GTÜ Expert-Service 2/2012 (pdf, 1.4 MB)

BRANCHE
REIFEN-LABEL: KEIN ERSATZ
FÜR BERATUNG IN DER WERKSTATT
VON HANNA STURM
Ab November werden alle Reifen mit dem neuen EU-Label gekennzeichnet. Was Werkstätten künftig bei
Kundenberatung, Reifenpräsentation und Werbung beachten müssen.
Mehr Transparenz, Vergleichbarkeit und Übersichtlichkeit
beim Reifenkauf – so soll das neue
EU-Reifenlabel Verbraucher bei der Entscheidung
für die richtigen Pneus unterstützen. Ab dem 1. November
dieses Jahres müssen Hersteller ihre Reifen, die seit dem
1. Juli 2012 produziert wurden, mit dem Label kennzeichnen.
Bereits seit Juni können die Unternehmen freiwillig die
entsprechenden Angaben zu Kraftstoffverbrauch, Nasshaftung
und Abrollgeräusch machen. Ähnlich wie bei den
Labeln für Waschmaschinen oder Kühlschränke wird der
Reifen mittels Piktogrammen, Farben und Buchstaben
bewertet. Dabei sind jeweils Grün oder A die beste, Rot oder
G die schlechteste Einstufung. Eine Dezibelzahl und ein
Piktogramm mit einer, zwei oder drei Schallwellen geben
Auskunft über das Abrollgeräusch des Reifens. Doch auch
12 | GTÜ-EXPERT-SERVICE 2/2012
wenn das Reifen-Label auf den ersten Blick selbsterklärend
und übersichtlich wirkt – es gibt einige Zweifel an
seiner Aussagekraft.
WINTEREIGENSCHAFTEN NICHT BERÜCKSICHTIGT
Ein Kritikpunkt ist, dass nur drei Kriterien auf dem Label
abgebildet sind, während Prüfinstitutionen wie die GTÜ in
ihren Tests bis zu zwanzig verschiedene Prüfkriterien berücksichtigen.
Zum Beispiel werden die Eigenschaften eines
Reifens bei Eis und Schnee nicht angegeben, obwohl das
Label zur Wintersaison eingeführt wird. Ebenfalls problematisch
ist, dass die auf dem Label vermerkten Kategorien
im Konflikt miteinander stehen – eine Tatsache, die bei den
Verbrauchern zu Verwirrung führen kann. Denn hat ein
Reifen eine gute Traktion bei Nässe, ist gleichzeitig auch der