Nummer 50, 05/2007 Vorbemerkung Sehr geehrte Damen und ...
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dass das Schlesiertum für ihn gerade nicht bedeuten<br />
konnte, dass polnische wie deutsche Schlesier<br />
gegeneinander kämpften <strong>und</strong> sich hassten.<br />
Auf der deutschen Seite wirkte auch ein bekannter<br />
Priester für die Verständigung zwischen Polen <strong>und</strong><br />
Deutschen, Hermann Hoffmann. Patryk Szkudlarek trug<br />
das Referat von Evelyne Adenauer vor, die aus<br />
persönlichen Gründen nicht erscheinen konnte.<br />
Hermann Hoffmann engagierte sich in seinen<br />
zahlreichen Funktionen dafür, dass Polen <strong>und</strong> Deutsche<br />
einander vorurteilsfrei begegnen konnten. Er war<br />
Breslauer Priester, Lehrer am St. Matthiasgymnasium,<br />
der Mitbegründer der bedeutsamen Jugendbewegung<br />
Quickborn <strong>und</strong> Mitglied der International Fellowship of<br />
Reconciliation (IFoR), für die er zahlreiche Reisen durch<br />
Polen <strong>und</strong> ins Ausland unternahm, um für die Idee des<br />
gegenseitigen Verständnisses zu werben. Genauso wie<br />
Szramek ist er in seinen Bemühungen gescheitert, da<br />
sein weiteres Schicksal – die Vertreibung aus Schlesien –<br />
die Folge des Nationalismus, vor dem er beide Seiten<br />
ständig warnte, gewesen war.<br />
Der dritte <strong>und</strong> letzte Block stellte einen historischen<br />
Rückblick <strong>und</strong> zugleich einen Ausblick in die Zukunft dar<br />
<strong>und</strong> behandelte die Chancen <strong>und</strong> Schwierigkeiten des<br />
Kulturaustausches im Grenzgebiet. Der Ordinarius für<br />
Neuere <strong>und</strong> Neueste Kirchengeschichte an der<br />
Katholisch-Theologischen Fakultät in Kattowitz, Prof.<br />
Jerzy Myszor, analysierte zunächst die historische<br />
Entwicklung der kulturellen Vielfalt in Oberschlesien <strong>und</strong><br />
ihrer Auswirkung auf die Bewohner. Eine Region wurde<br />
nicht nur durch die damals zahlreichen Grenzen<br />
zwischen Fürstentümern <strong>und</strong> später Staaten geprägt.<br />
Die kulturelle Entfaltung wurde ebenso durch die<br />
jeweilige Infrastruktur geformt. Hier betonte Myszor die<br />
Bedeutung der Ein- <strong>und</strong> Durchwanderung<br />
verschiedener Bevölkerungsschichten für den Einfluss<br />
auf die Bevölkerung. Waren es zunächst nur Soldaten,<br />
die die Grenzen überschritten, führte der Ausbau der<br />
Eisenbahnlinie in Schlesien zur verstärkten Migration, die<br />
einen kulturellen Austausch nach sich zog. Für die<br />
preußischen Behörden waren es gerade die Studenten,<br />
denen mit größtem Misstrauen begegnet wurde, da die<br />
Studenten politische Neuerungen, die den Behörden<br />
gefährlich erschienen, importieren konnten. Aber auch<br />
Gruppen wie durchziehende Bettler hinterließen nicht<br />
selten Spuren des kulturellen Austausches in der<br />
Bevölkerung, so dass der Kulturtransfer nicht nur der<br />
städtischen Oberschicht vorbehalten war. So konnte<br />
Myszor das Fazit ziehen, dass Oberschlesien wie kaum<br />
eine Region einen solchen vielfältigen Zusammenstoß<br />
verschiedener Kulturkreise erfahren hat, der bis heute in<br />
der Bevölkerung deutlich feststellbar ist.<br />
Zum Schluss präsentierte der Kulturreferent am<br />
Schlesischen Museum zu Görlitz, Dr. Michael Parak die<br />
Problematik <strong>und</strong> Perspektiven der kulturellen<br />
Zusammenarbeit im Grenzgebiet anhand der Region<br />
Niederschlesien <strong>und</strong> Oberlausitz. Im deutschen Teil<br />
Niederschlesiens um Görlitz wird heute deutlich, dass<br />
zwei Identitäten nebeneinander bestehen. Die Region