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Die Wirtschaft Nr. 48 vom 3. Dezember 2010

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Finanzstrafgesetz: Neue Bestimmungen ab1.1.2011<br />

Vorsicht! Härtere Bußen,<br />

neuer Straftatbestand<br />

<strong>Die</strong> lang diskutierte Novelle des Finanzstrafgesetzes ist im Nationalrat<br />

verabschiedet worden. Wesentliches Ziel ist die Effizienzsteigerung<br />

des Finanzstrafsystems und das Schließen von Strafbarkeitslücken.<br />

Sie bringt neben der Modifizierung<br />

der Selbstanzeige<br />

und der Anhebung von Zuständigkeitsgrenzen<br />

den neuen<br />

Straftatbestand Abgabenbetrug,<br />

welcher Haftstrafen von bis zu 10<br />

Jahren als Primärstrafen vorsieht<br />

sowie härtere Bußenbei Steuerhinterziehung.<br />

Bei geringfügigen Verkürzungen<br />

wird ein neuer Strafaufhebungsgrund<br />

für besondere Fälle<br />

eingeführt.<strong>Die</strong> Bestimmungen treten<br />

mit 1. Jänner 2011 in Kraft.<br />

Strafaufhebung in<br />

besonderen Fällen<br />

Werden im Zuge von abgabenbehördlichenÜberprüfungsmaßnahmen<br />

(z.B. Außenprüfung, Nachschau)<br />

Nachforderungen bis zu<br />

€ 10.000 jährlich (bzw. pro Veranlagungszeitraum)<br />

- insgesamt jedoch<br />

höchstens bis zu € 3<strong>3.</strong>000für<br />

den gesamten Prüfungszeitraum -<br />

festgestellt, bei denen der Verdacht<br />

auf ein Finanzvergehen besteht,<br />

kann die Behörde von der Einleitung<br />

eines Strafverfahrens absehen.<br />

Voraussetzungdafür ist, dass der<br />

Steuerpflichtige sich innerhalb<br />

von 14 Tagen nach Festsetzungder<br />

Abgabennachforderung mit einem<br />

Erhöhungsbetrag (Verkürzungszuschlag)<br />

von 10 % der Abgabennachforderung<br />

einverstanden erklärt<br />

oder diesen beantragt und<br />

diesbezüglich einen Rechtsmittelverzicht<br />

erklärt. Weiters tritt die<br />

Straffreiheit nur bei gänzlicher Bezahlung<br />

sowohl der Abgabennachforderung<br />

als auch des Erhöhungsbetrages<br />

innerhalb eines Monats<br />

nach deren Festsetzung ein. <strong>Die</strong>se<br />

Zahlungsfrist kann nicht verlängert<br />

werden.<br />

Bei nicht rechtzeitiger Entrichtung<br />

erlischt die Zahlungsverpflichtung<br />

hinsichtlich des Erhöhungsbetrages<br />

und es kommt zur<br />

Einleitung eines Finanzstrafverfahrens.<br />

<strong>Die</strong> Vorschreibung des Erhöhungsbetrages<br />

stellt keine Strafe<br />

dar, sie wird daher nicht im Finanzstrafregister<br />

erfasst und zählt<br />

auch nicht als Vorstrafe.<br />

<strong>Die</strong>se Vorgangsweise ist allerdings<br />

ausgeschlossen, sofern hinsichtlich<br />

der betroffenen Abgaben<br />

bereits ein Finanzstrafverfahren<br />

anhängig ist oder eine Selbstanzeige<br />

eingebracht wurde.<br />

Sanktionen für schwere<br />

Finanzvergehen<br />

Der neue Tatbestand Abgabenbetrugsoll<br />

bei schweren Finanzvergehen<br />

angemesseneSanktionen in<br />

„Im Finanzstrafrecht<br />

gelten ab 1.<br />

1. 2011<br />

neue Regeln.<br />

Bitte<br />

beachten<br />

Sie diese.“<br />

Mag.Christian Sailer, Steuer-Service der WKV<br />

Form von primären Freiheitsstrafen<br />

von einem bis zu 10 Jahren ermöglichen.<br />

Daneben kann eine<br />

Geldstrafe bis zu 2,5 Mio €,bei Kapitalgesellschaften<br />

bis zu 10 Mio €<br />

verhängt werden.<br />

<strong>Die</strong>se Delikte gelten als Verbrechen<br />

im Sinne des Strafgesetzbuches.<br />

Abgabenbetrug liegt vor, sofern<br />

die Verkürzung über €100.000<br />

beträgt und die Steuerhinterziehung<br />

durch Verwendung von falschen<br />

oder gefälschten Urkunden<br />

(z.B. Rechnungen, Verträge) oder<br />

aufgrund von Scheingeschäften<br />

oder anderen Scheinhandlungen<br />

bewirkt wird. Dazu zählt auch die<br />

Geltendmachungvon Vorsteuerbeträgen<br />

ohne entsprechende Lieferung<br />

oder Leistung, um dadurch<br />

eine ungerechtfertigte Abgabengutschrift<br />

zu erlangen.<br />

Auch bei der Abgabenhinterzie-<br />

hung werden die Strafen erhöht.<br />

Bei gewerbsmäßiger Abgabenhinterziehung<br />

(wiederkehrende Tatbegehung)<br />

kann die Geldstrafe bis zu<br />

300 %des Verkürzungsbetragesbetragen.<br />

Änderungen betreffend<br />

die Selbstanzeige<br />

<strong>Die</strong> Strafaufhebung der rechtzeitigen<br />

Selbstanzeige tritt nur insoweit<br />

ein, als die verkürzte Abgabe<br />

auch tatsächlich entrichtet wird.<br />

<strong>Die</strong>s hat binnen einer Frist von<br />

einem Monatzugeschehen, durch<br />

Gewährung von Zahlungserleichterungenkann<br />

diese Frist auf höchstens<br />

zwei Jahre verlängert werden.<br />

Bei Einbringung wiederholter<br />

Selbstanzeigen hinsichtlichdesselben<br />

Abgabenanspruchs tritt die<br />

strafbefreiende Wirkung der neuerlichen<br />

Selbstanzeige nur ein, wenn<br />

ein Zuschlag von 25 %der verkürzten<br />

Abgabe entrichtet wird. Selbstanzeigen<br />

können bei jedem Finanzamt<br />

eingebracht werden.<br />

Anhebung der Zuständigkeitsgrenzen<br />

Zukünftig sind bei vorsätzlichen<br />

Finanzvergehen Gerichte erst ab<br />

einem strafbestimmenden Wertbetrag<br />

(Verkürzungsbetrag) von<br />

€ 100.000 (bisher € 75.000) zuständig.<br />

Im verwaltungsbehördlichen Finanzstrafverfahren<br />

ist der Einzelbeamte<br />

für Verkürzungen bis zu<br />

€3<strong>3.</strong>000(bisher €22.000) zuständig,<br />

bei Verkürzungen zwischen diesen<br />

Grenzen bzw.immer bei Fahrlässigkeit<br />

hat der Spruchsenatzuentscheiden.<br />

Mehr Information:<br />

Mag. Christian Sailer, Steuer-Service<br />

der<strong>Wirtschaft</strong>skammer Vorarlberg,<br />

T05522-305-1122,<br />

Wwko/at/rechtsservice<br />

Esailer.christian@wkv.at<br />

SERVICE<br />

05522/305 Dw.<br />

1122<br />

1133<br />

1144<br />

1155<br />

Rechts-Service<br />

Dr.Werner Fellner<br />

AndreaFend<br />

Mag.Sebastian Knall<br />

Dr.Christoph Jenny (Leiter)<br />

Dr.Markus Kecht<br />

Christl Marte<br />

Mag.Christina Blum<br />

Mag.Christian Sailer<br />

Damaris Mörtl<br />

Recht 05522/305-1122<br />

Fax 05522/305- 119<br />

Förder-Service<br />

Dr.Heike Müller<br />

Förderung 05522/305-1133<br />

Fax 05522/305- 119<br />

Gründer-Service<br />

Mag.Miriam Bitschnau<br />

Mag.(FH)Manuel Zelzer<br />

Peter Flatscher<br />

Nadine Sonderegger<br />

Mag.Christoph Mathis (Leiter)<br />

Melanie Hefel<br />

Telefon 05522/305-1144<br />

Fax 05522/305- 108<br />

Nachfolge-Service<br />

Mag.Christoph Mathis<br />

Telefon 05522/305-1155<br />

Fax 05522/305- 108<br />

Service im Internet<br />

wko.at/vlbg<br />

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wko.at/foerderungen<br />

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Freitag, <strong>3.</strong><strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> DIE WIRTSCHAFT 21

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