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4.2.3 Arbeitslosigkeit und offene Stellen<br />
Teil A 1 – Ergebnisse und Diskussion<br />
Im Folgenden sollen die Arbeitslosigkeit und die offenen Stellen im Fokus stehen. Je höher<br />
die Arbeitslosigkeit, umso schwieriger ist die Jobsuche für RehabilitandInnen. Umgekehrt ist<br />
die Beziehung für die offenen Stellen. Problematisch ist es, wenn viele offene Stellen gleichzeitig<br />
mit hoher Arbeitslosigkeit einhergehen – in der Literatur wird dies <strong>als</strong> „Mismatch“ bezeichnet<br />
(zu qualifikatorischem, regionalen und lohnbedingtem Mismatch siehe Kap. 2.1).<br />
Die Analyse des Mismatches erfolgt hier anhand von Verhältniszahlen von Arbeitslosigkeit<br />
und offenen Stellen31.<br />
Zunächst sind folgende Erfassungsprobleme der Datenbasis zu beachten. Problematisch ist<br />
zum einen die Zahl der offenen Stellen. Die der Bundesagentur gemeldeten Stellen sind nur<br />
eine Teilmenge am gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot (offene Stellen), weil die Unternehmen<br />
nicht jede offene Stelle der Arbeitsagentur melden. Das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot<br />
wird quart<strong>als</strong>weise durch eine repräsentative Betriebsbefragung des IAB ermittelt<br />
und <strong>als</strong> sogenannte Meldequote ausgewiesen32. Der Anteil der den Arbeitsagenturen gemeldeten<br />
Stellen für nicht geförderte Beschäftigung schwankt in Abhängigkeit von der Konjunktur33<br />
und lag in Westdeutschland im Jahr 2007 bei 39% (vgl. Kettner & Spitznagel,<br />
2008, S. 3.). Zum anderen müsste aufseiten der Arbeitslosen die Stille Reserve berücksichtigt<br />
werden. Darüber hinaus wären beide Werte auch nach unten zu korrigieren: In der registrierten<br />
Zahl der offenen Stellen wird ein nicht unbeträchtlicher Teil an Vakanzen erfasst, die<br />
gar nicht, nicht mehr oder nicht unmittelbar zu besetzen sind; auf der anderen Seite müsste<br />
die Zahl der Arbeitslosen um jene Personen bereinigt werden, die zwar arbeitslos gemeldet,<br />
an einer Rückkehr in das Erwerbsleben jedoch nicht (mehr) interessiert sind (vgl. Brixy, Gilberg,<br />
Hess & Schröder, 2002). Der Aussagewert von Mismatch-Indikatoren wird jedoch<br />
durch die Erfassungsprobleme kaum beeinträchtigt: Der Vergleich einer aus den gemeldeten<br />
offenen Stellen und der registrierten Arbeitslosenquote abgeleiteten Kurve mit einer Beveridge-Kurve,<br />
die entsprechende Korrekturen der Werte berücksichtigt, zeigt, dass beide Kurven<br />
31 Komplexere Analysen erfolgen grafisch (z.B. Beveridge-Kurve) oder analytisch (z.B. Matching-Funktionen). Die<br />
Beveridge-Kurve stellt für einen bestimmten Beobachtungszeitraum das Verhältnis von registrierten Arbeitslosen<br />
und offenen Stellen, jeweils bezogen auf die (abhängigen) Erwerbspersonen, dar. Die Beveridge-Kurve<br />
kann einen Hinweis darauf geben, in welchem Ausmaß Arbeitslosigkeit durch strukturelle Probleme zwischen<br />
Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage verursacht wird: Je weiter eine Beveridge-Kurve vom Ursprung entfernt<br />
ist, desto größer ist die Mismatch-Problematik am Arbeitsmarkt. Dabei ist eine konvexe Gestalt der Kurve zu<br />
erwarten, da bei zunehmendem Nachfragedruck eine wachsende Zahl freier Arbeitsplätze immer schwieriger<br />
bzw. mit größerer zeitlicher Verzögerung durch den geringer werdenden Bestand an Arbeitslosen besetzt werden<br />
kann (berufsgruppenspezifische Beverdige-Kurven bei Entorf 1998, S. 133; Buch 2007).<br />
32 vgl. Bundesagentur für Arbeit 2009a, S. 10.<br />
33 Auf Grund des teilweise antizyklischen Verlaufs des Einschaltungsgrades kommen die konjunkturellen<br />
Schwankungen in den offenen Stellen insgesamt deutlicher zum Ausdruck <strong>als</strong> in den gemeldeten offenen Stellen.<br />
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