Facharbeit im Leistungskurs Geschichte Pazifismus in der Weimarer ...

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2.2. Die Frage nach der Kriegsschuld aus pazifistischer Sicht Die Meinungen der Pazifisten zum „Kriegsschuldartikel“ des Versailler Vertrages gingen in zwei ganz verschiedene Richtungen, die klar von einander zu trennen sind. Die radikalen Pazifisten, wie z. B. Fried und Foerster, waren der Meinung, Deutschland trüge die alleinige Schuld am Krieg. Sie hielten das Schuldeingeständnis für die Vorraussetzung dafür, dass der Frieden gesichert werden kann und wollten dadurch das „militaristische Deutschland der Autokratie“ 7 von der Weimarer Republik trennen, denn für sie war der Vertrag nur die Folge einer „größenwahnsinnigen preußisch-deutschen Macht- und Eroberungspolitik“ 8 . Der Versailler Vertrag war für die radikalen Pazifisten also kein „Diktatfriede“ und galt auch nicht als unannehmbar. Die Mehrheit der Pazifisten stimmte dieser Ansicht zu, allerdings fand diese Meinung nur bei einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung Zustimmung, was dazu führte, dass die radikalen Pazifisten keinen Rückhalt beim deutschen Volk erlangten, weil die Bürger eine allzu große Bürde durch den Versailler Vertrag tragen mussten. Die gemäßigten Pazifisten hingegen widerlegten die einseitige Schuldfrage und waren der Auffassung, dass alle Staaten eine Teilschuld am Krieg tragen. Damit wollten sie dem Vertrag die moralische Basis nehmen und somit die Rechtsgrundlage der Reparationszahlungen. 9 Bestätigt wurde ihre Haltung auch durch ausländische Pazifisten, die ebenfalls auf eine Revision des Vertrages hinarbeiteten (Morel) und im deutschen radikalen Pazifismus ein großes Hindernis dafür sahen. Die gemäßigten Pazifisten gingen ebenfalls vorsichtiger mit ihrer Haltung um, damit sie sich nicht selbst ins politische Abseits verfrachteten. Ludwig Quidde hielt es für einen Selbstbetrug sich im Büßergewandt den Feinden zu stellen, um so Sympathien zu erlangen, verurteilte die Anmaßung der Sieger als Richter aufzutreten und kritisierten ebenfalls die Klassifizierung in moralisch höher oder minderwertiger Völker. 10 Als Folge dieser unterschiedlichen Auffassungen nach der Kriegsschuld, entstanden auch zwei unterschiedliche Hauptströmungen, was die Entwaffnungspolitik betrifft. Während die radikalen Pazifisten im Militarismus, der auch noch die Weimarer Republik beherrschte, die größte Gefährdung des Friedens sahen, forderte L. Quidde die international Abrüstung, nachdem Deutschland dies bereits getan hat und beteuerte, dass von Deutschland keine Gefahr mehr ausgehe. F.W. Foerster war jedoch weiterhin der Überzeugung, dass man sich 7 Scheer, F-K. Die DFG. S.366. 8 Donat, H. In: Holl, K., Wette, W. Pazifismus in der Weimarer Republik. Paderborn 1981. S.30. 9 Vgl. Scheer, F-K. Die DFG. S.367. 10 Vgl. ebda. S.367.
vor der 100000 Mann starken Reichswehr mehr fürchten müsse, als vor der 500000 Mann starken Armee Frankreichs. 11 Somit gab es im deutschen Pazifismus bereits seit dem Ende des 1. Weltkrieges 2 Streitpunkte, nämlich die unterschiedlichen Meinungen zur Kriegsschuld und zur Entwaffnungspolitik, die die Einheitsfront des Pazifismus durchlöcherte, die Friedensbewegung in 2 Lager spaltete und eine große Reibungsfläche darstellte. 12 2.3. Der Pazifismus in den Anfangsjahren der Weimarer Republik Unmittelbar nach dem Ende des 1. Weltkrieges gewann der Pazifismus in Deutschland deutlich an Popularität; er sah sich durch die Auswirkungen des Krieges bestätigt. Pazifistische Publizisten und Gelehrte gewannen vorübergehend auch in der Politik an Einfluss und stellten deutlich klar, dass niemand eine wichtigeren Grund hatte, gegen den „Diktatfrieden“ 13 anzutreten als die Pazifisten selbst. Gleichzeitig bestanden sie jedoch auch auf der Erfüllung des Versailler Vertrages. Neben den schon bestehenden pazifistischen Organisationen, wie der DFG und der deutschen Liga für Menschenrechte wurden viele pazifistische Organisationen neu gegründet, welche in unterschiedliche Richtungen tendierten. So vertrat der Bund der Kriegsgegner, 1919 gegründet, die radikalpazifistische Richtung und wurde zu ihrem stärksten Organ, obwohl er nur geringe Mitgliederzahlen aufweisen konnten. Der radikale Pazifismus stand für die absolute Gewaltfreiheit ein und war gegen den Kriegsdienst und auch gegen einen Verteidigungskrieg. Die Nie-Wieder-Krieg-Bewegung wollte jedes Jahr am Tag des Ausbruchs des 1. Weltkrieges durch Demonstrationen die Haltung der Deutschen gegen den Krieg dokumentieren. Zum 1. Mal erreichte der Pazifismus die Größe einer Massenbewegung und brachte bis zu 500000 Bürger dazu, sich für den Frieden stark zu machen. Im Laufe der Jahre verlor diese Bewegung allerdings an Bedeutung. Denn die Gewerkschaften und die SPD, die die Bewegung zunächst unterstützen, organisierten konkurrierende Massendemonstrationen. 1921 wurde das deutsche Friedenskartell gegründet, ein Dachverband fast aller pazifistischer Organisationen. Zunächst gelang es den gemäßigten Pazifisten ihre Linie beizubehalten, im Laufe der Jahre konnten die radikalen Kräfte jedoch die Führung an sich reißen. 14 11 Vgl. Holl, K., Wette,W. Pazifismus in der WR. S.35. 12 Scheer, F-K. Die DFG. S.370. 13 Kolb, E. Die Weimarar Republik. München 6 2002. S.36. 14 Vgl. Hart, D., Schubert, D., Schmidt, R.M. (Hrsg.). Pazifismus zwischen den Weltkriegen. Heidelberg 1985. S.26 f.
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