DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit
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Das setzt einen wirksamen Kontrast zum<br />
gängigen Vorurteil, alles Landwirtschaftliche<br />
sei per defi nitionem bodenständig<br />
und an die Scholle vor Ort gebunden.<br />
„Ich bin ständig auf Reisen, zu Vorträgen<br />
auf Veranstaltungen oder zu Beratungen.<br />
Ohne eine sehr gute Kenntnis<br />
des jeweiligen Hofes und seiner Rahmenbedingungen<br />
kann ich keine effi ziente<br />
Beratung leisten. Der Kontakt mit<br />
meinen Klienten ist zwangsläufi g sehr<br />
persönlich und intensiv.“ Sie versucht,<br />
eine strikte Zeitdisziplin einkehren zu<br />
lassen und Termine so zu legen, dass sie<br />
sich miteinander koppeln lassen. „Ich<br />
lese derzeit viele Bücher zum Thema<br />
Zeitmanagement, um mich selbst zu<br />
trainieren. Aber gut wäre es, wenn es in<br />
diesem Bereich für junge Unternehmen<br />
ein erschwingliches Coaching gäbe“,<br />
wünscht sie sich eine gezielte Unterstützung.<br />
Eine möglichst intensive Nutzung<br />
der neuen Medien oder des Telefons<br />
helfe jedoch, den zeitlichen Aufwand in<br />
einem verträglichen Maß zu halten. Die<br />
‚Datenautobahn‘ sei eminent wichtig für<br />
ihre Selbstständigkeit, gerade von einem<br />
ländlichen Standort aus, betont Marion<br />
Hofmeier.<br />
Manchmal allerdings ist es in Geschäftsbeziehungen<br />
zu Landwirten nicht unbedingt<br />
einfach, schnell und auf Hightech-<br />
Niveau zu arbeiten. „Dort ist eine sehr<br />
gastfreundliche Einstellung verbreitet.<br />
Zudem haben Bauern, außer in Stoßzeiten<br />
wie bei der Ernte, nicht diesen auf<br />
die Minute schnell getakteten Arbeitsrhythmus<br />
von Menschen aus industriell<br />
geprägtem Umfeld. Wenn ich auf einen<br />
Hof komme, werde ich erst mal zu Kaffee<br />
und Kuchen eingeladen, ich höre<br />
die Familiengeschichten und die Kinder<br />
spielen um mich herum.“ Diese Atmosphäre<br />
sei jedoch durchaus wohltuend.<br />
Eindeutig hinderlich sei hingegen eine<br />
mangelhafte mediale Ausstattung vieler<br />
Höfe. „Wenn mehr vorhanden ist als Fax<br />
und Telefon, dann fehlt häufi g jedoch<br />
„Ich brauche keine Anpassung an etwas, das ich nicht bin. Ich<br />
kann meine Auftraggeber mit dem überzeugen, was stimmig<br />
ist, denn im Grunde geht es um Vertrauen.“<br />
die hochleistungsfähige Internetverbindung<br />
und der Breitbandanschluss,<br />
da die Telekommunikationskonzerne<br />
bislang in Deutschland dünn besiedelte<br />
Regionen nicht ausreichend mit entsprechender<br />
Technologie versorgen“,<br />
klagt sie. Der Ersatz des persönlichen<br />
Gesprächs vor Ort durch den schnellen<br />
Austausch von umfangreichen Dateien,<br />
wie etwa Entwürfe von Marketingkampagnen,<br />
scheitere in solchen Fällen an<br />
technischen Problemen.<br />
Glaubwürdigkeit als Erfolgsfaktor<br />
In dem Spannungsfeld zwischen Modernität<br />
und Tradition, das die Arbeit<br />
als Marketingexpertin für Landwirte<br />
darstellt, bewegt sich Marion Hofmeier<br />
sehr souverän, da sie die Denkweise ihrer<br />
Kunden von Kindesbeinen an kennen<br />
gelernt hat. „Ich habe sicher einen unorthodoxeren<br />
Kleidungsstil als die normalen<br />
Bäuerinnen, aber es ist für meine<br />
Klienten spürbar, dass ich ihre Welt verstehe<br />
und selbst ein ‚Landei’ im besten<br />
Sinne bin. Es entsteht keine Fremdheit<br />
und kein Misstrauen in der Art, dass<br />
da vermeintlich eine städtische Besserwisserin<br />
auf sie zukäme.“ Einen ganz<br />
bestimmten Rat, der ihr oft von Kolleginnen<br />
aus anderen Marketingagenturen<br />
gegeben wird, fi ndet sie abwegig:<br />
„Natürlich ist mir bewusst, dass ich als<br />
Frau die rationalen Fakten besonders gut<br />
mit Emotionalität umgeben kann und<br />
daher vielleicht einen ‚Verkaufsvorteil’<br />
gegenüber meinem einzigen direkten<br />
Wettbewerber in Deutschland habe.<br />
Aber die Anregung, als Frau meine weiblichen<br />
Attribute auszuspielen, werde ich<br />
sicher nicht beherzigen. Ich setze lieber<br />
ganz pur auf Argumente und Professionalität,<br />
welche vielleicht durch ein Frau<br />
emotionaler vermittelt werden als durch<br />
einen Mann.“<br />
Ihre Selbstständigkeit würde sie auf jeden<br />
Fall wieder wählen, auch wenn ihr<br />
bisweilen eine Mentorin oder ein Mentor<br />
aus einer vergleichbaren Branche<br />
gefehlt hat, deren Erfahrungen sie hätte<br />
nutzen können, um in vorüberziehenden<br />
Tiefs stärker motiviert zu sein. Informelle<br />
Netzwerke im Internet haben<br />
diesen Mangel nur partiell auffangen<br />
können. Doch gerade im Vergleich zu<br />
ihren ehemaligen Kommilitoninnen,<br />
die fest angestellt sind, überwiegen die<br />
positiven Seiten eindeutig: „Ich erlebe<br />
Erfolge und konstruktives Feedback viel<br />
intensiver als sie. Das Gefühl, alles für<br />
mich selbst zu machen, befl ügelt sehr.<br />
Außerdem tut die Autonomie gut: Mich<br />
kann niemand mehr entlassen! Zwar<br />
kann ich mich auch nicht mehr verstecken,<br />
aber das will und muss ich ja auch<br />
gar nicht.“ Mit Blick auf ihre ganz persönliche<br />
Lebensplanung, so fügt sie hinzu,<br />
sei die Selbstständigkeit zudem der<br />
beste Weg, in den nächsten Jahren ihren<br />
Kinderwunsch zu verwirklichen, ohne<br />
dabei in kräftezehrende Konfl ikte zum<br />
Berufsleben zu geraten.<br />
„Du schaffst das – diese Ermutigung<br />
habe ich von vielen<br />
Seiten bekommen. Sie war<br />
sehr wichtig für mich, um<br />
den Weg vom Hauptschulabschluss<br />
über Fachabitur und<br />
Fachhochschule bis in die<br />
Selbstständigkeit so weiterzugehen,<br />
wie ich es von Anfang<br />
an wollte.“