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dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

Reizwort Lerntypen<br />

Wissenschaftliche Grundlagen für Suggestopäden<br />

Dr. Claudia <strong>Feichtenberger</strong><br />

<strong>DGSL</strong>-Kongress 2011<br />

brainbox ® , Kugelberg 82, 8111 Judendorf-Straßengel bei Graz, 03124/51 183<br />

e-mail: office@brainbox.at; www.brainbox.at<br />

1


dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

Reizwort „Lerntypen“ – wissenschaftliche Grundlagen für Suggestopäden<br />

Online-Lerntypentests, Suggestopädie als lerntypengerechter Unterricht versus Lerntypen als<br />

pädagogisches Fantasiekonstrukt – steckt etwas dahinter? Wenn ja, was? Sie bekommen einen<br />

Überblick über die Entwicklung der Lerntypenforschung, lernen verschiedenste Modellarten von<br />

Typologien kennen und stellen sich den drei Gefahren und Grenzen. Hintergrundwissen, das Ihre<br />

Kompetenz stärkt, suggestopädisch aufbereitet.<br />

Dr. Claudia <strong>Feichtenberger</strong><br />

Ausbildungstrainerin für Suggestopädie, Entwicklung der<br />

brainbox ® -Lerntrainings; Publikationen über innovative<br />

Lernmethoden, Kommunikation, Course Design,<br />

Unterrichtsqualität im Zusammenhang mit Suggestopädie;<br />

Instructor für PhotoReading ® ; Forschung zu Lerntypen und zur<br />

Suggestopädie.<br />

Diese Unterlagen werden in Verbindung mit dem <strong>DGSL</strong>-Kongressworkshop<br />

ausgegeben und sind für den privaten Gebrauch bestimmt.<br />

Copyright by brainbox ®<br />

brainbox ® , Kugelberg 82, 8111 Judendorf-Straßengel bei Graz, 03124/51 183<br />

e-mail: office@brainbox.at; www.brainbox.at<br />

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Bedürfnis nach Menschenkenntnis<br />

Das Bedürfnis, Menschen besser einschätzen zu können, ist uralt. So wurden<br />

bereits vor Jahrhunderten und Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen<br />

Typologien entwickelt. Die Nutzung von Sternbildern dafür geht auf die sumerisch-<br />

babylonischen Kulturen zurück. Schon sehr früh wurde die Astrologie mit den vier<br />

Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde gekoppelt. Auf die griechischen Ärzte<br />

Empedokles (490-430 v.Chr.) und Hippokrates (460-377 v.Chr.) gehen Typologien<br />

nach den vier Elementen im Zusammenspiel mit den Körpersäften Blut, Schleim,<br />

Gelbe Galle und Schwarze Galle zurück, und damit eine Einteilung in vier<br />

Verhaltenskategorien. Der römische Arzt Galenus ( rund 250 v.Chr.) entwickelte<br />

dieses System weiter und spricht von den vier Temperamenten und hat den<br />

typischen Verhaltensmustern die Namen gegeben, die auch heute noch geläufig<br />

sind: Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker. Die klassische<br />

indische Medizin baut auf der Unterscheidung pitta, kapha und vata auf, den<br />

sogenannten Doshas. Diese beziehen sich in erster Linie auf die<br />

Körperbefindlichkeit, sind jedoch zugleich auch Persönlichkeitstypen und<br />

Körperformen (vgl. Wagner 2002).<br />

Im Zusammenhang mit Typologien ist folgende Aussage Goethes tragend: „Wir<br />

haben die vier Temperamente. Jeder hat alle vier in sich, allerdings in<br />

unterschiedlichen Mischungsverhältnissen“ (zitiert nach Wagner, S. 15).<br />

Katalogisierung von Menschen versus Einzigartigkeit: Revolutionäre Technologien,<br />

so genannte biometrische Verfahren, die immer mehr in unserem Alltagsleben zum<br />

Einsatz kommen, sind die professionelle Anwendung der Tatsache, dass jeder<br />

Mensch anders und einzigartig ist. Gleichzeitig wurden in den letzten 60 Jahren<br />

sehr viele Typologien entwickelt, also Kategorien, um menschliches Verhalten,<br />

Einstellungen und Werte zu erfassen. Diesen Typlogisierungen, inzwischen als<br />

Persönlichkeitsmodelle und Instrumente bezeichnet (vgl. Schimmel-Schloo / Sei-<br />

wert / Wagner 2002, S. 7), haben sich weltweit im wirtschaftlichen Umfeld eta-<br />

bliert und sind ein wichtiger und fester Bestandteil der Personalentwicklung. Indi-<br />

viduum und Gruppenmensch – ein Widerspruch, der offensichtlich keiner ist. Bei-<br />

des hat seine Berechtigung und schließt sich nicht aus, also nicht entweder – oder,<br />

sondern sowohl – als auch. Sich selbst besser zu kennen und die anderen leichter<br />

zu erkennen, ist eine solide Grundlage für professionelles Arbeiten.<br />

Neben dem positiven Nutzen, den Typologien haben, gibt es bei vielen Menschen<br />

Vorbehalte und Ängste, besonders, wenn sich jemand noch nicht mit diesem The-<br />

ma auseinandergesetzt hat. Markova meint, dass niemand es mag, nach Katego-<br />

rien eingeordnet zu werden und dass wir alle den Gedanken hassen, dass jemand<br />

mehr über uns weiß als wir selbst (Markova 2002, S. 215).<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

„Wir haben die vier<br />

Temperamente. Jeder hat alle<br />

vier in sich, allerdings in<br />

unterschiedlichen<br />

Mischungsverhältnissen.“ Goethe<br />

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Beispiele für Persönlichkeitsmodelle bzw. Instrumente, wie sie in der Personalent-<br />

wicklung eingesetzt werden:<br />

MBTI (Myers-Briggs--Typenindikator): Wurde Anfang der 40er-Jahre in<br />

den USA entwickelt und geht auf C. G. Jungs Typentheorie zurück, ist weltweit<br />

anerkannt und eines der meistgenutzten Instrumente.<br />

Struktogramm (Rolf W. Schirm, D): baut auf den Erkenntnissen von Shel-<br />

don auf und auf das „triune brain“ von Paul MacLean.<br />

H.D.I.-Modell oder Herrmann-Dominanz-Modell: bezieht sich auf die Hemi-<br />

sphärentheorie<br />

DISG-Modell (Marston), LIFO-System (Atkins / Katscher)<br />

Die modernen Modelle werden heutzutage gezielt in Unternehmen vor allem im<br />

Management und bei Führungskräften eingesetzt, um Teams zu optimieren, um<br />

sich als Führungskraft besser kennenzulernen und dadurch leichter mit anderen<br />

umzugehen und sind ein fester Bestandteil des Bereichs Human Resources gewor-<br />

den.<br />

Lerntypenmodelle<br />

Menschen sehen anders aus, Verhalten sich anders und es ist auch naheliegend,<br />

dass Information unterschiedlich aufgenommen und verarbeitet wird, d.h., dass<br />

unterschiedlich gelernt wird. Letzteres ist eine Botschaft, die noch relativ neu ist<br />

und die viele Kontroversen hervorruft. Vielleicht, weil eine Umstellung auf einen<br />

Unterricht, auf ein Training, das dieser Botschaft in vollem Ausmaß Rechnung<br />

trägt, eine zu große Umstellung und Herausforderung wäre? Weil Veränderung<br />

dadurch angesagt ist? Oder????<br />

Schon eine erste Beschäftigung mit diesem Thema zeigt, dass es sich um ein un-<br />

einheitliches Forschungsfeld handelt (vgl. Creß 2006), das sich durch Heterogeni-<br />

tät und Uneinigkeit kennzeichnet, sich im Spannungsfeld zwischen Theorie, Päd-<br />

agogik und Vermarktung bewegt, eine Vielzahl von Instrumenten entwickelt hat,<br />

die untereinander nicht kompatibel, d.h. dadurch auch schwer vergleichbar sind<br />

und das gleichzeitig größtes Interesse sowie starke Ablehnung hervorruft. Das<br />

Thema Lerntypen ist also ein Thema, das polarisiert. Das hängt wahrscheinlich<br />

damit zusammen, dass Lernen ein stark emotional besetztes Thema ist, das jeden<br />

in unserer Bevölkerung betrifft und das gerade im großen Umbruch ist.<br />

Terminologie<br />

Es fällt im Forschungsgebiet der Lerntypen auf, dass die Terminologie uneinheitlich<br />

ist, sozusagen eine „terminologische Unschärfe“ (vgl. Creß 2006). Folgende Begrif-<br />

fe werden unterschiedlich verwendet: Lernorientierung, kognitiver Stil, Wahrneh-<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

Heterogenität<br />

Polarisierung<br />

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mungsstil, Denkstil, Lernstil, Lerntyp. Wir finden im Deutschen den Begriff „Lern-<br />

stil“ vor allem in übersetzten Texten und es liegt die Vermutung nahe, dass der<br />

Begriff wegen der sprachlichen und bedeutungsmäßigen Nähe zum Deutschen z.T.<br />

unreflektiert übernommen wird. Im Deutschen werden dem Begriff „Typ“ einer<br />

Person Eigenschaften zugeordnet, die einer bestimmten Kategorie zuzuordnen sind<br />

und die sich besonders deutlich erkennen lassen. „Typologie“ bedeutet die Eintei-<br />

lung der Typen. Bei „Stil“ geht es um die persönliche Art, wie etwas gestaltet wird<br />

bzw. sich zeigt, also um die Art und Weise des Verhaltens. Es ist durchaus mög-<br />

lich, Personen einem bestimmten Typ zuzuordnen und dann anschließend bei je-<br />

dem individuelle Ausprägungen, also Stile zu entdecken. Somit wäre die Bezeich-<br />

nung Lerntyp eine eher gröbere Zuordnung, eine Art Etikettierung, als der Begriff<br />

Lernstil bzw. es handelt sich um die Abfolge von zwei Schritten, entweder vom<br />

Großen zum Kleinen, d.h. vom Lerntyp zum Lernstil oder umgekehrt. In diesem<br />

Sinne verwendet die Autorin diese beiden Begriffe.<br />

Historische Entwicklung<br />

Im Zusammenhang mit den Ursprüngen der Erkenntnis von verschiedenen<br />

Lerntypen wird auf den französischen Arzt und Psychiater und dem Begründer<br />

der modernen Neurologie Jean-Martin Charcot (1825-1893) verwiesen, der als<br />

erster über das Vorhandensein von verschiedenen „Lerntypen“ berichtet., ba-<br />

sierend auf der starken Ausprägung der Sinne, vor allem des visuellen und<br />

akustischen Sinnes. Zu dieser Erkenntnis gelangte auch Ernst Meumann, ein Pionier<br />

der empirischen Pädagogik und der pädagogischen Psychologie, der vor ungefähr<br />

hundert Jahren experimentell sinnesspezifische Unterschiede in der Leistungsfähig-<br />

keit<br />

von Kindern fand und postulierte, dass Menschen, die stärker visuell orientiert seien,<br />

entsprechende Lehrangebote bevorzugen würden, während andere Menschen auditi-<br />

ve Reize präferierten. Demnach ist der Beginn der Lerntypologien in der Wahrneh-<br />

mungsforschung zu finden.<br />

Die Auseinandersetzung mit dem Kognitionsstil (Allport 1937, 1961) wird auch als<br />

Grundlage der Entwicklung einer Lerntypenforschung angesehen, entstanden aus<br />

dem Bedürfnis, den individuellen Unterschieden der Lernenden besser zu entspre-<br />

chen und war von Anbeginn an praxisorientiert im Gegensatz zur Forschung im Zu-<br />

sammenhang mit dem Kognitionsstil, die an Laborversuche geknüpft ist (vgl. Che-<br />

vrier / Fortin / Leblanc 2000).<br />

Untersuchungen von Düker & Tausch (1957) zeigen, dass die Behaltensleistung<br />

steigt, wenn die sprachlich-akustische Vermittlungsform durch mediale Formen er-<br />

gänzt wird. Dale (1969) weist nach, dass Lernen umso leichter fällt, je direkter und<br />

konkreter die Erfahrungen sind.<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

Historie<br />

Ansätze<br />

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Unterschiedliche Ansätze<br />

Verschiedene Lerntypenmodelle setzen an verschiedenen Punkten an:<br />

Pädagogisches Umfeld<br />

Verhalten in der Gruppe, Vorlieben für bestimmte Unterrichtsmethoden; Grasha<br />

und Reichmann 1971, Renzulli und Smith 1978<br />

Sinnespräferenzen<br />

Visuell, auditiv, kinästhetisch; Reinert 119716, Barbe & Swassing 1978, 1988<br />

Art der Informationsverarbeitung<br />

Struktur wichtig bis unwichtig (Hunt 1971); persönliche Bedeutsamkeit<br />

(Entwistle 1981)<br />

Persönlichkeit<br />

Meyers-Briggs 1962<br />

Gemischte Modelle<br />

Diese beziehen mehrere der oben genannten Aspekte ein (Dunn & Dunn 1978,<br />

Keefe 1981, Prashnig 1998)<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

(vgl. Chevrier et al. 2000)<br />

Weitere Unterscheidungen von Lerntypenmodellen treffen Coffield et al., ein<br />

englisches Forscher/-innenteam, das einundsiebzig Instrumente identifiziert, die in<br />

den letzen Jahren entstanden sind, wobei davon dreizehn für eine nähere<br />

Betrachtung ausgewählt wurden. Unter diesen dreizehn ausgewählten Modellen<br />

befinden sich etliche Modelle, die nicht explizit für die Schule, sondern für die<br />

Personalentwicklung entwickelt wurden (vgl. Coffield et al. 2004).<br />

Eine weitere Untersuchung der verschiedenen Ansätze finden wir bei Creß. Sie un-<br />

terscheidet:<br />

Prozessnahe Ansätze<br />

surface/deep approach (Marton & Säljö 1976), Biggs 1987, Entwistle 1983, 1995<br />

holistisches/serielles Vorgehen (Pask 1972)<br />

Art der Informationswahrnehmung und –verarbeitung (Kolb 1984<br />

Lernstil als Präferenz (Vester, Dunn & Dunn)<br />

Kognitive Stile<br />

Diese sind gegenüber den Lernstilen allgemeiner gefasst (Witkin 1962)<br />

(vgl. Creß 2006)<br />

Es gibt also eine große Bandbreite an Ansätzen, die Unterschiedlichkeit der Informa-<br />

tionsaufnahme und des Lernens zu erfassen und diese unterschiedlichen Ansätze<br />

werden von verschiedenen Forschenden unterschiedlich katalogisiert, je nach ge-<br />

wähltem Schwerpunkt. Es zeigt sich, dass es möglich ist, unterschiedliche Ansätze<br />

auch verschiedenen Kategorien zuzuordnen, weil die Modelle mehrdimensional auf-<br />

gebaut sind, was verschiedene Zuordnungen ermöglicht. Gleichzeitig spiegelt sich<br />

darin die menschliche Vielfalt wider, die sich nicht nur in ein Schema pressen lässt<br />

und zeigt, dass eine Fokussierung immer nur ein Ausgangpunkt ist, der ein breite-<br />

res Spektrum einschließt.<br />

6


Wissenschaftliche Absicherung<br />

Die einzelnen Typologien sind wissenschaftlich unterschiedlich abgesichert. Gene-<br />

rell ist zu sagen, dass gut empirisch abgesicherte Theorien sich durch einen ho-<br />

hen Abstraktionsgrad auszeichnen, die sie im Hinblick auf eine praktische Umset-<br />

zung wenig nützlich erscheinen lässt (vgl. Stangl o.J.). Das weist auf das Span-<br />

nungsfeld hin, dem das Thema Lerntypen ausgeliefert ist, denn es steht an der<br />

Schnittstelle von Pädagogik und Psychologie. Psychologen sind an Instrumenten<br />

interessiert, die die unterschiedlichen Typen möglichst genau erfassen und bei<br />

Pädagogen steht vor allem die praktische Umsetzung und auch die praktische<br />

Handhabung des Instruments im Vordergrund. Unter diesem Aspekt betrachtet ist<br />

es leicht nachzuvollziehen, dass Instrumente, die leicht verständlich und leicht<br />

handhabbar sind, in den letzten Jahren besonders im pädagogischen Umfeld be-<br />

kannter wurden als andere Instrumente, die sich durch einen hohen Abstraktions-<br />

grad auszeichnen, wie zum Beispiel prozessorientierte Modelle.<br />

Beispiele für Modelle, die auf den Sinnespräferenzen aufbauen: Dunn & Dunn,<br />

Barbe & Swassing, Vester.<br />

Beispiele für prozessorientierte Modelle: Kolb<br />

Es ist anzumerken, dass in letzter Zeit einige Artikel erschienen sind, die das The-<br />

ma Lerntypen an sich gänzlich in Frage stellen. Interessant ist, dass Vesters Typo-<br />

logie, die an sich inkonsistent ist (vgl. Vester weiter hinten), der Ausgangspunkt<br />

dieser Diskurse sind (vgl. Looß, Stangl, Quast). Fest steht, dass Typologien das<br />

Bestreben haben, eine Vielfalt leichter zu handhaben mit dem Ziel, jedem Einzel-<br />

nen das Lernen zu erleichtern. Geht man konstruktiv mit den 3 Gefahren um (sie-<br />

he hinten), kann man die Vorteile von Typologien nutzen.<br />

Kommerzialisierung der Modelle<br />

Im Vergleich zu den Persönlichkeitsmodellen, sind die verschiedenen<br />

Lerntypenmodelle bis dato noch nicht so kommerzialisiert. Das zeigt sich im<br />

Marktauftritt, den Lizenzierungen, der Aufbereitung der Materialien und<br />

selbstverständlich auch am Preis. Erste Ansätze zeigen, dass in den nächsten<br />

Jahren der Bereich der Lerntypenmodelle wahrscheinlich ausgebaut wird. Einerseits<br />

passen Anbieter wie H.D.I. ihre Produkte an diese Zielgruppe an, andererseits gibt<br />

es Typologien, deren Fokus explizit das schulische Lernen ist und nicht Lernen im<br />

allgemeinen oder ein anderen Aspekt der Persönlichkeit, und die für eine weitere<br />

Verbreitung bereits perfektioniert wurden, wie z.B. das Modell von Dunn & Dunn,<br />

Gregorc und Prashnig (siehe www.learningstyles.net, www,gregorc.com,<br />

www.creaqtivelearningcentre.com).<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

W<br />

wie Wissenschaft<br />

€<br />

7


Diverse Lerntypologien<br />

Die Klassifizierung der Modelle erfolgt, angeregt durch Wagner (vgl. Wagner 2002)<br />

nach der Anzahl der Komponenten, weil das für die Handhabung im Unterricht und<br />

im Training ein interessantes Kriterium ist. Hier einige Beispiele:<br />

Duale Modelle<br />

Feldabhängig versus feldunabhängig<br />

Diese Unterscheidung geht auf Hermann Witkin (1962) zurück. Feldabhängige Ler<br />

ner/-innen sind von ihrer Umgebung dominiert bzw. abhängig, feldunabhängige Ler-<br />

ner/-innen sind autonomer.<br />

Surface approach versus deep approach<br />

Dieser Ansatz geht auf Marton & Säljö (1976) zurück. Es geht um zwei unterschiedli-<br />

che Herangehensweisen beim Lernen: Lerner/-innen, die dem surface approach zu-<br />

zuordnen sind, richten ihre Aufmerksamkeit vorwiegend auf den Wortlaut des Textes<br />

mit dem Ziel, ihn möglichst exakt zu reproduzieren. Lerner/-innen, die den deep<br />

approach anwenden, war der Inhalt wichtiger als der Wortlaut, denn ihr Ziel war das<br />

Verstehen des Inhalts. Qualitativ bessere Leistungen wurden von Personen erzielt,<br />

die den deep approach anwandten (vgl. Creß 2006).<br />

Hemisphären-Modell<br />

Das Hemisphärenmodell unseres Gehirns zeigt anschaulich zwei Dinge:<br />

Erstens: Menschen sind entweder links- oder rechtsdominant geprägt, was sich auch<br />

in unterschiedlichem Lernverhalten zeigt.<br />

Zweitens: große Teile des menschlichen Potenzials liegen brach, wenn diese im Un-<br />

terricht und im Training nicht gefördert werden.<br />

Die dualen Modelle 1)und 2) können letztendlich in Bezug zum Hemisphärenmodell<br />

gesetzt werden. Auffallend bei den Zwei-Komponenten-Modellen ist, dass diese Er-<br />

kenntnisse in komplexe Modelle integriert werden , z.B. bei Dunn & Dunn, Prashnig,<br />

Felder & Silverman.<br />

Drei-Komponenten-Modelle<br />

NLP und Lernstile<br />

Das NLP hat in den letzten Jahren wesentlich dazu beigetragen, das Thema der Lern<br />

typen bzw. der Wahrnehmungstypen im deutschsprachigem Raum bekannt zu<br />

machen. Das hat auch dazu geführt, dass viele Menschen das Thema Lerntypen mit<br />

dem NLP gleichsetzen. NLP hat dazu beigetragen, das Phänomen der Bevorzugung<br />

gewisser Sinne zu erforschen und in der Interaktion praktisch anzuwenden. Im<br />

pädagogischen Bereich war es in erster Linie Michael Grinder, der diese Erkenntnisse<br />

für den Unterricht umsetzbar gemacht hat.<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

2 Komponenten<br />

3 Komponenten<br />

8


Markova-Modell<br />

Auch das Lerntypemodell von Dawna Markova baut auf den Sinnen auf und führt<br />

noch eine wichtige Komponente ein, nämlich die festgelegte, individuelle<br />

Reihenfolge in der Verwendung der Sinne und deren Bedeutung für<br />

Stresssituationen. Dadurch mutiert dieses Drei-Komponenten-Modell zu einem<br />

Sechs-Komponenten-Modell (siehe auch bei „Komplexe Modelle“) und ermöglicht<br />

dadurch eine einfache Differenzierung und Individualisierung (vgl. Markova 2002).<br />

Vier-Komponenten-Modelle<br />

Lerntypen nach Vester<br />

Vesters Typologie (1978) könnte man als sogenannten Klassiker im deutschsprachi<br />

gem Raum bezeichnen. Sie ist grundsätzlich auf einem Vier-Komponenten-Modell<br />

aufgebaut und die Komponenten sind folgende:<br />

(1) „Hören und Sprechen, also auditiv“,<br />

(2) (2) „Beobachtung und Experiment, also optisch, visuell“,<br />

(3) „Anfassen und Fühlen, also haptisch“,<br />

(4) „abstrakte Formeln, also Intellekt, abstrakt-verbal“ (vgl. Vester 2002, S.<br />

51).<br />

Nur drei der vier Kriterien sind den Sinnen zuzuordnen, der vierte Typ fällt aus der<br />

Reihe, bezieht er sich doch auf den Verstehensprozess, was diese Typologie<br />

inkonsistent und angreifbar macht, ganz besonders, wenn Vester an anderer Stelle<br />

vom visuellen, haptischen, auditiven und dem gefühlsmäßigen Kanal spricht (vgl.<br />

ebd. S. 126). Nichtsdestoweniger hat Vester mit seinem Ansatz wesentlich dazu<br />

beigetragen, einem breiterem Publikum vor Augen zu führen, dass die<br />

Informationsaufnahme und –verarbeitung bei den einzelnen Menschen sehr<br />

unterschiedlich erfolgt und daher zu differenzieren ist und dass die Sinne bzw. die<br />

Eingangs- und Ausgangskanäle ein möglicher Denkansatz für diese Differenzierung<br />

sind, lässt man seine vierte, inkongruente Komponente außer Acht.<br />

Lerntypen nach Kolb<br />

Das ist das Modell eines amerikanischen Organisationspsychologen, das auch im<br />

deutschsprachigem Raum bekannt ist. Es ist dies ein prozessorientiertes Modell, das<br />

aus vier Aspekten besteht: konkrete Erfahrung (1), Beobachtung und Reflexion (2),<br />

abstrakte Konzeptualisierung (3) und aktives Experimentieren (4). Die Lerntypen<br />

ergeben sich aus einer jeweils spezifischen Kombination, wie Erfahrungen<br />

gesammelt und anschließend verarbeitet werden. Diese vier Fähigkeiten sind<br />

individuell unterschiedlich ausgebildet, was die vier Grundtypen charakterisiert. Mit<br />

jedem dieser vier Grundtypen sind eine Reihe von Eigenschaften sowie bestimmte<br />

Stärken und Schwächen assoziiert. Die Namen seiner Typen sind: Diverger,<br />

Assimilator, Converger, Akkomodator (vgl. Fatzer 1988).<br />

Lernstile nach Honey und Mumford<br />

Die verschiedenen Lerntypen beziehen sich auf einen vierstufigen, immer weiter<br />

fortschreitenden Lernprozess. Nach Honey und Mumford sind die vier Phasen des<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

4 Komponenten<br />

9


Lernens: Erfahrung machen – Reflektion – Schlüsse aus der Erfahrung ziehen –<br />

testen von neuen Konzepten. Diese Phasen wiederholen sich zyklisch. Je nachdem,<br />

wie die Menschen die einzelnen Phasen durchleben, werden sie vier Typen<br />

zugeordnet (Aktivisten, Nachdenker, Theoretiker, Pragmatiker).<br />

4Mat System Model<br />

Diese Typologie wurde von McCarthy entwickelt(1981, 1987, 1997). Sie baut auf der<br />

Hemisphärendominanz auf und darauf, wie Information wahrgenommen und<br />

verarbeitet wird und ist von Kolb beeinflusst.<br />

Komplexe Modelle<br />

Lernstile nach Dunn & Dunn<br />

Erstkonzeption 1978, laufend Updates bis heute. Dieses Modell ist sehr<br />

anwenderorientiert und wird weltweit eingesetzt. Dieses Modell erlaubt eine starke<br />

Individualisierung und gilt als eines der am besten untersuchten<br />

Lerntypenmodelle, mit an die 900 Arbeiten bis dato. Dieses Modell stütze sich auf<br />

die Faktoren Wahrnehmung, Umgebung, Organisation und bezieht Elemente aus<br />

anderen Modellen ein.<br />

Lernstile nach Prashnig<br />

Die nach Neuseeland emigrierte Österreicherin Barbara Prashnig hat das Dunn &<br />

Dunn-Modell zusammen mit Dr. Kenneth Dunn weiterentwickelt und auch für den<br />

Businessbereich zugänglich gemacht. Ihre Modell umfasst 6 Kategorien und ist<br />

optisch pyramidenförmig aufgebaut. 1. left/right Dominance, 2. sensory modali-<br />

ties, 3. physical needs, 4. environment, 5. social grouping, 6. attidudes.<br />

Markova-Modell<br />

Das persönliche Wahrnehmungsmuster macht aus dem Drei-Komponenten-Modell<br />

ein Sechs-Komponenten-Modell und ermöglicht so eine Differenzierung, die gleich-<br />

zeitig gewissen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, was das Modell leicht handhabbar<br />

macht.<br />

Multiple Intelligenzen nach Howard Gardner<br />

Gardners Konzept der multiplen Intelligenzen findet in pädagogischen Kreisen<br />

große Resonanz. Seine Unterscheidungen: linguistische Intelligenz, musikalische<br />

Intelligenz, logisch-mathematische Intelligenz, räumliche Intelligenz, körperlich-<br />

kinästhetische Intelligenz, interpersonale Intelligenz, intrapersonale Intelligenz,<br />

naturalistische Intelligenz (vgl. Gardner 1998). Interessant ist die Tatsache, dass<br />

Gardner diese Intelligenzen nicht als Typologie entwickelt hat, sondern als Kritik<br />

an der Auffassung, dass es nur eine einzige Intelligenz gäbe, die mit psycho-<br />

metrischen Standardinstrumenten gemessen werden könnte.<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

Komplexe Modelle<br />

10


Zukunftsmusik?<br />

Der postmoderne Lerntyp<br />

Auf der Basis des pädagogischen Konstruktivismus beschreibt Siebert den<br />

sogenannten postmodernen Lerntyp, wobei es sich hier nicht um eine neue<br />

Typologie handelt. Er beschreibt den Menschen, der den postmodernen Lerntyp<br />

darstellt, als offen, flexibel und ironisch. Er geht mit Autoritäten respektlos um,<br />

lässt sich nicht bluffen, auch nicht von wissenschaftlichen Experten und sein<br />

Umgang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen ist eher skeptisch,<br />

prüfend. Der neue Lerntyp besitzt nicht gesichertes Wissen, er macht vor allem<br />

vielfältige Erfahrungen (vgl. Siebert 2005).<br />

Man kann daraus schließen, dass dieser „postmoderne Lerntyp“ entsteht, wenn<br />

Schüler/-innen vermehrt multimodal unterrichtet werden. D.h. .wenn dadurch<br />

unterschiedliche Potenziale zur Entfaltung gebracht werden.<br />

Interessant!<br />

Interessant ist es, dass in grundlegenden Werken der Pädagogik und Psychologie<br />

das Thema Lerntypen bis jetzt keinen oder nur wenig Eingang gefunden hat,<br />

sowohl im deutschsprachigem wie auch im englischsprachigem Raum. Man findet<br />

auch immer wieder Behauptungen die sagen, dass es so etwas wie Lerntypen gar<br />

nicht gibt.<br />

Gefahren<br />

Eine Beschäftigung mit Typologien im allgemeinen und speziell mit Lerntypologien,<br />

also mit einer gewissen Kategorisierung des Lernverhaltens, von welchem Aus-<br />

gangspunkt auch immer, birgt einige Gefahren.<br />

Gefahr Nr. 1: Ungenauigkeit durch Pauschalierung<br />

Die sogenannten „reinen“ Typen werden selten angetroffen, nicht nur bei den Lern-<br />

typologien, sondern auch bei anderen Instrumenten. Gleichzeitig ist kein Mensch in<br />

der Lage, ohne stark vereinfachende Modelle den Menschen wahrzunehmen und zu<br />

beschreiben. Typen werden zuerst intuitiv erfasst, nachträglich systematisiert und<br />

beschreiben (vgl. Dieterich 1997).<br />

Einfache Typologien erleichtern somit den Erkenntnisprozess, bergen jedoch die<br />

Gefahr, der Ungenauigkeit und damit der Einengung. Die Herausforderung steckt<br />

darin, die Kategorisierung und Etikettierung in erster Linie als ein nützliches und<br />

unterstützendes Werkzeug zu betrachten, die Bedürfnisse der unterschiedlich Ler-<br />

nenden schneller zu erfassen und gleichzeitig dabei offen zu bleiben für individuelle<br />

Wahrnehmungen und einen behutsamen Umgang damit zu pflegen.<br />

Gefahr Nr. 2: Entschuldigung für mangelnde Leistung<br />

Die Zuordnung zu einem bestimmten Lerntyp kann von Lernern als Entschuldigung<br />

für mangelnde Leistung verwendet werden.<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

I<br />

11


Eine wirkliche Beschäftigung und persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen<br />

Lerntyp bewirkt ein tieferes Verständnis für eigenes Verhalten und für eigene Be-<br />

dürfnisse und ermächtigt zu adäquatem Handeln. Wichtig ist zu erkennen, dass es<br />

sich beim Testergebnis bzw. in der Beschreibung um eine „quantifizierte Reihenfolge<br />

der Eigenschaftsbündel“ (vgl. Wagner 2002, S. 14) handelt, mit dem Vorteil, dass<br />

die Ergebnisse relativ wertneutral sind und es leichter fällt, die eigenen Stärken und<br />

Schwächen, Talente und Wertvorstellungen besser zu verstehen und die Kenntnis<br />

des eigenen Lerntyps in der Folge ein Katalysator in der persönlichen Entwicklung<br />

sein kann.<br />

Gefahr Nr. 3: Banalisierung<br />

Die vielen Lerntypentests, die im Internet auf entsprechenden Seiten leicht zugäng-<br />

lich sind, lösen, bedingt durch das, das Medium, wahrscheinlich kaum eine Entwick-<br />

lung aus und haben deshalb vorwiegend den Nutzen Interesse am Thema zu wec-<br />

ken, besonders, wenn die Anregungen sich auf der sogenannten „Tippebene“ befin-<br />

den. Es zeigt sich immer wieder, dass eine Person keinen wirklichen Nutzen durch<br />

die Kenntnis ihres Lerntyps hat, wenn sich nicht gleichzeitig ein inneres Verständnis<br />

entwickelt. Erst dann können persönliche Kompetenzen erkannt und angewendet<br />

und Potenzial entwickelt werden.<br />

Banalisierung zeigt sich, wenn die Zuordnung zu einem bestimmten Lerntyp beim<br />

Lernenden nichts als eine Zuordnung ist („Ich bin visuell“ + Punkt!) oder wenn eine<br />

Lernerin, ein Lerner von sich sagt: „Ich bin auditiv und ein bisschen visuell, auch<br />

kinästhetisch, ich bin ein Mischtyp.“ So eine Aussage löst wahrscheinlich keinen an-<br />

deren Umgang mit dem Lernstoff aus.<br />

Banalisierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Zuordnung zu einem<br />

bestimmten Testergebnis für die Person keine wirkliche Relevanz und Konsequenz<br />

für das eigene Lernverhalten hat. Die Kategorisierungen müssen erst mit Bedeutung<br />

gefüllt werden, nicht nur bei den Lernern, sondern auch bei den Lehrkräften und bei<br />

den Trainerinnen und Trainern.<br />

Bedeutung der Lerntyp-Typologien<br />

Passung<br />

Die Erkenntnis, dass Menschen unterschiedlich sind und dadurch auch<br />

unterschiedliche Bedürfnisse haben, hat im Schulwesen allgemein in den letzten<br />

Jahrhunderten laufend Veränderungen mit sich gebracht, indem mehr<br />

Differenzierungsmöglichkeiten geschaffen wurden, wie z.B. altersmäßige<br />

Strukturierung durch Jahrgangsklassen, interessens- und leistungsmäßige<br />

Strukturierung durch verschiedene Schultypen. Diese kontinuierliche Tendenz zur<br />

Individualisierung, die sich nicht nur im schulischen Kontext beobachten lässt,<br />

sondern generell in unserer Gesellschaft, hat im 20. Jahrhundert durch die<br />

Entwicklung von verschiedensten psychologischen Instrumenten Möglichkeiten<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

P<br />

wie Passung<br />

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geschaffen, den Vorgang der selbst- und Fremderkenntnis zu beschleunigen. Im<br />

schulischen Rahmen führte das zur Entwicklung verschiedenster Lerntypenmodelle.<br />

Im Training und im Unterricht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der<br />

verschiedenen Teilnehmer/-innen einzugehen bedeutet, den Unterricht sorgsam und<br />

einfühlsam zu gestalten. Geht man als Trainer/-in auf die Persönlichkeitsmuster der<br />

unterschiedlichen Teilnehmer/-innen ein, kommt man, laut Stöger & Vogel, mit einer<br />

spielerischen Leichtigkeit gut an, gepaart mit einem für viele oft für unerreichbar<br />

gehaltenem Lernerfolg. Nach Stöger & Vogel zu schließen genießen Lehrkräfte einen<br />

Schonraum, denn eine mangelnde Passung ihres Unterrichts hat keinerlei<br />

Konsequenzen auf den Gehaltszettel oder die Anstellung, im Gegensatz Trainer/-<br />

innen in der freien Wirtschaft (vgl. Stöger/Vogel 2004).<br />

Modellauswahl<br />

Bei der Vielfalt der Modelle stellt sich die Frage nach deren Auswahl. Aus<br />

wissenschaftlicher Sicht sind jene Modelle mit scharfer Befundlage vorzuziehen.<br />

Aus der Sicht der Anwender und Praktiker, wie Trainenr/-innen und Lehrkräfte es<br />

sind, steht die einfache Anwendung und der Nutzen im Vordergrund.<br />

Die Empfehlung der Autorin für Trainer/-innen und Lehrkräfte:<br />

Ein Modell wählen, das anwenderfreundlich ist, dieses gut kennenlernen und<br />

dieses Modell auch leben, dann kann man es erfolgreich in die Arbeit integrieren.<br />

Aus verschiedensten Gründen hat das Markova-Modell eine besondere Nähe zur<br />

Suggestopädie, z.B. durch die Haltung und durch den offenen, wertschätzenden<br />

Umgang mit den Unterschieden (vgl. <strong>Feichtenberger</strong> 2007).<br />

Zukunftsmusik!<br />

Allgemein legt der aktuelle Entwicklungsstand der Lerntypenforschung den Schluss<br />

nahe, dass<br />

jeder Mensch, der mit anderen Menschen arbeitet, insbesondere mit<br />

Gruppen, wie Trainer/-innen und Lehrkräfte es tun, solide und<br />

professionelle Grundkenntnisse in Theorie und Praxis zum Thema<br />

Lerntypen haben sollte, um den Konsequenzen, die sich daraus für<br />

Training und Unterricht ergeben, Rechnung tragen zu können.<br />

Die Verantwortung für die „Passung“ liegt bei der Trainerin, bei der Lehrkraft.<br />

Die Unterschiede der Lernenden sind wissenschaftlich abgesichert, die<br />

Instrumentarien zur Feststellung der einzelnen Typen sind vorhanden sowie die<br />

Trainings- und Unterrichtsmethoden, wobei die Suggestopädie einen großen Beitrag<br />

dazu leistet.<br />

Also: Ärmel aufkrempeln und los - und die Früchte genießen!<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

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Literatur<br />

dgsl-Kongress 2011 – <strong>Feichtenberger</strong> „Lerntypen“<br />

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www.acelf.ca<br />

Coffield, F. / Moseley, D. / Hall, E. / Ecclestone, K.: Learning Styles and pedagogy in post-16 learning. A systematic<br />

and critical review. Learning and Skills research Centre 2004.<br />

Creß, U.: Lernorientierung, Lernstile, Lerntypen und kognitive Stile. In: Mandl, H. / Friedrich, H. F. (Hrsg.):<br />

Handbuch Lernstrategie. Göttingen 2006, S. 365-377.<br />

Dieterich, M.: Persönlichkeitsdiagnostik. Theorie und Praxis in ganzheitlicher Sicht. Wuppertal/Zürich 1997.<br />

Fatzer, G.: Ganzheitliches Lernen. Humanistische Pädagogik und Organisationsentwicklung. Paderborn 1988.<br />

<strong>Feichtenberger</strong>, C.: Qualitätsverbesserung von Unterricht durch „lerntypenorientierte Suggestopädie“ (Diss.).<br />

Karl-Franzens-Universität. Graz 2007. Erscheint demnächst auch als Printversion.<br />

Gardner, H.: Abschied vom IQ. Die Rahmen-Theorie der vielfachen Intelligenzen. Stuttgart 1998 2 .<br />

Looß, M.: Lerntypen? Ein pädagogisches Konstrukt auf dem Prüfstand. In: Die Deutsche Schule, Jg. 93, Heft 2, 2001, S. 186 –<br />

198.<br />

Markova, D.: Die Entdeckung des Möglichen. Wie unterschiedlich wir denken, lernen und kommunizieren.<br />

Freiburg 2002.<br />

Markova, D.: Wie Kinder lernen. Eine Entdeckungsreise für Eltern und Lehrer. Freiburg 2005 5 .<br />

Prashnig, B.: The Power of Diversity. New Ways of Learning and Teaching through Learning Styles. Stafford<br />

2004.<br />

Schimmel-Schloo, M. /Seiwert, L. / Wagner, Hardy: Persönlichkeitsmodelle. Offenbach 2002.<br />

Siebert, H.: Pädagogischer Konstruktivismus. Lernzentrierte Pädagogik in Schule und Erwachsenenbildung.<br />

Weinheim 2005.<br />

Stangl, W.. Lernstile – was ist dran? o.J. In: www.stangl-taller.at<br />

Stern, Elsbeth: Schubladendenken, Intelligenz und Lerntypen : zum Umgang mit unterschiedlichen<br />

Lernvoraussetzungen, in: G. Becker; K.-D. Lenzen; L. Stäudel; K.-J. Tillmann; R. Werning; F. Winter:<br />

Unterschiede nutzen - Gemeinsamkeiten stärken, Friedrich-JahresheftVolume:22, Seelz 2004, S. 36-39<br />

Schrader, Josef: Lerntypen bei Erwachsenen. Empirische analyse zu Lernen und lehren in der beruflichen<br />

Weiterbildung, Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2008 2<br />

Schmalenbach, Laura: Lernstrategien, Lerntypen und Lernstile. Studienarbeit. Grin-Verlag 2008.<br />

Vester, F.: Denken, Lernen, Vergessen. Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn, und wann lässt<br />

es uns im Stich? München 2001 28 .<br />

Wagner, Hardy: Marktgängige Persönlichkeitsanalyse-Konzepte, ein Überblick. In Schimmel-Schloo, M.<br />

/Seiwert, L. / Wagner, Hardy: Persönlichkeitsmodelle. Offenbach 2002, S. 13-32<br />

Weppler, Janine: Lerntypen und deren Lernbstrategien. Kognitive Entwicklung – Lernen und Gedächtnis.<br />

Studienarbeit. Grin-Verlag 2007.<br />

Quast, Ulrike: Lerntypengerechtes Lernen - empirisch geprüfter Ansatz oder pädagogisches<br />

Fantasiekonstrukt? In: Zeitschrift Pädagogik. Weinheim 2007<br />

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