drama queen - Freunde der Wiener Staatsoper

Kaiserin Maria Theresia von Österreich,
Gemälde von Martin van Meytens,
um 1752
Francesco Tamagno,
Photographie von Emilio Naudin,
Guy Little Collection
Franz I. Stephan, Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches,
Gemälde von Martin van Meytens
Zur Premiere von Christoph Willibald
Glucks „Alceste“/Harald Christian Springer Hebling
Scribe koloratur. Scribe lieferte Aus das dem Libretto Jahr 1767 am ist Silvester- zudem
tag eine tag 1853 Aussage ab und Glucks stand überliefert, ab diesem er Zeitverpunktdankepunkt der für einfachen Änderungswünsche und naturnahen Verdis
kaum Musik kaum mehr von Lully zur Verfügung. sehr viel.
Verdi Librettist arbeitete Calzabigi konzentriert, schreibt wenn später: auch
widerwillig. “Wenn ich Am mich 9. in September Wien ein 1854 paar Mal berichtete
an wahrer er seinem Tragödie Freund versuchte, Cesarino so des- De
Sanctis: halb, weil „Ich „Ich das habe habe Wiener knapp knapp Publikum vier vier Akte Akte unend- meiner meiner
französischen französischen lich gebildeter Oper Oper und geschrieben. geschrieben. aufgeklärter Ich Ich als muß muß das
noch noch unsrige den den [gemeint fünften fünften ist Akt Akt das und und Bologneser das das Ballett Ballett Pu-
schreiben schreiben blikum] ist. und und Denn alles alles als orchestrieren. orchestrieren. ich ‚Orfeo‘ und Ich Ich
werde werde ,Alceste‘ sehr sehr auf froh froh die sein, sein, Bühne wenn wenn brachte, ich ich endlich endlich waren
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aus, aus, zösisches um um einen einen Drama Stier Stier gewöhnt umzubringen. umzubringen. und schätz- Fünf Fünf
Stunden Stunden ten daher Musik? Musik? Wahrheit, Uff!“ Uff!“ Logik, Natürlich-
Die keit, Gründe Leidenschaft, für seinen Gefühl, Widerwillen Furcht und waren
Mitleid die ungewohnte so hoch, daß Sprache im Lauf (obwohl von (obwohl fünfzig er
Französisch ,Alceste‘-Aufführungen recht gut keine schrieb Geräu- und
sprach), sche, höchstens der ihm einmal abverlangte ein Seufzer, Pariser laut Stil
mit wurden den obligaten und bei (heute dieser kaum oder jener mehr rühaufgeführten)renden Szene Balletteinlagen, immer Taschentücher
das ihm nicht
übermäßig zum Vorschein wohlgesonnene kamen.“ Ambiente der
grande Dass in boutique, Wien italienische wie Verdi Oper die Opéra und
gerne französische geringschätzig Musiktheaterformen bezeichnete, die Seite allgemeine
an Seite Disziplinlosigkeit aufgeführt wurden, bei ermöglichte den Proben
und es, ein das Werk Libretto, wie Orfeo dessen ed Mängel Euridice dem auf
Komponisten die Bühne zu bei bringen, der Arbeit auch immer zu stärker einer
bewußt neuen wurden. Verschmelzung des Optischen
(Körpersprache wie Bühne), Verbalen
Das
und
vertraglich
Musikalischen
festgesetzte
zu finden.
Premierendatum
verschob
Festgeschrieben
sich wegen
wurden
der
die
exzentrischen
Reformen
Sopranistin
mit Alceste,
Sofia
welche
Cruvelli
auch
(Johanne
(als Vorwort
Sophie
Charlotte Crüwell), die während der Proben
der Druckausgabe) das bereits eingangs
im Oktober 1854 aus Paris verschwand,
erwähnte Manifest, gerichtet an den
um eine vorgezogene Hochzeitsreise mit
Widmungsträger Großherzog Leopold,
Baron Vigier, ihrem späteren Gatten, zu
enthält: „Königliche Hoheit! Als ich
unternehmen. Auch sonst nahmen die
mich daran machte, die Musik zu Alceste
Probleme kein Ende, denn Verdi war mit
zu schreiben, nahm ich mir vor, sie gänz-
Scribe weiterhin unzufrieden. er empfand
lich rein zu halten von all den Mißbräu-
das Libretto als alberne Travestie der hichen,
die, eingeführt entweder durch
storischen Ereignisse von 1282 in Palermo,
die übel angebrachte Eitelkeit der Sän-
mit einer aufgepfropften Liebesgeschichte,
und
ger
stellte
oder
sich
durch
auf
die
einen
übermäßige
Mißerfolg
Nach-
ein.
Doch
giebigkeit
die Verschiebung
der Komponisten,
der Uraufführung
die italieni-
auf
sche
den
Oper
am 13.
seit
Juni
so langer
1855 erwies
Zeit entstellen
sich als
Glücksfall,
und das prächtigste
da sie dadurch
und schönste
zur Attraktion
aller
der Schauspiele Pariser Weltausstellung in das lächerlichste und zu einem und
Riesenerfolg langweiligste wurde. verwandeln. Die Kritiker Mein rühmten Sinn
wortreich war darauf die gerichtet, Qualitäten die der Musik neuen wieder Oper,
fünfzig auf ihr Vorstellungen wahres Amt zurückzuführen: in einer Saison dem –
zehn Drama mehr in seinem als der Ausdruck Vertrag garantierte und seinen –
waren wechselnden ein deutliches Bildern zu Zeichen dienen, allgemei- ohne die
Handlung zu unterbrechen oder sie
ner durch Begeisterung, unnützen die bis und heute überflüssigen anhält.
Zurückzuführen Schmuck zu erkälten. ist das (...)“ vor allem auf die
psychologische Gestaltung, die Verdi der
Figur Trauer des um Monforte den geliebten angedeihen Gatten läßt. Dieser
wird Die Ausführungen bereits im ersten stellen Akt ein musikalisch umfassendes
musikalisch
subtil Statement vorgestellt, zu den wobei ästhetischen im Gespräch Zielen mit dar.
Arrigo Die Stoffwahl Züge von selbst herrischem dürfte Stolz auch und ein
herablassendem außermusikalisches Wohlwollen Ereignis sich beeinflusst mit feinem
haben: Sarkasmus Im Jahr 1765 abwechseln. verstarb völlig Monforte uner-
ist, wartet obzwar Kaiser Unterdrücker Franz Stephan, der Freiheit die Theater der
Sizilianer, blieben geschlossen kein konventionell und eine „Einstellung düsterer
Operntyrann, aller Musique, sondern Saitenspiel, eine vielschichtige, Comoedien
durchaus und öffentlichen sympathische, Freuden“ noble, wurde gefühlvol- verordnet.
le Maria Gestalt, Theresia die ausgefeilteste erwog die Staatsgeschäfte
der ganzen
Oper. ihrem In Sohn seiner zu überlassen französisch und dreiteiligen sich ins
Romanze Kloster zu im begeben. dritten Akt, Auch In In wenn braccio braccio es dazu alle alle
dovizie, nicht kam, mit ihre ihren Witwenkleider Dur-Moll-Wechseln legte sie
läßt Zeit ihres Verdis Lebens Darstellung nicht mehr des ab. einsamen Die Ent-
Machtmenschen stehung eines Opernwerkes, Monforte schon welches Simon das
Boccanegra Sterben an oder sich in Filippo den II Mittelpunkt in Don Don Carlo Carlo der
erahnen. Handlung stellt, der Gattenliebe ein Hohe-
Noch lied singt facettenreicher (wie später Beethovens als in dieser Fidelio), Arie
wird kann Monforte wohl in dieser im darauffolgenden Hinsicht nicht als Duett Zu-
mit fall Arrigo erscheinen. charakterisiert. Aufgegriffen Die wurde Gesangs- ein
linien antiker von Stoff, Bariton den Euripides und Tenor bei den überlagern Großen
einander Dionysien in im hochemotionalen Frühjahr des gegenseiti- Jahres 438
gen v. Chr. Vorhaltungen, aufführen ließ. verschlingen (...) sich geradezu
ineinander, bis die Auseinandersetzung
Stellte Alceste einen Höhepunkt eine Zumutung erreicht, für die als ob da- ob
den maligen beiden Opernbesucher der Atem fehlte, dar, um die weiterzu- 1767 der
sprechen. Uraufführung „Aus „Aus im dem dem Burgtheater verworrenen verworrenen beiwohnten? DramenDramenungetümungetüm „Pathétique Scribes Scribes und lugubre“ hat hat er er wurde [Verdi] [Verdi] es das das in Tageententbucheintragungennommen,nommen, was was ihn ihn interessierte“, genannt, gleichzeitig schreibt
Massimo ist aber auch Mila, zu „die „die lesen, Auseinandersetzung
Auseinandersetzung
dass Gluck „in der
zwischen zwischen Natur alle Vater Vater Töne und und des Sohn, Sohn, wahren die die durch durch Ausdrucks die die
politischen politischen aufgesuchet, Ereignisse Ereignisse und sich derselben getrennt getrennt bemäch- worden worden
waren waren tiget“ habe. und und durch durch Kritiker die die Joseph Stimme Stimme von des des Sonnen- Blutes Blutes
fels voneinander voneinander immerhin angezogen angezogen schrieb wohlwollend: werden. werden. [...] [...] Das Das „Ich
Duett Duett befinde zwischen zwischen mich in Vater Vater dem und Lande und Sohn Sohn der aus aus Wunder- dem dem
dritten dritten werke. Akt Akt Ein ist ist ernsthaftes eines eines der der Singspiel erhabensten erhabensten ohne MeiMeiKasterwerkesterwerkestraten, eine Verdis, Verdis, Musik großartig, großartig, ohne einer einer Solfezieren, der der ababsolutensoluten oder wie Werte, Werte, ich es die die lieber sein sein Genie Genie nennen hervorgehervorge- möchte,
brachtbracht Gurgeley, hat.“ hat.“ ein wälsches Gedicht ohne
Schwulst und Flitterwitz.“
Dr. Christian Springer lebt in Wien als
freischaffender Der Erfolg bei Übersetzer der Uraufführung und Verfasser dürfte
von kein musikwissenschaftlichen durchschlagender gewesen Publikationen sein,
doch konnte sich das Werk in den Reprisen
durchaus etablieren (wie schon das
oben angeführte Zitat Calzabigis zeigte).
Fortsetzung S. 8
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