1 Dr. Gernot Sittner Zentrum Seniorenstudium Kunst, Kultur ...
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Inhaberfamilien – an der Westküste die Chandlers mit der Los Angeles<br />
Times, an der Ostküste die Bancrofts mit dem Wall Street Journal – haben<br />
mittlerweile das Handtuch geworfen.<br />
Entsprechend bizarr und erschreckend ist auch die wirtschaftliche Bilanz:<br />
Die internationalen Tageszeitungen verloren von 2000 bis 2007 mehr als<br />
zwei Milliarden Euro an Einnahmen.<br />
Durch Gratiszeitungen, aber vor allem durch das Gratis-Internet haben<br />
traditionelle Tageszeitungen viele Leser verloren. 2009 war das bisher<br />
schwärzeste Jahr in der Pressegeschichte. Denn sinkende Auflagen und ein<br />
überaltertes Publikum machen die klassischen Tageszeitungen für die<br />
Anzeigenkunden immer weniger attraktiv. Und die Konjunkturflaute<br />
verstärkte den negativen Trend. Renommierte Tageszeitungen wie die New<br />
York Times schrieben rote Zahlen – ebenso wie deutsche Blätter, obwohl<br />
hier, wie gesagt, kaum Gratiszeitungen erscheinen.<br />
Die Anzeigenumsätze der amerikanischen Zeitungen fielen in zwei Jahren<br />
um 23 Prozent. Der Wert der börsennotierten Verlage fiel im Jahr 2008 um<br />
83 Prozent – mit fast katastrophalen Folgen für die journalistische Qualität.<br />
So hat, wie eine Studie ergab, die Hälfte der im Jahr 2008 in den USA<br />
verbreiteten Nachrichten nur zwei Themen gegolten: dem amerikanischen<br />
Präsidentschaftswahlkampf und der Wirtschaftskrise.<br />
Laut Tobias Trevisan, dem Geschäftsführer der FAZ, flossen 2008 in<br />
Deutschland brutto knapp 3 Milliarden Werbegelder ins Internet, doch<br />
davon konnten die zehn führenden Verlags-Websites gerade mal 82<br />
Millionen Euro einziehen.<br />
Dass die Erwartungen der Verleger trotz Krise immer noch ziemlich hoch<br />
sind, macht die Sache nicht einfacher. Der Medienökonom Horst Röper hat<br />
festgestellt: „Viele Verleger ziehen zu viel Geld aus den Zeitungen. Sie<br />
verlangen eine zu hohe Rendite. Dies ist der erste Schritt zur<br />
Selbstzerstörung.“ Röper rechnete vor: Die Vorsteuerrendite etwa der<br />
Verlagsgruppe DuMont Schauberg lag im Jahr 2005 bei 13 Prozent, bei der<br />
Südwestpresse waren es mehr als 20 Prozent. Von solchen Renditen können<br />
andere Branchen nur träumen. Der ThyssenKrupp-Konzern kam zur<br />
gleichen Zeit bei einem Umsatz von 42 Milliarden Euro auf um die 6<br />
Prozent, Eon auf 12, die Allianz auf 10 Prozent vor Steuern.<br />
Böse Zungen meinen manchmal, die Zeitungsherausgeber sollten sich besser<br />
Herausnehmer nennen. Und ein anderer Medienexperte sagte sogar einmal,<br />
es spreche viel dafür, dass überzogene Rendite-Erwartungen und<br />
strategische Fehler der Verlagsbranche schwerer wögen als die Konkurrenz<br />
durch das Internet.<br />
Und manche der – sicher oft notwendigen – Sparmaßnahmen tragen nicht<br />
gerade zur Besserung ihres Rufes bei – zum Beispiel wenn in Münster der<br />
Verleger über Nacht die zentrale Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung<br />
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