drama queen - Freunde der Wiener Staatsoper
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10<br />
Richard Schmitz,<br />
© Jungwirth<br />
Dr. Richard Schmitz<br />
begleitet das Programm<br />
<strong>der</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Staatsoper</strong> bei<br />
Radio Stephansdom<br />
(“per opera ad astra”)<br />
Diskographie<br />
Alceste<br />
Die mythische Geschichte <strong>der</strong> Königin Alkeste, die ihr Leben opfert, um ihren Mann zu retten,<br />
hat viele Komponisten zur Vertonung angeregt. Die Vertonungen durch Christoph<br />
Willibald Gluck sind wohl die herausragendsten.<br />
Eine <strong>der</strong> wichtigsten Aufnahmen stammt wie<strong>der</strong> einmal aus Mailand mit Maria Callas in<br />
<strong>der</strong> Titelrolle. Renato Gavarini als Admeto, Rolando Panerai als Apollo und Giuseppe<br />
Zampieri als Evandro sind ihre Partner. Diese Live-Aufnahme aus dem Jahr 1954 bringt die<br />
italienische Fassung, die ihre Uraufführung in Wien erlebte. Die Callas führt uns tief in die<br />
Seele dieser großartigen Frau. Carlo Maria Giulini macht das Feuer <strong>der</strong> italienischen Fassung<br />
deutlich. Die CD ist <strong>der</strong>zeit nur in <strong>der</strong> Gesamtsammlung aller Callas-Einspielungen<br />
erhältlich. (Golden Melodram 2.0019)<br />
Auch die Aufnahme mit Kirsten Flagstad in <strong>der</strong> Titelrolle verwirklicht die <strong>Wiener</strong> Fassung.<br />
Raoul Jobin ist ein wun<strong>der</strong>barer Admeto. Die Flagstad zeichnet die Dramatik dieser Selbstaufopferung<br />
grandios. Geraint Jones dirigiert seinen eigenen Chor und sein Orchester.<br />
(Ph08035). In <strong>der</strong> Metropolitan Opera in New York hat die Flagstad 1952 diese Partie gesungen.<br />
Brian Sullivan ist ein verlässlicher Admète. Alberto Erede steuert die nötige<br />
Italianità bei. (WLCD 0014)<br />
Gluck überarbeitete später die Oper für Paris. Musikalisch verän<strong>der</strong>te die französische<br />
Sprache den gesamten Duktus. Es war fast eine Neukomposition, die sich den französischen<br />
Bedürfnissen anpasste. Der Schluss wurde durch die neue Figur des Herkules verän<strong>der</strong>t.<br />
1982 nahm Serge Baudo in München diese Fassung auf. Die große Persönlichkeit von<br />
Jessye Norman prägt die Einspielung. Nicolai Gedda ist ein überragen<strong>der</strong> Admète.<br />
Auch die übrigen Partien sind mit Tom Krause, Robert Gambill, Siegmund Nimsgern,<br />
Bernd Weikl und Kurt Rydl luxuriös besetzt. (Orfeo C 027823 F)<br />
Interessant ist <strong>der</strong> Mitschnitt aus dem Royal Opera House Covent Garden 1981. Dame<br />
Janet Baker und Robert Tear sind ein ausdrucksstarkes Königspaar. Sir Charles Mackerras<br />
dirigiert einen aufregenden Gluck. (Ponto PO-1035)<br />
Im Théa ^ tre Musical de Paris - Cha ^ telet entstand 2000 ein Mitschnitt unter Sir John Eliot<br />
Gardiner mit den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir. Anne Sofie von Otter<br />
versucht mit ihren Stimmmitteln die statische Zeitlupeninszenierung von Robert Wilson zu<br />
unterlaufen und die Emotionen einer Frau, die für ihren Mann sterben will und dabei ihre<br />
Kin<strong>der</strong> zurücklassen muss, begreiflich zu machen. Paul Groves als Admète setzt sich voll<br />
ein. Die mythischen Auftritte <strong>der</strong> Götter und verschiedene Schauplätze ergeben wun<strong>der</strong>bare<br />
Bildwirkungen. Tänzerinnen füllen die vielen musikalischen Abschnitte. Der Chor<br />
tritt nicht auf. Dietrich Henschel, Ludovic Tézier und Frédéric Caton singen jeweils zwei<br />
Rollen, was leicht verwirrt. Wer ein barockes Klangbild bevorzugt und die Schönheit <strong>der</strong><br />
Musik genießen will, sollte die CD mit <strong>der</strong> gleichen Besetzung wählen. (DVD EMI 216570<br />
9 2, CD EMI 470293-2)<br />
In mo<strong>der</strong>ner Straßenkleidung präsentieren die Regisseure Jossi Wieler und Sergio Morabito in<br />
Stuttgart eine Alceste, die den Konflikt um Tod, Gattenliebe und Kin<strong>der</strong>n begreiflich macht.<br />
Die Personenführung ist durchaus psychologisch verständlich, was Catherine<br />
Naglestad zur Gestaltung einer achtbaren Alceste nutzt, doch die verkrampfte Verlegung<br />
<strong>der</strong> Handlung in die Gegenwart bringt manche Probleme mit sich. Der Selbstmordversuch<br />
<strong>der</strong> Alceste mit Medikamenten gleich am Anfang stimmt nicht mit dem Abschalten des<br />
Lebens am Ende überein. Apollos Auftritt mit langen roten Haaren als Deus ex machina gerät<br />
zur Farce. Donald Kaasch weckt kaum Mitgefühl. Er singt fast immer nur mit Kopfstimme,<br />
ist zu keinem Gefühlsausbruch zu bewegen. Das in Paris übliche Tanzfinale wird mit Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> beiden herzigen Kin<strong>der</strong> und nicht ganz verständlicher Pantomime <strong>der</strong> übrigen<br />
Darsteller gefüllt. Das vorgesehene „fine lieto“ <strong>der</strong> Barockoper erfüllt auch Alceste nicht<br />
sofort mit Freude. Stumm sitzt sie neben ihrem ebenfalls ernsten Mann. Constantinos<br />
Carydis durchaus achtbare Gestaltung <strong>der</strong> Partitur geht da etwas unter. (arthaus 101251)