Austenitische Gusseisen - Konstruieren und Gießen
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tierischer <strong>und</strong> pflanzlicher Öle hat sich austenitisches<br />
<strong>Gusseisen</strong> recht gut bewährt,<br />
da das Fett offenbar durch einen Schutzfilm<br />
den Angriff der an sich in wässriger<br />
Lösung zu hohen Säurekonzentration vermindert.<br />
Durch einen höheren Siliciumgehalt<br />
wird die Beständigkeit nach Tabelle<br />
17 verbessert, so dass die in der EN 13835<br />
nicht mehr enthaltene Sorte GGG-NiSiCr<br />
20 5 2 auch bei etwas höheren Säurekonzentrationen<br />
erfolgreich eingesetzt werden<br />
konnte [49].<br />
Auch die Beständigkeit gegen Salzsäure ist<br />
wie bei fast allen Eisenwerkstoffen gering,<br />
so dass die Anwendungsmöglichkeiten auf<br />
niedrige Säurekonzentrationen bei Raumtemperatur<br />
beschränkt sind. Ähnliches gilt<br />
auch für Phosphorsäure.<br />
8.7 Verhalten in weiteren<br />
Medien<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Auflistungen zum Verhalten<br />
von austenitischem <strong>Gusseisen</strong>, vorwiegend<br />
mit Lamellengraphit, enthalten die<br />
Veröffentlichungen [1 bis 3, 5]. Für die<br />
Verwendung in Phosphorsäure kommen<br />
die austenitischen <strong>Gusseisen</strong>sorten mit<br />
Einschränkung in Frage. Sie werden hauptsachlich<br />
in verdünnter, unbelüfteter Säure<br />
bei Raumtemperatur eingesetzt.<br />
ln vielen Salzlösungen - organischen <strong>und</strong><br />
anorganischen - verhält sich austenitisches<br />
<strong>Gusseisen</strong> in der Regel beständiger als<br />
unlegiertes <strong>Gusseisen</strong> <strong>und</strong> unlegierter<br />
Stahl. Das Betriebsverhalten von austenitischem<br />
<strong>Gusseisen</strong> in Anlagen der Soleerhitzung,<br />
-verdampfung <strong>und</strong> Flotationstrennung<br />
ist im Vergleich zu anderen Werkstoffen<br />
gut.<br />
Wenn Lösungen anorganischer saurer<br />
Sulfate hydrolysieren <strong>und</strong> besonders bei<br />
der Verdampfungstemperatur verdünnte<br />
Bild 30: Meerwassersole-Rücklaufpumpe für eine Meerwasserentsalzungsanlage mit<br />
Verteilergehäuse, Leitrad <strong>und</strong> Steigrohr aus GJSA-XNiCrNb20-2, Förderleistung<br />
3900 m³/h, Förderhöhe 70 m (Bild: KSB)<br />
konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 2<br />
Tabelle 17: Korrosionsgeschwindigkeit bei Laborversuchen einiger austenitischer <strong>Gusseisen</strong><br />
in verschiedenen sauren <strong>und</strong> alkalischen Medien [48]<br />
Werkstoff<br />
GGL-NiCr 20 2<br />
GGL-NiSiCr 20 5 3<br />
GJSA-XNiCr20-2 1)<br />
GJSA-XNiCr20-2 2)<br />
GGG-NiSiCr 20 5 2<br />
1) 2 % Cr<br />
2) 3 % Cr<br />
H 2 SO 4<br />
1%ig<br />
60 °C<br />
1,42<br />
0,91<br />
0,43<br />
0,51<br />
0,25<br />
H 2 SO 4<br />
65%ig<br />
35 °C<br />
0,330<br />
0,127<br />
0,330<br />
0,250<br />
0,100<br />
Schwefelsäure bilden, ist Vorsicht geboten.<br />
<strong>Austenitische</strong>s <strong>Gusseisen</strong> kann bei der<br />
Verarbeitung saurer Sulfatlösungen nur verwendet<br />
werden, wenn der Säuregrad nicht<br />
zu hoch ist. Nicht beständig ist es gegenüber<br />
den Lösungen oxidierender saurer<br />
Salze wie Eisen (III)-, Kupfer (II)-, Zinn (IV)<strong>und</strong><br />
Quecksilber (II)-Salzen.<br />
Citrat- <strong>und</strong> Thiocyanatlösungen greifen<br />
<strong>Gusseisen</strong> <strong>und</strong> unlegierten Stahl sehr stark<br />
an, weil ihre Salze mit Eisen lösliche Komplexverbindungen<br />
bilden. <strong>Austenitische</strong>s<br />
<strong>Gusseisen</strong> eignet sich in gewissen Temperatur-<br />
<strong>und</strong> Konzentrationsbereichen für<br />
Apparate, in denen diese Lösungen verdünnt<br />
behandelt werden.<br />
Die austenitischen <strong>Gusseisen</strong> haben in<br />
einer Vielzahl von weiteren Medien eine<br />
brauchbare Beständigkeit, so dass sie in<br />
der chemischen Verfahrenstechnik, der<br />
Petrochemie, bei der Erdöl- <strong>und</strong> Gasgewinnung<br />
sowie in der Lebensmittelindustrie<br />
zahlreiche Anwendungen gef<strong>und</strong>en haben.<br />
<strong>Austenitische</strong> <strong>Gusseisen</strong>werkstoffe bewähren<br />
sich mit gewissen Einschränkungen<br />
für Anlagen <strong>und</strong> Apparate, die organische<br />
Säuren, wie Essig-, Ameisen-, Oxalsäure,<br />
Fettsäuren (zum Beispiel Stearin-,<br />
Öl-, Linol- <strong>und</strong> Abietinsäure) sowie Teer-<br />
HCI<br />
1%ig<br />
60 °C<br />
Abtragung [mm/a]<br />
2,60<br />
1,14<br />
0,84<br />
1,00<br />
0,33<br />
Medium<br />
CH COOH<br />
3<br />
2%ig<br />
0,076<br />
0,066<br />
0,076<br />
0,051<br />
0,063<br />
NaCI<br />
20%ig<br />
siedend<br />
0,008<br />
0,003<br />
0,007<br />
0,004<br />
0,003<br />
NaOH<br />
50%ig<br />
60 °C<br />
0,010<br />
0,015<br />
0,026<br />
0,076<br />
0,012<br />
säuren, wie sie bei der Destillation von<br />
Kohle- <strong>und</strong> Holzprodukten anfallen, enthalten.<br />
Sie sind gegenüber diesen Medien viel<br />
beständiger als unlegiertes <strong>Gusseisen</strong> <strong>und</strong><br />
unlegierter Stahl. So korrodiert zum<br />
Beispiel GJSA-XNiCuCr15-6-2 in kalter<br />
25%iger Essigsäure bei schwacher Durchlüftung<br />
mit maximal 0,5 mm/a, während<br />
unlegiertes <strong>Gusseisen</strong> 40- bis 50mal<br />
schneller korrodieren kann.<br />
Üblicherweise wird austenitisches <strong>Gusseisen</strong><br />
nur bei Anwesenheit von stark<br />
verdünnten organischen Säuren verwendet.<br />
Seine Beständigkeit gegenüber Fettsäuren<br />
ist bei mäßig erhöhter <strong>und</strong> bei<br />
Raumtemperatur ausreichend, in der Regel<br />
jedoch nicht für die Behandlung roher<br />
Fettsäuren bei hohen Temperaturen, wie<br />
sie beim Betrieb kontinuierlich arbeitender<br />
Destillieranlagen auftreten. Für Pumpen,<br />
Ventile <strong>und</strong> andere Einrichtungen, die mit<br />
diesen Säuren bei niedrigen <strong>und</strong> mittleren<br />
Temperaturen in Berührung kommen, wird<br />
jedoch austenitisches <strong>Gusseisen</strong> verwendet<br />
<strong>und</strong> hat sich auch in Seifenfabriken<br />
bewährt.<br />
Manche organischen Verbindungen wie<br />
beispielsweise Aldehyde sind normalerweise<br />
nicht sehr aggressiv, können aber<br />
bei höheren Temperaturen zerfallen oder<br />
Bild 31: Zweiteiliges Pumpengehäuse für eine Meerwasserentsalzungsanlage<br />
aus GJSA-XNiCrNb20-2<br />
Gesamtgewicht 6,7 t (Bild: KSB)<br />
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