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Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV

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sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, unterstützt. 1600 Kinder fanden in unseren Kinderschutzzentren<br />

Obdach, Nahrung und Schutz. 119 Jugendliche fanden eine Lehrstelle und erhielten so eine<br />

Perspektive für die Zukunft. Gezielte Aktionen zur Sensibilisierung und Mobilisierung der Öffentlichkeit<br />

förderten die ehrenamtliche Mitarbeit von Helfern in den betroffenen Stadtvierteln, aber die<br />

militärisch-politischen Auseinandersetzungen seit dem 19. September <strong>2002</strong> haben alles in Frage<br />

gestellt.<br />

Ich heiße Boussouman und bin 16 Jahre alt. Als ich 4 Jahre alt war, hat mein Vater meine Mutter verlassen,<br />

um sich wieder zu verheiraten. Er lebt in Bouaflé. Meine Stiefmutter mag mich nicht, und sie möchte<br />

nicht, daß ich mit ihnen zusammen im Haus lebe. Sie gab mir nichts zu essen, beschuldigte mich ständig<br />

irgendwelcher Dinge und warf mich öfter aus dem Haus. Jedes Mal erzählte ich es meinem Vater,<br />

aber er sagte nichts dazu. Deshalb habe ich mich entschlossen, wegzulaufen und nach Abidjan zu gehen.<br />

Geschlafen habe ich in Abidjan auf dem Markt »Gouro« von Adjamé. Um ein bißchen Geld zu verdienen,<br />

habe ich die Körbe der Verkäuferinnen und der Marktkunden geschleppt. Ein Freund brachte mich<br />

schließlich zum Kinderschutzzentrum. Die Sozialarbeiter hier kümmern sich um mich, und ich habe viele<br />

Freunde gefunden. Ich habe hier auch schreiben und lesen gelernt. Ich möchte zu meinem Vater nach<br />

Bouaflé zurückkehren und dort eine Lehre als Mechaniker machen.<br />

Eine Notsituation bringt neue Herausforderungen. Trennung, Unsicherheit, Ausgangssperre, massive<br />

Zerstörung von Armenvierteln, gegenseitiges Mißtrauen und Angst haben das tägliche Leben eines<br />

ganzen Landes verändert. Besonders bedrohlich war die Situation für die Straßenkinder, die in die<br />

Kinderschutzzentren von BICE drängten, um Schutz und ein wenig Sicherheit zu finden. Schnell hatte<br />

sich die Zahl der Hilfe suchenden Kinder verdoppelt, was natürlich Auswirkungen auf die »normale«<br />

Arbeit im Zentrum und auch auf die Möglichkeiten der Wiedereingliederung der Kinder in ihre Familien<br />

hatte.<br />

Theater und Spiel zur Überwindung von Gewalt und traumatischen Erlebnissen. Das Straßenkinderprojekt<br />

von BICE hat den Zirkus in der Elfenbeinküste bekannt gemacht. Gerade dieses Zirkusprojekt<br />

begeistert die Jugendlichen, die sich durch die Bewunderung der Zuschauer in ihrem Selbstwertgefühl<br />

bestätigt und bestärkt fühlen. Während der Ferien verbindet Tanz und Theater die Kinder des<br />

Zentrums mit der Nachbarschaft; zusammen wurde ein Stück mit dem Titel »Die Verlorenen des<br />

Lebens« inszeniert und aufgeführt. Theater, Erzählungen, komische Sketche, Lieder und Tänze waren<br />

die Hauptaktvitäten in der Zeit, in der viele Kinder im Zentrum Schutz und Sicherheit vor der Gewalt<br />

auf den Straßen suchten. Sie nahmen ihnen Angst und Furcht und ließen wieder Freude und Hoffnung<br />

bei den Kindern aufkommen.<br />

Ein Schwerpunkt der Arbeit von BICE in der Elfenbeinküste angesichts der gegenwärtigen brisanten<br />

militärisch-politischen Situation ist die Erziehung zu Frieden, zu Toleranz und zu friedlichen Lösungen<br />

von Konflikten.<br />

Kulturelle und artistische Aktivitäten wie traditionelles Ballett und Theater spielen<br />

eine wichtige Rolle bei der Angstbewältigung von Straßenkindern sowie dem<br />

Aufbau von Selbstvertrauen und Werten.<br />

In projekteigenen Werkstätten erwerben ehemalige Straßenkinder handwerkliche<br />

Fähigkeiten. Mit psychosozialer Betreuung und Alphabetisierung wird so ein solider<br />

Grundstein gelegt für ihre familiäre und soziale Reintegration.<br />

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