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24<br />
DEM BESUCHER ABGELAUSCHT<br />
Der Japan-Serau –<br />
Ein geheimnisvoller<br />
Bergbewohner<br />
Ellen Driechciarz<br />
Die Gebirgsregionen der Erde sind Lebensraum für viele<br />
interessante und hoch spezialisierte Tierarten. Und es<br />
finden sich dort, obwohl auf unterschiedlichen Kontinenten,<br />
vergleichbare Arten, die sich von ihrem Körperbau,<br />
der Ernährung sowie ihrer Lebensweise her an<br />
das Hochlandklima, das unwegsame Gelände und die<br />
dort wachsenden Pflanzen angepasst haben.<br />
So erheben sich, in Anlehnung an die europäischen<br />
Alpen, auf der Insel Honshu die japanischen Alpen. Das<br />
gewaltige und schroffe Gebirge mit hohen Berggipfeln<br />
und aktiven Vulkanen durchzieht die gesamte Insel.<br />
Ein Bewohner dieser Hochgebirgswelt ist der „Nihonkamoshika“,<br />
der Japan-Serau (Capricornis crispus). Seine<br />
Verbreitung erstreckt sich neben Honshu auf die japanischen<br />
Inseln Shikoku und Kyushu sowie auf Taiwan.<br />
Weil ihr Fell und Fleisch sehr begehrt waren, wurden<br />
die Tiere jahrhundertelang stark bejagt. Das führte zu<br />
einem starken Rückgang der Bestände, sodass der Serau<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts als bedroht eingestuft wurde.<br />
Gerade noch rechtzeitig setzte ein Umdenken ein und<br />
erste Schutzmaßnahmen wurden ergriffen, 1955 wurde<br />
der Japan-Serau sogar zum „Naturdenkmal“ erklärt.<br />
Inzwischen haben sich die Bestände wieder erholt und<br />
das Überleben dieser interessanten Tierart kann derzeit<br />
als gesichert angesehen werden.<br />
Erst spät gelangten auch Tiere nach Amerika und Europa.<br />
Bis heute werden diese seltenen Vertreter der Gämsenartigen<br />
außerhalb Japans in nur wenigen Tiergärten<br />
gezeigt.<br />
1999 erhielt unser <strong>Zoo</strong> ein Pärchen aus dem Tiergarten<br />
Schönbrunn in Wien. Seitdem kann der <strong>Zoo</strong> <strong>Magdeburg</strong><br />
große Erfolge bei der Haltung und Zucht von Japan-<br />
Seraus aufweisen. <strong>Magdeburg</strong> war die dritte zoologische<br />
Einrichtung in Europa, die einen Zuchterfolg verbuchen<br />
konnte.<br />
Ein typisches <strong>Zoo</strong>tier, das der <strong>Zoo</strong>besucher bei seinem<br />
Rundgang erwartet, ist der Japan-Serau also nicht. Er<br />
ist weder auffällig gefärbt, noch hat er eine außergewöhnliche<br />
Gestalt, er gibt kaum Geräusche von sich und<br />
bewegt sich eher bedächtig in seinem Terrain. So erkennen<br />
viele <strong>Zoo</strong>besucher diese Tierart auf den ersten Blick<br />
nicht und laufen einfach weiter. Kinder rufen dagegen<br />
häufig interessiert: „Mama, guck mal!“<br />
Besonders wenn sie zusammengekauert auf einem ihrer<br />
Liegeplätze liegen und als einzige Regung das Spiel der<br />
Ohren ihre Aufmerksamkeit verrät, sind sie vom Besucher