GTÜ Expert-Service 2/2012 (pdf, 1.4 MB)
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Früher wurde jedes Auto mit<br />
unkompliziert reparierbarem Glanzlack<br />
lackiert. Seit etwa acht Jahren hat<br />
sich das geändert.<br />
Aufwand und Arbeitszeit wie bei einer Metallic-Lackierung<br />
zu kalkulieren. Ein Beispiel für ein praktikables Reparaturkonzept<br />
ist die Lösung von BASF Coatings mit speziellem<br />
Matt-Reparaturlack, der den „matten Glanz” zurückkehren<br />
lässt. BASF erreicht dies durch Mattierungsmittel, die im<br />
Rohzustand ähnlich aussehen wie Mehlstaub und die der<br />
Lackierer bedarfsgerecht zugibt. Immerhin haben die matten<br />
Lacke auch Vorteile gegenüber ihren glänzenden Pendants:<br />
Matte Autos sind gegenüber Staub und Fingerabdrücken<br />
deutlich unempfindlicher als Glanzlacke.<br />
Neue Fügemethoden sind eine Herausforderung<br />
Eine noch größere Herausforderung für die Lack- und Karosseriebetriebe<br />
stellen neue Fügemethoden dar. Statt wie Jahrzehnte<br />
üblich zu schweißen, nimmt die Klebetechnik immer<br />
breiteren Raum ein. Grund für die neuen Fertigungsmethoden<br />
ist ein voranschreitender Materialmix. Neue Hochleistungsstähle,<br />
moderne Alu-Legierungen sowie Kunststoffe und Verbundmaterialien<br />
kommen an Stellen im Karosseriebau zum<br />
Einsatz, wo sie ihre positiven Eigenschaften besonders zur Geltung<br />
bringen können. Was bei der Produktion im Werk kaum<br />
Probleme bereitet, kann im Fall einer Unfallreparatur durchaus<br />
zu Kopfschmerzen beim Karosseriebauer führen! Wer sich<br />
mit Unfallinstandsetzung beschäftigt, muss künftig neben dem<br />
traditionellen Schweißgerät auch noch Klebetechnik, Hybrid-<br />
Kleben sowie thermische und mechanische Fügeverfahren<br />
beherrschen. Weil die Fahrzeughersteller unterschiedliche Verfahren<br />
verwenden, muss man breit aufgestellt sein.<br />
Zwar bleibt Stahl bestimmender Werkstoff der Zukunft, doch<br />
spezielle Legierungen erfordern neue Schweißverfahren wie<br />
Hybridschweißen (beispielsweise Plasmaschweißen kombiniert<br />
mit einem Metallschutzgasschweißverfahren) oder Laserstrahlschweißen.<br />
<strong>Expert</strong>en gehen aber davon aus, dass Lichtbogenschweißverfahren<br />
auch weiterhin die „Brot- und Butter-<br />
Technik“ der Fügetechnik bleiben wird. Dennoch müssen sich<br />
die Reparaturbetriebe darauf einstellen, dass sie etliche<br />
Instandsetzungen nicht mehr durchführen können, wenn die<br />
passende Technik in der Werkstatt fehlt.<br />
Das wird künftig vor allem die Klebetechnik sein. Durch Verbesserungen<br />
beim Auftrag und der Verarbeitung wie auch im<br />
Hinblick auf die Alterungsbeständigkeit der Klebeverfahren<br />
wird Schweißen mehr und mehr in den Hintergrund<br />
gedrängt. Wer glaubt, dass es sich um eine „Eintagsfliege“ handelt,<br />
dem sei gesagt, dass in der Luftfahrttechnik kaum noch<br />
mechanisch verbunden oder geschweißt wird. Deutlich über<br />
90 Prozent aller Fügestellen am Airbus A380 sind geklebt!<br />
Klebetechnik hat auch Vorteile<br />
Wer die neuen Reparaturverfahren beherrscht, hat allerdings<br />
auch Vorteile: Aufwändige Vorbereitungen, wie sie bei der<br />
Schweißvorbereitung nötig sind, entfallen beim Kleben.<br />
Müssen beispielsweise beim Schweißen wegen der Hitzeentwicklung<br />
und Brandgefahr Verkleidungen demontiert<br />
oder der Tank entfernt werden, ist das beim Kleben nicht<br />
mehr notwendig. Neue Spezialkleber, wie der 3M Karosseriekleber,<br />
lassen sich schnell und einfach bei kompletten<br />
Dächern, Seitenwänden, Türblechen oder Radläufen einsetzen.<br />
Während Schweißpunkte bereits eine Schwächung des<br />
Korrosionsschutzes darstellen, schützt die Klebefläche optimal<br />
vor Umwelteinflüssen. Auch das zusätzliche Abdichten<br />
der Schweißnaht entfällt bei der Klebestelle.<br />
Ein kleines Manko hat die neue Technik allerdings doch:<br />
Für Rahmenverbindungen oder tragende Teile ist<br />
Klebetechnologie (bislang) nicht nutzbar. Für den Karosseriebauer<br />
hat sie dennoch Vorteile. Während eine taugliche<br />
Schweißnaht durchaus ein gewisses praktisches Können<br />
erfordert, lassen sich die neuen Dosiersysteme mit auto -<br />
matischer Klebstoffmischung auch von weniger versierten<br />
Monteuren bedienen. ⊳<br />
DER TIPP FÜR IHRE KUNDEN<br />
DIE PFLEGE VON MATTLACKEN<br />
SERVICE<br />
Waschanlagen können die optischen Eigenschaften eines Mattlacks verändern – sowohl<br />
durch die mechanische Einwirkung der Bürsten als auch durch die Anwendung von Flüssigpolituren<br />
oder scharfen Reinigungsmitteln. Die Fahrzeugpflege sollte deshalb nur mit<br />
Hochdruckreiniger oder in Textilwaschanlagen ohne Zusätze erfolgen. Für die Beseitigung<br />
stärkerer Verschmutzungen ausschließlich chemische Reiniger verwenden – nie grobe<br />
Schwämme! Am besten die Pflegemaßnahmen an einer unauffälligen Stelle testen und<br />
vorher die Angaben des Fahrzeugherstellers durchlesen. Inzwischen haben einige Anbieter<br />
Pflegeprodukte für Mattlacke im Angebot, zum Beispiel Petzoldt, Meguiar und Swizoel. ⊳<br />
<strong>GTÜ</strong>-EXPERT-SERVICE 2/<strong>2012</strong> | 21