Unser Kursangebot 2010 Primärprävention … von den großen ...
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Weise kann eine enge Koppelung zwischen Verhaltensprävention<br />
und Verhältnisprävention erreicht<br />
wer<strong>den</strong>. Da sich die Intervention auf das<br />
gesamte Setting bezieht, wird keine Zielgruppe<br />
ausgeschlossen. Durch mehr Transparenz, Partizipation<br />
und Aktivierung wer<strong>den</strong> gesundheitsrelevante<br />
Kompetenzen entwickelt, die auch bei<br />
der Wahrnehmung und Gestaltung anderer Lebensbereiche,<br />
zum Beispiel in der Familie oder<br />
in der Freizeit, nützlich sind.<br />
In der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
sinkt bei sorgfältiger Anwendung dieses Verfahrens<br />
die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />
– insbesondere bei hoch belasteten Beschäftigtengruppen<br />
– um bis zu einem Drittel. Gleichzeitig<br />
steigen die Arbeitszufrie<strong>den</strong>heit und die Lebensqualität,<br />
und zwar nicht nur kurzfristig,<br />
sondern zumindest für mehrere Jahre (Lenhardt<br />
2003). In der betrieblichen Gesundheitspolitik<br />
geht es derzeit vor allem darum, dieses wirksame<br />
Vorgehen (SVR 2002, Bd. III.3, Ziff. 27 ff.) in immer<br />
mehr Betrieben anzuwen<strong>den</strong> (Bertelsmann<br />
Stiftung, Hans Böckler Stiftung 2004).<br />
In der Präventionspolitik wird versucht, die<br />
gesundheitlichen Potenziale dieses Verfahrens<br />
auch für andere Lebenswelten nutzbar zu machen.<br />
Erfolg versprechende Ansätze fi n<strong>den</strong> sich<br />
zum Beispiel dort, wo der Gedanke der Gesundheitsförderung<br />
in Projekte der Schulentwicklung<br />
integriert wird. Oder aber auch beim Quartiersmanagement<br />
im Stadtteil, wenn Bewohnerinnen<br />
und Bewohner in sozialen Brennpunkten durch<br />
partizipative Verfahren wie Planungszellen, open<br />
space workshops, Kiezversammlungen etc. an der<br />
Problemdiagnose und der Verbesserung ihrer<br />
Wohnumgebung und des Umgangs miteinander<br />
beteiligt wer<strong>den</strong>.<br />
Wirksame Kampagnen sind<br />
kontextbezogen<br />
Die mögliche Anwendungsbreite des Settingoder<br />
Lebenswelt-Ansatzes in der Prävention ist<br />
bei weitem noch nicht ausgelotet. Auch hier zeigt<br />
sich wieder: Wenn die <strong>Primärprävention</strong> zur<br />
„vierten Säule“ der Gesundheitssicherung auf-<br />
und ausgebaut wer<strong>den</strong> soll, geht es nicht einfach<br />
um mehr Geld für die Anwendung bekannter<br />
Ver fahren. Es geht immer auch um einen gesellschaftlichen<br />
Entwicklungsauftrag, zu dessen Erfüllung<br />
Experimente und Erprobungen zugelassen<br />
wer<strong>den</strong> müssen – freilich stets so gut dokumentiert<br />
und begleitet, dass daraus tragfähige<br />
Schlussfolgerungen für die Verbesserung der Interventionen<br />
gezogen wer<strong>den</strong> können (siehe Kapitel<br />
4).<br />
Das gilt auch für einen weiteren Schwerpunkt<br />
der künftigen Entwicklung wirksamer Pri märprävention<br />
in Deutschland: die Gesundheitskampagne.<br />
Eine Kampagne ist eine systematisch geplante<br />
Kombination <strong>von</strong> Maßnahmen (Einzelprojekten)<br />
zur Erreichung gesundheitsbezogener<br />
Ziele bei der Gesamtbevölkerung oder bei defi -<br />
nierten Zielgruppen (Töppich 2004).<br />
Kampagnen ohne relevanten Kontextbezug<br />
(„Esst mehr Obst“, „Sport tut gut“, „Rauchen gefährdet<br />
die Gesundheit“) richten sich in der Re gel<br />
an die gesamte Bevölkerung. Sie transportieren<br />
gesundheitsrelevante Botschaften, ohne jedoch<br />
auf die fördern<strong>den</strong> und hemmen<strong>den</strong> Bedingungen<br />
ihrer Annahme und Umsetzung einzugehen<br />
oder gar diese zu verändern. Sie sind unaufwändig<br />
zu organisieren, haben aber, wenn überhaupt,<br />
nur einen geringe gesundheitliche Wirkung. Typischerweise<br />
wer<strong>den</strong> sie auch nicht im Hinblick<br />
auf gesundheitliche Wirkungen evaluiert. Sie<br />
entsprechen nicht (mehr) dem Stand des gesundheitswissenschaftlichen<br />
Wissens.<br />
Eine fachgerechte Gesundheitskampagne<br />
bedarf hingegen der Planung entlang der Logik<br />
des „Public Health Action Cycle“ (Rosenbrock<br />
1995). Dazu ist es erforderlich, die nötigen Interventionsschritte<br />
in einem Interventionskonzept<br />
zu beschreiben, das die teilnehmen<strong>den</strong> Akteure<br />
einbezieht, die verschie<strong>den</strong>en Maßnahmen steuert<br />
und auf dessen Grundlage ständig überprüft<br />
wer<strong>den</strong> kann, ob die Kampagnenziele erreicht<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Das ausgesprochen erfolgversprechende<br />
Instrument bevölkerungsbezogener Kampagnen<br />
der nicht-medizinischen <strong>Primärprävention</strong> mit<br />
Kontextbezug wurde in der Bundesrepublik bislang<br />
nur drei Mal eingesetzt: mit der Kampagne