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30<br />
GASTKOMMENTAR<br />
nächsten Punkt automatisch einschließt, dass (d) die<br />
Ursachen, derentwegen die Art dort ausgerottet oder<br />
selten wurde, bekannt und beseitigt sind. Außer vielleicht<br />
Medienrummel für den, der das fordert, bringt es<br />
also nichts, die Rückführung von <strong>Zoo</strong>tigern nach Asien<br />
zu verlangen, wenn nahezu überall dort, wo Tiger noch<br />
leben, die Wilderei nicht unter Kontrolle ist.<br />
Und um dem Einwand vorzubeugen, das Geld für die<br />
Haltung von <strong>Zoo</strong>tigern wäre somit besser vor Ort investiert,<br />
sei angefügt, dass durch <strong>Zoo</strong>s und über von<br />
<strong>Zoo</strong>s organisierte Sammelaktionen (etwa die europaweite<br />
EAZA Tigerkampagne) in den letzten Jahren rund ein<br />
Viertel aller Finanzen aufgebracht wurden, die für den<br />
Schutz der letzten wild lebenden Tigerpopulation zur<br />
Verfügung standen.<br />
Seriöse Wiederansiedlung von bedrohten Arten unter<br />
Berücksichtigung der erwähnten Aspekte existieren<br />
bereits vielfach, nicht nur für Przewalskipferde, oder<br />
Kalifornische Kondore, sondern z.B. auch für Addaxantilopen<br />
(Addax nasomaculatus), Säbelantilopen (Oryx<br />
dammah), Feldhamster (Cricetus cricetus), Schwarzfußiltisse<br />
(Mustela nigripes) und Europäische Nerze (Mustela<br />
lutreola) bis hin zu Lord-Howe-Stabheuschrecken<br />
(Dryococelus australis) und vielen anderen Arten. <strong>Zoo</strong>s<br />
und verwandte Einrichtungen spielen in vielen dieser<br />
Projekte nicht nur durch das Bereitstellen von Tieren,<br />
sondern auch durch fachliche und finanzielle Hilfe eine<br />
Rolle. Jene Tierrechtsorganisationen, die so vehement<br />
„das Ende der Tiere hinter Gittern fordern“, glänzen<br />
aber bisher mit Abwesenheit, wenn es darum geht, dann<br />
wirklich Leistungen zu erbringen, um wissenschaftlich<br />
korrekt und unter Berücksichtigung des ökologischen<br />
und sozialen Umfeldes im Aussetzungsgebiet solche<br />
Tierpopulationen in Freiheit neu aufzubauen.<br />
Realitätstest für Tierschützer<br />
Großes aus einer ja oft durchaus idealistischen Weltsicht<br />
zu fordern, ist einfach. Dieses dann aber dem Realitätstest<br />
zu unterziehen oder gar seriös umzusetzen, ist<br />
eine andere Sache. Geld, Wissen, jahrelanges Durchhaltevermögen,<br />
Kompromissbereitschaft, diplomatisches<br />
Geschick, eine hohe Frust-Toleranz und Enthusiasmus<br />
sind gefragt. Heraus kommt dann für den Arten- und<br />
Naturschützer zermürbende tägliche Kleinarbeit, die oft<br />
auch noch wenig medienwirksam ist.<br />
Da sind dann die simplen Feindbilder bequemer – und<br />
auch für den Sensationsberichterstatter interessanter: Die<br />
Wölfe (oder die Tiger oder Biber), wenn sie in der Wildbahn<br />
menschlichen Interessen in die Quere kommen, der<br />
<strong>Zoo</strong>direktor, wenn die Tiere in Gehegen leben, oder der<br />
<strong>Zoo</strong>tierarzt, wenn es um Populationsmanagement geht.<br />
So verpuffen die Bemühungen zur Rettung der Artenvielfalt<br />
auch im Jahr eins nach der großen Biodiversitätskon-<br />
ferenz in Nagoya nicht nur im leeren Gerede der Politik,<br />
sondern nach wie vor auch im fundamentalistischen<br />
Streit selbst jener Interessengruppen wie Jäger, Angler,<br />
Landwirte und Tierschützer, die eigentlich wegen ihres<br />
Bezuges zur belebten Natur alle mit den Natur- und<br />
Artenschützern am selben Strang ziehen sollten.<br />
Dank<br />
Mein Dank gilt Jens-Ove Heckel für viele wichtige Anmerkungen<br />
zu einer früheren Version dieses Manuskripts.<br />
Quellen<br />
BMT (2008): Schicksal überzähliger <strong>Zoo</strong>tiere – bmt fordert <strong>Zoo</strong>s auf, auf<br />
Nachzucht zu verzichten, 3/2008, S. 11.<br />
Dickinson, P. (2010): The Good <strong>Zoo</strong> and Euthanasia. http://zoonewsdigest.<br />
blogspot.com/ 2010/11/ good-zoo-and-euthanasia.html.<br />
EAZA (2010): Statement on behalf of the European Association of <strong>Zoo</strong>s<br />
and Aquaria (EAZA) and the EAZA conservation breeding programme<br />
for tigers (the Tiger EEP) in reference to the recent conviction of staff of<br />
<strong>Zoo</strong> <strong>Magdeburg</strong> for the management euthanasia of three hybrid tigers.<br />
Etzold, S. (2008): Sterbehilfe im Tierpark, Die Zeit, 11.09.2008, S. 41-42.<br />
IUCN/SSC (2002): IUCN TECHNICAL GUIDELINES ON THE MANAGEMENT<br />
OF EX SITU POPULATIONS FOR CONSERVATION.<br />
IUCN/SSC/CRSG (2010): Global Re-Introduction Perspectives: 2010’ zum<br />
downloaden von www.iucnsscrsg.org<br />
Natura 2000 Newsletter (2010): Haltung der Europäer zur Biodiversität,<br />
28/2010, S. 12-13.<br />
VDZ (2008): Leitlinien zur Regulierung von Tierpopulationen in deutschsprachigen<br />
<strong>Zoo</strong>s. S. 82.<br />
WAZA (2010): Statement on behalf of the World Association of <strong>Zoo</strong>s<br />
and Aquariums (WAZA) in reference to the recent conviction of staff of<br />
<strong>Zoo</strong> <strong>Magdeburg</strong> for the management euthanasia of three hybrid tigers.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
ZOOLOGISCHER GARTEN MAGDEBURG gGmbH<br />
<strong>Zoo</strong>allee 1, 39124 <strong>Magdeburg</strong><br />
Tel.: 0391 280900, Fax: 0391 280905100<br />
www.zoo-magdeburg.de<br />
Geschäftsführer: Dr. Kai Perret<br />
Aufsichtsratsvorsitzender: Dr. Lutz Trümper<br />
Handelsregister: Amtsgericht Stendal, HRB 5885<br />
USt.-IdNr.: DE251537548<br />
Steuer-Nr.: 102/105/90205<br />
Redaktion: Björn Encke, Regina Jembere, Andreas Krauss<br />
Fotos: Werner Knauf, Wilfried Kaufmann, René Driechciarz,<br />
Mark-Oliver Rödel, Laura Sandberger, Björn Encke, Andreas<br />
Krauss, Ellen Driechciarz, Ulrike Weizsäcker, Thiemo<br />
Braasch, <strong>Zoo</strong>archiv<br />
ISSN 1862-6297