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NEU - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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Lob und Tadel<br />

Ich stehe beim Nachdenken über diese zwei Begriffe unmittelbar in einer Polarität,<br />

Lob gut, sympathisch, Tadel schlecht, antipathisch, denn ich tadle ungerne. Hinterher<br />

habe ich oft gemischte Gefühle. Ist Tadel eine altmodische, überflüssige Erziehungsmassnahme?<br />

Lob hinterfrage ich weniger.<br />

Wie geht es mir, wenn ich Lob oder Tadel bekomme? Lob weiss ich sehr zu schätzen.<br />

Es motiviert und befeuert mich, es beflügelt und ermutigt mich. Ich lege mich<br />

erfreut und entspannt zurück und je nachdem wie stark dieses gute Gefühl «Bleib<br />

so wie du bist, mach weiter so» sich übersteigert, schläfert mich die Nachricht «Du<br />

brauchst nichts zu verändern» mehr oder weniger ein.<br />

Wenn ich ein Versäumnis bemerke, ein kritisches Feedback (Tadel) bekomme oder<br />

aus den Reaktionen meiner Mitmenschen lese, dass mir etwas gerade nicht so gut<br />

gelungen ist, werde ich wach. Steigert sich diese Art von Wachheit, dann hinterfrage<br />

ich mein Handeln kritisch; ins Extreme gesteigert, befördert sie mich auf den Stuhl<br />

der Selbstzerfleischung, was Kraft und Nerven kostet.<br />

Ich werde wach, wenn ich Tadel bekomme und überlege mir, was ich ändern kann<br />

und wie. Das ist die positive Seite des Tadels. Das Positive am Lob: Ich werde ermutigt,<br />

befeuert, beflügelt. Die negative Seite des Tadels ist, dass ich mich zu sehr<br />

in Frage stelle, dass dies zerstörerisch werden kann. Das gilt vor allem, wenn der<br />

Tadel auf mich als Person gerichtet ist, beziehungsweise wenn ich ihn auf mich<br />

als Person beziehe. Die negative Seite des Lobs ist, dass sich mein Wohlgefühl<br />

so übersteigern kann, dass ich hochmütig werde oder eben schläfrig in Bezug auf<br />

meine Selbsterziehung.<br />

In beiden Fällen fühle ich mich selbst, in mir, mein Selbst, manchmal auch in egoistischem<br />

Sinn, mehr oder weniger stark, mehr oder weniger ausgeliefert den sympathischen<br />

oder antipathischen Kräften oder frei davon. Frei werden kann ich von<br />

diesen Kräften im Rückblick, in der Distanz, in der Reflexion, wenn es mir gelingt,<br />

zu relativieren, über mein Handeln und Reagieren nachzudenken, die egoistischen<br />

Anteile mit einer guten Portion Humor zu erkennen. Lachen hilft auf jeden Fall, Distanz<br />

zu gewinnen! Es ist eine Frage meines inneren Gleichgewichtes, wie ich damit<br />

umgehen kann und wie stark ich bin beziehungsweise wie stark mein Ich ist.<br />

Wie Lob oder Tadel auf mich wirkt, hängt auch damit zusammen, wie meine «innere<br />

Buchhaltung» bezüglich Stärken und Schwächen momentan aussieht, was ich wie<br />

entgegennehmen kann, was ich damit anfangen kann, wie ich damit umgehe. Sehe<br />

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