Teil 1 - Kinderrechte Afrika eV
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Sport und Spiel zur Entspannung... Die Dorfbewohner sind jedoch so gute Fußballer, dass unsere<br />
Jugendlichen nicht mehr mit ihnen spielen wollen. Sie fühlen sich unterlegen. Der Alltag ist gepflastert<br />
mit kleinen Erfolgen sowie mit Rückfällen zu Drogen, um die Sorgen wie bisher zu verdrängen.<br />
Streitereien wegen Kleinigkeiten entstehen so schnell wie Sommergewitter.<br />
Erneuerung der Familienbande nach langer Unterbrechung. Mit Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes<br />
werden die Familien der ehemaligen Kindersoldaten ausfindig gemacht. Dann der erste telefonische<br />
Kontakt. Die Angst vor dem Telefonat und die Emotionen danach sind so stark, dass sie fast<br />
greifbar sind. Bei einigen ging es schnell, andere warten noch immer auf Nachricht. Die seelische<br />
Belastung ist groß und kann verschiedene Formen annehmen: Magenschmerzen, Aggressivität,<br />
Depression…<br />
Enttäuschungen und große Ängste<br />
Nach so langer Abwesenheit – keine Rückkehr mit leeren Händen. Obwohl die Erzieher versichern, dass<br />
die Jugendlichen nach Verlassen des Rehabilitationszentrums auch weiterhin bei der<br />
Wiedereingliederung unterstützt werden, sind diese verunsichert. Die Armeebehörden hatten eine<br />
Wiedereingliederungsprämie versprochen; den Gerüchten zufolge fehlt hierfür aber das Geld. Was sollen<br />
sie ohne diese Prämie machen? Eine Rückkehr nach Hause mit leeren Händen ist unmöglich. Wut<br />
kommt auf; die Jugendlichen fühlen sich verraten und möchten sich wehren; die Erzieher können<br />
nicht verhindern, dass der Streit eskaliert. Plötzlich sind die nach und nach aufgegebenen militärischen<br />
Verhaltensmuster wieder da. Die Erzieher sind verunsichert, auch sie haben Angst.<br />
Ausgerüstet für einen Neuanfang. Der Arbeitsalltag nimmt seinen Lauf. Ein neuer Beruf kommt hinzu.<br />
Und schon verabschiedet sich Paul. Er trägt neue Kleidung und einen Rucksack mit seinen persönlichen<br />
Sachen. Er hat ein paar Dollar in der Tasche und besitzt die nötige Ausrüstung, um eine Arbeit<br />
Der Erwerb handwerklicher Fähigkeiten ist ein wichtiger Schritt bei der Vorbereitung<br />
der sozialen Integration von ehemaligen Kindersoldaten. Die Jugendlichen<br />
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sind stolz, etwas Positives und Nützliches geschaffen zu haben und können so<br />
auch besser ihre Aggressionen bewältigen.<br />
als Bäcker zu beginnen. Er kehrt nicht mit leeren Händen zurück. Er ist stolz und zufrieden, aber auch<br />
beunruhigt. Was erwartet ihn zu Hause? Wird er sich wieder eingewöhnen können? Die anderen<br />
beneiden ihn, wünschen ihm viel Glück. Sie werden auch bald gehen. Nach und nach leert sich das<br />
Zentrum, aber die nächste Gruppe ist bereits angekündigt.<br />
Die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten – ein schwieriges Unterfangen. Einige Jugendliche<br />
haben ihre Einheit verlassen, ohne ihre offizielle Entlassung aus der Armee abzuwarten. Mit<br />
dem Sold, den sie noch immer erhalten, haben sich manche ein Zimmer in einem der ärmeren<br />
Stadtviertel gemietet und erste Kontakte in der Nachbarschaft geknüpft. Die Rückkehr ins Zivilleben<br />
hat dort also bereits begonnen. Für BICE kommt es daher nicht in Frage, diese Jugendlichen anderswo<br />
unterzubringen. Das wäre ein Schritt zurück. BICE und seine lokalen Partner haben vielmehr entschieden,<br />
unmittelbar in den Vierteln Hilfe zu leisten. Die Maßnahmen des Rehabilitationszentrums<br />
werden damit dezentralisiert und der Realität vor Ort angepasst. Die Gemeinde lässt sich trotzdem<br />
nur ungern einbeziehen; das Leben ist für jeden einzelnen sehr hart geworden, für Solidarität ist<br />
kaum Platz. Außerdem herrscht Misstrauen; die ehemaligen Soldaten könnten gefährlich sein; man<br />
hat gelernt, nur noch sich selbst zu vertrauen.<br />
Alle Kinder sind von den bewaffneten Auseinandersetzungen gezeichnet. Diejenigen, die den Krieg<br />
nicht führten, mussten ihn ertragen. Vertreibung, Flucht und Übergriffe jeglicher Art:<br />
Gewalttätigkeiten, Erniedrigungen, Plünderungen, Vergewaltigungen... Alle Zivilisten ohne<br />
Altersunterschied waren hiervon betroffen. Viel Grund also für Leid und Not. In den meisten Familien<br />
wird abwechselnd gegessen, da das Essen an einem Tag nicht für alle reicht. Krankenstationen sind<br />
geschlossen, die Schule funktioniert kaum. Die Kinder trifft dies besonders hart, und die Situation<br />
der Mädchen ist beunruhigend, oft tragisch. Zu den Auswirkungen des Krieges kommt für sie noch<br />
die traditionelle Rolle hinzu, nach der Mädchen und Frauen kaum von Wert sind.<br />
Und die Mädchen? Die Mädchen wurden nicht nur für den aktiven Kampf eingesetzt, sondern darüber hinaus<br />
auch fast systematisch vergewaltigt. Frühe Schwangerschaften, eine hohe Mütter- und<br />
Kindersterblichkeit aufgrund fehlender Vorsorge, Behandlung und unzureichender Ernährung sowie<br />
eine häufige Infizierung mit übertragbaren Geschlechtskrankheiten (HIV-Virus/Aids) sind die Folgen.<br />
Einige der Mädchen wurden »Ehefrauen der Kommandeure«, so die Bezeichnung der Männer. In<br />
Wirklichkeit sind sie unter Zwang und später aufgrund von Gewohnheit und Überlebensnotwendigkeit<br />
zu ihren Konkubinen geworden, ohne Status und Schutz. Weder in der Armee noch in der<br />
Sozialgemeinschaft des Dorfs oder der Stadt können die Mädchen von Vergewaltigung sprechen.<br />
Überall betrachtet man sie als die Schuldigen, die Schande über die Familie gebracht haben. Sie werden<br />
von der Gemeinschaft verstoßen und verlieren jede Aussicht auf eine Heirat.<br />
Auch hier ist ein auf die Zivilgesellschaft ausgerichteter Ansatz sowie eine systematische<br />
Sensibilisierung unerlässlich. Die Aktivierung der Familien und der Gemeinden für die Zukunft der<br />
Kinder, Opfer des Krieges, ist eine von vielen zu meisternden Herausforderungen auf dem Weg zu<br />
einem dauerhaften Frieden.<br />
Im Gespräch mit den BICE-Psychologen und -Sozialarbeitern bringen ehemalige<br />
Kindersoldaten ihre Erwartungen im Hinblick auf die Rückkehr ins zivile Leben<br />
zum Ausdruck – ihre Hoffnungen, ihre Ängste.<br />
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