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Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV

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BICE Deutschland e.V.<br />

Schillerstrasse 16<br />

77933 Lahr (Schwarzwald)<br />

Deutschland<br />

T 0049 7821 388 55<br />

F 0049 7821 985 755<br />

bice.d@bice.org et bice.d@t-online.de<br />

http://www.bicedeutschland.de oder<br />

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76004044<br />

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Bankleitzahl: 66450050<br />

SWIFT: SOLADEST


BICE Deutschland e.V.<br />

Internationale Kinderrechtsorganisation<br />

Organisation Internationale des Droits de l’Enfant<br />

International Children’s Right Organisation<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2002</strong>


3<br />

6<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

19<br />

25<br />

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28<br />

29<br />

30<br />

Inhalt<br />

Einblicke – Ausblicke<br />

Vorstand / Mitglieder<br />

Kinder in Gefängnissen und in Polizeigewahrsam<br />

Mali, Senegal, Elfenbeinküste, Togo, D.R. Kongo<br />

Mütter mit ihren Kleinkindern im Gefängnis<br />

Mali, Senegal, Elfenbeinküste, D.R. Kongo<br />

Als Hexen verfemte Kinder<br />

Kinshasa, D.R. Kongo<br />

Straßenkinder<br />

Abidjan, Elfenbeinküste<br />

Kindersoldaten<br />

D.R. Kongo<br />

Kinderarbeiter:<br />

Lastenträgerinnen, Lomé, Togo<br />

Junge Haushaltshilfen, Abidjan, Elfenbeinküste<br />

Behinderte Kinder<br />

Elendsviertel Doukouré, Abidjan, Elfenbeinküste<br />

Kinder – Opfer von bewaffneten Konflikten<br />

Liberia/Elfenbeinküste<br />

Gelunge Aktionen<br />

Unser Dank – Beispiele der Hilfe<br />

Einnahmen – Aufwendungen für Projekte


Einblicke – Ausblicke<br />

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kommt eines Tages nicht mehr von der Schule nach Hause. Es wird von vorbeiziehenden<br />

Militärs – das Land befindet sich in einer Art Bürgerkrieg – zwangsrekrutiert und zum Militärdienst<br />

»abgerichtet«. Wider Willen, ohne Abschied nehmen zu können von den Eltern und Geschwistern.<br />

Ihr Kind wird gezwungen, drei oder vier Jahre militärischen Frondienst zu leisten, sämtliche Greuel<br />

zu begehen bzw. zu erfahren, zu denen Menschen fähig sind. Als Täter und Opfer zugleich. Ein Fall für uns<br />

als Kinderrechtsorganisation.<br />

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kann als Kindersoldat das grausame Morden, das Plündern und Brandschatzen<br />

nicht mehr ertragen, flieht, wird gefangen und wegen Fahnenflucht oder Feigheit vor dem Feind ins<br />

Gefängnis gesteckt. Auch hier erlebt es nur Gewalt. Missachtet, schikaniert, ohne ausreichende Ernährung,<br />

ohne medizinische Versorgung, wird misshandelt, sexuell missbraucht und mit Drogen vollgepumpt.<br />

Das Leben im Gefängnis ist fast so grausam wie der Krieg. Ein Leidensweg ohne Ende. Ein Fall für<br />

uns als Kinderrechtsorganisation.<br />

<strong>2002</strong> haben wir wieder viel erreicht für diese Kinder und die Weichen gestellt für ein noch größeres Engagement<br />

für Kindersoldaten durch den geplanten Aufbau eines Friedensdorfes für ehemalige Kindersoldaten<br />

im Kongo: Aufbauen statt zerstören. Die Selbstachtung wiedergewinnen, eigenverantwortlich handeln,<br />

den Übergang von einer militärischen Existenz in ein ziviles Leben schaffen, ohne Gewalt, friedlich.<br />

Wie immer haben wir uns auch auf der politischen Ebene engagiert. Mit der Herausgabe einer kommentierten<br />

Gesetzessammlung in Bezug zum Kinder- und Jugendstrafrecht in der Demokratischen Republik<br />

Kongo ist uns ein in seiner Art einmaliges Projekt gelungen. Wir kommen dabei einem dringenden Bedürfnis<br />

von afrikanischen Richtern, Staatsanwälten, Polizeikommissaren und Gefängnisdirektoren nach, die<br />

übereinstimmend klagten, keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Gesetzestexten des nationalen<br />

Rechts und zu internationalen Rechtsnormen zu haben.<br />

Die persönliche Übergabe der ersten Exemplare dieser Gesetzessammlung an die Minister für Justiz, für<br />

Menschenrechte und für Soziales im Beisein des kongolesischen Fernsehens, zahlreichen Radiostationen<br />

und der Presse und die dabei ausgesprochene Anerkennung und der Dank der Vertreter des kongolesischen<br />

Staates war für uns ein großer Erfolg und ist ein wichtiger Schritt zur wirksamen und dauerhaften Umsetzung<br />

der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, an der wir durch unsere konkrete Arbeit seit<br />

Jahren mitwirken.<br />

Dies schaffen wir aber nur, wenn wir starke, verlässliche Partner haben, die uns helfen, den langen Atem<br />

aufrechtzuerhalten, den wir alle brauchen, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.<br />

Wir danken Ihnen für Ihr persönliches Engagement in der Vergangenheit und bitten auch um Ihre künftige<br />

Unterstützung, gerade jetzt in besonders schwierigen Zeiten.<br />

In dankbarer Verbundenheit<br />

Prof. Dr. med. habil Peter Stingl<br />

1. Vorsitzender<br />

Horst Buchmann<br />

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

<strong>Afrika</strong>beauftragter von BICE


Mali<br />

Senegal<br />

Elfenbeinküste Togo<br />

Unser Engagement <strong>2002</strong><br />

Kinder in Gefängnissen und in Polizeigewahrsam<br />

Mali, Senegal, Elfenbeinküste,<br />

Togo, D.R. Kongo<br />

Mütter mit ihren Kleinkindern im Gefängnis<br />

Mali, Senegal, Elfenbeinküste, D.R. Kongo<br />

Kindersoldaten<br />

D.R. Kongo<br />

Als Hexen verfemte Kinder<br />

Kinshasa, D.R. Kongo<br />

Straßenkinder<br />

Abidjan, Elfenbeinküste<br />

Behinderte Kinder<br />

Armenviertel von Doukouré (Abidjan)<br />

Elfenbeinküste<br />

Kinder – Opfer von bewaffneten Konflikten<br />

Liberia<br />

Kinderarbeiter:<br />

Lastenträgerinnen, Lomé, Togo<br />

Junge Haushaltshilfen, Abidjan, Elfenbeinküste<br />

4<br />

BICE<br />

Vorstand:<br />

Prof. Dr.med. Peter Stingl<br />

Prof. Dr. Karin Schleider<br />

Horst Buchmann<br />

Klaus Sänger<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Irene Berger, Freiburg<br />

Jacques de Preux, Genf<br />

Jutta Fichtner, Lahr<br />

Heinz Fütterer, Lahr<br />

Grudrun Hemker, Schwetzingen<br />

Claus Hemker, Schwetzingen<br />

Hubert Henninger, Lahr<br />

Peter Klein, Stühlingen<br />

Maria Stingl, Steingaden<br />

Liberia<br />

D.R. Kongo


Aus der UN-Konvention über<br />

die Rechte des Kindes<br />

Die Vertragsstaaten garantieren jedem Kind das Recht auf:<br />

Arktikel 6<br />

Leben, Überleben und Entwicklung<br />

Arktikel 37<br />

Schutz vor grausamer oder erniedrigender Behandlung, Todesstrafe<br />

und lebenslanger Freiheitsstrafe<br />

Arktikel 37, 40<br />

Rechtsbeistand, faires Verfahren sowie Trennung von erwachsenen<br />

Häftlingen<br />

Arktikel 12<br />

Freie Meinungsäusserung und das Recht, angehört zu werden<br />

Arktikel 19, 33, 34<br />

Schutz vor Gewalt, Ausbeutung, sexuellem Missbrauch und<br />

Drogen<br />

Arktikel 20, 24, 25, 27, 28, 31<br />

Befriedigung von Grundbedürfnissen wie:<br />

> angemessener Lebensstandard<br />

> Ernährung, Kleidung, Wohnung<br />

> Bildung auf der Grundlage der Chancengleicheit<br />

> medizinischer Versorgung<br />

> Sport, Spiel und Freizeit<br />

Arktikel 9<br />

Familie und Familiäre Kontakte<br />

Arktikel 39, 40<br />

Massnahmen zur physischen und psychischen Genesung nach<br />

Misshandlung, Vernachlässigung oder den Folgen bewaffneter<br />

Konflikte sowie Hilfe zur familiären, sozialen und beruflichen<br />

Wiedereingliederung<br />

Die afrikanischen Staaten, in denen wir uns engagieren, haben<br />

alle die UN-Konvention über die Rechte des Kindes unterzeichnet.


Kinder in Gefängnissen und in Polizeigewahrsam in<br />

Elfenbeinküse, D.R. Kongo, Mali, Senegal, Togo.<br />

Projektfinanzierung: 379.631 Euro.<br />

Finanzierung für Kasai-Projekt: 21.123 Euro.<br />

Seit 7 Jahren engagiert sich BICE mit seinem Regionalprojekt »Kinder in Gefängnissen« für die<br />

Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und international gültiger Rechtsnormen bei Polizei und<br />

Justiz in den betroffenen Ländern zum Schutz und zur Förderung der Rechte von straffällig gewordenen<br />

Kindern und Jugendlichen. Im Jahr <strong>2002</strong> wurden mit folgenden Maßnahmen die einzelnen<br />

Staaten auf ihrem Weg zu einem Rechtsstaat wirksam unterstützt.<br />

Gründung von örtlichen Kinderschutzkomitees. BICE hat seit 1996 besonders die Gründung von lokalen<br />

Komitees zum Schutz von <strong>Kinderrechte</strong>n in den Provinzen der Elfenbeinküste unterstützt. Aus ihnen<br />

sind eigenständige Initiativen und Vereinigungen hervorgegangen. BICE gewährt diesen Vereinigungen<br />

logistische und technische Hilfe. Ziel ist es, mit Hilfe dieser Komitees die Öffentlichkeit<br />

zu sensibilisieren und landesweit die Einhaltung der <strong>Kinderrechte</strong>, deren Schutz und Verteidigung zu<br />

propagieren und durchzusetzen.<br />

In der D.R. Kongo haben sich die im letzten Jahr gebildeten 12 Komitees zu rechtlich eigenständigen<br />

Vereinigungen in den verschiedenen Stadtvierteln von Kinshasa zusammengeschlossen und bereits<br />

verschiedene Aktivitäten durchgeführt. Schwerpunkt ihrer Arbeit war dabei die soziale und familiäre<br />

Wiedereingliederung der Kinder und Jugendlichen.<br />

Schulung von Polizei und Justiz – eine Grundvoraussetzung für eine humanere Behandlung von Kindern<br />

und Jugendlichen in Polizeigewahrsam und Haft. In Abidjan, Elfenbeinküste, Bamako, Mali,<br />

und Kinshasa, D.R. Kongo, führte BICE zahlreiche Seminare und Weiterbildungskurse für Staatsanwälte,<br />

Jugendrichter und Polizeibeamte durch. Der harte und oft brutale Alltag der Kinder und<br />

Jugendlichen, ihre nicht selten unmenschliche und erniedrigende Behandlung auf den Kommissariaten<br />

und Polizeistationen wurden thematisiert.<br />

Um hier einen Umdenkungsprozeß einzuleiten, hat BICE die verantwortlichen Polizeibeamten und<br />

Gefängniswärter und -direktoren besonders intensiv geschult, damit sie ihre im Lehrgang erworbenen<br />

Kenntnisse in ihrer praktischen Arbeit anwenden können und aktiv Kinderschutz betreiben im<br />

Einklang mit nationalem und internationalem Recht. Die Umsetzung in die tägliche Praxis auf den<br />

Polizeistationen und Gefängnissen wurde von BICE Mitarbeitern begleitet, die sich regelmäßig vor<br />

Ort von den vorgenommenen Veränderungen und Reformen überzeugten.<br />

Erarbeitung und Veröffentlichung einer Gesetzessammlung für die D.R. Kongo. Aus den Reihen der<br />

kongolesischen Staatsanwälte und Richter kam der Wunsch nach einer Sammlung von Gesetzestexten<br />

auf der Grundlage rechtsstaatlicher Normen und Regeln und im Einklang mit der UN-Kinderrechtskonvention.<br />

Diese Gesetzessammlung wurde im Laufe des Jahres <strong>2002</strong> von BICE erarbeitet, um<br />

Anwälten, Staatsanwälten, Richtern, Polizeibeamten und Sozialarbeitern mit Hilfe von Analysen,<br />

Kommentaren und Handlungsanleitungen ein probates Mittel für die berufliche Praxis an die Hand zu<br />

geben zum besseren Schutz der Rechte von Minderjährigen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten<br />

sind.<br />

Die Gesetzessammlung enthält eine vergleichende Darstellung von geltendem Recht und aktuellen<br />

Rechtspraktiken in der D.R. Kongo mit international gültigen Rechtsnormen zum Schutz von <strong>Kinderrechte</strong>n.<br />

Ziel ist die Harmonisierung der nationalen Rechtspraxis mit internationalem Recht. Ausführliche<br />

Kommentare und Analysen bieten den Juristen die Möglichkeit, in ihrer täglichen Arbeit<br />

aktiv Kinderschutz zu praktizieren und elementare <strong>Kinderrechte</strong> umzusetzen. Mit detaillierten Anleitungen<br />

können die BICE Sozialarbeiter noch wirksamer Rechte schützen und internationale Kinderrechtsnormen<br />

einklagen.<br />

7


Ich heiße Mpunga und bin 17 Jahre alt. Ich bin in Mbuji-Mayi, Kongo, geboren. Meine Eltern haben sich<br />

kurz nach meiner Geburt getrennt. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie ist gestorben, als ich 5<br />

Jahre alt war. Meine Großmutter hat sich danach um mich gekümmert. 2001 habe ich meine Großmutter<br />

verlassen und bin zu meinem Vater gezogen. Zwar hat er mich herzlich empfangen, aber seine zweite<br />

Frau mochte mich nicht und hat mich mißhandelt. Da mein Vater nie zu Hause war, bin ich weggelaufen.<br />

Ich habe auf der Straße gelebt mit einer Gruppe anderer Kinder in meinem Alter, die sich mit<br />

kleinen Diebstählen über Wasser hielten. Da ich nichts hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als es ihnen<br />

gleichzutun.<br />

Einmal habe ich ein leeres Faß gestohlen und man hat mich erwischt. Ich bin ohne Verteidiger zu einer<br />

Haftstrafe von 4 Jahren verurteilt worden. Mehr als ein Jahr war ich im Gefängnis von Mbuji-Mayi. Ich<br />

mußte für die erwachsenen Häftlinge schuften und hab dadurch überlebt. Wir Jugendlichen waren<br />

zusammen mit den Erwachsenen eingesperrt. Während dieser ganzen Zeit hat mich meine Familie nicht<br />

ein einziges Mal besucht. Im Oktober wurde ich dann in den Trakt für minderjährige Häftlinge gebracht,<br />

der von BICE umgebaut und eingerichtet wurde, und ich konnte endlich den Schikanen der erwachsenen<br />

Häftlinge entrinnen. Ich bekomme jetzt eine richtige Mahlzeit, die Sozialarbeiter von BICE kümmern<br />

sich um mich und hören mir zu. Mit der Hilfe eines Rechtsanwalts kann ich das Gefängnis hoffentlich<br />

bald verlassen.<br />

Ein Muss: die Trennung von minderjähriger und erwachsenen Häftlingen. In Mbuji-Mayi, D.R. Kongo,<br />

und in Man, Elfenbeinküste, wurde auf Initiative von BICE ein Gefängnistrakt für Kinder und Jugendliche<br />

eingerichtet. Dadurch wird es ermöglicht, sie vor sexuellem Mißbrauch, Drogen und weiterer<br />

Kriminalisierung zu schützen, Gefahren, die sie durch den ständigen Kontakt mit den erwachsenen<br />

Mithäftlingen ausgesetzt waren.<br />

Es gibt aber auch immer wieder Rückschläge. Bei der Eroberung von Man durch die Rebellen wurden<br />

alle Häftlinge aus dem Gefängnis befreit, das gesamte, den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung<br />

gestellte Material und die Einrichtung geplündert. Es ist fraglich, was aus den von BICE betreuten<br />

Jugendlichen wurde ohne Hilfe für die soziale und familiäre Wiedereingliederung.<br />

Einige Erfolge in Zahlen.<br />

> Bei 2.500 Minderjährigen konnten die Haftbedingungen entscheidend verbessert werden.<br />

> Mehr als 600 Kinder und Jugendliche konnten durch aktiven Rechtsbeistand und mit Unterstützung<br />

der Sozialarbeiter von BICE aus der Haft entlassen werden.<br />

> 195 Kindern konnten in den BICE Rehabilitationszentren von Abidjan und Kinshasa Haftalternativen<br />

angeboten und individuell betreut werden. 55 % wurden im Laufe des Jahres wieder in ihre Familien<br />

zurückgeführt.<br />

> 160 Polizeibeamte wurden in Seminaren und Weiterbildungskursen zu dem Thema <strong>Kinderrechte</strong> und<br />

Kinderschutz und deren Umsetzung in ihrer täglichen Arbeit geschult.<br />

In diesem für Kinder reservierten Gefängnistrakt wird der Alltag bestimmt durch<br />

Grunderziehung, Alphabetisierung, Gemeinschaftsdienst, Sport und Spiel. Hier<br />

führen Jugendliche einen Sketch auf, der eine Lebensweisheit beinhaltet.<br />

8<br />

Der von BICE herausgegebene Jahreskalender – mit einem grundlegenden<br />

Kinderrecht für jeden Monat – findet lebhaften Anklang bei den Jugendlichen.


Ein Seminarteilnehmer berichtet: Polizeimajor Mathieu Mukanjila<br />

Welche Kenntnisse wurden Ihnen vermittelt? Die Polizeibeamten der nationalen kongolesischen<br />

Polizei wurden darin geschult, <strong>Kinderrechte</strong> in ihrer praktischen Arbeit zu respektieren und umzusetzen.<br />

Für mich war es wichtig, meine Kenntnisse über eine rechtgemäße Behandlung von Kindern in<br />

Polizeigewahrsam aufzufrischen und zu vertiefen.<br />

Welches Ergebnis wurde erzielt? Ich bin nun in der Lage, dafür zu sorgen,<br />

> daß Kinder in Polizeigewahrsam rechtmäßig und kindgerecht behandelt werden;<br />

> daß Zellen für die Untersuchungshaft so ausgestattet werden, daß sie Kindern in Polizeigewahrsam<br />

humane Bedingungen bieten;<br />

> daß die Kinder einen Rechtsbeistand bekommen und,<br />

> daß sie psychosozial betreut werden;<br />

Ich habe begriffen, daß jedes Kind elementare Rechte hat und um jeden Preis beschützt werden<br />

muß, auch im Fall eines eventuell schweren Verstoßes gegen geltendes Recht.<br />

Wie setzen Sie die Erfahrungen und Kenntnisse aus dem Seminar in ihrer täglichen Arbeit um?<br />

Früher habe ich straffällige Kinder wie Erwachsene behandelt, seit dem Seminar verhalte ich mich<br />

völlig anders. Ich weiß jetzt zum Beispiel, daß ein straffällig gewordenes Kind von seinen Eltern<br />

begleitet auf dem Polizeikommissariat erscheinen muß. Bei einer Verurteilung zu Gefängnis müssen<br />

Kinder und Jugendliche von den erwachsenen Häftlingen getrennt untergebracht werden. Die Gefängniszellen<br />

müssen sauber, gut belüftet und mit ausreichend Tageslicht versehen sein. Dem Minderjährigen<br />

muß es gestattet werden, Besuch zu empfangen, jede Form von Gewalt, die zu körperlichen<br />

und seelischen Verletzungen führt, muß vermieden werden.<br />

Auf welche Widerstände stießen Sie bei der Einführung der Reformen? Die erste Schwierigkeit<br />

war das Unverständnis unserer Polizeikollegen gegenüber unserem veränderten Verhalten, denn sie<br />

hatten die Fortbildungskurse nicht besucht. Als wir sie aufforderten, die Akten der Kinder neu aufzurollen,<br />

hielten sie uns für verrückt oder angetrunken. Es ist schwierig, die noch nicht in <strong>Kinderrechte</strong>n<br />

geschulten Polizeibeamten zu überzeugen, daß die Schwächsten unseren Schutz brauchen,<br />

auch wenn sie straffällig geworden sind.<br />

In Kananga, D.R. Kongo, hat BICE ein heruntergekommenes Nebengebäude im<br />

Gefängnistrakt saniert. Dadurch wurde eine Trennung der inhaftierten Kinder - die<br />

Hälfte sind ehemalige Kindersoldaten - von erwachsenen Mithäftlingen möglich.<br />

9<br />

Auf diese Weise konnten so grundlegende Rechte von inhaftierten Kindern wirksam<br />

durchgesetzt werden.


Mütter mit ihren Kleinkindern im Gefängnis in<br />

Elfenbeinküste, D.R. Kongo, Mali, Senegal, Togo.<br />

Mütter, die straffällig geworden sind und die ihre Neugeborenen oder Kleinkinder nicht der Obhut<br />

von Verwandten oder Bekannten anvertrauen können, werden nicht vor der Haft verschont. Die<br />

Strafgesetzgebung in den verschiedenen Ländern sieht zwar vor, daß die Kinder im allgemeinen bis<br />

zum Alter von drei Jahren bei ihren Müttern im Gefängnis bleiben können. Jedoch sind die Frauengefängnisse<br />

dafür nicht eingerichtet. Es mangelt an Hygiene, an ausgewogener und angepasster<br />

Ernährung, an medizinischer Versorgung, an Spielmöglichkeiten und anderer Frühförderung für die<br />

Kleinen.<br />

Das Hauptanliegen von BICE – Verbesserung der Haft- und Lebensbedingungen für Mütter mit Kleinkindern.<br />

Insbesondere die Hygienebedingungen im Gefängnis wurden deutlich verbessert, um<br />

Kinder und Mütter vor Infektionen und Hautkrankheiten zu bewahren. Die Gefängniszellen wurden<br />

regelmäßig desinfiziert, die Schlafmatten gesäubert und Moskitonetze zum Schutz vor den Malaria<br />

übertragenden Stechmücken aufgehängt. Regelmäßige medizinische Betreuung sowie zusätzliche<br />

spezielle Nahrungsmittel für die Mütter und die Kleinen ermöglichten es mehr als 120 Kindern, trotz<br />

der bedrückenden Gefängnisatmosphäre einigermaßen gesund aufzuwachsen.<br />

Mit Projektunterstützung verbringen Mütter mit Kleinkinder ihre Haft unter menschen-<br />

und kinderwürdigeren Bedingungen.<br />

10


Durch gezielte Frühförderung konnten die größeren Kinder für eine Weile ihre düstere Umgebung<br />

vergessen, bei Spiel und Sport ihre traumatischen Erlebnisse im Gefängnis verarbeiten.<br />

Rechtsbeistand und regelmäßige Information über den Stand der Ermittlungen in ihrer Strafakte<br />

halfen den Müttern, ihre Ängste zu überwinden und bereiteten sie auf ihre Entlassung aus dem<br />

Gefängnis vor. Besonders die psychosoziale Betreuung gab den Müttern eine neue Perspektive und<br />

erleichterte ihnen die soziale und familiäre Wiedereingliederung.<br />

Aktive Mitarbeit der Mütter in Fragen der Kindererziehung. Während der Zeit im Gefängnis erhielten<br />

die Mütter regelmäßig Beratungen in Kindererziehung und Hauswirtschaft, die ihnen ihre besondere<br />

Rolle für eine gedeihliche Entwicklung ihrer Kinder verdeutlichten.<br />

Die BICE Equipe schulte sie in den grundlegenden Hygiene- und gesundheitlichen Schutzmaßnahmen,<br />

um ihre Kinder in einer sauberen und gesunden Umgebung aufwachsen zu lassen. All diese<br />

Aktivitäten wurden begleitet von einer intensiven Vorbereitung hinsichtlich ihrer Rolle als Mutter<br />

und der sich daraus ableitenden Verantwortung gegenüber ihren Kindern. In zahlreichen Sitzungen<br />

konnten die Mütter ihre Erfahrungen und Gedanken untereinander austauschen, sich gegenseitig<br />

helfen, unterstützen und manche ihrer Probleme lösen.<br />

Aus- und Weiterbildung – Schlüssel für eine bessere Lebensperspektive. Um den Müttern und ihren<br />

Kindern bessere Zukunftschancen zu ermöglichen, unterstützte BICE sie in ihren Bemühungen, sich<br />

nach ihrer Haftentlassung ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu können.<br />

Durch Alphabetisierungskurse erwarben die Frauen die Fähigkeit, zu lesen, zu schreiben und zu rechnen.<br />

Fortbildungskurse zur Führung eines Kleingewerbes gaben ihnen eine Perspektive für die Zukunft.<br />

In der parallel stattfindenden praktischen Ausbildung erlernten sie, Seife und Fruchtsaft herzustellen,<br />

Taschen zu nähen sowie zu sticken und zu stricken, womit sie sich etwas Geld verdienen konnten.<br />

Diese Fertigkeiten eröffneten ihnen ganz neue Möglichkeiten für eine dauerhafte soziale<br />

Wiedereingliederung.<br />

Eine Identität für jedes Kind. Die fehlende Geburtsurkunde bedeutet für ein Kind ein unüberwindbares<br />

Hindernis für sein späteres Leben. Keine Ausweispapiere zu haben, erschweren den Schulbesuch,<br />

machen schnell verdächtig und führen oft zu Verhören oder sogar Verhaftungen durch die Polizei.<br />

BICE unterstützt durch Rechtsbeistand die Mütter mit ihren Kindern im Gefängnis darin, ihre Kinder<br />

sofort nach der Geburt amtlich zu registrieren und hilft auch Müttern mit älteren Kindern bei der<br />

nachträglichen Ausstellung einer (Ersatz-) Geburtsurkunde.<br />

Spiele, Frühförderung und eine notwendige Zusatzernährung geben Kleinkindern,<br />

die in ihren ersten Lebensjahren nur die vier Gefängniswände als physisches<br />

Lebensumfeld kennen, eine Chance für die Zukunft.<br />

11<br />

Ebenso wie regelmäßige Untersuchungen, Impfungen und medizinische<br />

Betreuung.


Fragwürdige und oft brutale Exorzismuspraktiken, die selbst vor folterartigen<br />

Mißhandlungen nicht zurückschrecken , hinterlassen tiefe Narben und seelische<br />

Wunden.<br />

12


Als Hexen verfemte Kinder in der D.R. Kongo<br />

Projektfinanzierung: 22.958 Euro.<br />

Das Phänomen »Hexenkinder« ist ausgesprochen komplex. Viele sehr unterschiedliche Faktoren spielen<br />

eine Rolle, vor allem sozio-ökonomische, d.h. die zunehmende Verarmung der Bevölkerung,<br />

Unwissenheit und mystische Vorstellungen des Volksglaubens. Das Elend, das über eine Familie hereinbricht,<br />

wird sozusagen in seiner Ursache personifiziert und Kinder mit oder ohne bestimmte Verhaltensmerkmale<br />

für Sündenböcke für die allgemeine und insbesondere für die Familienmisere<br />

gemacht, von denen man sich befreien muß wie von einer ansteckenden Krankheit.<br />

Die Anzahl der Kinder im Kongo, die in den letzten Jahren als Hexen gebrandmarkt wurden, ist im<br />

steten Wachsen begriffen. Meist sind es unbekannte Krankheiten, Behinderungen, ihre Situation als<br />

Waisen oder auffällige Verhaltensstörungen, die die Kinder stigmatisieren. Als Hexen verfemte Kinder<br />

werden oft grausamen Exorzismusritualien unterworfen, die häufig mit körperlichen und immer mit<br />

seelischen Folgeschäden verbunden sind. Von der Familie und der sozialen Gemeinschaft verstoßen,<br />

landen sie auf der Straße in der 6 Millionen Stadt Kinshasa und versuchen, sich so gut es geht mit<br />

Gelegenheitsarbeiten, mit Betteln und manchmal auch mit Diebereien durchzuschlagen.<br />

Eine zerstörte Kindheit – Thomas, als Hexe gebrandmarkt. Das Elend von Thomas, heute fünfzehnjährig,<br />

aus der Kasaï-Provinz ist ein typisches Beispiel für ein Hexenkinder-Schicksal. Thomas wurde früh<br />

Vollwaise. Seinen Vater kannte er überhaupt nicht. Mit 9 Jahren kommt er zu einer Tante. Deren<br />

Schwiegermutter bezichtigt den Jungen der Hexerei und macht ihm das Leben zur Hölle. Thomas wird<br />

verstoßen und beginnt seinen Irrweg in den Straßen Kinshasas. Dann und wann wird er von den inzwischen<br />

zahlreichen zweifelhaften Einrichtungen für Hexenkinder aufgenommen und mußte sich<br />

Exorzismen mit Öl und Salzgaben unterwerfen, bis er endlich Zuflucht im Kinderschutz-zentrum von<br />

BICE, Sauvetage, fand. Hier verbrachte er drei Jahre, bevor er in die Obhut einer gutmeinenden<br />

Bekannten seiner Tante gegeben werden konnte. Von BICE erhält Thomas weiter Unter-stützung für<br />

seine schulische Erziehung sowie einen Kleinkredit für einkommenschaffende Maßnahmen.<br />

Es gibt keine einfachen Antworten und wirksame Abhilfen zur Bekämpfung dieses Phänomens. BICE<br />

hat sich daher mit seriösen Partnern zusammengetan, für die das Wohl der Kinder an vorderster Stelle<br />

steht. Nur eine Koalition auf breitmöglichster Ebene von seriösen gesellschaftlichen Kräften bietet<br />

Gewähr dafür, daß die Stigmatisierung Tausender von Kindern als Hexen, ihre Verstoßung, Verfemung<br />

und Mißhandlung wieder eingedämmt werden kann. Im Jahre <strong>2002</strong> hat BICE in der Sauvetage regelmäßig<br />

mehr als 35 Kinder betreut, ihnen Schutz und Obdach geboten. Alle Kinder, die jüngsten sind<br />

oft erst vier oder fünf Jahre alt, erfahren menschliche Zuwendung, psychosoziale Betreuung, erste<br />

Hilfe und Gesundheitsfürsorge. Viele haben zum Teil schlimme Verletzungen und sind durch den Verstoß<br />

durch die Familie sowie durch die oft brutalen Exorzismen stark traumatisiert und bedürfen einer<br />

besonders einfühlsamen Betreuung. Alle Kinder wurden eingeschult bzw. erfahren eine schulische<br />

Grunderziehung, die in Form von individuellen Nachhilfen unterstützt wird.<br />

Im Kinderschutzzentrum Sauvetage werden verfemte Kinder behutsam betreut und<br />

rehabilitiert. Sie lernen unter anderem, Mais und Gemüse anzubauen und damit zu<br />

ihrem Lebensunterhalt beizutragen.<br />

13<br />

Kinder, die nicht in die Regelschule integriert werden können, erhalten eine solide<br />

Grunderziehung im Sauvetagezentrum.


Strassenkinder in Abidjan, Elfenbeinküste.<br />

Projektfinanzierung: 82.460 Euro.<br />

Armut und Unterentwicklung auf der einen Seite, die Auflösung von Familienstrukturen auf der anderen,<br />

begünstigen den Ausschluß von Kindern aus und führen zu einem Leben am Rand der Gesellschaft.<br />

Der Schutz und die Förderung von <strong>Kinderrechte</strong>n erfordern jeden Tag neue Anstrengungen.<br />

Tag und Nacht offene Sozialarbeit auf den Straßen der Stadt, Aufnahme in zwei Kinderschutzzentren,<br />

die die Wiedereingliederung in die Familie vorbereiten, Grundschulausbildung, Freizeit- und Sportangebote<br />

für die Kinder und Jugendlichen, die sich mit Gelegenheitsarbeiten in den Straßen durchschlagen<br />

und die aus auseinandergebrochenen Familien stammen, Unterstützung bei der Berufsausbildung<br />

sind die Hauptaufgaben des Projektes.<br />

Ich heiße Marie ..... Ich weiß nicht, wie alt ich bin (sie ist etwa 8 Jahre alt). Ich habe bei meiner Tante<br />

Rose in Yopougon gelebt. Sie verkauft in ihrem Imbiß Fischgerichte, und ich wasche das Geschirr ab.<br />

Mein Vater und meine Mutter sind fortgegangen, aber ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind. Meine<br />

Tante Rose hat mich immer geschlagen, deshalb bin ich weggelaufen. Ein Sozialarbeiter von BICE hat<br />

mich auf der Straße angesprochen und mich hierher in das Zentrum gebracht.<br />

Eine positiver Entwicklungsprozeß abrupt beendet, zu Kompromissen verurteilt. Das seit vielen<br />

Jahren gut arbeitende Projekt war besonders erfolgreich bei der Wiedereingliederung der Kinder in<br />

ihre Familien und bei der Sensibilisierung der betroffenen Familien hinsichtlich ihrer Verantwortung<br />

für die Erziehung ihrer Kinder. Insbesondere die Grunderziehung für diejenigen, die aufgrund der<br />

Armut ihrer Familien nicht zur Regelschule gehen können, bietet neue Perspektiven für die Zukunft.<br />

340 Kinder erhielten eine Schulausbildung, wurden psychosozial betreut und in ihren Bemühungen,<br />

Die politischen Unruhen in der Elfenbeinküste und die wachsende Verarmung von<br />

Familien haben immer mehr Kinder gezwungen, sich dem Überlebenskampf auf der<br />

Straße zu stellen, unter anderem mit dem Verkauf von Einkaufstüten.<br />

14<br />

BICE mußte die Aufnahmekapazität seiner Sozialzentren in Abidjan erweitern, um<br />

diesen Kindern Schutz und Obdach zu gewähren.


sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, unterstützt. 1600 Kinder fanden in unseren Kinderschutzzentren<br />

Obdach, Nahrung und Schutz. 119 Jugendliche fanden eine Lehrstelle und erhielten so eine<br />

Perspektive für die Zukunft. Gezielte Aktionen zur Sensibilisierung und Mobilisierung der Öffentlichkeit<br />

förderten die ehrenamtliche Mitarbeit von Helfern in den betroffenen Stadtvierteln, aber die<br />

militärisch-politischen Auseinandersetzungen seit dem 19. September <strong>2002</strong> haben alles in Frage<br />

gestellt.<br />

Ich heiße Boussouman und bin 16 Jahre alt. Als ich 4 Jahre alt war, hat mein Vater meine Mutter verlassen,<br />

um sich wieder zu verheiraten. Er lebt in Bouaflé. Meine Stiefmutter mag mich nicht, und sie möchte<br />

nicht, daß ich mit ihnen zusammen im Haus lebe. Sie gab mir nichts zu essen, beschuldigte mich ständig<br />

irgendwelcher Dinge und warf mich öfter aus dem Haus. Jedes Mal erzählte ich es meinem Vater,<br />

aber er sagte nichts dazu. Deshalb habe ich mich entschlossen, wegzulaufen und nach Abidjan zu gehen.<br />

Geschlafen habe ich in Abidjan auf dem Markt »Gouro« von Adjamé. Um ein bißchen Geld zu verdienen,<br />

habe ich die Körbe der Verkäuferinnen und der Marktkunden geschleppt. Ein Freund brachte mich<br />

schließlich zum Kinderschutzzentrum. Die Sozialarbeiter hier kümmern sich um mich, und ich habe viele<br />

Freunde gefunden. Ich habe hier auch schreiben und lesen gelernt. Ich möchte zu meinem Vater nach<br />

Bouaflé zurückkehren und dort eine Lehre als Mechaniker machen.<br />

Eine Notsituation bringt neue Herausforderungen. Trennung, Unsicherheit, Ausgangssperre, massive<br />

Zerstörung von Armenvierteln, gegenseitiges Mißtrauen und Angst haben das tägliche Leben eines<br />

ganzen Landes verändert. Besonders bedrohlich war die Situation für die Straßenkinder, die in die<br />

Kinderschutzzentren von BICE drängten, um Schutz und ein wenig Sicherheit zu finden. Schnell hatte<br />

sich die Zahl der Hilfe suchenden Kinder verdoppelt, was natürlich Auswirkungen auf die »normale«<br />

Arbeit im Zentrum und auch auf die Möglichkeiten der Wiedereingliederung der Kinder in ihre Familien<br />

hatte.<br />

Theater und Spiel zur Überwindung von Gewalt und traumatischen Erlebnissen. Das Straßenkinderprojekt<br />

von BICE hat den Zirkus in der Elfenbeinküste bekannt gemacht. Gerade dieses Zirkusprojekt<br />

begeistert die Jugendlichen, die sich durch die Bewunderung der Zuschauer in ihrem Selbstwertgefühl<br />

bestätigt und bestärkt fühlen. Während der Ferien verbindet Tanz und Theater die Kinder des<br />

Zentrums mit der Nachbarschaft; zusammen wurde ein Stück mit dem Titel »Die Verlorenen des<br />

Lebens« inszeniert und aufgeführt. Theater, Erzählungen, komische Sketche, Lieder und Tänze waren<br />

die Hauptaktvitäten in der Zeit, in der viele Kinder im Zentrum Schutz und Sicherheit vor der Gewalt<br />

auf den Straßen suchten. Sie nahmen ihnen Angst und Furcht und ließen wieder Freude und Hoffnung<br />

bei den Kindern aufkommen.<br />

Ein Schwerpunkt der Arbeit von BICE in der Elfenbeinküste angesichts der gegenwärtigen brisanten<br />

militärisch-politischen Situation ist die Erziehung zu Frieden, zu Toleranz und zu friedlichen Lösungen<br />

von Konflikten.<br />

Kulturelle und artistische Aktivitäten wie traditionelles Ballett und Theater spielen<br />

eine wichtige Rolle bei der Angstbewältigung von Straßenkindern sowie dem<br />

Aufbau von Selbstvertrauen und Werten.<br />

In projekteigenen Werkstätten erwerben ehemalige Straßenkinder handwerkliche<br />

Fähigkeiten. Mit psychosozialer Betreuung und Alphabetisierung wird so ein solider<br />

Grundstein gelegt für ihre familiäre und soziale Reintegration.<br />

15


Kindersoldaten in der D.R. Kongo.<br />

Projektfinanzierung: 36.486 Euro.<br />

Zur Umsetzung und Förderung der Internationalen Kinderrechtskonvention sowie der politische Wille,<br />

sich in die Reihe der Rechtsstaaten einzugliedern, die die Rechte von Kindern schützen und fördern,<br />

hat die Demokratische Republik Kongo eine Kampagne gestartet, um ehemalige Kindersoldaten zu<br />

entwaffnen und wieder in die Zivilgesellschaft einzugliedern, insbesondere durch:<br />

> die Vereinbarung von Lusaka;<br />

> Forum von Kinshasa im Jahr 1999, Entwaffnung und soziale Wiedereingliederung von Kindersoldaten;<br />

> Gesetzesverordnung 066 vom 9. 6. 2000 zur Entwaffnung und sozialen Wiedereingliederung von<br />

Kindersoldaten;<br />

> die Einrichtung eines nationalen Amtes, genannt BUNADER (Bureau National de Démobilisation et<br />

Réinsertion), als Vertreter der kongolesischen Regierung in allen Fragen der Entwaffnung und sozialen<br />

Wiedereingliederung von Kindersoldaten;<br />

> eine Studie über das psychosoziale Profil von Kindersoldaten in Zusammenarbeit mit BICE;<br />

> die am 18. Dezember 2001 erfolgte Gründung des ersten Rehabilitationszentrums zur Aufnahme von<br />

ehemaligen Kindersoldaten – Centre de Transit et d'Orientation (CTO).<br />

Erste Erfahrungen. Am 18. Dezember 2001 wurden 260 ehemalige Kindersoldaten im Rahmen einer Feier<br />

in Anwesenheit des kongolesischen Staatschefs offiziell entwaffnet und aus der Armee entlassen. Die<br />

Kinder, unter ihnen 11 Mädchen, werden im Rehabilitationszentrum von Kimwenza, nicht weit von<br />

Kinshasa, betreut. Dieses Zentrum hilft ihnen, beim Wiedereinstieg in das zivile Leben seelische<br />

Traumata und körperliche Verletzungen zu überwinden sowie bei ihrer sozialen und familiären<br />

Wiedereingliederung.<br />

In dieser ersten Phase haben das BUNADER, UNICEF sowie andere Hilfsorganisationen eng<br />

zusammengearbeitet. BICE war hierbei zuständig für die psychosoziale und pädagogische Betreuung<br />

der Kinder im Rehabilitationszentrum. Die Aufgaben waren vielfältiger Natur und außerordentlich<br />

schwierig: medizinisch-psychosoziale Betreuung, individuelle Hilfe zum Aufbau einer bürgerlichen<br />

Existenz, die soziale und familiäre Wiedereingliederung sowie die Wiedereinschulung überforderten<br />

manchmal die Projektmitarbeiter. Gewalt war für einige Jugendliche ein Mittel, ihren Frust und ihre<br />

Unzufriedenheit zu zeigen.<br />

Da in einigen Landesteilen des Kongos noch Krieg herrschte, war es nicht immer möglich, die<br />

Familien der ehemaligen Kindersoldaten ausfindig zu machen. Die rasche familiäre<br />

Wiedereingliederung wurde dadurch zunächst zunichte gemacht. Alternative Lösungen mußten in<br />

Kinshasa gefunden werden.<br />

Olivier ist 17 Jahre alt und kommt aus der Provinz Katanga. Er hat 7 Geschwister. Sein Vater ist<br />

Fahrer/Automechaniker und seine Mutter Kleinhändlerin. Er wurde am 6. Juni 1997 mit Gewalt zum<br />

Militär eingezogen, als er mit dem Schiff aus Uvira ankam. Damals war er Mechanikerlehrling im 1.<br />

Lehrjahr. Olivier verläßt die Armee mit traumatischen Erinnerungen – geprägt durch den Tod seiner<br />

Freunde bei den Kämpfen und bitter enttäuscht über falsche Versprechungen der Militärs. Sein Zukunftstraum:<br />

er möchte gerne Automechaniker werden.<br />

Fortschritte ehemaliger Kindersoldaten bei der sozialen Wiedereingliederung<br />

> Die Kinder faßten Vertrauen zu den Projektmitarbeitern<br />

> Diebstähle ließen nach<br />

> Jugendliche, die sich mit dem HIV-Virus oder anderen Geschlechtskrankheiten infiziert hatten,<br />

ließen sich helfen und lernten, sich besser zu schützen<br />

> Drogenverkauf und -konsum wurden eingeschränkt<br />

16


Das soziale Verhalten der Kinder wurde deutlich besser und ihre Aggressionen gegenüber den Sozialarbeitern<br />

abgebaut<br />

> Verhaltensmuster aus der Militärzeit wurden abgelegt und<br />

> Interesse am Obst- und Gemüseanbau als einkommenschaffende Maßnahme geweckt und gefördert<br />

> Der Wunsch nach schulischer Weiterbildung sowie Interesse an Alphabetisierungskursen und Grundschulerziehung<br />

geäußert.<br />

José, 17 Jahre alt, hat 8 Geschwister und kommt aus Katanga. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie<br />

11 Jahre alt war. Ohne elterliche Unterstützung konnte sie ihre Ausbildung nicht abschließen. Sie kann<br />

lesen, aber nicht schreiben. Ohne jegliche Zukunftsperspektive schloß sich José 1996 dem Militär an in<br />

der Annahme, so ihre Probleme lösen zu können. Aus dieser Zeit beim Militär sind ihr traumatische<br />

Erinnerungen geblieben, und sie erträgt es nicht einmal, daß man über die Erlebnisse spricht. Das einzig<br />

Positive daran war, so sagt sie, daß sie kostenlos öffentliche Verkehrsmittel benutzen konnte, für die<br />

Miete und das Wasser nichts bezahlen mußte. José hat ein Kind, nachdem sie bereits ihr erstes Kind verloren<br />

hat. José ist sehr froh darüber, endlich wieder etwas von ihren Eltern, die überlebten, gehört zu<br />

haben. Sie möchte Schneiderin werden und eines Tages ihre Familie besuchen.<br />

Zeichen einer erfolgreichen sozialen Wiedereingliederung: Rehabilitationszentren werden zu<br />

Friedensdörfern. Aufgrund der positiven Erfahrungen in der ersten Projektphase wollen BUNADER,<br />

verschiedene Hilfsorganisationen und BICE ihre Aktivitäten zur Unterstützung und Rehabilitierung<br />

der ehemaligen Kindersoldaten verstärken. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die Einbindung<br />

der Kinder selbst und der Zivilgesellschaft in den Friedensprozeß sind Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche soziale und familiäre Wiedereingliederung. Dieser Herausforderung stellt sich BICE gerade<br />

jetzt in den Kasaï-Provinzen. Offene Sozialarbeit und psychosoziale Betreuung in den<br />

Rehabilitationszentren ergänzen sich. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen in der Übergangsphase<br />

von ihrem militärischen ins bürgerliche Leben Fähigkeiten wie Selbstachtung, Toleranz, friedliche<br />

Lösung von Konflikten und Gemeinschaftssinn zu vermitteln.<br />

Nutznießerinnen der ersten Entlassungswelle von Kindersoldaten durch die kongolesische<br />

Regierung waren auch Mädchen, die als Soldatinnen, Köchinnen, Bedienstete<br />

und Armeeprostitutierte »dienten«. Ihrer Zukunft widmet BICE besondere<br />

Aufmerksamkeit.<br />

18


Lastenträgerinnen in Lomé, Togo.<br />

Projektfinanzierung: 117.644 Euro.<br />

In einem Land mit einer anhaltenden wirtschaftlich schwierigen Lage, in dem arme Familien sich<br />

einen Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr leisten können und eine enorme Arbeitslosigkeit herrscht,<br />

sehen viele junge Mädchen und Frauen ohne Ausbildung keinen anderen Ausweg für ihren Lebensunterhalt<br />

als die Arbeit als Haushaltshilfe oder Lastenträgerin auf dem Markt in Lomé. Die bisherige<br />

Projektarbeit wird weiterhin fortgeführt und wurde noch wesentlich erweitert durch die Maßnahmen<br />

zum Schutz und zur Förderung der Rechte der Lastenträgerinnen und ihrer Kinder.<br />

Eine Chance für die Zukunft – Sensibilisierung der Mütter und Frühförderung von Kleinkindern. Verschiedene<br />

Aktivitäten zur Sensibilisierung der Mütter wurden durchgeführt: Gesundheitsvorsorge,<br />

Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, über die Bedeutung der Geburtsurkunde sowie die Rolle<br />

der Lastenträgerinnenvereinigung. Mehr und mehr junge Frauen und Mädchen nehmen an diesen<br />

Veranstaltungen teil. Mit den Kenntnissen und Informationen aus diesen Fördermaßnahmen gewinnen<br />

sie Selbstsicherheit und können ihre Lebenssituation und die ihrer Kinder verbessern.<br />

In diesem Jahr wurde ein neue Tagesstätte zur Förderung von Kleinkindern inmitten des Arbeits- und<br />

Lebensmilieus der Lastenträgerinnen eröffnet und 40 Kinder nahmen an den angebotenen<br />

Maßnahmen teil. Zur Zeit werden mehr als 160 Kleinkinder, die aus Armut vom Schulbesuch ausgeschlossen<br />

sind, gefördert und gesundheitlich betreut.<br />

Bildung und Ausbildung zur Überwindung von Unwissenheit und Armut. In Lomé und im Herkunftsmilieu<br />

der Mädchen fördert BICE die Einschulung der Kinder von Lastenträgerinnen. So wurden 106<br />

Kinder in Lomé und 742 Kinder im ländlichen Raum eingeschult. Dabei unterstützt das Projekt<br />

besonders Mädchen, denen traditionsgemäß oft der Zugang zu schulischen Einrichtungen verwehrt<br />

bleibt. Den Schulabschluß schafften 74 % der Kinder, ein gutes Ergebnis im Verhältnis zur Gesamtanzahl<br />

der Kinder. Während der Schulferien erhielten die Kinder eine kleine Starthilfe, damit sie<br />

in der Ferienzeit etwas hinzuverdienen und mit dem Ersparten notwendige Schulbücher und Hefte<br />

anschaffen und so ihre Familien entlasten konnten.<br />

Die Sozialarbeiter von BICE betreuten auf dem Markt 129 Kinder unter 15 Jahren, die dort schon<br />

schuften und schwere Lasten tragen mußten. Ihre Familien wurden ausfindig gemacht, die Kinder<br />

nach Möglichkeit in ihre Heimatdörfer zurückgebracht und dort eingeschult, oder sie erhielten eine<br />

Berufsausbildung. Damit Arbeitsplätze entstehen konnten, unterstützte BICE die örtlichen<br />

Gruppierungen in ihren Heimatdörfern und förderte vor allem solche Maßnahmen, die nachhaltig<br />

Einkommen schaffen. Wirtschaftliche Fragen zur Führung und Verwaltung eines Kleinbetriebes wurden<br />

erklärt und Kleinkredite ermöglichten deren Gründung.<br />

»Ich heiße Dzodzi, bin 11 Jahre alt und besuche die Klasse CP2. Ich habe im September <strong>2002</strong> aufgehört,<br />

als Lastenträgerin zu arbeiten, um wieder in die Schule zu gehen. Diese Arbeit habe ich 3 Jahre im<br />

Schlachthof gemacht. Ich lebe bei meiner Mutter. Sie arbeitet seit 1998 als Lastenträgerin. Meine große<br />

Schwester und ich wohnten bei einer Tante mütterlicherseits. Unser Vater ist gestorben, als ich noch ganz<br />

klein war. Unsere Tante hat sich zwar um uns gekümmert, aber sie war oft unterwegs, und wir hatten<br />

niemanden, der uns bei den Hausaufgaben unterstützte. Eines Tages entschied meine Mutter, uns nach<br />

Lomé zu holen und dort zur Schule gehen zu lassen, das war im Schuljahr 1999-2000. Aber in Lomé<br />

angekommen, haben wir angefangen, andere Dinge zu machen. Zuerst haben wir Wasser verkauft, dann<br />

Bonbons, dann sind wir Lastenträgerinnen geworden. Jedesmal, wenn ein Auto heranfährt, laufen wir<br />

los, um die Lasten zu bekommen. Oft sind sie sehr schwer, aber ich schaffe es irgendwie. Ich arbeite<br />

jeden Tag außer am Sonntag.<br />

19


Ohne Projekthilfe haben Kinder von Lastenträgerinnen, die meist in slumähnlichen<br />

Bretterbehausungen und ohne Förderung aufwachsen, keine<br />

Zukunftschancen.<br />

20


Eines Tages trafen wir bei der Arbeit die Sozialarbeiter von BICE. Sie schrieben sich die Namen derjenigen<br />

von uns auf, die die Arbeit aufgeben und lieber wieder zur Schule gehen wollten. Am Anfang habe<br />

ich ihnen nicht geglaubt, aber sie kamen immer wieder, und so nannte ich ihnen schließlich auch meinen<br />

Namen. Sie gingen zu meiner Mutter, um mit ihr alles zu besprechen, und sie war einverstanden<br />

damit. Nach den Ferien zog ich wieder meine Schuluniform an. Die Mitarbeiter von BICE gaben mir<br />

Schulhefte und Bleistifte und meldeten mich in der Grundschule Notre Dame für die Klasse CP2 an. Ich<br />

bin sehr stolz darauf, wieder zur Schule gehen zu können, und meine Mutter ist darüber auch sehr glükklich.<br />

Jedesmal, wenn ich bei meinen alten Freundinnen auf dem Markt vorbeikomme, gibt es ein großes<br />

Hallo, sie beneiden mich darum, daß ich zur Schule gehen darf. Ich sage ihnen immer, daß sie ihre<br />

Arbeit aufgeben und auch wieder zur Schule gehen sollen. Ich würde lieber woanders wohnen, denn bei<br />

uns ist sehr laut, und ich kann nicht in Ruhe meine Schulaufgaben machen.«<br />

Vermeidung von Kinderhandel durch Einbeziehung der Kinder in die Aufklärungsarbeit. Leider reiht<br />

sich Togo in die Reihe der Länder an, in denen Kinderhandel und Kinderarbeit normaler Alltag sind.<br />

BICE führte in 27 Dörfern in der Region der Seen und in Vo eine großangelegte Aufklärungskampagne<br />

durch. Eine Gruppe Kinder und Erzieher führte ein kleines Theaterstück zum Thema Kinderhandel vor.<br />

Die Kinder übernahmen selbst eine aktive Rolle bei der Aufklärung und Sensibilisierung ihrer<br />

Verwandten und Eltern. Diese Kampagnen mit ihren lebhaften Diskussionen mündeten in der<br />

Gründung von Schutzkomitees, die den Lebensweg der Kinder und Heranwachsenden in ihren Dörfern<br />

aufmerksam begleiten.<br />

»Ich heiße Amélé und bin 17 Jahre alt. Im Dorf war ich in der Klasse CE1. Als ich in die Klasse CE2 versetzt<br />

wurde, kam ein Cousin und brachte mich nach Abidjan. Ich habe ihm in seinem kleinen<br />

Gemüsegeschäft geholfen, aber zur Schule bin ich nicht mehr gegangen. Ich haben seinen ganzen<br />

Haushalt gemacht. Nach zwei Jahren harter Arbeit habe ich gedroht, wegzulaufen und nach Hause<br />

zurückzukehren. Der Sohn seiner Frau hatte Geld verloren, und ich wurde beschuldigt, das Geld gestohlen<br />

zu haben. Tagelang schlug man mich mit Stöcken und gab mir nichts zu essen. Meine Drohung machte<br />

ihnen Angst, und sie brachten mich nach Hause zurück. Ich habe 8 Monate gar nichts getan und<br />

erfuhr dann von den Fördermaßnahmen von BICE zur beruflichen Ausbildung. Ich habe mich dort<br />

gemeldet und wurde als Frisörlehrling angenommen. Meine Eltern hätten nie die Mittel gehabt, mir eine<br />

solche Ausbildung zu ermöglichen. Ich danke BICE für die Hilfe. Ich werde fleißig lernen, um meine<br />

Ausbildung erfolgreich zu beenden. Viele meiner Schwestern sind in einer ähnlichen Situation und habe<br />

keinerlei Perspektiven für ihre Zukunft. Ich kann dann meinen Lebensunterhalt selbst verdienen und ein<br />

besseres Leben als meine Mutter führen; ich werde meine Eltern entlasten und mich um meine kleinen<br />

Geschwister kümmern.«<br />

Eine Geburtsurkunde, das Aufwachsen in einem gesunden Milieu, Frühförderung,<br />

eine angemessene Ernährung und Gesundheitsfürsorge sind die Eckpfeiler für die<br />

Zukunft dieser Kinder.<br />

21<br />

... damit sie eines Tages nicht in die Fußstapfen ihrer Mütter treten und auf dem<br />

Markt für einen Hungerlohn sich mit riesigen Lasten abschinden müssen.


Junge Haushaltshilfen in Abidjan, Elfenbeinküste.<br />

Projektfinanzierung: 116.935 Euro.<br />

Die intensive Aufklärung der Öffentlichkeit über die Lage und Rechte der jungen Haushaltshilfen hat<br />

ihre Spuren hinterlassen. Das Thema »Haushaltshilfen« – vor einigen Jahren noch unbekannt und als<br />

eher unangenehme Randerscheinung angesehen – ist durch die Sensibilisierung der Zivilgesellschaft<br />

mit Hilfe der Medien in das öffentliche Interesse gerückt.<br />

Ein dynamischer Prozeß setzt sich fort. In diesem Jahr wurden 7560 junge Haushaltshilfen über ihre<br />

Rechte und Pflichten aufgeklärt. Große Plakataktionen, zahlreiche Radio- und Fernsehsendungen<br />

sowie ausführliche Artikel in der Presse wurden von der Projektequipe genutzt, um die Öffentlichkeit<br />

in der Elfenbeinküste über die Situation und Rechte von Haushaltshilfen zu informieren und deren<br />

Ansehen zu verbessern. Das Recht auf einen Arbeitsvertrag ist inzwischen sowohl den jungen Mädchen,<br />

die Arbeit suchen, als auch den Arbeitgebern bekannt. Unter diesen wächst die Bereitschaft,<br />

den Mädchen für eine Weiterbildung frei zu geben. Die Fehlrate bei den Fortbildungsveranstaltungen<br />

ist erfreulicherweise von 40 % auf 15 % gesunken. Diese guten Resultate ermutigen die BICE Equipe,<br />

ihre Anstrengungen noch weiter zu intensivieren, damit immer mehr Mädchen und junge Frauen<br />

erreicht werden können.<br />

Vor allem Mädchen unter 15 Jahren wurden unterstützt. So wurden sie aus besonders ausbeuterischen<br />

Arbeitsverhältnissen befreit, psychosozial betreut, ihre Lage in ihrem Herkunftsmilieu bekannt<br />

gemacht, nach Möglichkeit wieder in ihre Familien eingegliedert und eingeschult. Jedoch ist ihre<br />

Situation weiterhin besonders schwierig, da für sie keinerlei arbeitsrechtliche Absicherung besteht,<br />

sie nicht angemessen und regelmäßig entlohnt und ihre Leistungen nach Gutdünken honoriert werden.<br />

Die sie beschäftigenden Arbeitgeber nehmen je nach Situation eine für sie günstige Haltung ein:<br />

zu Hause rücksichtslos ausbeutend, stellen sie sich gegenüber Personen, die die Rechte der Mädchen<br />

fördern und schützen, als fürsorglich und väterlich dar. 740 Mädchen unter 15 wurden von BICE betreut<br />

und 77 in ihre Familien wieder eingegliedert.<br />

Sensibilisierung der Öffentlichkeit in der Heimatregion. Die Projektequipe führte in der Ferienzeit<br />

verschiedene Aufklärungskampagnen zur Lage und der Rechte der Haushaltshilfen in der Savannenregion<br />

durch, die Heimatregion einer großen Anzahl von jungen Haushaltshilfen. Ziel dieser Kampagnen<br />

ist der Kampf gegen die Arbeitsvermittlung von Mädchen unter 15 Jahren. Besonderes Augenmerk<br />

richtete sich dabei auf ausführliche Informationen über die Gefahren, denen besonders junge<br />

Mädchen in Haushalten ausgeliefert sind. Filme und persönliche Leidensgeschichten von jungen<br />

Haushaltshilfen machten dabei die Problematik besonders deutlich. Die Projektmitarbeiter schulten<br />

in den Heimatdörfern engagierte Dorfbewohner, die zukünftig darüber wachen sollen, daß sowohl<br />

die Arbeitsvermittlung gerade von Mädchen unter 15 Jahren verhindert als auch die Einschulung dieser<br />

Kinder gefördert wird. Auch wurde die Bevölkerung auf die Wichtigkeit der amtlichen Geburtenregistrierung<br />

hingewiesen.<br />

M.K.: »Früher hat man es abgelehnt, junge Mädchen in die Schule zu schicken, da es immer hieß, der<br />

Verstand von Mädchen reicht nicht weit hin. Wenn sie größer werden, denken sie nur an Männer und an<br />

Kinder. Das Geld für die Schule ist verloren. Es ist besser, sie zu unseren Brüdern nach Abidjan zu schicken,<br />

um ein bißchen Geld zu verdienen. Wir wußten nicht, was die Mädchen als Haushaltshilfen aushalten<br />

müssen. Das kleine Mädchen in dem Film hat wirklich gelitten, und dies anzusehen, hat uns sehr<br />

betroffen gemacht. Wenn es tatsächlich so ist, dann lasse ich meine kleinen Töchter bei mir im Dorf. Sie<br />

werden in die Schule gehen, und ich werde sie so gut wie ich kann unterstützen. Wir im Dorf haben alle<br />

zusammengelegt, damit wir hier eine Schule bauen können, und die Kinder nicht so weit zur nächsten<br />

Schule laufen müssen.<br />

Ich bin das Dorfoberhaupt von Nibrini: ich habe jetzt eingesehen, wie hart unsere jungen Mädchen in<br />

Abidjan arbeiten müssen. Sie treffen dort auf Leute, die ihnen nicht wohlgesonnen sind. Diese Leute<br />

haben uns wirklich getäuscht. Wenn du deinem Bruder dein Kind anvertraust, sagt er dir nicht, daß es in<br />

der großen Stadt hart arbeiten muß. Du glaubst, du tust deinem Kind etwas Gutes, denn du nimmst an,<br />

er wird es so behandeln als wenn es sein eigenes Kind wäre. Aber die Realität sieht anders aus. Wenn<br />

22


Kaum haben junge Mädchen ihre Aufgaben im Haushalt beendet, werden sie von<br />

der Arbeitgeberin oft auch noch zum Straßenverkauf von Waren oder – wie in diesem<br />

Fall – von Eiswasser herangezogen. Durch diese zusätzliche Arbeitsbelastung<br />

23<br />

werden Mädchen um ihre Grundrechte zu spielen, zu lernen oder auch nur sich<br />

auszuruhen gebracht.


man dir früher ein Kind anvertraute, hattest du nicht das Herz, es hart arbeiten zu lassen. Du hast dich<br />

um dieses Kind gekümmert wie um dein eigenes. Aber heute geht es nur um Geld, und man hat auch mit<br />

kleinen Kindern kein Mitleid mehr. Ich werde meine Töchter bei mir behalten und sie zur Schule gehen<br />

lassen.«<br />

Mißhandlung und sexueller Mißbrauch: ansteigende Tendenz oder weniger Tabus? <strong>2002</strong> mußten die<br />

BICE-Mitarbeiter bei einer steigenden Zahl an Fällen von Mißhandlungen und sexuellen Mißbrauchs<br />

von Mädchen intervenieren: 90 Mädchen wurden von ihren Arbeitgebern geschlagen, 57 erlitten andere<br />

Mißhandlungen, 17 Mädchen wurden vergewaltigt, 3 12-13 jährige Mädchen zur Heirat mit Erwachsenen<br />

gezwungen. Diese Mädchen, Opfer von brutaler Gewalt, wurden von BICE in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Jugend(schutz)polizei psychosozial und durch Rechtsbeistand betreut. Gibt es eine<br />

Häufung dieser Arten von Mißhandlung bzw. Mißbrauch? Trägt die intensive Öffentlichkeitsarbeit von<br />

BICE hierüber in den Medien Früchte? Alarmiert durch diese Formen von Gewalt an jungen Haushaltshilfen<br />

hat BICE mit seinen Partnern und dem Staat eine Studie durchgeführt und diese Thematik ins<br />

Zentrum der öffentlichen Diskussion anläßlich des Jahrestages der Kinderrechtskonvention gestellt.<br />

Eine erneute Verschärfung der Lage der jungen Haushaltshilfen. Die militärisch-politische Krise in der<br />

Elfenbeinküste seit September letzten Jahres hat direkten Einfluß auf die Lage und die Rechte der<br />

jungen Haushaltshilfen.<br />

> Einige Projektaktivitäten konnten nur noch sporadisch durchgeführt werden<br />

> Die Zerstörung ganzer Stadtviertel machte viele der Mädchen obdachlos<br />

> Die Arbeitsvermittlungsstellen wurden aufgelöst und zerstört<br />

> Viele junge Mädchen aus Flüchtlingsfamilien, die alleine zurückblieben, bieten sich als wohlfeile<br />

Arbeitskraft an.<br />

Die Arbeits- und Lebenssituation der jungen Haushaltshilfen hat sich durch die politischen Ereignisse in<br />

der Elfenbeinküste gravierend verschlechtert. Eine Verbesserung dieser Situation ist erst bei Rückkehr des<br />

Landes zu demokratischen und friedlichen Verhältnissen zu erwarten.<br />

Eine junge Haushaltshilfe im ersten Kontakt mit ihrer künftigen Arbeitgeberin. Ein<br />

Arbeitsvertrag wird über von BICE geschulte Vermittlungsbüros geschlossen, der<br />

die Grundrechte der Mädchen respektiert..<br />

24


Mütter mit behinderten Kindern.<br />

Projektfinanzierung: 21.889 Euro.<br />

Ein besonderes Anliegen von BICE ist die Rehabilitierung von behinderten Kindern im Armenviertel<br />

von Doukouré in Yopougon. 114 Kinder nehmen mit ihren Familien an verschiedenen Maßnahmen<br />

teil. Die Kindertagesstätte CESEH von BICE liegt inmitten des Armenviertels und ist daher von den<br />

besonders betroffenen Familien gut zu erreichen. Die Kinder haben ganz unterschiedliche<br />

Behinderungen: körperliche, geistige und Behinderungen in der Sensorik. Dies stellt hohe<br />

Anforderungen an die Sozialarbeiter und Erzieher.<br />

Einzel- anstatt Gruppenbetreuung. Die Erzieher und Sozialarbeiter von BICE wurden intensiv geschult,<br />

um effizienter und gezielter auf die Kinder mit ihren unterschiedlichsten Behinderungen einzugehen.<br />

Die einzelnen Maßnahmen wurden den Bedürfnissen der Kinder besser angepasst und führten dazu,<br />

daß regelmäßig 28 bis 40 Kinder und Jugendliche an den verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Die<br />

Kinder entdecken, daß sie auch ohne fremde Hilfe etwas leisten und selbständiger werden können.<br />

Erkennen von und frühzeitiges Handeln bei Behinderungen. Mehr und mehr Mütter mit ihren Kleinkindern<br />

kommen regelmäßig zweimal die Woche zur Behandlung ins Zentrum. Die sichtbaren Fortschritte<br />

bei ihren Kindern ermutigen andere Mütter, auch mit ihrem behinderten Kind an den angebotenen<br />

Aktivitäten teilzunehmen. Die Flüsterpropaganda funktioniert und nährt die Hoffnung, daß<br />

das Kind eines Tages selbständig ist, daß eine Behinderung verhindert werden kann. So kann vermieden<br />

werden, dass Kinder menschenunwürdig wegen ihrer Behinderung auf allen vieren kriechend<br />

in Dreck und Staub sich fortbewegen müssen.<br />

Mit der Hilfe unserer Partner konnten wir den Kindern viele technische Hilfsmittel zur Verfügung stellen.<br />

Zudem wurden zahlreiche chirurgische Eingriffe zur Linderung der Behinderung durchgeführt.<br />

Die Eltern wiederholen zu Hause mit ihren Kindern die krankengymnastischen Übungen, die sie im<br />

Rehabilitationszentrum gelernt haben. BICE Mitarbeiter besuchen die Kinder regelmäßig alle 14 Tage<br />

zu Hause.<br />

Aktive Mitarbeit von Müttern und Vätern in der Elternvereinigung. Die Eltern der behinderten Kinder<br />

treffen sich mittlerweile regelmäßig und übernehmen mehr und mehr Verantwortung. Sie haben<br />

erkannt, daß ein gemeinschaftliches Vorgehen weitaus wirksamer ist und gelernt, die Schwierig-keiten,<br />

die mit einer Behinderung ihres Kindes einhergehen, zu akzeptieren. Ihre positivere Haltung<br />

gegenüber ihrem behinderten Kind und hat Fortschritte erst möglich gemacht. Durch ihre aktivere<br />

Mitarbeit können die Kinder jetzt regelmäßig im Zentrum essen. Doch sind diese Be-mühungen für<br />

die Ärmsten und Schwächsten durch die aktuelle militärisch-politische Situation des Landes in Frage<br />

gestellt. Wie die meisten Familien, sind auch die Familien mit behinderten Kindern vor allem mit dem<br />

Kampf ums Überleben in einem ins Chaos versinkenden Land beschäftigt.<br />

Früherkennung und Therapie von Behinderungen schon im Säuglingsstadium verhindern<br />

oft irreparable Schäden und ein Leben in totaler Abhängigkeit.<br />

Spielerisches Lernen in Kleingruppen ermöglicht eine intensivere Betreuung und<br />

Förderung behinderter Kinder und ein besseres Eingehen auf ihre individuellen<br />

Bedürfnisse.<br />

25


Kreative Fähigkeiten von Kindern werden gezielt gefördert. Sie lernen, Spielzeug<br />

und Werkzeug mit einheimischen Materialien herzustellen. Jeder Erfolg baut<br />

Selbstbewußtsein auf.<br />

26


Kinder – Opfer von bewaffneten Konflikten, Liberia<br />

Projektfinanzierung: 126.395 Euro.<br />

Die besonders prekäre politische und sozio-ökonomische Situation Liberias hat sich auch <strong>2002</strong> nicht<br />

verbessert, wobei die Probleme eher noch verschärft wurden durch den anhaltenden Konflikt in der<br />

Elfenbeinküste. Gerade die Grenzregionen, in denen das BICE-Projekt angesiedelt ist, waren davon<br />

betroffen und machten die Projektarbeit nicht zuletzt durch die Schließung der Grenzen zwischen<br />

Liberia und der Elfenbeinküste, über die das Projekt logistisch versorgt und fachlich betreut wird,<br />

extrem schwierig.<br />

Trotz dieser widrigen Umstände und einem erneut drohenden Bürgerkrieg mit lokalen bewaffneten<br />

Auseinandersetzungen haben die einheimischen Projektmitarbeiter versucht, so gut es ging Normalität<br />

zu praktizieren und die bisherigen Projektaktivitäten wie Frühförderung von Kleinkindern, Vorschul-<br />

und Grundschulerziehung (letztere für vorzeitige Schulabgänger), Alphabetisierung, gesundheitliche<br />

Aufklärung sowie die Vermittlung lebensnaher Fähigkeiten weiter durchzuführen.<br />

Dreh- und Angelpunkt für diese Aktivitäten waren die neun Kinder-, Eltern- und Gemeinde- (CPC)<br />

Zentren in drei Regionen und sechs städtischen Gemeinden, die von BICE mit Hilfe der Bevölkerung<br />

in den Jahren zuvor etabliert wurden.<br />

Insgesamt wurden 1980 Kinder, Jugendliche und Eltern (vor allem Mütter) durch das Projekt gefördert.<br />

Hinzu wurden weitere 3500 indirekt unterstützt.<br />

Soziales Lernen und friedliche Konfliktbewältigung. Nach wie vor die wichtigste Zielgruppe des Projektes<br />

waren die knapp 1000 Kinder im Vorschulalter mit einem Anteil von 55 % Mädchen. Diese Kinder<br />

erwarben wichtige kognitive, Sprach- und Kommunikations- und vor allem soziale Fähigkeiten. Ein<br />

besonderer Akzent der Arbeit lag beim sozialen Lernen mit Hilfe von Schlüsselsituationen aus dem<br />

erlebten Alltag der Kinder, die als Grundlage für die pädagogische Arbeit dienten. Kinder erwarben<br />

so spielerisch lebensnahe, soziale, gesundheits- und ernährungsrelevante Kenntnisse und lernten<br />

dies, zum Beispiel auch in gesundheitsförderndes Verhalten, umzusetzen.<br />

Im Hinblick auf das große Konfliktpotential in Liberia hat das Projekt mit besonderem Nachdruck versucht,<br />

Werte wie gegenseitiger Respekt und Hilfsbereitschaft, Teilen, Toleranz und die Bewältigung<br />

von Konflikten mit friedlichen Mitteln zu vermitteln bzw. zu stärken. Diese werteorientierte Pädagogik<br />

war ein wesentlicher Bestandteil aller Projektaktivitäten auch mit älteren Kindern,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen.<br />

In Jugend- und Müttergruppen wurden Kenntnisse, Erfahrungen und praktische Fähigkeiten im<br />

Backen, Nähen, Schneidern, Weben vermittelt und ausgetauscht mit dem Ergebnis, daß die meisten<br />

der teilnehmenden Mädchen und Frauen in der Lage waren, Qualitätsprodukte herzustellen. Dadurch<br />

konnten der Eigenbedarf befriedigt, Ausgaben für den Familienunterhalt reduziert und zusätzliche<br />

Einnahmen erzielt werden. Daß dies mit Hilfe von lokalen Personalressourcen aus der Gemeinde<br />

selbst und deren Fähigkeiten erreicht werden konnte, hat die Teilnehmer um so stolzer gemacht.<br />

Auch im Bereich der Umwelt und Nahrungsmittelhygiene haben sich verschiedene Gruppen engagiert:<br />

Sauberkeit in Haus und Hof, Abfallbeseitigung, Vermeidung stagnierenden Wassers zur<br />

Malariaverhütung, hygienische Aufbewahrung von Wasser und Nahrungsmitteln und Maßnahmen zur<br />

Unfallverhütung.<br />

27


Mit Hilfe von erfahrenem Gesundheitspersonal in den jeweiligen Gemeinden wurden Kinder,<br />

Jugendliche und Eltern zielgruppengerecht geschult im Hinblick auf vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen,<br />

Impfungen wurden durchgeführt, Aufklärung betrieben über die wichtigsten Kinderkrankheiten,<br />

Familienplanung, Geburtenkontrolle, Teenagerschwangerschaften, AIDS und durch<br />

sexuellen Kontakt übertragbare Krankheiten. Offensichtlich hat sich diese Arbeit positiv ausgewirkt,<br />

da die Zahl ungewollter Schwangerschaften im Einzugsbereich des Projektes rückläufig ist.<br />

Viele dieser Themenbereiche wurden auch in Alphabetisierungskursen erörtert, neben der Grundschulung<br />

im Lesen, Schreiben und Rechnen, wobei vor allem junge Frauen und Mütter die unmittelbaren<br />

Nutznießer dieser Aktivitäten waren.<br />

Im Rahmen staatsbürgerlicher Schulungen wurden Rechte und Pflichten von Bürgern, Eltern und Kindern<br />

erörtert und die Förderung und Stärkung von Werten und Sozialverhalten sowie der Vorbeugung<br />

und Verhinderung von Gewalt in der Gemeinde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. BICE Mitarbeiter/innen<br />

haben sich auch für eine Verringerung oder ein Ende von Mißhandlungen von Kindern<br />

auf Polizeistationen eingesetzt.<br />

Es ist ferner gelungen, alle Flüchtlingskinder, die im BICE Kinderschutzzentrum in Guiglo/Elfenbeinküste<br />

betreut und nach Liberia repatriiert wurden, in ihre Familien nach einer intensiven Betreuung<br />

und Vorbereitung zurückzuführen. Die drei verbliebenen Jugendlichen – Kriegswaisen – gehen mit<br />

Projektunterstützung in die Schule bzw. haben eine Lehre aufgenommen.<br />

Die Bemühungen des Projektes, die Gemeinden noch stärker an der Mitverantwortung für die<br />

Kinder-, Eltern- und Gemeindezentren zu beteiligen, haben erste positive Ergebnisse durch die<br />

Gründung von Verwaltungskomitees durch engagierte Mitglieder der Gemeinde gezeitigt. Leider hat<br />

die schwierige politische Situation diesen Prozeß am Ende des Jahres wieder ins Stocken gebracht.<br />

Mütter erwerben wichtige, lebensnahe Fähigkeiten in Frauen-für-Frauen-Gruppen,<br />

um den Familienbedarf zu befriedigen, Ausgaben zu verringern und zusätzliches<br />

Einkommen zu erwirtschaften.<br />

28


Einnahmen <strong>2002</strong><br />

Einzelspender<br />

Fördermitglieder<br />

Firmen/Institutionen<br />

Aktionen<br />

Bussgelder<br />

Ko-Finanzierungen<br />

Stiftungen/Organisationen<br />

Sonstige (Zinsen, afrik. Kunsthandwerk)<br />

Gesamtsumme<br />

Unser Dank – Beispiele der Hilfe<br />

Kinder mit starken Partnern sind Kinder mit Zukunft. Wir danken für partnerschaftliche Hilfe, für<br />

kreatives Engagement, für ideelle und finanzielle Unterstützung:<br />

> der Europäischen Kommission, Brüssel<br />

> dem Kindermissionswerk, Aachen<br />

> CORDAID, Niederlande<br />

> Zentralstelle für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der schwedischen Regierung (SIDA)<br />

> dem Weltgebetstag der Frauen, Stein/Nürnberg<br />

> der Oberle-Stiftung, Staufen<br />

> den Vereinten Nationen (UN), Schweiz<br />

> der Oak Foundation, Schweiz<br />

> dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Bonn<br />

> dem <strong>Afrika</strong>-Fonds, Maria und Prof.Dr.med.habil. Peter Stingl, Steingaden<br />

> der Alois-Erb-Stiftung, Schweiz<br />

> Jacky Naegelen (Reuters)<br />

> Herrn Dr. Hans-Jochen Vogel<br />

> dem Hungermarsch Schwetzingen<br />

> der Eine-Welt-Gruppe Schwetzingen<br />

> der Werkstatt für florale Gestaltung G. Baumann, Schwetzingen<br />

> dem Kath. Pfarramt, Neuenburg<br />

> der Eine-Welt-Gruppe, Neuenburg<br />

> dem Weltladen Schruns, Österreich<br />

> der Kirchenstiftung Steingaden<br />

> dem Kath. Pfarramt, Steingaden<br />

> dem Förderverein Frauenliste, Steingaden<br />

> den KFD Lindlar und Schwetzingen<br />

> der Münzaktion Gudrun und Claus Hemker, Schwetzingen<br />

> der Südstadt Grundschule, Schwetzingen<br />

> der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt<br />

> der Realschule Karlsruhe-Rüppur<br />

> der Ältererengemeinschaft St. Marien, Lindlar<br />

> dem Gemeinderat Halblech<br />

> der Schule Immaculée Conception, Toulouse, Frankreich<br />

> dem Verein Solidaires pour agir ensemble, Straßburg, Frankreich<br />

> den Richtern und Staatsanwälten von Amts- und Landgerichten für die Zuweisung von Geldauflagen<br />

> unseren Fördermitgliedern, Privatspendern, Kongregationen, Firmen und ehrenamtlichen Mitarbeitern.<br />

29<br />

38.594<br />

17.786<br />

2.001<br />

21.766<br />

21.115<br />

782.664<br />

228.001<br />

23.702<br />

1.135.629


Einnahmen <strong>2002</strong><br />

Euro 1.135.629*<br />

*<br />

Darin enthalten sind Zuwendungen für Projektfinanzierungen im<br />

ersten Halbjahr 2003.<br />

Aufwendungen für Projekte in <strong>Afrika</strong> <strong>2002</strong><br />

Euro 925.521<br />

30<br />

Spenden (7 ,0%)<br />

Bussgelder (1,9 %)<br />

Ko-Finanzierungen (67,4 %)<br />

Stiftungen/Organisationen (22,3 %)<br />

Sonstiges (Zinsen, Kunsthandwerk) (1,4 %)<br />

Kinder in Gefängnissen und Mütter mit<br />

Kleinkindern in Gefängnissen (41,5 %)<br />

Kinder - Opfer von bewaffneten Konflikten<br />

(13 ,0 %)<br />

Lastenträgerinnen (12,7 %)<br />

Strassenkinder (8,9 %)<br />

Behinderte Kinder (2,4 %)<br />

Haushaltshilfen (12,8 %)<br />

Kindersoldaten (3,9 %)<br />

Hexenkinder (2,5 %)<br />

Kasai-Projekt (2,3 %)


Herausgeber<br />

Herausgeber<br />

BICE Deutschland e.V.<br />

Schillerstraße 16, 77933 Lahr ( Schwarzwald )<br />

Telefon 07821/38855, Telefax 07821/985755<br />

e-mail: bice.d@t-online.de<br />

internet: www.bicedeutschland.de<br />

Spendenkonto<br />

76004044 Sparkasse Offenburg/Ortenau<br />

BLZ: 664 500 50<br />

SWIFT: SOLADEST<br />

Redaktion<br />

Horst Buchmann (verantwortlich)<br />

Elisabeth Munsch<br />

Fotos<br />

Jacky Naegelen (Reuters)<br />

Photoarchiv von BICE Deutschland e.V.<br />

Graphische Gestaltung<br />

Erasmi & Stein, München<br />

Lithographie<br />

Repro Schmidt, Schwetzingen<br />

Druck<br />

Druckerei Vöhringer, Walldorf<br />

Zinke-Druck, Oftersheim, Koordination<br />

gedruckt auf »Mundo Star«, Recycling Papier<br />

Spende der Firma Berberich, Abstatt<br />

Auf klare Zuweisungen zu bestimmten Gefängnis-Situationen und Ländern wurde bewußt verzichtet,<br />

um die Würde der betroffenen Kinder zu schützen und unsere lokalen Partner sowie das bestehende<br />

Vertrauensverhältnis zu den afrikanischen Staaten nicht zu gefährden.<br />

Dieser <strong>Jahresbericht</strong> konnte wieder einmal mit nur geringem finanziellen Aufwand erstellt<br />

werden, da das Büro für grafische Kommunikation Erasmi & Stein, die Firmen Zinke-Druck und<br />

Berberich-Papier ihre Dienstleistungen kostenlos zur Verfügung stellten. Die Firma Vöhringer<br />

hat den Druck freundlicherweise zum Selbstkostenpreis erstellt. Wir bedanken uns bei allen<br />

sehr herzlich für diese Hilfe.

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