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Blutalkohol 2010.pdf - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Skopp / Mattern,<br />

Zum Stellenwert des Nachweises von Cannabinoiden <strong>im</strong> Haar<br />

Untersuchungen <strong>im</strong> Rahmen der Fahreignungsbegutachtung sollten ausschließlich von für<br />

die Haaranalyse akkreditierten Labors durchgeführt werden. Neben den hohen analytischen<br />

Anforderungen stellt die Beurteilung der Analysenergebnisse eine besondere<br />

Herausforderung dar <strong>und</strong> wird z. B. in den Übersichtsartikeln von Musshoff <strong>und</strong> Madea<br />

[15] bzw. Pragst <strong>und</strong> Balikova [20] eingehender erörtert.<br />

Einige wenige Untersuchungen befassten sich mit der Konsumhäufigkeit <strong>und</strong> den Konzentrationen<br />

an THC oder weiteren Cannabinoiden <strong>im</strong> Haar. Die aus retrospektiven Befragungen<br />

von <strong>Drogen</strong>konsumenten resultierenden Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />

THC (ng/mg) THC-COOH (pg/mg) Rückschlüsse (Ref. 7,10) Referenz<br />

Angaben (Ref. 30)<br />

0,1 – 1,0 – wöchentlich bis täglich 10<br />

> 1,0 _ täglich bzw. stark<br />

0,03 – 0,074 0,1 – 1,5 1 – 5 Mal/Woche 7<br />

0,003 – > 0,1 0,1 – 7,3 täglich<br />

0,10 – 0,71 _ 0,25 – 5 g Cannabis/Tag 30<br />

Tab. 1: Cannabinoidkonzentrationen (ng THC/mg Haar, pg THC-COOH/mg Haar) <strong>und</strong> Rückschlüsse auf das<br />

bzw. Angaben zum Konsumverhalten, –: keine Messwerte.<br />

Weiterhin konnte bei Dauerkonsumenten gezeigt werden, dass eine grobe Abschätzung<br />

der Konsummenge über die Summe der THC-, CBN- <strong>und</strong> CBD-Konzentrationen <strong>im</strong> Haar<br />

vorgenommen werden kann, sofern es sich um Natur belassene Haare handelt [30]. Eine<br />

erste kontrollierte Studie aus dem Jahr 2006 ergab, dass sich der Haaranalysenwert von<br />

Cannabiskonsumenten durch kontrolliertes Rauchen von 2 weiteren Joints nicht signifikant<br />

erhöhte, dass täglich rauchende Studienteilnehmer jedoch zuverlässig <strong>und</strong> signifikant<br />

häufiger als nicht täglich rauchende Personen detektiert werden konnten. In dieser Studie<br />

betrug die Detektionsrate (THC <strong>und</strong>/oder THC-Carbonsäure) bei täglichem Konsum<br />

85 %, bei gelegentlichem Konsum nur noch 52 % [7]. Dies steht <strong>im</strong> Einklang mit der<br />

Beobachtung, dass sich ein Konsum von 1–2 Joints pro Monat derzeit (noch) nicht zuverlässig<br />

aufdecken lässt.<br />

Natürliche Einflussfaktoren auf den Gehalt an Cannabinoiden <strong>im</strong> keratinisierten Haar<br />

Haare, insbesondere Kopfhaare, unterliegen zahlreichen, unvermeidbaren, Umwelt bedingten<br />

Einflüssen. Natürliche <strong>und</strong> Hygiene bedingte Einflüsse wie mechanische Beanspruchung<br />

durch Bürsten <strong>und</strong> Kämmen, Einwirkung natürlicher Strahlung, von Wärme<br />

<strong>und</strong> Wasser führen zu einer Haaralterung (Verwitterung) mit mikroskopisch sichtbaren <strong>und</strong><br />

von der Kopfhaut in Richtung zur Haarspitze fortschreitenden Schäden der Cuticula, seltener<br />

der darunter liegenden Cortexzellen [22]. Die Cuticulazellen stellen die wichtigste<br />

Barriere des Haares <strong>gegen</strong>über physikalischen <strong>und</strong> chemischen Noxen dar. Wird diese geschädigt,<br />

so n<strong>im</strong>mt das Rückhaltevermögen des Haares für eingelagerte Substanzen ab,<br />

während Stoffe aus der Umwelt leichter aufgenommen werden können. Daher lässt sich an<br />

Haaren, auch wenn sie ausschließlich hygienischen Maßnahmen unterzogen wurden, bei<br />

weitgehend konstanter Konsumfrequenz eine Abnahme der Fremdstoffkonzentration entlang<br />

der Strähne in Richtung zur Spitze hin beobachten [17, 22].<br />

Die wissenschaftliche Literatur enthält für Cannabis nur wenige Publikationen zu dieser<br />

Thematik. Es gibt lediglich eine Studie, bei der nach 3-maligem Waschen der Haare mit<br />

3<br />

BLUTALKOHOL VOL. 47/2010

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