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Anwendung von Gesenk- Schmiedestücken im Turbinenbau

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<strong>Anwendung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Gesenk</strong>-<br />

<strong>Schmiedestücken</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Turbinenbau</strong><br />

Von Dr.-Ing. Otto Voigtländer,<br />

Remscheid<br />

Bild 1: Präzisionsgeschmiedete Turbinen-<br />

schaufeln für den Niederdruckteil<br />

<strong>von</strong> Dampfturbinen<br />

Bild 2: Präzisionsgeschmiedete Turbinen-<br />

und Verdichterschaufeln für statio-<br />

näre Gasturbinen<br />

Bild 3: Präzisionsgeschmiedete Verdichter-<br />

schaufeln für Flugtriebwerke<br />

Im <strong>Turbinenbau</strong>, also bei der Herstel-<br />

lung <strong>von</strong> Dampfturbinen (Bild l), statio-<br />

nären Gasturbinen (Bild 2) und Flug-<br />

triebwerken (Bild 3), werden <strong>Gesenk</strong>-<br />

schmiedestücke <strong>im</strong>mer dann verwen-<br />

det, wenn die Teile höchster Beanspru-<br />

chung unterworfen sind, wenn höchste<br />

Präzision erforderlich ist oder wenn<br />

beide Anforderungen zugleich auftreten.<br />

Der hohe Stand der Technologie des<br />

<strong>Gesenk</strong>schmiedens, kombiniert mit er-<br />

gänzenden Verfahren, wie z. B. Oberflä-<br />

chenbehandlungen, gibt dem Konstruk-<br />

teur neue Möglichkeiten in der Nutzung<br />

der Werkstoffe.<br />

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Bild 4: Turbinen- und Verdichterschaufeln<br />

Im <strong>Turbinenbau</strong> werden <strong>Gesenk</strong>- Diese fünf Richtgrößen fordern häufig<br />

schmiedestücke, die 5 verschiedenen unterschiedliche Fertigungsverfahren.<br />

Formgruppen angehören eingesetzt. Welches Verfahren gewählt wird, hängt<br />

Es sind : <strong>von</strong> der vorhandenen Ausrüstung und<br />

Gruppe A: Schaufeln dem Erfahrungsschatz des betreffenden<br />

wie Turbinenlauf- und -leitschaufeln, Herstellers ab. Ein opt<strong>im</strong>ales Verfahren<br />

Verdichterlauf- und -leitschaufeln, Front- wird man wohl nur dann erreichen,<br />

fan-schaufeln, (Bild 4);<br />

Gruppe B: Scheiben<br />

wie Turbinen- und Verdichterscheiben<br />

(Bild 5), Radialverdichterräder (Bild 6);<br />

Gruppe C: Wellen und Achsen<br />

auch hohlgeschmiedet;<br />

Gruppe D: Ringe;<br />

Gruppe E: Sonstige Teile<br />

wie Beschläge, Getriebeteile, Sonderarmaturen<br />

u. a. (Bild 7).<br />

Die Wahl des opt<strong>im</strong>alen Fertigungsganges<br />

zur Herstellung vorgenannter Werkstücke<br />

sollte in Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />

Turbinenkonstrukteur, Umformingenieur,<br />

Fertigbearbeiter und Ingenieuren<br />

der Qualitätssicherung erfolgen.<br />

Sie gemeinsam können ein bestes<br />

Produkt bei geringsten<br />

ten<br />

Kosten erarbei-<br />

Die Fertigungsverfahren zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> <strong>Schmiedestücken</strong> für den <strong>Turbinenbau</strong><br />

sind durch folgende vom Konstrukteur<br />

vorgegebene<br />

0 Werkstückform,<br />

0 Werkstoff,<br />

Merkmale beeinflußt:<br />

0<br />

0<br />

Faserverlauf,<br />

mechanische Eigenschaften,<br />

I<br />

I<br />

0 Oberfläche. Bild 5: Turbinen- und Verdichterscheiben<br />

wenn die Stückzahl für eine entspre-<br />

chende maschinentechnische Ausrü-<br />

stung gegeben ist.<br />

Die schmiedetechnische Problematik<br />

bei der Herstellung <strong>von</strong> z. B. Turbinen-<br />

scheiben liegt weniger in der Form als<br />

in der Umformbarkeit des Werkstoffes,<br />

den vorgeschriebenen Korngrößen und<br />

dem gewünschten Faserverlauf. Das<br />

Schmieden <strong>von</strong> Scheiben aus hoch-<br />

warmfesten Werkstoffen ist daher ge-<br />

kennzeichnet durch eine sehr genaue<br />

Abst<strong>im</strong>mung aller am Umformprozeß<br />

beteiligten Parameter. Die Parameter<br />

plastomechanischer, thermomechani-<br />

scher sowie wärmetechnischer Art füh-<br />

ren folgerichtig auf eine Unterteilung<br />

des Umformvorganges. Die Teilung der<br />

Umformung in Stufen bzw. das schritt-<br />

weise Annähern an die Endform scheint<br />

zunächst sehr aufwendig, ist aber zur<br />

Erreichung eines qualitativ hochwerti-<br />

gen Endproduktes notwendig. Dies gilt<br />

besonders bei Werkstoffen wie Ni-, Ti-<br />

und Co-Basislegierungen, die sehr<br />

empfindlich gegenüber Tangentialzug-<br />

Spannung während des Umformprozes-<br />

ses sind. Es genügt hier nicht allein die<br />

Betrachtung der äußeren logarithmi-<br />

schen Umformung, sondern man muß<br />

die Bewegungsverteilung der Elemente<br />

<strong>im</strong> Inneren der Scheibe berücksichti-<br />

gen. Ohne Beachtung dieses Vorgan-<br />

ges kommt es zu den sogenannten<br />

,,Totzonen”, die grobes Korn beinhal-<br />

ten<br />

Die Entwicklung <strong>im</strong> Turbinen- und<br />

Triebwerksbau ist durch das Streben<br />

nach höherem thermischen Wirkungs-<br />

grad und damit größerer Wirtschaftlich-<br />

keit gekennzeichnet. Das bedingt den


Bild 6: Radialverdichterrad aus AIZnMgCu 0,5; Durchmesser 612 mm Bild 7: Gehäuse-Mittelstück für Nennweite NW 100 mm<br />

Einsatz <strong>von</strong> Werkstoffen mit hohen Fe- spruchung und den Wärmespannungen 500 “C Dehngrenze, Zugfestigkeit und<br />

stigkeiten bei erhöhten Temperaturen zusammen. Außerdem müssen die An- Biegewechselfestigkeit; bei Temperatu-<br />

(Bild 8). Für die Auswahl der Werkstoffe forderungen an Korrosions- und Ero- ren über ca. 500 “C wird der Werkstoff<br />

sind in erster Linie die mechanischen sionsbeständigkeit berücksichtigt wer- in der Hauptsache nach dem Zeitstand-<br />

und die thermischen Beanspruchungen den. Zur Beurteilung der in Frage korn- verhalten ausgewählt.<br />

maßgebend. Sie setzen sich aus den menden Werkstoffe dienen bei Auftre- Die heute wirtschaftlich erreichbaren<br />

Fliehkräften, der Schwingungsbean- ten <strong>von</strong> Betriebstemperaturen bis ca. Toleranzen und Oberflächengüten be<strong>im</strong><br />

0 100 200 300 400 500 600 ‘C 800 Temperatur<br />

Bild 6: Warmfestigkeit <strong>von</strong> hochwarmfesten Stählen und Legierungen<br />

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Tafel 1: Schaufeltoleranzen nach Thyssen-Hausnorm<br />

Präzisionsschmieden <strong>von</strong> Schaufeln<br />

sind in der Thyssen-Hausnorm (Tafel 1)<br />

dargestellt. Diese Norm entspricht dem<br />

Stand der Schmiedetechnik für Turbi-<br />

nenschaufeln und wird in Großserien<br />

zum Teil unterschritten.<br />

Die kurze Zusammenfassung des<br />

Kenntnisstandes der Schmiedetechnik<br />

für Turbinenteile soll zeigen, daß sie in<br />

der Lage ist, hochbelastete Bauteile mit<br />

Bearbeitungsaufmaß und einbaufertig<br />

herzustellen. Die angewandten Techno-<br />

logien lassen Formen erzeugen und<br />

Werkstoffe verarbeiten, die höchsten<br />

Anforderungen gerecht werden. Die<br />

Fertigungsverfahren sind in Fluß und<br />

die gewünschte Lösung wird um so<br />

schneller vorliegen, je früher die Partner<br />

miteinander sprechen.<br />

Bild 1 : Alsthom Atlantbque, Le Bourget;<br />

Bild 2: KWU, Mülhe<strong>im</strong>;<br />

Bild 3: RoIIs Royce. Derby;<br />

Bilder 4 bis 8 und Tafel 1: Thyssen Umformlechnlk.<br />

Werk Remscheid.<br />

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