03.05.2013 Aufrufe

Kindeswohlgefährdung - Erkennen und Helfen - Berlin.de

Kindeswohlgefährdung - Erkennen und Helfen - Berlin.de

Kindeswohlgefährdung - Erkennen und Helfen - Berlin.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Welche Formen von <strong>Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung</strong> können wir unterschei<strong>de</strong>n?<br />

48<br />

sich nicht gesehen, er leiste so viel Zuhause doch das wer<strong>de</strong> ihm nicht gedankt.<br />

Seine Geschwister nervten ihn, gingen an seine Sachen, störten ihn ständig, da<br />

schlage er halt manchmal zu.<br />

In <strong>de</strong>r Beratung mit Frau M. geht es schnell nicht mehr um Dennis. Immer wie<strong>de</strong>r<br />

spricht sie spontan davon, selbst unter extremer Gewalt groß gewor<strong>de</strong>n zu<br />

sein. Sie konnte <strong>de</strong>n Erwartungen ihrer Mutter nie entsprechen, wur<strong>de</strong> von ihr<br />

über viele Jahre schwer misshan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> hängt <strong>de</strong>nnoch bis heute sehr an ihr,<br />

wird aber noch immer von ihr zurückgewiesen <strong>und</strong> ausgenutzt. Ihr Vater war selten<br />

Zuhause <strong>und</strong> konnte Frau M. nicht schützen. Diese frühe Traumatisierung hat<br />

sie nie aufarbeiten können. Von ihren Partnern wünscht sich Frau M. eine Beziehung,<br />

in <strong>de</strong>r sie sich angenommen <strong>und</strong> aufgehoben fühlen kann, hat dabei aber<br />

kein Gespür für Gefährdungen <strong>und</strong> kann sich kaum abgrenzen <strong>und</strong> geht daher<br />

immer wie<strong>de</strong>r Beziehungen zu Männern ein, die, wie ihre Mutter, von ihr versorgt<br />

wer<strong>de</strong>n wollen. Enttäuschte sie diese Erwartungen, wur<strong>de</strong> sie wie<strong>de</strong>rholt – z. T.<br />

in Gegenwart <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r – schwer misshan<strong>de</strong>lt. Dennis versuchte dann nach<br />

Kräften, sie zu schützen <strong>und</strong> intervenierte, wenn die Mutter wie<strong>de</strong>r einmal verprügelt<br />

wur<strong>de</strong>. Er stellte sich dazwischen o<strong>de</strong>r rief die Nachbarn o<strong>de</strong>r die Polizei. Bald<br />

zeigt sich, dass die Geschwister von Dennis ebenfalls massive Probleme haben,<br />

die Schwester nässt permanent ein <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r ist aufgr<strong>und</strong> seiner Hyperaktivität<br />

kaum beschulbar.<br />

Auch wenn die Kin<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Partnern <strong>de</strong>r Mutter nicht geschlagen wer<strong>de</strong>n, so<br />

wird doch <strong>de</strong>utlich, wie sehr alle drei unter <strong>de</strong>r Gewalt lei<strong>de</strong>n. Eine starke, gera<strong>de</strong>zu<br />

existentielle Angst ergreift sie, alle Kin<strong>de</strong>r haben behandlungsbedürftige Symptome:<br />

Angst <strong>und</strong> Überdruck äußern sich im Einnässen bei Dennis’ Schwester.<br />

Sein Bru<strong>de</strong>r bekämpft die Angst mit ständiger Überaktivität. Die traumatischen<br />

Kindheitserfahrungen <strong>de</strong>r Mutter bestehen bis heute fort <strong>und</strong> Dennis ist letztlich<br />

<strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r die Mutter „wegen Aggression“ zu einer Hilfe führt. Zuhause geriet<br />

er in eine Ersatzpartnerposition, die ihn einerseits chronisch überfor<strong>de</strong>rt, ihm<br />

an<strong>de</strong>rerseits aber auch Bestätigung bringt. Von <strong>de</strong>r Gewalt gegen seine Mutter<br />

spricht Dennis in <strong>de</strong>r Beratung von sich aus nicht. Vielleicht spielt Scham eine Rolle,<br />

vielleicht will er sie auch hier schützen.<br />

Beeinträchtigungen <strong>de</strong>r elterlichen Erziehungskompetenz<br />

Die Erziehungskompetenz von Eltern kann durch psychische Erkrankung, Substanzabhängigkeit<br />

o<strong>de</strong>r geistige Behin<strong>de</strong>rung eingeschränkt sein, was jeweils<br />

spezifi sche Auswirkungen auf die betroffenen Kin<strong>de</strong>r haben kann. Ob diese Einschränkungen<br />

<strong>de</strong>r Eltern auf Seiten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu Beeinträchtigungen führen,<br />

hängt – wie bei an<strong>de</strong>ren Formen auch – vom Vorhan<strong>de</strong>nsein protektiver (Resilienz-)<br />

Faktoren ebenso ab wie vom Alter <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schwere <strong>und</strong> Chronizität<br />

<strong>de</strong>r elterlichen Erkrankung. Die Auswirkungen dieser Einschränkungen <strong>de</strong>r elter-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!