Jahresbericht 2002 - Zentral
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zer Zeit auch im Publikum eifrig gerätselt und geschrieben wurde. Witzig und gekonnt,<br />
literarisch versiert und souverän, zudem mit der Materie bestens vertraut, führte der<br />
Moderator Christian Graeff ein neugieriges und sichtlich amüsiertes Publikum durch den<br />
zweistündigen Schreib- und Leseabend, der schliesslich an der ZHB-Hausbar bei angeregten<br />
Gesprächen ausklang. Auf den Nachhauseweg liessen sich schliesslich noch<br />
Anagramm-Gedichte und die vielleicht mehr oder weniger ernst gemeinte philosophische<br />
Reflexion mitnehmen:<br />
Ich weiss, wer ich bin. Weiss ich, wer ich bin? / Bin ich wer? / Weiss ich? / Ich bin Ich –<br />
wer weiss? / Wer ich bin, weiss ich. / Wer ich? Ich bin weiss / ich weiss. Ich bin wer! /<br />
Ich weiss, wer ich bin.<br />
Anagramm Gedicht von Friedrich Wolfenter<br />
November<br />
Erweiterung der Porträtgalerie merkwürdiger Luzerner<br />
mit dem Portrait von Dr. Dr. h.c. Robert Käppeli<br />
Eröffnung der begleitenden Ausstellung<br />
Dr. Dr. h.c. Robert Käppeli, Mann der Wirtschaft und Mäzen<br />
Die Portraitgalerie der Korporationsgemeinde Luzern im Katalogsaal der ZHB versammelt<br />
Bildnisse hervorragender Luzernerinnen und Luzerner und setzt durch die Erweiterungen<br />
eine bis ins 18. Jahrhundert zurückweisende Tradition fort. In den siebziger Jahren des<br />
18. Jahrhunderts beauftragte Josef Anton Felix Balthasar den Luzerner Kleinmeister Ildefons<br />
Troxler mit der Portraitierung Luzerner Persönlichkeiten, die im politischen oder kulturellen<br />
Leben eine bedeutende Rolle gespielt haben. 1809 verkaufte Balthasar nicht nur<br />
seine reichhaltige und wertvolle Sammlung an Schriften zur vaterländischen Geschichte,<br />
sondern auch die über 150 Bildnisse umfassende Portraitgalerie für 6000 Franken an die<br />
Stadt Luzern. Er wollte so seine Bibliothek und die Portraitgalerie der Öffentlichkeit<br />
zugänglich machen und zur ‹patriotischen Erziehung› der Jugend beitragen.<br />
Balthasars Büchersammlung wurde zum Grundstock der Bürgerbibliothek, die 1812<br />
eröffnet und 139 Jahre später mit der Kantonsbibliothek zur <strong>Zentral</strong>bibliothek vereinigt<br />
wurde. Die Porträtgalerie ging bei der Sönderung des städtischen Gutes zusammen mit<br />
der Bürgerbibliothek in den Besitz der Korporationsgemeinde über und wurde kontinuier-<br />
lich erweitert. Sie weist heute einen Bestand von 253 Bildnissen auf, die hauptsächlich<br />
von namhaften Luzerner Porträtisten wie beispielsweise Jakob und Xaver Schwegler,<br />
Josef von Moos, Otto Landolt und Charles Wyrsch geschaffen wurden. Seit 1951 befindet<br />
sich die Porträtgalerie im Katalogsaal der <strong>Zentral</strong>- und Hochschulbibliothek. Für ihre<br />
Weiterführung ist die Korporationsgemeinde verantwortlich, wobei der Korporationsbürgerrat<br />
über die Aufnahme entscheidet. Gemäss dem 1932 vom Korporationsbürgerrat<br />
erlassenen Regulativ werden nur solche verstorbenen Luzernerinnen und Luzerner aufgenommen,<br />
die in Kunst oder Wissenschaft besondere Geltung erlangten, sich durch<br />
besondere Leistungen für die Stadt Luzern, den Kanton, die Schweiz oder durch hervorragende<br />
Leistungen im Ausland ausgezeichnet haben. Im Februar 1984 wurde als erste<br />
Frau Emilie Dormann (1872 bis 1950), erste Frau Mutter der Gemeinschaft des St. Anna<br />
Schwestern, in die Bildnissammlung aufgenommen. Das Porträt stammt von Charles<br />
Wyrsch. Am 9. November <strong>2002</strong> wurde die Galerie ergänzt um das von Rolf Gfeller gemalte<br />
Portrait des Industriellen und Mäzens Dr. Dr. h.c. Robert Käppeli (1900-2000), über den<br />
Bernhard Raeber im Jahr 2000 sagte:<br />
«Eine Voraussetzung des Erfolgs seiner Bemühungen um kulturelle oder ökologische<br />
Belange war die Stellung dieses Mannes in der Wirtschaft. In ähnlicher Lage befanden<br />
sich auch andere. Ihm aber waren sie ein Anliegen und so handelte er. Als sozial denkender<br />
Liberaler nutzt er den wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegsjahre, weiss aber<br />
zwischen Segnungen und Auswüchsen der rasanten technischen Entwicklung zu unterscheiden.<br />
Seine der humanistischen Bildung und Denkweise verpflichtete Lebensauffassung<br />
kommt auch in dem zum Ausdruck, was ihn ausserhalb seiner beruflichen Tätigkeit<br />
fasziniert. Seine Freude ander antiken Kunst und seine Liebe zum Zeichnen und Aquarellieren:<br />
Ob er sich auf der Appeninhalbinsel, in England, Norddeutschland, in Amerika oder<br />
Asien, im Gebirge oder auf der Jagd, auf Geschäftsreisen oder in Meggen am See aufhält,<br />
stets begleiten ihn Zeichenstift und Aquarellfarben. Er spürt mit Sicherheit das Wesen einer<br />
Landschaft und der Menschen, die sie bewohnen und in ihr leben.»<br />
Nachwort zum Bildband: Robert Käppeli: Zeichnen und<br />
Aquarellieren. Stille Passion eines Mannes der Leidenschaft.<br />
Luzern, 2000<br />
Anlässlich der feierlichen Aufnahme in die Portraitgalerie am Samstag, den 9. November,<br />
sprachen Dino Schnieper, Korporationspräsident, Dr. med. Otto A. Koch, Arzt und persönlicher<br />
Freund von Dr. Robert Käppeli, sowie Dr. Ueli Niederer, Direktor der <strong>Zentral</strong>- und<br />
Hochschulbibliothek Luzern, über die Bedeutung des Geehrten und die der ‹merk-würdigen›<br />
Portraitgalerie. Musikalisch wurde der Anlass begleitet durch Yvonne Lang: Piano,<br />
Brigitte Lang: Violine, und Gerhard Pawlica: Cello.<br />
Verbunden war der Festakt mit der Vernissage einer Ausstellung zu Biografie und Werk<br />
des Industriellen und Mäzen Robert Käppelis, die eine Auswahl von Zeichnungen, Aquarellen<br />
und Publikationen Käppelis versammelte und – gewissermassen als Glanzstücke –<br />
zwei antike griechische Vasen aus Robert Käppelis bedeutender Sammlung (heute im<br />
Antikenmuseum Basel) zeigte.<br />
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