Die Presse Schaufenster
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Randerscheinung<br />
von Florian Asamer<br />
Wenn ich heute, da ich das hier<br />
schreibe (es ist Montag), wüsste,<br />
was Sie heute, wenn Sie das hier lesen<br />
(es ist Freitag), wissen, dann würde<br />
man uns morgen (<strong>Die</strong>nstag) unsere<br />
Zeitung weltweit aus den Händen reißen.<br />
Sie kennen also den neuen Papst<br />
wahrscheinlich schon, ich vertreibe<br />
mir bis dahin mit alten Geschichten<br />
die Zeit. 1978 ist das erste Jahr, an das<br />
ich mich als damals Siebenjähriger<br />
bewusst (nämlich mit Jahreszahl) erinnern<br />
kann. Nicht nur wegen Córdoba<br />
(ich weiß natürlich noch, wo ich Hans<br />
Krankls Siegestor gegen Deutschland<br />
gesehen habe), sondern vor allem<br />
auch wegen des Dreipäpstejahres. Ja,<br />
1978 hat es drei Päpste gegeben. Paul<br />
VI., seinen Kurzzeitnachfolger Johannes<br />
Paul I. und im Herbst wurde jener<br />
Papst gewählt, der für mich so ein<br />
Papst ist wie Krankl ein Stürmer:<br />
Johannes Paul II. Im Sommer 1978<br />
jedenfalls hat mir mein erstes Konklave<br />
einen Vorwand geboten, um in<br />
den Sommerferien bei einem Freund,<br />
dessen Eltern außer Haus waren, vor<br />
dem Fernseher zu sitzen. Immer wieder<br />
wurde Alfons Dalma, dessen Brille<br />
heute nur die Allerhippsten tragen, ins<br />
TV-Studio zugeschaltet. Zwischen den<br />
Liveeinstiegen spielte der ORF „In den<br />
Schuhen des Fischers“ mit Anthony<br />
Quinn als Papst. Ich weiß noch sehr<br />
gut, wie die Bilder der Papstwahl im<br />
Film mit jenen echten des Jahres 1978<br />
verschwammen, alles war sehr<br />
geheimnisvoll. Und vor allem verboten.<br />
Untertags fernzusehen, vor allem<br />
wenn es draußen schön war, gehörte<br />
zum Verpöntesten überhaupt. An den<br />
überraschenden Tod des neuen Papstes<br />
im Herbst und die Wahl seines polnischen<br />
Nachfolgers habe ich dagegen<br />
keine Erinnerung mehr. Als Johannes<br />
Paul II. dann starb, war ich übrigens<br />
schon Mitte 30. Und wenn ich das hier<br />
gelesen habe, ist Freitag. Endlich weiß<br />
ich so viel wie Sie. s<br />
S c h l u S S<br />
„Furcht ist der<br />
Pfad zur dunklen<br />
Seite. Furcht führt<br />
zu Wut, Wut führt<br />
zu hass, hass<br />
führt zu unsäglichem<br />
leid.“<br />
<strong>Die</strong> Jedi-Gleichung von Master Yoda<br />
ergibt auch auf der Erde Sinn.<br />
Impressum<br />
Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber:<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33.<br />
Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com vorname.name@diepresse.com<br />
Geschäftsführung: Dr. Michael Tillian (Vorsitz), Mag. Herwig Langanger.<br />
Chefredaktion: Rainer Nowak. Chefredaktion <strong>Schaufenster</strong>: Mag. Petra Percher.<br />
Stellvertretende Chefredaktion: Mag. Daniel Kalt. Chefin vom <strong>Die</strong>nst: Mag. Anna Burghardt.<br />
Mode/Kosmetik: Mag. Petra Percher, Mag. Daniel Kalt. Wohnen/Design: Mag. Norbert Philipp.<br />
Essen/Trinken: Mag. Anna Burghardt. Kultur: Barbara Petsch mit Feuilleton-Redaktion.<br />
Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler. Mode/Beauty/Foto: Mag. Barbara Zach. Programm:<br />
Magdalena Mayer. Produktion: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Content Engine GmbH. & Co KG. Reise: Michael<br />
Reichel. Produktion und Grafik: M.S.C. Medien Service GmbH. Art Direction: Matthias Eberhart.<br />
Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga.<br />
Anzeigen: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch.<br />
Art Copyright: VBK/Wien. Hersteller: Niederösterreichisches <strong>Presse</strong>haus, Druck- und<br />
Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12.<br />
<strong>Die</strong> Ich-Pleite<br />
von Annemarie<br />
Für uns Säufer ist Silvester ja nichts<br />
anderes als die „Lange Nacht der<br />
Amateure“. Das sage nicht ich, sondern<br />
Harry Rowohlt. Aber ich gebe<br />
ihm vollkommen recht! Nichts ist<br />
schlimmer, als sein Revier gegen Amateure<br />
verteidigen zu müssen. Da verbringt<br />
man 365 Tage im Jahr in verrauchten,<br />
stinkenden Lokalen, damit<br />
man seinen Lebensblues vergisst oder<br />
weil’s eh schon wurst ist, und zu Silvester<br />
verstellen einem die torkelnden<br />
Amateure den Gehsteig, dessen<br />
ganze Breite man braucht! Mir geht’s<br />
genauso, wenn ich am „Langen Sonntag<br />
der Amateure“ laufen gehe. <strong>Die</strong><br />
ganze Woche laufe ich mit einer<br />
Handvoll nordic-walkender Frührentner<br />
tapfer gegen den Verfall an, nur<br />
am Sonntag muss ich meine Laufstrecke<br />
mit Scharen von Hobbyjoggern<br />
teilen, die gar nicht wissen, wie es ist,<br />
wenn man JEDEN Morgen den inneren<br />
Schweinehund überwindet! Noch<br />
schlimmer ist nur die „Lange Jahreszeit<br />
der Amateurradler“. Kaum sind<br />
die Straßen trocken und die Temperaturen<br />
im zweistelligen Bereich, bevölkern<br />
sie in Massen die Fahrradwege<br />
und tun so, als wären sie IMMER<br />
SCHON da gewesen. Frech drängen<br />
sie sich an der roten Ampel vor – ohne<br />
den geringsten Respekt gegenüber<br />
Menschen, die schon zu Zeiten auf<br />
dem Rad gesessen sind, als man noch<br />
einen Schneepflug brauchte, um sich<br />
bis zu ihm durchzukämpfen! Wo sie<br />
noch warm eingepackt von einem<br />
zentralbeheizten Ort zum nächsten<br />
gefahren sind! Wahrscheinlich mit<br />
dem eigenen Auto! Einem der riesigen<br />
Benzinschlucker vermutlich, die verantwortlich<br />
sind für das Abschmelzen<br />
der Polkappen und das Aussterben<br />
des Sumatra-Tigers!! Und wer behauptet,<br />
dass ich mich über die Fahrradamateure<br />
nur aufrege, weil sie<br />
ununterbrochen links und rechts an<br />
mir vorbeiflitzen, lügt! s<br />
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50 <strong>Schaufenster</strong><br />
Illustration: Nina Ober