1 Dr. Gernot Sittner Zentrum Seniorenstudium Kunst, Kultur ...
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Dann kann es hoffentlich so selbstbewusst auftreten, dass es nicht mehr wie<br />
bisher sein wertvollstes Gut im Internet verschenkt.<br />
Und die Verleger müssen von allzu hohen Rendite-Erwartungen Abschied<br />
nehmen.<br />
Entscheidend wird nicht so sehr sein, ob sie mit bedrucktem Papier oder mit<br />
Internet-Auftritten Geld verdienen, sondern dass sie sich bewusst sind, dass<br />
sie davon leben, das Publikum mit Informationen und Diskussionsstoff zu<br />
versorgen. Die neuen elektronischen Lesegeräte eröffnen den Verlagen die<br />
Chance, neue Angebote und sogar einen neuen Markt mitzugestalten – und<br />
damit auch den Durchbruch für Bezahlmodelle im Internet zu erzielen. Bei<br />
der Entwicklung von Inhalten für Tablet-Lesegeräte können die Verlage ihr<br />
kreatives Potential ausschöpfen. Sie müssen es auch, denn um Leser zum<br />
Kauf von E-Magazinen zu animieren, wird es nicht ausreichen, den ohnehin<br />
vorhandenen Print-Content mit ein paar Mausclicks in eine digitale Datei zu<br />
pressen. Die Verlage haben die Chance, eine völlig neue Mediengattung zu<br />
schaffen. E-Magazine sind ein Format für modernen, digitalen Journalismus.<br />
Eine Aufgabe für ambitionierte, kreative Blattmacher. Aber: Wenn die<br />
Verlage zu lange zögern, wird es jemand anderer übernehmen. Rupert<br />
Murdoch will offensichtlich auch auf diesem Gebiet eine Pionierrolle<br />
übernehmen. Für Anfang dieses Jahres hat er The Daily angekündigt, eine<br />
eigens für das i-Pad produzierte tägliche Publikation, die weder im Internet<br />
noch auf Zeitungspapier zu lesen sein wird und deren Abo wöchentlich nur<br />
99 Cent kosten soll – also ein eher symbolischer Preis, was wohl damit zu<br />
erklären ist, dass die Konkurrenz, die meisten amerikanischen Zeitungen,<br />
ihre Inhalte weiterhin online und gedruckt kostenlos anbieten.<br />
Warren Buffett, der amerikanische Großinvestor und Unternehmer, wollte<br />
einmal die Verleger richtig alt aussehen lassen, als er folgende rhetorische<br />
Frage stellte: Nehmen wir einmal an, Gutenberg hätte die <strong>Dr</strong>uckerpresse<br />
nicht erfunden und das Nachrichtengeschäft hätte sich gleich im Internet<br />
entwickelt. Wenn heute jemand auf die Idee käme und sagte: Ich habe da<br />
eine großartige Idee. Lasst uns alle Nachrichten auf Papier drucken. Wir<br />
werden Rotationsmaschinen über Nacht laufen lassen und die fertigen<br />
Zeitungen mit einer Lastwagenflotte im Land verteilen, damit die Leute am<br />
Morgen lesen, was am Tag zuvor passiert ist. Würden Sie in diese Idee<br />
investieren?<br />
Man kann die Sache aber auch ganz anders sehen als Warren Buffett,<br />
nämlich so wie ein amerikanischer Karikaturist: Stehen zwei junge Leute<br />
vor einem Zeitungskiosk. Schwenkt der eine triumphierend eine<br />
Tageszeitung und sagt: „Hey, schau mal! Echt cool! Da hat jemand alle<br />
News schon heruntergeladen und ausgedruckt. Ich wundere mich, warum<br />
niemand früher auf die Idee gekommen ist.“<br />
Man kann es auch weniger flapsig, sondern seriöser formulieren, wie zum<br />
Beispiel der Schweizer Germanist Peter von Matt im NZZ-Folio, dem<br />
Monatsmagazin der Neuen Zürcher Zeitung: „Ich werde als Leser nur<br />
gefordert, wenn mir etwas begegnet, was meine momentane Kompetenz<br />
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