisse für alle Teilnehmer durch die Teilnahme an der Fortbildung<br />

offenbar nicht beeinflusst wurden. Im Detail ergeben sich jedoch unterschiedliche<br />

Entwicklungen für verschiedene Teilnehmergruppen.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 61<br />

So hat sich für die rheinische Gruppe der Spielraum nach ihrer subjektiven Wahrnehmung<br />

gegenüber 2006 und 2007 (beide 5,5) ein wenig vergrößert (jetzt 5,9), für die<br />

westfälische Gruppe lassen sich mit einem aktuellen Wert von 6,1 nach einem leichten<br />

Aufschwung in 2007 (6,4) eher konstante Ergebnisse zu 2006 (6,2) festhalten.<br />

Die Teilnehmer mit einiger bis wenig Erfahrung mit Abschluss-Stufen berichten aktuell<br />

im Vergleich zu den Vorjahren über einen deutlich größeren Handlungsspielraum. Dies<br />

ist ein erfreuliches Ergebnis. Die Gruppe mit umfassenderen Vor-Erfahrungen ist in<br />

ihren Einschätzungen eher konstant geblieben, so dass insgesamt betrachtet beide<br />

Gruppen in 2008 zu ähnlichen Bewertungen kommen.<br />

Im Altersvergleich fand die größte Entwicklung in der mittleren Gruppe zwischen 41<br />

und 50 Jahren statt. Insbesondere im letzten Jahr scheint diese Gruppe einen deutlichen<br />

Zuwachs an persönlichem Handlungsspielraum erlebt zu haben. Dies trifft jedoch<br />

leider nicht auf die jüngste Gruppe unter 40 Jahre zu, die eine umgekehrte Entwicklung<br />

mit sinkenden Werten aufweist. Möglicherweise haben sich manche (der hohen) persönlichen<br />

Erwartungen an die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten nach den ersten Erfahrungen<br />

im schulischen Alltag nicht in der erhofften Form bestätigen lassen. Teilnehmer<br />

ab 51 Jahre hingegen sind von vornherein von insgesamt eher niedrigen Gestaltungsspielräumen<br />

ausgegangen und haben diese Einschätzung auch beibehalten.<br />

Neben den vorgestellten, unterschiedlichen Indikatoren für die Teilnehmerzufriedenheit<br />

wird in der Marktforschung häufig mit der Weiterempfehlungsabsicht eine ergänzende<br />

Betrachtung der Akzeptanz und Bindung vorgenommen.<br />

Übersicht 5-5<br />

Angaben in Prozent,<br />

zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />

Weiterempfehlung der Teilnehmer bezüglich der Seminarinhalte<br />

Würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen empfehlen,<br />

an dieser Fortbildungsreihe teilzunehmen?<br />

nur mit Einschränkungen empfehlen<br />

durchaus empfehlen<br />

32<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

12<br />

56<br />

sehr empfehlen


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 62<br />

Nach diesem Resultat würden 56 Prozent der Befragten ihren Kollegen und Kolleginnen<br />

sehr empfehlen, an der Fortbildungsreihe teilzunehmen. Ein weiteres Drittel (32<br />

Prozent) würde dies durchaus empfehlen. Nur etwa jeder zehnte Teilnehmer würde<br />

den Kollegen nur mit Einschränkungen zur Teilnahme raten wollen. Damit liegen weitere<br />

Anhaltspunkte für eine hohe Akzeptanz der Fortbildungsreihe vor, sowie für den<br />

Wunsch nach einer breiteren Basis der Informationen zur Unterstützung der Schüler<br />

bei der beruflichen Integration an den Schulen.<br />

Als wie hilfreich werden die einzelnen Module der Fortbildungsreihe mit entsprechendem<br />

zeitlichen Abstand gesehen? Die Ergebnisse stützen im Wesentlichen die Befunde,<br />

die sich auch bereits kurz nach Fortbildungsabschluss abzeichneten.<br />

Übersicht 5-6<br />

Angaben in Prozent<br />

zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />

Modul 1: Schule trifft Arbeitswelt<br />

Modul 2: Zukunftswerkstatt<br />

Modul 3: Behinderungsverarbeitung<br />

Modul 4: Förderrecht<br />

Modul 4: Denken u. Handeln im betrieblichen Kontext I<br />

Modul 5: MELBA (nur LVR)<br />

Modul 5: Arbeitsplatzeinrichtung<br />

Modul 6: Bewerbungstraining<br />

Modul 6: Denken u. Handeln im betrieblichen Kontext II<br />

Modul 7: Elternarbeit<br />

Abschließende Bewertung der Fortbildungsmodule<br />

weiß<br />

nicht<br />

6<br />

Modul 8: Moderation des Übergangsprozesses<br />

Bewertung der Module<br />

gar nicht wenig<br />

hilfreich hilfreich hilfreich<br />

3 12<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

sehr<br />

hilfreich<br />

Modul 6, in dem es um Bewerbungstraining und um betriebliche und wirtschaftliche<br />

Inhalte ging, wird insgesamt von fast allen Befragten als sehr hilfreich bzw. hilfreich<br />

bewertet. Dieses Modul hat sich aus Teilnehmersicht somit auch längerfristig mit Abstand<br />

am besten bewährt. Besonders hilfreich empfinden die Lehrer zudem den in Modul<br />

4 dargebotenen ersten Teil zum „betrieblichen Denken und Handeln“.<br />

Die Gesamtsicht auf die beiden problematischeren Seminare zur Zukunftswerkstatt<br />

und zur Behinderungsverarbeitung hat sich auch ein Jahr nach Abschluss der Reihe<br />

eher verfestigt. Insbesondere das Seminar zur Behinderungsverarbeitung hat sich als<br />

nur wenig bis gar nicht hilfreich erwiesen.<br />

9<br />

12<br />

11 6<br />

47<br />

3<br />

32<br />

3<br />

12<br />

15<br />

3 9<br />

26<br />

24<br />

21<br />

12<br />

6<br />

3<br />

3<br />

26<br />

24<br />

21<br />

32<br />

32<br />

47<br />

47<br />

44<br />

44<br />

12<br />

59<br />

56<br />

26<br />

18<br />

15<br />

65<br />

76<br />

35<br />

65<br />

47<br />

18<br />

21


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 63<br />

Modul 5 „Arbeitsplatzeinrichtung“ war bereits in der spontanen Seminarbewertung unmittelbar<br />

im Anschluss an den Veranstaltungstermin eher schlecht wahrgenommen<br />

worden. Daher verwundert nicht, dass das Seminar auch längerfristig als weniger hilfreich<br />

beurteilt wird als andere Seminarmodule.<br />

Andere Module wiederum haben im direkten Anschluss an das jeweilige Seminar eine<br />

höhere Zufriedenheit erzielt, werden langfristig jedoch als eher weniger hilfreich erachtet.<br />

Hierzu zählen das Modul 4 „Förderrecht“, das Modul 5 „Melba“ (nur LVR) und das<br />

Modul 7 zur „Elternarbeit“. Insbesondere zum Modul 4 „Förderrecht“ hatte sich in 2007<br />

zudem der deutlichste Wissenszuwachs ergeben. Offenbar stiftet zu diesem komplexen<br />

Thema allein der Wissenszuwachs jedoch noch nicht Handlungssicherheit bzw.<br />

ergeben sich möglicherweise auch noch zu wenig Anlässe, die Kenntnisse einzusetzen.<br />

Bemerkenswert ist außerdem, dass von den beiden Rahmenseminaren die Auftaktveranstaltung<br />

(Modul 1) hilfreicher als die Abschlussveranstaltung (Modul 8) wahrgenommen<br />

wird. Die Abschlussveranstaltung liefert den Teilnehmern aus entsprechender<br />

zeitlicher Distanz zwar überwiegend hilfreiche Informationen aber offenbar noch keine<br />

optimale Unterstützung. Das erklärte Ziel der Abschlussveranstaltung, Hilfestellungen<br />

der Lehrer für die konkrete Umsetzung zu liefern und in diesem Zusammenhang eine<br />

Reflexion der Lehrerrolle anzustoßen, ist dabei nach wie vor als besonders wichtig<br />

einzustufen. Gerade der Übergang zwischen Fortbildung und praktischer Umsetzung<br />

hat sich für die Lehrer als schwierige Herausforderung dargestellt, für die sie sich noch<br />

intensivere Begleitung gewünscht hätten (vgl. auch Kapitel 4).<br />

5.2 Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />

Neben den reinen Indikatoren der Zufriedenheit und der Bewertung der Fortbildungsreihe<br />

gelten besondere Augenmerke der Abschlussbefragung den konkreten Aktivitäten,<br />

die die Lehrerinnen und Lehrer an ihren Schulen zwischenzeitlich durchgeführt<br />

haben und den Erfahrungen, die sie hierbei gewonnen haben.<br />

Zu diesem Zweck sollten die Teilnehmer zunächst anhand einer Liste möglicher Aktivitäten<br />

angeben, welche der genannten sie bereits persönlich seit ihrer Fortbildungsteilnehmer<br />

zur Umsetzung der Inhalte durchgeführt haben.<br />

Übersicht 5-6 zeigt die Ergebnisse dieser Frage, sortiert nach der Häufigkeit der Nennungen.<br />

Zur Interpretation sei vorangestellt, dass hiermit zunächst lediglich das Vorkommen<br />

bestimmter Aktivitäten zu Protokoll gegeben wird, nicht deren Intensität oder<br />

Bedeutsamkeit.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 64<br />

Übersicht 5-7<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich<br />

zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />

Durchgeführte Aktivitäten zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />

Schulleitung/Kollegium mobilisieren<br />

eigene Herangehensweise als Lehrer überdenken<br />

Kontakte zum Integrationsfachdienst intensivieren/ verändern<br />

Eltern verstärkt informieren/anders einbeziehen<br />

eigenen Unterricht überarbeiten<br />

schulinterne klassenübergreifende Aktivitäten betreiben<br />

Beratung einzelner Schüler<br />

Kontakte zur Agentur für Arbeit intensivieren/ verändern<br />

Kontakte zu Betrieben intensivieren/ verändern<br />

Kontakte zum Integrationsamt zu intensivieren/ verändern<br />

Kontakte zu Werkstätten für behinderte Menschen<br />

zu intensivieren/verändern<br />

Kooperationen zwischen Schulen anregen<br />

Kontakte zu Fürsorgestellen intensivieren/ verändern<br />

andere, als die genannten Aktivitäten<br />

Anteil jeweils „bereits durchgeführt“<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

3<br />

24<br />

44<br />

47<br />

47<br />

56<br />

62<br />

71<br />

76<br />

76<br />

79<br />

79<br />

82<br />

91<br />

Reihenfolge:<br />

Wichtigkeit<br />

des Aspekts<br />

Insgesamt haben 9 von 10 Lehrern bereits Bemühungen unternommen, die Schulleitung<br />

bzw. die Kollegen ihrer Schule zu mobilisieren. 8 von 10 Lehrern haben die Kontakte<br />

zum Integrationsfachdienst intensiviert oder verändert. Etwa genauso viele haben<br />

die Eltern verstärkt oder anders als bisher informiert. Unter den am häufigsten genannten<br />

Aspekten finden sich auch das Überdenken der eigenen Herangehensweise als<br />

Lehrer in bestimmten Aspekten der Förderung der Schüler beim Übergang in die Arbeitswelt,<br />

die entsprechende Überarbeitung des eigenen Unterrichts und die Durchführung<br />

schulinterner klassenübergreifender Aktivitäten.<br />

Weitere Institutionen haben die Lehrer im Vergleich dazu eher seltener im Fokus ihrer<br />

bisherigen Aktivitäten zu Kontakten, Kooperationen und Netzwerken gehabt. Darunter<br />

werden noch am häufigsten die Agentur für Arbeit sowie Betriebe angeführt, eher seltener<br />

dann Integrationsamt, WfbM, sowie andere Schulen. Fürsorgestellen sind nach<br />

bisherigem Stand nicht Gegenstand von Aktivitäten der Lehrer gewesen.<br />

In einem weiteren Bewertungsschritt wurden die Lehrer dann um die Angabe gebeten,<br />

welche der von ihnen unternommenen Aktivitäten die für sie persönlich wichtigsten drei<br />

Aspekte waren. In der Summe wird als wichtigster Aspekt die Veränderung oder Intensivierung<br />

des Kontakts zum Integrationsfachdienst bezeichnet, an zweiter Stelle folgt<br />

die Mobilisierung der Schulleitung bzw. der Kollegen und an dritter Stelle das Überdenken<br />

der eigenen Lehrerrolle.<br />

2<br />

3<br />

1


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 65<br />

Welche Erfahrungen haben die Lehrer bei der Umsetzung der ihnen besonders wichtigen<br />

Fortbildungsinhalte gewonnen? Hierzu fand im Interview aufgrund der Vielzahl der<br />

unternommenen Aktivitäten eine Fokussierung auf die jeweils persönlich wichtigsten<br />

Aspekte statt. Da die Fallzahl der Lehrer, die über entsprechende Erfahrungen zu den<br />

einzelnen Themen berichten, notwendigerweise klein ist, enthält die folgende Übersicht<br />

zusätzlich zu den prozentualen Verteilungen auch die Fallzahlen, auf die sich diese<br />

jeweils beziehen.<br />

Übersicht 5-8<br />

Angaben in Prozent<br />

zweite Nachbefragung 2008<br />

Erfahrungen bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte,<br />

Basis: Befragte, denen der jeweilige Aspekt besonders wichtig war<br />

weiß<br />

nicht<br />

alle wichtigsten Aktivitäten<br />

insgesamt (n = 94 Angaben)<br />

Schulleitung/Kollegium<br />

mobilisieren (n=14 Angaben)<br />

eigene Herangehensweise als Lehrer<br />

überdenken (n=12 Angaben)<br />

Kontakte z. Integrationsfachdienst<br />

intensivieren/ verändern (n=19 Angaben)<br />

übrige Aktivitäten (n=49 Angaben<br />

zu neun verschiedenen Kategorien)<br />

3<br />

eher<br />

negativ<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

7<br />

sowohl positiv<br />

als auch negativ<br />

3 3<br />

57<br />

8<br />

21<br />

25<br />

5 16<br />

4<br />

2 12<br />

21<br />

32<br />

eher<br />

positiv<br />

43<br />

14<br />

50<br />

51<br />

ausschließlich<br />

positiv<br />

30<br />

17<br />

47<br />

31<br />

Reihenfolge:<br />

Wichtigkeit<br />

des Aspekts<br />

Ein zentrales Ergebnis ist zunächst, dass die Erfahrungen, die die Lehrer bei der Umsetzung<br />

der ihnen wichtigen Aspekte gemacht haben, insgesamt überwiegend positiv<br />

waren, und dies zu einem großen Anteil ohne jede Einschränkung. Erfreulich ist auch,<br />

dass keine Fälle von ausschließlich negativen Erfahrungen vorliegen. Nur ein sehr geringer<br />

Anteil hat überhaupt negative Erfahrungen gemacht. Sowohl positive als auch<br />

negative Erfahrungen liegen hingegen für einige der genannten Aspekte durchaus vor.<br />

Gerade bei der Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen haben die Lehrer im<br />

Vergleich zu den übrigen Aktivitäten offenbar die größten Probleme oder Hindernisse<br />

verspürt. Hierzu berichten die Lehrer häufig über sowohl positive wie negative Erfahrungen,<br />

und der Anteil der (eher) positiven Meldungen fällt mit einem Anteil von etwa<br />

einem Drittel verhältnismäßig gering aus.<br />

2<br />

3<br />

1


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 66<br />

Über das Überdenken der eigenen Lehrerrolle werden indes überwiegend positive Erfahrungen<br />

berichtet. Allerdings berichtet ein kleinerer Teil auch über ein geteiltes Erfahrungsbild,<br />

das sowohl positive als auch negative Eindrücke umfasst.<br />

Deutlich positiver noch sind die Erfahrungen bei Kontakten zum Integrationsfachdienst.<br />

Dies Resultat ist umso bedeutsamer, als dass diese Kontakte für die vergleichsweise<br />

größte Zahl der Lehrer zu den wichtigen Aspekten zählen.<br />

Die Breite der übrigen, von den Lehrern als weniger wichtig bezeichneten Aktivitäten<br />

wurde wegen der geringen Anzahl an entsprechenden Nennungen nur zusammengefasst<br />

ausgezählt. Das Erfahrungsbild der Lehrer hierzu gestaltet sich mit einem Anteil<br />

von über 80 Prozent positiver Rückmeldungen außerordentlich unproblematisch. Im<br />

Detail lassen sich folgende Unterschiede zwischen den verschiedenen Aktivitäten beschreiben:<br />

Die Überarbeitung des eigenen Unterrichts und die Beratung von einzelnen<br />

Schülern gestalten sich aus Sicht der Lehrer sehr unproblematisch. Bei schulinternen<br />

klassenübergreifenden Aktivitäten wird auch vereinzelt über negative Erfahrungen berichtet.<br />

Zu negativen Einzelerfahrungen führt ebenfalls die veränderte oder intensivierte<br />

Einbeziehung der Eltern. Bezüglich der Netzwerkarbeit mit der Agentur für Arbeit, dem<br />

Integrationsamt und mit Schulen liegen überwiegend positive Erfahrungen vor, insgesamt<br />

werden diese Aspekte jedoch kaum als persönlich wichtig bezeichnet. Erfreulich<br />

ist schließlich, dass die Intensivierung der wichtigen Kontakte zu Betrieben auch ganz<br />

überwiegend von positiven Erfahrungen begleitet wurde.<br />

Zusammengefasst bereiten offenbar gerade die subjektiv wichtigsten Aufgaben, denen<br />

sich die Lehrer bei der Umsetzung der Fortbildung widmen, häufig neben positiven<br />

auch negative Erfahrungen. Wie auch an anderer Stelle bereits deutlich wurde, signalisieren<br />

die Lehrer Unterstützungsbedarf bei der Verbreitung und Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />

und -ziele bei der Schulleitung und bei den Kollegen ihrer Schule. Gerade<br />

bezüglich dieser schulinternen Aktivitäten sollte eine zukünftige Fortsetzung der<br />

Fortbildung hinreichende Unterstützungsangebote liefern, die bereits als wichtiger Bestandteil<br />

in die Fortbildung integriert werden sollte.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 67<br />

Übersicht 5-9<br />

Angaben in Prozent; an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />

Einschätzungen von Erfolgen und Hindernissen bei der Umsetzung<br />

Aktivitäten bereits erfolgreich<br />

für die Schüler?<br />

Änderungen am Schulkonzept<br />

durch Fortbildungsteilnahme?<br />

Hindernisse bei der Umsetzung der<br />

Fortbildungsinhalte an der Schule?<br />

Vorhandensein negativer<br />

Folgewirkungen durch<br />

Fortbildungsteilnahme?<br />

Weitere Unterstützung durch<br />

Integrationsamt gewünscht?<br />

nein ja<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

85<br />

Weitere Indikatoren für die Wirksamkeit der Fortbildungsreihe stellen die persönlichen<br />

Selbsteinschätzungen der Lehrer über ihre ersten Erfolge und über mögliche Hindernisse<br />

ihrer bisherigen Bemühungen dar:<br />

• Etwa knapp zwei Drittel der Teilnehmer sind der Ansicht, dass sich bereits erste<br />

Erfolge ihrer Bemühungen für die Schüler zeigen. Hier werden in den offenen<br />

Kommentaren vor allen Dingen die verstärkte Teilnahme an Praktika, auch Tagespraktika<br />

genannt, sowie ein steigender persönlicher Vermittlungserfolg von Schülern<br />

in die Arbeitswelt, der sich jedoch häufig bislang nur auf Einzelfälle bezieht und<br />

die große Breite der Schüler noch nicht erfasst hat. Auch die Zusammenarbeit mit<br />

dem Integrationsfachdienst hat in diesem Zusammenhang schon zu ersten Erfolgen<br />

geführt.<br />

• Genauso groß ist der Anteil der Lehrer, die auch bereits Veränderungen des<br />

Schulkonzepts sehen, die sie auf ihre Fortbildungsteilnahme zurückführen, etwa in<br />

Bezug auf die Gestaltung von Projekttagen oder Projektwochen, betriebliche Partnerschaften,<br />

die Struktur der Berufsorientierung innerhalb der Schule sowie den<br />

Verbleib von Lehrern in der Abschluss-Stufe, um nur einige Aspekte zu nennen.<br />

• Allerdings berichten auch 9 von 10 Teilnehmern über Hindernisse bei der Umsetzung<br />

der Inhalte an der Schule. Die genannten Argumente hierzu sind sehr breit<br />

gefächert und betreffen sowohl personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />

die auch durch den Lehrplan bedingt sind, als auch Probleme mit der Schulleitung<br />

und den Kollegen, mangelnde Flexibilität auch der Eltern, Probleme mit Institu-<br />

32<br />

35<br />

35<br />

6<br />

12<br />

62<br />

62<br />

65<br />

91


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 68<br />

tionen (z.B. Agentur für Arbeit) sowie die spezifische Zusammensetzung der Schülerschaft,<br />

für die die Inhalte kaum umsetzbar erscheinen. Auch in dem teilweise<br />

großen Einzugsgebiet der Schulen bzw. Schüler werden Hindernisse für die Aktivitäten<br />

der Lehrer zur Begleitung der Integration gesehen.<br />

• Es sehen sich jedoch konkret nur 12 Prozent negativen Folgewirkungen durch<br />

die Fortbildungsteilnahme ausgesetzt, die sich im Wesentlichen auf Arbeitsausfälle<br />

und ein erhöhtes persönliches Arbeitspensum beziehen.<br />

• Konkrete weitere Unterstützungswünsche an das Integrationsamt äußern<br />

schließlich 65 Prozent der Befragten, hierunter beispielsweise Wünsche nach mehr<br />

Information über Modelle zur vertieften Berufsorientierung, Beratung über Fördermöglichkeiten,<br />

Betreuung, Vermittlung von Kontakten zu Betrieben oder von konkreten<br />

Stellen, Begleitung von Schülern, Arbeitsassistenz sowie einzelne weitere<br />

Sondermaßnahmen. Auch hier zeigt sich wieder, dass zusätzlich zu den schon bestehenden<br />

Aktivitäten gerade im Hinblick auf die betrieblichen Kontakte noch Unterstützungsbedarf<br />

gegeben ist.<br />

Im Zusammenhang mit einem möglicherweise veränderten Schulkonzept interessiert<br />

insbesondere die Frage, ob sich Veränderungen in den schulspezifischen Regelungen<br />

zum Verbleib der Lehrer in Abschluss-Stufen ergeben haben und worauf diese zurückzuführen<br />

sind.<br />

Übersicht 5-10<br />

Angaben in Prozent, zweite Nachbefragung 2008, gesamt n = 34<br />

Es gibt keine<br />

solche Zusage<br />

seitens der<br />

Schulleitung<br />

29<br />

Ich arbeite noch an<br />

einer solchen Zusage<br />

Gibt es eine längerfristige Zusage<br />

Ihrer Schulleitung, dass Sie in<br />

der Abschluss-Stufe verbleiben<br />

werden bzw. in eine Abschluss-<br />

Klasse kommen werden?<br />

Gesamt<br />

n = 34<br />

weiß nicht<br />

24<br />

3<br />

Zusage der Schulleitung zur Betreuung einer Abschluss-Stufe<br />

29<br />

15<br />

Es gibt diese<br />

Zusage ohnehin<br />

Es gibt diese Zusage<br />

auf mein Betreiben hin<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Ist dies bereits ein Effekt der<br />

Fortbildung oder ist dies<br />

unabhängig davon der Fall?<br />

Gesamt<br />

n = 15<br />

13<br />

87<br />

Ist eine<br />

Folge davon<br />

Ist unabhängig<br />

davon der Fall


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 69<br />

Zusagen der Schulleitung, dass die Fortbildungsnehmer in der Abschluss-Stufe<br />

verbleiben werden, liegen in 44 Prozent der Fälle vor. Teilweise gab es diese Zusage<br />

bereits, teilweise wurde sie auf Betreiben des jeweiligen Teilnehmers erwirkt. Wo eine<br />

solche Zusage vorliegt, wird diese jedoch mehrheitlich nicht als Effekt der Fortbildungsteilnahme,<br />

sondern unabhängig davon gesehen. Ein weiteres Viertel der Teilnehmer<br />

arbeitete zum Befragungszeitpunkt noch an einer solchen Zusage, die übrigen 30 Prozent<br />

berichten weder über eine solche Zusage noch über entsprechende Bemühungen<br />

ihrerseits.<br />

Nach diesen Resultaten ist der Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe nach eigener<br />

Einschätzung nicht primär mit der Fortbildung verknüpft. Unabhängig davon, worauf<br />

die Regelungen im Einzelnen beruhen, kann der Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe<br />

als eine wichtige Voraussetzung für die Amortisierung der Bildungsinvestitionen<br />

und für die nachhaltige Wirkung der Fortbildungsreihe betrachtet werden. Insofern<br />

erscheint empfehlenswert, die Teilnehmer und betroffenen Schulleitungen für dieses<br />

Thema noch stärker zu sensibilisieren und in ihren Bemühungen zu bekräftigen.<br />

5.3 Meinungen zur Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt<br />

Wie auch in den beiden Befragungen zuvor wurden die Teilnehmer darum gebeten,<br />

ihre Haltung zu einigen ausgewählten Meinungen über die Aufgaben von Schule und<br />

Arbeitswelt deutlich zu machen (siehe Übersichten 5-11 und 5-12).<br />

Übersicht 5-11<br />

Angaben in Prozent<br />

2007 n = 32<br />

2006 n = 34<br />

Es gehört zu den Aufgaben unserer Schule, ihre<br />

Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />

vorzubereiten.<br />

Lehrer müssen ihre Schüler dabei unterstützen,<br />

selbstverantwortlich eine Berufswahlentscheidung zu<br />

treffen.<br />

Die vordringliche Aufgabe der Förderschule besteht<br />

darin, ihre Schüler auf die nächste Förderinstitution<br />

vorzubereiten.<br />

Es ist nicht die Aufgabe der Förderschule, ihre<br />

Schüler auf eine Erwerbsarbeit auf dem ersten<br />

Arbeitsmarkt vorzubereiten.<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Meinungen über Schule und Arbeitswelt I<br />

jeweils Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz<br />

2008 n = 34 persönliche Meinung 2008<br />

15<br />

13<br />

9<br />

persönliche Meinung 2007<br />

persönliche Meinung 2006<br />

58<br />

56<br />

74<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

97


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 70<br />

Übersicht 5-12<br />

Angaben in Prozent<br />

2007 n = 32<br />

2006 n = 34<br />

Die Werkstatt für behinderte Menschen hat viel<br />

bessere Möglichkeiten, unsere Absolventen auf eine<br />

Erwerbstätigkeit vorzubereiten.<br />

Die Werkstatt für behinderte Menschen kann bestenfalls<br />

Ersatzlösung sein für Abgänger, die den Sprung auf den<br />

ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen.<br />

Werkstätten für behinderte Menschen bieten einen<br />

Schutzraum, den behinderte Menschen benötigen.<br />

Im Zweifelsfall ist es besser, einen Schulabsolventen in<br />

einer Werkstatt für behinderte Menschen unterzubringen<br />

als ihn den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb zu<br />

überlassen.<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

Meinungen über Schule und Arbeitswelt II<br />

jeweils Anteile: teile ich überwiegend/ voll und ganz<br />

2008 n = 34 persönliche Meinung 2008<br />

9<br />

15<br />

persönliche Meinung 2007<br />

persönliche Meinung 2006<br />

24<br />

21<br />

28<br />

44<br />

36<br />

41<br />

41<br />

65<br />

75<br />

82<br />

Einhellige Unterstützung und über die Zeit konstant hohe Zustimmung finden Aussagen,<br />

dass Schule und Lehrer die Schüler auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten<br />

und bei der Berufswahlentscheidung unterstützen sollen. Die Auffassung, dass<br />

es nicht Aufgabe der Förderschule sei, die Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten,<br />

vertritt außerdem in allen drei Erhebungswellen jeweils nur eine kleine Minderheit.<br />

Etwa 60 Prozent der Befragten sehen die vordringlichste Aufgabe der Förderschule in<br />

der Vorbereitung auf die nächste Förderinstitution – in der Regel die WfbM. Dies sind<br />

in etwa genau so viele wie in 2007 und insgesamt deutlich weniger als vor Fortbildungsbeginn.<br />

Interessante Entwicklungen zeichnen sich in den konkreten Aussagen zur Werkstatt für<br />

behinderte Menschen ab. Einerseits sehen seit 2006 kontinuierlich weniger Befragte<br />

die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrichtung und als präferiertes<br />

Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen Betrieb. Andererseits<br />

werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische Vorteile in der Vorbereitung<br />

auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch im letzten Jahr unter<br />

dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen worden waren.<br />

Zudem sehen im Vergleich zu den beiden Vorjahren weniger Befragte die WfbM bestenfalls<br />

als Ersatzlösung für solche Schüler, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt<br />

nicht schaffen.


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 71<br />

Insgesamt scheint die Bedeutung der WfbM für die Mehrheit der Teilnehmer jedoch<br />

merklich gesunken zu sein. In welchem Umfang die Lehrer ihren Schülern Chancen auf<br />

dem ersten Arbeitsmarkt einräumen, verdeutlicht folgende Übersicht.<br />

Übersicht 5-13<br />

Angaben in Prozent<br />

Chancen der Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

Nach Ansicht der Befragten hätten unter ihren Schülern<br />

realistische Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt...<br />

alle Schüler<br />

etwa die Hälfte<br />

etwa ein Viertel<br />

weniger als ein Viertel<br />

gar kein Schüler<br />

3 3<br />

6<br />

9<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

12<br />

56<br />

24<br />

15<br />

68<br />

Vorabbefragung 2006 (n=34) 2008 (n=34)<br />

In 2008 schätzen die Lehrer trotz aller Probleme und Hindernisse, die sie in der Zwischenzeit<br />

im schulischen Alltag möglicherweise erfahren haben, die Chancen ihrer<br />

Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt als deutlich höher ein als dies vor der Fortbildung<br />

noch der Fall war. So ist kaum noch ein Lehrer der Ansicht, dass die Option des ersten<br />

Arbeitsmarktes für keinen ihrer Schüler realistisch sei, während in 2006 dies noch<br />

knapp ein Viertel der Teilnehmenden so sah.<br />

Auf der anderen Seite bleibt es zwar bei einem ebenfall sehr kleinen Anteil der Lehrer,<br />

die für jeden ihrer Schüler eine solche Chance sehen. Insgesamt sind jedoch die Anteile<br />

derer, die entsprechende Chancen für etwa die Hälfte oder ein Viertel ihrer Schüler<br />

gegeben sehen, deutlich gestiegen und unterstützen auch hier den positiven Trend.<br />

Abschließend soll die Frage beantwortet werden, welche Art der Ausbildung und Beschäftigung<br />

die Teilnehmer für ihre Schüler insgesamt als am besten geeignet empfinden<br />

und ob sich diese Perspektive seit 2006 möglicherweise verändert hat.<br />

3


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 72<br />

Übersicht 5-14<br />

Für die eigenen Schüler geeignete Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

Angaben in Prozent;<br />

an 100% Fehlende: verweigert/weiß nicht<br />

Werkstatt für behinderte Menschen ist geeignet ...<br />

Förderlehrgang bei überbetrieblicher<br />

Einrichtung ist geeignet ...<br />

abgestufte Ausbildung in überbetrieblicher<br />

Einrichtung (keine Vollausbildung), ist geeignet ...<br />

abgestufte Ausbildung im Betrieb<br />

(keine Vollausbildung) ist geeignet ...<br />

individuelle innerbetriebliche<br />

Einzelmaßnahme ist geeignet ...<br />

Aufnahme einer Arbeit ohne<br />

Berufsausbildung ist geeignet ...<br />

reguläre Vollausbildung in überbetrieblicher<br />

Einrichtung ist geeignet ...<br />

reguläre Vollausbildung im Betrieb<br />

ist geeignet ...<br />

Vorabbefragung 2006 (n= 34) 2008 (n=34)<br />

für keinen bzw.<br />

fast keinen Schüler<br />

65<br />

41<br />

35<br />

Wissenschaftliche Begleitung der Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände <strong>Rheinland</strong> (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL)<br />

24<br />

29<br />

9 12<br />

12<br />

12<br />

38<br />

29<br />

65<br />

59<br />

50<br />

59<br />

71<br />

6<br />

80<br />

21<br />

für eine Minderheit<br />

ihrer Schüler<br />

15<br />

15<br />

12<br />

24<br />

15<br />

59<br />

38<br />

15<br />

18<br />

24<br />

29<br />

für die Mehrheit, alle oder fast<br />

alle ihrer Schüler<br />

In der Bewertung der Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten kommt der WfbM<br />

aus Sicht der Lehrer nach wie vor die maßgebliche Bedeutung bei: 70 Prozent halten<br />

diese für die Mehrzahl bzw. für alle oder fast alle der eigenen Schüler für geeignet und<br />

weitere 15 Prozent sehen die Eignung immerhin für eine Minderheit. Diese Anteile lagen<br />

in 2006 ähnlich hoch. Keine andere Form der Ausbildung oder Beschäftigung wird<br />

für einen so großen Anteil der Schüler als geeignet empfunden.<br />

An zweiter Stelle steht der Förderlehrgang bei einer überbetrieblichen Einrichtung. Diese<br />

Option wird allerdings in der Regel nur für eine Minderheit der Schüler für geeignet<br />

betrachtet. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt nach Ansicht der Teilnehmer die abgestufte<br />

Ausbildung in überbetrieblicher Einrichtung oder im Betrieb.<br />

Demgegenüber werden die individuelle betriebliche Einzelmaßnahme und die Aufnahme<br />

einer Arbeit ohne Berufsausbildung als etwas weniger relevant eingestuft. Bezüglich<br />

der regulären Vollausbildung sind schließlich große Teile der Befragten der Ansicht,<br />

dass diese für keinen bzw. fast keinen ihrer Schüler geeignet sei, und zwar weder<br />

in überbetrieblicher Einrichtung (38 Prozent) noch im Betrieb (59 Prozent).<br />

Im Vergleich zu 2006 lässt sich zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

ein leichter Zuwachs oder zumindest ein konstantes Ergebnis der<br />

zugeschriebenen Eignung für die Schüler festhalten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass bei allen betrieblichen Formen der Ausbildung oder Förderung, sei<br />

es als betriebliche Vollausbildung, als abgestufte Ausbildung oder als individuelle Ein-<br />

6 15<br />

3<br />

35<br />

71<br />

71<br />

68<br />

59<br />

59<br />

53<br />

3<br />

71<br />

6<br />

12<br />

6<br />

12<br />

12<br />

24


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 73<br />

zelmaßnahme eine Tendenz zu leicht optimistischerer Einschätzung über die Zeit abgelesen<br />

werden kann.<br />

Weniger chancenreich als noch zwei Jahre zuvor sehen die Lehrer indes die reguläre<br />

Vollausbildung in überbetrieblicher Einrichtung; hier geben sie sich in ihren Antworten<br />

deutlich bedeckter als in 2006. Auch bezüglich der WfbM sind - trotz nach wie vor hohem<br />

Gesamtzuspruch - die Anteile derer gesunken, die diese für die Mehrheit oder<br />

sogar alle Schüler als geeignet empfinden.<br />

5.4 Zusammenfassung: Erfahrungen ein Jahr nach Abschluss der Reihe<br />

Die letzte Befragung der Teilnehmer fand ein Jahr nach Beendigung der Fortbildungsreihe<br />

in 2008 statt und hatte im Wesentlichen die folgenden Erfolgsindikatoren im Fokus:<br />

die abschließende Bewertungen der Fortbildungsreihe selbst, die konkreten Umsetzungsbemühungen<br />

an der Schule, die eigene Sicht auf die Wirksamkeit der Bemühungen<br />

sowie Einstellungen bezüglich der Rolle von Schule und Lehrer sowie bezüglich<br />

der Eignung bestimmter Beschäftigungsformen für die eigenen Schüler.<br />

Die Resultate der Abschlussbefragung zeigen, dass mit dem zeitlichen Abstand die<br />

erste positive Begeisterung der Teilnehmer einer gewissen Ernüchterung, aber auch<br />

Festigung der eigenen Haltung Platz gemacht hat. Trotz insgesamt leichtem Rückgang<br />

der Bewertungen ist die Zustimmung zur Fortbildungsreihe jedoch noch immer hoch,<br />

die Zielsetzung wird in hohem Umfang getragen und auch die konkrete Zufriedenheit<br />

mit der Veranstaltungsreihe liegt trotz geringer Einbußen noch immer auf einem hohen<br />

Niveau. Dies wird gestützt durch die hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung der Fortbildungsteilnahme<br />

an Kollegen und Kolleginnen.<br />

Etwas deutlicher ist der Rückgang der Meinungen darüber, wie gut die Seminar-Reihe<br />

die spezifischen Anforderungen an die Lehrer beim Übergang der Schüler in den ersten<br />

Arbeitsmarkt vermitteln konnte und wie diese Anforderungen im Einzelnen erfüllt<br />

werden können. Auch der wahrgenommene eigene Handlungsspielraum der Lehrer bei<br />

der Integration der Schüler auf den ersten Arbeitsmarkt hat sich nicht nachhaltig vergrößert.<br />

Der detaillierte Blick darauf, wie hilfreich die einzelnen Fortbildungsmodule aus Sicht<br />

der Lehrer beurteilt werden, stützt im Wesentlichen die Befunde, die sich auch bereits<br />

zeitnah zur Reihe abzeichneten. Dies betrifft insbesondere die betrieblich und wirtschaftlich<br />

orientierten Fortbildungsmodule, die zu allen Befragungszeitpunkten in hohem<br />

Maße als hilfreich empfunden wurden. Andere Seminare hatten in 2007 zunächst<br />

bessere Resonanzen erzielt, haben sich aber in der schulischen Praxis offenbar bislang<br />

nur für einen Teil der Lehrer als hilfreich erwiesen: Förderrecht, MELBA (LVR) und<br />

Elternarbeit. Wieder andere Themen – Zukunftswerkstatt und die Behinderungsverarbeitung<br />

– wurden aus Sicht der Lehrer sowohl kurzfristig als auch mittelfristig als wenig<br />

bis gar nicht hilfreich bezeichnet.<br />

Unter den konkreten Aktivitäten, die die Lehrer zur Umsetzung der Fortbildungsinhalte<br />

inzwischen unternommen haben, wurden am häufigsten die Mobilisierung der Schullei-


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 74<br />

tung bzw. der Kollegen an der Schule genannt, das Überdenken der eigenen Herangehensweise<br />

als Lehrer und die Vertiefung der Kontakte zum Integrationsfachdienst.<br />

Letzteren Aspekt bezeichneten die Lehrer sogar als den für sie persönlich wichtigsten<br />

Ansatzpunkt. Darüber hinaus ist eine breite Varianz der unternommenen Aktivitäten zu<br />

verzeichnen. Diese konzentrieren sich stärker auf die innerschulischen Ansatzpunkte<br />

(eigener Unterricht, Eltern, klassenübergreifende Aktivitäten, Einzelfallberatung von<br />

Schülern). Kontakte zu außerschulischen Institutionen und Einrichtungen werden demgegenüber<br />

seltener zum Gegenstand der Bemühungen (Agentur für Arbeit, Betriebe,<br />

Integrationsamt, WfbM, andere Schulen). Dabei bleibt offen, ob es sich hierbei bereits<br />

um ein endgültiges Muster handelt oder ob die Institutionen und Einrichtungen in längerfristiger<br />

Hinsicht stärker noch als bisher von den Lehrern in ihre Aktivitäten einbezogen<br />

werden.<br />

Insgesamt berichten die Lehrer über überwiegend positive Erfahrungen bei der Umsetzung<br />

der ihnen jeweils wichtigsten Ansatzpunkte aus der Fortbildung. Allerdings ist<br />

gerade die Mobilisierung der Schulleitung und der Kollegen aus Sicht der Lehrer offenbar<br />

mit größeren Problemen oder Hindernissen behaftet, denn es wird verhältnismäßig<br />

häufig über negative Erfahrungen berichtet. Hinzu kommt, dass neun von zehn Lehrer<br />

von Hindernissen unterschiedlicher Art bei der Umsetzung der Fortbildungsinhalte an<br />

ihrer Schule berichten, so etwa über personelle wie zeitliche Ressourcen an den Schulen,<br />

Probleme mit der Schulleitung und den Kollegen oder mangelnde Flexibilität auch<br />

der Eltern. Bereits in 2007 signalisierten die Lehrer Bedarf an Hilfestellung bei dem<br />

Umsetzungsprozess in der Schule - ein Aspekt, der nach allen Befunden stärker noch<br />

als bisher in die Fortbildung integriert werden sollte.<br />

Etwa je zwei Drittel der Lehrer sehen auch bereits erste Erfolge ihrer Bemühungen für<br />

ihre Schüler selbst bzw. in den entsprechenden Veränderungen des Schulkonzepts.<br />

Genannt werden hier beispielsweise verstärkte Praktika, die persönliche Vermittlung<br />

von einzelnen Schülern, die Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt, Gestaltung von<br />

Projekttagen, betriebliche Partnerschaften, Struktur der Berufsorientierung oder der<br />

Verbleib der Lehrer in der Abschluss-Stufe.<br />

Anhand unterschiedlicher Meinungsindikatoren zeigt sich, dass die Lehrer ihren Schülern<br />

trotz aller Probleme, die sie in der Zwischenzeit bei ihren Aktivitäten erfahren haben,<br />

insgesamt höhere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt einräumen als dies vor<br />

Beginn der Fortbildung der Fall war. Einen Zuwachs an Chancen sehen die Lehrer<br />

insbesondere bei der regulären Vollausbildung oder der abgestuften Ausbildung im<br />

Betrieb, bei individuellen betrieblichen Einzelmaßnahmen sowie bezüglich Förderlehrgängen<br />

bei überbetrieblichen Einrichtungen. Im Vergleich zu 2006 hat sich die Haltung<br />

der Lehrer zu fast allen untersuchten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

leicht positiv verändert oder ist zumindest konstant geblieben.<br />

Die Bedeutung der WfbM scheint aus Sicht der Mehrheit der Teilnehmer eher gesunken<br />

zu sein. Zwar wird die WfbM auch in 2008 als die am besten geeignete Form der<br />

Beschäftigung für die meisten Schüler gesehen, jedoch ist der Grad der Zustimmung<br />

hierzu im Vergleich zur Erstbefragung leicht rückläufig. Zudem sehen seit 2006 kontinuierlich<br />

weniger Befragte die WfbM als eine grundsätzlich notwendige Schutzeinrich-


Begleitforschung zur Lehrerfortbildungsreihe der Landschaftsverbände LVR und LWL - <strong>Abschlussbericht</strong> 75<br />

tung und als präferiertes Modell zum Schutz vor den Unsicherheiten in einem normalen<br />

Betrieb. Andererseits werden der WfbM in der Abschlussbefragung durchaus spezifische<br />

Vorteile in der Vorbereitung auf eine Erwerbstätigkeit zugesprochen, die ihr noch<br />

im letzten Jahr unter dem Eindruck der gerade absolvierten Fortbildung eher abgesprochen<br />

worden waren.<br />

Zusammenfassend hat sich die Fortbildung der beiden Landschaftsverbände als Veranstaltungsreihe<br />

erwiesen, die auch über die unterschiedlichen Zielgruppen hinweg<br />

wirkt. Dabei lassen sich durchaus Unterschiede der Wahrnehmung der Fortbildung im<br />

Hinblick auf das Lebensalter oder die Vorab-Erfahrungen der Teilnehmer oder im Hinblick<br />

auf die spezifischen Teilnehmerstrukturen in den beiden Gruppen aus Westfalen<br />

und dem <strong>Rheinland</strong> festhalten. Eine Empfehlung hinsichtlich der Fortsetzung dieser<br />

Fortbildungsreihe ist daher, die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen stärker<br />

noch als bisher zu berücksichtigen und die im Rahmen dieser Begleitforschung aufgezeigten<br />

Ansätze zur Optimierung der einzelnen Module sowie des Gesamtkonzepts zu<br />

prüfen und zu integrieren.

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