Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV
Jahresbericht 2002 - Kinderrechte Afrika eV
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Ich heiße Mpunga und bin 17 Jahre alt. Ich bin in Mbuji-Mayi, Kongo, geboren. Meine Eltern haben sich<br />
kurz nach meiner Geburt getrennt. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie ist gestorben, als ich 5<br />
Jahre alt war. Meine Großmutter hat sich danach um mich gekümmert. 2001 habe ich meine Großmutter<br />
verlassen und bin zu meinem Vater gezogen. Zwar hat er mich herzlich empfangen, aber seine zweite<br />
Frau mochte mich nicht und hat mich mißhandelt. Da mein Vater nie zu Hause war, bin ich weggelaufen.<br />
Ich habe auf der Straße gelebt mit einer Gruppe anderer Kinder in meinem Alter, die sich mit<br />
kleinen Diebstählen über Wasser hielten. Da ich nichts hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als es ihnen<br />
gleichzutun.<br />
Einmal habe ich ein leeres Faß gestohlen und man hat mich erwischt. Ich bin ohne Verteidiger zu einer<br />
Haftstrafe von 4 Jahren verurteilt worden. Mehr als ein Jahr war ich im Gefängnis von Mbuji-Mayi. Ich<br />
mußte für die erwachsenen Häftlinge schuften und hab dadurch überlebt. Wir Jugendlichen waren<br />
zusammen mit den Erwachsenen eingesperrt. Während dieser ganzen Zeit hat mich meine Familie nicht<br />
ein einziges Mal besucht. Im Oktober wurde ich dann in den Trakt für minderjährige Häftlinge gebracht,<br />
der von BICE umgebaut und eingerichtet wurde, und ich konnte endlich den Schikanen der erwachsenen<br />
Häftlinge entrinnen. Ich bekomme jetzt eine richtige Mahlzeit, die Sozialarbeiter von BICE kümmern<br />
sich um mich und hören mir zu. Mit der Hilfe eines Rechtsanwalts kann ich das Gefängnis hoffentlich<br />
bald verlassen.<br />
Ein Muss: die Trennung von minderjähriger und erwachsenen Häftlingen. In Mbuji-Mayi, D.R. Kongo,<br />
und in Man, Elfenbeinküste, wurde auf Initiative von BICE ein Gefängnistrakt für Kinder und Jugendliche<br />
eingerichtet. Dadurch wird es ermöglicht, sie vor sexuellem Mißbrauch, Drogen und weiterer<br />
Kriminalisierung zu schützen, Gefahren, die sie durch den ständigen Kontakt mit den erwachsenen<br />
Mithäftlingen ausgesetzt waren.<br />
Es gibt aber auch immer wieder Rückschläge. Bei der Eroberung von Man durch die Rebellen wurden<br />
alle Häftlinge aus dem Gefängnis befreit, das gesamte, den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung<br />
gestellte Material und die Einrichtung geplündert. Es ist fraglich, was aus den von BICE betreuten<br />
Jugendlichen wurde ohne Hilfe für die soziale und familiäre Wiedereingliederung.<br />
Einige Erfolge in Zahlen.<br />
> Bei 2.500 Minderjährigen konnten die Haftbedingungen entscheidend verbessert werden.<br />
> Mehr als 600 Kinder und Jugendliche konnten durch aktiven Rechtsbeistand und mit Unterstützung<br />
der Sozialarbeiter von BICE aus der Haft entlassen werden.<br />
> 195 Kindern konnten in den BICE Rehabilitationszentren von Abidjan und Kinshasa Haftalternativen<br />
angeboten und individuell betreut werden. 55 % wurden im Laufe des Jahres wieder in ihre Familien<br />
zurückgeführt.<br />
> 160 Polizeibeamte wurden in Seminaren und Weiterbildungskursen zu dem Thema <strong>Kinderrechte</strong> und<br />
Kinderschutz und deren Umsetzung in ihrer täglichen Arbeit geschult.<br />
In diesem für Kinder reservierten Gefängnistrakt wird der Alltag bestimmt durch<br />
Grunderziehung, Alphabetisierung, Gemeinschaftsdienst, Sport und Spiel. Hier<br />
führen Jugendliche einen Sketch auf, der eine Lebensweisheit beinhaltet.<br />
8<br />
Der von BICE herausgegebene Jahreskalender – mit einem grundlegenden<br />
Kinderrecht für jeden Monat – findet lebhaften Anklang bei den Jugendlichen.