Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV
Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV
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Einblicke – Ausblicke<br />
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kommt eines Tages nicht mehr von der Schule nach Hause. Es wird von vorbeiziehenden<br />
Militärs – das Land befindet sich in einer Art Bürgerkrieg – zwangsrekrutiert und zum Militärdienst<br />
»abgerichtet«. Wider Willen, ohne Abschied nehmen zu können von den Eltern und Geschwistern.<br />
Ihr Kind wird gezwungen, drei oder vier Jahre militärischen Frondienst zu leisten, sämtliche Greuel<br />
zu begehen bzw. zu erfahren, zu denen Menschen fähig sind. Als Täter und Opfer zugleich. Ein Fall für uns<br />
als Kinderrechtsorganisation.<br />
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kann als Kindersoldat das grausame Morden, das Plündern und Brandschatzen<br />
nicht mehr ertragen, flieht, wird gefangen und wegen Fahnenflucht oder Feigheit vor dem Feind ins<br />
Gefängnis gesteckt. Auch hier erlebt es nur Gewalt. Missachtet, schikaniert, ohne ausreichende Ernährung,<br />
ohne medizinische Versorgung, wird misshandelt, sexuell missbraucht und mit Drogen vollgepumpt.<br />
Das Leben im Gefängnis ist fast so grausam wie der Krieg. Ein Leidensweg ohne Ende. Ein Fall für<br />
uns als Kinderrechtsorganisation.<br />
<strong>2002</strong> haben wir wieder viel erreicht für diese Kinder und die Weichen gestellt für ein noch größeres Engagement<br />
für Kindersoldaten durch den geplanten Aufbau eines Friedensdorfes für ehemalige Kindersoldaten<br />
im Kongo: Aufbauen statt zerstören. Die Selbstachtung wiedergewinnen, eigenverantwortlich handeln,<br />
den Übergang von einer militärischen Existenz in ein ziviles Leben schaffen, ohne Gewalt, friedlich.<br />
Wie immer haben wir uns auch auf der politischen Ebene engagiert. Mit der Herausgabe einer kommentierten<br />
Gesetzessammlung in Bezug zum Kinder- und Jugendstrafrecht in der Demokratischen Republik<br />
Kongo ist uns ein in seiner Art einmaliges Projekt gelungen. Wir kommen dabei einem dringenden Bedürfnis<br />
von afrikanischen Richtern, Staatsanwälten, Polizeikommissaren und Gefängnisdirektoren nach, die<br />
übereinstimmend klagten, keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Gesetzestexten des nationalen<br />
Rechts und zu internationalen Rechtsnormen zu haben.<br />
Die persönliche Übergabe der ersten Exemplare dieser Gesetzessammlung an die Minister für Justiz, für<br />
Menschenrechte und für Soziales im Beisein des kongolesischen Fernsehens, zahlreichen Radiostationen<br />
und der Presse und die dabei ausgesprochene Anerkennung und der Dank der Vertreter des kongolesischen<br />
Staates war für uns ein großer Erfolg und ist ein wichtiger Schritt zur wirksamen und dauerhaften Umsetzung<br />
der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, an der wir durch unsere konkrete Arbeit seit<br />
Jahren mitwirken.<br />
Dies schaffen wir aber nur, wenn wir starke, verlässliche Partner haben, die uns helfen, den langen Atem<br />
aufrechtzuerhalten, den wir alle brauchen, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.<br />
Wir danken Ihnen für Ihr persönliches Engagement in der Vergangenheit und bitten auch um Ihre künftige<br />
Unterstützung, gerade jetzt in besonders schwierigen Zeiten.<br />
In dankbarer Verbundenheit<br />
Prof. Dr. med. habil Peter Stingl<br />
1. Vorsitzender<br />
Horst Buchmann<br />
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
<strong>Afrika</strong>beauftragter von BICE