Unser Kursangebot 2010 Primärprävention … von den großen ...
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hen, es sollte aber entschei<strong>den</strong>de Impulse setzen,<br />
um in diesem unterschätzten und bisher vernachlässigten<br />
Bereich substanziell voranzukommen.<br />
3.3 Geschlechtergerechte Prävention und<br />
Gesundheitsförderung<br />
Das Geschlecht bestimmt entschei<strong>den</strong>d <strong>den</strong> Gesundheitszustand,<br />
das gesundheitsrelevante<br />
Verhalten und <strong>den</strong> Zugang zum gesundheitlichen<br />
Versorgungssystem. So liegt die Lebenserwartung<br />
der Männer in Deutschland zum Zeitpunkt<br />
der Geburt mehr als sechs Jahre unter jener der<br />
Frauen. Dieser Unterschied geht zum einen auf<br />
die höhere Säuglingssterblichkeit männlicher<br />
Neugeborener zurück. Diese erklärt sich dadurch,<br />
dass zahlreiche der auf dem x-Chromosom<br />
vererbten Krankheiten durch das kürzere<br />
y-Chromosom nicht ausgeglichen wer<strong>den</strong> können,<br />
zudem sind im Falle einer Frühgeburt – die<br />
Lungen männlicher Säuglinge in einem unreiferen<br />
Stadium und ihr Immunsystem ist anfälliger<br />
als das weiblicher Säuglinge.<br />
Geschlechtsspezifi sches Risikoverhalten<br />
Bedeutsamer für die geringere Lebenserwartung<br />
sind aber andererseits die höhere Unfallhäufi gkeit<br />
männlicher Kinder und Jugendlicher sowie<br />
die vorzeitige Sterblichkeit an spezifi schen, durch<br />
das Verhalten mitverursachte Krankheiten. Vor<br />
dem 65. Lebensjahr sterben Männer mehr als<br />
zweimal so häufi g an Herzinfarkt und Leberzirrhose.<br />
Mehr als dreimal soviel Männer wie<br />
Frauen verlieren ihr Leben durch Unfälle und<br />
Suizid. Die Sterblichkeitsstatistiken legen nahe,<br />
dass vor allem solche Todesursachen zur geringeren<br />
Lebenserwartung der Männer beitragen,<br />
die durch gesundheitliches Risikoverhalten (Alkoholkonsum,<br />
riskantes Verkehrsverhalten) mit bedingt<br />
sind. Dieses Risikoverhalten ist geschlechtsspezifi<br />
sch (Lademann, Kolip 2005):<br />
• Mehr Männer als Frauen rauchen. Nach <strong>den</strong><br />
Ergebnissen des letzten Mikrozensus geben<br />
20 Prozent der Männer und 11 Prozent der<br />
Frauen an, starke Raucher zu sein, also über<br />
20 Zigaretten pro Tag zu konsumieren. Dabei<br />
sind die Geschlechtsunterschiede in <strong>den</strong> mittleren<br />
und höheren Altersgruppen ausgeprägter<br />
als in der jüngeren Bevölkerung, hier lassen<br />
sich Angleichungsprozesse beobachten.<br />
• Doppelt so viele Männer wie Frauen (30 vs.<br />
15 Prozent) zwischen 30 und 65 Jahren konsumieren<br />
Alkoholmengen, die über dem als<br />
riskant defi nierten Wert liegen (für Frauen:<br />
10 g pro Tag, für Männer: 20 g pro Tag; RKI<br />
2003).<br />
• Männer ernähren sich fett- und kalorienreicher,<br />
zudem essen sie weniger Obst und Gemüse.<br />
• Im Bereich der körperlichen Aktivität verhalten<br />
sich Männer gesundheitsförderlicher als<br />
Frauen, zumindest dann, wenn es um sportliche<br />
Aktivitäten geht. Der Anteil körperlich<br />
nicht Aktiver ist bei <strong>den</strong> Frauen höher als bei<br />
<strong>den</strong> Männern. Wer<strong>den</strong> allerdings auch Alltagsaktivitäten<br />
(Haus- und Gartenarbeit, Einkäufe<br />
zu Fuß, Treppen steigen) berücksichtigt, verringern<br />
sich die Geschlechtsunterschiede.<br />
Die genannten Unterschiede im gesundheitsrelevanten<br />
Verhalten zeigen sich bereits im Jugendalter.<br />
Auch hier fi n<strong>den</strong> sich typische Unterschiede<br />
im Rauch- und Ernährungsverhalten, in der<br />
körperlichen Aktivität und im Alkoholkonsum.<br />
Sie verweisen darauf, dass solches Verhalten zur<br />
Darstellung <strong>von</strong> Weiblichkeit und Männlichkeit<br />
eingesetzt wird und mit dem Geschlecht eng<br />
verwoben ist. Zwar lassen sich auf einer oberfl<br />
ächlichen Ebene Angleichungsprozesse beobachten<br />
– so rauchen inzwischen ähnlich viele<br />
Mädchen wie Jungen, zunehmend mehr Jungen<br />
ernähren sich vegetarisch und auch im Alkohol-<br />
Probierkonsum unterschei<strong>den</strong> sich die Geschlechter<br />
nicht –, auf einer qualitativen Ebene lassen<br />
sich aber nach wie vor deutliche Unterschiede<br />
beschreiben: So rauchen Jungen regelmäßiger<br />
und Zigaretten mit höherem Teer- und Kon<strong>den</strong>satgehalt,<br />
sie bevorzugen andere Alkoholsorten<br />
(Jungen: Bier, Mädchen: Wein und Sekt) und sie<br />
konsumieren häufi ger als Mädchen rauschhaft<br />
(einschließlich „Binge drinking“).