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Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV

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Lastenträgerinnen in Lomé, Togo.<br />

Projektfinanzierung: 117.644 Euro.<br />

In einem Land mit einer anhaltenden wirtschaftlich schwierigen Lage, in dem arme Familien sich<br />

einen Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr leisten können und eine enorme Arbeitslosigkeit herrscht,<br />

sehen viele junge Mädchen und Frauen ohne Ausbildung keinen anderen Ausweg für ihren Lebensunterhalt<br />

als die Arbeit als Haushaltshilfe oder Lastenträgerin auf dem Markt in Lomé. Die bisherige<br />

Projektarbeit wird weiterhin fortgeführt und wurde noch wesentlich erweitert durch die Maßnahmen<br />

zum Schutz und zur Förderung der Rechte der Lastenträgerinnen und ihrer Kinder.<br />

Eine Chance für die Zukunft – Sensibilisierung der Mütter und Frühförderung von Kleinkindern. Verschiedene<br />

Aktivitäten zur Sensibilisierung der Mütter wurden durchgeführt: Gesundheitsvorsorge,<br />

Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, über die Bedeutung der Geburtsurkunde sowie die Rolle<br />

der Lastenträgerinnenvereinigung. Mehr und mehr junge Frauen und Mädchen nehmen an diesen<br />

Veranstaltungen teil. Mit den Kenntnissen und Informationen aus diesen Fördermaßnahmen gewinnen<br />

sie Selbstsicherheit und können ihre Lebenssituation und die ihrer Kinder verbessern.<br />

In diesem Jahr wurde ein neue Tagesstätte zur Förderung von Kleinkindern inmitten des Arbeits- und<br />

Lebensmilieus der Lastenträgerinnen eröffnet und 40 Kinder nahmen an den angebotenen<br />

Maßnahmen teil. Zur Zeit werden mehr als 160 Kleinkinder, die aus Armut vom Schulbesuch ausgeschlossen<br />

sind, gefördert und gesundheitlich betreut.<br />

Bildung und Ausbildung zur Überwindung von Unwissenheit und Armut. In Lomé und im Herkunftsmilieu<br />

der Mädchen fördert BICE die Einschulung der Kinder von Lastenträgerinnen. So wurden 106<br />

Kinder in Lomé und 742 Kinder im ländlichen Raum eingeschult. Dabei unterstützt das Projekt<br />

besonders Mädchen, denen traditionsgemäß oft der Zugang zu schulischen Einrichtungen verwehrt<br />

bleibt. Den Schulabschluß schafften 74 % der Kinder, ein gutes Ergebnis im Verhältnis zur Gesamtanzahl<br />

der Kinder. Während der Schulferien erhielten die Kinder eine kleine Starthilfe, damit sie<br />

in der Ferienzeit etwas hinzuverdienen und mit dem Ersparten notwendige Schulbücher und Hefte<br />

anschaffen und so ihre Familien entlasten konnten.<br />

Die Sozialarbeiter von BICE betreuten auf dem Markt 129 Kinder unter 15 Jahren, die dort schon<br />

schuften und schwere Lasten tragen mußten. Ihre Familien wurden ausfindig gemacht, die Kinder<br />

nach Möglichkeit in ihre Heimatdörfer zurückgebracht und dort eingeschult, oder sie erhielten eine<br />

Berufsausbildung. Damit Arbeitsplätze entstehen konnten, unterstützte BICE die örtlichen<br />

Gruppierungen in ihren Heimatdörfern und förderte vor allem solche Maßnahmen, die nachhaltig<br />

Einkommen schaffen. Wirtschaftliche Fragen zur Führung und Verwaltung eines Kleinbetriebes wurden<br />

erklärt und Kleinkredite ermöglichten deren Gründung.<br />

»Ich heiße Dzodzi, bin 11 Jahre alt und besuche die Klasse CP2. Ich habe im September <strong>2002</strong> aufgehört,<br />

als Lastenträgerin zu arbeiten, um wieder in die Schule zu gehen. Diese Arbeit habe ich 3 Jahre im<br />

Schlachthof gemacht. Ich lebe bei meiner Mutter. Sie arbeitet seit 1998 als Lastenträgerin. Meine große<br />

Schwester und ich wohnten bei einer Tante mütterlicherseits. Unser Vater ist gestorben, als ich noch ganz<br />

klein war. Unsere Tante hat sich zwar um uns gekümmert, aber sie war oft unterwegs, und wir hatten<br />

niemanden, der uns bei den Hausaufgaben unterstützte. Eines Tages entschied meine Mutter, uns nach<br />

Lomé zu holen und dort zur Schule gehen zu lassen, das war im Schuljahr 1999-2000. Aber in Lomé<br />

angekommen, haben wir angefangen, andere Dinge zu machen. Zuerst haben wir Wasser verkauft, dann<br />

Bonbons, dann sind wir Lastenträgerinnen geworden. Jedesmal, wenn ein Auto heranfährt, laufen wir<br />

los, um die Lasten zu bekommen. Oft sind sie sehr schwer, aber ich schaffe es irgendwie. Ich arbeite<br />

jeden Tag außer am Sonntag.<br />

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