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Kindeswohlgefährdung - Erkennen und Helfen - Berlin.de

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Welche Formen von <strong>Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung</strong> können wir unterschei<strong>de</strong>n?<br />

❍<br />

42<br />

zu prüfen, ob es an<strong>de</strong>re Erklärungsmöglichkeiten für das Verhalten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

gibt, in<strong>de</strong>m Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s, z. B. hinsichtlich seines Entwicklungsstands,<br />

<strong>de</strong>r Familiendynamik ( Familiengeschichte, <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Elternpaars), <strong>de</strong>r Familienkultur berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong> vermutete <strong>und</strong> reale sexuelle Misshandlung bedarf <strong>de</strong>r professionellen Risikoeinschätzung.<br />

Das vordringliche Ziel ist <strong>de</strong>r Schutz von Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

Es gilt, <strong>de</strong>m jeweiligen Fall entsprechen<strong>de</strong>, angemessene Hilfemaßnahmen<br />

zu ergreifen. Gera<strong>de</strong> in Fällen von sexuellem Missbrauch besteht die Gefahr<br />

<strong>de</strong>r Spaltung zwischen Wegschauen <strong>und</strong> Bagatellisieren auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>und</strong><br />

Aktionismus auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Diese Spaltung gehört ursächlich zum Missbrauchsgeschehen.<br />

Ob sich diese Spaltung auf Helferseite wie<strong>de</strong>rholt, hängt wesentlich<br />

davon ab, wie es <strong>de</strong>n Helfern gelingt, dabei die eigenen Gefühle wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu refl ektieren.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis haben Fachkräfte häufi g mit Fällen vermuteter sexueller Misshandlung<br />

zu tun. Das folgen<strong>de</strong> Beispiel beinhaltet einerseits Hinweise auf eine mögliche<br />

sexuelle Grenzüberschreitung, an<strong>de</strong>rerseits bleiben Fragen zum Kontext <strong>de</strong>r<br />

Situation, <strong>de</strong>r Familiendynamik <strong>und</strong> zu Auffälligkeiten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s entsprechend<br />

seines Entwicklungsstan<strong>de</strong>s offen <strong>und</strong> bedürfen einer Klärung.<br />

Auch in Fällen vermuteter sexueller Übergriffe wird von Fachkräften eine sorgfältige,<br />

offene <strong>und</strong> fachlich differenzierte Untersuchung mit <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong>r<br />

Hilfeplanung erwartet.<br />

Fallbeispiel: Vermutete sexuelle Misshandlung<br />

Die zwölfjährige Anna fällt im Hort durch Zurückgezogenheit auf. Sonst ist sie<br />

eher kontaktfreudig. Die Erzieherin spricht sie an <strong>und</strong> Anna beginnt bitterlich zu<br />

weinen, ohne sich beruhigen zu können. Dabei sagt sie: „Papa hat mich nackt<br />

aus <strong>de</strong>m Bad geholt <strong>und</strong> mir an die Brust gefasst“. Die Erzieherin ist schockiert,<br />

sucht nach Feierabend die zuständige Sozialarbeiterin auf, berichtet ihr über Annas<br />

Äußerung <strong>und</strong> ihren Zusammenbruch. Diese wie<strong>de</strong>rum geht noch am Abend<br />

zur Familie, konfrontiert sie mit <strong>de</strong>m, was die Erzieherin mitgeteilt hat <strong>und</strong> äußert<br />

die dringen<strong>de</strong> Erwartung, dass sich die Familie ins Kin<strong>de</strong>rschutz-Zentrum zur Abklärung<br />

begibt.<br />

Am Morgen steht eine fünfköpfi ge Familie vor <strong>de</strong>r Tür, Mutter, Vater, die zwölfjährige<br />

Anna, <strong>de</strong>r achtjährige Kevin <strong>und</strong> das neun Monate alte Baby Paul im Kin<strong>de</strong>rwagen.<br />

Die Eltern geben in großer Verunsicherung die Geschehnisse vom Vorabend<br />

wie<strong>de</strong>r. Es schließt sich ein längerer Beratungsprozess an. Die Mutter ist mit<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn sehr überfor<strong>de</strong>rt, sie sagt, sie habe seit Paul auf <strong>de</strong>r Welt ist, kaum<br />

noch Zeit für Anna. Anna sei sowieso eine „Vater-Tochter“ <strong>und</strong> wen<strong>de</strong> sich mehr<br />

an ihn. Den Zusammenbruch von Anna könne sie sich nicht erklären.

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