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Kleines Nest auf der Hainbuche<br />

tere Bestätigung der artgerechten Haltung in der neuen<br />

Südamerika-Anlage. Auch im lateinamerikanischen<br />

Raum, in dem sich die natürlichen Verbreitungsgebiete<br />

der Gattung Nasua befinden, ist bisher wenig zu diesem<br />

für Kleinraubtiere außergewöhnlichen Verhalten publiziert<br />

worden. Umso interessanter sind für uns Vergleiche<br />

mit Daten aus dem Freiland, die OLIFIERS et. al. (2009)<br />

gewannen. Wie im brasilianischen Pantanal beobachtet,<br />

werden die Nester auch bei uns für zwei Zwecke gebaut<br />

und genutzt. Zum einen sind es bloße Schlafnester,<br />

zum anderen Zufluchts- und Aufzuchtsort für werfende<br />

Mütter und ihre heranwachsenden Jungtiere. Während<br />

andere Arten gleichen oder ähnlichen Ökotyps vor allem<br />

bereits bestehende geschützte Schlafbereiche wie Baum-<br />

oder Felsenhöhlen beziehen, bildete sich bei Nasenbären<br />

die Verhaltensweise des freien Nestbaues heraus. Diese<br />

alternativ opportunistische Verhaltensweise gibt den<br />

Nasenbären die Möglichkeit, eine vagabundierende<br />

Lebensweise innerhalb ihrer Territorien, die mehrere<br />

Quadratkilometer groß sein können, auszuüben. Darüber<br />

hinaus werden dadurch Konkurrenzsituationen mit<br />

anderen Raubsäugern wie z. B. dem Waschbär (Procyon<br />

lotor) insbesondere im Hinblick auf geschützte Schlafbereiche<br />

wie Baum- und Felsenhöhlen vermieden. Prinzipiell<br />

kann eine Nutzung von Baumhöhlen aufgrund<br />

der Gruppengrößen von bis zu 30 Weibchen sowie den<br />

sehr großen Würfen und den zur Verfügung stehenden<br />

Höhlen auch in den Regenwäldern Südamerikas und<br />

insbesondere den Savannen und Galeriewäldern eher<br />

ausgeschlossen werden. Aus den unterschiedlichen Nutzungen,<br />

die auch an die Geschlechter gebunden sind,<br />

resultieren differierende Bauweisen, wie wir bei unseren<br />

Tieren feststellen konnten. Unsere Männchen bogen als<br />

Unterbau in einer Astgabel (Aststärke mindestens 1 cm)<br />

dort wachsende Zweige zurecht. Auf diese wurde eine<br />

Auflage abgebissener und zurechtgedrückter Äste aufgebracht.<br />

Während die Außenränder taubennestartig eher<br />

liederlich ausgefranst waren, stellte sich der Innenteil mit<br />

einem Durchmesser von 25 - 50 cm als deutlich fester<br />

und kompakter dar. Die Nester werden, wenn möglich,<br />

regelmäßig neu angelegt, ältere aktiv entfernt. So wurden<br />

etwa am 22.6.2010 zwei neue Nester vorgefunden,<br />

zwei alte waren herunter geworfen. Am 27.6.2010 fand<br />

sich erneut ein frisches Nest, gleichzeitig war ein altes<br />

abgestoßen worden. Bereits am 8.7.2010 waren wiede-<br />

TIERGESCHICHTEN<br />

rum zwei neue Nester gebaut worden. Über Gründe für<br />

den häufigen Wechsel kann nur gemutmaßt werden. So<br />

könnten „zu lang“ genutzte Nester stärker von Parasiten<br />

befallen sein und/oder als Anlaufpunkt für potentielle<br />

Fressfeinde als „zu bekannt“ erscheinen.<br />

Das von unserem Weibchen zum Zwecke der Jungenaufzucht<br />

angelegte Nest wies demgegenüber wesentliche<br />

Unterschiede auf. Aus Gründen des Populationsmanagements<br />

ist sie das einzige weibliche Tier der Gruppe. Um<br />

die Belastbarkeitsgrenze unseres Weibchens nicht zu<br />

überschreiten, sind vier der fünf Männchen frühzeitig<br />

kastriert worden. Im Jahr 2010 war das Weibchen vom<br />

2.4. bis 14.7.2010 von den Männchen getrennt im Innenstall,<br />

um dort in Ruhe zu werfen und ihre 5 Jungen<br />

über die ersten Wochen zu bringen. Auch im Freiland<br />

verbringen die Weibchen die erste Phase der Aufzucht<br />

außerhalb ihrer Gruppe (EMMONS, 1997). Unserer Bärin<br />

wurde am 14.7.2010 samt der Jungen wieder Zugang zur<br />

Außenanlage in Anwesenheit der Männchen gewährt.<br />

Am 20.7.2010 fiel ein sehr großes, von der Sonne gut<br />

beschienenes Nest in einer Trauerweide auf, das sie mit<br />

ihrem Wurf bezogen hatte. Das Konstruktionsprinzip<br />

entspricht dem der Schlafnester der Männchen, allerdings<br />

ob der umfangreicheren Dimension mit erheblich<br />

dickeren Astgabeln als Unterbau. Der Durchmesser dieses<br />

Nestes betrug rund 1,30 m, das Gewicht wurde mit 10<br />

kg bestimmt. Solange sich die Jungen auf der Anlage<br />

befanden (Abgabe am 14.8.2010), war interessanterweise<br />

Nest auf der Trauerweide<br />

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