DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit
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Das Studium – mit klarer Fächerwahl<br />
entsprechend den eigenen Interessen<br />
– absolvierte sie in Hamburg. Mit ihrem<br />
späteren Mann ging sie nach dem Magisterabschluss<br />
nach Frankreich und arbeitete<br />
dort an der Pariser Sorbonne als<br />
Lektorin des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes (DAAD). Sie unterrichtete<br />
Deutsche Sprache, Literatur und<br />
Landeskunde und beriet gleichzeitig<br />
zum Studien- und Forschungsstandort<br />
Deutschland.<br />
Das erste Kind kam in Frankreich zur<br />
Welt, und aus dieser Zeit bringt Isabell<br />
Lisberg-Haag Vergleichsmöglichkeiten<br />
mit, die nachdenklich stimmen: „Dort<br />
wäre niemand je auf die Idee gekommen,<br />
mich als Mutter für meine gleichzeitige<br />
Berufstätigkeit zu kritisieren. Dort<br />
ist es völlig normal und selbstverständlich,<br />
beides prima unter einen Hut zu<br />
bringen. Während ich hier mit den gängigen<br />
Rabenmutter-Vorwürfen zu kämpfen<br />
hatte.“ Kinder zur Betreuung außer<br />
Haus zu geben, führe in Deutschland zu<br />
„böser Resonanz“, eine regelrechte Mutterideologie<br />
sei sehr störend. Besonders<br />
bitter sei es, derartige Anklagen nicht<br />
von älteren Männern zu hören, deren<br />
„Als Kind galt ich in der Schule als ‚vorlaut’. Das klingt negativ.<br />
Doch in Wirklichkeit hat es mir großen Spaß gemacht, zu<br />
kommunizieren und Verantwortung zu übernehmen.“<br />
Weltbild mehr oder weniger in Ehren<br />
ergraut ist, sondern ausgerechnet von<br />
jungen Frauen, die selbst meinen, nichts<br />
anderes als das überkommene Rollenund<br />
Haushaltsverständnis sei gut für ihre<br />
Kinder und sie selbst.<br />
Komplexe Zusammenhänge anschaulich<br />
darstellen<br />
Noch während des Studiums hatte sie<br />
die Chefredaktion und Herausgeberschaft<br />
für einen deutschsprachigen<br />
Frauen-Presse-Dienst übernommen, den<br />
Eltern eines Freundes in den 1950er Jahren<br />
gegründet hatten. Dort sorgte sie<br />
für Themen jenseits von Haushalt, Mode<br />
oder Beziehungspfl ege, die bis heute<br />
eine Frauenzeitschrift füllen: Bei ihr ging<br />
es um die oft problematische Realität von<br />
Mädchen in der Schule oder von Frauen<br />
in Beruf und Forschung. Andere journalistische<br />
Erfahrungen sammelte sie als freie<br />
Mitarbeiterin bei einer überregionalen<br />
deutschen Tageszeitung und schrieb beispielsweise<br />
Artikel über frauenspezifi sche<br />
Ausstellungen.<br />
Die Rückkehr nach Deutschland, wo der<br />
Ehemann als Erster von beiden eine fes-<br />
te Anstellung bekommen konnte, ihre<br />
eigene Promotion und die Geburt des<br />
zweiten Kindes geschahen beinahe zeitgleich<br />
– Anforderungen, die sie zusätzlich<br />
zu den freiberufl ichen Aktivitäten zu<br />
bewältigen hatte und die sie nicht davon<br />
abhielten, sich umgehend um eine<br />
eigene Karriere zu kümmern. Die einst<br />
erträumte Professorinnenlaufbahn allerdings<br />
konnte sie realistischerweise nicht<br />
mehr einschlagen, „dafür war es nach all<br />
den Jahren in Frankreich dann leider zu<br />
spät“. Doch entmutigen ließ sie sich keinesfalls,<br />
im Gegenteil. „Ich glaube, ich<br />
habe viel von der Disziplin einer ‚protestantischen<br />
Ethik’ mitbekommen. Aufgeben<br />
kommt in meinem Lebensentwurf<br />
nicht vor“, sagt sie zum anspruchsvollen<br />
Multi-Tasking, das sie schaffen musste.<br />
Sie wurde mit einem Zeitvertrag Ausstellungsassistentin<br />
im Haus der Geschichte<br />
in Bonn, wo es ihre Aufgabe war, historische<br />
Zusammenhänge anschaulich zu<br />
vermitteln und entsprechende Konzepte<br />
zu erarbeiten. Die Arbeit dort lag ihr, die<br />
männlich dominierte Hierarchie hingegen<br />
sehr viel weniger. Die empfand sie<br />
als zu eingrenzend. Sie zog es vor, zu<br />
kündigen und freiberufl ich die Redaktion<br />
der DAAD-Zeitschrift „Letter“ für<br />
den Petersberg Verlag zunächst vom<br />
Home Offi ce aus zu machen. Für den<br />
Verlag arbeitete auch Dr. Leonie Loreck,<br />
die später zum Unternehmen Trio Medien<br />
gehören sollte.<br />
Jagdinstinkt führt zur Unternehmensgründung<br />
In dieser Phase legte Isabell Lisberg-<br />
Haag großen Wert auf eine zeitlich fest<br />
strukturierte Trennung zwischen Privatleben<br />
mit externer Kinderbetreuung und<br />
Beruf, der von zu Hause aus zu seinem<br />
Recht kam. „Es ist nach meiner Erfahrung<br />
sehr hilfreich, wenn beides klar<br />
voneinander abgegrenzt ist. Ich muss<br />
ungestört in die Sphäre der Wissenschaft<br />
‚versinken’ können, um optimal voran