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Ein viskoelastisches Stoffmodell zur Simulation gummiartiger ...

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Institut für Strukturmechanik<br />

Bauhaus-Universität Weimar<br />

<strong>Ein</strong> <strong>viskoelastisches</strong> <strong>Stoffmodell</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Simulation</strong> <strong>gummiartiger</strong> Materialien<br />

unter großen Verzerrungen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Most<br />

Prof. Dr. Christian Bucher<br />

Weimar, März 2001


Inhalt<br />

1 Allgemeines ................................................................... 1<br />

2 Formulierung des Materialmodells .............................. 3<br />

2.1 Kinematische Größen......................................................................................... 3<br />

2.1.1 OGDEN-elastisches Teilmodell..................................................................... 3<br />

2.1.2 Viskoelastisches Teilmodell .......................................................................... 3<br />

2.2 Elastische Teilwerkstoffgesetze ......................................................................... 4<br />

2.2.1 OGDEN-elastisches Teilmodell..................................................................... 4<br />

2.2.2 Viskoelastisches Teilmodell .......................................................................... 5<br />

2.3 Viskoses Teilwerkstoffgesetz im viskoelastischen Teilmodell ............................ 5<br />

2.4 Dämpfungsarbeit und elastische Energie........................................................... 6<br />

2.5 Zusammenfassung............................................................................................. 7<br />

3 Algorithmus ................................................................... 9<br />

3.1 OGDEN-elastisches Teilmodell.......................................................................... 9<br />

3.2 Viskoelastisches Teilmodell................................................................................ 9<br />

3.3 Zusammenfassung........................................................................................... 11<br />

4 Verifikation ................................................................... 14<br />

4.1 <strong>Ein</strong>achsiger Zugversuch mit unterschiedlichen Dehnraten............................... 14<br />

4.2 <strong>Ein</strong>achsiger Druckversuch mit unterschiedlichen Dehnraten ........................... 17<br />

4.3 Hydrostatischer Kompressionsversuch ............................................................ 18<br />

4.4 <strong>Ein</strong>achsiger zyklischer Lastversuch.................................................................. 19<br />

4.5 Zweidimensionaler Scherversuch..................................................................... 20<br />

4.6 Zugverformung einer Scheibe mit Loch............................................................ 22<br />

5 Identifikation der Materialparameter.......................... 28<br />

5.1 Ermittlung der OGDEN-elastischen Parameter ................................................ 28<br />

I


Inhalt<br />

5.2 Ermittlung der viskosen Parameter .................................................................. 29<br />

5.3 Verifikationsexperiment .................................................................................... 30<br />

5.4 Ermittlung der viskosen Parameter aus den Verlust- und Speichermoduli....... 30<br />

6 Anwendung .................................................................. 34<br />

7 Literaturverzeichnis .................................................... 39<br />

II


1 Allgemeines<br />

1 Allgemeines<br />

Im Folgenden wird ein <strong>viskoelastisches</strong> Materialmodell für isotrope gummiartige<br />

Werkstoffe bei großen Verzerrungen und großen Dehnraten entwickelt. Die<br />

Formulierung für große Verzerrungen erfolgt unter direktem Bezug auf KECK [1] und<br />

MOST [3] unter Anlehnung an MIEHE [2]. Als Verzerrungsmaße werden in dieser<br />

Formulierung logarithmische Dehnungen und als Spannungsmaße KIRCHHOFF-<br />

Spannungen verwendet. Dies ermöglicht für isotrope Materialien eine Darstellung der<br />

Spannungs- und Verzerrungsgrößen im Eigenwertraum.<br />

Für das zu entwickelnde Modell von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />

• Das Materialverhalten ist isochor. Zur Realisierung wird eine „Penalty-Elastizität“<br />

analog zu [1] für das volumetrische Dehnungsverhalten verwendet.<br />

• Das Materialmodell wird in Anlehnung an [1] in ein elastisches Teilmodell und ein<br />

<strong>viskoelastisches</strong> Teilmodell unterteilt. Die plastischen Verformungsanteile werden<br />

vernachlässigt, da ihre Berücksichtigung für schnelle Umformprozesse in erster<br />

Näherung nicht notwendig ist.<br />

• Das elastische Verhalten im elastischen Teilmodell (im folgenden auch als<br />

Grundelastizität bezeichnet) wird mit einem nichtlinearen Ansatz nach OGDEN [4]<br />

modelliert. Dabei wird von einer beliebigen Anzahl OGDEN-Glieder ausgegangen.<br />

Die Elastizität des viskoelastischen Teilmodells wird mit einer linearen Spannungs-<br />

Verformungsbeziehung modelliert.<br />

• Für die Beschreibung der Viskosität wird eine allgemeine viskose Fließregel unter<br />

Anlehnung an [1] verwendet. Dabei wird kein Fließkriterium definiert, was bedeutet,<br />

daß das Material sich bei Belastung immer im viskosen Zustand befindet. Die<br />

benötigte Fließrichtung wird durch das viskose Potential beschrieben, das durch die<br />

Norm der KIRCHHOFF-Deviatorspannungen definiert wird.<br />

Von den obigen Annahmen ausgehend, wird das Materialmodell auf der Grundlage des<br />

in Abbildung 1.1 dargestellten rheologischen Modells für den einachsigen<br />

Spannungszustand entwickelt.<br />

1


1 Allgemeines<br />

<strong>viskoelastisches</strong> Teilmodell<br />

lineares<br />

Federelement<br />

viskoses<br />

Dämpferelement<br />

σ σ<br />

nichtlineares<br />

Federelement<br />

OGDEN-elastisches Teilmodell<br />

Abbildung 1.1: Rheologisches Modell für das zu entwickelnde Modell im<br />

einachsigen Spannungszustand<br />

Das nichtlineare Federelement wird laut obigen Annahmen durch den OGDEN-Ansatz<br />

beschrieben. Aus der Abbildung ist ersichtlich, daß die Verzerrungen im OGDENelastischen<br />

und viskoelastischen Teilmodell gleiche Größe besitzen und den<br />

Gesamtverzerrungen entsprechen. Im viskoelastischen Teilmodell teilen sich diese<br />

Verzerrungen in einen viskosen und einen elastischen Anteil auf. Die<br />

Gesamtspannungen werden additiv aus den Spannungen der beiden Teilmodelle<br />

ermittelt.<br />

2


2 Formulierung des Materialmodells 3<br />

2 Formulierung des Materialmodells<br />

Bei der Formulierung des Materialmodells wird analog zu [3] Kapitel 4-6 vorgegangen.<br />

2.1 Kinematische Größen<br />

2.1.1 OGDEN-elastisches Teilmodell<br />

Die Verzerrungen der Grundelastizität sind nicht geschichtsabhängig und haben die<br />

gleiche Größe wie die Gesamtverzerrungen. Der FINGER-Tensor kann somit direkt aus<br />

dem Deformationsgradienten abgeleitet werden:<br />

0 T<br />

b : = FF . (2.1)<br />

Die Drehung in den Eigenwertraum und das Aufstellen des logarithmischen<br />

Dehnungstensors erfolgt analog zu [3] Kapitel 3.2:<br />

3<br />

0<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

0<br />

a<br />

b n ⊗n<br />

3<br />

0<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

n ⊗n<br />

.<br />

0<br />

a<br />

,<br />

Die Eigenwerte des logarithmischen Dehnungstensors sind wie folgt definiert:<br />

0<br />

a<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0 ( a )<br />

(2.2)<br />

:= ln . (2.3)<br />

2.1.2 Viskoelastisches Teilmodell<br />

Die Geschichtsabhängigkeit der viskosen Teildeformation wird durch <strong>Ein</strong>führung einer<br />

v<br />

viskosen Metrik B in der Bezugskonfiguration analog zu [3] Kapitel 3.2 erfaßt.<br />

Der FINGER-Tensor der elastischen Teildeformation wird als Push-Forward dieser<br />

viskosen Metrik definiert:<br />

ev v T<br />

b : = FB F . (2.4)<br />

Die Eigenwertzerlegung und Berechnung der logarithmischen Dehnungen erfolgt<br />

analog zu Kapitel 2.1.1:<br />

3<br />

ev<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

ev<br />

a<br />

b n ⊗ n<br />

3<br />

ev<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

n ⊗n<br />

ev<br />

a<br />

2<br />

ev ( a )<br />

:= ln .<br />

1<br />

2<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

,<br />

,<br />

(2.5)


2 Formulierung des Materialmodells 4<br />

2.2 Elastische Teilwerkstoffgesetze<br />

Bei beiden Teilmodellen wird von hyperelastischen Spannungsbeziehungen, das heißt<br />

von der Existenz einer Freien-Energie-Funktion als elastisches Potential ausgegangen.<br />

Die KIRCHHOFF-Spannungen werden durch Ableitung dieses Potentials gebildet.<br />

2.2.1 OGDEN-elastisches Teilmodell<br />

Die <strong>zur</strong> Modellierung des annähernd inkompressiblen viskoelastischen Materialverhaltens<br />

verwendete „Penalty-Funktion“ für den volumetrischen Spannungsanteil wird<br />

in Anlehnung an [1] in der Grundelastizität berücksichtigt. Dieser volumetrische Anteil<br />

der Freien-Energie-Funktion wird wie folgt angesetzt:<br />

0<br />

vol<br />

0<br />

2<br />

1 0 0 ( e ) = e<br />

ˆ κ<br />

mit<br />

2<br />

0 0 0<br />

e 1 + 2 +<br />

= .<br />

0<br />

3<br />

(2.6)<br />

Die volumetrischen Anteile der KIRCHHOFF-Spannungen ergeben sich durch<br />

Ableitung:<br />

0, vol<br />

a<br />

∂ ˆ<br />

=<br />

∂<br />

0<br />

vol 0 0<br />

= κ e . 0<br />

a<br />

(2.7)<br />

Um annähernd isochores Verhalten zu erzwingen, muß der Kompressionsmodul 0<br />

κ<br />

sehr groß angesetzt werden.<br />

Der isochore Anteil der Freien-Energie-Funktion wird durch den OGDEN-Ansatz<br />

formuliert. Dies geschieht analog zu [3] Kapitel 6:<br />

0 ˆ iso<br />

µ<br />

a=<br />

1 p=<br />

1 α p<br />

α<br />

mit<br />

0, dev<br />

a =<br />

µ<br />

0 1 0 * p<br />

a-<br />

3 e , µ p = 0<br />

µ<br />

.<br />

3 N *<br />

0, dev 0<br />

p 0, dev<br />

( a ) = µ ∑∑ ( exp(<br />

a p ) −1)<br />

(2.8)<br />

Die Materialparameter µ p sowie α p müssen in Abhängigkeit der Anzahl N der<br />

0<br />

verwendeten additiven Teile der Freien-Energie-Funktion bestimmt werden. µ ist der<br />

Schubmodul. Da α p und *<br />

µ dimensionslos sind, wird der gesamte Summenterm in<br />

(2.8) dimensionslos. An die Parameter α p und<br />

Nebenbedingung gestellt:<br />

N<br />

∑<br />

p=<br />

1<br />

p<br />

*<br />

µ p wird nach [4] folgende<br />

*<br />

µ α = 2 . (2.9)<br />

p<br />

p


2 Formulierung des Materialmodells 5<br />

Für die Ableitung des isochoren Anteils der Freien-Energie-Funktion ergibt sich nach<br />

[3]:<br />

0, dev ( ) .<br />

0<br />

N ∂ ˆ iso 0 *<br />

= = µ µ p exp<br />

0<br />

b αp<br />

ba<br />

(2.10)<br />

∂<br />

0, dev<br />

a ∑<br />

a p=<br />

1<br />

Dabei bezeichnet ba den in [3] erläuterten isochoren Projektionstensor im Eigenwertraum,<br />

welcher definiert ist durch<br />

∂<br />

= . (2.11)<br />

ba ab : =<br />

0, dev<br />

a<br />

0<br />

∂ b<br />

= 1<br />

ab − 3<br />

2.2.2 Viskoelastisches Teilmodell<br />

Dem elastischen Teilwerkstoffgesetz des viskoelastischen Teilmodells wird analog zu<br />

[1] nur ein isochorer Anteil der Freien-Energie-Funktion zugeordnet. Dieser ist für den<br />

linearen Ansatz definiert durch:<br />

ev<br />

iso<br />

3<br />

ev, dev ev ev, dev<br />

( ) = ( )<br />

a<br />

∑<br />

a=<br />

1<br />

a<br />

2<br />

ˆ µ . (2.12)<br />

Die zugehörigen KIRCHHOFF-Spannungen ergeben sich durch Ableitung analog zu [3]:<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

ev, dev ∂ ˆ iso ev ev, dev<br />

= a = = 2µ<br />

a .<br />

(2.13)<br />

∂<br />

ev<br />

a<br />

Anmerkung:<br />

Die „Penalty-Funktion“ für die hydrostatischen Spannungen im OGDEN-elastischen<br />

Teilmodell erzeugt schon bei geringen volumetrischen Verzerrungen hohe<br />

Spannungsanteile. Im globalen Iterationsprozeß führt dies dazu, daß die volumetrischen<br />

Verzerrungen in Abhängigkeit von der gewählten Größe des Kompressionsmoduls sehr<br />

klein werden. Die Verwendung der „Penalty-Funktion“ im viskoelastischen Teilmodell<br />

bzw. in beiden Teilmodellen würde prinzipiell die gleichen Auswirkungen auf die globale<br />

Iteration haben. Im Hinblick auf eine einfache algorithmische Umsetzung ist es somit<br />

sinnvoll und ausreichend, diese „Penalty-Funktion“ nur im elastischen Teilmodell<br />

anzusetzen.<br />

2.3 Viskoses Teilwerkstoffgesetz im viskoelastischen Teilmodell<br />

Die viskose Fließregel wird analog zu [3] formuliert durch einen Fließbetrag λ ˆ und eine<br />

Fließrichtung, welche durch Ableitung eines viskosen Potentials ˆ bestimmt wird. Als<br />

viskoses Potential wird die Norm der KIRCHHOFF-Deviatorspannungen verwendet:<br />

ev ( )<br />

ev, dev ev, dev 2 ev, dev 2<br />

ˆ = 1 + 2 +<br />

ev, dev 2<br />

3<br />

= . (2.14)


2 Formulierung des Materialmodells 6<br />

Für den Fließbetrag λ ˆ wird analog zu [1] ein Potenzansatz verwendet:<br />

( ) ( ) 2<br />

s<br />

ev, dev<br />

s 1 ev, dev2<br />

ev, dev2<br />

ev, dev2<br />

= +<br />

ˆ 1<br />

λ =<br />

1<br />

2 + 3 . (2.15)<br />

η η<br />

Die Variablen η und s sind in diesem Ansatz als konstant angenommene Materialparameter.<br />

Die viskose Fließregel hat analog zu [3] Kapitel 3 und 4 folgende Form:<br />

−<br />

1<br />

2<br />

£ v<br />

b<br />

ev<br />

b<br />

ev-1<br />

ˆ ∂ ˆ<br />

= λ<br />

∂<br />

= ˆ λ<br />

3<br />

∑<br />

a = 1<br />

ev<br />

= ˆ λ<br />

ev, dev2<br />

1<br />

ev, dev<br />

ev, dev<br />

+<br />

ev, dev<br />

a<br />

ev, dev2<br />

2<br />

+<br />

ev, dev2<br />

3<br />

2.4 Dämpfungsarbeit und elastische Energie<br />

n<br />

ev<br />

a<br />

⊗ n<br />

ev<br />

a<br />

.<br />

(2.16)<br />

Die viskose volumenspezifische Dissipationsleistung bezogen auf das Ausgangsvolumen<br />

berechnet sich nach [3] Kapitel 3 auf der Grundlage des zweiten Hauptsatzes<br />

der Thermodynamik wie folgt:<br />

D<br />

V 0<br />

=<br />

= ˆ λ<br />

ev<br />

: −<br />

ev<br />

1<br />

1<br />

2<br />

b<br />

£ v<br />

ev, dev<br />

1<br />

+<br />

ev, dev2<br />

1<br />

ev<br />

+<br />

b<br />

ev<br />

2<br />

ev-1<br />

ev, dev2<br />

2<br />

ˆ⎛<br />

= λ⎜<br />

⎝<br />

ev, dev<br />

2<br />

+<br />

+<br />

ev<br />

ev<br />

3<br />

:<br />

ev, dev<br />

3<br />

ev, dev 2<br />

3<br />

∂<br />

∂<br />

ˆ<br />

ev<br />

.<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.17)<br />

Das Ausgangsvolumen entspricht für das modellierte Material nur annähernd dem<br />

Momentanvolumen , daher wird die Volumenänderung mit berücksichtigt:<br />

D = JD , J = det[ F]<br />

. (2.18)<br />

V<br />

V0<br />

Für die volumenspezifische viskose Arbeit, bezogen auf das Momentanvolumen, ergibt<br />

sich:<br />

W<br />

v<br />

t<br />

∫<br />

= D dt . (2.19)<br />

0<br />

V<br />

Die elastische Energie kann direkt aus der Freien-Energie-Funktion bestimmt werden.<br />

Die volumetrische Energie bezogen auf das Ausgangsvolumen entspricht dabei dem<br />

volumetrischen Anteil der Freien-Energie-Funktion im OGDEN-elastischen Teilmodell.<br />

Für das Momentanvolumen ergibt sich:<br />

e, vol 0<br />

0 02<br />

1 = J ˆ vol = J 2 e . (2.20)<br />

W κ


2 Formulierung des Materialmodells 7<br />

Der deviatorische Anteil der elastischen Energie ergibt sich aus der Summe der<br />

isochoren Anteile der Freien-Energie-Funktion in beiden Teilmodellen zu:<br />

3 N *<br />

µ<br />

3<br />

e, dev 0 ev 0<br />

p 0, dev<br />

ev ev, dev 2<br />

W = J ˆ iso + J ˆ iso = Jµ<br />

∑∑ ( exp(<br />

a α p ) −1)<br />

+ Jµ<br />

∑(<br />

a ) . (2.21)<br />

α<br />

a=<br />

1 p=<br />

1<br />

Gleichung (2.21) bezieht sich auf das Momentanvolumen.<br />

2.5 Zusammenfassung<br />

Die in Kapitel 2.1 bis 2.4 aufgeführten Beziehungen sind in Tabelle 2.1 zusammengefaßt.<br />

Verzerrungsmaße: 0 T<br />

b = FF ,<br />

3<br />

0<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

0 0<br />

1<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

p<br />

3<br />

0<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

0<br />

a<br />

b n ⊗n<br />

n ⊗ n<br />

e = + + ,<br />

0<br />

2<br />

ev v T<br />

b : = FB F ,<br />

ev<br />

3<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

ev ev<br />

1<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

0<br />

3<br />

0<br />

a<br />

n ⊗n<br />

ev<br />

2<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

2<br />

0 1 0<br />

, a ln(<br />

a )<br />

0, dev<br />

a<br />

3<br />

ev<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

,<br />

:= ,<br />

0 1 0<br />

= a-<br />

3 e ,<br />

2<br />

ev<br />

a<br />

b n ⊗ n<br />

ev<br />

3<br />

ev<br />

a<br />

e = + + ,<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

2<br />

ev 1 ev<br />

, a ln(<br />

a )<br />

ev, dev<br />

a<br />

Freie-Energie-Funktion: 0 0 0 0 0 0, dev<br />

ˆ ( ) = ˆ ( e ) + ˆ ( )<br />

KIRCHHOFF-Spannungen:<br />

a<br />

=<br />

1<br />

2<br />

vol<br />

0<br />

κ e<br />

02<br />

iso<br />

0<br />

+ µ<br />

3<br />

a<br />

N<br />

∑∑<br />

a=<br />

1 p=<br />

1<br />

2<br />

,<br />

:= ,<br />

=<br />

µ<br />

α<br />

*<br />

p<br />

p<br />

ev<br />

a<br />

3<br />

ev ev ev, dev ev ev, dev<br />

( ) = ( ) = ( )<br />

ev ˆ ˆ µ<br />

0<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

a<br />

0<br />

a<br />

iso<br />

a<br />

∑<br />

a=<br />

1<br />

0<br />

∂ ˆ<br />

= =<br />

α<br />

∂<br />

∂ ˆ<br />

=<br />

∂<br />

ev<br />

ev<br />

a<br />

-<br />

1<br />

3<br />

e<br />

ev<br />

a=<br />

1<br />

0, dev ( exp(<br />

α ) −1),<br />

a<br />

a<br />

2<br />

p<br />

0, dev ( b p ) ba<br />

N<br />

0 0 0 *<br />

1<br />

κ e + µ ∑ µ p exp , ab ab − 3<br />

p=<br />

1<br />

= 2µ<br />

ev<br />

ev, dev<br />

a<br />

Tabelle 2.1 Teil I: Viskoelastisches Werkstoffgesetz für gummiartige<br />

Materialien bei großen Verzerrungen<br />

= ,


2 Formulierung des Materialmodells 8<br />

Viskoses Potential: ev ( )<br />

ev, dev ev, dev 2 ev, dev 2<br />

ˆ = = 1 + 2 +<br />

ev, dev2<br />

3<br />

Viskose Fließregel: 3<br />

ev, dev<br />

1 ev ev-1<br />

a<br />

ev ev<br />

− 2 £ ˆ<br />

v b b = λ ∑ n<br />

2<br />

2<br />

2<br />

a ⊗n<br />

a ,<br />

a=<br />

1 ev, dev ev, dev ev, dev<br />

+ +<br />

Elastische Energie:<br />

Dämpfungsarbeit:<br />

ˆ 1<br />

λ =<br />

η<br />

( ) s<br />

ev, dev<br />

e, vol<br />

0 02<br />

1 W = J 2 κ e ,<br />

3 N *<br />

µ<br />

e, dev 0<br />

p<br />

W = Jµ<br />

∑∑<br />

µ<br />

α<br />

W<br />

p<br />

t<br />

∫<br />

= D dt ,<br />

0<br />

V<br />

a=<br />

1 p=<br />

1<br />

D<br />

V<br />

p<br />

1<br />

2<br />

3<br />

0, dev<br />

ev ev, dev<br />

( exp(<br />

a α p ) −1)<br />

+ J ∑ ( a )<br />

= J ˆ λ<br />

ev<br />

1<br />

ev, dev<br />

1<br />

+<br />

ev, dev 2<br />

1<br />

<strong>Ein</strong>gangsgrößen: • OGDEN-Kompressionsmodul<br />

Abgeleite Größen:<br />

• OGDEN-Schubmodul<br />

0<br />

µ ,<br />

• Viskoelastischer Schubmodul<br />

+<br />

ev<br />

2<br />

3<br />

0<br />

κ ,<br />

ev, dev<br />

2<br />

ev, dev 2<br />

2<br />

ev<br />

µ ,<br />

a=<br />

1<br />

• Anzahl der OGDEN-Parameter-Paare N,<br />

• N OGDEN-Parameter α p ,<br />

• N-1 OGDEN-Parameter µ p ,<br />

• Viskositätsparameter η und s<br />

*<br />

• OGDEN-Parameter µ<br />

+<br />

+<br />

ev<br />

3<br />

ev, dev<br />

3<br />

ev, dev 2<br />

3<br />

µ<br />

⎛ N-1<br />

p<br />

⎞<br />

* 1<br />

*<br />

; µ = ⎜ ⎟<br />

N ⎜<br />

2 − µ<br />

0<br />

pα<br />

p<br />

µ α<br />

⎟<br />

N ⎝ p 1 ⎠<br />

p = ∑<br />

=<br />

Tabelle 2.1 Teil II: Viskoelastisches Werkstoffgesetz für gummiartige<br />

Materialien bei großen Verzerrungen<br />

2


3 Algorithmus 9<br />

3 Algorithmus<br />

3.1 OGDEN-elastisches Teilmodell<br />

Im OGDEN-elastischen Teilmodell können die KIRCHHOFF-Spannungen direkt aus<br />

dem Deformationsgradienten nach Kapitel 2.1 bis 2.2 bestimmt werden. Dabei ist keine<br />

Iteration und keine Abspeicherung von Geschichtsvariablen notwendig.<br />

Der CAUCHY- Spannungstensor ergibt sich aus dem KIRCHHOFF-Spannungstensor<br />

zu:<br />

1 1<br />

T n ⊗ n<br />

3<br />

0 0<br />

= = ∑ J J a=<br />

1<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

. (3.1)<br />

Die elastischen Energieanteile werden in jedem Postprocessing-Schritt direkt aus<br />

den logarithmischen Verzerrungen nach Gleichung (2.20) und (2.21) bestimmt.<br />

3.2 Viskoelastisches Teilmodell<br />

Analog zu [3] Kapitel 7 wird die Fließregel (2.16) in LAGRANGEsche Form überführt,<br />

die Differentialgleichung mit impliziter EULER-Integration gelöst und anschließend<br />

<strong>zur</strong>ück in die EULERsche Formulierung überführt:<br />

1 ev ev-1<br />

ˆ ∂ ˆ<br />

− 2 £ v b b = λ ev<br />

∂<br />

1 v v-1<br />

-1<br />

Å B B ˆ ∂ ˆ<br />

− &<br />

2 = λF<br />

F ev<br />

∂<br />

v ⎛<br />

Å<br />

ˆ -1<br />

∂ ˆ<br />

B n + 1 = exp⎜− 2∆tλF<br />

ev<br />

⎝ ∂<br />

⎞ v<br />

F⎟<br />

n+<br />

1B<br />

n<br />

⎠<br />

v -1<br />

Å Fn + 1B<br />

n+<br />

1Fn<br />

+ 1<br />

-1<br />

= Fn+<br />

1Fn+<br />

1<br />

⎛ ˆ ∂ ˆ ⎞<br />

v<br />

⎜−<br />

2∆tλ<br />

ev ⎟ Fn<br />

+ 1B<br />

nF<br />

⎝ ∂ ⎠ n+<br />

1<br />

ev ⎛<br />

e*<br />

Å<br />

ˆ ∂ ˆ ⎞<br />

b n + 1 = exp⎜− 2∆tλ<br />

ev ⎟ n+<br />

1 b .<br />

⎝ ∂ ⎠<br />

-1<br />

exp n+<br />

1<br />

(3.2)<br />

Wie in [3] Kapitel 7 näher erläutert, erhält man für diese Formulierung ein nichtlineares<br />

Gleichungssystem für die logarithmischen Hauptverzerrungen, das die Integration der<br />

Fließregel komplett beschreibt:<br />

ev<br />

a<br />

ev*<br />

ˆ ∂ ˆ<br />

= a − ∆tλ<br />

,<br />

∂<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

∂ ˆ<br />

= , mit a = 1,2,3 (3.3)<br />

∂<br />

Dieses System wird mit dem NEWTON-Verfahren gelöst. Das führt zu folgender<br />

linearisierter Form:<br />

ev<br />

a


3 Algorithmus 10<br />

ˆ<br />

2<br />

ev ∂λ<br />

ev ∂ ˆ ∂ ˆ ev<br />

0 = r<br />

t<br />

t<br />

ˆ<br />

a + ab∆<br />

b + ∆ ∆ b + ∆ ∆ b λ . ev<br />

(3.4)<br />

∂ ∂ ∂ ∂<br />

Unter Verwendung der Beziehungen<br />

∂<br />

ev<br />

b<br />

2 2 ev 2 2 ev<br />

∂ ˆ ∂ ˆ ∂ c ∂ ˆ ∂ ˆ<br />

=<br />

=<br />

ev ev ev ev ev ev ev ev ev<br />

a ∂ b ∂ a ∂ c ∂ b ∂ a ∂ c ∂ c ∂ b<br />

∂ ˆ λ ∂ ˆ λ ∂<br />

=<br />

∂ ∂ ∂<br />

ev<br />

b<br />

ergibt sich folgende Matrixschreibweise:<br />

ev<br />

c<br />

ev<br />

c<br />

ev<br />

b<br />

⎡ ∂ ˆ<br />

2<br />

2 ev<br />

λ ∂ ˆ ⎤ ⎡ ∂ ⎤<br />

= ∆ ⎢ ⎥ + ∆ ˆ ˆ ⎡ ∂ ˆ ⎤<br />

L : t<br />

tλ<br />

ev ev ⎢ ev ev ⎥ , E : = ⎢ ⎥ ,<br />

ev ev<br />

⎣∂<br />

b ∂ a ⎦ ⎣∂<br />

a ∂ b ⎦ ⎣∂<br />

a ∂ b ⎦<br />

1 = [ ] , r := [ r ] ,<br />

ab<br />

ev<br />

[] = r + ( 1 + L E )[ ∆ ]<br />

0 .<br />

a<br />

b<br />

ev<br />

a<br />

a<br />

ev<br />

b<br />

,<br />

(3.5)<br />

(3.6)<br />

Die nötigen Ableitungen in (3.5) ergeben sich nach den Ansätzen in Kapitel 2.2 und 2.3<br />

analog zu [3] Kapitel 7.1.2 zu<br />

∂<br />

∂<br />

2<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

ˆ<br />

∂<br />

ev<br />

2<br />

∂ ˆ<br />

∂ ∂<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

b<br />

ev<br />

b<br />

∂ ˆ λ s<br />

=<br />

∂ η<br />

= 2µ<br />

=<br />

N<br />

ev<br />

ab<br />

ev, dev<br />

ab<br />

−<br />

,<br />

ev, dev<br />

a<br />

ev, dev<br />

b<br />

( ) 3<br />

N ev, dev<br />

mit<br />

ev, dev<br />

ev, dev<br />

ev, dev<br />

s−1<br />

∂ s<br />

s<br />

( ) = ( N ev, dev )<br />

∂<br />

ev<br />

a<br />

η<br />

ev, dev2<br />

1<br />

ev, dev2<br />

2<br />

ev, dev2<br />

2<br />

N = + + ,<br />

Die gesamte lokale NEWTON-Iteration ist in Kapitel 3.3 in Tabelle 3.2 dargestellt.<br />

−1<br />

N<br />

ev<br />

a<br />

ev, dev<br />

.<br />

(3.7)<br />

Die elastischen Energieanteile werden analog zu Kapitel 3.1 in jedem Postprocessing-<br />

Schritt direkt bestimmt. Die Dämpfungsarbeit wird jeden Zeitschritt inkrementell, unter<br />

der Annahme konstanter Dissipationsleistung im Zeitschritt, bestimmt:<br />

v<br />

Wn = n+<br />

1<br />

v<br />

+ 1 Wn<br />

+ DV<br />

∆t<br />

. (3.8)<br />

Die viskose Dissipationsleistung kann aus den in der Iteration bereits bereitgestellten<br />

Termen berechnet werden:


3 Algorithmus 11<br />

3<br />

⎛ ∂ ˆ ⎞ ⎛ ev ∂ˆ<br />

⎞<br />

D = ˆ⎜<br />

⎟ = ∑ ⎜<br />

⎟<br />

V λ : ˆ λ a . ev<br />

(3.9)<br />

⎝ ∂ ⎠ a=<br />

1 ⎝ ∂ a ⎠<br />

Die Aktualisierung der viskosen Metrik erfolgt in jedem Zeitschritt durch Bilden der<br />

Hauptstreckungen aus den logarithmischen Hauptverzerrungen analog zu [3] Kapitel<br />

7.1.1:<br />

3.3 Zusammenfassung<br />

3<br />

v -1<br />

⎛<br />

B n + 1 = Fn+<br />

1⎜∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

ev ev*<br />

ev*<br />

⎞ -T<br />

a na<br />

⊗n<br />

a Fn+<br />

1 ,<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

exp(<br />

a )<br />

⎝<br />

⎟ ⎠<br />

= . (3.10)<br />

In den Tabellen 3.1 und 3.2 ist der gesamte Algorithmus beider Teilmodelle<br />

zusammengefaßt dargestellt. Die Größen zum Zeitpunkt t n werden dabei mit dem<br />

Index n bezeichnet und die Größen zum Zeitpunkt t n+<br />

1 werden ohne Indizes dargestellt.<br />

Die Bezeichnungen Geometrischer Vor- und Nachprozeß werden analog zu [3]<br />

verwendet, da die darin ausgeführten Operationen nicht materialabhängig sind. Im<br />

materialabhängigen Teil sind die eigentlichen spezifischen implementiert.<br />

1. Geometrischer Vorprozeß:<br />

OGDEN-elastisches Teilmodell:<br />

- Berechne den elastischen FINGER-Tensor<br />

- führe Spektralzerlegung<br />

3<br />

0<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

0<br />

a<br />

b n ⊗n<br />

0<br />

a<br />

0<br />

a<br />

0 T<br />

b = FF aus gegebenem F,<br />

aus,<br />

2<br />

0 1 0<br />

- berechne Eigenwerte der logarithmischen Verzerrungen a ln(<br />

a )<br />

Viskoelastisches Teilmodell:<br />

- Berechne Trialzustand des elastischen FINGER-Tensors<br />

gegebenen<br />

v<br />

B n und F,<br />

- führe Spektralzerlegung<br />

3<br />

ev*<br />

= ∑<br />

a=<br />

1<br />

2<br />

ev*<br />

a<br />

b n ⊗n<br />

ev*<br />

a<br />

ev*<br />

a<br />

aus,<br />

= .<br />

2<br />

ev*<br />

v T<br />

b = FB nF<br />

aus<br />

- berechne Eigenwerte der logarithmischen Verzerrungen des Trial-Zustandes<br />

ev*<br />

a<br />

1<br />

2<br />

2<br />

ev*<br />

( a )<br />

= ln .<br />

Tabelle 3.1 Teil I: Algorithmus des viskoelastischen Werkstoffgesetzes für<br />

gummiartige Materialien bei großen Verzerrungen


3 Algorithmus 12<br />

2. Materialabhängiger Teil:<br />

OGDEN-elastisches Teilmodell:<br />

0 0 0 0 * 0, dev<br />

1<br />

- Berechne Spannungshauptwerte a = κ + µ µ p exp(<br />

b α p ) ba , ab = ab − . 3<br />

N<br />

e ∑<br />

p=<br />

1<br />

Viskoelastisches Teilmodell:<br />

- Berechne elastische logarithmische Hauptverzerrungen<br />

Hauptspannungen<br />

3. Geometrischer Nachprozess:<br />

OGDEN-elastisches Teilmodell:<br />

- Berechne CAUCHY-Spannungstensor<br />

Viskoelastisches Teilmodell:<br />

ev<br />

a und<br />

ev<br />

a mit Hilfe der lokalen NEWTON-Iteration (Tabelle 3.2).<br />

1 1<br />

T n ⊗ n<br />

3<br />

0 0<br />

= = ∑ J J a=<br />

1<br />

ev<br />

ev<br />

- Berechne aktuelle Hauptstreckungen exp(<br />

)<br />

- aktualisiere<br />

⎛<br />

3<br />

2<br />

v −1<br />

ev ev*<br />

ev*<br />

B = F ⎜∑<br />

a na<br />

⊗n<br />

a ⎟<br />

⎝ a=<br />

1<br />

⎠<br />

- berechne CAUCHY-Spannungstensor<br />

a<br />

⎞<br />

F<br />

-T<br />

= ,<br />

,<br />

3<br />

ev ev<br />

= = ∑ J J a=<br />

1<br />

a<br />

0<br />

a<br />

ev<br />

a<br />

0<br />

a<br />

ev*<br />

a<br />

0<br />

a<br />

1 1<br />

T n ⊗n<br />

Í Berechne CAUCHY-Spannungen des gesamten Modells:<br />

4. Postprocessing:<br />

.<br />

ev*<br />

a<br />

.<br />

T +<br />

0 ev<br />

= T T .<br />

- Berechne volumetrische und deviatorische elastische Energieanteile aus den<br />

Hauptwerten der logarithmischen Verzerrungen:<br />

e, vol<br />

0 02<br />

1 W J 2 κ e<br />

= und<br />

3 N *<br />

µ<br />

3<br />

e, dev 0<br />

p 0, dev<br />

ev ev, dev 2<br />

W = Jµ<br />

∑∑ ( exp(<br />

a α p ) −1)<br />

+ Jµ<br />

∑ ( a ) ,<br />

α<br />

a=<br />

1 p=<br />

1<br />

p<br />

3 ⎛<br />

- berechne viskose Dissipationsleistung D ∑ ⎜<br />

V = J ˆ λ<br />

a=<br />

1 ⎝<br />

ev ∂ˆ<br />

⎞<br />

⎟<br />

a , ev<br />

∂ a ⎠<br />

- berechne Inkrement der Dämpfungsarbeit<br />

v<br />

: = Dv<br />

W ,<br />

v<br />

- aktualisiere Dämpfungsarbeit W<br />

v v<br />

= W + ∆W<br />

.<br />

Tabelle 3.1 Teil II: Algorithmus des viskoelastischen Werkstoffgesetzes für<br />

gummiartige Materialien bei großen Verzerrungen<br />

a=<br />

1


3 Algorithmus 13<br />

Die lokale NEWTON-Iteration <strong>zur</strong> Bestimmung der elastischen Verzerrungs- und<br />

Spannungshauptwerte im viskoelastischen Teilmodell ist in Tabelle 3.2 dargestellt.<br />

1. Setze Startwerte:<br />

ev<br />

a = 0<br />

ev*<br />

a<br />

2. Berechne Hauptwerte der KIRCHHOFF-Spannungen<br />

ev<br />

a<br />

∂ ˆ<br />

=<br />

ev, dev<br />

a<br />

ev<br />

= ev<br />

∂ a<br />

ev<br />

= 2µ<br />

ev, dev<br />

a ,<br />

ev ev ev<br />

e 1 + 2 +<br />

= ,<br />

3. Berechne die Ableitungen des viskosen Potentials ˆ und den Fließbetrag λ ˆ :<br />

⎡ ev, dev<br />

⎡ ∂ˆ<br />

⎤ ⎤<br />

a<br />

d : = ⎢ ⎥ = ⎢ ⎥ ,<br />

ev<br />

⎣∂<br />

a ⎦ ⎢ ev, dev ⎣ N ⎥⎦<br />

ev<br />

3<br />

ev<br />

a<br />

ev, dev<br />

a<br />

ev, dev2<br />

ev, dev2<br />

ev, dev2<br />

N ev, dev = 1 + 2 + 2 , ( ) s<br />

ˆ 1<br />

λ = N ev, dev .<br />

η<br />

4. Berechne die Residuen und überprüfe die Abbruchgrenze:<br />

r λˆ : = r =<br />

ev<br />

−<br />

ev*<br />

+ ∆t<br />

,<br />

[ ] [ ] d<br />

a<br />

a<br />

a<br />

Wenn r r<br />

T < Abbruchtoleranz: gehe zu 7.<br />

5. Berechne:<br />

⎡ ∂ ˆ<br />

2<br />

λ ∂ ˆ ⎤ ⎡ ∂ ˆ ⎤<br />

L : = ∆t⎢<br />

⎥ + ∆t<br />

ˆ λ<br />

ev ⎢ ev ev ⎥ ,<br />

ev<br />

⎣∂<br />

b ∂ a ⎦ ⎣∂<br />

a ∂ b ⎦<br />

2<br />

∂ ˆ<br />

∂ ∂<br />

ev<br />

a<br />

ev<br />

b<br />

=<br />

N<br />

ab<br />

ev, dev<br />

−<br />

ev, dev<br />

a<br />

ev, dev<br />

b<br />

( ) 3<br />

N ev, dev<br />

6. Berechne die Inkremente der Verzerrungen:<br />

ev<br />

-1<br />

[ ∆ a ] = −(<br />

1 + L E)<br />

r<br />

ev<br />

⇐<br />

ev<br />

+ ∆<br />

ev<br />

und gehe zu 2.<br />

Aktualisiere: [ ] [ ] [ ]<br />

7. Ende der lokalen Iteration.<br />

a<br />

a<br />

a<br />

,<br />

∂ ˆ λ s<br />

=<br />

∂ η<br />

ev<br />

a<br />

=<br />

ev<br />

a<br />

-<br />

1<br />

3<br />

e<br />

s−<br />

2 ev<br />

( N ev, dev )<br />

a<br />

ev<br />

,<br />

ev [ 2 ]<br />

2 ev ⎡ ∂ ˆ ⎤<br />

E : = ⎢ = µ<br />

ev ev ⎥<br />

ab .<br />

⎣∂<br />

a ∂ b ⎦<br />

Tabelle 3.2: Lokale NEWTON-Iteration des viskoelastischen Teilmodells


4 Verifikation 14<br />

4 Verifikation<br />

4.1 <strong>Ein</strong>achsiger Zugversuch mit unterschiedlichen Dehnraten<br />

Die Versuche wurden unter Verwendung der in [1] Anhang B ermittelten Materialparameter<br />

für unterschiedliche konstante logarithmische einachsige Dehnraten<br />

durchgeführt.<br />

Die verwendeten Parameter sind in Tabelle 4.1 aufgeführt.<br />

OGDEN-elastisches Teilmodell: Anzahl OGDEN-Glieder N = 2<br />

µ<br />

µ<br />

*<br />

1<br />

*<br />

2<br />

=<br />

=<br />

5,<br />

80593<br />

0,<br />

000232<br />

Kompressionsmodul<br />

Schubmodul<br />

Viskoelastisches Teilmodell: Schubmodul<br />

Tabelle 4.1: Verwendete Materialparameter<br />

α =<br />

1<br />

2<br />

0,<br />

344<br />

α = 11,<br />

9<br />

0<br />

κ = 1000 N/mm²<br />

0<br />

µ = 1,47 N/mm²<br />

ev<br />

µ = 1,18 N/mm²<br />

Viskositätsparameter η = 0,00145 und s = 5,03<br />

Der Deformationsgradient wurde unter der Annahme von Inkompressibilität in folgender<br />

Form vorgegeben:<br />

⎧ 1 1 ⎫<br />

F = diag⎨Λ;<br />

; ⎬ . (4.1)<br />

⎩ Λ Λ ⎭<br />

Für eine konstante logarithmische Dehnrate in Belastungsrichtung ergibt sich für die<br />

einachsige Streckung in Abhängigkeit von der Zeit:<br />

() = exp(<br />

() t ) = exp(<br />

& t)<br />

t 0<br />

0<br />

Λ . (4.2)<br />

In Abbildung 4.1 ist der berechnete Spannungsverlauf in Abhängigkeit der Streckung für<br />

unterschiedliche Dehnraten dargestellt. Die berechneten Spannungswerte sind dabei<br />

die deviatorischen Anteile, der volumetrische Anteil läßt sich aus dem vorgegebenen<br />

Deformationsgradienten nicht ableiten, sondern kann aus der Randbedingung<br />

diag 1<br />

{ T ; 0;<br />

0}<br />

wie folgt bestimmt werden:<br />

T = . (4.3)<br />

diag<br />

→ p =<br />

dev vol<br />

dev 1 dev 1 dev<br />

{ T ; 0;<br />

0}<br />

= T + T = diag{<br />

T ; − T ; − T } + diag{<br />

p;<br />

p; p}<br />

1<br />

1<br />

2<br />

T<br />

dev<br />

1<br />

.<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

(4.4)


4 Verifikation 15<br />

Zur Verifikation der einachsigen Versuche werden im folgendem demnach nur die<br />

Deviatorspannungen verwendet.<br />

Die deviatorischen Hauptspannungswerte des OGDEN-elastischen Teilmodells lassen<br />

sich analytisch nach (2.10) wie folgt berechnen:<br />

T<br />

0, dev<br />

a<br />

= τ<br />

0, dev<br />

a<br />

N<br />

N<br />

αp<br />

<br />

− <br />

0 * 0, dev<br />

0 *<br />

=<br />

( ) = 2 αp<br />

2 2<br />

µ µ p exp ε b α p Π ba µ µ p Λ − Λ<br />

3 3<br />

(4.5)<br />

p=<br />

1<br />

p=<br />

1 <br />

Abbildung 4.1: <strong>Ein</strong>achsiger Zugversuch mit unterschiedlichen Dehnraten<br />

Die numerisch und analytisch ermittelten elastischen Spannungswerte stimmen<br />

überein, das OGDEN-elastische Teilmodell ist somit verifiziert.<br />

Zur Verifikation des viskoelastischen Teilmodells wird die Fließregeldiffentialgleichung<br />

ausgehend vom Deformationsgradienten analog zu [3] Kapitel 4.2.2 formuliert:<br />

−<br />

1<br />

2<br />

b<br />

£ v<br />

ev<br />

b<br />

ev-1<br />

=<br />

0 ev<br />

1 1<br />

( ε − ε ) diag{<br />

1;<br />

− ; − }<br />

ˆ τ<br />

= λ<br />

τ<br />

→ ε<br />

v<br />

ev, dev<br />

ev, dev<br />

= ˆ λ<br />

= ˆ λ<br />

Für monotone einachsige Belastung gilt:<br />

ev<br />

n<br />

ev<br />

n-1<br />

2<br />

3<br />

.<br />

2<br />

3<br />

2<br />

τ<br />

τ<br />

ev<br />

ev<br />

2<br />

diag<br />

1 1 { 1;<br />

− ; − }<br />

2<br />

2<br />

(4.6)<br />

τ > τ . (4.7)<br />

Daraus abgeleitet ist die folgende Überlegung:<br />

ˆ λ<br />

ε<br />

ε<br />

ev ( ) ˆ ev<br />

τ > λ(<br />

τ )<br />

v<br />

n<br />

ev<br />

n<br />

CAUCHY-Spannung T dev [N/mm²]<br />

> ε<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

v<br />

n-1<br />

→ 0<br />

0<br />

1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4<br />

n-1<br />

ε<br />

ε<br />

v<br />

ev<br />

n<br />

< ε<br />

→ ε<br />

ε<br />

ε<br />

ε<br />

ε<br />

0<br />

.<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

= 0<br />

ev<br />

n-1<br />

1<br />

s<br />

= 10<br />

= 10<br />

= 10<br />

−2<br />

−1<br />

0<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s<br />

Streckung Λ=[−] [−]<br />

(4.8)


4 Verifikation 16<br />

Dies bedeutet, daß der einaxiale Spannungsanteil des viskoelastischen Teilmodells<br />

asymptotisch auf einen konstanten Wert zuläuft, welcher wie folgt berechnet werden<br />

kann:<br />

&<br />

0<br />

→<br />

= ˆ λ<br />

ev<br />

=<br />

2<br />

3<br />

=<br />

2<br />

3<br />

2<br />

3<br />

1<br />

η<br />

1<br />

0 3 s ( & η ) .<br />

1<br />

s<br />

ev, dev<br />

s<br />

2 ev 3<br />

( ) = ( )<br />

2<br />

3<br />

η<br />

2<br />

(4.9)<br />

Die analytisch berechneten asymptotischen viskosen Spannungswerte sind in Tabelle<br />

4.2 angegeben.<br />

Logarithmische Dehnrate Viskose Spannungsanteile<br />

&<br />

&<br />

&<br />

0<br />

0<br />

0<br />

= 0,01<br />

= 0,1<br />

= 1,0<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s<br />

T 0,0928<br />

ev = N/mm²<br />

T 0,1466<br />

ev = N/mm²<br />

T 0,2318<br />

ev = N/mm²<br />

Tabelle 4.2: Asymptotische viskose Spannungsanteile<br />

Die asymptotischen Spannungswerte der <strong>Simulation</strong> stimmen genau mit den analytisch<br />

berechneten überein.<br />

Zur weiteren Verifikation kann der Tangentenmodul im Nullpunkt des Spannungs-<br />

Streckungs-Verlaufs dienen. Analytisch ergibt sich für den elastischen Spannungsanteil<br />

aus (4.5):<br />

∂T<br />

∂<br />

0, dev<br />

N<br />

1 µ ∑ p p 2<br />

Λ<br />

p=<br />

1<br />

0 *<br />

0<br />

( Λ = 1)<br />

= µ α = µ<br />

. (4.10)<br />

Der Tangentenmodul des viskosen Spannungsanteils erhält man durch folgende<br />

Überlegung:<br />

&<br />

v<br />

→<br />

( ) ˆ<br />

2<br />

Λ = 1 = λ(<br />

Λ = 1)<br />

3<br />

ev<br />

0<br />

& ( Λ = 1)<br />

= & ( Λ = 1)<br />

ev<br />

∂T1<br />

∂T1<br />

=<br />

∂Λ<br />

∂t<br />

ev<br />

∂T1<br />

→<br />

∂Λ<br />

ev<br />

∂t<br />

ev<br />

= 2µ<br />

&<br />

∂Λ<br />

ev<br />

( Λ = 1)<br />

= 2µ<br />

.<br />

= 0<br />

ev<br />

1<br />

Λ&<br />

Der Gesamttangentenmodul ist die Summe beider <strong>Ein</strong>zelmoduli und ergibt sich zu:<br />

0<br />

(4.11)<br />

dev<br />

∂T1<br />

ev 0<br />

( Λ = 1)<br />

= 2µ<br />

+ 2µ<br />

= 5,<br />

3N/mm².<br />

(4.12)<br />

∂Λ


4 Verifikation 17<br />

In Tabelle 4.3 sind die numerisch ermittelten Moduli angegeben. Diese wurden aus dem<br />

Anstieg im ersten Zeitschritt näherungsweise ermittelt.<br />

1 Logarithmische Dehnrate Anfangstangentenmoduli ( Λ = 1)<br />

0<br />

1 ε = 0,01 s<br />

5,3003 N/mm²<br />

0 1 ε = 0,1 s<br />

5,3024 N/mm²<br />

0 1 ε = 1,0 s<br />

5,3026 N/mm²<br />

T dev<br />

∂<br />

∂Λ<br />

Tabelle 4.2: Numerisch ermittelte Anfangstangentenmoduli im<br />

einachsigen Zugversuch<br />

Die genäherten numerischen Werte stimmen sehr genau mit den analytischen überein.<br />

Die Fehler der numerischen Werte sind in der Linearisierung über den ersten Zeitschritt<br />

begründet.<br />

4.2 <strong>Ein</strong>achsiger Druckversuch mit unterschiedlichen Dehnraten<br />

Analog zum einachsigen Zugversuch wurde ein einachsiger Druckversuch mit<br />

unterschiedlichen Dehnraten simuliert, dabei wurden die gleichen Materialparameter<br />

wie im Zugversuch verwendet. Der Spannungs-Streckungs-Verlauf ist in Abbildung 4.2<br />

dargestellt.<br />

CAUCHY-Spannung T dev [N/mm²]<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

-2<br />

-2,5<br />

0<br />

0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

-3<br />

Streckung Λ=[−] [−]<br />

Abbildung 4.2: <strong>Ein</strong>achsiger Druckversuch mit unterschiedlichen<br />

Dehnraten<br />

Die OGDEN-elastischen Spannungsanteile wurden anhand von Gleichung (4.5)<br />

überprüft. Die asymptotischen Spannungsanteile des viskosen Teilmodells wurden nach<br />

(4.9) analytisch berechnet und mit den numerisch ermittelten Werten verglichen. Diese<br />

Werte stimmen analog zum Zugversuch genau überein.<br />

Die Anfangstangentenmoduli der <strong>Simulation</strong>en sind in Tabelle 4.3 dargestellt.<br />

ε<br />

ε<br />

ε<br />

ε<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

= 0<br />

1<br />

s<br />

= 10<br />

= 10<br />

= 10<br />

−2<br />

−1<br />

0<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s<br />

1<br />

s


4 Verifikation 18<br />

∂T1<br />

=<br />

∂Λ<br />

Logarithmische Dehnrate Anfangstangentenmoduli ( Λ 1)<br />

0 & 1 = −0,01<br />

s<br />

5,2971 N/mm²<br />

0 & 1 = −0,1<br />

s<br />

5,2973 N/mm²<br />

0 & 1 = −1,0<br />

s<br />

5,2950 N/mm²<br />

Tabelle 4.3: Numerisch ermittelte Anfangstangentenmoduli im<br />

einachsigen Druckversuch<br />

Die genäherten numerischen Werte stimmen mit den analytischen Lösungen ebenfalls<br />

sehr gut überein.<br />

Anhand der beiden einachsigen Versuche wurde das viskoelastische Verhalten durch<br />

die elastischen Spannungsanteile, die asymptotischen viskosen Spannungsanteile und<br />

die Anfangstangentenmoduli des Spannungs-Streckungs-Verlaufs verifiziert. Die<br />

numerisch erzielten Ergebnisse stimmen dabei mit den analytisch ermittelten Lösungen<br />

sehr gut überein.<br />

4.3 Hydrostatischer Kompressionsversuch<br />

Zum Testen der „Penalty-Funktion“ des OGDEN-elastischen Teilmodells wurde ein<br />

hydrostatischer Kompressionsversuch simuliert. Dabei wurden die Materialparameter<br />

aus Tabelle 4.1 verwendet. Der Deformationsgradient wurde in folgender Form<br />

vorgegeben:<br />

{ Λ;<br />

Λ Λ}<br />

F = diag ; . (4.13)<br />

Der Spannungs-Streckungs-Verlauf der <strong>Simulation</strong> ist in Abbildung 4.3 dargestellt.<br />

CAUCHY-Spannung T [N/mm²]<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

-800<br />

-1000<br />

-1200<br />

0<br />

0,8 0,85 0,9 0,95 1<br />

Streckung Λ [−]<br />

Abbildung 4.3: Hydrostatischer Druckversuch<br />

Der hydrostatische Druck kann in Abhängigkeit von der Streckung nach (2.7) wie folgt<br />

berechnet werden:


4 Verifikation 19<br />

T<br />

hydro<br />

=<br />

1<br />

J<br />

0<br />

a, vol<br />

1 0 0 −3<br />

0<br />

= κ e = Λ κ 3ln(<br />

Λ)<br />

. (2.22)<br />

J<br />

Die so ermittelten analytischen Spannungswerte und die simulierten Werte stimmen<br />

genau überein.<br />

4.4 <strong>Ein</strong>achsiger zyklischer Lastversuch<br />

Zum Testen des Relaxationsverhaltens wurde ein zyklischer Lastversuch mit Zug-,<br />

Druck- und Relaxationsphasen simuliert. Dabei wurde die einachsige logarithmische<br />

Dehnrate in den einzelnen Phasen konstant belassen. Als Materialparameter wurden<br />

die Werte der vorangegangenen Testrechnungen verwendet. Der verwendete<br />

Zeitverlauf der einachsigen logarithmischen Dehnung ist in Abbildung 4.4 dargestellt.<br />

logarithmische Dehnung [-]<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0<br />

-0,2<br />

5 10 15 20 25 30 35 40<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

Zeit [s]<br />

Abbildung 4.4: Zyklischer Versuch, zeitlicher Verlauf der Dehnung<br />

Der aus der <strong>Simulation</strong> erhaltene Spannungs-Zeit-Verlauf der Gesamt- sowie der<br />

OGDEN-elastischen Spannungen ist in Abbbildung 4.5 dargestellt.<br />

CAUCHY-Spannung T dev [N/mm²]<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

viskoelastisch<br />

0<br />

-1<br />

5 10 15 20 25 30 35 40<br />

-2<br />

elastisch<br />

Zeit [s]<br />

Abbildung 4.5: Zyklischer Versuch, zeitlicher Verlauf der Spannung<br />

Die asymptotischen Spannungsanteile sowie der Anfangstangentenmodul wurden<br />

analog zu den anderen einachsigen Versuchen überprüft. Die Übereinstimmungen<br />

dabei sind ebenfalls sehr hoch. Zur Überprüfung des Zeitverhaltens während der


4 Verifikation 20<br />

Relaxation wurden für mehrere Zeitschritte zu Beginn der ersten Relaxationsphase die<br />

Raten der elastischen logarithmischen Dehnungen jeweils aus den Beziehungen (4.6)<br />

und (4.9) und aus dem inkrementellen Spannungsanstieg berechnet und in Tabelle 4.4<br />

gegenübergestellt.<br />

Zeit tn<br />

0 & n<br />

7,9 s<br />

1 0,1 s<br />

8,0 s<br />

1 0,0 s<br />

8,1 s<br />

1 0,0 s<br />

8,2 s<br />

1 0,0 s<br />

8,3 s<br />

1 0,0 s<br />

1<br />

η<br />

ev<br />

( ) n s<br />

ev<br />

ev 3<br />

& 2<br />

n = 3 n 2<br />

0,14667 N/mm²<br />

& = &<br />

ev<br />

n<br />

0<br />

n<br />

- &<br />

v<br />

n<br />

&<br />

ev<br />

n<br />

≈<br />

−<br />

2 W<br />

ev<br />

ev ev<br />

n n−1<br />

µ<br />

0,13250 N/mm²<br />

1 0,06001 s<br />

1 -0,06001 s<br />

1 -0,06004 s<br />

0,12283 N/mm²<br />

1 0,04099 s<br />

1 -0,04099 s<br />

1 -0,04097 s<br />

0,11567 N/mm²<br />

1 0,03030 s<br />

1 -0,03030 s<br />

1 -0,03034 s<br />

0,11010 N/mm²<br />

1 0,02364 s<br />

1 -0,02364 s<br />

1 -0,02360 s<br />

Tabelle 4.4: Relaxationsverhalten<br />

Diese Gegenüberstellung bestätigt die simulierten Werte, das viskose Verhalten ist<br />

somit verifiziert.<br />

4.5 Zweidimensionaler Scherversuch<br />

Zur Kontrolle der Eigenwertbestimmung sowie der Scherspannungen wurde ein<br />

zweidimensionaler Scherversuch simuliert. In Abbildung 4.6 ist die zugrundegelegte<br />

Deformation dargestellt.<br />

y<br />

γ<br />

Abbildung 4.6: Zweidimensionale Scherverformung<br />

γ<br />

Der zweidimesionale Deformationsgradient ergibt sich in Abhängigkeit des Scherwinkels<br />

γ zu:<br />

⎡cosγ<br />

sinγ<br />

⎤<br />

F = ⎢ ⎥ . (4.14)<br />

⎣sinγ<br />

cosγ<br />

⎦<br />

Unter der Annahme isochorer Deformation ergibt sich der Deformationsgradient für den<br />

dreidimensionalen Fall zu:<br />

x


4 Verifikation 21<br />

cosγ<br />

sinγ<br />

0 <br />

F =<br />

<br />

<br />

sinγ<br />

cosγ<br />

0 . (4.15)<br />

2 2 −1<br />

<br />

0 0 ( cos γ − sin γ )<br />

Die Hauptstreckungen ergeben sich daraus zu:<br />

λ =<br />

1<br />

λ =<br />

2<br />

λ =<br />

3<br />

1+<br />

2sinγ<br />

cosγ<br />

,<br />

1−<br />

2sinγ<br />

cosγ<br />

,<br />

2 2 −1<br />

( cos γ − sin γ ) .<br />

(4.16)<br />

Der Winkel zwischen den Hauptrichtungen und den globalen Koordinatenachsen<br />

beträgt, unabhängig vom Scherwinkel, 45°.<br />

Um die Eigenwertzerlegung zu testen, wurde der Deformationsgradient nach (4.15) und<br />

formuliert in den Haupstreckungen für verschiedene Scherwinkel vorgegeben. Die<br />

berechneten Hauptspannungen beider Varianten stimmen genau überein. Der<br />

berechnete Hauptachsenwinkel ist in allen Zeitschritten konstant bei 45°. Die Eigenwertzerlegung<br />

erfolgt demnach in korrekter Weise. Es wurden dabei die<br />

Materialparameter von Kapitel 4.1 verwendet. Die Rate des Scherwinkels wurde<br />

rad<br />

konstant mit γ = 0,<br />

05 angesetzt.<br />

s<br />

<strong>Ein</strong>e anlaytische Überprüfung des viskosen Verhaltens ist direkt nicht möglich, jedoch<br />

können zwei Grenzfälle überprüft werden: einerseits der rein elastische Fall, bei dem<br />

der viskose Verzerrungsanteil des viskoelastischen Teilmodells gleich den Gesamtverzerrungen<br />

ist und die Spannungsanteile des viskoelastischen Teilmodells gleich null<br />

sind. Dieser Grenzfall tritt ein, wenn η gegen null geht. Der andere Grenzfall ist η → ∞ .<br />

In diesem Fall sind die viskosen Dehnungsanteile gleich null, die elastischen Anteile<br />

des viskoelastischen Teilmodell gleich den Gesamtverzerrungen. Zur Überprüfung<br />

wurde der Viskositätsparameter η jeweils an die beiden Grenzen angenähert und die<br />

Spannungen mit den analytischen Werten verglichen. Die simulierten Spannungen<br />

näherten sich in Abhängigkeit von η den analytischen Werten an. In Abbildung 4.7 sind<br />

die größten Hauptspannungen beider Grenzfälle sowie für einige weitere<br />

Viskositätsparameter dargestellt.<br />

1.CAUCHY-Hauptspannung [N/mm²]<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

η → ∞<br />

1<br />

η = 10<br />

η =<br />

η =<br />

η<br />

→ 0<br />

0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3<br />

Scherwinkel γ [rad]<br />

Abbildung 4.7: Maximale Hauptspannung in Abhängigkeit des Scherwinkels<br />

für verschiedene Viskositätsparameter η<br />

1<br />

10 −<br />

4<br />

10 −


4 Verifikation 22<br />

<strong>Ein</strong>e weitere Verifikationsmöglichkeit für diesen Versuch ist die Überprüfung der<br />

Schubspannung Txy. Für kleine Verzerrungen können die Schubspannungen im<br />

elastischen Fall direkt aus dem Scherwinkel γ und dem Schubmodul G berechnet<br />

werden:<br />

Txy = 2Gγ<br />

. (4.17)<br />

Im vorliegenden Materialmodell ergibt sich der Gesamtschubmodul aus den beiden<br />

Moduli der Teilmodelle für die angenommenen Materialparameter zu:<br />

0 ev<br />

G = µ + µ = 2,<br />

65 N/mm². (4.18)<br />

Zur Überprüfung des Verhaltens der Schubspannung wurden <strong>Simulation</strong>en mit<br />

verschiedenen Dehnraten durchgeführt. In 4.8 sind der Schubspannungs- Scherwinkel-<br />

Verlauf für diese <strong>Simulation</strong>en und die nach (4.17) berechneten Schubspannungswerte<br />

dargestellt.<br />

Schubspannung T xy [N/mm²]<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06<br />

Scherwinkel γ [rad]<br />

Abbildung 4.7: Maximale Hauptspannung in Abhängigkeit des Scherwinkels<br />

für verschiedene Viskositätsparameter η<br />

Aus der Abbildung ist ersichtlich, daß die Schubspannungen für kleine Verzerrungen<br />

genau übereinstimmen. Die zunehmenden Abweichungen mit steigendem Scherwinkel<br />

sind durch die viskosen Verzerrungsanteile begründet, die mit steigender Dehnrate<br />

abhängig vom Scherwinkel zunehmen.<br />

4.6 Zugverformung einer Scheibe mit Loch<br />

Zum Testen des Materialmodells für einen mehrachsigen, inhomogenen<br />

Verformungszustand wurde die Zugverformung einer Scheibe mit Loch analog zu [1]<br />

simuliert. Es wurden dabei die in Tabelle 4.5 aufgeführten Parameter nach [1]<br />

verwendet. Bei dem in [1] verwendeten Viskositätsansatz wird der Viskositätsparameter<br />

η nicht als konstant angenommen, sondern durch eine Funktion weiterer<br />

Materialparameter und der Verzerrungen formuliert. Für den benötigten Wert des<br />

Parameters η wurde einfachheithalber der in [1] ermittelte Parameterwert<br />

angenommen. Der Kompressionsmodul wurde analog zu Kapitel 4.1 angesetzt.<br />

η0<br />

γ =<br />

γ =<br />

γ<br />

=<br />

1<br />

10 −<br />

2<br />

10 −<br />

3<br />

10 −


4 Verifikation 23<br />

Elastisches Teilmodell: Anzahl OGDEN-Glieder N = 2<br />

µ = 9924<br />

µ<br />

*<br />

1<br />

*<br />

2<br />

=<br />

0,<br />

0000868<br />

Kompressionsmodul<br />

Schubmodul<br />

Viskoelastisches Teilmodell: Schubmodul<br />

α =<br />

1<br />

2<br />

0,<br />

0002014<br />

α = 14,<br />

0<br />

0<br />

κ = 1000 N/mm²<br />

0<br />

µ = 3,16 N/mm²<br />

ev<br />

µ = 2,28 N/mm²<br />

Viskositätsparameter η = 0,0129 und s = 4,06<br />

Tabelle 4.5: Verwendete Materialparameter beim Zugversuch einer<br />

Scheibe mit Loch<br />

Die Geometrie des modellierten Systems ist in Abbildung 4.8 dargestellt.<br />

F<br />

ur<br />

2 mm<br />

60 mm<br />

3 mm<br />

Abbildung 4.8: Geometrie der simulierten Scheibe mit Loch<br />

Die Randverschiebung wurde mit einer Rate von u& r = 0,<br />

167 mm/s bis zu einer<br />

Maximalverschiebung von u r = 12,<br />

5 mm auf alle Randknoten gleichmäßig aufgegeben.<br />

Die Gesamtdauer des Prozesses beträgt demzufolge 75 s. Die maximale<br />

Zeitschrittweite des verwendeten expliziten FE-Codes ist durch die<br />

Wellenausbreitungsgeschwindigkeit bestimmt, welche von den Materialsteifigkeiten und<br />

von der Dichte abhängt. Um eine vertretbare Rechendauer zu ermöglichen, wird die<br />

Materialdichte auf 1,22·10 6 g/cm³ hochskaliert. Die maximale Zeitschrittweite beträgt<br />

dann etwa 10 -4 s. Die hochskalierte Materialdichte wirkt sich auf die Trägheitskräfte des<br />

Materials aus. Um diese möglichst gering zu halten, wird die<br />

Randverschiebungsgeschwindigkeit nicht schlagartig aufgebracht, sondern über einen<br />

Zeitraum von einer Sekunde linear von null bis auf die stationäre Geschwindigkeit von<br />

0,167 mm/s hochgefahren. Entsprechend verlängert sich die Prozessdauer auf 75,5 s.<br />

Zur <strong>Simulation</strong> wurde ein Viertel der Scheibe im ebenen Deformationszustand mit 288<br />

Knoten und 248 Viereckselementen modelliert. Das verwendete Netz ist in Abbildung<br />

4.9 dargestellt. Dabei sind die Knoten am unteren Rand in y-Richtung unverschieblich<br />

gehalten und die Knoten am rechten Rand in x-Richtung unverschieblich gehalten.<br />

ur<br />

12 mm<br />

F


4 Verifikation 24<br />

x<br />

y<br />

Abbildung 4.9: Modelliertes FE-Netz im ebenen Deformationszustand<br />

Die sich aus der Berechnung ergebenden Energieverläufe der gesamten inneren<br />

Energie, der volumetrischen Energie, der Dämpfungsenergie sowie des<br />

Zeitintegrationsfehlers sind in Abhängigkeit von der Zeit in Abbildung 4.10 aufgetragen.<br />

Energie [Nmm]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 20 40<br />

Zeit [s]<br />

60 80<br />

Innere Energie<br />

Volumetrische Energie<br />

Zeitintegrationsfehler<br />

Dämpfungsenergie<br />

Abbildung 4.10: Zeitlicher Verlauf der inneren, volumetrischen und<br />

Dämpfungsenergie sowie des Zeitintegrationsfehlers<br />

Der maximale Zeitintegrationfehler beträgt 2,81·10 -6 Nmm. Der Maximalwert der<br />

volumetrischen Energie liegt mit 0,87 Nmm weit unter dem Maximalwert der inneren<br />

Gesamtenergie von 258,15 Nmm. Das Material verhält sich also annähernd<br />

inkompressibel. Die auftretende viskose Dämpfung ist für diese relativ geringe Dehnrate<br />

ebenfalls gering, aber nicht vernachlässigbar klein. Der Zeitintegrationsfehler befindet<br />

sich in einem durchaus akzeptablen Bereich. <strong>Ein</strong>e Erhöhung des Kompressionsmoduls<br />

würde auch eine Erhöhung des Zeitintegrationsfehlers nach sich ziehen. Bei der<br />

Verwendung eines expliziten FE-Codes ist es also notwendig eine sinnvolle Größe des<br />

Kompressionsmoduls zu verwenden und diese am Zeitintegrationsfehler zu prüfen.<br />

Die räumliche Verteilung der relativen Volumenänderung zum Zeitpunkt der maximalen<br />

Deformation nach 75,5 s ist für den Lochbereich in Abbildung 4.11 dargestellt.


4 Verifikation 25<br />

Abbildung 4.11: Relative Volumenänderung nach 75,5 s<br />

Die maximale Volumenänderung beträgt 0,9 %. Das bedeutet, daß das gewünschte<br />

inkompressible Verhalten mit guter Näherung abgebildet wird.<br />

Bei der Modellierung nahezu inkompressiblen Verhaltens kann bei ebenen<br />

Viereckselementen volumetrisches Locking auftreten. Ist dies der Fall, so würde bei<br />

kleinsten volumetrischen Dehnungen die volumetrische Energie sehr große Werte<br />

annehmen. Die berechnete volumetrische Energie ist im Vergleich <strong>zur</strong> Gesamtenergie<br />

vernachlässigbar klein; Lockingeffekte sind demnach nicht zu beobachten. <strong>Ein</strong>e weitere<br />

Möglichkeit, dies zu überprüfen, ist ein Vektorplot der Hauptspannungen. Im Falle von<br />

Locking würde dieser Verlauf über den Querschnitt sehr unregelmäßig sein und sich die<br />

Vorzeichen sprunghaft ändern. In Abbildung 4.12 ist dieser Vektorplot für den Zeitpunkt<br />

der maximalen Deformation in einem regelmäßigen Netz und in Abbildung 4.13 in<br />

einem unregelmäßigen Netz dargestellt.<br />

Abbildung 4.12: Vektorplot der Hauptspannungsrichtung nach 75,5 s in<br />

einem regelmäßigen Netz


4 Verifikation 26<br />

Abbildung 4.13: Vektorplot der Hauptspannungsrichtung nach 75,5 s in<br />

einem unregelmäßigen Netz<br />

Wie in den Abbildungen ersichtlich, sind die Hauptspannungsrichtungen sehr<br />

regelmäßig ausgerichtet. Es treten demnach keine Lockingeffekte auf. Dies ist dadurch<br />

begründet, daß die verwendeten Viereckselemente selektiv integriert werden. Das<br />

heißt, daß vier Integrationspunkte die deviatorischen und ein Integrationspunkt die<br />

volumetrischen Verzerrungen beschreiben. Die berechnete volumetrische Verzerrung<br />

ist somit konstant über das jeweilige Element verteilt. Diese Elemente sind also <strong>zur</strong><br />

Modellierung nahezu inkompressiblen Verhaltens geeignet.<br />

Um die erzielten <strong>Simulation</strong>sergebnisse mit [1] zu vergleichen, wurden die ermittelten<br />

Axialkräfte über der Gesamtverschiebung aufgetragen und den experimentellen und<br />

simulierten Daten aus [1] gegenübergestellt. In Abbildung 4.14 ist dieser Kräfteverlauf<br />

dargestellt.<br />

Axialkraft F [N]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Aktuelle <strong>Simulation</strong><br />

30<br />

Experiment<br />

20<br />

10<br />

0<br />

<strong>Simulation</strong> KECK<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Verschiebung 2u r [mm]<br />

Abbildung 4.14: Kraft- Verschiebungsverläufe der aktuellen <strong>Simulation</strong>,<br />

der <strong>Simulation</strong> nach KECK und des Experiments<br />

Ersichtlich ist, daß die Kräfte größenordnungsmäßig übereinstimmen, jedoch die<br />

erzielten Ergebnisse sich sichtbar stärker von den Expermentergebnissen<br />

unterscheiden als die <strong>Simulation</strong>sdaten aus [1]. Dies ist möglicherweise durch die<br />

höheren Trägheitskräfte infolge der hohen Dichteannahme begründet. Die Größe der<br />

Massenkräfte kann man durch folgende Annahmen abschätzen:


4 Verifikation 27<br />

F<br />

F<br />

F<br />

a<br />

a<br />

a<br />

m &u<br />

& r<br />

≈ ,<br />

2 2<br />

1,22 −6<br />

kg<br />

3 0,167 −3<br />

m<br />

−8<br />

≈ ⋅10<br />

⋅12<br />

⋅ 2 ⋅ 60mm<br />

⋅10<br />

= 7,<br />

3310 N ,<br />

3<br />

2<br />

2 mm<br />

2 ⋅1<br />

s<br />

1,22 kg<br />

3 0,167 −3<br />

m<br />

−2<br />

≈ ⋅12<br />

⋅ 2 ⋅ 60mm<br />

⋅10<br />

= 7,<br />

3310 N .<br />

3<br />

2<br />

2 mm<br />

2 ⋅1<br />

s<br />

(4.19)<br />

Die abgeschätzten Trägheitskräfte unter Verwendung der hochskalierten Dichte sind<br />

vernachlässigbar klein.<br />

<strong>Ein</strong>e weitere Ursache für die Abweichungen könnte auf die unterschiedlichen<br />

Viskositätsansätze <strong>zur</strong>ückzuführen sein. <strong>Ein</strong>e elastische Vergleichrechnung ergab<br />

annähernd den gleichen Kraftverlauf. Der <strong>Ein</strong>fluß viskoser Kräfte ist also ebenfalls<br />

gering.<br />

Der entscheidende Unterschied beider Modelle ist der berücksichtigte<br />

Schädigungseinfluß in [1]. Die Materialparameter wurden dort auch unter dem <strong>Ein</strong>fluß<br />

der Schädigung ermittelt. Für Verschiebungen bis zu 2u r = 5 mm stimmen beide<br />

<strong>Simulation</strong>en, sowie die experimentellen Daten gut überein. Der Schädigungseinfluß ist<br />

demnach in diesem Bereich relativ gering. Mit steigender Deformation nimmt dieser<br />

<strong>Ein</strong>fluß zu und die Ergebnisse weichen stärker voneinander ab.


5 Identifikation der Materialparameter 28<br />

5 Identifikation der Materialparameter<br />

Die benötigten Materialparameter können in Anlehnung an [1] aus einachsigen<br />

Versuchen mit verschiedenen Dehnraten bestimmt werden. Dabei werden in<br />

regelmäßigen Abständen Haltezeiten eingelegt, um die viskosen und elastischen<br />

Spannungsanteile zu ermitteln. In Abbildung 5.1 ist der prinzipielle Spannungs-<br />

Streckungs-Verlauf eines Versuches dargestellt.<br />

Abbildung 5.1: Prinzipieller Spannungs-Streckungs-Verlauf während<br />

eines einachsigen Versuches mit Haltezeiten<br />

5.1 Ermittlung der OGDEN-elastischen Parameter<br />

Die Endpunkte der Haltezeiten dienen <strong>zur</strong> Parameterermittlung des OGDENelastischen<br />

Teilmodells. Zum Formulieren der Spannungs- Streckungsbeziehung des<br />

Modells muß dabei das in 4.1 erläuterte Randwertproblem beachtet werden. Für den<br />

einaxialen elastischen Spannungsanteil ergibt sich die folgende<br />

Streckungsabhängigkeit:<br />

T<br />

0<br />

1<br />

CAUCHY-Spannung T<br />

= T<br />

0, vol<br />

1<br />

+ T<br />

0, dev<br />

1<br />

viskoelastisch<br />

=<br />

elastisch<br />

3<br />

2<br />

T<br />

0, dev<br />

1<br />

Streckung Λ<br />

N<br />

α p ⎛<br />

− ⎞ N<br />

α p ⎛<br />

− ⎞<br />

0 * α<br />

∑ ⎜ p 2<br />

α<br />

⎟ = ∑ ⎜ p 2<br />

= µ µ Λ − Λ<br />

Λ − Λ ⎟<br />

p<br />

µ p<br />

.<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

(5.1)<br />

p=<br />

1 ⎝ ⎠ p=<br />

1 ⎝ ⎠<br />

Die Parameteranpassung erfolgt nach [1] der <strong>Ein</strong>fachheit halber abschnittsweise. Das<br />

erste Glied des OGDEN-Ansatzes dominiert im Bereich um Λ=1. Zuerst werden die<br />

Parameter des ersten Gliedes für diesen Bereich ermittelt; in einem weiteren Schritt<br />

werden diese Parameter festgehalten und die Parameter des nächsten Gliedes für<br />

einen größeren Abschnitt ermittelt. Dies geschieht analog für alle Glieder des OGDEN-<br />

Ansatzes. Dabei sind zwei bzw. maximal drei Glieder in der Praxis ausreichend. Die<br />

Ermittlung der Parameter aus einer bestimmten Anzahl von Wertepaaren der<br />

Spannungs-Streckungskurve stellt ein Optimierungsproblem dar und kann<br />

beispielsweise invers gelöst werden. Die Parameter *<br />

p<br />

Nebenbedingung (2.9) wie folgt ermittelt werden:<br />

µ und 0<br />

µ können aus der


5 Identifikation der Materialparameter 29<br />

N<br />

0<br />

* µ<br />

1<br />

p<br />

µ µ pα<br />

p;<br />

µ p = .<br />

2<br />

0<br />

µ<br />

= ∑<br />

p=<br />

1<br />

5.2 Ermittlung der viskosen Parameter<br />

(5.2)<br />

Die viskosen Parameter können aus den viskosen Spannungsanteilen für verschiedene<br />

Dehnraten bestimmt werden. Dies ist möglich für Versuche mit konstanter<br />

logarithmischer Dehnrate: die viskosen Spannungsanteile nähern sich dann, wie in 4.1<br />

erläutert, folgenden Wert an:<br />

ev<br />

1<br />

3<br />

2<br />

ev, dev<br />

1<br />

3<br />

2<br />

( ) s<br />

1<br />

0 3 &<br />

T = T = η . (5.3)<br />

2<br />

Für mehrere Wertepaare ev<br />

T 1 und 0 & können die Parameter s und η analog zu den<br />

OGDEN-elastischen Parametern durch Optimierung abgeleitet werden.<br />

ev<br />

Der Schubmodul des viskoelastischen Teilmodells µ ergibt sich aus der Differenz des<br />

Gesamtschubmoduls und des zuvor ermittelten Schubmoduls des OGDEN-elastischen<br />

Teilmodells. Der Gesamtschubmodul kann aus dem Anfangstangentenmodul des<br />

Spannungs-Streckungs-Verlaufs berechnet werden, welcher dem Elastizitätsmodul E<br />

äquivalent ist. Für annähernd inkompressible Materialien erhält man:<br />

ev<br />

0<br />

0<br />

0<br />

µ = G − µ = − µ ≈ − µ . (5.4)<br />

2<br />

E<br />

( 1+<br />

ν )<br />

E<br />

3<br />

<strong>Ein</strong>e andere Möglichkeit <strong>zur</strong> Bestimmung des Schubmoduls des viskoelastischen<br />

Teilmodells besteht in seiner Ermittlung aus dem Relaxationsverhalten. Dies kann<br />

ebenfalls durch inverse Optimierung erfolgen.<br />

Zur Ermittlung bzw. Verifikation des Gesamtschubmoduls kann zusätzlich der<br />

zweidimensionale Scherversuch durchgeführt werden. Dabei wird eine Schubkraft als<br />

gleichverteilte Flächenlast eingeleitet und der gemessene Scherwinkel in Abhängigkeit<br />

von der Schubspannung aufgetragen. Führt man den Versuch für verschiedene<br />

Scherraten durch, so muß der Anfangsanstieg annähernd konstant bleiben (vgl. Kapitel<br />

4.5). Abbildung 5.2 zeigt die prinzipielle, stark vereinfachte Versuchsanordnung.<br />

ϕ<br />

Abbildung 5.2: Prinzipielle Scherversuchsanordnung<br />

F


5 Identifikation der Materialparameter 30<br />

Der Schubmodul ist dann äquivalent zum Anfangsanstieg des Schubspannungs-<br />

Scherwinkel-Verlaufs:<br />

0 ev ∂Txy<br />

= µ + µ = ϕ<br />

( = 0)<br />

G . (5.5)<br />

∂ϕ<br />

Um den OGDEN-elastischen Anteil des Schubmoduls zu bestimmen, können<br />

regelmäßige Haltezeiten einlegt werden, in denen das Material nahezu vollständig<br />

relaxiert. Trägt man die relaxierten Schubspannungswerte über die Scherwinkel auf,<br />

0<br />

kann man aus dem Anfangsanstieg den elastischen Schubmodul µ bestimmen bzw.<br />

verifizieren. Den Schubmodul des viskoelastischen Teilmodells kann man aus der<br />

Differenz beider ermittelten Module ableiten.<br />

<strong>Ein</strong> alternativer Versuch <strong>zur</strong> Bestimmung des Schubmoduls ist der Torsionsversuch, bei<br />

dem die Verdrehung in Abhängigkeit eines aufgebrachten Torsionsmomentes<br />

gemessen wird. Unter Zuhilfenahme der Daten der Querschnittsgeometrie und der<br />

Probenlänge kann der Schubspannungs-Gleitungs-Verlauf und daraus der Schubmodul<br />

bestimmt werden. Analog zum Scherversuch ist es sinnvoll, dabei den Gesamtschubmodul<br />

und den OGDEN-elastischen Anteil aus dem Versuchsdaten zu ermitteln<br />

und dann den Schubmodul des viskoelastischen Teilmodells aus beiden abzuleiten.<br />

5.3 Verifikationsexperiment<br />

Zu Verifikation der ermittelten Parameter kann folgender einfacher Versuch<br />

durchgeführt werden: ein kugelförmiger Gummikörper trifft im freien Fall auf eine glatte<br />

horizontale Oberfläche auf. Die sich ergebende Rückspringhöhe wird gemessen und<br />

dieser Versuch mit den zuvor ermittelten Materialparameter simuliert und die simulierte<br />

und gemessene Rückspringhöhe verglichen. Die Materialparameter können wenn<br />

notwendig durch mehrere <strong>Simulation</strong>en angepaßt werden.<br />

5.4 Ermittlung der viskosen Parameter aus den Verlust- und<br />

Speichermoduli<br />

Für ein Gummimaterial der Shorehärte 90 A sind beim „Freudenberg Forschungsdienst“<br />

temperaturabhängige Kurven für den Speicher- und Verlustmodul erhältlich. In<br />

Abbildung 5.3 sind diese Kurven dargestellt. Die Moduli sind in Abhängigkeit einer<br />

Erregerfrequenz aufgetragen. Diese Kurven wurden für einen stationären<br />

Schwingungszustand unter der Annahme von linear elastischen und linear viskosen<br />

Verhaltens bestimmt.


5 Identifikation der Materialparameter 31<br />

Abbildung 5.3: Kurven <strong>zur</strong> Bestimmung des Speicher- und Verlustmoduls<br />

in Abhängigkeit der Erregerfrequenz


5 Identifikation der Materialparameter 32<br />

Aus diesen Moduli ist die Bestimmung der viskosen Parameter für den linearen Ansatz<br />

möglich. Dies ist möglich mit der folgenden Herleitung in Anlehnung an [5].<br />

ev v<br />

Abbildung 5.4: Zugrundegelegtes rheologisches Modell für den<br />

viskoelastischen Teil<br />

Unter der Annahme des einachsigen Spannungszustandes ergeben sich unter<br />

Voraussetzung des in Abbildung 5.4 dargestellten rheologischen Modells für das<br />

viskoelastische Teilmodell die folgenden Verzerrungsbeziehungen:<br />

ev<br />

v<br />

=<br />

=<br />

=<br />

ev<br />

0<br />

v<br />

0<br />

0<br />

e<br />

e<br />

e<br />

j<br />

j<br />

j<br />

<br />

<br />

ev<br />

+ ϕ<br />

<br />

v<br />

+ ϕ<br />

.<br />

;<br />

;<br />

(5.6)<br />

Die Spannung in der Feder und im Dämpfer ist gleich groß und läßt sich nach (2.13)<br />

und (4.6) wie folgt beschreiben:<br />

ev 3 ev, dev ev ev 3 v<br />

= = µ = η . 2<br />

2<br />

(5.7)<br />

3 &<br />

Nach [5] läßt sich die Spannung durch einen komplexen Modul G * ausdrücken, welcher<br />

sich aus dem Speichermodul G′ und dem Verlustmodul G ′ berechnen läßt:<br />

G<br />

ev<br />

*<br />

*<br />

= 3G<br />

. (5.8)<br />

= G′<br />

+ jG′<br />

′<br />

Die viskosen Parameter lassen sich dann wie folgt ableiten:<br />

ev<br />

→<br />

τ ev<br />

= 3µ<br />

=<br />

ev<br />

ev<br />

+<br />

ev<br />

=<br />

v<br />

3<br />

2<br />

=<br />

jωη<br />

ev<br />

v<br />

⎛ 1<br />

⎜<br />

⎝ 3µ<br />

= 3G<br />

⎛ 1<br />

→ ( G′<br />

+ jG<br />

′′ ) ⎜ ev<br />

⎝ µ<br />

2 j ⎞<br />

− ⎟ = 1<br />

ωη ⎠<br />

G′<br />

2G′<br />

′ 2 jG′<br />

jG′<br />

′<br />

→ + − + = 1<br />

ev<br />

ev<br />

µ ωη ωη µ<br />

G′<br />

2G′<br />

′<br />

→ + = 1;<br />

ev<br />

µ ωη<br />

G′<br />

′ 2G′<br />

− = 0<br />

ev<br />

µ ωη<br />

2<br />

2 ⎛ G′<br />

⎞<br />

→η<br />

= ⎜ + G ′′ ;<br />

G ⎟ µ<br />

ω ⎝ ′′ ⎠<br />

ev<br />

ev<br />

+<br />

*<br />

3<br />

2<br />

1 ⎞<br />

⎟ = 3<br />

jωη<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

G ′′<br />

= G′<br />

+ .<br />

G′<br />

( G′<br />

+ jG′<br />

′ )<br />

τ ev<br />

⎛ 1<br />

⎜<br />

⎝ 3µ<br />

ev<br />

+<br />

3<br />

2<br />

1 ⎞<br />

⎟<br />

jωη<br />

⎟<br />

⎠<br />

(5.9)


5 Identifikation der Materialparameter 33<br />

Zur Bestimmung der Parameter unter der Voraussetzung des in Abbildung 5.5<br />

dargestellten rheologischen Modells müssen die Beziehungen aus (5.9) modifiziert<br />

werden.<br />

ev v<br />

τ τ<br />

Abbildung 5.5: Zugrundegelegtes rheologisches Modell für das<br />

Gesamtmodell<br />

Die Spannungsbeziehungen ergeben sich dann wie folgt:<br />

=<br />

→<br />

0<br />

ev<br />

→ G<br />

→ G′<br />

+<br />

= 3<br />

* ev<br />

ev<br />

ev<br />

0<br />

= 3µ<br />

* 0 ( G − µ )<br />

ev<br />

+<br />

ev<br />

* 0<br />

= = G − µ =<br />

3<br />

0<br />

= G′<br />

− µ .<br />

= 3G<br />

*<br />

0<br />

0 ( G′<br />

− µ )<br />

+<br />

jG<br />

′′<br />

(5.10)<br />

Da dieser Ansatz von linearen Verhalten ausgeht, ist es notwendig den Schubmodul<br />

des OGDEN-elastischen Teilmodells zu linearisieren. Dies ist möglich durch das<br />

<strong>Ein</strong>beschreiben eines Sekantenmoduls in den betrachteten Spannungsbereich.<br />

Für die viskosen Parameter ergibt sich für das Gesamtmodell:<br />

ev<br />

2 ⎛<br />

η ⎜ G′<br />

=<br />

ω ⎜ ′<br />

⎝<br />

G<br />

µ<br />

ev<br />

G′<br />

ev<br />

2<br />

⎞<br />

+ G′<br />

′ ⎟;<br />

⎟<br />

⎠<br />

ev<br />

ev G ′′<br />

= G′<br />

+<br />

G′<br />

0<br />

= G′<br />

− µ .<br />

lin<br />

2<br />

;<br />

(5.11)<br />

Unbedingt zu beachten ist, daß die Parameter auf diese Art für einen stationären<br />

Schwingungszustand mit der Anregungsfrequenz ω ermittelt werden. Für Stoßvorgänge<br />

müßte man sich aus dem Verschiebungs-Zeit-Verlauf eine äquivalente Frequenz<br />

ableiten.


6 Anwendung 34<br />

6 Anwendung<br />

Als Anwendungsbeispiel wurde der Aufprallvorgang eines Kolbens auf einen<br />

Gummipuffer simuliert. Der Zylinder und der Teller des Kolbens bestehen aus<br />

Aluminium, der Kern des Kolbens aus Stahl.<br />

Die Berechnung wurde rotationssymmetrisch durchgeführt. Die Anfangsenergie des<br />

Kobens beträgt 85 Nm, Gesamtmasse des Kolbens 105,8 g und dessen<br />

Anfangsgeschwindigkeit 40 m/s. Für die Reibung zwischen Stahl und Gummi, sowie<br />

zwischen Aluminium und Gummi wurde ein Reibungskoeffizient von 0,7 angenommen.<br />

Für die Materialien Stahl und Aluminium wurden die üblichen Materialdaten verwendet.<br />

Die Materialdaten für Gummi wurden aus den vom Hersteller erhältlichen Datenblättern<br />

entnommen bzw. abgeleitet. Es handelt sich dabei um ein Gummi mit der Shorehärte<br />

90 A. Die Dichte beträgt 1,22 g/cm³. Die Parameter des OGDEN-elastischen Teilmodells<br />

wurden aus der quasistatischen einachsigen Spannungs-Dehnungs-Kurve ermittelt. Die<br />

Vorgehensweise dazu ist in Kapitel 5.1 näher erläutert. In Abbildung 6.2 ist die<br />

experimentelle Ausgangskurve sowie die Spannungs-Dehnungs-Kurve mit den<br />

ermittelten OGDEN-Parametern dargestellt. Es wurde ein Dehnungsbereich bis zu einer<br />

Streckung von Λ=2 angepaßt. Dazu wurden zwei OGDEN-Parameterpaare verwendet.<br />

1.PIOLA-KIRCHHOFF-Spannung [N/mm²]<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Experiment<br />

OGDEN-Kurve<br />

1 1,2 1,4 1,6 1,8 2<br />

Streckung Λ [-]<br />

Abbildung 6.1: <strong>Ein</strong>achsige Spannungs-Dehnungs-Kurve, Experiment<br />

und Annäherung mit OGDEN-Ansatz<br />

Die ermittelten OGDEN-Parameter sind in der Übersicht über die Materialparameter in<br />

Tabelle 6.1 aufgeführt. Der OGDEN-Kompressionsmodul wurde mit 10000 N/mm 2<br />

angesetzt.<br />

Um die viskosen Parameter zu ermitteln wurde auf Datenblätter des Herstellers<br />

<strong>zur</strong>ückgegriffen. Dabei können für einen linearen Viskositätsansatz (s=1) die Parameter<br />

ev<br />

η und µ aus den Verlust- und Gleitmoduli bestimmt werden. Dieses Methode ist in<br />

Kapitel 5.4 näher erläutert. Nötig ist es dabei eine äquivalente Belastungsfrequenz zu<br />

bestimmen. Der Aufprallvorgang erfolgt in zwei Phasen. Die erste Phase ist die<br />

Zusammendrückphase und die zweite Phase die Rückprallphase. Geht man davon aus,


6 Anwendung 35<br />

daß der Verschiebungs-Zeit-Verlauf des Kolbens in der Zusammendrückphase eine<br />

viertel Sinusschwingung ist, so kann man sich aus der <strong>Simulation</strong> mit den OGDENelastischen<br />

Materialparametern die Belastungsfrequenz ableiten. In Abbildung 6.2 ist<br />

dieser Verschiebungs-Zeit-Verlauf sowie die angenommene Sinusschwingung<br />

aufgetragen.<br />

Abbildung 6.2: Verschiebungs-Zeit-Verlauf aus rein elastischer<br />

<strong>Simulation</strong> und einbeschriebene Sinusschwingung<br />

Als Belastungsfrequenz ergibt sich daraus:<br />

f<br />

Bel<br />

=<br />

−4<br />

−1<br />

1<br />

( 4 ⋅3,<br />

2 ⋅10<br />

) = 781,<br />

3 s<br />

. (4.20)<br />

Zur Berechnung der Parameter ist ein linearisierter Elastizitätsmodul für die OGDEN-<br />

Elastizität für den untersuchten Dehnungsbereich notwendig. Dieser Modul wurde als<br />

Sekantenmodul für den Spannungs-Dehnungs-Verlauf für logarithmische Dehnungen<br />

bis 0,4 mit 20 N/mm 2 bestimmt. Der linearisierte Schubmodul ergibt sich dann zu<br />

µ = 6,67 N/mm².<br />

0<br />

lin<br />

Verschiebung [mm]<br />

Für die Viskositätsparameter ergibt sich aus den Materialkurven in Kapitel 5.4:<br />

G ′ = 18,<br />

0 N/mm 2 und ′<br />

= 11,<br />

5<br />

ev<br />

Å = 23,<br />

0<br />

G N/mm 2<br />

2<br />

µ N/mm und = 0,<br />

0092<br />

η .<br />

(4.21)<br />

Simuliert man nun den Aufprallvorgang mit den viskosen Parametern, so ändert sich die<br />

Zeitdauer der Zusammendrückphase. Die korregierte Belastungsfrequenz ist dann:<br />

f<br />

Bel<br />

=<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

−4<br />

−1<br />

1<br />

( 4 ⋅ 2,<br />

2 ⋅10<br />

) = 1136,<br />

4 s<br />

Die Viskositätsparameter ergeben sich zu:<br />

G ′ = 20,<br />

0 N/mm 2 und ′′ = 14,<br />

0<br />

ev<br />

Å = 28,<br />

03<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Zeit [ms]<br />

. (4.22)<br />

G N/mm 2<br />

2<br />

µ N/mm und = 0,<br />

0075<br />

η .<br />

Axiale<br />

Kolbenverschiebung<br />

Genäherte<br />

Sinusschwingung<br />

(4.23)<br />

<strong>Ein</strong>e erneute <strong>Simulation</strong> mit den korrigierten Parametern ergab die gleiche<br />

Belastungsfrequenz; ein Iterationsschritt ist somit ausreichend.


6 Anwendung 36<br />

Alle ermittelten Parameter sind in Tabelle 6.1 zusammenfassend aufgeführt.<br />

Stahl: Dichte:<br />

Querdehnzahl:<br />

Elastizitätsmodul:<br />

Aluminium: Dichte:<br />

Querdehnzahl:<br />

Elastizitätsmodul:<br />

ρ = 7,8 g/cm 3<br />

ν = 0,3<br />

E= 210000 N/mm 2<br />

ρ = 2,7 g/cm 3<br />

ν = 0,3<br />

E= 70000 kN/mm 2<br />

Gummi: Dichte: ρ = 1,22 g/cm 3<br />

OGDEN-elastisches Teilmodells:<br />

Kompressionsmodul:<br />

0<br />

κ = 10000 N/mm²<br />

Schubmodul:<br />

0<br />

µ = 6,598 N/mm²<br />

OGDEN-Parameter-Paare:<br />

*<br />

µ = 19,<br />

704 α = 0,<br />

1<br />

1<br />

µ =<br />

*<br />

2<br />

0,<br />

00318<br />

1<br />

α =<br />

2<br />

9,<br />

3<br />

Viskoelastisches Teilmodell:<br />

Schubmodul:<br />

Viskositätsparameter:<br />

ev<br />

µ = 28,03 N/mm²<br />

η = 0,0075 (linearer Viskositätsansatz)<br />

Tabelle 6.1, Teil II: Verwendete Materialparameter bei der <strong>Simulation</strong> des<br />

Aufprallvorgangs eines Kolbens auf einen Gummipuffer<br />

Die Zeitdauer der <strong>Simulation</strong> betrug 10 -3 s und die verwendete Zeitschrittweite 10 -10 s.<br />

Dabei ergaben sich die in Abbildung 6.3 dargestellten Energie-Zeit-Verläufe. Dabei sind<br />

die kinetische Energie des Kolbens, die innere, volumetrische und Dämpfungsenergie<br />

des Puffers, sowie der Zeitintegrationsfehler des Gesamtsystems aufgetragen.<br />

Energie [Nm]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Zeit [ms]<br />

Kinetische Energie<br />

Kolben<br />

Innere Energie Puffer<br />

Volumetrische Energie<br />

Puffer<br />

Dämpfungsenergie<br />

Puffer<br />

Totaler Zeitintegrationsfehler<br />

Abbildung 6.3: Verschiebungs-Zeit-Verlauf aus rein elastischer<br />

<strong>Simulation</strong> und einbeschriebene Sinusschwingung


6 Anwendung 37<br />

Der maximale Zeitintegrationfehler liegt bei 3,44 Nm, was etwa 4% der Gesamtenergie<br />

des System entspricht. Die maximale volumetrische Energie des Puffers hat die Größe<br />

von 0,8 Nm, die maximale Volumenänderung beträgt 0,5%, das Deformationsverhalten<br />

des Gummimaterials ist demnach annähernd inkompressible.<br />

Die kinetische Energie des Kolbens beträgt nach dem Aufprallvorgang 26,3% der<br />

Ausgangsenergie. Dies stimmt gut überein mit der vom Hersteller angegebenen<br />

Rückprallelastizität von 24% überein. Der aus dem im Experiment gemessenen<br />

Geschwindigkeiten abgeleitete Wert beträgt 18,4%. Die experimentellen<br />

Geschwindigkeiten wurden aus einer Videoanalyse ermittelt, gewisse Abweichungen<br />

sind dabei möglich, man kann somit von einer guten Übereinstimmung der<br />

Energiewerte sprechen.<br />

Der berechnete <strong>Ein</strong>federweg des Kolbens beträgt 4,8 mm. Im Experiment wurden 5,2<br />

mm gemessen. Die Ergebnisse aus der <strong>Simulation</strong> werden durch die experimentellen<br />

Ergebnisse bestätigt. Die Verwendung der aus den Materialkurven berechneten<br />

Parametern liefert demnach gute Ergebnisse. <strong>Ein</strong>e weitere Anpassung der Parameter<br />

an Versuchsergebnisse ist möglich, aber nicht unbedingt notwendig.<br />

Die maximale logarithmische Verzerrung beträgt 0,3 was äquivalent mit einer Streckung<br />

von 1,3 ist. Die auftretenden Dehnungen liegen demnach innerhalb des Bereiches, für<br />

den die elastischen Parameter angepaßt wurden. Die maximal auftretende Dehnrate<br />

liegt bei 0,3 1/s.<br />

Ausgehend von dem experimentell ermittelten <strong>Ein</strong>federweg und der im Kolben<br />

verbleibenden kinetischen Energie wurden die Parameter des Potenansatzes mittels<br />

einer Sensitivitätsanalyse angepaßt. In Tabelle 6.2 sind die verwendeten Parameter,<br />

sowie die zugehörigen berechneten Werte aufgelistet.<br />

ev<br />

µ<br />

[N/mm 2 ]<br />

η<br />

[-]<br />

s<br />

[-]<br />

<strong>Ein</strong>federweg<br />

[mm]<br />

Verbleibende kinetische<br />

Energie im Kolben [Nm]<br />

10 0,052 4,06 6,49 25,2<br />

100 0,052 4,06 6,09 9,9<br />

10 0,52 4,06 6,04 34,9<br />

100 0,52 4,06 5,25 4,5<br />

10 0,052 2,03 5,89 43,3<br />

100 0,052 2,03 4,50 4,0<br />

10 0,52 2,03 5,82 62,0<br />

100 0,52 2,03 3,30 21,2<br />

50 0,052 2,03 4,76 8,2<br />

20 0,052 2,03 5,34 24,0<br />

25 0,052 2,03 5,17 18,4 (21,6%)<br />

Tabelle 6.2: Anpassung der Parameter des Potenzansatzes mittels<br />

Sensitivitätsanalyse<br />

Um diese Parameter für andere Dehnraten zu bestätigen, wäre es sinnvoll mehrere<br />

Versuche mit verschiedenen Aufprallgeschwindigkeiten durchzuführen und die<br />

Parameter mittels <strong>Simulation</strong> zu kontrollieren und gegebenenfalls noch anzupassen.


6 Anwendung 38<br />

Der Vorteil des Potenzansatzes gegenüber dem Linearansatz ist die Gültigkeit der<br />

ermittelten viskosen Parameter für einen größeren Dehnratenbereich. Die linearen<br />

Parameter müßten für eine <strong>Simulation</strong> mit einer anderen Kolbengeschwindigkeit erneut<br />

angepaßt werden. Diese Anpassung ist mit Hilfe der Materialkurven jedoch relativ<br />

einfach und zeitunaufwändig. Die Ermittlung der Parameter des Potenansatzes ist mit<br />

erheblich höheren Aufwand verbunden und erfordert umfassende Versuchsergebnisse.


7 Literaturverzeichnis 39<br />

7 Literaturverzeichnis<br />

[1] Keck, J.: Zur Beschreibung finiter Deformationen von Polymeren: Experimente,<br />

Modellbildung, Parameteridentifikation und Finite-Elemente-Formulierung<br />

Dissertation, Institut für Mechanik (Bauwesen) der<br />

Universität Stuttgart, 1998<br />

[2] Miehe, C.: A Constitutive Frame of Elastoplasticity at Large Strains Based on the<br />

Notion of a Plastic Metric<br />

International Journal of Solids and Structures. Vol. 35, 3859-3897, 1998<br />

[3] Most, T.: Viskoplastizität für isotropes Material und finite Deformationen <strong>zur</strong><br />

<strong>Simulation</strong> von schnell ablaufenden Umformvorgängen<br />

Diplomarbeit, Institut für Strukturmechanik,<br />

Bauhaus-Universität Weimar, 2000<br />

[4] Ogden, R.W.: Non-linear Elastic Deformations<br />

Ellis Horwood Limited, Chichester, England, 1984<br />

[5] Tschoegl, N.W.: The Phenomenological Theory of Linear Viscoelastic Behavior.<br />

An Introduction.<br />

Springer, Berlin - Heidelberg - New York - London - Paris -Tokyo 1989

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