ZWEI „Und wenn sie nicht gestorben <strong>ist</strong> ...“ DAS MÄRCHEN VOM TOD DER KLASSISCHEN WERBUNG. Nicht erst seitdem Bumbum- Boris uns allen gezeigt hat, wie einfach auch Otto-Normal- Hansel ins Netz kommt, <strong>ist</strong> das Internet das zentrale Thema, wenn es um Revolution im Medienbereich geht. Wie die Erfindungen von MP3, Peer-to-Peer oder auch Bit- Torrents – der neueste Clou im Netz – drauf und dran sind, der Musikindustrie den finanziellen Garaus zu machen, glauben immer mehr Experten, dass die steigende Bandbreite und die stetig wachsende Zahl von DSL-Anschlüssen über kurz oder lang auch die klassische <strong>Werbung</strong> in Fernsehen, Funk und Presse ablösen wird. Für Werbetreibende, aber viel mehr noch für Triebwerber stellt sich da natürlich die Frage: Machen wir unsere Klassikagentur dicht, schmeißen alle Mitarbeiter raus und stellen Webmaster ein? Oder halten wir es wie die Anzeigenverkäufer in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts? Zu der Zeit, als der Fernseher den Siegeszug in deut- schen Wohnzimmern antrat. Und 30 Jahre später auch das Privatfernsehen. Was haben die Anzeigenverkäufer in diesen Zeiten gemacht? Nun, sie haben ihren Job gemacht und weiter Anzeigen verkauft. Denn wie man schon lange erkannt hat, konkurrieren Medien nicht untereinander – sie ergänzen sich. Das Internet als solches und isoliert betrachtet <strong>ist</strong> einfach nicht in der Lage, eine Marke aufzu- bauen und damit das zu le<strong>ist</strong>en, was <strong>Werbung</strong> in TV, Print und im Radio gele<strong>ist</strong>et hat und auch weiterhin le<strong>ist</strong>en wird. Denkt man an große Marken, hat man doch me<strong>ist</strong> TV-Spots oder Anzeigenmotive im Kopf. Banner und Pop-ups werden vergleichsweise kaum wahrgenommen. Wann haben Sie sich das letzte Mal über ein revolutionäres Internetbanner unterhalten? Wann haben Sie sich das letzte Mal über ein revolutionäres Internetbanner unterhalten, wann das letzte Mal über ein witziges Pop-up gelacht oder sich so richtig über Informationen zu Penisverlängerung oder Glück in der Partner- schaft gefreut? Oder um das Pferd noch einmal anders aufzuzäumen: Wieso produzieren eBay, monster.de und Konsorten TV-Spots für mehrere hunderttausend Euro und sind nicht zu geizig, diese auch noch zur Halbzeit der Champions-League-Finalrunde zu schalten? Von Anzeigen in Stern, Spiegel und Focus mal ganz zu schweigen. Und das, obwohl sie im Internet nicht nur weitaus preiswerter, sondern obendrein auch noch zielgruppenaffin werben könnten? Glauben Herr eBay und Herr Monster nicht an den Erfolg der Kommunikation via Internet? Oder <strong>ist</strong> es die Angst vor immer zuverlässiger werdenden Pop-up-Blockern? Eine verzwickte Situation, die entfernt mit dem Streit zwischen RTL und dem Hersteller der Fernsehfee, einem kleinen Kasten, der automatisch den Kanal wechselt, sobald <strong>Werbung</strong> ausgestrahlt wird, zu vergleichen <strong>ist</strong>. Fast fünf Jahre lagen die Parteien im Rechtstreit, der in letzter Instanz zu Gunsten der Fernsehfee entschieden wurde. Seitdem – nunmehr seit über zwei Jahren – <strong>ist</strong> die Fernsehfee in ganz Deutschland erhältlich. Dass seit dieser Zeit weder weniger Fernsehwerbung geschaltet noch weniger Fernsehwerbung gesehen wird (amerikanische Studien belegen dies), kann man sich hingegen nur dadurch erklären, dass die Fernsehfee vollkommen auf klassische <strong>Werbung</strong> verzichtet. Oder kennen Sie einen Spot von der Fee? Dabei wäre es doch mal eine schöne Herausforderung, <strong>Werbung</strong> gegen <strong>Werbung</strong> zu machen, oder etwa nicht? QUARTALSZITAT (ergibt nach vierzig Quartalen ca. vierzig Zitate) „Ohne <strong>Werbung</strong> wäre ich heute Millionär.“ Paul Getty, Milliardär EDITORIAL FLIEGT DOCH EINFACH. Mit einem Chairman auf Mallorca, einem Büro in Berlin und einer hungrigen Mitarbeiterschar, die monatlich gefüttert werden will, kommt man immer wieder in den Genuss von kostengünstigen Airlines. Und dann sitzt man da eng rum, hat die Tasche überm Kopf, die SZ auf dem Nachbarn und greift schließlich aus Höflichkeit doch lieber nach etwas Kleinerem – dem Bordmagazin. Wehe dem, der ein wenig Ablenkung erwartet und stattdessen in die feuchten Auswurfkommentare von Hunold, Wöhrl und anderen Multimillionären gerät, die sich dort über Gott und die Welt, vor allem aber die Lufthansa, Gewerkschaften, Lohnempfänger im Generellen und Eurokraten im Besonderen bitterund weinerlich beschweren, dass einem ganz blümerant vor Augen wird. Und wie bei einem schrecklichen Unfall kann man auch hier einfach nicht weggucken und denkt laut bei sich: Jungs, haltet doch einfach die Schnauze und fliegt. Dafür werdet ihr bezahlt und das könnt ihr ja auch ganz gut. Wenn ihr, Hunold, Wöhrl und andere Jammerlappen, nämlich Schule machtet, müssten wir uns demnächst auf der UNOX Suppe die detaillierten Auslassungen des Ochsenschwanzmanagements zum Weltmarktpreis chilenischer Premiumschwänze anlesen oder auf der Windel den Kommentar des Tages von Walter Pamper zur Lage der Wechselwindel im Spannungsfeld zwischen Ursula von der Leyen und Einzelkindvätern. Und das wollt ja noch nicht mal ihr selbst und ganz bestimmt nicht Frank Stauss, Rolf Schrickel und Oliver Lehnen. PS: Und Frank Stauss möchte nächstes Mal von der dba bitte ein Glas Wasser und einen Tee, verzichtet dafür aber zum wiederholten Mal auf die Erdnüsse. Bei dem vorhandenen Erdnussplus stünden ihm rein rechnerisch sogar schon drei Wasser und zwei Tee zu, aber am Ende geht ja daran der ganze Laden... DREI