Porträt 58 ~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~
die Kunst der animation Leben & Trickfilm Wort: Peter Umlauft Bild: Georg Pflügl/Gaivoto Nun, so richtig war „Al“, wie ihn seine Freunde nennen, das Filmbusiness nicht in die Wiege gelegt. Geboren 1952 in Portugal, war er umgeben von den politischen Wirren der Zeit. Als er drei Monate alt war, verhafteten die Faschisten seinen Vater. Als Mitstreiter von Alvaro Bessa, der später in Spanien ermordet wurde, verschwand er für zweieinhalb Jahre im Gefängnis. Elf Jahre später fand er Zuflucht in Kanada, wo er als Hilfsarbeiter zu arbeiten begann. Mit zwölf Jahren erreichten Al und seine Mutter das Land im Zeichen des Ahornblattes. Doch bei seinem Start im renommierten „Sheridan College for Grafic Arts“ zeigte er insofern auf, als er gleich ins zweite von drei Studienjahren aufstieg. Schließlich ging es Schlag auf Schlag. Sein Interesse galt der Animations-Camera, an der er sich einen Namen schaffte. „Als ich in Kalifornien als „trainee“ einen Job im Studio bekam, war ich in erster Linie Mädchen für alles“, so Al Gaivoto. Doch Kalifornien hatte es ihm so angetan, wie die dortige Weiblichkeit. Mit zwanzig, als Jungvater und 200 Dollar in der Tasche, übersiedelte Al, mit Hilfe seines alten Subaru, nach San Diego. Die Bedingungen der Disney Studios waren letztlich nicht befriedigend. Eines Tages wurde Bill Hanna von den gleichnamigen Studios auf Gaivoto aufmerksam. Mit seinen Werbespots hatte er das Studio von Bill Hanna überzeugt. Bereits nach eineinhalb Monaten, als „Profi on the Top“, stellte er kanadische Absolventen des Sheridan College ein. Superman, Batman und Flintstones waren einige der hierzulande bekannten Serien. (zur Empfehlung: www.algaivoto.com) Schließlich machte sich Al mit 35 Mann selbständig. Gezahlt wird in der Branche über Feet per minute. Was soviel heißt, dass die Zeichner je 33 Zentimeter Film ihre Gage verrechneten. Zwischen 600 bis 2000 Dollar konnten die Animateure so verdie- In Altersberg, hoch über Trebesing, lebt Alvaro Bessa, dos Santos Rodrigues Gaivoto. Trickfilmanimateur und Weltreisender in Sachen Medien – bis in die Disney Studios. Info. www.algaivoto.com nen. Sechs Dollar pro feet gingen an Al. Die weitere Karriere bedeutete im Zeitraffer zuerst Korea, dann Taiwan, schließlich kam London an die Reihe, „dessen Regentage ein wunderschöner Kontrast zur ewigen Wärme in Fernost waren“! Letztlich wurde es Zeit, das Leben vollständig umzustellen. Das Haus in London wurde verkauft. Zwischen Portugal, London Auch im Ruhestand schwingt AL für besondere Anlässe noch die Pinsel, wie hier für ein Geburtstagsgeschenk Porträt und Kärnten fiel die Wahl auf Altersberg, nicht zuletzt weil, wie es Al umreißt „I love the smell of cowshit“ sich hier das alte Pfarrhaus anbot. Heute lebt der begeisterte Drachen- und Segelflieger in wunderschönem Ambiente. Genießt, mit Partnerin Sarah, Ruhe, Speck und Gastfreundschaft. Zusätzlich unterrichtet er an der Fachhochschule Hagenberg die Kunst des Trickfilmes. ~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~ 59