Techniken der frühkindlichen Fremdsprachenvermittlung - UMIZ
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voneinan<strong>der</strong> abgegrenzt werden.<br />
Während mit „Erwerb“ das weitgehend „unbewußte, beiläufige (inzidentelle)<br />
Aneignen einer Sprache“ (Apeltauer 2006: 14) gemeint ist, werden mit „Lernen“<br />
„bewußte (intentionale) Sprachverarbeitungsprozesse bezeichnet“ (ebd.). Die<br />
Erstsprache erwirbt das Kind also, da man beim Kleinkind nicht von einem<br />
intentionalen Lernprozess sprechen kann – auch dann nicht, wenn die Eltern es durch<br />
strukturierte Übungen für die richtige Verwendung verschiedener Pluralbildungen<br />
sensibilisieren wollen. Eine Fremdsprache wird meist in einem unterrichtlichen Kontext<br />
erlernt. Diese Darstellung vereinfacht den komplexen Sprachaneignungsprozess<br />
allerdings, da sie die Rechnung ohne die Lernenden macht. Eine Unterscheidung in<br />
formelle Situationen mit Unterricht und informelle Situationen ohne Unterricht<br />
fokussiert allein auf die Lehrenden. Tatsächlich können beide Formen, sowohl Lernen<br />
als auch Erwerben, von den Lernenden selbst gesteuert o<strong>der</strong> von einem<br />
Interaktionspartner / einer Interaktionspartnerin initiiert und strukturiert werden. Sowohl<br />
Selbst- als auch Fremdsteuerung ist also in beiden Kontexten gegeben (ebd.). Die<br />
Übergänge sind fließend (ebd.: 15).<br />
Vor allem in <strong>der</strong> frühen Sprachvermittlung werden Fremdsprachenlernen und<br />
Erstspracherwerb immer wie<strong>der</strong> parallel geführt und mit den gleichen Verlaufsmustern<br />
erklärt. Schlemminger (2000b: 21) stellt allerdings in Frage, ob sich die<br />
Fremdsprachendidaktik „nicht einfach durch einen Kunstgriff einer Problemstellung<br />
entzieht, indem […] [sie, eingefügt S.O.] sich bei <strong>der</strong> Gestaltung von Lernabläufen auf<br />
die ‚Natur‘, die ‚natürliche Methode‘ u.ä. Konstruktionen beruft, o<strong>der</strong> aber ob nicht<br />
doch ein Eingriff stattfindet, bloß auf einem an<strong>der</strong>en Niveau“.<br />
Bei Vermittlungstechniken, wie sie in dieser Arbeit vorgestellt werden, findet<br />
definitiv ein solcher Eingriff von pädagogisch-didaktischer Seite statt. Die Lerninhalte<br />
werden kindgerecht aufbereitet, Vokabeln durch mehrere Sinneskanäle vermittelt,<br />
Bewegungselemente und ein kreativer Umgang mit Sprache bewusst in den<br />
Sprachlernprozess eingebaut. Um in <strong>der</strong> <strong>frühkindlichen</strong> <strong>Fremdsprachenvermittlung</strong> von<br />
Fremdsprachenlernen sprechen zu können, muss allerdings das Kind selbst aktiv in den<br />
Lernprozess eingebunden werden.<br />
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