Lastenträgerinnen in Lomé, Togo. Projektfinanzierung: 117.644 Euro. In einem Land mit einer anhaltenden wirtschaftlich schwierigen Lage, in dem arme Familien sich einen Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr leisten können und eine enorme Arbeitslosigkeit herrscht, sehen viele junge Mädchen und Frauen ohne Ausbildung keinen anderen Ausweg für ihren Lebensunterhalt als die Arbeit als Haushaltshilfe oder Lastenträgerin auf dem Markt in Lomé. Die bisherige Projektarbeit wird weiterhin fortgeführt und wurde noch wesentlich erweitert durch die Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Rechte der Lastenträgerinnen und ihrer Kinder. Eine Chance für die Zukunft – Sensibilisierung der Mütter und Frühförderung von Kleinkindern. Verschiedene Aktivitäten zur Sensibilisierung der Mütter wurden durchgeführt: Gesundheitsvorsorge, Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, über die Bedeutung der Geburtsurkunde sowie die Rolle der Lastenträgerinnenvereinigung. Mehr und mehr junge Frauen und Mädchen nehmen an diesen Veranstaltungen teil. Mit den Kenntnissen und Informationen aus diesen Fördermaßnahmen gewinnen sie Selbstsicherheit und können ihre Lebenssituation und die ihrer Kinder verbessern. In diesem Jahr wurde ein neue Tagesstätte zur Förderung von Kleinkindern inmitten des Arbeits- und Lebensmilieus der Lastenträgerinnen eröffnet und 40 Kinder nahmen an den angebotenen Maßnahmen teil. Zur Zeit werden mehr als 160 Kleinkinder, die aus Armut vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, gefördert und gesundheitlich betreut. Bildung und Ausbildung zur Überwindung von Unwissenheit und Armut. In Lomé und im Herkunftsmilieu der Mädchen fördert BICE die Einschulung der Kinder von Lastenträgerinnen. So wurden 106 Kinder in Lomé und 742 Kinder im ländlichen Raum eingeschult. Dabei unterstützt das Projekt besonders Mädchen, denen traditionsgemäß oft der Zugang zu schulischen Einrichtungen verwehrt bleibt. Den Schulabschluß schafften 74 % der Kinder, ein gutes Ergebnis im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Kinder. Während der Schulferien erhielten die Kinder eine kleine Starthilfe, damit sie in der Ferienzeit etwas hinzuverdienen und mit dem Ersparten notwendige Schulbücher und Hefte anschaffen und so ihre Familien entlasten konnten. Die Sozialarbeiter von BICE betreuten auf dem Markt 129 Kinder unter 15 Jahren, die dort schon schuften und schwere Lasten tragen mußten. Ihre Familien wurden ausfindig gemacht, die Kinder nach Möglichkeit in ihre Heimatdörfer zurückgebracht und dort eingeschult, oder sie erhielten eine Berufsausbildung. Damit Arbeitsplätze entstehen konnten, unterstützte BICE die örtlichen Gruppierungen in ihren Heimatdörfern und förderte vor allem solche Maßnahmen, die nachhaltig Einkommen schaffen. Wirtschaftliche Fragen zur Führung und Verwaltung eines Kleinbetriebes wurden erklärt und Kleinkredite ermöglichten deren Gründung. »Ich heiße Dzodzi, bin 11 Jahre alt und besuche die Klasse CP2. Ich habe im September <strong>2002</strong> aufgehört, als Lastenträgerin zu arbeiten, um wieder in die Schule zu gehen. Diese Arbeit habe ich 3 Jahre im Schlachthof gemacht. Ich lebe bei meiner Mutter. Sie arbeitet seit 1998 als Lastenträgerin. Meine große Schwester und ich wohnten bei einer Tante mütterlicherseits. Unser Vater ist gestorben, als ich noch ganz klein war. Unsere Tante hat sich zwar um uns gekümmert, aber sie war oft unterwegs, und wir hatten niemanden, der uns bei den Hausaufgaben unterstützte. Eines Tages entschied meine Mutter, uns nach Lomé zu holen und dort zur Schule gehen zu lassen, das war im Schuljahr 1999-2000. Aber in Lomé angekommen, haben wir angefangen, andere Dinge zu machen. Zuerst haben wir Wasser verkauft, dann Bonbons, dann sind wir Lastenträgerinnen geworden. Jedesmal, wenn ein Auto heranfährt, laufen wir los, um die Lasten zu bekommen. Oft sind sie sehr schwer, aber ich schaffe es irgendwie. Ich arbeite jeden Tag außer am Sonntag. 19
Ohne Projekthilfe haben Kinder von Lastenträgerinnen, die meist in slumähnlichen Bretterbehausungen und ohne Förderung aufwachsen, keine Zukunftschancen. 20