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dgsl-Kongress 2011 – Feichtenberger „Lerntypen“ Reizwort „Lerntypen“ – wissenschaftliche Grundlagen für Suggestopäden Online-Lerntypentests, Suggestopädie als lerntypengerechter Unterricht versus Lerntypen als pädagogisches Fantasiekonstrukt – steckt etwas dahinter? Wenn ja, was? Sie bekommen einen Überblick über die Entwicklung der Lerntypenforschung, lernen verschiedenste Modellarten von Typologien kennen und stellen sich den drei Gefahren und Grenzen. Hintergrundwissen, das Ihre Kompetenz stärkt, suggestopädisch aufbereitet. Dr. Claudia Feichtenberger Ausbildungstrainerin für Suggestopädie, Entwicklung der brainbox ® -Lerntrainings; Publikationen über innovative Lernmethoden, Kommunikation, Course Design, Unterrichtsqualität im Zusammenhang mit Suggestopädie; Instructor für PhotoReading ® ; Forschung zu Lerntypen und zur Suggestopädie. Diese Unterlagen werden in Verbindung mit dem DGSL-Kongressworkshop ausgegeben und sind für den privaten Gebrauch bestimmt. Copyright by brainbox ® brainbox ® , Kugelberg 82, 8111 Judendorf-Straßengel bei Graz, 03124/51 183 e-mail: office@brainbox.at; www.brainbox.at 2
Bedürfnis nach Menschenkenntnis Das Bedürfnis, Menschen besser einschätzen zu können, ist uralt. So wurden bereits vor Jahrhunderten und Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen Typologien entwickelt. Die Nutzung von Sternbildern dafür geht auf die sumerisch- babylonischen Kulturen zurück. Schon sehr früh wurde die Astrologie mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde gekoppelt. Auf die griechischen Ärzte Empedokles (490-430 v.Chr.) und Hippokrates (460-377 v.Chr.) gehen Typologien nach den vier Elementen im Zusammenspiel mit den Körpersäften Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle zurück, und damit eine Einteilung in vier Verhaltenskategorien. Der römische Arzt Galenus ( rund 250 v.Chr.) entwickelte dieses System weiter und spricht von den vier Temperamenten und hat den typischen Verhaltensmustern die Namen gegeben, die auch heute noch geläufig sind: Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker. Die klassische indische Medizin baut auf der Unterscheidung pitta, kapha und vata auf, den sogenannten Doshas. Diese beziehen sich in erster Linie auf die Körperbefindlichkeit, sind jedoch zugleich auch Persönlichkeitstypen und Körperformen (vgl. Wagner 2002). Im Zusammenhang mit Typologien ist folgende Aussage Goethes tragend: „Wir haben die vier Temperamente. Jeder hat alle vier in sich, allerdings in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen“ (zitiert nach Wagner, S. 15). Katalogisierung von Menschen versus Einzigartigkeit: Revolutionäre Technologien, so genannte biometrische Verfahren, die immer mehr in unserem Alltagsleben zum Einsatz kommen, sind die professionelle Anwendung der Tatsache, dass jeder Mensch anders und einzigartig ist. Gleichzeitig wurden in den letzten 60 Jahren sehr viele Typologien entwickelt, also Kategorien, um menschliches Verhalten, Einstellungen und Werte zu erfassen. Diesen Typlogisierungen, inzwischen als Persönlichkeitsmodelle und Instrumente bezeichnet (vgl. Schimmel-Schloo / Sei- wert / Wagner 2002, S. 7), haben sich weltweit im wirtschaftlichen Umfeld eta- bliert und sind ein wichtiger und fester Bestandteil der Personalentwicklung. Indi- viduum und Gruppenmensch – ein Widerspruch, der offensichtlich keiner ist. Bei- des hat seine Berechtigung und schließt sich nicht aus, also nicht entweder – oder, sondern sowohl – als auch. Sich selbst besser zu kennen und die anderen leichter zu erkennen, ist eine solide Grundlage für professionelles Arbeiten. Neben dem positiven Nutzen, den Typologien haben, gibt es bei vielen Menschen Vorbehalte und Ängste, besonders, wenn sich jemand noch nicht mit diesem The- ma auseinandergesetzt hat. Markova meint, dass niemand es mag, nach Katego- rien eingeordnet zu werden und dass wir alle den Gedanken hassen, dass jemand mehr über uns weiß als wir selbst (Markova 2002, S. 215). dgsl-Kongress 2011 – Feichtenberger „Lerntypen“ „Wir haben die vier Temperamente. Jeder hat alle vier in sich, allerdings in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.“ Goethe 3
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