impact [PDF] - Publisuisse SA
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6 face to face Simonetta Carbonaro<br />
«Wenn alle schreien,<br />
dann bekommt die<br />
Aufmerksamkeit<br />
derjenige, der leise<br />
spricht.»<br />
➔<br />
nisse der Kunden ein. Das ist auch etwas<br />
schwieriger, denn es erfordert Sensibilität<br />
und Kreativität. Die meisten Menschen<br />
sind sich nicht darüber bewusst,<br />
was sie im Innersten bewegt, erkennen<br />
es aber, sobald sie es gesehen haben. Es<br />
geht also heute nicht mehr um Kundenorientierung,<br />
sondern vielmehr darum,<br />
dem Kunden Orientierung zu geben.<br />
Vor 15 oder 20 Jahren waren die<br />
Märkte noch nicht so gesättigt. In einem<br />
solchen Umfeld hat es noch funktioniert,<br />
das eigene Produkt mit Werbung zu<br />
«pushen». Heute ist der Konsument kompetenter,<br />
anspruchsvoller und viel kritischer<br />
geworden. Aus der Fülle der Produkte<br />
wählt er entweder nur das Billigste<br />
oder das, was für ihn wirklich Relevanz<br />
hat. Das führt zu einem bewussteren<br />
Konsum. Die Spassgesellschaft jedenfalls<br />
hat sich überlebt.<br />
Tatsächlich? Ja, die fetten Jahre sind vorbei.<br />
Der «Homo ludens» ist jetzt auf der<br />
Suche nach sich selbst, er sehnt sich nach<br />
einem Angebot, das ihm wieder Orientie-<br />
Beratung, Forschung und Lehre<br />
Die gebürtige Mailänderin Simonetta Carbonaro forscht auf dem<br />
Gebiet des Konsumentenverhaltens und des sozialen und kulturellen<br />
Wandels in unseren Gesellschaften. Die Expertin für Konsumpsychologie,<br />
Innovationsmanagement und Strategic Design Management ist<br />
Mitglied des Advisory Board der internationalen Handelskonferenz des<br />
Gottlieb-Duttweiler-Instituts und hat eine Professur für Humanistic<br />
Marketing und Design Management an der Universität von Borås in<br />
Schweden. Als Beraterin unterstützt sie seit über 25 Jahren internationale<br />
Unternehmen der Konsumgüterbranche.<br />
➔➔ www.realise.de<br />
rung gibt, das Sinn und Werte vermittelt.<br />
Der reife Konsument hat mit dem chamäleonartigen,<br />
verzogenen und «schizophrenen»<br />
Wesen, wie der Kunde in postmodernen<br />
Marketing-Handbüchern beschrieben<br />
wird, nicht mehr viel gemein.<br />
Er will eine individuelle Beziehung zu einem<br />
Unternehmen aufbauen. Dabei handelt<br />
es sich nicht um einen kurzlebigen<br />
Trend, sondern um eine grundsätzliche<br />
Transformation unserer Konsumgesellschaften.<br />
Es geht also nicht nur um das<br />
Billige. Der italienische Schriftsteller Umberto<br />
Eco spricht von der Suche der Massen<br />
nach Exklusivität – und ich bin mit<br />
ihm einig, dass wir es hier mit einem<br />
Stützpfeiler unserer Konsumkultur zu<br />
tun haben.<br />
handelt es sich dabei tatsächlich um einen<br />
breiten Trend? Oder nicht doch nur<br />
um eine elitäre Spielerei? Den Anfang<br />
haben sehr wohl die Eliten gemacht. Inzwischen<br />
zählen wir jedoch mehr als 25<br />
Prozent der Menschen in den westlichen<br />
Ländern zu den sogenannten «Cultural<br />
Creatives». Kommt hinzu: Die Umweltproblematik<br />
ist ein globales Thema, das<br />
alle Menschen der Erde verbindet. Immer<br />
mehr Kunden sehen Nachhaltigkeit als<br />
Teil eines neuen Wohlstandkonzepts. Sie<br />
begreifen, dass es darum geht, den Menschen<br />
und nicht nur den Planeten zu ret-<br />
ten. Dieses Verständnis der Zusammen-<br />
hänge hat sich in den Mainstream ver-<br />
schoben und wird zur nächsten Heraus-<br />
forderung der Konsumgüter branche. Die<br />
Konsumenten begnügen sich nicht mehr<br />
mit einem Bio-Aufkleber. Sie wollen mehr<br />
wissen. Sie wollen hinter die Kulissen<br />
schauen. Dabei kann es dann auch um die<br />
konkrete CO -Bilanz eines Produkts oder<br />
2<br />
das Thema «Fair Trade» gehen.<br />
Eigentlich sprechen Sie ja von den Anliegen<br />
der LOhAS-Bewegung. Die LOHAS-<br />
Bewegung ist in vielen Ländern im Grunde<br />
genommen schon zu Ende. Sie ist letzt-<br />
«Die LOhAS-Bewegung<br />
ist mit zu viel Lifestyle<br />
aufgepumpt.»<br />
lich mit zu viel Lifestyle «aufgepumpt»,<br />
mit zu viel Schein statt echten Werten.<br />
Wir haben es jetzt hingegen mit einer tiefen<br />
sozio kulturellen Entwicklung zu tun,<br />
die eine epochale Wende markiert. Die<br />
Menschen suchen nach realer Qualität,<br />
nach realen Antworten auf Fragen, die sie<br />
tatsächlich beschäftigen. Sie kaufen bewusster,<br />
sie kaufen, wenn sie etwas brauchen.<br />
Es geht um Selbstverwirklichung,<br />
darum, mit einem Produkt auszudrücken,<br />
wer ich bin. In dem neuen Konsum