Teil 1 - Kinderrechte Afrika eV
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mer Schutz ihrer psychischen sowie physischen Integrität ermöglicht. In Bamako, Mali, wurde der<br />
Unterbringungstrakt für Minderjährige ganz aus dem Gefängnisbereich ausgegliedert.<br />
Zusammen mit den minderjährigen Häftlingen sowie verschiedenen Partnern sorgte BICE für eine<br />
regelmäßige Sanierung der Hafträume, um das Risiko von Infektionen, Krankheiten und Epidemien<br />
zu verringern. Die Unterstützung mit zusätzlichen Essensrationen und die Möglichkeit zur täglichen<br />
Körperhygiene haben ebenfalls zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der inhaftierten<br />
Kinder beigetragen.<br />
Darüber hinaus erhielten sie psychologische Hilfe, durch die sie neues Selbstvertrauen gewannen<br />
und zusammen mit Hilfe der BICE-Betreuer eine Perspektive für ihre Zukunft entwickeln konnten.<br />
Maßnahmen der alternativen Schulbildung bzw. Berufsausbildung wurden verbunden mit sportlichen<br />
und kulturellen Aktivitäten und eröffneten für viele Kinder eine neue Chance auf Zukunft: Arbeit,<br />
Geld, Selbstbestätigung und Anerkennung durch ihre Familien.<br />
Artikel 40: Recht auf Jugendgerichtsbarkeit<br />
Wiederbelebung des Reformprozesses. Im Kongo initiierte BICE Gesprächsrunden, um den Reformprozess<br />
zur Harmonisierung der auf Minderjährige anwendbaren nationalen Gesetze mit internationalem<br />
Recht wiederzubeleben. Hierbei wurde vor allem die Notwendigkeit betont, den Polizeiapparat<br />
sowie das Justizsystem gemäß den internationalen Anforderungen im Bereich der <strong>Kinderrechte</strong> zu<br />
spezialisieren. Dieses Anliegen wurde vom Justizministerium aufgegriffen und durch einen entsprechen<br />
Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht.<br />
Als Übergangslösung bis zur Verabschiedung und Umsetzung der notwendigen Reformen konnte BICE<br />
erreichen, dass die Staatsanwaltschaft zwei ihrer Staatsanwälte, von BICE in <strong>Kinderrechte</strong>n geschult,<br />
speziell mit der Bearbeitung der Fälle straffälliger Minderjähriger betraut wurden.<br />
Größere Achtung des Privatlebens von Kindern. In der Elfenbeinküste wurden mehrere Journalisten von<br />
BICE in Seminaren zum Thema <strong>Kinderrechte</strong> geschult, damit Rechte, Würde und Privatsphäre von<br />
Kindern in Gefängnissen oder Polizeigewahrsam in jedem Verfahrensabschnitt respektiert werden.<br />
Photos, Namen und Adressen der betroffenen Kinder sowie Artikel, die dies missachten, werden in<br />
der Presse nur noch selten veröffentlicht.<br />
Haftalternativen als Regel und nicht als Ausnahme. Durch Schulungen und Sensibilisierung der Staatsanwälte<br />
wurde erreicht, dass diese zunehmend dazu übergehen, alternative Strafmaßnahmen zu<br />
verhängen (z.B. Rückgabe des Kindes in die Obhut der Eltern, Unterbringung in einem Rehabilitationszentrum)<br />
statt die Minderjährigen gemäß der bisher üblichen Praxis zu einer unangemessenen<br />
und nicht selten drakonischen Haftstrafe zu verurteilen.<br />
Das Rehabilitationszentrum Erb Alois (CREA) in Abidjan sowie das Kinderschutzzentrum in<br />
Kinshasa, zwei von BICE geschaffene und verwaltete Einrichtungen, ermöglichten es den Richtern,<br />
ihrer Pflicht nachzukommen, statt Repressionen und Haftstrafen erzieherischen Maßnahmen den<br />
Vorzug zu geben. In Mali, Senegal und Togo wurden ebenfalls große Fortschritte in Richtung<br />
Haftalternativen gemacht.<br />
Regelmäßige Frühförderung von Kleinkindern, die mit ihren Müttern im Gefängnis<br />
aufwachsen, verhindert weitgehend bleibende Entwicklungsschäden.<br />
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Francis hat einen kleinen Diebstahl begangen. Dank der guten Zusammenarbeit<br />
zwischen dem BICE-Sozialarbeiter und der Polizei konnte eine gütliche Einigung<br />
mit den Geschädigten gefunden werden, die Francis eine Gefängnishaft erspart.<br />
2 Mitarbeiter aus Mbuji-Mayi schildern ihre Eindrücke nach<br />
einjähriger Projektlaufzeit. Welche Veränderungen konnten<br />
Sie, auch in Bezug auf Ihre eigene Person, feststellen?<br />
Hilaire, staatlicher Sozialarbeiter: »Die Zusammenarbeit mit BICE hat zu erstaunlichen und für uns vorher<br />
auch unvorstellbaren Veränderungen geführt. Unsere Sicht- und Verhaltensweise gegenüber Kindern und<br />
Gefangenen hat sich völlig gewandelt. Die bisherige Einstellung gegenüber straffällig gewordenen Kindern<br />
war untragbar. Auch die Sichtweise der Kollegen und der staatlichen Stellen hat sich stark verändert.<br />
Früher wurde ein Gefangener überhaupt nicht mehr als Mensch betrachtet. Jetzt haben die Polizisten<br />
und auch jeder andere begriffen, dass selbst derjenige elementare Rechte hat, der eine Straftat begangen<br />
hat. Alte Praktiken, wonach Gefangene nicht einmal das Recht hatten, ihre Notdurft zu verrichten<br />
und bei der Aufsicht ausschließlich Gewalt angewendet wurde, sind innerhalb eines Jahres vollständig<br />
aufgegeben worden. Es hat ein Bewusstseinswandel stattgefunden.<br />
Auch mein eigenes Ansehen in der Gesellschaft hat sich durch meine Arbeit verändert. Ich merke, dass<br />
ich von meinen Mitmenschen aufmerksam beobachtet werde. Das gibt mir das Gefühl, an der<br />
Entwicklung meines Landes mitzuwirken. Dies ist sehr befriedigend, obwohl es mich auch zwingt, die<br />
mit dieser gesellschaftlichen Stellung verbundene Verantwortung zu tragen.«<br />
Jacky, eine Betreuerin, fügt hinzu: »Durch meine Arbeit konnte ich feststellen, dass sich die Kinder in den<br />
Gefängnissen nicht von anderen Kindern unterscheiden. Sie haben eigene Vorstellungen, bilden sich<br />
eigene Meinungen und haben viele, oft ungeahnte Fähigkeiten. Wenn man diesen Kindern die<br />
Gelegenheit gibt, sich zu entfalten, dann sind sie genauso engagiert und erfolgreich. Wichtig ist, dass<br />
sie eine Grundausbildung erhalten, ihnen all die kleinen Dinge vermittelt werden, die für ein<br />
Zusammenleben in der Gemeinschaft unabdingbar sind: Respekt, Achtung, Sauberkeit… Man muss<br />
ihnen eine Orientierung für die Zukunft geben. Ein Kind braucht Perspektiven, um sich entfalten und<br />
seine Talente nutzen zu können.<br />
Meine Arbeit bereitet mir sehr viel Freude, vor allem wenn ich sehe, wie die Kinder aus sich herausgehen<br />
und aktiv werden. Ihre Reaktionen zeigen, dass sie gewillt sind, den Schritt nach vorn zu machen,<br />
was mich sehr ermutigt. Sie schätzen die von uns angebotene Hilfestellung und Unterstützung.«<br />
Jugendliche haben sich in einem Junior Komitee zusammengeschlossen und ihm<br />
den Namen »Hoffnung« gegeben. Ihr Komitee will sich für die Rechte von Kindern<br />
einsetzen und weitere Jugendliche und Erwachsene für diese Aufgabe gewinnen.<br />
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