pdf: ganzes Heft - Theologisches
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eines heilsgeschichtlichen Kontextes erweitert werden. Gerade<br />
die Erfahrung als einzelner Mensch ... unter Milliarden ... wie<br />
der Augapfel Gottes selbst von ihm behütet zu werden, ist eine<br />
konsequente Folgerung aus den Ereignissen von Lourdes wie<br />
den biblischen Glaubenszeugen. Gott hatte es sicher nicht<br />
nötig, das 1854 feierlich verkündete Dogma ,der unbefleckten<br />
Empfängnis Mariens‘ von einer 14-jährigen ohne Schulbildung<br />
bestätigen zu lassen. Hier geht es vielmehr um die Würde<br />
eines jeden Menschen, gerade der Armen und Unwissenden –<br />
wie biblisch! –, aber auch der Sünder. Im Durchbrechen<br />
geschöpflicher Grenzen wird dieses Mädchen an historisch<br />
festzumachenden Daten an einem konkreten Ort in dem Erleben<br />
Mariens mit der Existenz Gottes so konfrontiert, dass<br />
seine Allmacht als liebende Zuwendung zu den einzelnen<br />
erfahrbar wird.“ 76<br />
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das Buch über den Kreis<br />
gläubiger Katholiken hinaus große Aufmerksamkeit auf sich<br />
ziehen, schon, weil es um das Thema Wunder und Visionen<br />
geht. Dem breiten Geschmack eines allgemein esoterisch-religiös<br />
interessierten Publikums kommt dieses Buch entgegen,<br />
was per se noch kein Makel sein muss. Doch es verlangt, weil<br />
Lourdes vom Autor psychologisch-soziologisch entschärft<br />
wird, auch keine glaubensmäßige Auseinandersetzung mehr.<br />
Viel eher liest es sich wie ein spannender psychologischer Kriminalbericht,<br />
der dem Leser den distanzierten Beobachterstatus<br />
belässt. Außerdem lässt sich der Analyse irgendwie beruhigt<br />
zustimmen: ja, so war, so wird es wohl gewesen sein, so<br />
kann ich mir das Ganze gut vorstellen, so lässt es sich gut<br />
erklären und logisch auflösen. Doch mit dieser Art der Zustimmung<br />
wird Lourdes dann mit gutem Gewissen zu den Akten<br />
gelegt werden können. Nichts weiter folgt daraus für das<br />
eigene Leben. Man bleibt mit sich allein und Gott außen vor.<br />
Als Fazit ist festzuhalten: auch Gottes außergewöhnliches<br />
Eingreifen in Zeit und Raum in diese, seine Welt, in wunderbarer<br />
Weise bleibt einer seiner Wege durch seine Schöpfung zu<br />
seinen Menschen. Dieser Glaube ist vernünftig genauso, wie<br />
eine an Gottes Offenbarung glaubende Theologie vernünftig<br />
ist. Und dieser Glaube hat dann eine echte Chance, vertritt man<br />
ihn nur mit der Kirche und persönlich glaubhaft und hält man<br />
damit an der Wirklichkeit fest, wie Gott sie angelegt hat, um<br />
76 Friedhelm Hofmann, Lourdes – wo das Leiden einen Sinn erfährt. Zum Pastoralbesuch<br />
von Johannes Paul II. –Von Bischof Friedhelm Hofmann, in:<br />
L‘Osservatore Romano (deutsch), 33/34(13. 08. 2004) S. 8.<br />
Musica abscondita nulli est rei.<br />
Was soll die Musik im Stillen?<br />
WALTER HOERES<br />
Der imaginäre Zeitgenosse<br />
– Widersprüche heutiger Pastoral –<br />
Gellius, Noctes Atticae 13, 31, 3<br />
Im Zeitalter der Fastnachts-, der Techno-, der Rockmessen<br />
dürfte der Anlass zu diesem Artikel die Leser zunächst nicht<br />
sonderlich überraschen! Wir meinen die Einweihung der ersten<br />
Jugendkirche St. Jona in Frankfurt, die aus der Umwidmung<br />
der großen und eindrucksvollen Pfarrkirche St. Bonifatius<br />
entstand. Weitere Jugendkirchen in Limburg und Wiesbaden<br />
werden folgen.<br />
uns durch sie auf seine Weise anzusprechen 77 und zu sich zu<br />
ziehen. Dies gilt gerade in einer Zeit der Quantenphysik, 78 der<br />
Hirnforschung 79 oder der Molekularbiologie 80 : „Warum hat der<br />
Glaube überhaupt noch eine Chance? Ich würde sagen: weil er<br />
dem Wesen des Menschen entspricht. Denn der Mensch ist<br />
weiter dimensioniert, als Kant und die verschiedenen nachkantischen<br />
Philosophien ihn sehen und ihm zugestehen wollen.<br />
Kant selbst hat es mit seinen Postulaten ja irgendwie auch einräumen<br />
müssen. Im Menschen lebt unauslöschlich die Sehnsucht<br />
nach dem Unendlichen. Keiner der versuchten Antworten<br />
genügt; nur der Gott, der selbst endlich wurde, um unsere<br />
Endlichkeit aufzureißen und in die Weite seiner Unendlichkeit<br />
zu führen, entspricht der Frage unseres Seins. Deswegen wird<br />
auch heute der christliche Glaube wieder den Menschen finden.<br />
Unsere Aufgabe ist es, ihm mit demütigem Mut, mit der<br />
ganzen Kraft unseres Herzens und unseres Verstandes zu dienen.“<br />
81<br />
Anschrift des Autors: Patrick Oetterer<br />
Em Depensiefen 6<br />
51766 Engelskirchen<br />
„Dazu ist die Kirche ins Leben getreten,<br />
dass sie mit der Ausbreitung der Herrschaft Christi über die<br />
ganze Erde<br />
zur Ehre Gottes, des Vaters,<br />
alle Menschen der heilbringenden Erlösung teilhaftig mache,<br />
und dass durch diese Menschen die gesamte Welt<br />
in Wahrheit auf Christus hingeordnet werde.“<br />
– 531 – – 532 –<br />
38<br />
(2. Vatikan. Konzil, Dekret über das Apostolat der Laien, 2)<br />
77<br />
Vgl. Karl-Heinz Menke, Handelt Gott, wenn ich ihn bitte? Limburg/Kevelaer<br />
2000.<br />
78<br />
Vgl. Anton Zeilinger, Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik,<br />
München 2003.<br />
79<br />
Vgl. John C. Eccles/Karl R. Popper, Das Ich und sein Gehirn, München 2001.<br />
80<br />
Interessant ist beispielsweise die Position von Prof. Dr. Dr. Bruno Vollmert,<br />
Ordinarius für chemische Technik der makromolekularen Stoffe und Direktor<br />
des Polymer-Instituts der Universität Karlsruhe. Er hat zahlreiche Patente<br />
inne und ist international bekannt geworden durch sein Lehrbuch „Grundriss<br />
der Makromolekularen Chemie“. In seinem Buch „Das Molekül und das<br />
Leben – Vom makromolekularen Ursprung des Lebens und der Arten: Was<br />
Darwin nicht wissen konnte und Darwinisten nicht wissen wollen“, Hamburg<br />
1985, geht es um die Frage: Konnte das Leben von selbst entstehen? Vgl.<br />
auch: Aliens wie du und ich. Der Paläobiologe Conway Morris glaubt nicht<br />
an den Zufall in der Evolution. Für ihn war schon im Urknall alles angelegt.<br />
Ein Gespräch über das Entstehen intelligenter Wesen – im Himmel wie auf<br />
Erden, in: Die Zeit 19.08.04, Nr. 85<br />
81<br />
Joseph Ratzinger, Glaube – Wahrheit – Toleranz, Freiburg 2003, S. 111.<br />
Betritt man jetzt die umgewidmete Kirche durch den Seiteneingang,<br />
dann findet man sich unversehens in einer Disco<br />
wieder, denn die jungen Leute sollen sich nunmehr im mit<br />
großem Aufwand umgestalteten Gotteshaus wohl und heimisch<br />
fühlen. Innen verdecken riesige Segel den Chorraum,<br />
um so die Kirche jederzeit und vollends in eine jugendgerechte<br />
Mehrzweckhalle umfunktionieren zu können. Die<br />
Kniebänke sind verschwunden und in der Mitte ist jetzt ein<br />
großer, freier Platz. In einer durch Licht- und Musikeffekte<br />
angereicherten Messe nahm Bischof Kamphaus die Einweihung<br />
vor, nachdem die geistlichen Herren zu den Klängen