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pdf: ganzes Heft - Theologisches

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Anliegen Karl Barths und Karl Rahners so: „Beide ziehen<br />

bekanntlich, indem sie auf die Grundbedeutung des griechischen<br />

hypostasis zurückgehen ..., die Rede von drei<br />

,Seinsweisen‘ (Barth) bzw. ,distinkten Subsistenzweisen‘<br />

(Rahner) vor, um der Gefahr begegnen zu können, die sie mit<br />

einer trinitätstheologischen Rezeption des neuzeitlichen Personbegriffs<br />

verbunden sehen: Sofern dieser nämlich mit dem<br />

Subjektbegriff identisch sei, verletze die Rede von drei göttlichen<br />

Personen die Einheit Gottes, da sie die Vorstellung von<br />

drei selbständigen Bewusstseins-, Willens- und Aktzentren<br />

impliziere.“ Damit bestätigt auch Schulte, dass „Aktzentrum“<br />

und „Subjekt“ zum „Personbegriff“ Rahners gehört 48 , der<br />

nicht auf Gott angewandt werden dürfe, wohl aber auf den<br />

Menschen, also auch auf Jesus. „Auffallen muss freilich“,<br />

fährt Schulte fort, „dass ihr Vorstoß kaum den (erhofften)<br />

Konsens herzustellen vermochte.“ Das mag daran liegen,<br />

dass Rahner „ein Vertreter der Geist-Einheitsmetaphysik zu<br />

sein“ scheint 49 , der „den Gedanken der Selbstmitteilungsweisen<br />

Gottes an das Nicht-Göttliche“ – also nicht Selbstmitteilung<br />

innerhalb Gottes, sondern nur an das Nicht-Göttliche –<br />

vertritt 50 . Auch er meint, dass „sich die Trinitätstheologie<br />

ihren Standort inhaltlich vom Offenbarungsereignis vorgeben<br />

lassen muss, bevor sie sich in der Auseinandersetzung mit der<br />

neuzeitlichen Bewusstseinsthematik ... ihre Begriffe erarbeitet“<br />

51 . Rahner bestätigt ungewollt alle diese Zweifel bezüglich<br />

Geist-metaphysik und Personbegriff, wenn er in „Hörer<br />

des Wortes“ Gott eine „Person“ nennt und den Menschen<br />

hegelianisch das von ihm aus sich Herausgesetzte bezeichnet:<br />

„Der Mensch steht als Geist, indem er als solcher das absolute<br />

Sein erkennt, diesem [absoluten Sein] als einer freien,<br />

ihrer selbst mächtigen Person gegenüber ... Wenn also die<br />

endliche Erkenntnis ihn erkennt, so ist solche Erkenntnis<br />

getragen von dessen eigener freier Setzung dieses Endlichen“<br />

52 . Gott ist Person, der Mensch steht ihm gegenüber als<br />

von Gott gesetzter Endlicher, nicht aber ist von einem Sohn<br />

in Gott die Rede, der ihm gegenübersteht.<br />

In seinem Referat über Rahners Theologie schildert auch<br />

Nico den Bok, dass es „no reciprocal self-giving in God“ –<br />

kein gegenseitiges Sich-Geben in Gott – für Rahner gibt 53 .<br />

„This self-communication is directed to man“ – die Selbsthingabe<br />

Gottes ist gerichtet auf den Menschen! Und es sei<br />

„interesting to observe that, according to Rahner, the act of<br />

selfcommunication is performed in time, whereas the possibility<br />

of selfcommunication is an eternal, necessary and essential<br />

feature of God“ 54 – nach Rahner geschieht der tatsächliche<br />

Akt der Selbstmitteilung in der Zeit (also nur in der<br />

Geschichte, wie Rahner immer wieder sagt), während die<br />

Möglichkeit der Selbstmitteilung ein ewiges, notwendiges<br />

und wesentliches Kennzeichen Gottes ist. Das nennt Den Bok<br />

„Zweideutigkeiten“ (ambiguities). Die Möglichkeit der<br />

Selbstaussage ist also bei Rahner zwar ewig, aber die Aussage<br />

selbst ist zeitlich. Man muss ihn fragen: Braucht Gott<br />

dann nicht die Zeit, um sich auszusagen? An anderer Stelle<br />

sagt Den Bok, Rahner habe wie Karl Barth die Ansicht ver-<br />

48 Entgegen dem, was Jörg Splett sagt, s. o. bei Anm. 31.<br />

49 Schulte, ebd.173.<br />

50 Schulte, ebd. 179, vgl. oben bei Anm. 40–42.<br />

51 Schulte, ebd. 187.<br />

52 Karl Rahner, Hörer des Wortes (Ausgabe Herder TB, Freiburg 1971) 98.<br />

53 Nico Den Bok, Communicating The Most High. A Systematic Study of Person<br />

and Trinity in The Theology of Richard of St. Victor († 1173). Bibliotheca<br />

Victorina VII (Paris-Turnhout 1996) 22f mit Zitat aus MySal II,387:<br />

weil „es nicht eigentlich eine gegenseitige (zwei Akte voraussetzende) Liebe<br />

zwischen Vater und Sohn gibt“.<br />

54 Den Bok ebd.24.<br />

treten, „that the Trinity must be understood as the internal<br />

make-up of one Person [!] that enables His self-communication<br />

(to the non-divine persons)“ 55 – dass die Trinität verstanden<br />

werden muss als der interne Aufbau einer Person, der<br />

ihre Selbstmitteilung an die nicht-göttlichen (!) Personen<br />

[also an die Menschen] ermöglicht. Auch für Den Bok ist<br />

Gott also laut Rahner eine Person (im modernen Sinne des<br />

Wortes), ihm stehen menschliche Personen gegenüber (im<br />

modernen Sinne des Wortes), Gott teilt sich diesen nicht-göttlichen<br />

Personen mit, nicht aber anderen Personen in Gott. Die<br />

oben gemachten Analysen werden bestätigt. Wenn Sohn und<br />

Geist nur als Aussage-Möglichkeiten in Gott vorhanden sind,<br />

dann „existieren sie nur wie die Schöpfung“, die auch möglich,<br />

aber nicht notwendig ist 56 . Dann sind sie dem Vater<br />

unähnlich, was nach der Dogmatik unmöglich ist: Der Sohn<br />

ist nach Nikaia mit dem Vater homoúsios, eines Wesens. –<br />

Den Boks eigene Position scheint zwischen Monopersonalität<br />

und Dreipersonalität zu schwanken: „In this terminology,<br />

then, the one trinitarian God is a Person, one Person. This<br />

Person must have – must be – three persons“ 57 .<br />

Das Problem des Tritheismus, das durch die Rede von drei<br />

Personen in Gott zu entstehen scheint 58 , haben die patristische<br />

Theologie und Theologen des 20. Jahrhunderts durch<br />

die biblische Lehre vom gegenseitigen „In-Sein“ der drei Personen<br />

gelöst: „Glaubt den Werken, damit ihr erkennt, dass<br />

der Vater in mir ist und ich im Vater bin“ (Joh 10,38; vgl.<br />

14,1.20). „Wie du, Vater in mir bist und ich in dir bin ...“ (Joh<br />

17,21). Johannes von Damaskus beruft sich darauf: „Ferner<br />

sagen wir, die drei (göttlichen) Personen sind ineinander, um<br />

nicht eine Menge und eine Schar von Göttern einzuführen“ 59 .<br />

Auf ihn und auf M. Schmaus 60 hatte ich hingewiesen. Splett<br />

kritisiert nun zwar nicht den Gedanken der Perichorese, wie<br />

man das In-Sein der göttlichen Personen nennt, aber doch das<br />

Schmaus’sche Bild der Familie als Abbild des dreifaltigen<br />

Gottes, weil „das Kind nicht auf dem gleichen Niveau steht<br />

wie die Eltern“ 61 . Trifft aber das Argument? Das Kind empfängt<br />

ja die gleiche menschliche Natur, wie sie die Eltern<br />

haben. Nur darum geht es im Bild. Verglichen wird nur die<br />

„Produktion“, der Hervorgang des Kindes, wie der des Hl.<br />

Geistes aus Vater und Sohn. Die Lehre von der Perichorese<br />

scheint immer noch eine genügende Antwort auf den angeblichen<br />

Tritheismus zu sein. Hinter die biblischen Formulierungen<br />

oder über sie hinaus können wir nicht gelangen.<br />

Schließlich hatte ich die von Rahner behauptete „Einheit<br />

des Wesens Gottes und des Menschen“ eine „pantheistische“<br />

Formulierung genannt 62 . Splett fordert seine Leser auf, als<br />

Gegenargument dazu den Grundkurs auf S. 222 f. zu lesen.<br />

Eben dort finden sich aber die das Sein einebnenden Worte:<br />

„Das ,Was‘ ist bei uns und bei ihm, dem sich selbst aussagenden<br />

Logos, gleich ... Der Mensch ist die radikale Frage nach<br />

Gott, die ... auch eine Antwort haben kann, eine Antwort, die<br />

... der Gottmensch ist.“ Der Mensch ist also eine Frage, Gott<br />

ist die Antwort: „Einheit von geschichtlich erschienener<br />

Frage (die der Mensch ist) und der Antwort (die Gott ist)“,<br />

55<br />

Den Bok ebd. 30.<br />

56<br />

Den Bok, ebd. 56.<br />

57<br />

Den Bok, ebd. 482.<br />

58<br />

Siehe oben bei Anm. 42.<br />

59<br />

Joh. Dam., De fide orth. I,8 (ed. B. Kotter, Bd.II, 27).<br />

60<br />

M. Schmaus. Katholische Dogmatik I,380, und M. J. Scheeben, Handbuch<br />

der kath. Dogmatik II, hg. von M. Schmaus (Freiburg 1948) 431 mit Anm. 6,<br />

zitiert in RiK 43.<br />

61<br />

ThPh 77,559.<br />

62<br />

RiK 38.<br />

– 475 – – 476 –<br />

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