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Unser Kursangebot 2010 Primärprävention … von den großen ...

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14<br />

Weise kann eine enge Koppelung zwischen Verhaltensprävention<br />

und Verhältnisprävention erreicht<br />

wer<strong>den</strong>. Da sich die Intervention auf das<br />

gesamte Setting bezieht, wird keine Zielgruppe<br />

ausgeschlossen. Durch mehr Transparenz, Partizipation<br />

und Aktivierung wer<strong>den</strong> gesundheitsrelevante<br />

Kompetenzen entwickelt, die auch bei<br />

der Wahrnehmung und Gestaltung anderer Lebensbereiche,<br />

zum Beispiel in der Familie oder<br />

in der Freizeit, nützlich sind.<br />

In der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

sinkt bei sorgfältiger Anwendung dieses Verfahrens<br />

die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />

– insbesondere bei hoch belasteten Beschäftigtengruppen<br />

– um bis zu einem Drittel. Gleichzeitig<br />

steigen die Arbeitszufrie<strong>den</strong>heit und die Lebensqualität,<br />

und zwar nicht nur kurzfristig,<br />

sondern zumindest für mehrere Jahre (Lenhardt<br />

2003). In der betrieblichen Gesundheitspolitik<br />

geht es derzeit vor allem darum, dieses wirksame<br />

Vorgehen (SVR 2002, Bd. III.3, Ziff. 27 ff.) in immer<br />

mehr Betrieben anzuwen<strong>den</strong> (Bertelsmann<br />

Stiftung, Hans Böckler Stiftung 2004).<br />

In der Präventionspolitik wird versucht, die<br />

gesundheitlichen Potenziale dieses Verfahrens<br />

auch für andere Lebenswelten nutzbar zu machen.<br />

Erfolg versprechende Ansätze fi n<strong>den</strong> sich<br />

zum Beispiel dort, wo der Gedanke der Gesundheitsförderung<br />

in Projekte der Schulentwicklung<br />

integriert wird. Oder aber auch beim Quartiersmanagement<br />

im Stadtteil, wenn Bewohnerinnen<br />

und Bewohner in sozialen Brennpunkten durch<br />

partizipative Verfahren wie Planungszellen, open<br />

space workshops, Kiezversammlungen etc. an der<br />

Problemdiagnose und der Verbesserung ihrer<br />

Wohnumgebung und des Umgangs miteinander<br />

beteiligt wer<strong>den</strong>.<br />

Wirksame Kampagnen sind<br />

kontextbezogen<br />

Die mögliche Anwendungsbreite des Settingoder<br />

Lebenswelt-Ansatzes in der Prävention ist<br />

bei weitem noch nicht ausgelotet. Auch hier zeigt<br />

sich wieder: Wenn die <strong>Primärprävention</strong> zur<br />

„vierten Säule“ der Gesundheitssicherung auf-<br />

und ausgebaut wer<strong>den</strong> soll, geht es nicht einfach<br />

um mehr Geld für die Anwendung bekannter<br />

Ver fahren. Es geht immer auch um einen gesellschaftlichen<br />

Entwicklungsauftrag, zu dessen Erfüllung<br />

Experimente und Erprobungen zugelassen<br />

wer<strong>den</strong> müssen – freilich stets so gut dokumentiert<br />

und begleitet, dass daraus tragfähige<br />

Schlussfolgerungen für die Verbesserung der Interventionen<br />

gezogen wer<strong>den</strong> können (siehe Kapitel<br />

4).<br />

Das gilt auch für einen weiteren Schwerpunkt<br />

der künftigen Entwicklung wirksamer Pri märprävention<br />

in Deutschland: die Gesundheitskampagne.<br />

Eine Kampagne ist eine systematisch geplante<br />

Kombination <strong>von</strong> Maßnahmen (Einzelprojekten)<br />

zur Erreichung gesundheitsbezogener<br />

Ziele bei der Gesamtbevölkerung oder bei defi -<br />

nierten Zielgruppen (Töppich 2004).<br />

Kampagnen ohne relevanten Kontextbezug<br />

(„Esst mehr Obst“, „Sport tut gut“, „Rauchen gefährdet<br />

die Gesundheit“) richten sich in der Re gel<br />

an die gesamte Bevölkerung. Sie transportieren<br />

gesundheitsrelevante Botschaften, ohne jedoch<br />

auf die fördern<strong>den</strong> und hemmen<strong>den</strong> Bedingungen<br />

ihrer Annahme und Umsetzung einzugehen<br />

oder gar diese zu verändern. Sie sind unaufwändig<br />

zu organisieren, haben aber, wenn überhaupt,<br />

nur einen geringe gesundheitliche Wirkung. Typischerweise<br />

wer<strong>den</strong> sie auch nicht im Hinblick<br />

auf gesundheitliche Wirkungen evaluiert. Sie<br />

entsprechen nicht (mehr) dem Stand des gesundheitswissenschaftlichen<br />

Wissens.<br />

Eine fachgerechte Gesundheitskampagne<br />

bedarf hingegen der Planung entlang der Logik<br />

des „Public Health Action Cycle“ (Rosenbrock<br />

1995). Dazu ist es erforderlich, die nötigen Interventionsschritte<br />

in einem Interventionskonzept<br />

zu beschreiben, das die teilnehmen<strong>den</strong> Akteure<br />

einbezieht, die verschie<strong>den</strong>en Maßnahmen steuert<br />

und auf dessen Grundlage ständig überprüft<br />

wer<strong>den</strong> kann, ob die Kampagnenziele erreicht<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Das ausgesprochen erfolgversprechende<br />

Instrument bevölkerungsbezogener Kampagnen<br />

der nicht-medizinischen <strong>Primärprävention</strong> mit<br />

Kontextbezug wurde in der Bundesrepublik bislang<br />

nur drei Mal eingesetzt: mit der Kampagne

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