drama queen - Freunde der Wiener Staatsoper

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14 Heinz Irrgeher (c) Foto Fayer Salzburger Festspiele 2012: La Bohème Anna Netrebko (Mimì), Piotr Beczala (Rodolfo) © Silvia Lelli Nach dem calvinistischem Zürich tut das barocke Salzburg Alexander Pereira sehr wohl: selbst auch etwas barock geworden breitete er heuer ein fast unüberschaubares Programm in barockem Überfluss aus. Beginnend mit einer Woche der Geistlichen Musik bis zum Ende mit Verdis Requiem gab es dazwischen so viele Opern wie noch nie, Konzerte mit allen Orchestern von Rang und Namen, Liederabende, Kammermusik, Schauspiel, Zeitgenössisches, und und und... Und einen pompösen Schluss - ball. Eine Schlussbilanz traute sich kein Kulturjournalist wirklich zu ziehen. War es bis 2012 noch möglich, die Übersicht zu behalten und damit die Festspiele insgesamt zu beurteilen, ging das heuer nicht mehr. Keiner konnte bei allen auch nur besonders wichtigen Ereignissen anwesend sein, weil das eine Absenz von der Redaktion für Wochen bedeutet hätte, ge - schweige denn, dass der nötige Platz zu berichten vorhanden gewesen wäre. Das nutzt den Festspielen insgesamt, weil man den ungefähren Eindruck bekommen hat, dass die Qualität trotz der Quantität durchgeschlagen hat, ohne es im Detail nachprüfen zu können. Andererseits ist es auch zu ihrem Schaden, da während der Festspiele stattgefundene Sternstunden im nicht so sensationell beworbenen Bereich untergingen, wie zum Beispiel in den Geistlichen Wochen Konzerte in der Kollegienkirche (Monteverdi-Chor) oder das hinreißende Kammerkonzert des Barenboim-Ensembles mit tschechischen Komponisten, selbst Domingo passierte irgendwie zwischendurch. Auch äußerte sich die Unsicherheit der Beurteilenden darin, dass ständig neue Höhepunkte ausgerufen wurden: Erst war es der Prinz von Homburg, dann die Bohème und dann Die Soldaten. Sicher kein Höhepunkt war Carmen, was man aber schon wusste: Das passiert halt, weil jeder Mezzo dieser Welt irgendwann Carmen singen will, und wenn der eigene Mann dirigiert, dann passiert es auch. Und ebenso wie Wagner „der Welt einen Tannhäuser schuldig blieb“, ist Harnoncourt nach wie vor der Welt eine Zauberflöte schuldig, bei der man die Anwesenheit con brio Das Neue Salzburg Mozarts spürt – bisher ist ihm das noch nicht gelungen (aber ich freue mich schon auf das nächste Concentus-Konzert mit ihm, warum macht er das nicht auch in Salzburg?). Zahlreich waren dieses Jahr auch die TV- Übertragungen von den Highlights: erfreulich, aber nicht immer das Wie, wie am Beispiel der Bohème zu erleben war. Beim zweiten Akt dauerte es Minuten, bis man erstmals einen Eindruck vom Gesamtbühnenbild hatte, weil sich die Kamera in Details verlor. Im dritten Akt hatte der TV- Zuschauer plötzlich übergangslos ein anderes Bühnenbild vor Auge, den Wandel von Imbissstand auf Telefonbuchseite durfte man nicht miterleben, obwohl die Mitwirkung der Technik auf der Bühne zu jener besonderen Faszination gehört, die Theater zu bieten hat. Und Dialoge zwischen Mimì und Rodolfo litten darunter, dass man immer nur einen der beiden in Großaufnahme sah, nicht aber die Reaktion des einen auf den anderen: besonders schade bei so begnadeten Sängerschauspielern wie Netrebko und Beczala, derentwegen vermutlich auch die Zuschauer „dran“ blieben. Auch berühmte TV-Regisseure werden einmal alt – bei den statischen Neujahrskonzerten kann Brian Large ja photographieren mit seinen Kameras, aber bei Oper müsste er filmen. Dem Vernehmen nach war ja auch tatsächlich schon ein anderer TV-Regisseur im Gespräch, letztlich soll er sich aber dann doch wieder hineingezwickt haben. Dreimal war ich heuer in Salzburg, jedes Mal für ein paar Abende, die ich sehr genoss, darüber aber, wieviel ich von den Festspielen insgesamt mitbekommen habe, bin ich mir nicht sicher. Das ist aber kein Appell im Sinne von Weniger wäre Mehr: Es soll schon beim Mehr bleiben, aber das Neue Salzburg sollte etwas nachvollziehbarer gestaltet werden.
Liebe Freunde, Der Opernsalon. Von Opernfreunden für Opernfreunde. Aus dem Veranstaltungsprogramm der Freunde der Wiener Staatsoper präsentieren wir Ihnen einmal im Monat Highlights und Gespräche mit Legenden und Lieblingen des Wiener Opernpublikums. Der Opernsalon auf Radio Stephansdom. Jeden dritten Sonntag im Monat ab 15.00 Uhr. Klassik verpflichtet. © Johannes Ifkovits KS MARJANA LIPOVSEK im Gespräch mit Günther Strahlegger Sonntag, 18. November 15.00 Uhr www.radiostephansdom.at
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