ZUCKERRÜBEN J O U R N A L
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ZUCKERRÜBEN J O U R N A L
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A K T u E l l E S P o l I T I K<br />
Selbst nach den herausragenden Rübenerträgen<br />
in der jüngeren rheinischen<br />
Anbauhistorie birgt die Zuckerrübe noch<br />
erhebliche Ertragspotenziale. Neben<br />
■■ der sicheren Bekämpfung von Krankheiten<br />
und Unkräutern,<br />
■■ der Umsetzung der Standortpotenziale<br />
durch angepasste Düngung und Bodenbearbeitung<br />
sowie<br />
■■ der Ausnutzung der züchterischen<br />
und klimatischen Entwicklungen<br />
spielen die verlustarme Ernte und Abfuhr<br />
dabei als letzte Schritte eine bedeutende<br />
Rolle.<br />
Verluste feststellen und richtig<br />
bewerten<br />
In der Regel wird die Rodearbeit heute<br />
mit leistungsfähigen Maschinen überbetrieblich<br />
oder durch Lohnunternehmer erledigt,<br />
weshalb sich das Augenmerk der<br />
meisten Anbauer auf die begleitende<br />
M A R K T B E T R I E B S w I R T S c h A F T A N B A u T E c h N I K Z u c K E R<br />
Es zählt, was in der Fabrik ankommt<br />
Rodeverluste so weit wie möglich vermeiden<br />
Die höhe der Ernteverluste, aber auch die chancen, sie zu beeinflussen,<br />
sind nicht zu unterschätzen. Es gibt aber auch<br />
hausgemachte Ertragseinbußen.<br />
Tabelle 1: Quellen für Rodeverluste und Größenordnungen<br />
unvermeidbare<br />
Verluste<br />
vermeidbare<br />
Verluste<br />
Gesamtverluste<br />
Köpfung zu tief/schräg 3 + 0–9 = 3–12<br />
Wurzelbruch 1,5 + 0–8 = 1,5–9,5<br />
Verletzungen 1 + 0–1 = 1–2<br />
Verlust ganzer Rüben 0,5 + 0–1,5 = 0,5–2<br />
Summe: circa 5–6 % + circa 0–20 % = circa 5–25 %<br />
Grafik: Entwicklung der rheinischen Auszahlungspreise für<br />
Überschuss- oder c-Rüben<br />
€/t ZR, inkl. Schnitzel<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Mittel 06–10: 26,03 €/t<br />
Mittel 01–05: 8,62 €/t<br />
2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001<br />
Jahr<br />
Kontrolle der Arbeitserledigung beziehungsweise<br />
die Abstimmung mit den Roderfahrern<br />
richtet. Dafür ist es notwendig,<br />
die größten Verlustquellen und deren<br />
Ursachen einschätzen zu können, denn<br />
Masseverluste, die beim Rodevorgang<br />
entstehen, können auf dem Acker normalerweise<br />
nach der Ernte kaum festgestellt<br />
werden, da moderne Erntemaschinen<br />
verlorenes Erntegut sauber einarbeiten.<br />
Dabei ist es zunächst sehr einfach möglich,<br />
die Rodequalität an den geernteten<br />
Rüben zu bestimmen. In der LIZ-Broschüre<br />
„Rübenernte und Mietenanlage“ befindet<br />
sich hierzu das Schema „Rodequalität“.<br />
Damit lässt sich die Bewertung der<br />
gerodeten Rüben auf einfache Weise an<br />
einer Probe von zehn Rüben vornehmen.<br />
Tritt ein bestimmter Mangel an drei oder<br />
mehr der gezogenen Rüben auf, sollte Abhilfe<br />
geschaffen werden.<br />
Die wichtigsten Mängel<br />
■■ Zu tiefer/schräger Köpfschnitt:<br />
Durch zu tiefes oder schräges Köpfen<br />
können erhebliche Masseverluste bis zu<br />
12 % entstehen (siehe Tabelle 1), die aufgrund<br />
großer Schnittflächen weitere Veratmungsverluste<br />
in den Rüben nach sich<br />
ziehen.<br />
Entscheidend ist nach wie vor, die<br />
Köpfschnittfläche der Rüben so gering<br />
wie möglich zu halten und gleichzeitig<br />
die unerwünschten, das heißt grünen<br />
Stängel- und Blattanteile an der geernteten<br />
Rübe auszuschließen.<br />
■■ Wurzelbruch:<br />
Bei der Diskussion um das Köpfen der Rüben<br />
wird eine wesentliche Verlustquelle<br />
leicht übersehen, die oft unterschätzt<br />
wird. Vermeidbare Wurzelbrüche über<br />
2 cm Durchmesser liegen nicht selten in<br />
Größenordnungen bis zu 8 % der Rübenmasse/ha,<br />
siehe Tabelle 1. Auch hier ist<br />
das LIZ-Schema „Rodequalität” eine einfache<br />
Hilfe, um das Ausmaß des Mangels<br />
zu bewerten.<br />
■■ Verletzungen:<br />
Sie treten vor allem bei der Rübenförderung<br />
und -reinigung im Roder sowie beim<br />
Entladen des Bunkers auf. Zum Verlust<br />
durch mechanische Verletzungen am Rübenkörper<br />
sind nicht nur Abschürfungen<br />
und abgebrochene Rübenstücke zu zählen,<br />
sondern auch die Zuckerveratmung<br />
bis zur Wundverheilung.<br />
■■ Verlust ganzer Rüben:<br />
Der Schwankungsbereich beim Verlust<br />
ganzer Rüben liegt bei etwa 0,5 bis 2 %<br />
der Erntemasse. Nur selten wird das richtige<br />
Ausmaß erkannt, da diese Rüben<br />
meist direkt beim Rodevorgang eingearbeitet<br />
oder bedeckt werden.<br />
wie viel bleibt auf dem Feld?<br />
Summiert man die praxisüblichen Größenordnungen<br />
dieser Verlustquellen auf,<br />
so ist zunächst zu unterscheiden zwischen<br />
unvermeidbaren und vermeidbaren<br />
Verlusten, siehe Tabelle 1. Die unvermeidbaren,<br />
auch unter optimalen Arbeitsbedingungen<br />
auftretenden Masseverluste<br />
werden heute auf rund 5 % des gewachsenen<br />
Ertrages beziffert. Das ist, unter guten<br />
Feldbedingungen und nach aktuellen<br />
Maschinentests, der Stand der Technik.<br />
Alle darüber hinaus gehenden Verluste<br />
gelten als mehr oder weniger vermeidbar.<br />
Im Mittel liegt die Summe dieser vermeidbaren<br />
Verluste bei 10 %, mit einer<br />
Schwankungsbreite von 0 bis 20 %.<br />
Wertmäßig sind die Rodeverluste<br />
heute, anders als in früheren Jahren mit<br />
C-Rübenpreisen, deutlich höher anzusetzen,<br />
siehe Grafik. Die letzten Rüben, die in<br />
der Regel über die Vertragserfüllung hinaus<br />
anfallen, werden im Vergleich zu<br />
den Jahren vor der EU-Marktreform heute<br />
zum dreifachen Preis abgerechnet. Danach<br />
sind beispielsweise unter Annahme<br />
der Erträge und Zuckergehalte des vergangenen<br />
Jahres die mittleren vermeidbaren<br />
Rodeverluste auf etwa 225 €/ha zu<br />
beziffern, wie Tabelle 2 zeigt.<br />
Wie viel davon jedoch unmittelbar auf<br />
die mangelnde Qualität der Rodearbeit<br />
zurückzuführen ist, ist eine andere Frage.<br />
Natürlich denkt man bei der Verlustminimierung<br />
zuerst an die Fahrleistung<br />
des Fahrers und die Einstellung des Roders.<br />
So kann unter anderem die Fahrgeschwindigkeit<br />
des Roders erheblichen<br />
Einfluss auf die Höhe der Bruchverluste<br />
8 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L LZ 30 · 2011