PDF, 3.93 MB - Sanu
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sanu future learning ag<br />
1 Ausgangslage<br />
Wohnen hört nicht an der Wohnungstür auf. Für das Wohlbefinden der Bewohnerschaft einer Siedlung spielt die Qualität<br />
des Wohnumfeldes, also der Räume, die sich unmittelbar an die Wohnung anschliessen, eine wichtige Rolle.<br />
Wohnumgebung wird sogar als wichtigster Faktor für die Lebensqualität genannt (Stadtentwicklung Zürich, 2005). Die<br />
gebaute Wirklichkeit in vielen Siedlungen wird dieser Bedeutung aber nicht gerecht. Die Struktur des Freiraums und die<br />
angebotenen Nutzungsmöglichkeiten sind allzu oft nur die verbliebene «Restgrösse» aus der Optimierung der baulichen<br />
Ausnützung einer Parzelle. Die daraus entstehende Diskrepanz zwischen Ansprüchen und Realität schlägt sich in<br />
schlecht genutzten Wohnumfeldern, langweiliger Gestaltung und einfältiger Begrünung nieder. Trotzdem gibt es einzelne<br />
sehr spannende Projekte in Quartieren und Siedlungen, welche die vielfältigen Aspekte des Wohnumfelds von Anfang an<br />
in die Planung einbezogen haben. Die für ein bestimmtes Projekt gefundenen Lösungen sind aber nicht ohne Weiteres<br />
auf andere Projekte oder bestehende Siedlungen übertragbar. Jedes Wohnumfeld braucht eine eigene Lösung<br />
angepasst an bauliche Gegebenheiten, Umfeld und Nutzenden. Zudem wird meist der Nutzen eines qualitativ guten<br />
Wohnumfeldes verkannt, was dazu beiträgt, dass der einfachste Weg gegangen wird und somit ein Wohnumfeld nach<br />
dem kleinsten gemeinsamen Nenner entsteht. Das entspricht in den meisten Fällen einer monotonen Rasenfläche.<br />
sanu bearbeitet als Weiterbildnerin für Berufsleute die Thematik Wohnumfeld seit mehreren Jahren in fachlichen<br />
Seminaren mit der Bestrebung, Entscheidungsträger für die Thematik Wohnumfeld zu sensibilisieren und zu motivieren,<br />
damit diese zu einer Verbesserung der Attraktivität von Wohnumfeldern beitragen. Somit könnten die wertvollen Grün-<br />
und Freiflächen innerhalb der Siedlungsgebiete im Sinne von Ressourceneffizienz besser genutzt werden. Es entsteht<br />
ein Mehrwert für die Bewohnerschaft und für die Umwelt bei gleichem oder reduziertem Unterhaltsaufwand. Im Rahmen<br />
dieser Kurse zeigte sich allerdings, dass für interessierte Personen zu wenig praktische Arbeitshilfen zur Verfügung<br />
stehen und eine Sammlung guter Vorzeigebeispiele oder konkreter Ideen nützlich wäre.<br />
1.1 Definition: Wohnumfeld<br />
Wohnumfeld wird allgemein beschrieben als «der Lebensbereich, der sich räumlich in Sichtweite und in Fusswegnähe<br />
um die Wohnung gruppiert und der bestimmt wird durch die dem Wohnen zugeordneten Lebensfunktionen». (Schöffel<br />
2009)<br />
In der vorliegenden Studie wird Wohnumfeld etwas enger verstanden. Die Studie begrenzt sich auf das Wohnumfeld von<br />
Mietimmobilien und Siedlungen im engeren Sinne, d.h. auf die im Eigentum des Immobilienbesitzers befindliche Parzelle<br />
und somit die vom ihm direkt beeinflussbare Fläche.<br />
1.2 Funktionen von Wohnumfeldern<br />
Als erweitertes Wohnzimmer und damit alltäglicher Lebensraum kommen dem Wohnumfeld viele wichtige Funktionen zu.<br />
Neben der rein infrastrukturellen Funktion als definierter Raum rund um den Wohnblock kann das Wohnumfeld weitere<br />
für die Gesellschaft wichtige Funktionen übernehmen und zur Förderung von Gesundheit und Lebensqualität beitragen.<br />
Das Wohnumfeld ist ein Raum der Begegnung (schwerpunktmässig für Kinder und ältere Personen mit eingeschränkter<br />
Mobilität). Soziale Kontakte werden geknüpft, Austausch findet statt, gemeinsame Erlebnisse werden geteilt. Für Kinder,<br />
aber auch Erwachsene kann das Wohnumfeld für Bewegung, Spiel und Sport und andere physische Aktivitäten genutzt<br />
werden. Zudem dient das Wohnumfeld als Erfahrungsraum, erschliesst den Kontakt zur Natur und gewährt Erholung und<br />
Stressabbau. Das Wohnumfeld übernimmt damit die Funktionen der drei Ebenen der Gesundheit: physisch, psychisch,<br />
sozial.<br />
Den Zusammenhang zwischen Landschaft und Gesundheit hat die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz in<br />
Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz im Projekt „Paysage à votre santé“ in einer<br />
Literaturstudie untersucht. (Abraham 2007) „Natur in der Wohnumgebung beeinflusst die Gesundheit.“ Demnach weisen<br />
Studien darauf hin, „... dass Menschen, die in Wohngegenden leben mit einem hohen Anteil an Grünfläche ihre eigene<br />
Gesundheit besser einschätzen als Menschen in einer Umgebung mit wenig Grünfläche.“ (Abraham 2007)<br />
Zum Thema Bewegung gibt es Studien, welche besagen, dass das Wohnumfeld das Bewegungsverhalten fördert, aber<br />
auch behindern kann (Grob 2009). Dabei kommt es auf die Gestaltung des Freiraums an: “Das Wohnumfeld lässt sich so<br />
verändern und gestalten, dass die Leute mehr und erleichterte Möglichkeiten haben, sich regelmässig zu bewegen. ...<br />
Sind im Wohnumfeld Grünflächen wie Parks oder bewaldete Gebiete vorhanden, steigt die Bereitschaft, sich mehr zu<br />
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