pdf: ganzes Heft - Theologisches
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So z. B. Speisewunder bzw. unerklärliche Nahrungslosigkeit:<br />
Therese Neumann von Konnersreuth († 1962) hat 36<br />
Jahre ohne feste oder flüssige Nahrung gelebt, was auch<br />
nachgeprüft wurde (der Seligsprechungprozess ist im<br />
Gange), die sel. Elisabeth von Reute († 1420) lebte 14 Jahre<br />
ohne Nahrung, nur von der Hostie, Lidwina von Schiedam<br />
(† 1433) ernährte sich nur von der Eucharistie, war lange sehr<br />
krank und konnte unkonsekrierte von konsekrierten Hostien<br />
unterscheiden, Nikolaus von der Flüe († 1487 lebte jahrzehntelang<br />
ohne Nahrung. Von der hl. Katharina von Genua<br />
(† 1510) weiß man: In der Advents- und Fastenzeit nahm sie<br />
nichts anderes als die hl. Kommunion zu sich. Johannes von<br />
Avila († 1569), Patron der Priester, wurde seit seinem 50<br />
Lebensjahr von vielen Krankheiten geplagt; am Fronleichnamsfest<br />
gewann er immer alle seine Kräfte zurück.<br />
6. Notwendigkeit des Empfanges<br />
Die Kirche hat immer auch ganz unabhängig von solchen<br />
gelegentlichen bestätigenden Zeichen die Bedeutsamkeit, ja<br />
Notwendigkeit des Empfanges der Eucharistie gelehrt, im<br />
Sinne einer Gebotsnotwendigkeit (Joh 6, 54), und auch als<br />
Notwendigkeit des Mittels, zumindest im Sinne eines impliziten<br />
Verlangens 38 (geistige Kommunion). Für die Erwachsenen<br />
ist sie auch das notwendige Mittel, um längere Zeit im<br />
Gnadenstand verbleiben zu können. Das folgt schon daraus,<br />
dass sie uns als Nahrung gegeben wurde. Die Wirkungen<br />
erklären sich also durch die Analogie mit der Nahrung. Ein<br />
Unterschied besteht allerdings – wie schon Leo XIII. formuliert<br />
hat 39 : Speise verwandeln wir in uns; diese geistliche<br />
Nahrung aber verwandelt uns in sich.<br />
Die menschliche Natur ist durch die Erbschuld zwar nicht<br />
gänzlich verdorben, aber doch verwundet. Auch nach der<br />
Taufe bleibt die böse Begierlichkeit und daraus folgt die Notwendigkeit<br />
ständig zu kämpfen. Ohne Gnade wären wir nicht<br />
in der Lage, auf uns allein gestellt, das Gute zu tun wie Gott<br />
es will, die Gebote zu halten, heilswirksam zu handeln.<br />
38 Thomas: „Sine voto percipiendi hoc sacramentum non potest homini esse<br />
salus“. (S. th. III q 80 a 11; in Joh 6 lectio 7).<br />
39 Leo XIII., Enc. Mirae caritatis (ASS 34 (1901/1902)) 644 s.)<br />
Im Jahr 1989 erschien in der Zeitschrift „Wissenschaft und<br />
Weisheit“ ein Artikel mit der Überschrift: „Erreicht Karl<br />
Rahners Theologie den kirchlichen Glauben?“ 1 Im Jahr 2002<br />
erschien er in erweiterter Fassung als Buch 2 . Jörg Splett hat<br />
diese Rahner-Kritik einer ausführlichen Besprechung gewürdigt<br />
3 . Darin äußert er in mindestens drei Punkten Verständnis<br />
für die Kritik: Auch er bedauert, dass Rahner „(leider) nicht<br />
von Person[en], von Ich und Du in Gott reden will“ 4 , die<br />
„unbestreitbare Modalismus-Nähe Rahners soll nicht bestrit-<br />
1<br />
WiWei 52 (1989) 21–62.<br />
2<br />
Rahner im Kreuz-Verhör. Das System Karl Rahners zuende gedacht (Bonn<br />
2002), 88 S.<br />
3<br />
Jörg Splett, Im Kreuz-Verhör? Zu einer Kritik von Karl Rahners „System“:<br />
ThPh 77 (2002) 556–560.<br />
4<br />
ThPh 77,558 Mitte.<br />
HEINZ-JÜRGEN VOGELS<br />
Karl Rahner im Widerstreit<br />
„Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15, 5).<br />
Wer ohne die hl. Speise zum Ziel gelangen will, muss scheitern<br />
(Hieronymus 40 ).<br />
Daher heißt die Eucharistie auch antidotum, Gegengift<br />
gegen die Sünden, insofern sie von lässlichen befreien und<br />
vor Todsünden bewahren kann (Konzil von Trient 41 ).<br />
Da die Eucharistie aber nicht automatisch-magisch wirkt,<br />
unterscheidet man von altersher 42 und vor allem seit dem<br />
Konzil von Trient 43 verschiedene Weisen zu kommunizieren:<br />
sacramentalis tantum, und sacramentalis et spiritualis, – den<br />
fruchtlosen oder gar sakrilegischen (wenn die Hostie nur<br />
materialiter, aber nicht als Sakrament empfangen wird) Empfang<br />
gegenüber einem sakramentalen und geistlich wirksamen.<br />
Entsprechend sind auch die Wirkungen: sie fehlen oder<br />
sie folgen schon ex opere operato. Die verschiedenen Bedingungen<br />
beim Empfänger sind zwar nicht ursächlich heilend<br />
wirksam, jedoch durchaus bedeutsam. Denn bei unzureichender<br />
Disposition gibt es nur geringe oder keine gar Heilerfolge;<br />
würdiger Empfang dagegen bedeutet Vermehrung der<br />
heiligmachenden Gnade und innigste Verbindung mit Christus<br />
und seinem mystischen Leibe, Tilgung von lässlichen<br />
Sünden und Sündenstrafen, Milderung der ungeordneten<br />
Begierlichkeiten..<br />
Die Worte des Hauptmanns von Kapharnaum: „Sprich nur<br />
ein Wort, so wird mein Diener gesund“ beziehen sich offensichtlich<br />
zunächst auf die physische Krankheit des Dieners,<br />
die Christus dann geheilt hat. Die Kirche erinnert daran beim<br />
Kommunionempfang; sie bittet aber besonders auch um die<br />
Gesundheit der Seele im weitesten Sinne: „Sprich nur ein<br />
Wort, so wird meine Seele gesund“.<br />
Anschrift des Autors: Prof. Dr. Johannes Stöhr<br />
Am Pantaleonsberg. 8, D-50676 Köln<br />
40<br />
Hieronymus: „Periclitatur ergo, qui sine caelestri pane ad optataam mansionem<br />
pervenire festinat“. (In Ev. Matth. Comment., 2, 15, 32; PL 26,<br />
111D)).<br />
41<br />
Tridentinum: „Antidotum, quo liberemur a culpis cotidianis et a peccatis<br />
mortalibus praeservemur“. (sess. 13 c. 2; DH 1638).<br />
42<br />
Vgl. Augustinus, Sermo 71, 11, 17 (PL 38, 453); In Joh. Ev. tr. 26, 11 (PL<br />
35, 1611).<br />
43<br />
Tridentinum, sess. 13 c. 8 und can. 8; DH 1648; 1658. Vgl. Ignatius,<br />
Anm. 5.<br />
ten sein“ 5 , angesichts des „Nicht-Erreichens“ des kirchlichen<br />
Dogmas durch Rahner sei eine „Ergänzung gefragt“ 6 , meldet<br />
aber sonst vielfältige Gegenkritik an. Das Wichtigste aus der<br />
zweimonatigen Korrespondenz, die sich daraufhin entspann,<br />
soll hier wiedergegeben werden. Eine Antwort in der Zeitschrift,<br />
in der die Gegenkritik erschien, war nicht möglich.<br />
Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich Karl Rahner deswegen<br />
„befrage, um zu erfahren, was er meint“, was Jörg Splett<br />
bezweifelt. Ich habe lange mit Karl Rahner korrespondiert<br />
und ihn persönlich gefragt, was er meint, aber nur die Auskunft<br />
bekommen, dass er orthodox sein wolle. Das habe ich<br />
ihm nie bestritten. Er selbst hat mich aufgefordert, die Positionen,<br />
die er einnimmt, „zuende zu denken“, und er selbst<br />
5 ThPh 77,557 unten.<br />
6 ThPh 77,559, 3. Abschnitt.<br />
– 467 – – 468 –<br />
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