ZUCKERRÜBEN J O U R N A L
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ZUCKERRÜBEN J O U R N A L
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A K T u E l l E S P o l I T I K<br />
links: Die Sorten reagieren<br />
sehr unterschiedlich<br />
auf einen<br />
Ditylenchusbefall.<br />
Rechts: Im schlimmsten<br />
Fall kann es zur<br />
totalen Kopffäule im<br />
herbst kommen.<br />
Fotos. christian<br />
heinrichs<br />
DLG-Merkblatt<br />
Biomasse-Rüben<br />
gegen Bodenschädlinge, die oft eine Nebenwirkung<br />
gegen Nematoden aufweisen,<br />
kommen nicht mehr zum Einsatz<br />
oder sind wie alle Nematizide im Rübenanbau<br />
verboten.<br />
Diese Punkte können eine Erklärung<br />
dafür sein, warum sich das Rübenkopfälchen<br />
auf dem Vormarsch befindet. Keine<br />
Erklärung gibt es bisher dafür, weshalb<br />
nur der südliche Teil des rheinischen<br />
Rübenanbaugebietes Befallsflächen aufweist,<br />
obwohl in Hinblick auf die Wasserversorgung<br />
und den Temperaturverlauf<br />
anderen Regionen günstigere Bedingungen<br />
aufweisen.<br />
Trotz aller Bemühungen gibt es zurzeit<br />
noch keine umfassenden Bekämpfungsmöglichkeiten,<br />
wohl aber Maßnahmen<br />
zur deutlichen Befallslinderung. An erster<br />
Stelle ist hier der Anbau weniger anfälliger<br />
Sorten zu nennen. In Anbauversuchen<br />
der letzten Jahre zeigte vor allem die Sorte<br />
Beretta auf Befallsflächen deutlich weniger<br />
Kopffäule. Inwieweit neu zugelassene<br />
Sorten weitere Verbesserungen bringen,<br />
wird in Anbauversuchen weiter getestet.<br />
Die Erzeugung von Biogas hat in Deutschland in den letzten<br />
Jahren enorm zugenommen. Als Gärsubstrat wird vor<br />
allem Mais eingesetzt, in den letzten Jahren hat auch die<br />
Zuckerrübe an Bedeutung gewonnen. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft<br />
(DLG) hat ein Merkblatt herausgegeben,<br />
das gemeinsam mit dem Göttinger Institut für Zuckerrübenforschung<br />
(IfZ) erstellt wurde und das den gegenwärtigen<br />
Wissensstand für die Erzeugung von Biogas aus<br />
Rüben praxisnah zusammenfasst.<br />
Interessenten können sich das DLG-Merkblatt 363 „Biomasse-Rüben“<br />
im Internet unter www.dlg.org in der Rubrik<br />
Merkblätter herunterladen. DlG<br />
M A R K T B E T R I E B S w I R T S c h A F T A N B A u T E c h N I K Z u c K E R<br />
Pflanzenbauliche Maßnahmen<br />
helfen<br />
Weiterhin sind alle vorbeugenden pflanzenbaulichen<br />
Maßnahmen zu ergreifen,<br />
die das Wachstum der Rübe fördern. Beispielhaft<br />
zu nennen wären strukturfördernde<br />
Bodenbearbeitung, ausgeglichene<br />
Nährstoffversorgung und optimaler pH-<br />
Wert.<br />
Da das Rübenkopfälchen viele verschiedene<br />
Wirtspflanzen hat, muss einer<br />
gezielten Unkrautbekämpfung zur Beseitigung<br />
von zusätzlichen Wirtspflanzen<br />
höchste Priorität eingeräumt werden.<br />
Die Fruchtfolgegestaltung selbst bietet<br />
wenig Handlungsspielraum. Lediglich<br />
der Nachbau von Weizen und Gerste vermehrt,<br />
wie Versuche zeigten, die Rübenrasse<br />
nicht. Nach Möglichkeit sollten daher<br />
auf Befallsflächen diese Kulturen im<br />
Wechsel mit der Rübe stehen und nicht<br />
weitere Wirte, wie Raps oder Mais. Im<br />
weitverbreiteten Zwischenfruchtanbau,<br />
der vorrangig zur Bekämpfung der Rübenzystennematoden<br />
erfolgt, muss resistenter<br />
Ölrettich angebaut werden, da er im<br />
Gegensatz zu resistentem Senf keine<br />
Wirtspflanze ist. Eine weitere vorbeugende<br />
Maßnahme auf Befallsflächen liegt im<br />
Verzicht von Frühsaaten der Rüben bei<br />
kühler und feuchter Witterung, die die<br />
Gefahr von Schäden in der Jugendentwicklung<br />
und damit die spätere Kopffäule<br />
deutlich ansteigen lässt.<br />
Fazit für das laufende Anbaujahr<br />
Der wichtigste Einflussfaktor auf die Befallsstärke<br />
ist die Witterung während der<br />
Vegetationszeit der Rübe. Aufgrund seiner<br />
Lebensweise fühlt sich das Rübenkopfälchen<br />
bei kühlen und feuchten Be-<br />
dingungen am wohlsten. Ausbreitung<br />
und Vermehrung können dann explosionsartig<br />
erfolgen. Liegen jedoch trockene<br />
und sehr warme Bedingungen vor, werden<br />
sowohl die Einwanderung in die<br />
Pflanze als auch die Verbreitung auf der<br />
Fläche gestört. Unter diesen Bedingungen<br />
findet zwar auch eine Besiedelung<br />
der Wirtspflanzen im Jahresverlauf statt,<br />
es unterbleiben aber die extremen Vermehrungsraten,<br />
die Pflanzen können die<br />
Schäden kompensieren und überwachsen.<br />
Der bisherige Verlauf der Vegetation<br />
bestätigt diesen Zusammenhang.<br />
Die extreme Frühjahrstrockenheit mit<br />
hohen Temperaturen verhinderte einen<br />
Frühbefall der Rüben. Damit wird auch<br />
die Generationenfolge gestört und es besteht<br />
die Hoffnung, dass auch die Spätschäden<br />
mit Kopffäulen ausbleiben, zumindest<br />
aber deutlich geringer ausfallen.<br />
Auch Mais, der im Vorjahr erstmals auf einigen<br />
Anbauflächen deutlich geschädigt<br />
wurde, zeigt bisher keinerlei Symptome.<br />
Trotz dieser positiven Voraussetzungen<br />
gilt, potenzielle Befallsflächen öfter<br />
zu kontrollieren, um Schäden, zum Beispiel<br />
bei nasskalter Sommerwitterung,<br />
frühzeitig zu erkennen. Zeigt eine Fläche<br />
Befall, sollte sie so schnell wie möglich<br />
gerodet werden. Damit kann einer Massenvermehrung<br />
des Nematoden und seiner<br />
schnellen Ausbreitung entgegengewirkt<br />
werden. Auch die Schädigung des<br />
Rübenkörpers ist bei beginnendem Spätbefall<br />
noch gering, sodass einer Verarbeitung<br />
in der Zuckerfabrik nichts entgegensteht.<br />
Die Anlieferung belasteter Rübenpartien<br />
sollte dabei mit der Zuckerfabrik<br />
abgesprochen werden, damit auch bei<br />
der Verarbeitung der Schaden möglichst<br />
gering bleibt.<br />
christian heinrichs<br />
landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-westfalen<br />
Pflanzenschutzdienst<br />
14 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L LZ 30 · 2011