Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
die Kunst der animation<br />
Leben & Trickfilm<br />
Wort: Peter Umlauft Bild: Georg Pflügl/Gaivoto<br />
Nun, so richtig war „Al“, wie ihn seine<br />
Freunde nennen, das Filmbusiness nicht<br />
in die Wiege gelegt. Geboren 1952 in Portugal,<br />
war er umgeben von den politischen Wirren<br />
der Zeit. Als er drei Monate alt war, verhafteten<br />
die Faschisten seinen Vater. Als Mitstreiter von<br />
Alvaro Bessa, der später in Spanien ermordet<br />
wurde, verschwand er für zweieinhalb Jahre im<br />
Gefängnis. Elf Jahre später fand er Zuflucht in<br />
Kanada, wo er als Hilfsarbeiter zu arbeiten begann.<br />
Mit zwölf Jahren erreichten Al und seine<br />
Mutter das Land im Zeichen des Ahornblattes.<br />
Doch bei seinem Start im renommierten „Sheridan<br />
College for Grafic Arts“ zeigte er insofern auf, als<br />
er gleich ins zweite von drei Studienjahren aufstieg.<br />
Schließlich ging es Schlag auf Schlag. Sein<br />
Interesse galt der Animations-Camera, an der er<br />
sich einen Namen schaffte. „Als ich in Kalifornien<br />
als „trainee“ einen Job im Studio bekam, war ich<br />
in erster Linie Mädchen für alles“, so Al Gaivoto.<br />
Doch Kalifornien hatte es ihm so angetan, wie die<br />
dortige Weiblichkeit. Mit zwanzig, als Jungvater<br />
und 200 Dollar in der Tasche, übersiedelte Al, mit<br />
Hilfe seines alten Subaru, nach San Diego.<br />
Die Bedingungen der Disney Studios waren letztlich<br />
nicht befriedigend. Eines Tages wurde Bill<br />
Hanna von den gleichnamigen Studios auf Gaivoto<br />
aufmerksam. Mit seinen Werbespots hatte<br />
er das Studio von Bill Hanna überzeugt. Bereits<br />
nach eineinhalb Monaten, als „Profi on the Top“,<br />
stellte er kanadische Absolventen des Sheridan<br />
College ein. Superman, Batman und Flintstones<br />
waren einige der hierzulande bekannten Serien.<br />
(zur Empfehlung: www.algaivoto.com) Schließlich<br />
machte sich Al mit 35 Mann selbständig. Gezahlt<br />
wird in der Branche über Feet per minute. Was<br />
soviel heißt, dass die Zeichner je 33 Zentimeter<br />
Film ihre Gage verrechneten. Zwischen 600 bis<br />
2000 Dollar konnten die Animateure so verdie-<br />
In Altersberg, hoch über Trebesing, lebt Alvaro Bessa,<br />
dos Santos Rodrigues Gaivoto. Trickfilmanimateur und<br />
Weltreisender in Sachen Medien – bis in die Disney Studios.<br />
Info.<br />
www.algaivoto.com<br />
nen. Sechs Dollar pro feet gingen an Al.<br />
Die weitere Karriere bedeutete im Zeitraffer<br />
zuerst Korea, dann Taiwan, schließlich kam<br />
London an die Reihe, „dessen Regentage ein<br />
wunderschöner Kontrast zur ewigen Wärme in<br />
Fernost waren“! Letztlich wurde es Zeit, das<br />
Leben vollständig umzustellen. Das Haus in London<br />
wurde verkauft. Zwischen Portugal, London<br />
Auch im Ruhestand schwingt AL für besondere Anlässe noch<br />
die Pinsel, wie hier für ein Geburtstagsgeschenk<br />
Porträt<br />
und Kärnten fiel die Wahl auf Altersberg, nicht<br />
zuletzt weil, wie es Al umreißt „I love the smell of<br />
cowshit“ sich hier das alte Pfarrhaus anbot. Heute<br />
lebt der begeisterte Drachen- und Segelflieger<br />
in wunderschönem Ambiente. Genießt, mit Partnerin<br />
Sarah, Ruhe, Speck und Gastfreundschaft.<br />
Zusätzlich unterrichtet er an der Fachhochschule<br />
Hagenberg die Kunst des Trickfilmes.<br />
~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~ 59