Jahresbericht 2010 - Kinderschutz-Zentrum Berlin
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Schwerpunkt: Blick auf misshandelte und<br />
vernachlässigte Kinder<br />
Kinder in der Familienberatung<br />
Wenn von Familienberatung gesprochen wird, geht man davon<br />
aus, dass die Kinder in die Beratung mit einbezogen werden.<br />
Das Leitthema jeder Familienberatung ist: Wie können wir gute<br />
Entwicklungsmöglichkeiten für alle Familienmitglieder, Kinder und<br />
Eltern, schaffen. Die Schwierigkeiten der Familie werden aus den<br />
unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder<br />
betrachtet, wobei Koalitionen und Loyalität sowie Kommunikationsmuster<br />
herauszuarbeiten sind. Kleine Kinder fungieren in den<br />
Beratungsgesprächen häufi g als Seismografen für die emotionalen<br />
Befi ndlichkeiten der Eltern. Die Kinder wenden sich dem<br />
bedürftigen Elternteil zu oder lenken durch eigene Aktionen von<br />
schwierigen Themen ab. Ältere Kinder sind oft in der Lage, eine<br />
exakte Diagnose des Familiensystems zu geben, wenn sie sich in<br />
der Beratungssituation sicher fühlen. Wenn es gelingt, die Eltern<br />
für die Perspektive ihrer Kinder zu sensibilisieren, ist ein großer<br />
Schritt in der Beratung erreicht.<br />
Bei der Beratung von Familien, in denen Kinder in ihrem Wohl gefährdet<br />
sind, zeigen die Kinder häufi g Ängste und Unsicherheiten<br />
in den Sitzungen. Sie befürchten, dass es zu Hause nur schlimmer<br />
wird, wenn sie hier ihre Meinung sagen. Meist sind die Kinder<br />
angespannt, zupfen vor Nervosität an der Kleidung oder konzentrieren<br />
sich voll auf das angebotene Spielzeug. Beraterinnen und<br />
Berater sind gefordert, den Kindern Verständnis zu signalisieren<br />
sowie den Eltern das Verhalten der Kinder zu erklären.<br />
Eine besondere Herausforderung ergibt sich, wenn Familien<br />
aufgrund von Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung zu einer<br />
Beratung ins <strong>Kinderschutz</strong>-<strong>Zentrum</strong> geschickt werden. Hier<br />
muss bei einer Einbeziehung der Kinder in die Beratung darauf<br />
geachtet werden, ob das Kind im Rahmen der Beratung hinreichend<br />
vor psychischer Misshandlung durch die Eltern geschützt<br />
werden kann. Sicher werden Eltern ihr Kind nicht absichtlich während<br />
der Sitzung demütigen. Aus der Rechtfertigung der Eltern<br />
für das eigene Handeln wird das Kind zum Schuldigen für die<br />
Misshandlung bzw. für alle familiären Probleme gemacht. Treten<br />
diese Beschuldigungen in massiver Form auf, kommt das einer<br />
psychischen Misshandlung des Kindes gleich. Dem Kind wird von<br />
den Eltern signalisiert „Du bist an allem Schuld, wenn du nicht<br />
wärst, hätten wir ein leichteres Leben“. Die Kinder reagieren auf<br />
die Abwertung durch die Eltern entweder mit starrem Dasitzen<br />
oder mit „Weghören“, indem sie sich intensiv mit Malzeug oder<br />
Spielzeug beschäftigen. Beide Verhaltensweisen zeigen, dass